tätärätätä- Der nächste Teil ist da!Part five is released!

oOo

"Moooorgen!"
"…."
"…."
"Ups. Tja, äh...t'schuldigung. Ähm…ich komm dann nachher noch mal, okay?"
„Ja, Sarah..."
„Ja, Sarah..."
Die Tür knallte zu.
„Ich liebe sie."
„Echt? Hey, was ist mit mir?"
„Nicht eifersüchtig werden, Alfred."
„Bin ich doch nicht!"
„Nicht? Schade."
„Bitte!"
„Hör mal, das eben war Sarkasmus und mein Hang zur Ironie. Und glaubst du, dass du wirklich Anlass hast, eifersüchtig zu sein? Jetzt? Hier?"
„..."
„Siehst du."

Graf von Krolock verunstaltete die Küche. Mit anderen Worten: er versuchte, Frühstück zu machen.
„Magda? Wie lange müssen Eier noch mal kochen?"
„So drei bis fünf Minuten."
„Verdammt."
„Wie lange kochen die denn schon vor sich hin?"
„Zehn."
„Dann ist es ein Wunder, dass sie noch nicht explodiert sind."

Sarah stürmte die Küche. „Koukol hat gesagt, er will zwei Eier, und ich glaube, Alfred will heute keines, und Herbert nur eines, und ich...oh."
„Tut mir leid."
„Also, keine Eier für die ganze Partie."
Das reduzierte Frühstück (nach Vampirmaßstäben – Menschen würden es Abendessen nennen) stand auf dem Tisch. Daran war Magda nicht ganz unbeteiligt, und Graf von Krolock dankte es ihr mit extra Blutorangensaft.
Vier Persönlichkeiten stopften frische Semmeln mit Zigeuneraufstrich in sich hinein, als eine fünfte hinzutrat.
„Morgen, Alfred."
„Morgen..."
„Du, das vorhin...tut mir leid. Nächstes Mal klopfe ich an."
„Was war denn?" Magda sandte den beiden Vampiren verwirrte Blicke.
„Na ja, ich wollte sie wecken und...äh...ich hab wohl...gestört...äh..."
„Mein Sohn, oder?"
„Äh...ja."
„Seltsam. Sonst ist er ein Morgenmuffel."

Schweißtrofen.

„Breda...Bist du dir sicher, dass das alles ist, was du dazu beizutragen hast?"
„Ja, es erstaunt mich ein wenig. Sonst schläft er gerne mal überlang, und man kriegt ihn nicht mal mit Knoblauch hoch...da sind auch einige Bettgenossen schon dran verzweifelt...ich erinnere mich nur an den komischen Pagen, den ich Napoleon abspenstig gemacht hab, der hatte irgendwann echte Komplexe, weil er Herbert nicht mal mit gewissen Versuchen aus dem Bett bekommen hat. Na ja, zwei Monate später ist er eh krepiert...hey, was starrt ihr mich denn so an!"

Sarah bugsierte Alfred vorsichtig auf einen Stuhl.
„Komm, einatmen, ausatmen, das ist ganz leicht, und beweg die Augen wieder, das sieht ja gruselig aus...atmen, Alfie, atmen..."

Ein noch ziemlich verwuscheltes Etwas stolperte in das Esszimmer.
„Gudenmorgenwoisndakaffee?"
„Hier, Herbert. Und tu nicht so, als wärst du verschlafen. Zufälligerweise wissen wir, dass du schon recht munter warst."
„Ach? Verdammt. Hey, Alfred, wie schaust du denn aus?"

„Hah...haaah..."
„Na bitte, er atmet wieder." Sarah richtete sich auf. „Nächstens erzählst du Details aus Herberts Liebesleben bitte nur mehr mit Vorankündigung, Breda."
„Bitte? Was erzählt ihr euch hier über mich?"
„Nur das Schlechteste, Herbert, nur das Schlechteste."
„Das will ich doch hoffen."

