Wichtig: Ich möchte vorher erwähnen, dass ich mit dieser Geschichte kein Geld verdienen will und alle Rechte von Star Wars und den auftretenden Charakteren nicht bei mir liegen. Ich habe diese Geschichte lediglich zum Spaß geschrieben und hoffe, dass die Leser auch Spaß haben, wenn sie diese Geschichte lesen.

Star Wars - Krieg und Frieden, Liebe und Verrat

Kapitel 1: Visionen

Das Leben eines Jedi-Ritters war alles andere als einfach, dachte sich Kyp Durron, als er früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, die Jedi-Akademie verließ und langsam die Treppen des alten Massassi-Tempels erklomm, der Luke Skywalker nun als Jedi-Schule diente. Stufe für Stufe war eine Qual, denn Kyp's Knochen und Muskeln taten noch immer weh, obwohl seine medizinische Behandlung abgeschlossen war. Er atmete ruhig, sog die kühle Luft von Yavin 4 ein und ließ die Macht durch sich fließen, ihn durchdringen, um den Schmerz seiner noch nicht ganz verheilten Verletzungen zu lindern. Nach 20 anstrengenden Minuten hatte Kyp die Spitze des Tempels erreicht und setzte sich auf den noch kühlen Sandstein und sah zum Horizont. Wie schon seit seiner Ankunft vor ein paar Tagen hatte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Er musste noch immer sehr viel nachdenken. "Komm zurück und schließ dich uns an, Kyp", hatte Meister Skywalker gesagt. "Willkommen daheim, Jedi-Ritter!". Aber war er wirklich willkommen? Nach allem, was er getan hatte? Kyp Durron hatte ein ereignisreiches und schweres Leben gehabt. Er wuchs in der Deyer-Kolonie im Anoat-System auf, als Sohn von engagierten Politikern. Seine Eltern dienten dem Imperium, ohne sich dessen wahrer Natur bewusst zu sein. Sie hatten geglaubt, Imperator Palpatine zur Vernunft zu bringen und sprachen sich gegen einige seiner extremen Ansichten und Methoden aus. Sie bereuten diesen Fehler bitter, als eines Nachts Sturmtruppen in ihr Haus stürmten. Kyp und seine Eltern fanden sich in den Gewürzminen von Kessel wieder, als politische Gefangene. Sie sollten dort bis an ihr Lebensende Schwerstarbeit leisten. Kyp's älterer Bruder Zeth wurde ins Ausbildungszentrum von Carida gebracht, um selber ein Sturmtruppler zu werden. Damals war Kyp erst 8 Jahre alt gewesen. Hart war die Arbeit in den dunklen Stollen von Kessel, wo er und seine Eltern das wertvolle Gewürz Glitzerstim ernten mussten. Ein Jahr später starben seine Eltern während einer Gefängnisrevolte. Acht lange Jahre arbeitete Kyp in völliger Dunkelheit der Gänge. Er überlebte nur, weil er sich an die Situation anpasste, Regeln befolgte und niemals Aufmerksamkeit auf sich zog. Kyp's Leben änderte sich drastisch, als eines Tages zwei neue Gefangene in sein Leben traten, Han Solo und Chewbacca. Froh über Neuigkeiten von der Außenwelt und froh über seine neuen Freunde zeigte er ihnen wie man in den Minen überleben konnte. Han und Kyp hatten einiges gemeinsam und schnell freundeten sie sich an. Kyp wusste außerdem, dass er Machtsensitiv war, dank einer Begegnung mit einer geheimnisvollen alten Frau, die für kurze Zeit in den Minen gewesen war. Sie zeigte Kyp ein paar Tricks, doch sehnte sich Kyp danach, die Macht richtig kontrollieren zu können. Han Solo erkannte sein Potential und beschloss, ihn Luke Skywalker vorzustellen. Er erzähle Kyp von den Neuigkeiten: Das Imperium war so gut wie besiegt. Der Imperator war tot, doch gab es immer wieder imperiale Kriegsherren, die für Unruhe sorgen und die Galaxis beherrschen wollten. Er erzählte ihm von der Neuen Republik, regiert von seiner Frau Leia Organa Solo. Gemeinsam gelang ihnen die Flucht und nach ein paar Wochen auf Coruscant, der Hauptwelt der Neuen Republik, reiste Kyp zum vierten Mond von Yavin, um sich Luke Skywalkers neu gegründeter Jedi-Akademie anzuschließen. Dort stürzte er sich in die Arbeit und lernte unermüdlich und schon nach Tagen übertraf er alle anderen Schüler. Er sprach nicht viel mit den anderen und bevorzugte es, alleine zu sein, um sich ganz dem Verbessern seiner Jedi-Fähigkeiten zu widmen. Nach einer Woche wurde er vom Geist Exar Kuns heimgesucht, der vor tausenden von Jahren ein mächtiger Lord der Sith gewesen war und damals von den Jedi-Rittern scheinbar besiegt wurde, obwohl er seinen Geist in die alten Tempelmauern retten konnte und dort geduldig wartete, auf eine Gelegenheit, wieder an Macht zu gewinnen. Und diese Gelegenheit hatte er nun, mit mehreren Jedi-Schülern. Er machte sich Kyp Durrons Wissensdurst zunutze und zeigte ihm Geheimnisse, die nicht einmal Luke Skywalker kannte. Kyp war damals ein Narr gewesen und wollte die Macht benutzen, um die Reste des Imperiums auszulöschen, die seine Familie zerstört hatte und ihm so ein schweres Leben bereitet hatte. Kyp dachte, er konnte von Exar Kun bekommen was er wollte und viel lernen, ohne den Preis zu zahlen. In seinem Stolz dachte Kyp, er könne den Pfad der Dunklen Seite betreten, ohne von der Dunklen Seite der Macht verzehrt zu werden, dass er die Dunkle Seite zum Wohle der Neuen Republik einsetzen könnte. Als seine Studien mit dem Dunklen Lord der Sith, Exar Kun, voran schritten, verschwand sein Respekt zu Luke Skywalker und den anderen Jedi-Rittern. Kyp war der Ansicht, dass Lukes Bild von einem Jedi-Orden fehlerhaft war. Denn schließlich fielen die Jedi-Ritter trotz all ihrer Macht dem Imperator und Darth Vader zum Opfer, wurden Feinde des Imperiums und gnadenlos gejagt, ohne eine Chance zu haben. Und weil sich Skywalker scheinbar weigerte, aus diesen Fehlern zu lernen, weigerte sich Kyp nun, von Skywalker zu lernen. Die Jedi-Ritter sollten sich weiter entwickeln und mächtig genug werden, um nicht noch einmal vernichtet werden zu können. Kyp dachte, dass die Dunkle Seite der Macht, so wie sie Exar Kun ihm gezeigt hatte, der Schlüssel war um allmächtig und unbesiegbar zu werden. Am Ende hatte sich Kyp mit Luke angelegt und den Jedi-Meister dank der Hilfe von Exar Kun in ein tiefes Koma geschickt. Er stahl den