Kapitel 2: Verschwörungen
Großadmiral Thrawn saß aufrecht in seinem Sessel, sein Gesicht war auf einmal so seltsam entspannt. In der Mitte seiner Brust breitete sich ein dunkelroter Fleck auf seiner sonst so fleckenlos weißen Großadmiralsuniform aus. Im Zentrum des Flecks glitzerte der Griff von Rukhs Dolch. Der Noghri-Todeskämpfer, der Thrawn als Attentäter und Leibwache gedient hatte, war inmitten des Gefechtes gegen die Rebellen zum Verräter geworden. Thrawn suchte seinen Blick und zu Pellaeons Verwunderung lächelte der Großadmiral. "Aber", flüsterte er, "es war ein meisterhafter Plan." Er keuchte und Blut benetzte seine schmalen Lippen. Dann verblasste das Lächeln. Genau wie das Glühen in seinen Augen... Und Thrawn, der letzte Großadmiral des Imperiums, war tot.
Gilad Pellaeon schreckte aus seinem Albtraum hoch. Er war nicht mehr auf der Brücke des Sternzerstörers Schimäre, sondern in seinem Quartier an Bord der Feuersturm, einem anderen Sternzerstörer. Und er war schweißgebadet. Seit zwei Jahren diese schrecklichen Albträume. Manchmal waren sie monatelang weg und dann waren sie plötzlich wieder da. Dies lag sicherlich an mangelnder Ablenkung. Es war bereits einige Monate her, seit dem letzten Konflikt mit den Rebellen. Und das war wahrscheinlich ganz gut so. Denn das Imperium hatte enorm an Stärke eingebüßt. Der Imperator war tot und das Imperium war führerlos. Die Großadmiräle, die in den Sektoren für Ordnung sorgen sollten waren tot. Entweder waren sie von den Streitkräften der Rebellen besiegt worden oder hatten sich gegenseitig ausgelöscht, in der Hoffnung, das Machtvakuum auszunutzen und den Platz des Imperators einzunehmen. Narren waren sie. Sie hatten sich gegenseitig blutige Kämpfe geliefert und es schien, als sei das Imperium auf ewig besiegt. Vor zwei Jahren jedoch, also fünf Jahre nach der verheerenden Niederlage bei Endor, war der legendäre Großadmiral Thrawn aus den Randgebieten der bekannten Galaxis zurückgekehrt und hatte das Kommando über das Imperium übernommen.
Er wählte sich die Schimäre, unter Pellaeons Führung, als Flaggschiff aus und er diente Thrawn loyal als dessen verlässlicher Vertrauter. Der Captain überwand seinen anfänglichen Widerwillen, einen Alien als Vorgesetzten zu akzeptieren, als Thrawn sich immer wieder als würdig erwies und mit unglaublichen Strategien und unvergleichlicher Präzision die Neue Republik konfrontierte. Unter Thrawns Führung schlug das Imperium zurück und eroberte die meisten verlorenen Territorien zurück. Doch Thrawn vertraute auf die kriegerische Rasse der Noghri, die durch eine Schuld an das Imperium gebunden waren. Irgendwie waren die Noghri zu der Überzeugung gelangt, dass ihre Arbeit für das Imperium vorbei war und Thrawn wurde von seinem eigenen Leibwächter ermordet. Chaos brach aus und Pellaeon war gezwungen, das Kommando zu übernehmen und zu fliehen. Nach dem Tod des Meisterstrategen war das Imperium ein weiteres Mal führerlos und erneut rivalisierten Admiräle und Flottenkommandeure um die Vorherrschaft. Das Imperium zerbrach wieder und ein verlustreicher Imperialer Bürgerkrieg war die Folge. Irgendwann hatte sich Pellaeon aus den Kernsystemen zurückgezogen und war in die Randsysteme geflohen, nahe bei den unbekannten Regionen. Das war vor gut einem Jahr gewesen. Pellaeon schlug die Bettdecke zur Seite und stand auf. "Licht", krächzte er hervor und das Computersystem seines Quartiers gehorchte und schaltete das Licht an. "Guten Morgen, Vizeadmiral Pellaeon", rief eine freundliche, weiblich modulierte Computerstimme, "Ich möchte sie darauf hinweisen, dass sie erst in sechs Stunden wieder ihren Dienst antreten müssen, soll ich..." Pellaeon streckte sich und zog einen Morgenmantel an. "Schon gut, schalte wieder auf Bereitschaft, bis ich etwas möchte!" Er verdrehte die Augen. Dieser moderne Schnickschnack brachte doch nichts, außer dass er seine Nerven malträtierte. Er fragte den Computer noch einmal nach der Uhrzeit und ging dann ins Bad. Es war erst 1 Uhr Schiffsstandardzeit, was bedeutete, dass Pellaeon genug Zeit hatte, sich frisch zu machen, ehe er zur Brücke der Feuersturm musste und vor Admiral Arlok katzbuckeln musste. Im Bad legte er seinen Morgenmantel ab und ging zum Waschbecken um sich zu rasieren, wobei er seinen weißen Schnauzbart stehen ließ. Dann ging er zur Dusche, zog die Shorts aus und duschte kalt. Immer wieder diese Träume. Seit dem Tod Großadmiral Thrawns vor zwei Jahren hatte er sie schon. Immer wieder dieselbe Szene, wie Thrawn, der beste Taktiker des Imperiums, von seinem eigenen Leibwächter ermordet wurde. Aber Albträume waren nicht verwunderlich, so schlecht wie es für ihn und das Imperium momentan aussah. Nach dem Duschen frühstückte er ein wenig und begann sein morgendliches Training. Einige Liegestütze, Sit-ups und Dehnübungen waren trotz seines Alters noch immer kein Problem für ihn. Nur ein starker Körper und ein starker Geist machten einen guten Vizeadmiral aus. Pellaeon war 72 Jahre alt und die Last der Jahre wog schwer auf seinen Schultern. Seine Gesundheit hatte er nicht nur seiner gesunden Ernährung zu verdanken und dem Fitness, sondern auch den Errungenschaften der Medizin. Er hatte einige kybernetische Implantate, die seine körperliche Leistung steigerten oder wenigstens konstant hielten. Er hatte eine geklonte Milz, eine geklonte Niere. Sogar seine Haut ließ er sich hin und wieder glätten und von lästigen Altersflecken befreien. Pellaeon war nicht eitel. Er war dankbar, dass ihm so ein langes Leben vergönnt war und hoffte, dass er auch noch eine Weile durchhalten würde und bessere Zeiten für das Imperium miterleben durfte. Obwohl die Hoffnung darauf ihn schon manchmal verließ. Noch immer gab es Flottenkommandeure, die die Herrschaft über alle anderen an sich reißen wollten und es gab einen enormen Mangel an Raumschiffen und Rekruten. Dies stimmte Pellaeon sehr traurig. Seine Loyalität dem Imperium gegenüber war unerschütterlich, aber das Imperium hatte sich verändert. Selbst wenn sie Neue Republik stürzen könnten und die Galaxis wieder beherrschen würden, was wäre dann? Dann wären sie Aggressoren und Tyrannen und es würde erneut Rebellionen geben. Lag darin der richtige Weg? Unbedingt die Herrschaft über die Galaxis haben zu wollen? Oder sollten sich die Imperialen nicht lieber mit ihren verbliebenen Sternensystemen zufrieden geben und in Ruhe und Frieden leben? Pellaeon wusste es nicht. Als er in seinem Quartier keine Ablenkung mehr fand, machte sich der Vizeadmiral auf zur Brücke von Admiral Arloks Flaggschiff, dem Sternzerstörer Feuersturm. Der Admiral stand am großen Sichtfenster und blickte auf die neue Hauptwelt des Imperiums, Bastion, und auf seine Flotte. Mehrere Sternzerstörer hingen im Orbit des düsteren Planeten. Werften schwebten im Weltall und bauten langsam aber stetig neue Kriegsschiffe. Pellaeons Stiefel übertönten die Geräusche der technischen Geräte, ehe er hinter Arlok stehen blieb und schwieg.