Das Frühstück verlief in normalen Bahnen. Herbert kämpfte mit Sarah um den Schinken.
Graf von Krolock suchte die Abendzeitung und fand sie fein säuberlich zusammengefaltet in der Butter wieder.
Alfred mühte sich damit ab, auch noch ein Stück Schinken zu ergattern.
Koukol grummelte vor sich hin, weil es keine Eier gab und schaufelte mürrisch sein Müsli in sich rein.
Magda beobachtete das Geschehen fasziniert. Man sieht nicht alle Nächte einen Graf von Krolock, der verzweifelt versucht, zwischen Butterflecken und Brotkrümeln die Abendzeitung zu entziffern.

Als die Streitereien einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatten, maunzte das Telephon. Das war das Produkt eines der seltenen Einverständnisse zwischen Herbert und Sarah. Sie hatten das Telephon, das wie eine Katze geformt war, deren Schwanz den Hörer plus Kabel bildete, in einem Geschäft gesehen und keine Einwände seitens Alfreds und Graf von Krolocks gelten lassen. Seitdem drang bei jedem Anruf ein elektrisch klingendes Maunzen durch die Wohnung.
Graf von Krolock lief zu dem Gerät, um dem tobenden Kampf am Frühstückstisch zu entkommen.
„Ja, guten Abend?"
„Guten Abend, Herr von Krolock! Hier ist Noqua! Bitte, könnt ihr so schnell es geht zu mir kommen? Ich...es ist etwas furchtbares passiert, hier bei mir, mein' ich!"
„Was ist denn geschehen?"
„Das...das kann ich nur schwer erklären. Mir ist was gestohlen worden!"
„Und was?"
„Eine...eine Feile."
„Und darum rufst du uns an!"
„Bitte, es ist ernst! Ich glaube, ein Mann wurde...damit verletzt."
„Verletzt? Wie meinen?"
„Ihm...also, das klingt jetzt seltsam, aber...ihm wurden die Lippen aufgerieben."

„Muss das sein, Papa?"
„Ja."
„Warum?"
„Weil Noqua erstens eher uns vertraut als der Polizei, was mysteriöse Vorkommnisse angeht und das zweitens direkt in diese Sparte fällt."
„Und du dich drittens als Hobbydetektiv aufspielst."
„Und das viertens in der Familie läuft und auch mein Sohn das gerne tut."

In einer der kleineren und winkeligeren Hinterstraßen der Innenstadt angekommen, traf der Krolock-Clan auf Noqua. Der unerschütterliche Mann wartete vor dem Hintereingang seines Geschäftes.
Graf von Krolock bestand darauf, noch ein Mal die gesamte Geschichte zu hören.
Noqua berichtete also, was er wusste.
„Ich hatte eine alte, aber noch recht intakte Feile im Laden, und die wurde mir gestern Nacht entwendet. Das muss gewesen sein, nachdem Alfred und Herbert gegangen waren und ich den Laden um ca. halb Zwölf zugesperrt hatte. Ich kam nämlich um etwa halb Eins nochmals ins Geschäft, weil ich meine Geldbörse vergessen hatte. Da war das Fenster im Hinterzimmer aufgebrochen und der Laden ziemlich in Unordnung gebracht. Ich schaute also nach, was fehlte, und es war nicht mal das bisschen Kleingeld aus der Kassa verschwunden. Aber beim Aufräumen bemerkte ich, dass die Feile fehlte. Erst hatte ich keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, denn wer bricht schon in irgendeinen Laden ein, um nur wertlosen Ramsch mitgehen zu lassen? Und zur Polizei wollte ich schon gar nicht. Die hätten mich für plemplem erklärt, wenn ich mit einem Einbruch und dem Raub einer Feile bei ihnen angetanzt wär. Aber als ich im Radio um sieben Uhr morgens hörte, dass ein Mann mit einer Feile verletzt wurde, und zwar auf die abstruse Art, ihm die Lippen aufzureiben, dachte ich, dass es vielleicht eine Verbindung gäbe. Der Mann gab nämlich an, dass die Feile dunkelgrau mit weißen Streifen über der Schabfläche und der Stiehl hellblau gewesen sei. So nämlich sieht die Feile aus, die mir entwendet wurde. Also?"

Schweigen empfing ihn. Graf von Krolock grübelte vor sich hin, und Sarah konnte sich anscheinend auch keinen Reim darauf machen.
„Was für ein Irrer macht denn so was?" Magda schüttelte den Kopf.
Und Herbert kicherte.