Sonnenhammer, eine imperiale Superwaffe, die er gemeinsam mit Han Solo und Chewbacca vom Imperium gestohlen hatte, um diese furchtbare Waffe gegen ihre eigenen Schöpfer einzusetzen. Er zerstörte viele Schlachtschiffe des Imperiums, zerstörte das Ausbildungszentrum von Carida, in einem verzweifelten Versuch, seinen Bruder Zeth zu retten - vergebens. Erst als die anderen Jedi-Schüler und Luke Skywalker gemeinsam den Geist von Exar Kun zerstörten, war der Bann des dunklen Lords vorbei und Kyp kam zur Vernunft. Nachdem er sich vor dem Senat der Republik verantworten musste, musste er sich vor Luke Skywalker verantworten. Luke sagte ihm, dass sein Beschreiten des Pfads der Dunklen Seite ein Test gewesen sein könnte und er nicht gescheitert sein muss, sondern als stärkerer Jedi-Ritter aus diesem Erlebnis hervorgehen konnte. Zum ersten Mal erkannte Kyp die Verantwortung die er hatte und wie hart es sein konnte, ein Jedi-Ritter zu sein. Kyp hatte Angst, die Macht erneut für finstere Zwecke zu missbrauchen, unabsichtlich. Um ihn davon zu kurieren, befahl Luke Skywalker, dass sich Kyp der Dunklen Seite stellen musste, wie sie noch immer in Exar Kuns altem Tempel auf Yavin 4 vorhanden war. Im Tempel selber wurde Kyp von einer dunklen Gestalt heimgesucht, scheinbar der Geist von Exar Kun. Doch der Geist stellte sich als sein Bruder Zeth heraus, der nun im Tode frei von den Fesseln des Imperiums war. Als Kyp sich für eine gewaltlose Konfrontation entschied und weder die Kräfte der Sith oder die Waffen der Jedi einsetzte, bewies er sowohl sich selber als auch Meister Skywalker, dass er bestanden hatte und noch immer ein mächtiger Jedi-Ritter sein konnte. Kurz darauf war er gemeinsam mit den Jedi und den Streitkräften aufgebrochen, um gegen das Imperium zu kämpfen, die mit einem neuen Todesstern eine tödliche Bedrohung darstellte. In einem selbstlosen Akt konnte Kyp mit dem Sonnenhammer den Todesstern vernichten und auch den Sonnenhammer auf ewig in einem schwarzen Loch verschwinden lassen. Dabei hatte sich Kyp in eine enge Kurierkapsel quetschen müssen, um dem kleinen, tödlichen Schiff noch rechtzeitig zu entkommen. Er hatte sich selber Knochen brechen müssen, um in die Kapsel zu passen und wurde später von Han Solo geborgen und auf die Krankenstation gebracht. Das war vor einem Monat gewesen. Kyp war wieder auf Yavin 4, bei der Jedi-Akademie, aber irgendwie kam er sich fremd vor. War er wirklich willkommen? Meister Skywalker hatte ihm vergeben, aber die anderen Jedi-Ritter waren teilweise noch immer sehr ausweichend und misstrauisch. Ein kühler Windstoß wehte Kyp ins Gesicht und er hüllte sich in die schwarze Robe, die ein Geschenk von Han Solo war. Und für Kyp nun eine Erinnerung, was aus ihm hätte werden können. Die dunkle Seite hatte ihre Spuren bei ihm hinterlassen. Sein blasses Gesicht und seine dunklen Augen schienen älter als 18 Jahre zu sein. Der Wind wurde stärker und zerzauste seine schwarzen Haare. Langsam wurde es wärmer, ehe die Sonne über dem Horizont von Yavin 4 aufging. Der Himmel wurde heller und der Dschungel ringsum die Akademie erwachte zum Leben, mit tausenden Geräuschen. Das helle Licht blendete Kyp, daher schloss er die Augen und griff nach der Macht und meditierte. Er würde schon irgendwann wieder das Vertrauen der anderen Schüler gewinnen und alles würde okay sein. Der Schmerz in Kyps Knochen ließ nach und er streckte sich und hieß den neuen Tag im Stillen willkommen. Dann machte er sich daran, wieder die Stufen des Tempels hinab zu steigen, denn bald gab es Frühstück und das wollte er nicht verpassen. Bei jedem Schritt fluchte er leise, als seine Knochen noch immer wehtaten und er beschloss, jede freie Minute damit zu verbringen, mithilfe der Macht den Heilungsprozess zu beschleunigen. Er konnte es kaum erwarten, wieder vollkommen fit zu sein.

Während die Jedi-Akademie langsam zum Leben erwachte und alle Schüler sich duschten um dann in die Mensa zum Frühstücken zu gehen, saß Tionne bereits in der Großen Halle der Jedi-Akademie, die einst ein Thronsaal gewesen war und nun als eine Art Vorlesungssaal genutzt wurde. Tionne saß auf einem leicht erhöhten Podest, am Ende eines langen Mittelganges und meditierte. Erst in einer Stunde würde der Unterricht beginnen, aber gerade weil Tionne die erste Doppelstunde unterrichten würde, war sie sehr nervös und wollte heute morgen nicht frühstücken. Heute würde sie im Unterricht über den Wandel der Zeit sprechen, über die Ereignisse, die einst den Fall der Jedi ausgelöst hatten. Sie hatte sich viel Mühe gegeben, alles so gut sie konnte zu rekonstruieren und hatte Stunden in den Archiven verbracht. Nun lag es an ihr, die Wahrheit zu erzählen und von Hetzpropaganda gegen die Jedi-Ritter und übertriebenen Legenden irgendwie die wahre Geschichte heraus zu finden. Sie hoffte, dass Meister Skywalker zufrieden mit ihr sein würde, denn sie hatte viel Zeit mit dem Vorbereiten verbracht. Deshalb war sie so nervös. Vorher hatte sie immer ihre Balladen und Lieder vorgetragen, dabei an ihrer Doppelgeige - einem Musikinstrument, bestehend aus zwei hohlen Resonanzboxen, die durch ein saitenbespanntes Mittelstück miteinander verbunden waren - gezupft. Aber diesmal war es eine wahre Herausforderung, wo es doch zu dieser Ära kaum Informationen gab. Aber Tionne liebte Herausforderungen. Tionne war eine junge, menschenähnliche Frau mit einem unglaublichen Wissensdurst hinsichtlich der Geschichte der Jedi-Ritter. Als Kind war sie fasziniert von den Geschichten über die Jedi und hat von ihrer Großmutter viele Geschichten erzählt bekommen, obwohl alle Spuren der Jedi-Ritter - Holoaufnahmen, Bücher, Datendisketten und die Jedi selbst - verschwunden und ausgelöscht waren. Ihre Großmutter hinterließ diesen Wissensdurst bei Tionne und sie begann, sich für jede Legende der Jedi-Ritter zu interessieren und ihr Leben der Erhaltung und Wiederbelebung dieser Geschichten zu widmen. Sie forschte in alten Archiven und verewigte die Geschichte der Jedi-Ritter in ihren Balladen, um sie gemeinsam mit Musik näher an die Wesen der Galaxis zu bringen. Sie hätte eine hervorragende Historikerin oder Minnesängerin werden können. Aber dank ihrer Begabung in der Macht konnte sie sich zu ihrem Glück einem höheren Ziel widmen. Ein Jedi-Ritter zu werden war wie ein wahr gewordener Traum für Tionne. Denn sie war in einer Galaxie aufgewachsen, in der die Jedi-Ritter nicht mehr existierten und schon ihr Erwähnen zu Bestrafung und Arrest führen konnte. