Es geht weiter in Wien! nummer Vier ist da!

Nicht viel Story diesmal...leider. aber trotzdem...
...have Fun!

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„Wenn sie nicht bald kommen...gibt es ein Unglück..."
Zuckenden Auges hielt sich Graf von Krolock mit eisernem Willen an seinem Platz fest. Sarah neben ihm zitterte bereits. Magda warf ihr einen kritischen Blick zu. „Du darfst schon lachen, bevor es dich zerreißt, Sarah..."

Sarah ergab sich in einem Lachkrampf, dann sammelte sie sich wieder. „Okay, fünf Minuten sind vorbei, ich hole sie jetzt wirklich..."
„Tu das, Schatz.", zischte der Graf, in einer und-wenn-sie-nicht-kommen-hol-ich-sie-selber-und-das-wollen-sie-nicht-Stimme.

Sarah verschwand kichernd aus dem Raum und steuerte auf die Küche zu. Das war eine gute Methode...die Schüssel mit Lebkuchen dem Grafen vor die Nase stellen und dann nicht das Essen eröffnen...sie musste Herbert und Alfred überreden, sich öfters zum Abendessen zu verspäten...

„Und? Wieder gut?" Herbert stupste seine Nase sanft gegen die Alfreds.
„Hmm..."
„Was war das? Ja oder Nein?"
„Weiß nicht... Ich bin immer noch stinksauer... aber ich verzeih dir..."
„Bitte?" Irritiert schob sich Herbert einige Zentimeter zurück. „Was heißt das? Du vergibst mir meine Blödheiten, bist aber immer noch angefressen deswegen?"
Alfred zuckte die Achseln. „Ich finde es bescheuert, was du machst...aber ich kann nicht böse auf dich sein. Also nehme ich deine Entschuldigung an."
Herbert betrachtete Alfred einige Augenblicke lang, dann senkte er betrübt den Kopf. „Ich werde versuchen, das zu ändern. Versprochen."
Alfred konnte das kleine Lächeln, das sich in sein Gesicht stahl, nicht unterdrücken. „Okay."
„Eeeeeessen!"
„..."
„..."
„Du hast das perfekte Gefühl für den richtigen Zeitpunkt, Sarah."

„...und das ist für Alfred!" Magda schob dem braunhaarigen Vampir ein Päckchen in die Hände. „Danke!"
Eilig machte sich Alfred daran, das Geschenkpapier herunterzureißen. Zum Vorschein kam ein großes, dickes Heft, das er neugierig aufschlug.
„Magda! Danke! Woher hast du das gewusst?" Strahlend umarmte Alfred die andere Vampirin. Die grinste weise und zuckte die Schultern. „Ich dachte mir, bei dem Krach den du immer gemacht hast, da muss du doch mal was spielen lernen, was mir auch gefällt..."
„Aha?" Alfred zog die Augenbrauen hoch. „Du stehst auf Musicals?"
„Eh...jeder hat seinen Spleen..."

Herbert grinste. „Ich glaube, sie will, dass wir gemeinsam Lärm machen, Alfie."
„Bitte!" Knallrote Ohren waren schon ein Markenzeichen für Alfred.
„Nein, nicht...das, Dummi. Das." Und er wachelte ebenfalls mit einem großformatigen Heft.
„Ah? Du auch?"
„Jepp. Der Klavierauszug von Elisabeth. Und du?"
„Der von Mozart!."
„Magda?" Zweimal Köpfedrehen.
„Äh...ja?"
„Warum?"
„Na ja,...klingt doch gut, oder? Und ihr mögt das doch."
„Alfie?"
„Ja? Und nenn mich nicht so."
„Ans Klavier. Husch, husch."

Kurz darauf klimperte die Melodie von „Kitsch" durch die Wohnung. Herbert hatte sich schnell mit der neuen Musik vertraut gemacht, und lebte -hust- das nun begeistert am Klavier aus. Alfred saß etwas unsicher daneben – es war nun mal nicht für vier Hände geschrieben – und las leise den Text mit.

