Kapitel 6: Ins Herz der Finsternis

Die Wolkenkratzer und Türme von Imperial City reckten sich kilometerhoch über die Oberfläche des Planeten Coruscant in den Himmel. Die Grundsteine der Türme befanden sich schon seit mehr als tausend Generationen an ihrem Platz, seit den Gründungstagen der Alten Republik vor über 25000 Jahren. Im Laufe der Jahrtausende waren höhere und höhere Strukturen auf den alten, verfallenen Grundmauern errichtet worden. Kyp Durron verließ die imperiale Raumfähre und trat auf die Fährenlandeplattform, die aus dem verwitterten, gigantischen Antlitz des ehemaligen imperialen Palastes herausragte. Windböen umfassten ihn und er verfluchte die Tatsache, dass er keine Jedi-Robe mehr hatte. Er ignorierte den kalten, beißenden Wind und sah hinauf zum Himmel, dachte an die dünne Atmosphäre, die Coruscant vor dem Weltraum schützte. Trotz all der Jahre kreisten noch immer zerstörte Raumschiffe in instabilen Umlaufbahnen um die Hauptwelt der Neuen Republik. Trümmer aus erbitterten Schlachten, in denen die Allianz der Rebellen den Planeten der imperialen Kontrolle entrissen hatte, als noch immer der Krieg gegen die Überreste des Imperiums tobte. Kyp trat an den Rand der Landeplattform und blickte nach unten, in eine endlose Schlucht. Es gab Bereiche, die niemals das Licht sahen und in den Tiefen der Stadt lauerte namenloser Schrecken. Weit unten lebten Menschen, die von der Gesellschaft verstoßen wurden und sich von den Abfällen der Oberschicht ernährten. Es gab Mutanten und Monster. Und unglaubliche Geheimnisse, tief unter Imperial City. Kyp sah sich um und bewunderte die Schönheit der Stadt, die trotz der anbrechenden Nacht noch immer lebendig und hell zu sein schien. Am Himmel bewegten sich tausende von Raumschiffe in einem ständigen Kommen und Gehen. Kyp übte sich in Geduld, indem er eine Meditationstechnik einsetzte, die ihm Meister Skywalker beigebracht hatte. Noch immer war er jung und energisch und hasste es, zu warten. Besonders wenn es um so wichtige Themen wie die Rettung von Luke Skywalker und dem Fortbestehen des Jedi-Ordens ging. Er seufzte und erinnerte sich an die Worte von Meister Skywalker: "Ein wahrer Jedi-Ritter kann solange warten, wie es notwendig ist!" Aber konkretes Handeln war ebenso wichtig. In einer Woche war die Frist abgelaufen und wenn sie bis dahin nicht Meister Skywalker befreit hatten, würde der Jedi-Meister sterben. Kyp merkte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete und er schluckte ihn hinunter. Er musste sehr um seine Ruhe und Beherrschung kämpfen, als es hieß, man müsste noch abwarten. Es ging um das Leben seines Meisters. Kyp wusste, er war kein perfekter Schüler. Seine Ungeduld hatte ihn eins in den Bann von Exar Kun gebracht und er hatte Milliarden von Menschen getötet. Aber er hatte den Willen, eines Tages ein Jedi-Ritter zu werden. Und zum Wohle der Neuen Republik war es erforderlich, Meister Skywalker zu finden und zu befreien. Der Senat der Neuen Republik tagte erst seit einer knappen Stunde und diskutierte sicherlich immer noch darüber, ob man die Forderungen des wahnsinnigen Admiral Arloks erfüllen sollte oder nicht. Kyp wollte erst vor den Senat treten, wenn dieser schon eine Weile debattiert hatte. Unter ihm pulsierte das Leben in der gewaltigen Stadtlandschaft von Imperial City. Kaum etwas hatte sich seit seinem letzten Besuch verändert. Die Neue Republik hatte Coruscant wieder als angestammten Regierungssitz beansprucht, nachdem sie dem Imperium und davor der Alten Republik als Hauptwelt gedient hatte. Das Regierungsgebäude, früher einmal der Palast des Imperators Palpatine, bestand aus poliertem, graugrünen Fels und spiegelndem Kristall. Er erhob sich funkelnd im Licht der untergehenden Sonne in den Himmel und überragte alle anderen Gebäude. Ein Großteil von Imperial City war in den letzten zwei Jahren, nach dem Tod von Großadmiral Thrawn, schwer verwüstet worden. Die verschiedenen, rivalisierenden Machtgruppen des zerfallenden Imperiums hatten um die Hauptwelt des Imperiums gekämpft und dabei ganze Viertel in Friedhöfe aus abgestürzten Raumschiffen und ausgebrannten Gebäude verwandelt. Aber das Schlachtenglück hatte sich gewendet, und die Neue Republik konnte die imperialen Kampfverbände vertreiben. Und noch immer konzentrierte sich die Neue Republik auf die Behebung der Schäden. Oberste Priorität hatte der Wiederaufbau des Senatssitzes. Und heute würde Kyp Durron eine weitere Priorität erwähnen. Riesige Baudroiden wühlten sich durch die verstörten Viertel der Stadt und sammelten die brauchbaren Trümmer ein, um sie als Rohmaterial zum Bau neuer Gebäude zu verwenden. In der Ferne konnte Kyp zwischen den Straßenschluchten einen der gigantischen Baudroiden ausmachen, wie er die Trümmer eines eingestürzten Hochhauses in seinen Schlund schob und in brauchbare Werkstoffe verwandelte. Kyp musste an die vergangenen Monate denken. Wie er der dunklen Seite verfallen ist und ganze Welten vernichtete. Als er das letzte Mal vor dem Senat stand, hatte er sich für seine Taten verantworten müssen