"Ah, Gilad. Ich freue mich, dass Sie sich schon so früh zu mir auf die Brücke gesellen.", sagte Arlok und drehte sich um. Pellaeon zwang sich, ruhig und emotional neutral zu wirken. Er konnte es nicht ausstehen, dass der Admiral ihn mit seinem Vornamen und nicht mit seinem Titel ansprach. Fast schon herablassend war das. Dabei war Arlok gerade mal 51 Jahre alt. Aber zu Pellaeons Pech war der Admiral früher, vor dem Tod des Imperators, ein imperialer Inquisitor gewesen. Ein dunkler Schüler des Imperators, in den Künsten der Dunklen Seite der Macht ausgebildet. Arlok war in jungen Jahren ein Jäger gewesen. Er half Darth Vader, die letzten Jedi-Ritter aufzuspüren und zu töten. Und nun, nach all den Jahren, hatte sich Arlok zum Flottenkommandeur befördert. Arlok trug eine graue Uniform, wie sie für Admiräle üblich war. Doch in Zeiten des Krieges legte er seine alte, weiße Rüstung der Inquisitoren an und hatte am Gürtel seine Laserlanze hängen. Pellaeon konnte den Admiral nicht leiden. Denn Arlok hatte sich den Rank des Admirals selber verliehen und herrschte mit Angst und Gewalt. Er hatte nicht wie einst Pellaeon die Karriereleiter erklommen, sondern sich dreist gleich zur Spitze der Hierarchie begeben. Und jeder, der sich ihm widersetzte, würde getötet. Pellaeon hatte keine Angst vor dem Tod. Er hatte ein erfülltes Leben gehabt. Aber es gefiel ihm nicht, dass so ein wahnsinniger Mann die letzten Sternensysteme des Imperiums kontrollierte. Arlok hatte eine Glatze und sein linkes Auge war Ausgangspunkt einer Narbe, die nach oben hin über die Stirn ging. Sein linkes Auge war einem kybernetischen Implantat gewichen, welches rot glühte und Pellaeon unfreiwillig an Großadmiral Thrawn erinnerte. Doch Arlok hatte sein linkes Auge verloren, als er einmal versagt hatte und Darth Vader ihm persönlich die Klinge seines Lichtschwerts ins Auge gedrückt und hochgerissen hatte. "In 17 Stunden werden wir den Rebellen ihren ersten Sargnagel verpassen. Alles entwickelt sich, wie ich es geplant habe." Pellaeon runzelte die Stirn, aber nur für eine Sekunde. Was hatte Arlok vor? Er wusste von keinen Plänen, aber es hatte den Anschein, als wolle Arlok die Neue Republik angreifen. "Wie Sie befehlen, Admiral", sagte der Vizeadmiral ruhig. "Was genau haben Sie denn geplant, Sir?" Arlok verzog sein hässliches Gesicht zu einem Grinsen. "Mein Spion in der Akademie der Jedi-Ritter auf Yavin 4 hat berichtet, dass die Zeit für einen Angriff günstiger denn je ist. Die Jedi hatten scheinbar eine Vorahnung und haben Unterstützung von Coruscant angefordert. Ihre Sternenkreuzer werden frühestens in neunzehn oder zwanzig Stunden Yavin 4 erreichen. Wir aber werden vorher dort sein!" Arlok drehte sich wieder zum großen Sichtfenster auf der Brücke um und sah zu dem regen Treiben der Raumtransporter, die von Bastion zur Feuersturm flogen und wieder zurück. Pellaeon stand wie gebannt da. Arlok wollte die Jedi-Akademie auf Yavin 4 angreifen. Dies würde als aggressive Handlung gelten und die Neue Republik würde darauf antworten und es würde erneut Krieg und fatale Verluste geben. "Schön, dass Sie so früh ihren Dienst antreten, Gilad. Nur der frühe Vornskr fängt den Jedi, nicht wahr?" Arlok lachte heiser, während Pellaeon noch immer versuchte, die Situation zu verarbeiten. "Sie mobilisieren also die komplette Flotte?", fragte Pellaeon fassungslos, aber kontrolliert ruhig. Arlok drehte seinen Kopf ein wenig und sah ihn mit seinem glühenden linken Auge an. "Nein. Nur die Feuersturm wird nach Yavin 4 aufbrechen. Wir schlagen zu und verschwinden wieder. Die wahre Schlacht wird noch ein wenig auf sich warten lassen. Können Sie mir folgen, Gilad?" Pellaeon atmete tief ein und nickte. "Sie planen, die Jedi-Akademie in einem Blitzangriff zu vernichten und dann wieder zu verschwinden, um sich anderen Zielen zu widmen, nicht wahr Admiral?" Arlok drehte sich ein wenig mehr und stand nun seitlich zum großen Sichtfenster und deutete mit einer Hand auf die vielen Raumtransporter, die im Hangar der Feuersturm ein- und ausflogen. "Fast richtig. Wir werden auf Yavin 4 landen und die Akademie vernichten. Wir werden die Jedi auslöschen. Aber Luke Skywalker, den legendären Jedi-Meister und Helden der Rebellion, den nehmen wir gefangen. Seine Schwester Leia Organa Solo ist die Staatschefin der Neuen Republik. Sie wird unsere Forderungen erfüllen, oder ihren Bruder sterben sehen. In diesem Moment werden tausende trainierter Sturmtruppler an Bord gebracht. Und wir haben etwas, was uns einen entscheidenden Vorteil gegen die Jedi-Ritter verschaffen wird. Wissen Sie noch, was Ysalamiri sind?" Pellaeon keuchte und bereute es, sich jemals diesem verrückten Inquisitor untergeordnet zu haben. Er bereute