Sarah hatte sich mit Magda und dem Grafen auf dem Sofa niedergelassen, ihr eigenes Geschenk – Krokantnaschereien – schon halb verspeist.
„Hey!" Magda unterbrach das Spiel kurz. „Wieso singst du nicht laut dazu, Alfred? Bitte!"
„Nein, ich..."
Doch ein rotgesichtiger Alfred wurde schnell von den anderen Vampiren überstimmt. Herbert grinste fies, denn er wusste ganz genau, was das nun hieß.
„Okay, Schatz, noch mal von vorne..."

Schwungvoll spielte er das Intro, und Alfred setzte bald mit unsicherer Stimme ein.

Kommen Sie her, meine Damen und Herren,
während da drin in der Kathedrale,

an diesem denkwürdigen achten Juni 1867,

der Kaiser von Österreich

und die überirdisch schöne Elisabeth

König und Königin von Ungarn werden

Haben Sie die einmalige Gelegenheit

Ein wertvolles Erinnerungsstück zu erwerben!

Alles sehr billig!

- Bitte, träten Sie näher!
"

Alfreds Stimme war immer lauter geworden, gegen Ende hin schon selbstbewusst und den zynischen Ton Luchenis imitierend. Herbert geleitete nun enthusiastisch in das eigentliche Lied über, und Alfred zählte leise mit, bis er – nun kraftvoll – einsetzte. Herberts Grinsen bemerkte er nicht.

Wie wär's mit diesem Bild?
Elisabeth als Mutter,

Mit Rudolf, ihrem Sohn!

Oder hier, ist das nicht nett?

Die Kaisers feiern Weihnacht im festlichen Salon!
"

Der Graf lehnte sich überrascht zurück. „Alfred kann ja echt gut singen..."
„Nicht?" Begeistert schob sich Sarah noch eine Kugel in den Mund. Sie liebte Naschkram eben. „Da geht er so richtig aus sich raus. Beim Musikmachen und Singen merkt man echt nicht, dass er so schüchtern ist."
„Ja." Magda staunte über das sich ihr darbietende Schauspiel: Herbert am Klavier, grinsend über beide Ohrwaschel, hingebungsvoll in die Tasten schlagend, Alfred, neben ihm, mit leicht abwesenden Blick und dramatischer Geste, total in Gesang und Lied aufgegangen, kurz davor, hochzuspringen und durch den Raum zu tanzen.

Die beiden ‚Stars' nahmen die Bewunderung des ‚Publikums' jedoch nur am Rande wahr, hatte Herbert doch eindeutig zu viel Spaß am Spielen und Alfred nur mehr den Text vor Augen.

„Auf diesem Glas sehn wir das hohe Paar in Liebe zugeneigt
Einen Teller hab ich auch,
der Elisabeth beim Beten in der Hofkapelle zeigt!
Nehmt ein hübsches Souvenir mit
Aus der kaiserlichen Welt
Alles innig lieb und sinnig
- so wie es euch gefällt!
Kitsch!
-
Kitsch!
-
Kitsch!"

Das gesamte Lied, bis zum Ende spielten sie durch. Als das letzte, von Alfred hingebungsvoll gekreischte „Kitsch!" im Raum verklungen war, herrschte einige Sekunden lang eine spannungsgeladene Stille. Dann brach ein kleiner, aber umso tosenderer Jubel los. Sarah, der Graf, Magda, und auch Koukol pfiffen begeistert und klatschten sich die Hände taub, als wäre es eine tatsächliche Theatervorstellung gewesen. Herbert erhob sich lässig und verbeugte sich mit übertriebener Demut vor seinem Publikum, dann zerrte er Alfred vom Stuhl hoch und fiel in das Klatschen ein. Der braunhaarige Vampir, nun wieder ‚er selbst', war knallrot, doch vergnügt. Es war ihm nicht peinlich, zu singen. Ihm war nur die ganze Aufregung darum unangenehm. Und außerdem hat er einen – für einen Vampir – prächtig funktionierenden Kreislauf.

Sarah sprang auf. „Bitte, Herbert! Jetzt musst du auch was singen!"
„Ich?" Gespieltes Entsetzten machte sich auf dem Gesicht des Vampirs breit.
„Sicher! Alfred, such ihm was raus!"
Eifrig stürzte sich Alfred auf die beiden Notenhefte, und hielt Herbert schließlich eine aufgeschlagene Seite vor die Nase. „Dieses!"
Der silberhaarige Vampir starrte die Seite zweifelnd an. „Das? Sicher?"
„Ja!"
„Ich soll ‚Ein bissl für's Hirn und ein bissl für's Herz' singen?"
„Passt doch zu dir!"
„Danke. Du bist unglaublich charmant, Alfred."

