Titel: Liebe lieber ungewöhnlich
Autor: Cyrrer aka Laren
Prequel: Kleine Tode unter Freunden
Disclaimer und Warnungen: siehe erstes Kapitel
Wenn euch die Geschichte gefallen hat… sie geht mit ‚Schatten der Vergangenheit' weiter.
Heero wünschte sich sofort er hätte nicht gefragt. Eben noch hatte Duo entspannt in seinen Armen gelegen, den Kopf auf seiner Brust, und im nächsten Moment verspannte sich der Langhaarige schlagartig. Und nicht nur das, fast panisch drehte sich Duo aus seiner Umarmung, stützte sich stark zitternd auf seinen angewinkelten Arm und schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
„W..W.. Was meinst du?" stammelte sein Gegenüber aufgebracht.
Heero verfluchte sich auf tausend verschiedenen Arten. Er hätte nicht fragen sollen. Das da in Duos Gesicht, das war klar und einfach als Angst zu erkennen. Wieso hatte er seine Neugierde nicht beherrschen können? War es denn wirklich so wichtig zu erfahren was damals passiert war?
Ja! Denn wenn die simple Nachfrage schon eine solche Panik in seinem Partner auslöste, dann mussten sie darüber reden. Was wenn er morgen oder nächste Woche oder irgendwann aus seiner Unkenntnis heraus einen Fehler machen würde und Duo deshalb vor ihm solche Angst hätte? Das wäre auf jeden Fall schlimmer als wenn sie es jetzt klären würden.
Aber Heero spürte auch wie er selbst immer unsicherer wurde. Die Reaktionen in Duo ließen mehr als Schlimmes befürchten. Was, wenn Duo seine böseste Vermutung bestätigen würde? Könnte er wirklich damit umgehen? Würde er nicht alles viel, viel schlimmer machen? Wäre es nicht besser wenn Duo mit jemandem redete der sich mit solchen Sachen – mit Entsetzen bemerkte Heero das er noch nicht einmal in der Lage war in seinen Gedanken seine Befürchtungen in Worte zu fassen – auskannte? Professionelle Hilfe?
Aber nein. Er hatte diese Partnerschaft gewollt, verdammt, darum gebettelt, darum gekämpft. Es war seine Aufgabe Duo zu helfen. Und er hatte dieses Gespräch angefangen, er würde sich nicht wie ein elendiger Feigling aus der Affäre ziehen. Duo hatte nicht weniger als seine volle Unterstützung verdient.
Heero atmete tief ein und versuchte noch einmal seine verwirrten Gedanken zu ordnen. Dann, fast unendlich langsam, hob er seine linke Hand und streichelte kurz über Duos Gesicht. Der Langhaarige schloss bei der Berührung kurz die Augen und wirkte nicht mehr ganz so panisch.
Noch einmal atmete Heero tief ein und nahm dann all seinen Mut zusammen. „Ich glaube das damals noch mehr passiert ist. Etwas das dir Angst gemacht hat, immer noch Angst macht. Ich glaube nicht das Arschlöcher wie Treize es ohne Widerspruch hinnehmen wenn ihnen gesagt wird das Schluss ist. Ich glaube das du mir nicht alles erzählt hast."
Duos Augen wurden wie auf Befehl wieder weit aufgerissen. Die wunderschönen Amethyste, die normalerweise zu strahlen schienen, waren jetzt dunkel und voller Angst. Heero tat es in der Seele weh seinem Freund, seinem Duo dies anzutun.
„Warum willst du das wissen?" brach es heiser aus Duo hervor.
Heeros Hand, die eben noch das Gesicht seines Gegenübers gestreichelt hatte, suchte jetzt nach Duos freie Hand. Schnell verwob er ihre Finger miteinander.
„Weil wir jetzt zusammen gehören. Weil deine Schmerzen auch meine sind. Weil ich keine Missverständnisse zwischen uns haben möchte. Weil ich dich liebe. Such dir einen Grund aus. Jeder einzelne trifft zu."