sogar, manche seiner Berichte nicht aus den Datenbanken der Schimäre gelöscht zu haben, ehe sie Teil von Arloks Flotte wurde und er sie verlassen musste um auf dem Flaggschiff des Admirals zu dienen. Ysalamiri waren pelzige, salamanderartige Kreaturen die auf den Bäumen einer geheimnisvollen Welt namens Myrkr lebten. Sie hatten die ungewöhnliche, einzigartige Eigenschaft, die Macht zu verdrängen. Großadmiral Thrawn hatte einst diese Tiere benutzt. Normalerweise waren sie mit den Bäumen, auf denen sie lebten, verwachsen. Aber wenn man sie geschickt entfernen konnte und sie in ein spezielles Gestell setzte, welches ihnen Nahrung gab, konnte man sie sicher transportieren, ja sogar auf den Schultern tragen. Wenn Arlok mit einer Armee von Soldaten und einigen Ysalamiri die Jedi-Ritter angriff, nahm er den Jedi-Rittern die Fähigkeit, die Macht zu benutzen. Und damit hätten die Jedi-Ritter keine Chance mehr. "Ja, ich weiß, was Ysalamiri sind, Sir", sagte Pellaeon leise und überlegte seine Worte genau. "Aber wäre ein Angriff nicht unklug, falls die Rebellen nicht auf Ihre Forderungen eingehen und zum Gegenangriff übergehen? Wir haben endlich eine funktionierende Regierung hier im Imperialen Raum geschaffen. Wollen Sie dies alles wirklich so leichtfertig aufs Spiel setz..." Weiter kam Pellaeon nicht, denn eine unsichtbare Hand schloss sich um seinen Hals und drückte seine Kehle zusammen und raubte ihm den Atem. Sofort griff sich Pellaeon an den Hals und begriff, was geschah. Admiral Arlok nutzte die Macht, um ihn telekinetisch zu verletzen. Darth Vader pflegte, sich so seiner unfähigen Untergebenen zu entledigen. Pellaeon wünschte sich, einen Ysalamiri an seiner Seite zu haben. Die Reichweite der machtverdrängenden Wirkung betrug zwei Meter und konnte sich wenn man mehrere der Tiere hatte sogar vervielfachen. Der gesamte Planet Myrkr war beispielsweise in der Macht nicht vorhanden. Pellaeon keuchte und ihm wurde schwarz vor Augen. Wie aus weiter Entfernung hörte er die Stimme von Admiral Arlok: "Ich bin mir der Risiken bewusst, Vizeadmiral Pellaeon. Aber wenn die Jedi-Ritter erst einmal ausgelöscht sind, wird es uns früher oder später auch gelingen, die Rebellen auszumerzen! Sollen sie doch angreifen. Bastion wird standhalten. Die letzten Offensiven haben die Rebellen geschwächt. Wenn wir jetzt angreifen, können wir die Bedrohung durch die Jedi-Ritter ausschalten. Danach kümmern wir uns um den Rest. Zweifeln Sie nicht an mir, Gilad. Entweder sind Sie für mich, oder gegen mich. Und wer gegen mich ist, der muss sterben!" Mit diesen Worten entließ Arlok seinen Untergebenen aus dem unsichtbaren Würgegriff und Pellaeon keuchte und schnappte nach Luft. Seine Knie knickten ein, aber er strengte sich an, nicht zu Boden zu gehen. Diese Freude würde er dem Admiral nicht gönnen. Er sah Arlok an und wusste nicht, was er sagen sollte. Was war aus dem Imperium nur geworden, musste er sich erneut fragen. War Terrorismus und Mord das wahre Wesen des Imperiums? Nein. Zwar hatte das Imperium viele Fehler gemacht, aber einige Ideen und Strukturen waren auch vollkommen perfekt gewesen. In den Imperialen Sternensystemen herrschte Frieden. Und nun setzte Arlok diesen Frieden aufs Spiel, nur um die Jedi-Ritter auszulöschen. Und die Reaktion der Neuen Republik würde fatal werden. Pellaeon wusste nicht, was er nun machen sollte. Er rieb sich mit der Hand leicht über den Hals und sah zu Arlok, der ihn mit seinem glühenden Roboterauge fixierte. "Ich hoffe, ich habe meinen Standpunkt gut genug deutlich gemacht, Gilad. Darf ich Ihnen nun die Vorgehensweise unseres Angriffs erklären?" Pellaeon nickte und versuchte, seinen Hass auf größenwahnsinnige Menschen wie Arlok zurück zu halten. In den alten Tagen waren die Flottenoffiziere noch von anderem Kaliber gewesen. Als ein junger Mann hatte Pellaeon hinsichtlich seines Alters gelogen um in der Raithal Akademie, eines der berühmtesten Ausbildungszentren der Alten Republik, aufgenommen zu werden. Das Bestehen als höchstes Ziel, diente Pellaeon mit Hingabe und erhielt viele Empfehlungen für das Überlisten von Weltraumpiraten im Orbit von Gavryn. In den Klonkriegen war er bei etlichen Schlachten dabei gewesen. Und als die Republik der Korruption erlag, war er froh, als der Imperator die Neue Ordnung ausrief und das Galaktische Imperium gründete. Trotz mancher nicht ganz legalen oder friedfertigen Mittel hielt das Imperium die Ordnung aufrecht. Es ging den Leuten gut. Wie es auch noch heute den Lebewesen in den Imperialen Systemen gut ging. War ein Angriff auf die Neue Republik nicht das sichere Ende dieses Wohlergehens? Waren diese Mittel nicht gerade dass, was Arlok selbst zu einem Feind der wahren Neuen Ordnung machte?