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, einen Jedi zu treffen oder gar selber einer zu werden. Obwohl sie nicht so mächtig war, um die Wege der Macht völlig zu meistern, glich ihr Tatendrang und Wissensdurst und ihre Hingabe zu der Geschichte der Jedi-Ritter das wieder aus. Ihre Hingabe war ansteckend und in vielerlei Hinsicht war Tionne das Herz und die Seele von Luke Skywalkers ersten Jedi-Schülern. Tionne war dankbar und froh, dass Luke Skywalker sie gefunden und in die Jedi-Akademie mitgenommen hatte und schwor sich, so gut wie möglich bei der Schaffung eines neuen Jedi-Ordens zu helfen. Tionne meditierte weiter, um ihre Gedanken zu ordnen und sich zu beruhigen. Die Macht war ihr Verbündeter und schnell waren ihre Sorgen hinsichtlich des Unterrichts vergessen. Sie schloss die großen, exotischen Augen und auch das blendend helle Licht, welches durch die Fenster der Großen Halle fiel, störte sie nicht mehr. Sie saß ihm Schneidersitz, lehnte sich aber leicht nach hinten und stützte sich mit den Handflächen auf dem steinernen Boden ab und wurde eins mit der Macht. Ihre langen Augenwimper zitterten, als sie sich entspannte und gleichzeitig Bilder vor sich sah. Ereignisse in der Vergangenheit. Manchmal konnte ein Ort dies auslösen, dass hatte Meister Skywalker ihr schon erklärt. Aber dass Visionen so intensiv sein konnten, hätte Tionne nicht gedacht.

Von einer Sekunde auf die andere sah Tionne den großen Tempel vor sich. Die Jedi-Akademie. Doch war etwas anders. Der Tempel war vollkommen weiß, frei vom Schmutz der Jahrtausende und von Moos und Ranken. Auf dem Dach des großen Tempels stand Exar Kun, dunkler Lord der Sith und blickte nach unten, auf seine Sklaven. Es waren Vertreter der verschwundenen Massassi-Rasse, die gemeinsam arbeiteten, riesige Steinblöcke über die Straßen zogen, die sie durch den Dschungel geschlagen hatten. Die Massassi waren humanoid, ihre Hautfarbe reichte von dunkelrot bis ins grau und ihre Haut war glatt, abgesehen von einigen stachelartigen Auswüchsen auf Rücken, Schultern und Oberarmen. Sie waren riesig und muskulös und arbeiteten unermüdlich für ihren grausamen Meister Exar Kun. Dieser stand auf dem höchsten Punkt des Tempels und dirigierte die Arbeitsgruppen zu seinen Füßen. Dabei benutzte er die dunkle Seite der Macht, um seine Sklaven anzutreiben und zu kontrollieren. Intuitiv erkannte Tionne, dass diese Ereignisse vor mehr als 4000 Jahren passiert sind. Der orange Gasriese von Yavin hing am Himmel. Die Steinblöcke des großen Tempels waren weiß und neu. Sie schienen, nach den hellen Kanten zu urteilen, frisch aus dem Steinbruch zu kommen. An einer Wand der Zikkurat rankte sich ein unfertiges Gerüst hoch. Der Stufentempel war fertig gestellt und das Gerüst wurde noch abgebaut, um beim Bau weiterer Tempel benutzt zu werden. Aus der Tiefe drang leises Gemurmel und monotoner Gesang zu dem dunklen Lord der Sith herauf. Beschwörungen und Klagelieder der gequälten Sklaven. Exar Kun blickte zum Dschungel hinüber und weiter zum Horizont des Mondes von Yavin, wo er hinter einer kleinen Felsenkette einen glasklaren See erblickte, in dessen Mitte ein weiterer großer Tempel errichtet wurde. Der See war tief, doch gab es steinerne Säulen, die bis unter die Wasseroberfläche reichten und als Trittsteine zu einer Insel in der Mitte des Sees benutzt werden konnten. Auf dieser Insel wurde Exar Kuns Tempel errichtet. Aus schwarzem Obsidian, sah diese Pyramide aus, als wäre sie aus einem einzigen Stein heraus gemeißelt. Die Spitze war gespalten und umschloss eine gigantische Statue aus poliertem schwarzem Gestein. Die Gestalt Exar Kuns. Die Tempelanlagen waren als Fokus errichtet worden, um es dem Sith zu erleichtern, die dunkle Seite der Macht zu benutzen. Exar Kun sah wieder zu seinen Sklaven und kratzte sich an der Stirn, wo eine schwarze Sonne eintätowiert war. Unter ihm summten und sangen die Arbeitsgruppen weiter, in apathischer Eintönigkeit, längst jenseits aller Erschöpfung, während sie einen gewaltigen Block eine lehmüberzogene Rampe aus zusammengebundenen Baumstämmen hinaufzogen. Plötzlich zuckten grelle Lichtbahnen über den Himmel von Yavin 4. Die Massassi-Sklaven flohen panikerfüllt in den Dschungel, als viele der neuerrichteten Tempel unter einer Salve von Laserblitzen aus dem Orbit in Trümmern fielen. Schlachtschiffe der Alten Republik waren eingetroffen, um den dunklen Lord der Sith zu stoppen. Sie beschossen den Planeten und setzten den Urwald in Brand. Doch Exar Kun, der dunkle Lord der Sith, begann zu lachen. Er lachte und lachte. Entweder ignorierte er die Zerstörung, die über die Baustellen und seine Sklaven raste - oder er amüsierte sich über sie. Weitere Massassi-Tempel explodierten im Bombardement und während der Dschungel brannte, starben die Massassi. Entweder wurden sie vom Feuer verschlungen, von Explosionen zerrissen oder fielen der dunklen Seite zum Opfer, als Exar Kun ein letztes Ritual durchführte, und die Leben seiner Diener opferte um seinen Geist vom Körper zu trennen, ehe auch dieser vernichtet wurde. Die Vision war vorbei. Tionne merkte, dass sie schwer atmete doch war sie nicht imstande, sich aus dieser Trance zu lösen. Sie war vollkommen eins mit der Macht und hatte etwas derartiges noch nie zuvor geschafft. Farben wirbelten vor ihrem geistigen Auge und formten sich erneut zu klaren Bildern, als sie eine weitere Vision bekam.