und nur dank Luke Skywalker war er nicht bestraft worden. Kyp lächelte grimmig. Er hatte Meister Skywalker so viel zu verdanken und nun konnte er endlich etwas Gutes tun. Er würde ein Jedi-Ritter werden und in der Galaxis für Recht und Ordnung sorgen. Kurz sah er wieder zum Himmel. Tionne wartete an Bord des Mon-Calamari-Sternenkreuzers auf ihn. Sie hatte Recht, alleine würde er es nicht schaffen, Luke zu finden und zu retten. Aber Leute wie Han Solo konnte er nicht mitnehmen. Sie waren beim Imperium schließlich bekannt. Aber Tionne und er konnten es schaffen, sich mit der imperialen Fähre zur Hauptwelt des Imperiums zu schleichen. Die Macht war mit ihnen. Aber vorher hatte er noch andere, wichtige Dinge zu erledigen. Kyp wandte sich um und machte sich auf den Weg zum vorläufigen Sitz des Senats. Durch die vielen, endlosen und blankpolierten Korridore des ehemaligen Imperialen Palastes ging er zum Senatssaal und betrat diesen leise. Der Raum fiel zu einem riesigen Amphitheater ab, dessen unterster, innerer Ring den gewählten Senatoren Platz bot, während die äußeren Reihen den Vertretern verschiedener Planeten und Nichtmenschenrassen vorbehalten waren. Aufnahmen der Sitzung würden in ganz Imperial City zu sehen sein und auch für die Übertragung zu anderen Planeten aufgezeichnet werden. Kyp wurde nervös und es fiel ihm schwer, die Meditationstechnik von Meister Skywalker zu benutzen. Viele Leute würden ihn sehen und er hoffte, dass man nicht auf seine früheren Missetaten zu sprechen kommen würde. Sonnenlicht fiel gefiltert durch die fragmentartigen Kristallsegmente der hohen Decke und legte sich als Regenbogen über die bedeutendsten Personen in der Mitte des Saals. Staatschefin Leia Organa Solo stand auf dem Zentralpodium und sprach zu den anderen Senatoren. Kyp's Unbehagen stieg an, als erkannte, dass ihm die Senatoren mit Sicherheit nicht trauen würden und ihn noch immer für eine Gefahr hielten. Leia Organa Solo hatte in den vergangenen Monaten mehr und mehr Aufgaben übernommen und schließlich ihre Vorgängerin als Staatschefin abgelöst. Kyp konnte weitere hochrangige Mitglieder der Neuen Republik erkennen. General Jan Dodonna, der die Schlacht um Yavin 4 gegen den ersten Todesstern geführt hatte, General Rieekan, ehemaliger Kommandant der Basis auf dem Eisplaneten Hoth, General Madine, ein imperialer Überläufer, der eine wichtige Hilfe bei der Zerstörung des zweiten Todessterns gewesen war, Admiral Ackbar, der die Flotte der Rebellen in der Schlacht um Endor geführt hatte und schließlich Senator Garm Bel Iblis, der mit seinen Schlachtschiffen einen Privatkrieg gegen Großadmiral Thrawn geführt hatte. Da die Neue Republik noch immer auf wackligen Füßen stand, hatte man beschlossen, die Militärchefs bei der Regierung zu beteiligen. Leia Organa Solo beendete ihre Rede und blickte ernst in die Runde: "Wir haben uns also entschieden, die Forderungen von Admiral Arlok abzulehnen und zu versuchen, Luke Skywalker auf eigene Faust zu finden und zu befreien. Gibt es sonst noch etwas auf der Tagesordnung?" Kyp lächelte und war froh, zu hören, dass man nun endlich etwas unternehmen würde. Und er würde dieser jemand sein, der Luke Skywalker finden würde. Er wusste, dass nun ein geeigneter Zeitpunkt war, zu sprechen und trat ins Licht der Senatshalle und benutzte die Macht, um ruhig zu bleiben, ehe er sprach: "Mit Erlaubnis der Versammelten würde ich gerne ein Thema erwähnen, was ich in Anbetracht der Ereignisse für sehr wichtig halte." Kyp stieg die Treppen zum Podium hinab. Schnell genug, dass niemand ungeduldig werden würde aber dennoch langsam genug, damit ihn niemand für unhöflich halten würde. Während er die Treppen hinab stieg, spürte er, wie sich die Blicke und Kameras auf ihn richteten. Es wurde still im Saal, wahrscheinlich weil die Senatoren ihn erkannten. Kyp Durron, der der dunklen Seite verfallen war und ganze Planeten mit einer gestohlenen Superwaffe zerstört hatte. Aber er war nun ein Jedi-Ritter und ein Jedi, der an Regierungsgeschäften teilnahm, war schon in den Tagen der Alten Republik selten gewesen. "Ich würde gerne einen wichtigen Vorschlag machen", sagte er und blieb vor dem Podium stehen. Leia Organa Solo sah ihn an und nickte und bedeutete ihm mit einem Wink, vorzutreten. "Die Vorschläge eines Jedi-Ritters sollten angehört werden", sagte sie und trat von dem Podium, als Kyp sich an die Senatoren wandte. Er war sichtlich nervös, aber er würde sein Bestes geben. "Die Ereignisse der letzten Tage", begann er mit lauter, deutlicher Stimme, "Lasten schwer auf unseren Schultern. Staatschefin Organa Solo fürchtet um das Leben ihres Bruders. Die Neue Republik fürchtet um das Leben von Jedi-Meister und Held der Republik Luke Skywalker. Und ich fürchte um das Leben meines Mentors und Freundes, der mich so viel gelehrt hat und mir so sehr geholfen hat. Doch ich weiß, dass Luke Skywalker befreit werden kann. Doch der eigentliche Vorschlag von mir, könnte die Zukunft der Republik und besonders die Zukunft des Jedi-Ordens entscheiden." Er ließ seine Worte