Nach der Schlacht von Endor, als der Imperator tot war, hatte man allen imperialen Offizieren befohlen, in einem letzten Akt der Glorie unterzugehen und sich nicht vernünftigerweise zurück zu ziehen. Es war Pellaeon gewesen, der letztendlich den Rückzug angeordnet hatte, damit sich die Flotte neu ordnen konnte. Pellaeon war ein Flottenoffizier voller Hingabe und hatte niemals den Wunsch nach Macht. Er war ein Soldat und kein Herrscher und nun diente er einem Imperium ohne Imperator. Es war schwer gewesen, hier im Imperialen Raum die Ordnung aufrecht zu erhalten, damit die Bewohner der vielen tausend Planeten in Ruhe und Frieden leben konnten. Treue Bürger des Imperiums. Und nun setzte ein machthungriger Irrer wie Arlok alles aufs Spiel. Langsam nickte Pellaeon. "Ja, bitte erklären Sie die Vorgehensweise unseres Angriffs, Admiral." Arlok grinste, sichtlich zufrieden und ging mit Pellaeon zu einem strategischen Terminal. Dann wies er dem Kommunikationsoffizier der Brücke an, Holo-Verbindung mit den Generälen und Piloten aufzunehmen, die am Angriff beteiligt sein würden. Auf dem tischartigen Terminal erschien ein grünes Hologramm des Dschungels von Yavin 4, an dessen einen Ende ein rotes Hologramm der Jedi-Akademie zu sehen war. "Meine Herren", begann Arlok, als um den Tisch herum Hologramme der einzelnen Generäle und Kommandeure auftauchten. Wahrscheinlich waren die jeweiligen Personen bereits an Bord der Feuersturm, doch wollte Arlok sie nicht von ihren Posten abziehen, schließlich gab es noch viel vorzubereiten. "Dies ist der Große Tempel, der von den Rebellen als Jedi-Akademie genutzt wird. Er liegt auf Yavin 4, einem Mond, der um den Gasriesen Yavin kreist. Ich möchte, dass die acht Raumfähren, die wir in unserem Hangar haben, voller Sturmtruppler sind und ich möchte, dass Sie so viele Ysalamiri-Gestelle wie nur möglich mit nach unten nehmen. In jede der Fähren passen normalerweise 20 Soldaten. Ich möchte, dass nur 10 Soldaten mitfliegen und 5 Scouts, die Ysalamiri-Gestelle tragen. Damit kommen wir auf insgesamt 80 Soldaten. Ich hoffe, das genügt, um die Jedi-Ritter zu töten und Luke Skywalker gefangen zu nehmen. Er soll unverzüglich an Bord der Feuersturm gebracht werden, wo ich bereits eine Gefängniszelle für ihn vorbereitet habe. Soweit verstanden?" Die Generäle und Piloten nickten und auch Pellaeon nickte. "Wir werden wahrscheinlich 16 Stunden brauchen, um Yavin 4 zu erreichen. Dort müsste es dann mitten in der Nacht sein. Die Fähren sollen sich so langsam wie es geht der Akademie nähern, damit der Lärm die Jedi-Ritter nicht warnt. Sie sollen so nahe wie möglich in Bodennähe fliegen, um nicht die Langstreckensensoren der Akademie auszulösen. Selbst wenn sie dafür kilometerweit über die Baumwipfel fliegen müssen um nicht entdeckt zu werden. Die 80 Soldaten und die 40 Ysalamiri müssen reichen, diese Mission erfolgreich abzuschließen. Ich halte Landekapseln mit Kampfläufern bereit, sollte es doch verstärkt Widerstand geben. Ich möchte außerdem, dass keine Spuren eines imperialen Angriffs zurück bleiben! Zieht die Leichen also wieder an Bord. Außerdem habe ich da noch eine weitere, wichtige Sache..." Pellaeon hörte dem Admiral weiterhin zu und überlegte fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser Situation. Er wusste, dass die nächsten Tage und Stunden sehr stressig werden würden. Kurz fragte er sich, wie Großadmiral Thrawn dies wohl gemeistert hätte. Er lauschte dem Admiral nur noch halbherzig, denn er selber hatte nicht viel zu tun während der Mission. Er würde auf der Brücke stehen und dem Admiral Meldung erstatten. "Verstanden?", fragte Arlok nach einer weiteren wichtigen Erklärung eines wichtigen Aspekts seines Plans und alle nickten. "Gut. Alle Piloten sollen in ihren Jägern sitzen, falls die Rebellen früher Unterstützung bekommen, als wir dachten. Sobald Sternenkreuzer der Rebellen auftauchen, schleusen wir die Jäger aus. Soweit müsste alles geklärt sein. Sobald wir bei Yavin 4 aus dem Hyperraum kommen, geht der Angriff los. Ende der Besprechung." Die Hologramme der Generäle und Piloten verschwanden und Arlok schaltete das Hologramm von Yavin 4 ab. Bevor das rote Hologramm des Jedi-Tempels verschwand, schlug er mit der geballten Faust auf das Terminal, durch das Abbild des Tempels hindurch. "Bald, Skywalker ist die Rechnung beglichen", fauchte Arlok leise und sein künstliches Auge glühte heller denn je. "Noch einmal entkommst du mir nicht!" Pellaeon runzelte die Stirn. Das war also der Grund für Arloks Wahnsinn. Natürlich. Pellaeon beschloss, in den Archiven näher zu recherchieren. Dies könnte die Lösung für sein Problem sein. Arlok grinste ihn an. "Sind Sie nun auf meiner Seite, Gilad? Gönnen Sie sich noch ein wenig Ruhe. In einer halben Stunde sind die Vorbereitungen abgeschlossen und die Feuersturm wird den Sprung durch die Lichtmauer machen. Und wenn wir 16 Stunden später den Hyperraum verlassen, beginnt das Ende der Jedi-Ritter. Und es läutet das Ende der Rebellen an." Arlok grinste hässlich und Pellaeon zwang sich zu einem Lächeln. "Ja, ich begreife jetzt, Sir. Es wird eine große Ära für das Imperium einläuten." Arlok nickte und wandte sich wieder dem Sichtfenster zu, wo Raumtransporter weiter Soldaten und Vorräte brachten. Pellaeon wandte sich ab und verließ die Brücke des Sternzerstörers. Er hatte noch einiges zu tun.