„Ist das so witzig, Sohn?" Graf von Krolock bedachte Herbert mit ungehaltenen Blicken. Dieser winkte ab. „Mich hat das nur an die Geschichte da erinnert..."
„Geschichte?" Noqua und Sarah, Neugierde in Personalunion, horchten auf.
„Na, die Sage von ‚Schab den Rüssel'."
„'Schab den Rüssel'? Was ist denn das?"
„Kennst du die nicht, Noqua? Der arme Mann, der vom Teufel eine Feile bekommt, die er an den Lippen reiben muss, dann springt da Geld heraus. Und im Austausch verlangt der Teufel seine Seele, doch der Mann kann ihn letztendlich überlisten..."
„Richtig!" Alfred, der ewig Wissbegierige, strahlte. „Die hat uns der Typ, den wir damals beim Wachsfigurenkabinett kennen gelernt haben, erzählt."
Sarah grinste. „Du hast ja doch noch ein bisschen mehr im Kopf, Herbert, als nur..."
Der Angesprochene schnitt eine Grimasse. „Keine indiskreten Details in der Öffentlichkeit, bitte."

Der versammelte Krolock-Clan beriet sich ein wenig, und kam zu einem glorreichen Schluss: sie konnten absolut nichts machen.
Es lag weder eine offensichtliche Verbindung noch irgendein Beweis vor. Von der rationalen Erklärung ganz zu schweigen.

Nur eines noch wollte Graf von Krolock unternehmen, nämlich mit dem Mann, der angegriffen wurde reden. Doch was ihm das bringen sollte, wusste er auch nicht so recht. Insgeheim stand er sich ein, dass die Geschichte zwar seltsam war, jedoch nicht unbedingt von Bedeutung.

Während sich Alfred, Sarah und Herbert noch in die angefangene Nacht stürzten, machte er sich also zum AKH auf, den verletzen Mann zu besuchen.

„Alfred!"
„Alfred!"
„Alfred!"
„Was brüllt ihr denn hier so durch die Gegend? Ich bin doch eh da."
„Oh, Verzeihung."
„Wie kannst du ihn nicht bemerken, wenn er direkt hinter dir steht, Herbert?"
„..."
„Du hättest die drei Baily's nicht trinken sollen..."
„Ich bin nicht beschwipst!"
„Nein, nur lustig...und etwas blöd, wie's aussieht."
„Du kannst so froh sein, dass du Daddy's Geliebte bist, Sarah..."
„Alfred! Rette mich!"
„Was, er tut doch gar nichts..."
„Aber die Augen! Die Augen!"
„Du...hast Recht...Flucht!"
„Waaah! Rettet euch vor dem Vampir!"

Zwei Straßen weiter.

„Ich hab dich, Sarah."
„Verdammt. Hätt ich jetzt gar nicht bemerkt."
„Jetzt bist du dran..."

Ein paar unschuldige Passanten fingen an zu laufen.

Als der Mann mit den langen silberblonden Haaren von der rothaarigen Frau abließ und sich über einen weiteren anwesenden Mann mit lockigen, hellbraunen Haaren herfiel, ergriffen sie die Flucht.

Schlägerein bzw. Knutschorgien zwischen Männer kamen zwar im Bermudadreieck beides nicht selten vor, doch dass sich die Beteiligten dabei herzhaft in den Hals bissen, ist eher ungewöhnlich.

OOo

Und nochmals Übersetzungsarbeit: -gg-
o) AKH: Allgemeines Krankenhaus. Sorry, das ist mir so reingerutscht. Aber ich denke, wenn man's weiß ist es originalgetreuer...
o) Bermudadreieck: berühmt-berüchtigtes Saufviertel, in dem man wie der Name schon sagt, schnell verloren gehen kann...

Die Story geht jetzt endlich weiter! Die Sage mit „Schab den Rüssel" ist hoffentlich korrekt so.

Ich bitte um Revs? Wie geht es weiter? Kommt Chagal noch nach? Was hat es mit dem irren Attentäter auf sich? Und kommt Graf von Krolcok endlich zu seinen Lebkuchen?