wirken und ignorierte das wilde Klopfen seines Herzens und die Selbstzweifel, dann sprach er weiter. "Der Angriff auf die Jedi-Akademie hat uns schwer getroffen. Fünf Jedi-Schüler haben überlebt. Doch unser Meister ist entführt worden und die Jedi-Akademie ist fast zerstört worden. Es ist, als hätte sich der Untergang der Jedi-Ritter um ein Haar wiederholt. Und ich muss zugeben, dass die Schuld in unseren eigenen Reihen zu finden ist. Meister Skywalker hat Yavin 4 ausgewählt, Sitz der Akademie zu sein. Und ich respektiere den symbolischen Wert dieser Entscheidung. Aber ich möchte einen Vorschlag machen. Ich schlage vor, hier auf Coruscant den zerstörten Tempel des alten Ordens der Jedi-Ritter neu zu errichten. Mir ist bewusst, dass dies Zeit und Kosten erfordert, aber wäre es nicht besser, die Jedi-Ritter im Zentrum der Neuen Republik zu haben? Wie damals, vor den dunklen Zeiten? Hier wäre die Jedi-Akademie geschützt vor Verrat und imperialen Angriffen. Hier könnten die Jedi-Ritter aktiv dazu beitragen, für das Gute zu kämpfen und sind schnell zu erreichen und nicht erst nach vielen Stunden im Hyperraum." Kyp drehte sich leicht im gebrochenen Licht der Regenbogenkristalle. Er sah alle anwesenden Senatoren an und blickte zum Schluss zu Leia. Sie alle hörten ihm aufmerksam zu. "Ich schlage vor, den Tempel der Jedi-Ritter neu zu errichten, als Symbol. Die Neue Republik ist noch im Aufbau und ebenso der Jedi-Orden. Besonders nach diesem schweren Angriff. Es ist wichtig, zusammen zu halten. Hier auf Coruscant können wir uns gegenseitig schützen. Ich bin mir bewusst, dass Luke Skywalker nicht anwesend ist, um seine Meinung über dieses Projekt zu sagen, aber wäre eine Vorbereitung dennoch nicht schlecht. Je früher der Tempel fertig ist und wir wieder trainieren können und Meister Skywalker, wenn er wieder bei uns ist, neue Schüler findet, desto besser. Was sagen Sie?" Für einen Moment war es still, ehe General Madine das Wort ergriff: "Die Jedi-Akademie auf Coruscant zu haben hätte Vorteile, aber wäre da nicht auch die Gefahr, dass Verräter und... übereifrige Jedi-Schüler eine Gefahr für den Regierungssitz darstellen könnten?" Kyp verzog kaum merklich das Gesicht. Dieser Angriff auf ihn hatte gesessen. Madine hatte sich eindeutig auf ihn bezogen und seine Taten unter dem Einfluss der Dunklen Seite der Macht. Er schluckte hart und sah dann zu Madine und lächelte ein wenig. "Die dunkle Seite kann verführerisch sein. Ich selber bin ihr einst erlegen, aber Luke Skywalker und meine Mitschüler haben mich zurückgeholt ins Licht. Das beweist uns, wie mächtig Meister Skywalker ist und wie wichtig Zusammenhalt ist. Auch mit den Streitkräften der Neuen Republik. Aber falls das nicht als Argument genügt, möchte ich auf ein anderes Argument zu sprechen kommen. Die Jedi-Ritter sind für tausende Generationen die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit gewesen, vor den Tagen des Imperiums. Und damals hat man die Jedi-Ritter mühelos auslöschen können. Dies war zwar auch auf Schwächen der Jedi-Ritter zurück zu führen, aber gegen eine übermäßige Streitmacht hatten die Jedi keine Chance. Man muss sich also keine Sorgen machen. Außerdem sind wir Jedi doch auf der Seite der Republik und hat Meister Skywalker das nicht oft genug bewiesen?" Madine nickte und erhob keine weiteren Einwände. Admiral Ackbar richtete seine großen Fischaugen auf Kyp: "Und was ist, wenn wir Luke Skywalker nicht rechtzeitig befreien können? Wer wird dann der Jedi-Meister sein? Etwa Ihr, Kyp Durron?" Kyp erkannte die Falle. Man befürchtete, wenn Skywalker sterben würde, dass er selber der Jedi-Meister sein wolle. Aber soweit war er doch lange noch nicht. "Ich schwöre bei meinem Leben, dass Luke Skywalker in einer Woche wieder frei sein wird und hier mit uns auf Coruscant sein wird!" Ackbar sah ihn lange an und nickte. Senator Garm Bel Iblis erhob sich: "Ich glaube, wir können dem jungen Kyp Durron zustimmen, dass ein Jedi-Tempel auf Coruscant eine gute Idee ist. Es dürfte kein Problem sein, die Konstruktionspläne und Skizzen des alten Tempels zu finden um den Tempel nach seinem alten Vorbild neu zu errichten. Aber vorher sollte Luke Skywalker wieder bei uns sein." Auch Leia Organa Solo richtete sich nun an die anderen Senatoren: "Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Bitte des jungen Jedi-Ritters im besten Interesse der Neuen Republik ist. Gibt es irgendwelche Einwände?" Niemand meldete sich und bald standen alle Senatoren und applaudierten. Kyp spürte um sich das Licht der Kristalldecke und ihm wurde innerlich warm. Er hatte es geschafft und die Senatoren von seiner Idee überzeugt. Er verneigte sich und lächelte ein wenig. "Dann werde ich mich nun ganz der Rettung meines Meisters widmen", waren seine letzten Worte, ehe er ohne weitere Worte oder eine Antwort der Senatoren abzuwarten den Senatssaal verließ. Nun würde er sich daran machen, die Position der Hauptwelt des Imperiums heraus zu finden. Und dann würde er mit Tionne dorthin fliegen und sie würden Meister Skywalker retten.