Tief unter dem Großen Tempel, in einem großen, länglichen Trainingsraum, stand Luke mit einem seiner Holocron-Würfel in der Hand vor seinen Schülern und erteilte ihnen eine weitere Lektion in Sachen Lichtschwertkampf. Die Halle war riesig, hatte eine hohe Decke und ging leicht in die Schräge, denn der hinterste Teil des Raums stand einige Zentimeter unter Wasser. Eine heiße Quelle war unter dem Tempel und nach 4000 Jahren war das wahrscheinlich normal. Die Techniker der Neuen Republik hatten Lampen und Leuchtstoffröhren an Wände und Decken angebracht. Die Größe des Raums machte ihn ideal zum Lichtschwerttraining. Bisher hatten die Schüler nur mit langen Bambusstöcken trainiert, während Luke ihnen andeutungsweise die neun verschiedenen Lichtschwert-Stile erklärt hatte. Aber seit dem Vorfall mit Exar Kun hatte Meister Skywalker beschlossen, ihnen das Kämpfen mit richtigen Lichtschwertern zu zeigen. Dies war vor einem Monat gewesen. Jeder seiner Schüler hatte sich ein eigenes Lichtschwert konstruiert. Manchmal hatte Luke Zweifel, ob es nicht alles ein wenig zu schnell ging, aber das Benutzen des Lichtschwertes erforderte nicht nur Geschick, sondern auch Konzentration und Einklang mit der Macht. Er aktivierte das Holocron, und das Hologramm eines älteren Mannes erschien in der Luft. Es war Cin Drallig, der Schwertmeister. "Guten Tag", sagte das interaktive Hologramm und nickte freundlich. "Bereit zu einer weiteren Lektion?" Die Schüler nickten. "Zuerst möchte ich, dass mir die Schüler die vorangegangenen Lektionen mündlich wiedergeben, damit ich sehe, dass etwas hängen geblieben ist!" Mehrere Schüler meldeten sich und Meister Skywalker wählte aus. "Kirana", sagte er zu einer seiner Schülerin, einer Hexe vom Planeten Dathomir, "Erzähl uns bitte etwas über Form Null!" Kirana nickte und begann: "Form Null wurde einst von Meister Yoda entwickelt und wurde Grundlage für die Anweisungen des Lichtschwert-Kampfes. In ihrer einfachsten Form ist die Form Null die Kunst, ein Lichtschwert zu handhaben, welches nicht aktiviert ist. Die Botschaft ist hierbei nicht zu übersehen: Da Jedi-Ritter die Galaxis beschützen und für Friede und Ordnung sorgen sollen, müssen sie wissen, wann sie ihre Waffe aktivieren müssen oder wann sie sie lieber am Gürtel hängen lassen. Jeder Schüler muss Situationen verstehen und Gewalt vermeiden und versuchen, eine friedliche Lösung zu finden. Dies ist das Wesentliche der Form Null." Das blau leuchtende Hologramm des Schwertmeisters nickte. "Sehr gut!" Meister Skywalker wählte den nächsten Schüler aus. "Brakiss, erzähl uns etwas über Form Eins und Form Zwei!" Brakiss nickte und leierte die Beschreibungen herunter: "Form Eins, auch Shii-Cho genannt, ist ein Trainingsstil, recht simpel und eine Grundlage für jeden anderen Stil. Doch die einfachen Bewegungen können täuschen und ein wahrer Meister würde jemanden, der diesen Stil unterschätzt, mit Leichtigkeit besiegen. Form Zwei, auch Makashi genannt, ist die Kunst, mit dem Lichtschwert zu fechten. Schlagen, parieren und entwaffnen. Elegant und effizient. Nicht so wirksam gegen Blasterfeuer, aber nahezu unschlagbar im Nahkampf." Meister Skywalker nickte anerkennend und auch das Hologramm von Meister Drallig war zufrieden. Tionne erzählte etwas über Form Drei: "Form Drei, auch Soresu genannt, war anfangs ein Stil um Blasterfeuer abzuwehren. Später wurde Form Drei zu einem sehr defensiven Kampfstil. Ein Anwender widmete sich ganz der Verteidigung und ein wahrer Meister war unbesiegbar. Viele Jedi, die die Klonkriege überlebt haben, taten dies nur weil sie diesen Stil gut beherrschten. Der Sieg mit Form Drei, ohne in einen anderen Stil zu wechseln, erfordert Geduld und innere Ruhe, bis der Gegner ungeduldig wird und einen Fehler macht." Vollkommen richtig. Tionne hatte sich dies sehr gut eingeprägt und wusste, dass Form Drei ihr bevorzugter Stil werden würde. Die letzte Lektion, die man erst gestern gelernt hatte, wurde von Kyp noch einmal erklärt: "Form Vier, auch als Ataru bezeichnet, besteht aus energischen, schnellen Angriffen und vielen Bewegungen. Anwender benutzen akrobatische Bewegungen und komplizierte Beinarbeit, um den Gegner auszumanövrieren und zu überwältigen." Meister Skywalker war zufrieden. Er stellte den Holocron-Würfel auf den Boden und ließ das Hologramm von Meister Drallig sprechen: "Sehr gut. Heute befassen wir uns mit Form Fünf, auch Djem-So genannt. Genau wie Form Drei ist Djem-So gut zum Abwehr von Blasterfeuer gedacht. Doch wo Form Drei defensiv ist, konzentriert sich Form Fünf auf Angriff, Gegenangriff und das Zurücklenken von Blasterfeuer zum Ursprung. Ich empfehle, dass mit einem sehr schwachen Blaster angefangen wird. Die Schüler platzieren sich in der Mitte des Raumes." Die Schüler gehorchten und gingen in die Mitte des Raumes, wo sie sich ein wenig verteilten und ihre Lichtschwerter vom Gürtel lösten und in die Hand nahmen. "Meister Skywalker", sagte das interaktive Hologramm, "bitte eröffnet das Blasterfeuer auf die Schüler. In einer Hand solltet ihr das Lichtschwert halten, um den Blasterstrahl abzuwehren, wenn er wieder zu Euch zurückkommt." Das Hologramm wandte sich an die Schüler, während Luke eine Blasterpistole zog und mit der freien Hand sein Lichtschwert nahm und aktivierte. "Konzentriert euch. Die Pistole wird euch nur ein wenig ansengen und schocken, aber