Okay, hier ist das zweite Chap....mal schaun'...sind alle da? Nein, Alfie und Herbie sind Punsch trinken? Okay, dann eben versteckte Kamera. Alle in Stellung und....NEIN! HOLT HERBERT ZURÜCK! Er darf jetzt einfach nicht!....ach, Alfred. Wie soll das gehen wenn ihr....nicht da seid. Nein, ihr habt jetzt nicht was besseres zu tun. Bei Fuß!

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Noch immer schmunzelnd spazierten Herbert und Alfred über den Weihnachtsmarkt. Vor einem Stand mit Holzspielzeug blieb der Grafensohn stehen. „Schau mal....so ein Klettermännchen hatte ich auch mal...vor Ewigkeiten!"
Die Aussage brachte Alfred zum unterdrückten Grinsen. Woher sollte der Verkäufer, der sich geschäftsbegierig zu ihnen beugte, wissen, dass es wirklich eine Ewigkeit her war?
„Ja, ja,", versuchte ebendieser ihnen die Artikel nun anzupreisen, „Solche Figuren gab es schon im Barock, da waren die groß in Mode!"
„Ich weiß.", antwortete Herbert nur grinsend und wanderte weiter. Alfred folgte ihm kichernd.

„Schau! Das wär doch was für Papa, oder?" Der silberhaarige Vampir hielt vor einem weiteren Standl einen dicken Kaschmirpullover hoch. „Er hat fast nichts neumodisches, alle seine Klamotten sind noch aus dem vorigen Jahrhundert!" Alfred beäugte das Kleidungsstück kritisch, zog dann ein anderes aus dem Stapel. „Ich glaube dunkelgrün steht ihm besser als himmelblau..."
„Kann sein.", gab Herbert zu und wandte sich dem Fundstück zu. „Der ist gut, den kauf ich ihm. Und aus Wolle, auch mal was anderes." Beide Vampire hatten die Garderobe des Grafen lebhaft vor Augen, die durchwegs aus Seide, Baumwolle oder Samt bestand.
Alfred befand, dass Herbert nicht frech war. Es war schließlich Weihnachten.

Mit ihren Einkäufen beladen, die vorwiegend aus Geschenken bestanden, spazierten sie langsam Richtung Graben. Herbert summte Lieder vor sich hin, während Alfred die Menschen beäugte, die an ihnen vorbeihasteten. Alle waren sie dick eingemummelt, setzten ihre Schritte so schnell, als ob sie Angst hätten, der Hintere könnte sie überholen, und hatten die Köpfe gesenkt. Alfred fühlte sich leicht, als er die schiebenden und drängenden Massen sah. Wenn er daran dachte, dass er auch einmal so...so normal gewesen war... Auf der Universität, auf der Straße, sogar zu Hause. Er war ein gewöhnlicher Junge gewesen. Und jetzt schien es ihm so fern.

Erinnerungen an seine Eltern, seine Freunde in Königsberg kamen in ihm auf. Damals, nachdem er gebissen worden war und sich entschlossen hatte, auf dem Schloss der Krolocks zu bleiben, hatte er noch einige Zeit Briefkontakt mit ihnen geführt, kleine Lügen über seinen Aufenthaltsort – irgendwo in Rumänien – eingefügt und sie nie mehr besucht. Doch nach einigen Monaten wurde es ihm zu heikel und unsicher, nicht nur, dass die Briefe immer zu verschiedenen Postämtern in der Umgebung gebracht werden mussten und es unmöglich war, ihnen eine Adresse zu geben, unter der sie ihm Antworten schreiben konnten, sondern auch, dass seine Eltern sich langsam Sorgen machten, ob er wieder zurückkäme, und auch die Universitätsleitung schon länger nichts von dem Professor gehört hatte.
Mit diesem sprach er auch kurze Zeit später, und Ambronsius erklärte ihm, er schriebe keine Briefe mehr – stelle sich also tot. Und das tat auch Alfred.
Es schmerzte ihn sehr, seine Eltern im ungewissen über ihn zu lassen und ihnen seinen Tod vorzugaukeln, doch er wusste, es war besser, als wenn sie erfuhren, dass ihr Sohn zu einem Vampir geworden war.