Zu diesem Zweck ging Kyp zuerst in ein Kaufhaus, um sich eine neue Robe zu kaufen. Sie bestand aus dicker, schwarzer Wolle und war damit der Robe, die Han ihm damals geschenkt hatte sehr ähnlich. Er hüllte sich eng hinein und zog die Kapuze über seinen Kopf. Seine nächste Station war das Militärkrankenhaus der Neuen Republik. Hier lagen die überlebenden Sturmtruppler des Imperiums, die den Angriff auf die Jedi-Akademie überlebt hatten. Kyp ging durch die sterilen, weit verzweigten Gänge und erkundigte sich nach dem Zimmer, wo die Soldaten noch immer lagen und sich von ihren schweren Verletzungen erholten. Es war für Kyp ein Leichtes, den Aufenthaltsort der Soldaten heraus zu finden und kaum zehn Minuten nachdem er das Krankenhaus betreten hatte, betrat er das Zimmer der Imperialen Gefangenen. Es war ein sehr großer Raum und viele Soldaten lagen noch bewusstlos in ihren Betten, während andere in einem Tank schwammen, der mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt war, die die Heilung beschleunigte. Einige Soldaten der Republik standen Wache, denn schließlich konnten die imperialen Soldaten noch immer eine Bedrohung sein, auch wenn noch keiner das Bewusstsein wiedererlangt hatte. "Was machen Sie hier", fragte einer der Soldaten der Neuen Republik. "Der Zutritt ist nur medizinischem Personal gestattet, bis die Gefangenen wieder zu sich kommen!" Kyp sah die Soldaten an und nickte. Er drehte sich ein wenig, so dass die Soldaten unter seiner Robe sein Lichtschwert sehen konnten. "Ich bin ein Jedi-Ritter und möchte mich um die Gefangenen kümmern. Ich will die Koordinaten der imperialen Hauptwelt herausfinden." Der Soldat nickte und entspannte sich ein wenig. "Da werden Sie wenig Glück haben, Jedi-Ritter. Manche sind nur leicht verletzt oder wurden nur betäubt. Dennoch ist keiner von ihnen wach geworden." Kyp lächelte nur und sah sich um. Zwischen den Betten standen viele Droiden, die für medizinische Versorgung programmiert waren. Kyp fand einen der Piloten wieder und untersuchte ihn kurz. Kyp hatte diesen Piloten während der Schlacht mit dem Blaster betäubt. Langsam legte er eine Hand auf die Stirn des imperialen Piloten und konzentrierte sich und versuchte, die Verletzungen des Piloten zu spüren und ihn mit den Kräften der Macht zu heilen. Er konnte fühlen, dass der Pilot einen schweren Schock erlitten hatte, denn scheinbar hatte Kyp die Betäubung zu hoch eingestellt oder ein lebenswichtiges Organ damit gelähmt. Er konzentrierte sich und ließ die Macht durch sich strömen und dann in den Körper des Piloten um ihn zu heilen, ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen. Überraschend schlug der Pilot seine Augen auf und erschrak, in der neuen Umgebung und zuckte hoch. Die Soldaten der Republik hoben ihre Blaster, doch Kyp hatte die Situation unter Kontrolle und drückte den Piloten wieder nach hinten. "Du sagst mir jetzt die Position der Imperialen Hauptwelt, den Namen und die Koordinaten!" Der Pilot sah ihn an und erkannte ihn sofort und schluckte hart. Dann sah er sich um und erkannte, dass er in Gefangenschaft war. Doch auf Kyp's Fragen hatte er nur eine Antwort: "Kapitulation wäre Verrat! Ich sage nichts!" Kyp sah den Piloten an und entfernte sein Lichtschwert vom Gürtel und hielt es dem Piloten unter sein Kinn. "Und nun? Noch immer so schweigsam?" Kyp wusste, dass sich solche Methoden nicht für einen Jedi-Ritter geziemten, aber er musste die Position der Imperialen Hauptwelt einfach herausfinden. "Wo haben deine imperialen Freunde meinen Meister hingebracht?" Der Pilot grinste leicht: "Ich sage es nicht! Töte mich und du erfährst es nie!" Eine der Wachen trat zu Kyp. "Sir, ich schlage vor wir verhören diesen Soldaten selber." Doch Kyp hatte nicht die Geduld für so etwas. Er griff dem imperialen Piloten fester an die Stirn und versank ganz in Meditation und versuchte, dem Piloten die Informationen einfach zu entlocken. Dies war nicht ganz einfach. Er könnte den Verstand des Piloten ernsthaft Schaden zufügen und dies würde ihn selber nahe zur dunklen Seite bringen. Aber Kyp brauchte die Informationen einfach. Kyp bemühte sich um Geduld und Ruhe und durchsuchte den Geist des Piloten. Dieser wurde nervös, als begriffe er, was der Jedi da mit ihm machte. Der Pilot begann zu zappeln und die Soldaten der Republik hielten ihn fest. Dann endlich hatte Kyp die Informationen, die er gesucht hatte. Die Hauptwelt der Imperialen Sternensysteme trug den Namen Bastion und Kyp wusste genau, in welchem System der Planet lag und wie er aussah. "Ich gebe es auf", sagte Kyp und beschloss, niemandem etwas davon zu erzählen. Es war wichtig, dass nur er und Tionne nach Bastion flogen um Meister Skywalker zu retten. Schließlich wollten viele dort nur ihr normales Leben leben und Frieden haben. Er und Tionne mussten sich alleine nach Bastion wagen, um Meister Skywalker zu retten. "Versucht ihr Jungs es doch weiter. Das hat keinen Zweck. Entschuldigt die Störung." Kyp wandte sich ab und machte sich auf den Weg zur Imperialen Raumfähre und würde noch schnell Tionne abholen und dann würden sie nach Bastion fliegen und sie würden Meister Skywalker befreien.

Der Trainingsraum von Admiral Arlok lag zwei Stockwerke unter der Brücke der Feuersturm und grenzte an die luxuriöse Suite des ehemaligen Inquisitors. Admiral Arlok hatte die Räume seinen Bedürfnissen angepasst und das größte der vielen Zimmer in einen großen, runden Übungsraum umbauen lassen. Vizeadmiral Pellaeon trat vor die Tür, strich seine Uniform glatt und wappnete sich. Er hatte schlechte Neuigkeiten und wieder einmal fürchtete er um den Frieden. Die Tür glitt zur Seite und er betrat den Vorraum des Übungsraums. Von dort aus konnte er in den großen Runden Trainingsraum blicken, wo Admiral Arlok gerade mit Brakiss trainierte.