nicht ernsthaft verletzen. Lasst die Macht durch euch fließen und wehrt die Blasterschüsse ab und versucht, sie zu Meister Skywalker zu lenken!" Das Hologramm schwieg und die Schüler aktivierten ihre Lichtschwerter. Das kollektive Summen der Klingen erfüllte den Raum, ehe Meister Skywalker das Feuer eröffnete. Kyp konzentrierte sich und merkte, wie die Macht seine Bewegungen lenkte. Er riss die gelb leuchtende Klinge seines Laserschwerts hin und her, sobald sich Blasterblitze auf ihn zu bewegten und lenkte sie zu Meister Skywalker zurück, der den Strahl wiederum mit seiner grünen Klinge zur Decke oder gegen die Wände lenkte und gleichzeitig immer und immer wieder auf seine Schüler feuerte. Das Abwehren der Blasterstrahlen war nicht ganz einfach und erforderte ständige Konzentration. Neben ihm ließ Tionne plötzlich das Lichtschwert fallen und ihre blaue Klinge deaktivierte sich, ehe der Griff den Boden erreicht hatte. Ein Blasterstrahl hatte sie am Handgelenk getroffen. Zwar war sie nicht verletzt, aber die Überraschung und der kleine Schock dieses Treffers hatte sie die Konzentration verlieren lassen. Meister Skywalker feuerte weiter, ohne Rücksicht. Kyp zögerte nicht lange und stellte sich vor Tionne und wirbelte sein Lichtschwert hin- und her, als sei es eine Verlängerung seines Armes. Er wandte sich kurz zu Tionne und sah zu ihr runter: "Alles okay? du musst vorsichtig sein und dich konzentrieren." Kyp lächelte freundlich und hoffte, nicht zu angeberisch zu wirken. In der Tat wollte er sie ja nur beschützen, auch wenn es nur ein Training war. Er wollte beweisen, dass man sich auf ihn verlassen konnte. Tionne nahm ihr Lichtschwert und nickte, aktivierte es wieder und richtete sich auf und stieß dann blitzschnell mit der Klinge zu. Kyp erschrak, als die gleißend blaue Klinge an seinem Gesicht vorbei zischte und einen Blasterstrahl abwehrte, der Kyp sonst genau an der Stirn getroffen hätte. Tionne schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und ihre Augen leuchteten vor Belustigung. "Ich glaube eher, du musst vorsichtiger sein und dich besser konzentrieren, Kyp." Sie lächelte dann aber dankbar und Kyp nickte nur und beide wandten sich wieder dem Abwehren des Blasterfeuers zu. Meister Skywalker hielt kurz inne. "Sehr gut", bemerkte er und senkte die Blasterpistole. "Das klappt ja schon ganz gut. Nun möchte ich, dass ihr etwas offensiver werdet. Sobald ich das Feuer auf jemand bestimmtes richte, wehrt dieser die Schüsse ab und kommt dabei auf mich zu, bis er mein Lichtschwert mit seinem berührt. Das sollte für den Anfang genügen und dient als Grundlage, wenn ihr irgendwann in solche Gefechte gerät. Dann könnt ihr den Beschuss abwehren und zum Gegenangriff übergehen. Weiter geht's!" Mit diesen Worten feuerte der Jedi-Meister weiter auf seine Schüler. Nach und nach konzentrierte er sich auf einzelne Schüler, die dann auf ihn zu kamen und dabei die Schüsse mit ihren Lichtschwertern abwehrten, bis sie seine Klinge berührten und er sich einem anderen Schüler widmete. Er feuerte dabei nicht sonderlich schnell oder gezielt, denn das wäre ein wenig zu schwer, obwohl sie alle sehr schnell lernten. Irgendwann würde er mit einem Schnellfeuergewehr auf seine Schüler feuern, aber das würde noch eine ganze Weile dauern. Und sie hatten ja Zeit. Der schnelle, leichte Weg führte zur Dunklen Seite der Macht. Brakiss kam auf ihn zu und schickte die Blasterstrahlen zu ihm zurück, so dass Luke die Schüsse an die Decke lenken musste. Was würde er nur mit Brakiss machen? Er war tatsächlich eine Gefahr, aber er war ein guter Schüler. Luke würde ihn bald mit der Finsternis in sich konfrontieren und dann würde sich entscheiden, ob Brakiss ins Licht zurückkehren konnte oder für immer verloren war. Als Tionne an der Reihe war, kam sie nur langsam auf ihn zu und lenkte die Blasterblitze immer auf den Boden oder nach oben. Luke spürte ihre Unsicherheit und er konnte es gut verstehen. Tionne war mit der Macht gesegnet, doch würde sie niemals das Potential der anderen Schüler erreichen. Dennoch war sie großartig und unverzichtbar für den Jedi-Orden. Er hatte gesehen, wie Kyp sie vor seinem Beschuss abgeschirmt hatte und wie sie dann ihm geholfen hatte und war stolz auf die beiden. So war es richtig. Nachdem Tionne sein Lichtschwert mit ihrem berührt hatte und zur Seite auswich, kam Kyp Durron auf ihn zu. Er trug die schwarze Robe, die Han ihm geschenkt hatte und war noch immer blass und wirkte krank. Der Einfluss der dunklen Seite konnte einen zerfressen. Doch Kyp hatte es geschafft und war wieder zurück ins Licht gekommen. Luke hoffte, dass er es auch bei Brakiss schaffen würde. Kyp kam auf ihn zu und wehrte das Blasterfeuer ab. Doch auf halbem Weg verzog er das Gesicht und seine Beine gaben nach. Kyp fiel zu Boden und stützte sich mit einer Hand auf den Steinplatten ab und wehrte mit dem Lichtschwert in der anderen Hand weiter die Blasterstrahlen ab, auch wenn es ihm sichtlich Mühe kostete. Luke senkte den Blaster und ging zu ihm. Tionne war zuerst bei ihm und half ihm hoch. Kyp's Wangen waren ein wenig errötet und er schämte sich eindeutig. "Das war wohl ein wenig zuviel des Guten", murmelte er und klopfte den Staub von seiner Robe. Er senkte den Kopf. "Ich setze mich ein wenig an den Rand, Meister Skywalker." Luke nickte und sagte nichts. Kyp wollte kein Mitleid. Seine