Diese fand Jahrtausende später statt, zur Zeit des Bürgerkriegs gegen das galaktische Imperium. Es war, als würde Tionne mit den Augen des Großen Tempels sehen. Der erste Todesstern war zerstört. Das Imperium hatte seine erste, verheerende Niederlage erlitten. Die Rebellenallianz hatte das unmögliche geschafft und mit einer handvoll Raumjäger die Superwaffe des Imperiums vernichtet. Ein jubelndes, feierndes Gedränge von Technikern, Mechanikern und anderen Bewohnern des Großen Tempels, welcher als Hauptquartier der Rebellen gedient hatte, umschwärmte jeden der Raumjäger, als er landete und in den Hangar des großen Tempels rollte. Zentrum der glücklichen, feierlichen Atmosphäre bildeten drei Gestalten, die sich darin zu übertreffen suchten, die anderen in höchsten Tönen zu loben. Und ein junger, energischer aber trotzdem völlig ausgelaugter Luke Skywalker wurde am meisten begrüßt. Schließlich hatte er den Tag gerettet und den entscheidenden Treffer gelandet, als er einen Protonen-Torpedo in einen winzigen Schacht gefeuert hatte und so den Reaktor des Todessterns sprengte, was zu einer Kettenreaktion geführt hatte, die die riesige Raumstation vernichtete. Gefährlich waren allerdings die Händedrücke und das Schulterklopfen von Chewbacca. Man lachte, als der Wookiee ein verlegendes Geräusch machte, nachdem er Luke beinahe platt gedrückt hätte. "Han! Ich wusste, dass du kommen würdest, ich habe es gewusst!", schrie Luke und umarmte Han Solo, den Schmuggler, der sich doch noch für das Richtige entschieden hatte und dem Jungen während der Schlacht um Yavin 4 den Rücken gedeckt hatte. Und Han Solo hatte nichts von seiner Selbstzufriedenheit verloren: "Ich wollte dir nicht die ganze Ehre und die Belohnung alleine überlassen!" Er drückte Luke und strahlte ihn an. Als das Gelächter aufbrandete, gesellte sich eine biegsame Gestalt mit wehendem weißem Gewand zu den beiden. Tionne lächelte instinktiv, als sie die Helden der Rebellion in so jungen Jahren sah und sich den vielen Veränderungen bewusst wurde. Leia umarmte Han, ehe sie gemeinsam mit den beiden davon ging. "Ich wusste, dass es mehr für sie gibt als nur Geld". Es gab viele Räume in dem riesigen Tempel, die von den Technikern der Allianz für den modernen Gebrauch umgebaut worden waren. Aber selbst bei ihren verzweifelten Bedürfnissen hatten die Architekten den alten Thronsaal in seiner klaren und klassischen Schönheit belassen, wie er war und ihn nur von Dschungelgewächsen und Schutt gereinigt. Zum ersten Mal seit Jahrtausenden war nun dieser große Raum gefüllt. Hunderte von Rebellensoldaten und Technikern standen auf dem alten Steinboden versammelt, ein letztes Mal vereint, bevor sie sich zerstreuten, um neue Posten anzutreten und sich ein neues Hauptquartier zu suchen, viele Lichtjahre entfernt, wo das Imperium sie nicht finden würde. Zum ersten Mal vereinigten sich auch die Reihen gebügelter Uniformen und polierter Halbpanzerungen zu einer mächtigen Demonstration der Rebellenallianz. Am Ende des Mittelganges - dort wo Tionne saß und meditierte und diese Szene sah, als sei sie dabei gewesen - stand damals Leia Organa von Alderaan. Ganz in weiß und mit Sardonyxwellen auf dem Gewand war sie strahlender als der orangerote Gasriese am Himmel. Mehrere Personen erschienen nun auf der gegenüberliegenden Seite und betraten den riesigen Raum. Han Solo, Chewbacca und Luke Skywalker brauchten einige Minuten, um den ganzen Weg zurückzulegen. Sie blieben vor Leia stehen und Luke blickte etwas nervös auf die anderen Würdenträger, die in der Nähe standen. Dann gesellten sich der frisch reparierte R2-D2 und ein blankpolierter C-3PO zu der Gruppe. Im selben Augenblick wandten sich alle dem Podest zu und Leia legte etwas Schweres, Goldenes um Han Solos Hals, dann um den von Luke. Die Rebellion war stark. Und sie würde das Imperium besiegen. Die Vision endete und Tionne atmete tief ein und aus und lächelte zufrieden, ehe die eine weitere Vision wie eine Welle über sie herein brach. Doch es war anders als zuvor. Die Bilder waren weniger detailliert und verschwommen und Tionne bekam sofort eine Gänsehaut und eine Eiseskälte bemächtigte sich ihrer.

Sie sah den Regenwald von Yavin 4, doch es war still. Totenstill. Keine Piranha-Käfer sirrten durchs Unterholz auf der Suche nach Beute, die sie binnen Sekunden bis auf die Knochen abnagen konnten. Keine pelzigen Woolamander schnatterten und keine insektenhaften Klikniks wanderten durch den Wald. Selbst die riesigen Massassi-Bäume waren still und bewegten sich nicht. Die Sonne war untergegangen und die Abenddämmerung und der Gasriese von Yavin verliehen dem Himmel eine blutrote Farbe. Auf der Spitze des Großen Tempels stand eine düstere Gestalt, doch Tionne konnte keine Details sehen, außer eine graue Uniform und dass eines der Augen der Gestalt rot glühte. Die Gestalt blickte nach unten, auf den großen Platz vor der Jedi-Akademie, wo eine wilde Schlacht tobte. Lärm ertönte und Tionne sah die weißen Rüstungen von imperialen Sturmtruppen und die verschiedenen Farben von Lichtschwertklingen, die sich wild im Zwielicht bewegten und Blasterfeuer abwehrten und Gliedmaßen abtrennten. Am Himmel hing bedrohlich ein keilförmiger Sternzerstörer, wie eine Speerspitze und man konnte etliche imperiale Landungsschiffe sehen, die sich dem Planeten näherten. Vor der Akademie, mitten im Gedränge der lichtschwertschwingenden Jedi-Ritter und der angreifenden Imperialen sah Tionne sich selber, wie sie mit ihrem Lichtschwert gegen die Imperialen kämpfe und Gliedmaßen abtrennte und die glühend blaue Klinge immer wieder in die weißen Rüstungen ihrer Gegner stieß. Ihre langen, silbernen Haare waren verklebt von Schweiß, Dreck und Blut. Ihre Robe war zerfetzt und angesengt und ihr weißes Gewand darunter war dreckig und voller Blut. Schemenhaft fielen um sie herum Jedi-Ritter zu Boden und wurden eins mit der Macht, ein letztes Mal. Explosionen und Schmerzensschreie waren zu hören und sie sah, wie Luke Skywalker ein paar Meter weiter weg zu Boden ging. Tionne beobachtete, wie sie selber von einem Blasterstrahl in den Kopf getroffen wurde und sah, wie Imperiale Soldaten in die Akademie stürmten. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen und irgendwann erloschen die letzten Lichtschwerter und auch das Blasterfeuer verstummte. Dann explodierte der Große Tempel und wurde von einem Feuerball verschlungen. Feuer und Geröll regneten vom Himmel und das letzte, was Tionne sah, bevor die Vision endete, war erneut die mysteriöse Gestalt in ihrer Uniform, die nun ein imperiales Shuttle betrat und sich dabei ein letztes Mal umdrehte und ihr glühend rotes Auge auf die Vernichtung richtete und dabei Tionne selbst mit ihrem Blick durchbohrte. Und schlagartig war die Vision vorbei, als Tionne den Kontakt zur Macht verlor und sich am ganzen Leibe zitternd in der Großen Halle wieder fand. Was hatte sie da gerade gesehen? War das die Zukunft? Hatten sie einen Angriff der Imperialen zu befürchten? Sie versuchte, sich wieder zu beruhigen und atmete tief ein und aus. Sie versuchte, nach der Macht zu greifen um ihren Kopf von diesen Gedanken zu befreien, doch sie war zu aufgewühlt dafür. Noch immer zitterte Tionne und sackte dann nach hinten weg und blieb schwer atmend auf dem Podest liegen.