Alfred sah zwar immer noch aus wie Zwanzig, doch er hatte schon erheblich mehr Jahre hinter sich. Auf fast hundertfünfzig Jahre als Vampir konnte er jetzt zurückblicken. Hundertfünfzig Jahre mit dem Grafen, Sarah, Herbert, dem Professor, Koukol – und bis vor einiger Zeit auch Magda und Chagal. Doch als Graf von Krolock vor etwa sechs Jahren beschlossen hatte, dass Transsilvanien zu einsam war für seine unermüdlichen „Kinder", waren sie übersiedelt – nach Wien.

Magda und Chagal wollten ursprünglich nicht mit, sie konnten kein Deutsch und hatten keine Sehnsucht nach einer lebhafteren Umgebung. Der ehemalige Gastwirt hatte sich in einem anderen Ort irgendwo in Rumänien niedergelassen, und Magda war mit ihm gegangen. Jedoch war bei der Familie Krolock vor wenigen Tagen ein Brief von ihr eingeflattert, in dem sie anfragte, ob sie nicht nachkommen könnte nach Wien. Der Graf hatte ihr geantwortet, dass dies in Ordnung ginge und nun wurde Magda für die letzte Woche vor Weihnachten erwartet.

Alfred freute sich darüber. Er hatte sich mit der Magd schnell angefreundet, auch wenn ihr herber, etwas kratzbürstiger Charakter ihn am Anfang verwirrt hatte. Aber als er sie nach einigen Wochen der Zusammen'lebens' auf dem Schloss näher kennen lernte, stellte sie sich als offene, fröhliche junge Frau heraus, die dem etwas tollpatschigen Alfred gerne mal unter die Arme griff und ihn wieder gerade hin stellte..

Alfred ließ seine Blicke weiter über die Menschen auf der Straße steifen. Er war kein Mensch mehr – daran erinnerte er sich jedes Mal selber, wenn er nur mit der Zunge über seine spitzen Eckzähne fuhr.

Nein, er war alles andere als normal. Er schlenderte hier mit unschuldigen Augen und scharfen Zähnen durch Massen von gewöhnlichen Menschen, mit einem übermütigen, in ihn verliebten Vampir an seiner Seite, den er in den letzten hundertfünfzig Jahren so lieb gewonnen hatte, dass er ihn nicht mehr freiwillig verlassen würde, und dachte über so eine Banalität wie Weihnachtsgeschenke nach.

Tatsächlich hatte er sich in Herbert verliebt – ungeachtet der Tatsache, dass sie beide Männer waren, auch wenn Alfred genau das früher als einzigen Grund angegeben hatte, warum er mit dem Grafensohn nicht zusammen sein konnte. Doch die Zeit – und Herbert – hatte ihn eines Besseren belehrt. Auch wenn Alfred lange nicht so offenherzig agierte wie Herbert –aber das kann man schnell- so machte er aus seinen Gefühlen schon lange kein Geheimnis mehr. Aber wenn ihn der andere Vampir auf offener Straße in einem Anfall von Liebe buchstäblich überfiel, dann......machte sich die fehlende Fähigkeit, unsichtbar zu werden, doch bemerkbar.

Die tiefen Gedanken des ehemaligen Assistenzwissenschaftlers wurden von Herbert unterbrochen – er zog ihn in Richtung eines kleinen Geschäftes, das zwischen zwei Üppigeren eingeklemmt war.
Ein schmales Schild verriet den Namen, „Sternenzimmer". Alfred zuckte leicht zusammen. Dieses ein wenig ungewöhnliche Geschäft wurde von einem Freund von ihnen betrieben, den sie schon in ihren ersten Wochen in Wien kennen gelernt hatten. Und Alfred mochte Noqua, den eigenwilligen Besitzer zwar – doch er war ihm auch nach der schon etwas längeren Zeit noch unheimlich.
Herbert nicht.
Dieser war daran gewöhnt, dass ihm ständig die irrsten Gestalten über den Weg liefen. Von leicht schizophrenen Komponisten bis zu blonden Schönlingen war alles dabei. Darum warf ihn ein kleiner, etwas kurioser Besitzer eines kunterbunten Geschäfts auch nicht mehr aus der Bahn.