Beine würden in ein paar Tagen sicherlich wieder völlig verheilt sein, aber gerade beim Training konnte schon ein kleiner Schmerz sehr ablenkend wirken. "Nun gut", begann er und seine ruhige Stimme hallte durch den großen Raum, "Ich denke, ihr alle habt die Grundlagen von Form Fünf verstanden. Nun befassen wir uns mit Form Sechs. Meister Drallig?" Luke wandte sich an das Holocron und das Hologramm des Schwertmeisters antwortete: "Form Sechs wird auch Stil des Diplomaten genannt und ist weniger ein eigenständiger Stil als ein Weg für weniger kampforientierte Jedi, eine durchschnittliche Ausbildung im Lichtschwertkampf zu erlernen. Form Sechs nimmt Aspekte von Form Eins, Drei, Vier und Fünf. Der Anwender lernt, auch Körpersprache zu benutzen und benutzt Wörter, um den Gegner zu beruhigen oder ihn abzulenken oder den Konflikt auszureden. Dieser Stil ist nicht geeignet für einen ernsthaften Konflikt, man ist gezwungen, sich primär einem anderen Stil zu widmen, wenn Reden und Zurückhaltung nicht mehr hilft." Darauf hin übten die Schüler mit einer Art Rollenspiel Situationen, in denen dieser Stil nützlich sein konnte. Kyp saß am Rand des Trainingsraums auf einer Bank und sah ihnen zu, während er sich darauf konzentrierte, den Schmerz in seinen Beinen zu ignorieren. Er hoffte, dass seine Beine bald wieder okay waren. Es war frustrierend, vor den anderen Schülern zu Boden zu gehen. Aber er musste wohl Geduld haben. Er hatte sich das ja selber eingebrockt, als er die Krankenstation von Coruscant vorzeitig verlassen hatte. Irgendwann war der Unterricht vorbei und die Schüler verließen den Trainingsraum. Auch Meister Skywalker ging, mit dem Holocron des Schwertmeisters in der Hand. Gerade als Kyp aufstehen wollte, setzte sich Tionne neben ihn. Sie lächelte freundlich und strich sich eine Strähne ihres langen, silbernen Haars aus dem Gesicht. "Anstrengend, nicht wahr?", fragte sie und musterte Kyp. Dieser wurde sofort wieder rot und zuckte mit den Schultern. "Ja, es ist schon anstrengend. Aber das Schlimmste ist, dass ich nicht vollkommen fit bin. Zwar geht es meinen Beinen langsam besser, aber es lenkt mich schon noch ab, wie vorhin." Tionne lächelte ihn an und nickte verstehend. "Deine Beine sind sicher bald wieder gesund. Du schonst dich aber auch nicht gerne, nicht wahr?" Kyp grinste und nickte. In der Tat mochte er das Herumsitzen nicht. Die letzten Tage war er immer auf die Spitze des Jedi-Tempels gestiegen, weil er die Aussicht so sehr mochte und sich dort besser entspannen konnte. "Ich weiß, ich bin manchmal noch sehr ungeduldig. Aber es macht eben Spaß, zu trainieren." Tionne lächelte bei seinen Worten und sah zu ihrem Lichtschwert, welches an ihrem Gürtel hing. "Wenn man etwas gut kann, macht es natürlich Spaß. Aber ich kann das nicht sonderlich gut, wie du ja gesehen hast." Sie seufzte und wirkte traurig. Kyp ahnte, dass ihr die Tatsache zu schaffen machte, dass sie nicht so eine starke Verbindung zur Macht hatte, wie die anderen. Er drehte sich ein wenig zu ihr und überlegte, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen, ließ es aber sein. "Du hast mich vor einem glatten Kopfschuss bewahrt", sagte er aufheiternd. "Du warst so schnell, dass ich schon Angst hatte, du würdest mich treffen. Aber ich habe auf deine Fähigkeit vertraut. Du..." Kyp wurde unsicher, weil er keine Ahnung hatte, wie man einer Frau ein vernünftiges Kompliment machte. "Du hast es wirklich drauf, Tionne. Du musst doch überhaupt nicht meisterhaft mit dem Lichtschwert kämpfen. Du hast auch genug andere Qualitäten." Kyp war stolz auf sich, denn Tionne sah ihn nun an und lächelte ein wenig. Ihre mandelförmigen Augen glänzten wie Sterne. "Was für Qualitäten habe ich denn zum Beispiel?", fragte sie. Kyp schluckte. Sein Freund Han Solo hatte ihm schon erklärt, dass das mit Frauen nicht ganz so einfach war. "Nun ja", sagte Kyp leise und nestelte an einem Zipfel seiner Robe herum, "Du weißt mehr als alle anderen über die Geschichte der Jedi-Ritter. Du spielst wundervoll auf deiner Doppelgeige. Wenn du singst wird man mitgerissen, so schön ist deine Stimme und wenn ich in deine Augen schaue..." Er sah Tionne in die großen, exotischen Augen und wusste nicht, was er sagen sollte. Wenn ich in deine Augen schaue, fühle ich mich nicht mehr so ausgeschlossen und alleine, dachte Kyp. "Wenn ich in deine Augen schaue, glaube ich, dass alles was ich sage dumm klingt", sagte Kyp. Tionne lächelte noch mehr und stand dann auf. Kyp überlegte ob er etwas Falsches gesagt hatte, aber Tionne strahlte ihn an. "Ich danke dir Kyp", sagte sie fröhlich. "Du hast Recht. Ich bin froh, überhaupt hier sein zu dürfen und Menschen wie dich um mich zu haben, die mir helfen und mich aufbauen, wenn ich an mir zweifele. Talente können sich unterscheiden, aber unser Ziel ist dasselbe." Kyp nickte und lächelte leicht. "Du hast mich doch auch aufgebaut, Tionne. Aber nun sollten wir wohl in die Mensa gehen, zum Mittagessen. Wir haben schließlich noch ein paar Stunden Unterricht vor uns, und da sollten wir gestärkt sein." Tionne nickte und gemeinsam gingen sie aus dem Trainingsraum und zum Turbolift, um nach oben zu fahren und in die Mensa zu gehen. Kyp war zufrieden, und obwohl er am Humpeln war, machte ihm das nichts aus. Er war froh, dass er sich so gut mit Tionne verstand. Sie war wirklich etwas ganz Besonderes.
