Guten Abend, die versammelte Schreiber- und Vampir-Fanatikerschaft. Hiermit präsentiere ich mein neuestes Werk, das eigentlich als Lückenfüller gedacht war, bis ich mit meiner arbeitsintensiveren Story fertig bin.....aber es ist ganz lieb geworden, darum stelle ich es mal hier hoch.

Ich hab mich mal an etwas anderes gewagt, TdV-Charaktere in heutiger Zeit. und da ich nicht viel Ahnung vom derzeitigen Rumänien habe, ließ ich sie mal nach Wien übersiedeln, aus ein paar Gründen:
o) hier wurde TdV uraufgeführt, im Raimund Theater.
o) Ich bin Österreicherin und wohnte beinahe in Wien. Da ich also, selbst wenn ich wollte, Probleme hätte, sie in irgendeiner deutschen, englischen oder sonstwelchen Stadt anzusiedeln, hab ich einfach Wien genommen.
o) in Wien gibt's viele schöne Sagen, dich ich einzuarbeiten gedenke. Auch ein Grund.

Der Titel ist mal wieder dem Musical "Mozart!" entlehnt, da gibt's so ein Lied, "Hier in Wien". Ist echt cool...

Ach: Der Einfachheit halber hab ich einigen Leuten Berufe gegeben. Hoffe, das stört nicht.


"Hier in Wien...."

„Gut. Ich bringe ihnen das Manuskript dann morgen Abend vorbei. Auf Wiederhören."
Gerade, als Graf von Krolock den Hörer auf die Gabel zurück fallen ließ, stürmte seine Frau in das Zimmer. „Breda! Der Vertreter von der UCCC ist da!"
„Danke, Sternkind. Würdest du einen Kaffee für uns aufsetzten?"
„Natürlich."
Wie ein Wirbelwind verschwand Sarah in der Küche. Lächelnd blickte ihr der Graf einige Sekunden lang nach, dann begab er sich ins Wohnzimmer.

Dort saß auf dem dunklen Ledersofa ein schmächtiger Mann mit blasser Haut und spärlichem Haarwuchs. Graf von Krolock begrüßte seinen Besucher höflich, dann ließ er sich in einem der tiefen Ledersessel nieder. Der Mann stellte sich nun seinerseits vor.
„Guten Abend, Herr Graf. Ich freue mich, dass Sie nun doch Zeit für ein Gespräch mit uns gefunden haben. Mein Name ist Lorendius Damgal, ich arbeite als Chefberater im administrativen Bereich für die UCCC. Da sie schon seit ungewöhnlich langer Zeit mit Aktivitäten als Vampir auf sich aufmerksam machen, überlegten wir uns, Ihnen einen Beraterposten bei uns nahe zu legen."
Der Graf hob milde überrascht die Augenbrauen. „So, als Berater soll ich bei ihnen arbeiten....darf ich fragen, was sie überzeugt, dass ich für diese Art von Arbeit geeignet bin?"
„Nun, wie Sie sicher wissen, arbeitet die Underground Creatures Consulting Company schon seit nunmehr fast 90 Jahren an der Beratung von jeder Art von Lebewesen, die nicht bei Tag in Erscheinung treten, menschliche Körpermerkmale verloren haben oder von der Gesellschaft aufgrund mysteriöser Tätigkeiten oder Fähigkeiten gemieden werden. Da nun Sie, Graf von Krolock, sehr viel Erfahrung mit menschlichen Vorgehensweisen und vor allem Jungvampiren haben, würden wir und geehrt fühlen, Sie in unser Team von Vampir- oder vampirähnlichen Mitarbeitern einzugliedern zu dürfen."
Er zog aus der dünnen Aktentasche zu seinen Füßen einen Bogen Papier heraus und reichte ihn von Krolock.