Kyp Durron hatte die Mensa bereits nach wenigen Minuten wieder verlassen. Er wollte sich nicht an einen der Tische setzen, zu den anderen Schülern und zu Meister Skywalker. Er war noch nicht bereit dafür. Er konnte und wollte nicht einfach so tun, als sei alles in Ordnung und als seien seine Taten, die er unter dem Einfluss der dunklen Seite getan hatte, niemals geschehen. Er brauchte Zeit. Und andererseits konnte er sich nicht wirklich hinsetzen, denn seine Beine schmerzten noch dort, wo er sie hatte brechen müssen um in die Kurierkapsel zu passen. Kyp konzentrierte sich auf die Heilung, und ignorierte die Schmerzen, die manche Bewegungen noch mit sich brachten. Er war nur kurz in die Mensa gegangen, hatte allen einen guten Morgen gewünscht, hatte etwas getrunken und sich ein paar Scheiben Brot genommen und war dann wieder gegangen. Kaum hatte Kyp die Mensa verlassen, sah er einen anderen Schüler von draußen die Akademie betreten. Es war Brakiss, einer der neueren Schüler. Er nickte Kyp nur zu und nuschelte etwas von Joggen am Morgen, ehe er in die Mensa trat. Kyp drehte sich um und sah ihm nach, wie er fast übertrieben freundlich alle begrüßte und sich zu Meister Skywalker an den Tisch setzte. Brakiss hatte etwas Seltsames an sich. Kyp wölbte die Brauen und überlegte kurz und fragte sich, wie Brakiss überhaupt gerade joggen konnte, ohne dass Kyp dies bemerkt hätte. Schließlich war Kyp recht lange draußen gewesen und hätte es doch gesehen, wenn Brakiss draußen umhergelaufen wäre. Log Brakiss? Kurz konzentrierte er sich und benutzte die Macht, um die oberflächlichen Gedanken von Brakiss zu lesen, ohne dass dieser das bemerkte. Kyp bemerkte, dass Brakiss sehr nervös war und irgendetwas verheimlichte. Kyp beschloss, Brakiss im Auge zu behalten. Für einen Jedi benahm er sich irgendwie untypisch. Aber tat er selber das nicht auch? Kyp beschloss, vorerst nicht weiter darüber nachzudenken und ging zur Großen Halle. Vielleicht war Tionne schon dort und spielte eine ihrer Balladen. Kyp hörte ihr gerne zu, denn sie konnte ihre Doppelgeige meisterhaft spielen und ihre Stimme war wunderschön. Glockenhell und aufmunternd und doch sanft und beruhigend. Als sich die Doppeltür öffnete und er wie vor Jahren Luke Skywalker den großen Saal betrat, sah er weit hinten am anderen Ende des großen, länglichen Raums, dass Tionne leblos auf dem Podest lag. Was war geschehen? Kyp erschrak und griff nach der Macht, um die Panik nieder zu ringen. War Exar Kun zurück und hatte sie getötet? Während er so schnell er konnte durch den Raum in Richtung Tionne humpelte, nutzte er die Macht, um Meister Skywalker her zu rufen. Gleichzeitig tadelte er sich dafür, denn vielleicht döste Tionne nur oder meditierte im Liegen. Aber wenn nicht... Als er Tionne erreicht hatte, konnte er nicht anders, als einen Moment inne zu halten und sie zu betrachten. Ihr wohlgeformter Körper lag einfach da, in das typische, weiße Gewand gehüllt. Ihre silberne, lange Haarpracht lag auf den Boden ausgebreitet und erinnerte Kyp an die glänzenden Gewürzfäden, die er in den Minen von Kessel abernten musste. Ihre großen, mandelförmigen Augen waren geschlossen und ihre Brust hob und senkte sich, wenn auch ein wenig schneller als normal. "Ehm... Tionne? Ist alles okay?", fragte Kyp leise und sah sie etwas besorgt an. Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn mit dunklen, glitzernden Augen an. Dann setzte sie sich langsam wieder auf. "J... Ja, alles okay. Ich habe nur meditiert und hatte eine Vision, in der die Akademie angegriffen und zerstört wurde. Das hat mich etwas mitgenommen." Tionne sah ihn an und versuchte, tapfer zu lächeln doch allein wegen ihrer Stimme erkannte Kyp, dass sie doch besorgter und verstörter war, als sie aussehen wollte. Kyp hockte sich hin und biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Stöhnen, als seine Knie knackten und seine Beine schmerzten. Er lächelte freundlich und erinnerte sich an ein Zitat von Meister Skywalker: "So eine Vision ist in der Tat verstörend und darf nicht ignoriert werden. Aber wie Meister Skywalker immer sagt, ist die Zukunft immer in Bewegung und es ist schwer, genaueres zu sehen." Tionne lächelte und nickte und kam sich sichtlich töricht vor. "Danke, du hast natürlich Recht, Kyp." Kyp wollte noch etwas sagen, als die Tür am anderen Ende der großen Halle erneut aufging und Luke und die anderen Schüler in die Halle gerannt kamen. "Alles in Ordnung", fragte Meister Skywalker besorgt, als er zusammen mit Brakiss und den anderen neben Kyp stehen blieb. Tionne stand auf und nickte. "Ja. Ich hatte nur eine schreckliche Vision, in der die Akademie zerstört wurde von den Imperialen. Aber Kyp meinte schon - wie Ihr auch immer sagt - dass die Zukunft ja ungewiss und stets in Bewegung ist." Luke nickte und seine Besorgnis schwand ein wenig. "Das ist wahr. Dennoch ist so ein Angriff wahrscheinlich. Zwar ist das Imperium geschwächt und dezimiert, aber wir wissen dennoch, dass sie zu solchen Überraschungsangriffen fähig sind. Zumal sie einen neuen Jedi-Orden als große Bedrohung empfinden. Ich werde Coruscant kontaktieren und fragen, ob sie uns ein paar Soldaten und ein Schlachtkreuzer schicken können, nur für alle Fälle." Dies beruhigte Tionne und sie fasste sich wieder und nahm ihre Doppelgeige hoch. "Okay, dann kann der Unterricht ja beginnen." Alle Schüler setzten sich vor dem Podest hin um Tionne zuzuhören. Es gab keine Stühle und auch keine Sitzmatten. Kyp indessen blieb stehen und lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme. Als Meister Skywalker fragend zu ihm sah, blickte Kyp nur kurz nach unten, auf seine Beine, und Luke begriff sofort und nickte. "Heute erzähle ich euch von dem Fall der Jedi-Ritter." Tionne räusperte sich "Vor nunmehr 30 Jahren tobten die Klonkriege, als sich viele Welten von der korrupten Alten Republik lossagten und eine Konföderation Unabhängiger Systeme bildeten. Diese Separatisten eröffneten auf Geonosis die Klonkriege. Wir wissen heute, dass dies vermutlich alles ein Plan des Imperators war, die Jedi-Ritter zu dezimieren und seine Position zu festigen. Gemeinsam mit den Klonsoldaten kämpften die Jedi-Ritter tapfer gegen die Droidenarmeen der Separatisten. Drei Jahre lang herrschte Krieg und viele Jedi-Ritter kamen um. Ich vermute, dass die Jedi nahe dran waren, Palpatine als das zu enthüllen, was er war. Doch hatte er seine Schachzüge gut überlegt. Er hatte dafür gesorgt, dass die Jedi nicht mehr sehr präsent waren in den Kernwelten. Schließlich waren sie weit verstreut und viele fürchteten die Jedi. Als die Jedi-Ritter entdeckten, dass sich ein Lord der Sith auf Coruscant befand und den Senat kontrollierte, griffen sie an. Und Palpatine stellte diesen Angriff als Mordversuch dar und brandmarkte die Jedi-Ritter als Feinde der Alten Republik. Gerade als die Klonkriege ein Ende fanden, dank Obi-Wan Kenobi und Anakin Skywalker, wandten sich die Klonsoldaten gegen die Jedi-Ritter. In den Archiven wurde Anakin Skywalker als der Jedi dargestellt, der stets treu zur Republik gehalten hatte und sich nun gegen seine früheren Kameraden wandte, die ja für jedermann Verräter waren. So wurden die Jedi-Ritter ausgelöscht. Wir müssen also vorsichtig sein. Die Sith sind ausgelöscht und das Gute hat gesiegt." Tionne sah kurz zu Kyp, der an der Wand lehnte und ihr gut zuhörte, und lächelte sanft. Kyp wurde kurz rot und fühlte sich unwohl, doch wusste er auch, dass sie ihn gerade indirekt als starken Jedi-Ritter bezeichnet hatte, der erfolgreich der dunklen Seite entsagt hatte. Kyp fühlte sich ein wenig besser. Vielleicht würde er doch bald wieder das Vertrauen der anderen Schüler haben. Er beschloss, sich Mühe zu geben. Kyp lächelte leicht und lauschte Tionne weiter. "Das Imperium regiert nicht mehr die Galaxis. Aber noch herrscht kein dauerhafter Frieden. Die Feinde der Neuen Republik sind noch immer da. Wir müssen aufpassen. Wir dürfen nicht unachtsam werden, denn die dunkle Seite ist immer da. Wir dürfen nicht eitel oder dekadent werden. Viele Jedi-Ritter haben damals die Macht als Werkzeug betrachtet. Viele waren stolz und selbstsicher. Selbstvertrauen ist wichtig, denn schließlich werden wir einmal für das Gute in der Galaxis kämpfen. Aber wir müssen uns stets bewusst sein, dass wir der lebendigen Macht dienen. Wir müssen mit vielen Hindernissen fertig werden." Kyp hörte ihr gut zu und dachte über ihre Worte nach. Sie alle hatten noch einen langen Weg vor sich. Kyp beschloss, sich niemals zu sehr in Sicherheit zu wiegen. Ein Jedi durstete es nach Wissen und Harmonie. Aber man durfte auch nicht blind für die Gefahren sein, die einen treffen konnten. Während er Tionne lauschte, die nun über Heldentaten der Jedi während der Klonkriege berichtete, bemerkte Kyp eine Aura der Unsicherheit und wandte den Blick kurz von Tionne ab. Brakiss saß hinter den anderen und wirkte angespannt. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er blickte in Gedanken versunken auf den Boden vor sich. Als Kyp mit der Macht hinaus griff, um die Gründe für Brakiss Unruhe zu spüren, bemerkte dieser das plötzlich, sah kurz zu Kyp ehe er wieder aufmerksam nach vorne sah und wieder vollkommen ruhig wurde. Kyp fragte sich, ob er Brakiss darauf ansprechen sollte, oder sich lieber an Meister Skywalker wenden sollte. Irgendetwas hatte Brakiss. Und waren Jedi nicht dazu da, auch einander beizustehen und zu helfen?