Heero wunderte sich nicht zum ersten mal am heutigen Tag, woher ihm all diese Worte zufielen. Er war doch sonst immer so unbeholfen im Umgang mit anderen Menschen. Aber vielleicht stimmte es wirklich, das einem, wenn man um etwas wichtiges kämpfte, übermenschliche Kräfte wuchsen, und wenn es nur welche im Bereich der Kommunikation waren.
Duos Augen waren immer noch dunkel und kummervoll. Verschämt drehte er seinen Kopf zur Seite und murmelte, „Du wirst mich verabscheuen wenn ich es erzähle... bitte frag nicht mehr."
Für eine Sekunde schloss Heero gepeinigt seine Augen. Der letzte Satz hatte all seine schlimmen Befürchtungen bestätigt. Er musste all seine Willenskraft aufbringen um nicht sofort aufzuspringen und nach diesem Schwein zu suchen. Wenn er diesen Treize in die Finger kriegen könnte, er würde ihn zu Fischmehl verarbeiten. Heero knurrte lautlos und in seiner Wut musste er unbedachterweise seine Hand fester um Duos gedrückt haben, denn der Langhaarige wimmerte kurz.
Und schlagartig fiel die Wut von Heero ab. Nein, das war vielleicht nicht richtig, er war immer noch wütend. Aber es zählte jetzt Duo und nicht sein unkontrollierter Drang nach Rache. Es würde weder Duo helfen noch ihrer Beziehung irgendetwas bringen wenn er hier jetzt einen Wutanfall hinlegen würde.
Darum beeilte er sich schnell zu sagen, „Schhh, Duo keine Angst," er löste seine verkrampfte Hand und streichelte beruhigend mit seinem Daumen über Duos Handrücken. Dann lehnte er seinen Kopf nach vorne und hauchte einen kurzen Kuss auf Duos Wange.
„Wieso sollte ich dich verabscheuen?" fragte er mit ruhigen, sanften Worten, dabei mit all seiner Kraft und Konzentration bemüht jetzt nur nichts falsch zu machen. Er befürchtete – wahrscheinlich zurrecht – das ein unbedachtes Wort jetzt alles zwischen ihnen kaputt machen könnte. Und ihm war mit absoluter Sicherheit klar das er das nicht überstehen würde. Wenn er Zeit und Energie gehabt hätte, hätte er sich sicher darüber wundern können das ihm an Duo schon so viel lag – das Duo schon sein Leben war – und das nach nur einem gemeinsamen Tag.
„Ich... Ich bin schmutzig," brach es aus dem Langhaarigen hervor. Dann fing er fast unkontrolliert an zu schluchzen und drehte seinen Kopf noch mehr zur Seite.
Heero hob seine andere Hand und berührte Duos Gesicht, drehte dessen Kopf mit sanfter Gewalt wieder in eine Position zurück, die Augenkontakt erlaubte. Ein schmerzhafter Stich traf sein Herz als er sehen konnte das Duos Augen voller Panik und von dunklen Ringen umgeben waren.
Er ließ seine Hand langsam über Duos Gesicht gleiten, dann über seinen Hals in den Nacken und den Rücken herunter. Machte dabei die ganze Zeit beruhigende Geräusche. Als er endlich seinen Arm um Duo geschlungen hatte, zog er sein Gegenüber dicht in seine Umarmung.
Duo lag jetzt wieder halb auf ihm. Er konnte hautnah spüren wie der Langhaarige am ganzen Leib zitterte. Wie ein wildes Tier schien er kurz davor in Panik auszubrechen und zu fliehen. Er musste Duo so schnell wie möglich beruhigen.
Darum strich er immer wieder sanft über Duos Rücken. Versuchte ihm so nahe wie möglich zu sein, ohne ihn einzuengen. Denn das würde bei der Angst die der Langhaarige gerade zu haben schien sicher keine gute Idee sein.
„Wieso glaubst du, du wärst schmutzig?" fragte er ganz leise.
Duo zitterte weiter, schien nicht darauf antworten zu wollen. Erst nach einigen Momenten der Stille brach es aus ihm hervor. „Weil ich... weil ich..." dann schluchzte er nur noch.
Heero fand es immer schwieriger sich zu kontrollieren, er zitterte beinahe ebenfalls, allerdings vor Wut. „Duo, es gibt nichts weswegen ich dich verachten könnte. Und der einzige der schmutzig ist, das ist dieses miese Stück Dreck Treize. Aber doch nicht du."
