Titel: Liebe lieber ungewöhnlich
Autor: Cyrrer aka Laren
Prequel: ‚kleine tode unter Freunden'


Mit einem fast ohrenbetäubenden Scheppern setzte Heero die Kiste mit Leergut ab. Argh, es war doch nicht zum aushalten! Er versetzte der Kiste vor ihm noch einen frustrierten Tritt um sich dann zur nächsten umzudrehen.

Er konnte es nicht fassen wie geladen er immer noch war. Er hatte es gerade noch rechtzeitig zu seiner Schicht geschafft – nicht zuletzt dank Quatres Wagen. Aber anstatt sich bei der Arbeit von der Katastrophe am Nachmittag ablenken zu können, war genau das Gegenteil geschehen.

Er war absolut fahrig und unkonzentriert gewesen. Seine Gedanken hatten sich in einer endlosen Schleife wieder und wieder um Duo gedreht. Er war sogar so unkonzentriert gewesen das er etliche der Bestellungen vergessen und einige falsch gemixt hatte. Nachdem er dann auch noch einem der Stammkunden ein fast volles Glas Bier über den Arm gekippt hatte, fand sein Chef das er heute vielleicht besser nicht mehr an der Bar stehen sollte. Aus diesem Grund schepperte er jetzt mit dem Leergut.

Ein wenig half es sogar, seinen Frust an den Flaschen raus zu lassen. Er konnte durch den Lärm seinen Gefühlen ziemlichen Ausdruck verleihen. Natürlich kam es einer Degradierung gleich, während des größten Abendgeschäfts in das Lager verbannt worden zu sein – und es tat ihm vor allem um seinen Anteil an den Trinkgeldern leid. Aber Pat hatte recht gehabt, mit seiner derzeitigen Laune hatte er nichts hinter dem Tresen verloren.

Das ganze führte dazu, das Heero wieder und wieder diesen Nachmittag verfluchte. Er verstand einfach nicht warum alles so schief gegangen war. Und am wenigsten verstand er, warum ihm das soviel ausmachte. Wieso war er immer noch so fertig? Wieso kreisten seine Gedanken immer nur um ein Thema? Wieso konnte er nicht einfach das machen, was Duo ihn geraten hatte?

Genau, wieso konnte er das Geschehene nicht als eine äußerst heiße, aber extrem kurzlebige Affäre betrachten? Wie hatte dieser Idiot es doch so schön ausgedrückt? „Wir hatten beide unseren Spaß und jetzt verschwinde," oder so ähnlich... Er stieß noch einmal mit seinem Fuß gegen die Kisten.

Wieso konnte er sich diesen absoluten idiotischen, völlig von Vorurteilen durchfressenen Schwachkopf nicht aus dem Kopf drängen? Wieso blitzen immer noch diese Erinnerungsfetzen mit Duo in der Hauptrolle vor seinem inneren Auge auf? Und verdammt noch mal, wieso wurde er nur bei dem Gedanken an diesen Idioten schon wieder steinhart?

Was war es nur das ihn den Langhaarigen nicht vergessen ließ? Ok, Duo war extrem attraktiv. Gut zugegeben, Duo war der attraktivste Mann den er je gesehen hatte. Ja, und er konnte auch nicht verleugnen das der Sex heute Nachtmittag der beste war, den er je gehabt hatte. Es war unheimlich heiß gewesen und hatte sich einfach richtig angefühlt.

Richtig, anders konnte Heero es nicht beschreiben. Verdammt das ganze schien für ihn um so vieles mehr als nur der körperliche Akt gewesen zu sein. So nah hatte er sich noch niemals jemandem gefühlt!

Vielleicht war deshalb die Enttäuschung über Duos Verhalten erst richtig zu erklären. Ihm war zu keiner Sekunde bewusst gewesen das es was einmaliges hätte sein sollen. OK, er hatte wahrscheinlich nicht wirklich viel und logisch gedacht am heutigen Nachmittag – ein ironisches kleines Grinsen kroch bei dem Gedanken auf sein Gesicht – aber er hätte schwören können, das es mehr war als nur ein ‚One Night Stand'.

Aber dann hatte dieser... dieser Maxwell mehr oder weniger durch die Blumen verkündet, dass das ganze für ihn nur eine Art Spiel gewesen wäre und das es wenn er Heero nie wieder sehen müsste immer noch zu früh wäre.

Heero stöhnte tief auf. Verdammt, seine Gedanken waren wieder am Anfang der Schleife angelangt. Und dabei wollte er doch endlich aufhören sich mit diesem langhaarigen Idioten zu beschäftigen. Aber irgendwie schaffte er es immer wieder sich in Heeros Kopf zu stehlen – wie ein Dieb der immer mehr und mehr von Heeros Gedanken für sich vereinnahmen wollte.