Als Tionne und Kyp Durron den Trainingsraum verlassen hatten und mit dem Turbolift nach oben fuhren, trat Brakiss aus einem der dunklen, verfallenen Gänge und ballte die Hände zu Fäusten, während er die Tür des Lifts ansah, als würde er am Liebsten einen Turbolaser auf den Turbolift abfeuern und seine beiden Mitschüler in den hohen Orbit sprengen. Er zwang sich zur Ruhe und benutzte die Treppe, bis er das Erdgeschoss erreicht hatte. In nicht einmal mehr 24 Stunden würde all der Ärger vergessen ein. Dann wäre er weit weg von diesem widerlichen Ort und würde für seine Leistung fürstlich belohnt werden. Als er von Tionne's Vision gehört hatte, hatte er sich gleich nach ihrer Unterrichtsstunde auf dem Weg gemacht um Bericht zu erstatten. Vorher hatte er noch das Gespräch von Kyp und Tionne belauscht und es ärgerte ihn, dass sie sich so gut verstanden. Gerade weil Tionne so klug war und er von ihrem Wissen profitieren konnte. Aber ihre Vision hatte die Jedi-Ritter in Alarmbereitschaft versetzt und man hatte Unterstützung von Coruscant angefordert. Deshalb war Brakiss gezwungen zu handeln und ist mit einem Düsenrad zu seinem Versteck gefahren, um Inquisitor Arlok Bericht zu erstatten. Und dieser war zufrieden gewesen. In der nächsten Nacht würden die Imperialen da sein und die Jedi-Ritter auslöschen und ihn endlich von diesem Planeten holen. Brakiss ging nach draußen und spazierte über den Landeplatz. Hier würden die Fähren landen und die Vernichtung der Jedi-Ritter würde beginnen. Und sie würden nicht einmal wissen, dass er, Brakiss, der Auslöser ihres Untergangs war. Nicht einmal Skywalker hatte eine Ahnung, wer und was Brakiss wirklich war.
Als Kleinkind wurde Brakiss während der Besetzung seiner Heimatwelt von der Imperialen Inquisition entdeckt und das machtsensitive Kind wurde in Gewahrsam des Imperiums genommen. Er wuchs als Adoptivsohn von Inquisitor Arlok auf, der ihm die Werte des Imperiums vermittelte. Als Brakiss alt genug war nahm er an einer Prüfung teil, um selber einer der Agenten des Imperators zu werden - und fiel durch. Doch die Inquisition machte aus ihm eine Waffe für ihre eigenen Zwecke. Er spionierte Verräter aus und meldete sie. Doch dann brachen die Tage der Unruhe an, als das Imperium besiegt wurde. Zuerst starb der Imperator und dann wurde die Hauptwelt Coruscant von der Neuen Republik erobert. Nachdem die Imperialen immer wieder verloren, erfuhr Arlok, der sich nun selber zum Admiral gemacht hatte, von der Jedi-Akademie von Luke Skywalker auf Yavin 4. Sein Ziehvater entwarf eine geeignete Vergangenheit für Brakiss und schickte ihn zur Akademie, so dass sein loyaler Schüler und Adoptivsohn den Jedi-Orden ausspionieren und von Innen heraus vergiften konnte. Skywalker hatte ihn aufgenommen und niemand wusste von Brakiss wahrer Identität. Doch dieser Kyp Durron hatte ihn schon zweimal gesehen, als Brakiss aus dem Urwald zurückgekommen war. Ahnte er etwas? Sicherlich misstraute er ihm und nun verstand er sich auch noch mit Tionne. Brakiss war ein wenig neidisch, denn er selber war seit drei Wochen auf der Akademie und war immer sehr wissbegierig gewesen, doch hatte er sich mit den anderen Schülern nicht gut verstanden. Aber letztendlich war das ja auch egal. Sie alle, die ganze Bande, würde den nächsten Tag nicht mehr überleben. Brakiss wünschte sich trotzdem, noch mehr gelernt zu haben. Aber vielleicht übertraf er sogar Inquisitor Arlok. Sicher würde sein Ziehvater sehr stolz auf ihn sein. Brakiss freute sich darauf, wieder zum Imperium zurückzukehren. Und er freute sich auf das Überraschte Gesicht von Luke Skywalker, wenn dieser gefangen war und sehen konnte, wer ihn und die anderen verraten hatte.
Brakiss hoffte, dass der Tag schnell rum gehen würde und die Imperialen kurzen Prozess mit dem Jedi-Orden machten. Er sah zum Himmel und ließ den Wind durch seine kurzen, blonden Haare streichen. Bald war er wieder daheim. Bald würden die Jedi tot sein.
Ein Zischen riss Brakiss aus seinen Gedanken und er sah sich um und sah, wie sich am Boden etwas bewegte. Schemenhaft und unwirklich. Es war eine Kristallschlange, ein perfektes Raubtier, welches nahezu unsichtbar war, weil ihre Schuppen das Licht brachen und die Schlange daher mit bloßem Auge kaum zu sehen war, es sei denn man sah genau hin. Das Tier schlängelte sich über den Landeplatz. Im Dschungel wäre es so gut getarnt, dass man es niemals finden würde. Brakiss wusste, dass das Tier sehr giftig war und er bekam eine Idee. Zwar würden in der Nacht sowieso alle Jedi-Ritter sterben, aber einen Triumph wollte Brakiss ganz für sich alleine haben. Blitzschnell packte er die Schlange, die sich sofort in seiner Hand wand und laut zischte. Dann stieg Brakiss die Stufen des Tempels hoch und konzentrierte sich. Er wusste, wo ungefähr das Zimmer von Kyp Durron sein müsste. Und schließlich fand er das schmale Fenster, welches zu Kyp's Zimmer gehörte. Brakiss griff mit der Macht hinaus und erkannte, dass das Zimmer leer war. Er streckte sich ein wenig und warf die Kristallschlange durch das Fenster in das Zimmer. Vielleicht würde die Schlange Kyp beißen und ihn töten. Vielleicht auch nicht, dann würde ihn eben einer der imperialen Soldaten töten. Brakiss war zufrieden und fand, dass er vieles mit der Kristallschlange gemeinsam hatte. Auch ihn erkannte man nicht als das, was er war. Bis zum Schluss, wenn es zu spät war. Brakiss grinste und stieg den Tempel wieder hinab. Der Tag war leider noch viel zu lange und er wollte noch unbedingt etwas essen, bevor der Unterricht weiter ging.