„Da Ihre Erfahrungen bekanntermaßen vorwiegend aus Osteuropa stammen und sie lange Zeit in Transsilvanien wohnhaft waren, würden wir Sie vor allem an Anfragende aus diesen Gebieten empfehlen. Ein Umzug ist natürlich nicht erforderlich-", fügte er auf einen Blick des Grafen hinzu, „- Hier in Wien befindet sich nämlich die Zentrale für Osteuropa, zu den Zweigstellen in Budapest, Zagreb, Bratislava, Prag, Ljubliana, Sarajewo und Belgrad, sowie Bukarest, Sofia und Warschau haben wir selbstverständlich ununterbrochenen Kontakt. Auf dem Druck finden Sie alle Informationen betreffend Gehalt, Vertrag und Verpflichtungen."
Der Graf überflog das Blatt, nahm danken Sarah den Kaffee aus der Hand und wandte sich dann wieder Lorendius Damgal zu. „Ihr Angebot klingt sehr interessant, ich werde mir die Sache überlegen. Bis wann kann ich Sie erreichen?"
„Von achtzehn bis sieben Uhr. Die Nummer befindet sich in der Kopfzeile."
„Danke. Ich werde ihnen in zwei, drei Tagen Nachricht geben."
„Gut, vielen Dank. Ich darf mich verabschieden."
Mit einem Händedruck an den Grafen und einer kleinen Verbeugung für Sarah verließ er das Haus.

„Was wollte er denn?" Neugierig räumte Sarh die leergetrunknen Tassen weg.
„Die UCCC bietet mit einen Posten an, in der Beratung für Neugebissene, Schwerpunkt Osteuropa."
Sarah las sich das Schreiben, welches ihr der Graf gereicht hatte, aufmerksam durch. „Das klingt gut. Der Job macht dir sicher Spaß. Wir können es dann mit den andern besprechen, wenn sie kommen."
„Wann erwarten wir die Rabauken zurück?"
Sarah lachte über den kühlen Kommentar des Grafen. „So um fünf, frühestens. Du weißt ja, was dein Sohn von Pünktlichkeit hält."
„Ja. Leider. Könntest du ihnen vielleicht eine Kleinigkeit herrichten? Sie kommen bestimmt nicht vor neun."
„Klar." Sarah seufzte. „Eines Tages werden sie noch in die Sonne kommen."
„Daran zweifle ich nicht."

Dann machte sich Graf von Krolock auf in die Küche, um das Kaffeegeschirr abzuwaschen. Sarah verkündete, noch einkaufen gehen zu wollen, und verabschiedete sich mit einem Küsschen von ihrem Mann.
„Was macht eigentlich dein neues Buch?"
„Fertig. Morgen Abend bringe ich es zum Verleger."
„Schön. Ich bin jetzt weg."

Kaum, dass seine Frau zur Tür draußen war, musste sich der Graf wieder dem schmutzigen Geschirr zuwenden. Sarah bestand auf strikte Arbeitsteilung im Haushalt. Mit Staubsaugen und Kochen kam er mittlerweile schon ganz gut zurecht. Aber das Abwaschen war ihm noch immer so lieb wie eine der Stinkbomben, die sein Sohn jedes Jahr zu Silvester hochgehen ließ.

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„Aaaaaalfred!"

Heftig winkend machte Herbert den blondgelockten Vampir auf sich aufmerksam. Der lief unter seinem Schal zartrot an und lief schnell zu dem andren hin, bevor er noch auf die Idee kam, ihn bei anderen Namen zu rufen. Die Passanten am Christkindlmark warfen dem silberhaarigen Vampir, der mit zwei Tassen Punsch vor einem der Standln stand und einen andern Mann nun eine dieser Tassen mit einem Lächeln in die Hand drückte, beunruhigte Blickle zu. Welcher normale Mensch krakeelte auch bei dieser Kälte ohne Rücksicht auf Stimmbandschäden zu laut herum?