Das musste endlich ein Ende finden. Und irgendwie würde es auf Dauer nicht helfen wenn er seinen Frust nur an armen unschuldigen Kisten auslassen könnte. Wenn er diesen Idioten vor sich hätte, dann könnte er seinen Ärger wenigstens an der richtigen Adresse loswerden.

Aber andererseits was würde er schon machen können, falls er Duo jemals wieder gegenüberstünde. Sicher, er hatte vorhin einen furiosen Abgang hingelegt, hatte Duo so richtig schön einige Wahrheiten an den Kopf werfen können und dabei sicher einige Male gepunktet. Aber er wusste, das der Langhaarige auf keinen Fall auf den Mund gefallen war. Bei einer etwaigen neuen Begegnung würde sein Gegner garantiert wieder mit seiner beißenden Zunge loslegen. Und Duos Worte waren nicht selten vergiftet, und sie schienen immer unter die Gürtellinie zu treffen.

Also, warum sich ein weiteres Treffen wünschen? Es würde nur in einer erneuten Katastrophe enden, und damit das er selber wieder verletzt würde. War es das wert? Heero bezweifelte es, auch wenn eine kleine Stimme in ihm verlangte genau herauszufinden warum alles so schrecklich schief gegangen war.

‚Oh mann Heero, wieso bringt dich dieser eine Nachmittag nur derart durcheinander?' fragte er sich inzwischen wohl schon zum tausendsten Male. Wie kam es, das seine Gefühle seit seinem Zusammentreffen mit diesem... diesem Maxwell eine Endlosfahrt auf der Achterbahn begonnen hatten? Damit hätte wohl niemand gerechnet, er selbst am wenigsten. Wo er doch immer der ruhige, in sich gekehrte und ausgeglichene Typ war. Aber kaum hatte er mal heißen Sex mit einem Idioten und schon liefen seine Gefühle Amok. Oder waren es doch nur seine Hormone?

Auf jeden Fall schien es wirklich so zu sein, wie es die Sprichwörter behaupteten, es waren immer die Ausgeglichensten die am härtesten fielen.

Heero seufzte noch einmal und schnappte sich die nächste Kiste. Nur noch ca. eine Stunde und er würde Feierabend haben. Leider bedeutete es nicht nur das er endlich von den Kisten erlöst wurde, es bedeutete auch das er sich diesem Idioten auf ein paar Meter würde nähern müssen. So ein Mist aber auch.


Heero saß inzwischen seit einigen Minuten im geparkten Auto und schimpfte sich einen elendigen Feigling. Dabei ließ er nicht für eine Sekunde das Haus aus den Augen, in dem Trowa und seine Freunde wohnten.

Alle Lichter waren aus, niemand schien mehr wach zu sein, trotzdem konnte sich Heero nicht motivieren, auszusteigen und hineinzugehen. Es war wohl wirklich schlimm um ihn bestellt wenn er wie ein kleiner Feigling hier draußen hockte und es nicht wagte eine womögliche Konfrontation mit dem langhaarigen Idioten einzugehen.

Frustriert schlug Heero auf das Lenkrad ein. Kurz danach wurde ihm plötzlich bewusst das er beinahe die Hupe getroffen hätte. Das hätte seinem Vorhaben sich so unauffällig wie möglich herein zu schleichen denn doch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht.

Er war sogar fast versucht überhaupt erst gar nicht rein zugehen. Er könnte schließlich auch den Autoschlüssel einfach in den Briefkasten werfen. Warum sollte er es riskieren, Duo zu begegnen? Ok, sein Fahrradschlüssel war dummerweise noch im Haus und er hatte keine Lust zu dieser späten Stunde noch 15 km zu Fuß zu gehen. Das war ein ziemlich schlagendes Argument. Besonders da es auch keine Busse mehr geben würde.

Heero atmete noch einmal tief durch. Wieso war nur alles so verdammt schief gegangen? Er hatte ja schon vorher ein absolut schlechtes Gefühl gehabt was diese ganze „du musst endlich mal Trowa und seine Freunde kennen lernen" Geschichte anging. Quatre hatte bei so was doch immer seine gefährlichen Hintergedanken. Genau, eigentlich war Quatre an dem ganzen Desaster Schuld! Er wusste zwar nicht genau wie, aber es tat schon verdammt gut die Schuld mal jemand anderem als sich selbst oder diesem Idioten geben zu können.