Das Pfeifen der „Glocke" schallte Alfred scharf in den Ohren. Dass Noqua sich keine normale Ladenklingel zulegen konnte, hatte ihn schon vor Jahren geärgert, aber bevor er den Geschäftseigentümer dazu überreden konnte, eine andere Glocke aufzuhängen, konnte er gleich einem Elefanten schreiben beibringen.
Von dem nicht unbeindruckenden Pfeifen wurde aus den Untiefen des Ladens ein spindeldürrer, mit schokoladenbraunen Haaren versehener Mann von etwa 35 Jahren hervorgelockt. Er blickte sich kurz um, dann stürzte er auf die zwei Vampire zu, die noch vor der Tür standen.
„Herbert! Alfred! Ich dachte schon, ihr hättet mich ganz vergessen!"
Der Grafensohn erwiderte die Umarmung lachend, während Alfred von dem anderen Mann fast zerquetscht wurde. Noqua bedachte das mit einem „Du solltest wirklich mehr auf die Rippen bekommen, Junge.", was von Alfred mit einem „Da spricht der Richtige!", beantwortet wurde.

Herbert amüsierte sich über die üblichen Begrüßungs-Streitrituale (und fing sich einen bösen Blick von Alfred ein, denn an Herberts Körperbau hatte Noqua noch nie etwas auszusetzen gehabt) und schlenderte an die hintere Seite des Geschäfts, das vollgestopft war mit dem absonderlichsten Zeug, das man sich vorstellen konnte. Schlangenhäute verstaubten neben Teekannen aus dem neunzehnten Jahrhundert, Tonbänder lagen in verwickelten Haufen übereinander, Schalen mit stinkenden und klebrigen Substanzen schwankten gefährlich nahe an der Regalkante, und Bücher, die beinahe auseinander fielen, lagerten auf Dosen mit Sand, in denen sich Skorpione munter tummelten. Herbert war noch nie darauf gekommen, wofür Noqua all das Zeug brauchte.
Und ehrlich gesagt, er wollte es auch nicht so dringlich wissen.

Der Ladenbesitzer hatte sich hinter dem Grafensohn aufgebaut und verfolgte dessen Blicke. „Suchst du was bestimmtes?"
„Ja, meine Uhr, die ich letztens bei dir vergessen hab."
„Uhr? Uhr? Hab keine Uhr, nicht von dir. Aber wenn du eine brauchst...."
Damit hüllte er sich in mysteriöse Staubwolken, als er eine Lade durchkramte. Alfred und Herbert verdrückten sich in eine andere Ecke, um einer Stauberstickung auszuweichen (mal abgesehen von der Tatsache, dass sie nicht mehr dran sterben könnten....Chronisches Husten ist auch für Vampire nicht so lustig.). Schließlich tauchte Noqua aus dem Nebel wieder auf, schwenkte in einer Hand eine Uhr und versuchte mit der anderen den Staub wegzuscheuchen – natürlich wirbelte er ihn dabei nur weiter auf.

Hustend drückte er Herbert die Armbanduhr in die Hand, welcher sie misstrauisch beäugte. Die Uhr zeigte so ziemlich alles an – von Mondphasen und Sternzeichen über die aktuelle Position der Erde in der Sonnenumlaufbahn bis zu der rhythmischen Bewegung von Sirius im indirekten Verhältnis zu der Fluggeschwindigkeit der Sonne – bloß nicht das unwichtigste Detail: die Zeit, hier in Wien, die zu diesem Zeitpunkt gerade etwa elf Uhr abends betrug, doch das konnte Herbert aus dieser genialen Uhr nirgends herauslesen.
Mit einem höflichen Kopfschütteln gab er sie Noqua zurück.
„Nein, danke."
„Pingel. Weißt auch nicht, was du willst."

Alfred schmunzelte leicht. Wenn Herbert etwas wollte, konnte er sehr hartnäckig sein. (Wie er am eigenen Leib erfahren hatte.) Aber wenn er etwas nicht wollte, dann war er mindestens ebenso stur. Doch, das einzige Problem an der Sache war, das Noqua noch viel sturer war. Typisch Wiener eben. Und Wiener sind Transsilvaniern in dieser Beziehung doch überlegen.

Und so zerfladerten sich die beiden gut zehn Minuten über Uhr-oder-nicht-Uhr (und so weiter, die große Frage, ihr wisst schon, da war mal Shakespeare) bis Herbert doch erfolgreich die Uhr samt Noqua's Fingern in eine Lade stopfte. Dass der Ladenbesitzer darüber nicht allzu erfreut war, erübrigt sich hier zu sagen. Und nicht nur wegen der Finger.

Alfred warf derweil einen Blick auf seine Uhr (die ganz normal einfach nur die Zeit anzeigte) und bemerkte, dass es schon fast elf war. Diverse Schuldgefühle betreffend ihrer versprochnen Ankunftszeit zuhause keimten in ihm auf, doch er unterdrückte sie energisch. Manchmal war es sehr gut, sich nicht mehr vor Todesdrohungen fürchten zu müssen.