„Ich... ich kann nicht. Es tut zu sehr weh... Wenn ich es dir sage wirst du mich nicht mehr mögen," stieß Duo hervor und krampfte sich plötzlich an Heero, so als wolle der Langhaarige sicher gehen das er nicht verschwinden könnte. „Wieso lässt du es nicht einfach?"
Heero schloss gequält seine Augen. „Duo ich will dich zu nichts zwingen. Wenn du mir sagst, das du nicht mehr darüber reden willst, dann nehme ich das hin. Aber glaube mir, es ist besser wenn du es mir erzählst."
„Du willst das gar nicht wirklich wissen."
„Stimmt," gab Heero zu. „Ich würde es lieber nicht wissen. Verdammt am liebsten wäre es mir wenn es da überhaupt nichts zu wissen gäbe. Aber ich bin bereit es zu hören, es zu ertragen. Wir beide sind stark genug dafür. Vertraust du mir?"
Wieder geschah für einige Minuten nichts. Aber Heero wusste das er inzwischen genug in Duo eingedrungen war. Die letzte Entscheidung sich zu öffnen musste ohne weiteren Druck von ihm kommen. Egal wie sich Duo entscheiden würde, sie würden es überstehen. Heero hatte nicht vor, sich durch Treizes Taten in der Vergangenheit um sein Glück betrügen zu lassen. Und Duo hatte das auch nicht verdient. Es würde eine Menge Kraft kosten, aber Treize würde nicht über sie siegen.
Es wunderte Heero noch nicht einmal mehr wie unzertrennlich sein Glück mit dem von Duo zusammenhing. Manche Tatsachen brauchten einfach nicht tiefer ergründet zu werden.
Er hatte es fast schon aufgegeben zu hoffen, dass Duo das Schweigen brechen würde, als er doch ganz leise und stockend zu reden begann.
„Als Treize an dem Abend zu mir in die Wohnung kam, hab ich ihn nicht herein gelassen. Ich hatte mir genau zurechtgelegt was ich ihm sagen wollte. Aber als ich ihn dann tatsächlich sah, bin ich ziemlich ausgeflippt und hab ihm alles an den Kopf geworfen. Das... Das hat ihn natürlich bis aufs Blut gereizt und in meiner Wut hatte ich vergessen die Türkette einzuhacken. Böser Fehler."
Duo stoppte kurz. Aber es war Heero der heftig schlucken musste. Er wusste genau auf was Duos Erzählungen hinauslaufen würden und dieses Wissen tat so unheimlich weh, obwohl es ja eigentlich die Schmerzen des Langhaarigen waren. Beinah auch um sich selbst zu beruhigen, streichelte er immer wieder Duos Rücken entlang während er seine andere Hand fest mit der von Duo verwoben ließ.
„Er hat wie ein Wilder die Tür eingestoßen und war plötzlich in der Wohnung. Ausgerechnet an dem Tag war auch Hilde – meine Mitbewohnerin – nicht da. Er fing an auf mich einzuschlagen, schrie immer wieder das wenn einer einen Schlussstrich ziehen würde, er es wäre und nicht Abschaum wie ich," wieder stockte Duo für ein paar Minuten unter der Last der Erinnerungen.
„Aber zum ersten Mal hab ich mich gewehrt. Hab versucht gegen ihn zu kämpfen, hab ihn sogar einige Male getroffen," er lachte kurz bitter auf. „Aber das hat ihn nur noch wütender gemacht. Er ist größer, stärker und viel erfahrener im Kampf, ich hatte keine Chance. Schnell hatte er mich gefesselt und geknebelt in meinem Zimmer. Und dann hat er systematisch angefangen mich zusammenzuschlagen. Mir eine Lektion zu erteilen, wie er es nannte."
Heero keuchte bei der Vorstellung auf. Er würde dieses Schwein umbringen. OK, das vielleicht nicht, aber er würde Duo rächen. Wie und wann auch immer. Das schwor er sich.