Genau diesen Moment der Entspannung nutzte sein Gedächtnis um ihn mit ungewollten Bildern von Duo zu überfluten. Duo wie er mit offenen Haaren ausgesehen hatte. Duos Gesichtsausdruck als er kam. Heero konnte den Geschmack von Duos Haut auf seiner Zunge spüren, so intensiv als wenn er den Langhaarigen in diesem Moment küssen würde. Seine Hände fingen unkontrolliert an zu zittern und sein Tastsinn erinnerte sich daran wie samtig weich doch Duos Haut gewesen war. Er glaubte sogar das sanfte Stöhnen des Langhaarigen zu hören.

Heero wimmerte und drückte sich tiefer in den Sitz. Sein Körper hatte auf diese Erinnerungsfetzen heftig reagiert und er war schon wieder voll erregt. Wie zum Geier sollte er bloß über diese Katastrophe hinweg kommen wenn all seine Sinnesorgane scheinbar über ein „photographisches Gedächtnis" verfügten und sich einen Spaß daraus machen ihn damit zu quälen?

Heero rutschte unbequem hin und her. Er musste was gegen diese Erektion unternehmen, sie tat fast weh. Aber er würde den Teufel tun und selbst Hand an sich legen. Das ganze womöglich weiter unterlegt mit Erinnerungen an heute Nachmittag, damit sich Duo nur noch tiefer in seine Gehirnwindungen einbrennen würde. Garantiert nicht.

Aber was konnte er dann tun. Er versuchte sich zu beruhigen – es half nichts. Erst als er zum allerschlimmsten griff und sich seinen Elektronik-Prof nackt vorstellte schien sein Körper nicht mehr ganz soviel Spaß zu haben. Kein Wunder, die Vorstellung von Prof. G. musste jeden lebenden Menschen in ein selbst auferlegtes, lebenslanges Zölibat treiben.

Nach einigen Augenblicken der Selbstkasteiung hatte sich Heero wieder beruhigt. Er konnte wieder normal atmen. Aber so langsam kam ihm die Sache noch surrealer vor als sie eh schon war. Was tat er nur hier im Auto? So konnte das einfach nicht weiter gehen.

Fest entschlossen öffnete er den Gurt und stieg aus Quatres Wagen aus. Nachdem er alles verschlossen hatte, machte er sich auf den – wie es ihm vorkam sehr weiten – Weg hin zum Haus. Hoffentlich täuschte die Abwesenheit von Lichtern nicht. Hoffentlich waren alle Bewohner tatsächlich nicht mehr auf. Dann könnte er vielleicht wirklich unbemerkt hineinschlüpfen und ganz schnell wieder verschwinden.

Vorsichtig öffnete er die Tür. Zum Glück gab diese keine quietschenden Geräusche von sich, das hätte ihm nämlich gerade noch gefehlt. Er huschte schnell hinein. Dann stand er vor der schwierigen Frage ob er Licht machen sollte oder nicht. Kein Licht hatte ziemlich viele Vorteile. Allein bei dem Gedanken daran schüttelte er über sich selbst schon wieder den Kopf. Er hätte echt nie gedacht das er ein derartiger Feigling sein könnte.

Aber andererseits, er hatte schon immer Probleme mit anderen Menschen gehabt. Er konnte die meisten nicht besonders gut lesen und das machte ihn einfach unkomfortabel. Darum ging er Konfrontationen am liebsten aus dem Weg. Das hatte nicht immer etwas mit Feigheit zu tun, aber aus irgendeinem Grund kam es ihm gerade heute so vor.

Trotzdem versuchte er zunächst ohne Licht auszukommen. Er hielt sich ja sowieso für einen Feigling, da konnte er sich auch entsprechend verhalten. Aber er bemerkte schnell das es nicht besonders intelligent war in einem unbekannten Haus ohne Licht zu manövrieren. Er tastete zwar alles ab, aber er hatte nicht wirklich eine Ahnung wo er denn seinen Schlüssel finden sollte.

Grummelnd fuhr er mit der Hand die Wand neben der Tür entlang bis er den Lichtschalter gefunden hatte. Mit einem – für seine Ohren – viel zu lauten Knacken sprang die Glühbirne an und tauchte alles in ein fast grelles Licht. Heero blinzelte ein- oder zweimal. Vielleicht hätte er doch nicht so lange draußen im Dunkeln sitzen sollen.

Endlich konnte er seine Umgebung wieder sehen, ohne die lustigen großen lila Punkte auf seiner Netzhaut zu haben. Er wandte sich nach rechts. Dort neben der Tür meinte er sich an eine Flurkommode zu erinnern. Und richtig da stand sie auch.