Nach dem Unterricht standen die Schüler auf und Meister Skywalker lobte Tionne für diesen lehrreichen Unterricht. Die Schüler hatten nun einige Zeit für sich selbst und konnten sich ihren Studien widmen oder meditieren, ehe man sich wieder treffen würde und Meister Skywalker ihnen etwas über den Umgang mit der Macht erklären würde. Die Schüler standen auf und verließen die große Halle. Kyp stieß sich von der Wand ab und ging humpelnd zu Tionne, die ihre Datendisketten und ihren Datenblock in einer Banthaleder-Tasche verstaute und ihre Doppelgeige schulterte. "Das war wirklich aufschlussreich", sagte Kyp leise und sah Tionne nur kurz an. Ihre ovalen, großen Augen leuchteten wie Edelsteine und Kyp kam sich dumm vor, für dieses mittelmäßige Lob und hoffte, Tionne würde dies nicht als törichten Annäherungsversuch sehen. Aber Tionne lächelte nur freundlich. "Ich danke dir, Kyp. Es hat mich einige Zeit gekostet, den Unterricht so gut vorzubereiten und die Visionen vorhin haben mich ein wenig aus dem Konzept gebracht. Was gefiel dir denn am Besten?" Gemeinsam durchquerten sie die große Halle und gingen auf den Ausgang zu, der noch immer offen stand, obwohl sich die Doppeltür eigentlich automatisch öffnen und schließen sollte. "Ich fand es gut, dass du an die Fehler der Jedi-Ritter erinnert hast. Ich hoffe, ich mache nicht noch einmal solche Fehler." Kyp senkte den Kopf und starrte die Steinplatten vor sich an. Tionne blieb kurz vor dem Eingang des großen Audienzsaals stehen und sah Kyp an. Dieser fühlte sich sofort unsicher und es kostete ihn Kraft, ihr in die Augen zu schauen und ihrem Blick stand zu halten. Er hatte so viel Leid verursacht und so viele Menschen getötet. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob er dies jemals wieder gut machen könnte. Ob man ihm jemals verzeihen würde. Selbst wenn er bis an sein Lebensende als Jedi-Ritter für das Gute kämpfen würde, würde man ihn dann als Kyp Durron, den Jedi-Ritter sehen oder als Kyp Durron, den Mörder, der mit einer imperialen Superwaffe ganze Sonnensysteme vernichtet hatte? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Tionne ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Fehler gehören dazu, Kyp. Niemand ist perfekt. Deine... Taten sind geschehen. Es hätte damals jedem passieren können. Exar Kun war mächtig. Ich mache dir keinen Vorwurf, dass macht niemand hier. Du bist sehr stark in der Macht und manche der anderen Schüler glauben, du könntest erneut der dunklen Seite anheim fallen. Aber ich glaube das nicht. Du bist stark. Du bist ein Jedi-Ritter." Kyp hörte ihr zu und seufzte leise. Er selber machte sich die meisten Vorwürfe, und das zu Recht. Aber wie Tionne schon sagte, was geschehen ist, ist geschehen. Er konnte die vielen Leben, die er genommen hatte, nicht wieder zurück bringen. Aber darum ging es auch nicht. Er war ein Jedi-Ritter, nichts anderes. Und er würde seine Sache gut machen. "Ich danke dir, Tionne", sagte er leise und lächelte kaum merklich. Tionne erwiderte das Lächeln. "Gern geschehen, Kyp. Nun denn... ich muss noch ein wenig studieren und trainieren. Ich habe ja nicht soviel Potential wie du." Sie lächelte noch immer und Kyp konnte nicht verhindern, rot zu werden. Gemeinsam verließen sie die Große Halle und ehe sich ihre Wege trennten, sagte Kyp noch: "Dafür hast du mehr Köpfchen als ich!" Er grinste und wandte sich hastig ab, nicht sicher, ob er nicht eine bessere Antwort hätte geben können. Kyp überlegte, was er nun machen sollte und entschied sich, ein wenig nach draußen zu gehen und im Schatten des Großen Tempels zu meditieren und sich auf die Heilung seines Körpers zu konzentrieren. Er verließ den Tempel und setzte sich auf die der Sonne abgewandte Seite des Großen Tempels. Er ließ sich auf der Treppe nieder, die den Tempel hinauf führte und lehnte sich nach hinten und beobachtete kurz die Wipfel der riesigen Massassi-Bäume, die sich im Wind bewegten. Am Himmel hing der riesige, orangerote Gasriese namens Yavin, der von mehreren Monden umkreist wurde, von denen dieser Dschungelmond der vierte war, daher der Name Yavin 4. Die Sonne stand ein wenig höher und erreichte langsam den Rand des Gasriesen, was einen so genannten Regenbogensturm verursachte. Als die Sonne die Bahn des Gasriesen schnitt, drangen die Lichtstrahlen durch die äußere Atmosphäre, die natürlich sehr gashaltig war und dies veränderte das Licht, so dass Yavin 4 komplett in bunte Farben gehüllt war. Der Himmel flimmerte in allen Regenbogenfarben und Kyp genoss den Anblick dieses wunderbaren Naturschauspiels. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich. Als er sich vor einem Monat in die Kurierkapsel gequetscht hatte, um dem Sonnenhammer zu entkommen, hatte er die Beine gebrochen und die Arme verdreht, bis die Knochen aus den Gelenken gesprungen waren. Er hatte seine Brust zusammengedrückt, bis die Rippen einknickten und so sein Volumen verringert um dem Tode zu entrinnen. Er hatte einen Monat auf der Krankenstation verbracht um die tödlichen Verletzungen verheilen zu lassen. Dank der Macht war er wieder auf den Beinen. Seine Arme waren wieder gesund und seine Rippen auch gut verheilt, obwohl sie bei zuviel Bewegung immer noch schmerzten. Nur seine Beine taten noch oft weh, denn diese hatte er kaum geschont. Die Ärzte meinten, als er auf eigenes Geheiß wieder nach Yavin 4 wollte, dass er noch mindestens 2 Wochen Ruhe brauchte, um wieder vollkommen gesund zu sein. Aber Kyp war ein Mann der Tat. Zuviel faules Herumliegen machte ihn wahnsinnig. Aber die Macht war mit ihm. Er konzentrierte sich auf die Heilung seiner Knochen und hoffte, dass es ihm in ein paar Tagen wieder vollkommen gut gehen würde. Meister Skywalker hatte ihm erklärt, wie ein Jedi seinen Heilungsprozess beschleunigen konnte, aber natürlich war Kyp nur ein Schüler und es war sehr anstrengend, sich auf die Heilung der Wunden zu konzentrieren und gleichzeitig die Schmerzen noch deutlicher zu fühlen. Doch es würde helfen. Kyp biss die Zähne zusammen und hielt tapfer durch. Dank der Macht konnte er auch genau so gut warten, bis die Verletzungen ganz geheilt waren und dabei den Schmerz ignorieren, aber dies konnte genau so anstrengend sein. Einige Zeit später erhob sich ein Schwarm Amethyst-Adler aus den nahen Baumkronen und Kyp wurde aus seiner Konzentration gerissen, als er die Geräusche eines Düsenrads hörte. Wenige Sekunden später schoss tatsächlich eines der