Alfred empfing den Punsch mit einem dankbaren Nicken, und schlürfte vorsichtig daran. Natürlich war das Zeug zu heiß, und er zuckte zurück. Herbert grinste. „Na, hast du was gefunden?"
Alfred nickte. „Da hinten gab es einen Stand mit Honig, da hab ich für Sarah ein Glas besorgt. Sie liebt doch alles Süße, nicht?"
„Sicher." Herbert blickte verträumt zu den Schneeflocken hoch, die sich langsam auf die Häuser und Straßen senkten. „Ich mag auch Süßes..."
„Ja?" Alfred blickte überrascht auf.
„Ja, vor allem süße Sachen wie dich..." Herbert lachte, als Alfred ihm eine Hand voll Schnee, den er von dem winzigen Tischchen geschnappt hatte, an den Mantel warf.

„Nicht rabiat werden!", neckte er den anderen und stupste ihn an die Nase. Alfred drehte sich weg. „Nicht aufdringlich werden!", gab er im selben Tonfall zurück, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Herbert nahm einen betont langen Schluck von seinem Punsch und gab mit todernster Stimme zurück: „In der Öffentlichkeit doch nie!"
„Ach, in Café eine Kussorgie anzufangen war nicht öffentlich?"
„Nein. Erstens hab ich nur dich geküsst und zweitens wollte ich die Oma am Tisch neben uns verschrecken. Sie stank nach Knoblauch."

Stillschweigend musste ihm Alfred recht geben. Die alte Frau hatte höllisch nach Knoblauch gerochen, und die kleine Aktion der zwei Männer hatte sie auch prompt von dem üblen Gestank befreit. Alfred schüttelte ein wenig betrübt den Kopf. Manche Menschen waren noch immer viel zu konservativ...

Er erinnerte sich mit Unbehagen an einen Streit, den Herbert einmal mit einem Ober ausgetragen hatte, als sie gemeinsam in einem Café gewesen waren – wie auch diesmal. Der Kellner hatte Herbert gebeten, sich „zu mäßigen" – ihm war die Umarmung des Vampirs, die Alfred galt und beinahe die ganze Zeit über andauerte, ein Dorn im Auge gewesen, und hatte den Grafensohn mit ziemlich groben Worten bei seiner Bitte bedacht.

Dass Herbert sich das nicht gefallen ließ, war klar, und auf seine freche Antwort hin, von wegen, der Ober solle nicht so neidisch sein (was Alfred wirklich als ein wenig gewagt empfand) gab ein Wort das andere und schon bald war ein heftiger Streit im Gange, der damit endete, dass Alfred Herbert nach draußen zog, und ihn erfolgreich beruhigte. Nicht nur, dass der Kellner einige wirklich feindliche Ausdrücke vom Stapel gelassen hatte, auch Herbert war nicht gerade sehr höflich gewesen und hatte dem Mann einige Sachen an den Kopf geworfen, die Alfred auch nicht nur annähernd über die Lippen gebracht hätte.

„Genau das macht dich noch unbeliebter!", hatte er ihm ins Gesicht gefaucht, als er den Mantel des anderen um dessen Schultern zog. „Wenn du dich so aufführst, was sollen die dann anderes machen als zu Homophilen werden, hä?"

Herbert hatte aufgeregt etwas erwidern wollen, doch Alfred schnitt ihm das Wort ab. „Der Typ war ja auch extrem, das stimmt, aber trotzdem solltest du dich im Zaum halten! Wenn du echt wütend geworden wärst hättest du ihn am Ende noch gebissen, und die Folgen will ich mir lieber nicht ausmalen!"

Herbert hatte ein wütendes „Und was gibt ihm das Recht, so unwirsch zu sein? Das knutschende Pärchen am anderen Tisch hat er in Ruhe gelassen, während ich dich nur umarmt habe! Sind die wirklich so starrköpfig oder ich überreagierend, na?" von sich gegeben, während er mit raschen, unkoordinierten Bewegungen die Knöpfe seines Mantel geschlossen hatte.