Die beiden Männer sind die größte Bedrohung für den Frieden, dachte Pellaeon. Diese beiden waren momentan die größte Gefahr für die Reste des Imperiums. Pellaeon wartete, denn es war ihm nicht gestattet, einfach das Wort zu ergreifen und so sah er den beiden zu. Arlok trug seine weiße, glänzende Rüstung, die er damals als Inquisitor schon getragen hatte. Er hatte seine Laserlanze in den Händen, eine Waffe mit langem Griff und ebenso langer, rot leuchtender Klinge. Brakiss hatte sein Lichtschwert und griff mit wirbelnder, violette Klinge immer wieder seinen Mentor an. Dabei benutzte er einen Stil, der stark an Fechten erinnerte. Er war schnell und geschickt und bewegte sich sehr elegant. Arlok schien Mühe zu haben und versuchte, ihn mit der großen Reichweite seiner Laserlanze auf Distanz zu halten. Pellaeon konnte erahnen, was da vor ihm passierte. Arlok war als Inquisitor vom Imperator persönlich in die Künste der Dunklen Seite eingeweiht worden. Doch der Imperator war stets vorsichtig und hatte Arlok nicht mehr als nötig beigebracht. Doch Brakiss hatte in seiner kurzen Zeit bei der Jedi-Akademie eine ganze Menge gelernt. Er war Arlok nun überlegen. "Du bist sehr stark geworden, Sohn", sagte Arlok und drückte mit seiner Laserlanze das Lichtschwert von Brakiss nach unten, sprang hoch und trat seinem Schüler gegen die Brust. Brakiss keuchte und taumelte kurz nach hinten, streckte dann plötzlich die Handfläche nach Arlok aus und der Admiral wurde wie von einer unsichtbaren Macht nach hinten geschleudert und stieß fast gegen eines der vielen Kunstwerke, die am Rand des Übungsraums standen. "Danke, Vater", sagte Brakiss und die beiden droschen weiter mit ihren Waffen aufeinander ein. Pellaeons Blick fiel auf die Kunstwerke des Admirals und musste plötzlich lächeln. Er musste an den verstorbenen Großadmiral Thrawn denken und an dessen geniale Strategien im Kampf. Oft hatte er eine Spezies anhand der Kunst des jeweiligen Planeten analysiert und besiegt. "Bilden Sie sich in Fragen der Kunst", hatte der blauhäutige Thrawn damals gesagt und Pellaeon mit seinen roten Augen gemustert. "Wenn Sie die Kunst einer Spezies begreifen, begreifen Sie diese Spezies!" Großadmiral Thrawn hatte etliche Kunstobjekte besessen und mit deren Hilfe oft die Lösungen für seine Probleme gefunden. Pellaeon wusste, dass er in solchen Dingen niemals an Thrawns Wissen herankommen würde, aber er hatte sich auf Rat des Großadmirals tatsächlich mit Kunst beschäftigt. Admiral Arlok stammte von einer Welt namens Chandrila. Zwar war er ein Mensch, doch unterschied sich die Kunst und die Lebensweise der Menschen von Chandrila mit der von anderen Planeten. Pellaeon sah sich die Kunstwerke an, die am Rand des Trainingsraums standen. Alle waren länglich und hatten scharfe Kanten oder eckige Formen. Keine Rundungen oder fließende Übergänge. Pellaeon lächelte selig und musste an die vielen Stunden denken, die er mit Großadmiral Thrawn über Kunst diskutiert hatte. Deshalb wusste er diese Kunstwerke nur zu gut zu deuten. Menschen von Chandrila waren engstirnig und ehrgeizig. Sie mochten keine Veränderungen und hassten Überraschungen und konnten nur schwer auf alternative Pläne ausweichen, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatten. Deshalb würde Arlok niemals von seinen wahnsinnigen Plänen abweichen. Aber die Tatsache, dass der Admiral so selbstsicher war, konnte man vielleicht auch gegen ihn verwenden. Vielleicht konnte er doch etwas gegen Arlok unternehmen. Er sah wieder zu Admiral Arlok und Brakiss. Arlok schein ein wenig erschöpft zu sein, während Brakiss breit am Grinsen war, als würde er sich sogar noch zurück halten. Natürlich war Arlok auch älter als der junge Brakiss. "Genug für heute", keuchte Arlok atemlos und deaktivierte seine Laserlanze und hängte den Griff an den Gürtel seiner Rüstung. Brakiss tat es ihm gleich und schaltete sein Lichtschwert aus und lächelte zufrieden. "Du musst mir unbedingt mehr über die verschiedenen Kampftechniken verraten", sagte Arlok und als sein Adoptivsohn nickte, schien er endlich Pellaeon zu bemerken. "Ah, Gilad", begann Arlok und winkte den Vizeadmiral heran, "Gibt es bereits Neuigkeiten von der Neuen Republik?" Pellaeon trat näher und nickte: "Ich fürchte ja, Sir. Der Senat der Neuen Republik hat entschieden, nicht auf unsere Forderungen einzugehen. Die Gefangenen bleiben in der Gewalt der Republik. Ich vermute, die Neue Republik wird die Imperialen Systeme angreifen, um Luke Skywalker zu befreien. Die Aufnahme aus der Senatshalle hat außerdem einen überlebenden Jedi-Ritter gezeigt, der um einen Wiederaufbau der Jedi-Akademie gebeten hat." Arlok verzog das Gesicht vor Wut und sein rotes Roboterauge leuchtete auf. Auch Brakiss schien nicht sehr begeistert. "Ich will diese Aufnahme sehen!", knurrte Arlok und sie gingen in einen Nebenraum und riefen die Aufnahme auf einen der Monitore ab. Die Senatshalle erschien und die vielen Senatoren und Generäle wurden von der Kamera gezeigt. Pellaeon kannte all die Gesichter, denn sie hatten sich als starke Kontrahenten und Gegner erwiesen. Gemeinsam lauschten sie der Diskussion, die am Ende zu dem Ergebnis kam, die Forderungen des Imperiums nicht zu erfüllen und Luke Skywalker zu befreien. Arlok atmete tief ein und an seinem kahlen Kopf pochte eine Ader, so sehr regte er sich auf. "Sie dreckigen Rebellen wagen es doch tatsächlich..." Er kämpfe um seine Fassung und lächelte dann wieder selbstsicher. "Sie haben es also so gewollt. Wir bringen Skywalker nach Bastion, in meine Festung. Sie werden den Planeten niemals finden und wenn sie sehen, was wir mit Skywalker machen werden, werden sie doch noch nachgeben und die Imperialen Kriegsgefangenen freilassen." Pellaeon nickte nur und sie sahen sich die Aufnahme der Senatssitzung weiter an, bis der junge Jedi-Ritter das Wort ergriff. Brakiss schien plötzlich vor Wut zu explodieren und hätte er Turbolaserblitze auf die Person im Bild abfeuern können, er hätte es sofort getan. "Kyp Durron", keifte Brakiss und schien es nicht fassen zu können. "Er lebt! Er ist doch tatsächlich mit dem Leben davon gekommen!"