Doch auch Herbert befand, dass es genug war und kam rasch auf den eigentlichen Grund des Besuchs bei Noqua zu sprechen: „Papa wünscht zu verlauten, dass er eine Silvesterfeier zu veranstalten gedenkt, und erstrebt, dein Angesicht unter seinen Gästen wiederzufinden.. Dürfen wir mit deinem Glanz in unserer bescheidenen Hütte rechnen?"
Beinahe ebenso geschwollen wie Herbert antwortete der dünne Mann: „Ich glaube vermuten zu dürfen, dass dies eine treffliche Gelegenheit sein wird, meine demütige Gestalt wieder zu des Grafen Residenz zu bewegen."

Alfred stand etwas verloren zwischen den beiden. „Auf Chinesisch bitte, diesmal zum mitschreiben?"
Dass Noqua tatsächlich mit einem Schwall von sehr asiatisch anmutenden Wörter antwortete überraschte ihn dann doch.

Herbert schüttelte seufzend den Kopf, griff Alfred um die Schulter und schnorrte mit grauslichem Pseudo-Wiener-Dialekt: „Des Gfries meint, er wiad kumman, zu dem Mullatschak von mein Vota."
Alfred sah um keinen Deut weiser aus, Noqua wandte sich ebenso irritiert an den Grafensohn: „Woher kannst du Ungarisch?"
Herbert grinste bloß. „Och, man lernt viel. Von vielen Leuten."

Alfred meldete sich nochmals schüchtern: „Aber was ist jetzt, hast du ihn gefragt, ob er zu dem Fest von deinem Vater kommt, oder was?"
Ein zweiköpfiges Nicken war die Antwort.
„Und er kommt?"
Wieder Nicken.
„Gut."
„Alfie?"
„Ja? Und nenn mich nicht so."
„Bist du so ein Blitzmerker oder tust du nur so?"
Die nächsten Tage würde Herbert wohl ohne Alfreds' Zuneigung auskommen müssen.

Etwas später hasteten Alfred und Herbert in Richtung U-Bahn, um dieselbe noch zu erwischen. Ersterer war noch immer leicht angefressen, Zweiterer bemühte sich redlichen, Ersteren wieder zur Versöhnung zu bekommen.
„....und behandle mich nicht immer wie ein kleines Kind!" Herbert duckte sich mental vor der unterdrückten (weil öffentlich in der U-Bahn nicht schicklichen) Wut. Alfred kochte.
„Ich hab keine Lust, mich dauernd von dir zum Narren halten zu lassen! Ich mag zwar nicht mal annähernd so alt zu sein wie du, aber ich habe AUCH Erfahrungen und bin nicht so blöd, wie du immer tust!"
Damit schwang sich Alfred aus dem Wagon, denn ihre Haltestelle war erreicht. Kleinlaut folgte ihm Herbert, und meldete schüchtern: „Aber ich wollte doch nur..."
„....Spaß machen, ja! Aber ich finde das eben nicht mehr lustig!"

Wutschnaubend stampfte Alfred die enge Stiege zum Dachgeschoss hinauf, gefolgt von Herbert, der sich verzweifelt zu erklären versuchte.
Als Sarah die Tür öffnete, erblickte sie zwei für viel später erwartete, einmal sauer und einmal geknickte Mitvampire. Mit einer kurzen Begrüßung rauschte Alfred an ihr vorbei, zu seinem Zimmer. Herbert entledigte sich Schals und Mantels etwas langsamer, und schlicht dann in Richtung Wohnzimmer.
Sarah's Augenbrauen wanderten in die Höhe. Das roch verdammt verbrannt.

Schnell hastete sie zum Ofen und rettete die Weihnachtskekse in letzter Minute.

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Oioioi, wie sieht denn das aus? Ein drittklassiges Beziehungsdrama? Zuviel Lawful Drug gelesen.... okay, wie steht's? Gut? Annehmbar? Absolut scheiße? Nie mehr schreiben? Oder doch weiter?
Ich weiß es nicht. Ich weiß es nur, wenn ihr mir es sagt. Und dazu gibt es diese komischen, kleinen Button...der heißt "Reviews" oder so. Da könntet ihr doch eure Meinung lassen. Oder ihr schreibt mir auch eine Mail. Hm, wie wär's? stups Los doch!