Alfred hatte ihn in Richtung Straßenbahn dirigiert, den Redeschwall erst einmal ignorierend. Doch als sie dann abratterten, hatte er die Antwort, auf die Herbert noch immer wutzitternd wartete, endlich gegeben. „Hör mal, es gibt wirklich viele Leute, die Homosexuellen nicht viele gute Meinungen entgegenbringen, und der Typ war so einer. Aber du machst es auch nicht besser indem du ihn anschreist und mit ihm streitest. So was bestärkt die doch nur in ihrer Meinung."
„Also soll dich den Mund halten und die Beleidigungen über mich ergehen lassen, oder wie!"
Alfred seufzte. Herbert hatte ja auch recht, der Mann hatte sich extrem unhöflich ausgedrückt. Aber es stimmte, was hätte der Vampir besser tun sollen? Rausgehen und den Mann stehen lassen? Erklären? Dann: Was erklären? Mit solchen Leuten konnte man nun mal nicht reden.
„Vielleicht..."
„Nichts vielleicht! Das nächste Mal ignorier ich so was halt, wenn es dich glücklicher macht. Aber bitte, können wir jetzt von was anderem sprechen?"

Diese Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf, während er neben Herbert über den Christkindlmarkt spazierte. Dieser war übermütiger Laune, tanzte an den Ständen vorbei und zog Alfred ganz plötzlich in eine andere Richtung. Der blonde Vampir verschüttete beinahe seinen Punsch.
„Was ist denn?", herrschte er Herbert ungehalten an. Doch der silberhaarige Vampir lachte nur.
„Schau mal!" Er deutete auf die andere Straßenseite, wo ein Fiaker stand und heftig mit einem Kunden diskutierte. Die beiden Männer waren nahe daran, sich anzubrüllen, und so verstanden die zwei Vampire einiges. Etwa zwei Minuten lang lauschten sie, dann grinste Alfred Herbert an.

„Das Pferd hat ihm den Mantel vollgeschissen? Pech muss der Mensch haben!"


Ich musste einfach, nachdem wir die VTO und King's haben, eine eigene Organisation erfinden. gg (zuaisaundsteeliwink) Warum die UCCC den Sitz in Wien hat: Schon mal was von dem Östereichisch-Ungarischen Kaiserreich gehört? Da gehörte viel von Osteuropa dazu, darum und aus kaum einem anderen Grund (außer, dass ich sie jetzt nicht wieder übersiedeln lasse, nach Bratislava oder sonstwohin.)
Noch Erklärungen: ein Fiaker (wer's nicht weiß) ist:
a) eine Kutsche, das ganze Ding plus 2 Pferde wird Fiaker genannt
b) der Kutscher, der heißt auch "ein Fiaker".
Diese Kutschen gehören in Wien zum Straßenbild im Ersten Bezirk, und ich dachte einfach, die beiden Hübschen sind auf dem Christkindlmarkt auf der Freyung.
Und Lorendius kommt nicht allzu oft vor, keine Sorge. Führe nur wenig OC ein, er ist so ein richtiger altösterreichischer Bürokrat...gg Im nächsten Chap kommt noch ein OC vor, aber was soll ich machen...ich kann eben in der heutigen Zeit nicht nur auf wahrscheinlich schon verblichene Menschlein zurückgreifen, und irgendjemand muss den Vampiren auch mal Gesellschaft leisten...vermutlich kommen noch einige dazu, aber ich bleibe immer auf den Vampiren fokussiert, versprochen. Und nachdem wir ja auch schon komplette Verwandtschaften hier eingeführt haben, schäme ich mich nicht mal so sehr...-gg-

Und ja, das Ganze spielt zur Weihnachtszeit...passend.

Wie gefällt's euch? Hat noch nicht viel Story, ich weiß. Kommt noch. Wenn ihr mir Kommentare abgebt, sonst hab ich ja keine Ahnung ob das überhaupt jemand liest oder ob ich das nur für mich weiterschreibe. (Tu ich auch. Aber dann poste ich nicht mehr...)