„Ich kann dir nicht sagen wie lang er auf mich einschlug, es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Während er auf mich einschlug schrie er immer wieder was ich mir denn einbildete so mit ihm zu reden. Und das er mich kleine Hure sowieso satt wäre. Er hat mir dabei zwei Rippen gebrochen und mein ganzer Körper war dunkellila. Ich konnte mich tagelang kaum bewegen. Und als er endlich damit fertig war mich zu Brei zu schlagen, hat er... dann hat er..." Duo stockte wieder. Aber diesmal konnte Heero spüren wie dieser immer wieder mit dem Kopf schüttelte.
Heero entschied das genug war. Er würde Duo nicht weiter drängen. Der Langhaarige hatte ihm schon mehr Vertrauen geschenkt als er es für möglich gehalten hätte, er musste sich nicht noch weiter quälen. Schnell hauchte er einen Kuss auf Duos Stirn. „Ist OK. Es ist in Ordnung. Du musst nicht mehr sagen."
Und dann wiegte er seinen Freund in seinen Armen, während dieser zitternd stumme Tränen der Wut und Verzweiflung vergoss.
Als Duo sich endlich beruhigt zu haben schien, fragte Heero. „Und wie ging es danach weiter?"
Duo hob ihre verbundenen Hände um sich kurz über die Augen zu wischen. „Als das Schwein endlich fertig war, hat er verkündet das er mich nie wieder sehen wolle. Das ich es einfach nicht wert wäre. Dann ist er gegangen, hat mich gefesselt und verletzt in meinem Bett liegen lassen."
Heero konnte ein Knurren nicht unterdrücken. Oh ja, dieser Treize würde für alles bezahlen. „Und dann?" fragte er leise um Duo von seiner Wut abzulenken.
„Als Hilde nach Hause kam hat sie mich gefunden und sofort den Notarzt verständigt. Ich kam für ein paar Tage ins Krankenhaus. Hilde war einfach super. Sie hat sofort gewusst das ich nie wieder in die Wohnung hätte gehen können. Allein der Gedanke daran bereitet mir – selbst nach einem knappen Jahr – immer noch panische Angst. Sie wusste das zwei Kommilitonen von ihr einen Mitbewohner suchten und hat meinen Umzug organisiert während ich im Krankenhaus lag. Seitdem wohne ich bei Trowa und Wufei, und fühle mich hier sogar sicher. Aber die beiden wissen nicht warum ich damals im Krankenhaus lag oder warum ich so schnell umziehen musste. Und seitdem versuche ich mein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Ich... ich hab sogar mit einer Therapie angefangen, denn ich will nie wieder Opfer sein. Ich mach jetzt auch Kampfsport und irgendwann werde ich vielleicht auch keine Angst mehr haben."
Heero konnte gut verstehen das Duo 'geflohen' war. Aber etwas an Duos Erzählung fand er doch befremdlich. „Wieso ist Treize noch auf freiem Fuß? Der gehört ins Gefängnis!"
Duo schwieg wieder.
„Duo, sag nicht, das du dieses Schwein nicht angezeigt hast?" Heero konnte das Entsetzen kaum aus seiner Stimme fernhalten.
„Ich... ich konnte nicht. Ich wollte nicht," brach es aus Duo hervor.
„Verdammt Duo, du kannst doch diesen Abschaum nicht damit durchkommen lassen!" Heeros Wut trat immer mehr an die Oberfläche.
Und schien Duo zu erschrecken. Denn dieser versuchte wieder sich aus der Umarmung zu befreien. „Ich wusste das du mich verachten wirst. Hätt ich doch bloß nichts gesagt!" schrie er beinah.
Heero schüttelte vehement seinen Kopf. „Glaub doch so was nicht Duo! Wie könnte ich dich verachten? Niemals! Nur sag mir, wieso du das Schwein nicht angezeigt hast?"