Magda ging dazwischen. „Meiner Meinung nach hat Alfred absolut recht. Und wenn dir das nicht passt, dann singst du eben eine Kitscharie wie ‚Schön euch alle zu sehen', und das wollen wir erstens nicht, weil's eine Frau singt und zweitens, weil es auch aus Elisabeth ist und du jetzt was aus Mozart! Singen musst. Außerdem kannst du dann versuchen, Dialekt zu faken, und das tust du doch so gerne."
„Grml..."
„Er ist überredet."

Alfred platzierte sich also hinter dem Klavier, Herbert gleich in der Mitte des Raumes. Wenn schon, dann machte er gleich eine Szene daraus.
Alfred ging es leise an, und der gleich der erste Sprechgesang versetzte Magda und Sarah in Kichern. Sogar Graf von Krolock erlaubte sich ein Schmunzeln. Alfred hatte genau das richtige für seinen Sohn ausgesucht...

„Meine Kunst liebt den Applaus
Sie will allen gefallen

Mein Ehrgeiz ist ein volles Haus

Mir geht es um das Publikum

Man sagt, Unterhaltung

Sei nicht das Erste

Für einen großen Künstler

Doch glauben sie mir,

es ist das Schwerste

Selbst wenn man versteht

Wie –

Es –

Geht!"

Nun ging es viel schneller von vorne los, Alfred spielte die quirlige Melodie munter los, Herbert musste beim Weitersingen lachen. Verdammt, hier hatte ihn einer durchschaut...

Ein bissl für's Hirn
Und ein bissl für's Herz
Ein bissl Krawall und Spektakel
Ein heftiger Schmäh
Ein deftiger Scherz
Ein Schurke
Und ein Held
Ein bissl für's Aug
Und ein bissl für's Ohr
Ein bissl Klamauk und Mirakel
Kulissen, Kostüme, Licht und Dekor
Und ein Schauspieler der gefällt
- wie ich!"

Quer durch das Publikum zogen sich Grinser. Kein Wunder.

Herbert tanzte durch den Raum, legte furchtbare Betonungen, imitierte Schönbrunnerdeutsch so krass, dass es einer jeden keifenden Marktfrau die Schuhe ausgezogen hätte, umspielte sein Publikum ganz nach der Art eines absolut selbstironischen Sensationslüstlings und hätte mit passenden Barockklamotten noch viel besser gewirkt.

Ohne richtig Atem zu holen, ging er sofort in die nächste Strophe über. Sarah fragte sich im Geheimen, wo er die Übung herhatte. Das klang so... echt.

Liebe, Lügen, Leid und List
und Wunder, die gescheh'n

Wie das Leben wirklich ist,

das will doch keiner seh'n!

Der Saal versinkt im Dunkeln

Die Rampenlichter funkeln

Und dann

Fängt das Theater an!

Ein bissl für's Hirn

Und ein bissl für's Herz

Ein bissl Triumph und Spektakel

Ein Sommernachtstraum

Und die Iden des März

- kurz - was euch unterhält!"

Augenblicklich wurde Herbert leiser, schwelgte nun geradezu in seiner Darbietung.

Ein schauriger Spuk
Ein trauriger Prinz

Verheißung und dunkles Orakel

Eine Mischung aus Pfeffer und Pfefferminz

So wie es euch gefällt

- für's Geld!"

Und wieder schwungvoll, ohne Pausen, legt Herbert wieder schnell los. Das Publikum sah mittlerweile ganz still mit UFO-Augen da. So viel Authenzität ist unheimlich. Und außerdem bewegte sich Herbert so schnell, dass Alfred das Gefühl hatte, mit den Noten nicht mehr nachzukommen.

Ich erzähl euch ja nur,
Was ihr alle längst wisst

Denn sicher habt ihr so wie ich den Verdacht

Dass die Welt eine riesige Bühne ist

Auf der nur Erfolg hat, Der weiß

Wie –

Man's –

Macht!