Arlok versuchte, seinen Schützling zu beruhigen: "Keine Sorge. Ohne ihren Meister sind die Jedi-Ritter keine Gegner mehr. Sie werden uns niemals finden und wenn sie die Gefangenen freilassen, werden wir Skywalker töten!" Brakiss schien wieder etwas ruhiger zu werden. "Ich werde Kyp Durron ausschalten. Trainieren wir noch ein wenig die Meditationsübungen?" Arlok nickte und sah dann zu Pellaeon. "Gilad. Sorgen Sie dafür, dass Luke Skywalker zu meiner Festung gebracht wird und treffen sie auch entsprechende Vorkehrungen, dass der Empfang dementsprechend ist. Brakiss und ich werden später nach Bastion fliegen." Pellaeon nickte erneut. "Und was soll ich dann machen, Sir?" Arlok grinste. "Bleiben Sie hier und genießen Sie die Ruhe. Sie sind erst wieder erforderlich, wenn wir die nächsten Projekte zur Vernichtung der Neuen Republik planen!" Der Vizeadmiral nickte und neigte den Kopf. "Wie Sie wünschen, Admiral Arlok." Pellaeon drehte sich um und ging militärisch zackig aus dem Raum und verließ auch den Übungsraum und ging zum Gefängnistrakt der Feuersturm. Er dachte an Arloks Worte und regte sich sehr über dessen Größenwahn auf. Aber Hochmut kam schließlich vor dem Fall. Er benutzte seinen Kommunikator um eine Raumfähre bereit zu stellen und einige Wachen. Sowohl Luke Skywalker als auch ein paar Ysalamiri mussten nach Bastion transportiert werden. Doch Pellaeon würde ein paar der Ysalamiri an Bord der Feuersturm behalten. Nur zur Sicherheit. Als er die Zelle von Luke Skywalker erreicht hatte, bellte er die Wachen an und befahl ihnen, die Ysalamiri zur Raumfähre zu bringen. Nur eines der Gestelle behielt er in seiner Nähe, denn obwohl er dem Jedi-Meister nichts Böses wollte, konnte man nie sicher sein, ob es umgekehrt derselbe Fall war. Pellaeon stellte sich so hin, dass die Kamera ihn nicht sprechen sehen konnte: "Ich entschuldige mich für diese Unannehmlichkeiten. Aber Arlok und Brakiss sind zu mächtig, als dass ich sie direkt aufhalten könnte." Er sah Luke Skywalker an, der relativ ruhig und gefasst wirkte. "Die Neue Republik hat die Forderungen von Arlok nicht erfüllt und will versuchen, Sie selber zu befreien. Sie werden nun nach Bastion, in die Burg von Arlok gebracht. Ich kann dann nicht mehr für Ihre Sicherheit garantieren. Es tut mir leid. Kommen Sie mit!" Er zog seinen Blaster und schulterte das Gestell mit dem Ysalamiri und ging zusammen mit Skywalker aus der Zelle, wo sie von Sturmtrupplern zur Raumfähre eskortiert wurden. Dann wurde Skywalker zusammen mit einigen Ysalamiri an Bord gebracht und die Fähre verließ den Hangar des Sternzerstörers und fiel der Planetenoberfläche von Bastion entgegen. Bald bin ich Arlok und Brakiss los, dachte Pellaeon und streichelte einen Ysalamiri in dessen Gestell. Und irgendwann für immer. Er beobachtete die Fähre, die sich rasch entfernte und wandte sich dann ab und ging mit dem Gestell in sein Quartier. Später würden Brakiss und Arlok ebenfalls nach Bastion fliegen und dann hätte er wieder Ruhe. Und konnte vielleicht versuchen, etwas gegen diese beiden Wahnsinnigen zu unternehmen.