Und zu seiner großen Erleichterung sah er, das in der blauen Glasschüssel die auf der Kommode stand, sein Fahrradschlüssel lag. Da hatte Quatre ihn also hingelegt. Eigentlich ganz logisch wenn man darüber nachdachte.

Das ganze lief ja reibungsloser als er befürchtet hatte. Mit einem völlig irrational entzückten Lächeln streckte Heero seine Hand danach aus. Zunächst einmal ließ er Quatres Schlüssel herein gleiten dann schlossen sich seine Finger um den seinen. Alles erledigt, nun würde er dieses Haus verlassen können. Und hoffentlich niemals wieder kommen. Oder zumindest nur wenn eine gewisse Person nicht anwesend war.

Schnell ging Heero wieder zurück zur Tür. Wenn er sich beeilte würde er vielleicht noch ein paar Stunden halbwegs ruhigen Schlaf bekommen. An der Tür angelangt drehte er sich noch einmal um, um das Licht auszuschalten. Dabei streifte sein Blick unwillkürlich Treppe. Mitten in der Bewegung hielt er wie vom Blitz getroffen inne.

Er konnte seinen Augen kaum glauben. Aber wenn er keiner Fata Morgana unterlag, dann saß dort auf den untersten Stufen derjenige, dem er am liebsten nicht begegnet wäre. Duo hatte sich auf die Stufen gehockt und seinen Kopf auf die angezogenen Knie gelegt, seine Arme hatten dabei seine Beine umschlungen. Duos Augen waren geschlossen, er schien in dieser ungewöhnlichen Körperhaltung eingeschlafen zu sein. Ohne es genau zu wollen registrierte Heero das der Zopf des Langhaarigen völlig zerzaust war und er meinte auch dunkle Ringe unter den Augen erkennen zu können. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten?

Unwillkürlich hatte Heero laut die Luft eingezogen. Außerdem war er ungeschickterweise gegen die Wand gestoßen. Auf jeden Fall reichte der Lärm den er plötzlich veranstaltete aus um den Langhaarigen zu wecken.

Wie ein verschrecktes Reh im Angesicht der nahenden Autolichter wartete Heero darauf das die Person die seine Gedanken Schritt für Schritt erobert hatte erwachte und sich aufrichtete. Er hätte natürlich auch gehen können, einfach die Tür hinter sich ins Schloss werfen und keinen Blick zurückwerfen können. Aber irgendwas – wahrscheinlich etwas Dummes – hielt ihn davon ab. Ein dummer Teil von ihm wollte wohl die Hoffnung nicht aufgeben.

Duo blinzelte ein paar Mal und als sich seine Augen endlich an das Licht gewöhnt hatten und er Heero scheinbar fokussiert betrachten konnte stammelte er mit gebrochener Stimme, „Oh, Heero, da bist du ja endlich. Quatre hatte gesagt du würdest schon gegen 23 Uhr kommen."

Heero wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte. Bedeuteten diese Worte, das Duo auf seine Ankunft – die sich wegen seiner Grübelei ziemlich verspätet hatte – gewartet hatte? Wenn ja warum? Und verdammt noch mal, wieso verriet Quatre diesem Idioten etwas so wichtiges? Quatre hätte doch wissen können das die letzte Person die er jetzt sehen wollte diese wandelnde Katastrophe war. In diesem Moment regte sich Heero wahnsinnig über seinen manipulativen Freund auf. Was mischte der sich die ganze Zeit in sein Leben ein? Er könnte so schön ruhig und friedlich leben, wenn Quatre sich nicht immer einmischen würde.

Natürlich war Heero sich bewusst wie irrational seine Wut auf seinen Freund war. Aber im Moment konnte er sich gerade so furchtbar gut daran festhalten.

„So? Jetzt bin ich ja da. Und was willst du? Mir noch ein paar Beleidigungen an den Kopf werfen?" Heero verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Er wusste das seine Stimme hart und emotionslos klang, aber er war auch immer noch furchtbar ärgerlich.

Duo schüttelte vehement den Kopf. „Nein, sicher nicht. Ich... ich," er geriet wieder ins stottern. Eine Hand löste er von seinem Bein und strich sich fahrig über seinen Kopf. Ein unendlich wirkender Moment der Stille verging bevor der Langhaarige sich wieder gefasst hatte. „Ich hab hier auf dich gewartet um mich zu entschuldigen."

Heero trat ein paar Schritte auf sein Gegenüber zu. „Ach, das ist ja mal ganz was neues," ätzte er. „Und wofür genau willst du dich jetzt entschuldigen? Dafür das du mich beleidigt hast? Dafür das du mich nur benutzt hast oder ganz allgemein dafür das du eine schreckliche Landplage bist?"