„Was hätte das gebracht?" flüsterte Duo leise. „Treizes Familie ist reich. Die haben an jedem Finger 10 Anwälte, können sich tausend Gutachter leisten. Wenn ich tatsächlich zur Polizei gegangen wäre, glaubst du wirklich das ihm was passiert wäre? Wie wahrscheinlich ist es, das mir geglaubt wird? Mir, der ich seit einem halben Jahr alle möglichen Arten von hartem Sex mit Treize hatte. Fuck der hätte nur behaupten müssen das ich das falsche Safewort benutzt hab. Oder er hätte gesagt das ich mir das alles nur ausgedacht hab um ihn zu schröpfen. Aus Wut darüber das er mich für seine Verlobte verlassen hat. Oder tausend ähnliche Szenarien. Du glaubst doch wohl wirklich nicht das ein Khushrenada von einem Gericht für die Vergewaltigung verurteilt wird?"
Heero musste schlucken. Es schmerzte, aber Duo hatte wahrscheinlich Recht. Solche Leute wie Treize mit all ihrer Macht und ihrem Geld kamen wahrscheinlich mit allem durch. Vielleicht sogar Mord.
„Und... Und ich wollte verdammt noch mal auch nicht mehr daran denken. Und es nicht noch einmal erleben. Ich hätte es doch wieder und wieder erzählen müssen. Fremden Menschen erzählen. Menschen die mich wahrscheinlich sowieso für verabscheuungswürdig halten weil ich schwul bin. Das konnte ich nicht. Dann bin ich halt ein Feigling!"
Zum Schluss war Duos Stimme wieder lauter geworden und voller Hass, wahrscheinlich auf sich selbst. Heero konnte verstehen das Duo damals so gehandelt hatte, aber er verstand auch das Duo wohl sein eigener, stärkster Kritiker war. Sich selbst dafür verachtete zu schwach gewesen zu sein um zumindest vor Gericht gegen Treize anzukämpfen.
„Ist schon in Ordnung Duo," sagte er deshalb beruhigend. Als der Langhaarige daraufhin aufsah und in seinem Blick völlige Verwirrung lag, fügte er noch hinzu, „Ich bin doch genauso feige wie du. Ich hab noch nicht einmal meinen Vater auf Unterhalt verklagt weil ich nicht wollte das er das Andenken meiner Mutter in den Schmutz zieht. Ich bin genauso feige wie du."
Duos Augen wurden auf einmal sanfter. „Dann.. dann passen wir wohl wirklich perfekt zueinander," flüsterte er.
Heero drückte seinen Freund ganz dicht an sich, küsste ihn wieder und wieder und sagte dann. „Und ob wir zueinander passen. Für jetzt und für alle Zeiten."
„Für alle Zeiten?" kam es überrascht vom Langhaarigen.
„Für immer! Wenn du es willst, dann lass ich dich nie wieder gehen," bestätigte Heero ohne den geringsten Zweifel in seiner Stimme. Duo war seine zweite Hälfte, wie könnte er jemals wieder ohne diesen leben?
Ein ehrliches, glückliches Leuchten schien Duos Augen erstrahlen zu lassen. „Ich denke, ich will," sagte dieser dann.
Sie küssten sich leidenschaftlich, streichelten sich immer wieder gegenseitig als wenn sie sich davon überzeugen mussten das es den anderen tatsächlich gab. Sie waren jetzt zusammen und daran würde sich nichts mehr ändern. Treizes dunkler Schatten war natürlich nicht vollkommen vertrieben – würde es vielleicht niemals sein – aber er hatte es nicht geschafft zu verhindern das sie doch zueinander gefunden hatten. Und das war das wichtigste.
Heero dachte an all die Veränderungen die sein Leben nehmen würde, jetzt wo er Duo hatte. Normalerweise mochte er keine Veränderungen, liebte seine Routinen und sein ruhiges Leben. Es würde mit Duo wahrscheinlich nie wieder völlig ruhig werden. Aber er verspürte nicht einmal das kleinste Fitzelchen an Bedauern darüber. Zum ersten Mal seit langem fühlte er sich wirklich lebendig. Und das war ein verdammt gutes Gefühl.
So lagen sie noch lange küssend zusammen. Redeten verliebten Unsinn oder genossen die Gegenwart des anderen schweigend. Erst Stunden später schlief Heero endlich ein. Duo fest in seinem Arm, und glücklicher denn je.
Quatre saß gähnend in der Küche und lehnte sich an seinen Freund. Es war viel zu früh am Morgen und er hatte gar nicht gut geschlafen. Lustlos rührte er in seiner Müslischüssel.