Kyp Durron hatte die imperiale Fähre nur kurz verlassen um in das vorläufige Quartier von Tionne und ihm zu gehen um seine Freundin und die ganzen Habseeligkeiten zu nehmen, ehe Tionne und er wieder in den Hangar gingen. "Ich habe deine Rede im Senat gesehen", sagte Tionne und nahm seine Hand in ihre und drückte sie sanft. "Ich bin stolz auf dich, das hast du toll gemacht. Gab es irgendwelche Probleme bei der anderen Sache?" Kyp schüttelte den Kopf als sie an Bord der Fähre gingen. "Ich weiß wo die Hauptwelt des Imperiums ist, aber jetzt sollten wir schnell von hier verschwinden, bevor Han und die anderen Wind von der Sache bekommen. Dies darf keine große Sache werden." Tionne nickte und ließ die Einstiegsrampe der Fähre einfahren und stellte ihre Taschen ab, während Kyp schon ins Cockpit ging um die Maschinen wieder hoch zu fahren. Als Tionne neben Kyp Platz nahm, sah Kyp sehr angespannt aus. Er startete die Fähre und gewann an Höhe und lenkte die Fähre aus dem Hangar des Mon-Calamari-Sternenkreuzers. Sofort ertönte der Kommunikator der Fähre. "Sie warnen uns jetzt wahrscheinlich, weil wir uns ohne Erlaubnis entfernen.", sagte Kyp gelassen und steuerte auf den Weltraum zu, während er die Koordinaten von Bastion in den Navigationscomputer der Raumfähre tippte. Plötzlich wackelte das Schiff und Kyp und Tionne wurden in ihren Sitzen durchgeschüttelt. "Was machen die mit uns?", fragte Tionne und sah Kyp entsetzt an. Doch Kyp blieb völlig ruhig. "Sie versuchen uns, mit einem magnetischen Fangstrahl wieder in den Hangar zu ziehen. Die wollen wirklich nicht, dass wir was auf eigene Faust unternehmen. Aber so leicht mach ich es denen nicht." Mit diesen Worten riss Kyp den Steuerknüppel zur Seite weg um die Fähre zu drehen und nutzte die Anziehung des Fangstrahls, um genügend Geschwindigkeit zu bekommen, um dem Wirkungsbereich zu entkommen. Noch immer piepte der Kommunikator, doch Kyp interessierte das nicht und er flog wieder so schnell die Fähre konnte auf den freien Weltraum zu. Dann endlich hatte der Navigationscomputer die Route nach Bastion fertig berechnet und Kyp drückte den Knopf des Hyperantriebs und vor ihnen verschmolzen die Sterne zu einem leuchtenden Wirbel, als die imperiale Raumfähre in den Hyperraum sprang. "Na bitte. Das wäre schon einmal geschafft!", rief Kyp triumphierend. Tionne blickte durch das Sichtfenster in die Unendlichkeit des Hyperraums: "Und was machen wir, wenn wir bei Bastion schon von einer ganzen Horde Sternzerstörern erwartet werden?" Kyp lächelte selbstsicher. "Wir haben über einen Tag Zeit, zu trainieren. Die Macht wird uns beistehen, mein Liebling!" Er drückte Tionne einen Kuss auf die Lippen. Plötzlich hörte er hinter sich, am Durchgang vom Cockpit zum Laderaum der Raumfähre ein Räuspern und Kyp und Tionne fuhren herum. Und blickten direkt in das breite Grinsen von Han Solo, der mit dem Wookiee Chewbacca lässig in der Tür stand. "Ihr bracht mehr als nur die Macht, um euch bei so etwas zurecht zu finden, Kinder", sagte Solo und betrat das Cockpit. Er hatte eine Reisetasche dabei und auch Chewbacca trug eine solche Tasche und die beiden sahen aus, als würden sie Urlaub machen und nicht ins Herz des Imperiums fliegen. Kyp war völlig überrascht, denn er hätte Han und Chewie doch spüren müssen. "Wie kommt ihr zwei hier an Bord?" Der ehemalige Schmuggler lächelte nur und setzte sich in einen der freien Sitze. Chewbacca lachte, was sich eher wie eine Art Bellen anhörte. "Du wolltest einen der ältesten Tricks gegen einen alten Hasen wie mich verwenden. Wir haben uns in einem der Gepäckfächer versteckt. Ich dachte mir, dass du es alleine versuchen würdest, Kyp. Aber das ist zu gefährlich. Chewie und ich haben so etwas schon öfter gemacht. Wir werden fleißig mitmischen!" Er öffnete seine Tasche und zeigte den beiden jungen Jedi-Schülern den Inhalt. Die Tasche war voller imperialer Uniformen. Kyp und Tionne waren baff. "Han, hör zu", begann Kyp und sah seinen väterlichen Freund an. "Ich wollte nicht, dass sich mehr Leute als nötig in Gefahr begeben. Aber Tionne und ich sind Jedi. Wir können das schaffen!" Han schmunzelte nur. "Ihr beide seid wirklich gut. Aber ihr seid noch immer Schüler. Chewie und ich kennen eine ganze Menge Tricks. Zu viert schaffen wir diese Aktion viel eher, glaube mir!" Kyp wusste, dass weitere Einwände sowieso zwecklos waren und irgendwie freute er sich auch, denn Han hatte ihn aus den Gewürzminen von Kessel befreit. Dies würde ein weiteres, unvergessliches Abenteuer werden. "Na okay. Wie sieht euer Plan aus?" Er sah Han und Chewbacca fragend an. Und dann begannen die Vier, ihre Vorgehensweise zu besprechen. "Wir haben ein paar gefälschte, imperiale Passwörter dabei", sagte Han. "Wenn wir auf der Hauptwelt des Imperiums angekommen sind, werden wir uns verkleiden und nach Luke suchen!" Kyp schmunzelte. Das sah wie ein ziemliches Himmelfahrtskommando aus. "Er ist in der Gewalt von Admiral Arlok", sagte der junge Jedi. "Entweder ist er auf Bastion oder noch auf dem Flaggschiff des Admirals. Aber ich denke, auf dem Planeten zu suchen ist vorerst die bessere Idee." Han nickte. Er musste an Vizeadmiral Pellaeon denken und war gespannt, was für eine Rolle der alte Mann noch spielen würde. "Ich hoffe, alles läuft glatt. Sonst wird das ein sehr kurzer Ausflug." Kyp schmunzelte und sah Tionne an. "Ich habe das Gefühl, das wird ein langer, langer Flug". Tionne nickte und grinste. "Wir sollten im Laderaum noch ein wenig trainieren, das kann nie schaden." Kyp stimmte dem zu und Tionne kramte die Holocron-Würfel von Meister Cin Drallig und Meister Vodo-Siosk Baas aus ihrem Rucksack. Dann gingen die beiden nach hinten. "Hey Kyp", sagte Han mit einem schiefen Grinsen und Kyp blieb kurz stehen und drehte sich zu ihm um. "Ja?" Hans Grinsen hätte von einem Ende der Galaxis zum Anderen