schwebenden Fahrzeuge aus dem Unterholz und Kyp konnte sehen, dass Brakiss am Steuer saß. Merkwürdig. Die freie Zeit zwischen den Unterrichtsstunden war zum Lernen gedacht und nicht zum privaten Vergnügen. Kyp nickte Brakiss zu, und dieser erschrak sichtlich, als er Kyp sah. "Es geht doch nichts über eine Spritztour durch den Urwald", rief Brakiss, als er sein Düsenrad abbremste. "Der Fahrtwind im Gesicht ist wirklich erfrischend, und das Adrenalin beim Ausweichen der Bäume..." Kyp schnitt ihm das Wort ab: "Wir sollen doch lernen und trainieren. Mach das besser. Zum Düsenrad fahren hast du heute Nachmittag noch genug Zeit." Kyp lächelte freundlich, doch sein Lächeln erstarb, als er für wenige Sekundenbruchteile ein seltsames Funkeln in den Augen seines Mitschülers zu sehen glaubte. "Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten, Brakiss", sagte Kyp schnell und sofort lächelte Brakiss wieder und war wieder freundlich wie eh und je. "Das weiß ich doch. Ich war ja nur eine halbe Stunde weg und werde jetzt noch fein lernen. Bis nachher!" Mit diesen Worten lenkte Brakiss sein Düsenrad um den Tempel herum, zur anderen Seite, wo der Hangar lag. Kyp merkte, wie ein seltsames Gefühl sich seiner bemächtigte und erhob sich langsam. Brakiss benahm sich wirklich seltsam. Eine halbe Stunde war er weg gewesen und wo auch immer er gewesen war, er konnte maximal 15 Minuten gefahren sein, ehe er sich auf den Rückweg gemacht hatte. Kyp sah auf sein Chronometer und erkannte, dass Brakiss die Wahrheit gesagt haben musste. Wegen dem Unterricht konnte er nicht länger als eine halbe Stunde weg gewesen sein. Das Gefühl von Misstrauen war sehr stark und als Kyp nachdachte, was in der ungefähren Richtung lag, aus der Brakiss gekommen war, fiel ihm ein, dass er vielleicht bei einer der Tempelruinen gewesen sein könnte. Der Tempel des Blaublatt-Schwarms lag 80 Kilometer weit südwestlich und konnte mit einem Düsenrad mühelos in der kurzen Zeit erreicht werden. Könnte es sein, dass Brakiss dort gewesen ist? Aber das war doch viel zu gefährlich. Kyp beschloss, Meister Skywalker aufzusuchen und ihm seine Sorgen hinsichtlich Brakiss zu schildern. Meister Skywalker war im Holocron-Raum als Kyp ihn fand. Er unterhielt sich mit dem interaktiven, intelligenten Hologramm eines uralten Jedi-Meisters als Kyp den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss. "Darf ich stören, Meister Skywalker?" Luke sah zu ihm und lächelte und wandte sich noch einmal zu dem Holocron-Würfel zu um sich von dem Meister zu verabschieden, als sei dieser ein lebendiges Wesen. Dann trat er zu Kyp und fragte mit seiner wie üblich ruhigen Stimme: "Was bedrückt dich, Kyp?" Kyp fand es unglaublich, wie ruhig Luke immer war und wie harmonisch er mit der Macht eins zu sein schien. "Es geht um Brakiss. Ich weiß, es gehört sich nicht, so über einen Mitschüler zu sprechen, aber ich glaube, er verheimlicht uns etwas. Er benimmt sich oft seltsam." Meister Skywalkers Miene wurde ernst und er nickte. "Ja, Brakiss hat eine ganze Menge zu verbergen. Er ist ein imperialer Spion." Kyp fiel es wie Schuppen von den Augen. "Was!", rief Kyp mit vor Überraschung krächzender Stimme. "Und dann erlaubt Ihr ihm, auf der Akademie zu bleiben? Er ist eine Gefahr für uns alle!" Meister Skywalker nickte abermals und atmete tief ein. "Brakiss ist ein imperialer Spion. Seine Auftraggeber haben ihm eine Tarnidentität verschafft und ihn hier in die Jedi-Akademie eingeschleust, um uns auszuspionieren und von innen heraus zu zerrütten. Ich habe seine Absichten sofort erkannt und ich weiß auch, dass es sehr gefährlich ist, ihn hier zu haben. Aber er hat ein großes Potential der Macht und noch immer Gutes in sich. Ich bin überzeugt, dass wir ihn von der Dunklen Seite wegholen können, so wie es auch mit dir gelungen ist, Kyp." Kyp Durron atmete tief ein und aus und bemühte sich um Innere Ruhe. Die Argumente von Meister Skywalker waren interessant. Ja, es war den Versuch wert, Brakiss zurück ins Licht zu holen. So wie es auch mit ihm selber geklappt hat. Aber Brakiss war loyal zum Imperium. Eine Bedrohung für ihre aller Sicherheit. Kyp musste sofort an Tionne denken. "Tionne hatte doch diese Visionen. Vielleicht war mehr Wahrheit in der Vision, als wir denken und die Imperialen greifen uns tatsächlich an." Luke seufzte nur, ehe er antwortete: "Ich habe vor einigen Minuten mit Tionne gesprochen und sie hat mir ihre Vision genau beschrieben. Ich habe sofort per Hyperraumfunk eine Leitung nach Coruscant aufgebaut und um Unterstützung gebeten. Morgen in aller Frühe wird ein Mon-Calamari-Sternenkreuzer hier sein. Mehr kann die Flotte momentan nicht entbehren, da noch immer viele unserer Großkampfschiffe beschädigt sind und man will keine ganze Flotte hierher schicken." Kyp überlegte. "Ich glaube, Brakiss hat eine Möglichkeit, Nachrichten an die Imperialen zu senden. Vielleicht gibt es keinen Angriff, jetzt wo wir gewarnt sind. Vielleicht hat Brakiss ja schon Bescheid gegeben. Er war heute früh im Dschungel und vorhin wieder. Ich würde gerne heute Nacht mit einem Düsenrad nach seiner Funkanlage suchen, wenn ich darf." Meister Skywalker nickte. "Okay, such du heute Nacht, wenn alle schlafen, nach der Funkanlage. Ich passe auf, dass alle anderen in ihren Zimmern sind. Aber pass auf dich auf. Der Dschungel kann nachts sehr gefährlich sein. Nimm dein neues Lichtschwert mit!" Kyp nickte und zwang sich ein Lächeln auf. "Okay. Und was machen wir mit Brakiss?" Luke ging langsam an ihm vorbei und umkreiste den Sockel mit dem Holocron und dachte nach. "Ich hatte vor, ihn während einer Prüfung mit sich selber zu konfrontieren damit er Stärke beweist und zurück ins Licht findet. Wenn dies nicht hilft, werden wir ihn unter Arrest stellen. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt und die Lage nicht so ernst ist, wie sie seit der Vision von Tionne den Anschein hat. Aber nun sollten wir uns langsam für die nächste Unterrichtsstunde bereit machen, Kyp." Kyp nickte und versuchte, dass ungute Gefühl zu vergessen. "Lichtschwerttraining, nicht wahr?" Luke nickte und wandte sich der Tür zu. Kyp lächelte und folgte ihm. Er mochte das Lichtschwerttraining sehr. Es würde ihm helfen, mit seinen vielen Gedanken fertig zu werden. "Mögen deine Verletzungen dich nicht einschränken, Kyp", flüsterte Luke als sie beide in den großen Trainingsraum tief unter dem Tempel gingen. "Und möge die Macht mit uns sein."