- Drum gebt Acht!"

Das Finale spielte Alfred nun tatsächlich langsamer, schleppender, zum Höhepunkt hinreißend. Es fiel ihm allmählich schwer, sich allein auf sein Klavierspiel zu konzentrieren – bei dem Spektakel direkt vor seiner Nase...

Sie –
Woll'n –

Ein bissl für's Hirn

Und ein bissl für's Herz

Ein bissl Krawall und Spektakel..."

Schnell, Alfred kam kaum mehr mit. Er fragte sich ernstlich, ob das Tempo, das Herbert vorlegte, das Originaltempo war. Ja, leider. Der Mann war wirklich wie geschaffen für das Lied. Oder umgekehrt eben.

Ein bissl für's Aug
Und ein bissl für's Ohr

Kulissen, Kostüme, Licht und Dekor

Ein heftiger Schmäh

Ein deftiger Scherz

Ein bissl für's Hirn

Und für's Herz"

Nun ging es hinunter mit der Melodie, fast schon bescheiden, doch nicht minder spöttisch. Herbert setzte zu einer letzten, geschmeidigen Drehung an, zusammen mit dem fast heruntergespulten Text.

„ – Kurzum –
- Alles, was für gutes Geld unterhält

Und ein Schauspieler der der Welt gefällt –

- wie ich!"

Keiner der Anwesenden konnte sich nun halten. Alfred sprang als Erster auf und fand keinen Mittelweg zwischen Lachen und Jubeln. Magda schloss sich ihm schnell an, gab fast schon kreischend Standing Ovations und kriegte sich kaum mehr ein. Sarah verhielt sich nicht besser, pfiff begeistert und auch Graf von Krolock schüttelte sich vor Lachen.

Herbert nahm dies mit einem arroganten Grinsen und einer lässigen Verbeugung hin. Wenn er nach diesem Lied und dieser Darbietung nicht genau das verdiente, was dann...

Magda kicherte noch in den frühen Morgenstunden, als sich die Vampire schon bettfertig machten, darüber.
„Im Ernst, Herbert, ich nenn' dich nur noch Emmanuel Schikaeder..."
Mit hochgezogenen Augenbrauen schenkte ihr Herbert einen herablassenden Blick. „Dann ändern wir ‚Alfred' aber auch zu ‚Lucheni' ab... und du wirst Nannerl."
Magda prustete los. „Warum ausgerechnet Nannerl?"
„Weil du für Elisabeth nicht...kaiserlich genug bist..."

„Gute Nacht, Herbert! Schlaf gu...was ist denn das?"
„Ach, nichts. Gute Nacht, Alfie."
„Eine Beule? Woher?"
„Nicht wichtig..."
„Links...also Magda?"
„Ach, rutsch mir doch den Buckel runter..."

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Fertig! -tätä-

Sodala...beseitigen wir die verwirrten Gesichter. g
o) Das Lied "Kitsch!" ist aus dem Musical Elisabeth, gesungen von Lucheni (das ist Elisabeth's Mörder, der die Geschichte erzählt). Gehört den Vereinigten Bühnen Wien.
o) "Ein bissl für's Hirn und ein bissl für's Herz" ist aus dem Musical "Mozart!", gesungen von Emmanuel Schikaeder (der Opern- oder Theaterdirektor, der Mozart unterstüzt und ihn vor allem zur Kunst bringen will. aber ihr seht ja, heute würde man sagen "Kommerz"...). Gehört mal wieder alles den VBW, ich bekomme auch gar nix...
o) "Nannerl", die kurz erwähnt wird, ist aus "Mozart!", die Schwester des Komponisten, die in jeder Situation zu ihm steht. ("Elisabeth" ist die Kaiserin aus "Elisabeth", aber das habt ihr doch wohl alle kapiert!)

Ich weiß, nicht viel...wie steht's mit Anregungen zu dem nächsten Chap? Wie sehen eure Prognosen aus? Jagen sie den Stephansdom in die Luft? Nisten sie sich in den Katakomben ein? Oder besetzten sie das Theater? Wer weiß?...IHR!
Also bitte Ideen zum nächsten Stück!