reichen können. "Glückwunsch Junge! Ich bin übrigens stolz auf dich. Du hast dich auf Yavin 4 gut gehalten!" Kyp nickte nur. "Wir müssen Luke finden und befreien, das ist das Wichtigste! Danke Han..." Dann ging Kyp ebenfalls in den Laderaum, wo Tionne gerade ihr Lichtschwert aktivierte und die vielen Sitze vom Boden trennte, um genug Platz für das Training zu schaffen. Kyp aktivierte sein Lichtschwert und beide trainierten noch einmal die verschiedenen Formen des Lichtschwertkampfes. Zum Meditieren hatten sie noch später mehr als genug Zeit. Denn der Flug nach Bastion würde mindestens einen Tag dauern. Tionne schien sich als Meisterin der Dritten Form zu erweisen. Sehr lange trainierte Kyp mit ihr das Abwehren von Blasterfeuer, wobei er natürlich auf Betäubung gestellt hatte. Und zuerst waren es ungenaue und langsame Feuerfrequenzen gewesen, aber später hatte er immer genauer auf einzelne Körperteile gezielt und immer schneller den Abzug gedrückt, so dass sich Tionne ernsthaft anstrengen musste. Aber das Wechseln zu Form Fünf und dem Zurücklenken der Blasterblitze würde Tionne auch nicht sonderlich schwer fallen. Kyp übte sich eine ganze Weile im Vaapad-Stil um seine Bewegungen zufällig aussehen zu lassen und dabei ganz der Macht zu vertrauen. Dies war für den jungen Jedi-Schüler alles andere als leicht, denn obwohl die Macht mit ihm war, benutzte er nur zu gerne die trainierten Bewegungsabläufe und das war nicht richtig. Als Kyp genug davon hatte, übten sich Tionne und er eine ganze Weile in meditativer Trance. Schlafen konnten sie sowieso nicht, denn Han und besonders Chewbacca, die es sich auf den Sitzbänken im Laderaum bequem gemacht hatten, schnarchten so laut, dass sie kein Auge zu bekamen. Sie übten sich außerdem in der Kunst der Telekinese und ließen die abgetrennten Sitze durch die Luft schweben. Dabei mussten sie immer an eine Lektion von Meister Skywalker denken: "Größe bedeutet nichts. Konzentriert euch und mit dem richtigen Verständnis für die Macht sind euch kaum noch Grenzen gesetzt!" Und nach fast einundzwanzig Stunden verließ das imperiale Shuttle den Hyperraum. Han und Kyp saßen an den Kontrollen der Fähre und hatten bereits die schwarzen, imperialen Uniformen angezogen, wie sie Piloten üblicherweise trugen. Tionne und Chewbacca waren im Lagerraum. Tionne half dem massigen Wookiee, sich zu verkleiden. Dabei färbten die beiden das rotbraune Fell des Wookiees ein wenig schwarz und legten ihm einen Brustpanzer an. Vor ihnen lag die düstere Welt Bastion. Schwarze Wolken verdeckten weite Teile des Himmels und laut den Sensoren war der Planet von einem planetaren Schutzschild umgeben. Dies trug zu Kyp's wachsendem Unwohlsein bei. Dies und die vielen imperialen Sternzerstörer, die den Planeten umkreisten. "Bitte identifizieren Sie sich!", ertönte es aus dem Kommunikator, als einer der Sternzerstörer die Fähre entdeckte und anfunkte. Han antwortete: "Fähre Omikron bittet um Deaktivierung des Schutzschildes." Han schnitt eine Grimasse und sah zu Kyp. Die Stimme aus dem Kommunikator antwortete: "Raumfähre Omikron, bitte um Übermittlung des Passwortes zum Durchfliegen des Schutzschildsektors!" Han übermittelte das gefälschte imperiale Passwort und drückte sich selber die Daumen. Doch eine ganze Weile geschah gar nichts. "Ich sage es wirklich nicht gerne", sagte Kyp leise, "Aber ich habe da ein ganz mieses Gefühl!" Han nickte und sah durch das Sichtfenster zum riesigen, keilförmigen Sternzerstörer vor ihnen. "Ich auch, Junge. Ich auch."

Vizeadmiral Pellaeon stand auf der Brücke des Sternzerstörers Feuersturm und blickte durch das große Sichtfenster in den Weltraum, wo nun eine imperiale Raumfähre aus dem Hyperraum gesprungen war und sich dem Planeten nähern wollte. Der Kommunikationsoffizier wandte sich an ihn. "Sir, diese Fähre, die sich als Omikron identifiziert hat, scheint ein falsches Passwort übermittelt zu haben. Soll ich sie aufhalten?" Pellaeon wölbte eine Augenbraue und trat zum Kommunikationspult. "Nein, ich glaube, ich sollte mich darum kümmern", sagte er ruhig. Konnten das Soldaten der Neuen Republik sein, die irgendwie nach Bastion gefunden hatten, um Luke Skywalker zu befreien? Pellaeon war beeindruckt. So früh hatte er sie nicht erwartet. Er musste jedoch ganz sicher sein. Er nahm das Funkgerät und sprach zu der Besatzung der kleinen, imperialen Raumfähre: "Fähre Omikron. Hier spricht Vizeadmiral Pellaeon. Gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie zur Festung von Admiral Arlok wollen, hinsichtlich dessen Geheimprojekte?" Eine kleine Pause, dann die Antwort der Fähre: "Ja, Sir. Wir haben ein geheimes Frachtgut abzuholen." Pellaeon musste mit großer Mühe ein Lächeln verbergen. Es waren tatsächlich Soldaten der Neuen Republik und sie wussten, dass Pellaeon auf ihrer Seite war. Der Vizeadmiral wandte sich an den Kommunikationsoffizier: "Es ist alles in Ordnung. Lassen Sie den Schutzschild deaktivieren und übermitteln sie der Raumfähre eine geeignete Flugroute durch die Wolkendecke und zur Festung von Admiral Arlok!" Der Offizier gehorchte und Pellaeon konnte beobachten, wie die Raumfähre weiter flog und sich dem Planeten Bastion näherte. Seine Laune war soeben deutlich gestiegen. Die Neue Republik war da und würde Skywalker retten und ihm vielleicht Arlok und Brakiss vom Hals schaffen. Dann würde Pellaeon sich endlich um dauerhaften Frieden mit der Neuen Republik bemühen. Dann wäre eine Zukunft der Imperialen Systeme endlich gesichert. Und wenn die Leute der Neuen Republik unten auf Bastion sterben würden, würde er etwas gegen Admiral Arlok unternehmen müssen. Aber vorerst konnte er nur abwarten und hoffen, dass die Besatzung dieser imperialen Fähre da unten Erfolg haben würden. Und dass sie mit den Wachen des Admirals, mit Brakiss und natürlich mit Arlok selber fertig werden würden.