Er hatte deshalb nicht gut geschlafen, weil er sich unheimliche Sorgen um Heero und Duo gemacht hatte. Seinen Freund hatte er noch nie so aufgewühlt erlebt und auch der Langhaarige schien völlig fertig zu sein.
Er hätte zu gern gewusst ob die beiden sich gestern Abend doch noch ausgesprochen hatten. Er wusste ja noch nicht einmal ob Duo sich überhaupt entschlossen hatte noch einmal mit Heero zu reden. Und selbst wenn, so wie er die beiden Sturköpfe einschätzte, würden die ohne Hilfe von außen sowieso nur aneinander vorbei reden.
Er grummelte noch einmal über die Tatsache das Trowa ihm schlicht und ergreifend verboten hatte sich da weiter einzumischen. Was hieß hier überhaupt einmischen? Er versuchte doch nur seinem Freund zu ein bisschen Glück zu verhelfen. Ungerechtigkeit.
Quatre kicherte leise, Wufei schien schon auf ihn abzufärben.
In dem Moment setzte sich auch schon der Chinese an den Tisch und fing an sein Frühstück zu essen. Neugierig beäugte er Quatre. „Schmeckt dir das Müsli nicht?" fragte er.
Quatre hob den Löffel an. „Doch, doch. Ich bin nur sehr müde."
„Du hättest wirklich schlafen sollen," kam es von Trowa.
„Aber ich hab mir solche Sorgen gemacht."
„Über Sachen, die dich nichts angehen," Trowa vertrat seine Meinung auch am frühen Montag Morgen ziemlich vehement.
„Worum geht's?" hakte Wufei nach.
„Heero und Duo scheinen Probleme zu haben. Es lief wohl nicht so gut zwischen den beiden," antwortete Quatre vage.
„Was heißt hier es lief nicht so gut. Wir wurden doch alle ungewollte Ohrenzeugen ihres heißen Nachmittags," schnaubte Wufei.
„Aber danach haben sie sich gestritten," antwortete Quatre.
„Ein Streit der dich wirklich nichts angeht," murmelte Trowa und zog ihn dichter in seine Umarmung.
„Wie die haben sich gestern schon gestritten? Ungerechtigkeit. Es war bei den beiden ja damit zu rechnen das sie sich früher oder später wieder an die Gurgel gehen, aber doch nicht schon so bald!"
Quatre wollte gerade zu Antwort ansetzen, als die Tür aufgestoßen wurde und Duo hereinstürmte. Er hatte zwar einen verschlafenen Gesichtsausdruck, aber ansonsten wirkte er so fröhlich wie immer. Es kribbelte Quatre in den Fingern, den Langhaarigen zu fragen wie es denn gestern Abend gelaufen war, aber der warnende Druck von Trowas Hand an seinem Knie hielt ihn davon ab. So erwiderte er nur die Begrüßung und mümmelte weiter an seinem Müsli.
Duo wirbelte voller Energie in der Küche herum. Suchte sich einen Teller, Besteck und eine große Tasse Kaffe, stellte alles auf den Tisch und rief dann völlig unvorbereitet. „Schatz, nimmst du zum Frühstück lieber Herzhaftes oder Süßes?"
Quatres Hand mit dem Müslilöffel gefror nur Millimeter vor seinem geöffneten Mund. Aber er war noch erstaunter, als Sekunden später ein ebenfalls verschlafener Heero – nur mit Boxershorts bekleidet und völlig verwuseltem Haar – die Küche betrat.
Als sein Freund den Langhaarigen von hinten umarmte und ihm nach den Worten „Meinen Frühstücks-Duo will ich so süß wie möglich," leidenschaftlich den Nacken küsste, fiel Quatre der Löffel aus der Hand und klirrte in die Müslischale. Milch spritze umher, aber das bemerkte Quatre nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt mit offenem Mund das Bild vor ihm zu betrachten.
Trowa gab nur einen kurzen Räusperer der Überraschung von sich, aber Wufei schien ihrer aller Gedanken in Worte zu fassen. „Nakatu steh uns bei. Sie sind zusammen!"