Duos Augen wurden weit aufgerissen. Heero meinte so etwas wie Schmerz darin zu erkennen, aber er würde verdammt sein wenn er schon wieder auf diesen manipulativen Kerl reinfallen würde. Er schob sein Kinn vor und runzelte seine Stirn ärgerlich.

„Ich... Alles tut mir leid," mit diesen Worten sprang Duo auf und wollte die Treppe hinauf laufen.

Mit einer schnellen Bewegung hatte Heero seinen Arm am Handgelenk gegriffen. „So einfach kommst du mir nicht davon," grummelte er und versuchte Duo wieder zu sich zurückzuziehen.

Augenblicklich begann der Langhaarige unkontrolliert zu zittern. Er hatte sich wieder zu ihm umgedreht und Heero meinte nackte und echte Panik in dem schönen Gesicht zu sehen. Sein Gegenüber duckte seinen Kopf und murmelte in einer ständigen Wiederholung. „Bitte tu mir nichts."

Als würde er glühende Kohlen anfassen ließ Heero Duos Hand los. Glaubte der andere tatsächlich, er würde ihm was antun? Wenn er dessen Reaktionen richtig las, dann schon. Sicher, wenn er wütend war, dann konnte das nach außen schon ziemlich bedrohlich wirken, aber er war doch kein Schläger! Heero wusste nicht wirklich, was er in dieser Situation tun sollte, er kam sich absolut hilflos vor.

Er versuchte seine Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen. „Schh... schh... ich tu dir doch nichts! Ehrlich! Ich bin zwar völlig frustriert und lass meine Wut auch schon mal an Wänden und Getränkekisten aus, aber doch nicht an Menschen! Auch wenn ich schon bessere Tage als heute erlebt habe."

Ob es jetzt an seinen ungeschickten Worten oder an der Tatsache lag, das er ihn losgelassen hatte, aber Duos Zittern war schwächer geworden. Er hob sein Gesicht wieder etwas an und Heero meinte immer noch unendlich viel Angst in dessen Augen zu sehen. Wieso reagierte sein Gegenüber nur so auf ihn?

„Du tust mir wirklich nichts? Versprichst du das?" selbst die Stimme klang nicht mehr wie die von dem Duo von heute Nachmittag. Entweder war der Langhaarige ein besserer Schauspieler, als Heero angenommen hatte, oder es lag noch etwas viel schlimmeres im Busch.

Er hob beschwichtigend seine Hände. „Bei meiner Ehre. Aber verrat mir, warum hast du auf mich gewartet?"

„Ich wollt mich für mein Verhalten heute Nachmittag entschuldigen, das hab ich jetzt getan. Bitte lass mich gehen."

Heero musste unwillkürlich laut auflachen. „Aber deine Entschuldigung beantwortet keine meiner Fragen."

„Was meinst du?"

„Kannst du dir das nicht vorstellen? Ich hatte heute Nachmittag das schönste Erlebnis meines Lebens, nur um von dir danach sofort in eiskaltes Wasser geschubst zu werden. Ich bin völlig frustriert und weiß wirklich nicht woran ich bin. Deine Entschuldigung ändert daran nichts. Ich würde gerne wissen was da heute schief gelaufen ist. Verdammt ich muss es wissen. Zumindest das schuldest du mir."

Duo schüttelte wieder den Kopf. „Ich will nicht darüber reden."

„Gut, dann halt nicht. Aber das lässt mich weiter in dem Glauben das du ein eiskaltes, berechnendes Aas bist und mich nur ausgenutzt hast."

„Das bin ich nicht!" So etwas wie Widerstand schien neues Feuer in Duos Augen zu entfachen.

„Dann beweis mir das Gegenteil! Sag mir was heute so furchtbar schief gegangen ist!"

„Das willst du gar nicht hören," wand sich Duo aufs neue.

„Ich hab doch danach gefragt, also werde ich es wohl auch hören wollen." Heero merkte das er so nicht weiter kam. Er nahm all seinen Mut zusammen und setzte alles auf eine Karte. „Wenn deine Entschuldigung bedeutet, das dir heute Nachmittag doch etwas bedeutet hat und das ich mehr sein könnte als nur ein guter Fick, bitte dann rede mit mir! Ich möchte verstehen was da passiert ist. Du musst mir vertrauen und mit mir reden. Kannst du das?"

Duo sah ihn mit großen Augen an. Nach einer scheinbaren Ewigkeit öffnete er seinen Mund.