Jeder hilft auf seine Weise

Timmy zog seinen Vater am Hosenbein um ihm zu signalisieren, dass er sich wieder auf den Boden legen sollte.
Walter stand währenddessen, mit seiner Tasche in der Hand, auf.
„Also, Doktor. Versteh ich das hier richtig, dass sie einfach hier auftauchen, mit einer Horde von Schlägern im Schlepptau und die harmlosen Menschen, die heute nichts anderes vorhatten als einen gemütlichen Abend auf der Bowlingbahn zu verbringen, zu Tode erschrecken, nur um ein Kegelräumsystem zu stehlen?"
„Ja. Das sehen sie richtig", antwortete Dr. Drakken.
„Dann habe ich schlechte Nachrichten für sie. Einer der hier Anwesenden ist nicht so harmlos. Fuck, er war in Vietnam und wird VERDAMMTE SCHEISSE NOCHMAL um nichts in der Welt einfach dabei zusehen, wie irgend so ein bekackter, blauer Terrorist und seine grüne Schlampe versuchen dieses Land dorthin zu dorthin zu ficken, wo es wehtut!"
Drakken wurde etwas anbetrachts der Lautstärke, die Walter an den Tag legte, nervös: „Ich will hier niemanden..."
„Schlampe? Du nennst mich Schlampe, Fettsack?"
„Fick dich! Fickt euch alle! Ich werde euch jetzt demonstrieren wie der moderne US-Amerikaner mit dem Terrorismus umzugehen vermag! Ihr versucht uns in den Arsch zu ficken? Ich drehe euch einfach um und schiebe euch stattdessen meine ungeölte Faust hinten rein. Was haltet ihr davon?"
Mit diesen Worten zog Walter eine vollautomatische Handfeuerwaffe aus seiner Sporttasche und schoss fast wie von Sinnen in der Gegend herum. Shego warf Drakken noch rechtzeitig zu Boden und seine Handlanger sprangen in alle Richtungen davon, während Walter laut fluchend das komplette Magazin leerte.
Als der Moment der Magazin-leere eingetroffen war und Walter realisierte, dass er eigentlich nur noch mehr Sachschaden angerichtet hatte, stand Drakken wieder breit grinsend auf.
„Hm, sieht so aus, als ob da jemand wohl doch keine Ahnung hat, wie man mit Terrorismus umgeht. Ausserdem bin ich kein Terrorist."
„Wie auch immer", antwortete Walter ruhig, zog schnell und unerwartet eine kleine Pistole aus seiner Tasche und schoss Drakken damit einen Teil seines rechten Ohrs weg.
„War...das mein Ohr?" fragte der Angeschossene mit der schockierten Ruhe eines Mannes, der gerade durch Waffengewalt einen Teil seines Körpers verloren hatte.
Shego, die eigentlich durch nichts zu erschüttern war, war dieses mal selber etwas erschrocken und hauchte: „Nicht das Ganze. Nur die Spitze."
„Nicht das erste Ohr, das ich auf dem Gewissen habe", sagte Walter stolz und zielte erneut auf Dr. Drakken. „Wollen sie noch mehr verlieren? Vielleicht sogar ihr beschissenes Leben? Wenn nicht, drehen sie einfach um, nehmen ihre bekackte Schlägertruppe mit und kommen nie wieder."
Drakken fasste sich ans Ohr und betrachte dann fassungslos das Blut auf seinen Fingerspitzen.
„Shego?"
Shego starrte angewidert/fasziniert auf den fehlenden Teil von Drakkens Ohr.
„Shego?" wiederholte sich Drakken.
„Ähm, tut mir leid, was? Das ist wirklich eine Menge Blut für so eine kleine Ecke. Da fehlt vielleicht nur ein Zentimeter, vielleicht war da eine Schlagader."
„Du weißt, was du zu tun hast."
„Geht klar."
Aus dem Stand sprang Shego blitzschnell auf Walter zu und streckte ihn mit einem Tritt zu Boden.
„Danke, Shego, aber ich meinte eigentlich, dass du den Erste-Hilfe-Kasten holen solltest."
„Sehe ich aus, wie eine Krankenschwester?"
„Du würdest so scharf aussehen als Krankenschwester", brachte sich Jesus ein. „Ich kann eine Schwestern-Uniform besorgen. Wenn du mal Interesse an einem Wochenende voll hemmungsloser Leidenschaft und schwitzenden Körpern in Ekstase hast, komm doch vorbei."
Shego musterte Jesus und antwortete gewohnt trocken: „Nur, wenn du nicht da bist."
Dr Drakken sank wimmernd auf die Knie.
„Shego! Willst du mich einfach verbluten lassen?"
„Habe ich noch nicht entschieden. Diese Bohnenstange hier widert mich so sehr an, dass ich nicht klar denken kann."
Jesus drehte sich breit grinsend zum Dude, der sich um den bewusstlosen Walter kümmerte, und sagte fern von jedem Realismus: „Gehört? Ich habe ihr den Kopf verdreht."
„Scheisse, Jesus, hast du nicht gesehen, was sie mit Walter angestellt hat?"
„Ist er tot?"
„Nein."
„Fuck, wo ist dann das Problem?"

In exakt diesem Moment in Middleton.
Kim Possible saß zusammen mit ihrem besten Freund und Gehilfen Ron Stoppable, sowie seinem Nacktmull Rufus, wie so oft im örtlichen „Bueno Nacho" und verbrachte die Zeit mit einer tiefgründigen Unterhaltung:
„Der Film „Dodgeball" ist vielleicht der witzigste Film, der je gedreht wurde!"
„Ron, in dem Film bekommen ständig nur irgendwelche Leute Bälle oder Schraubenschlüssel ins Gesicht oder in...nun...das Männergebiet."
„Ich weiss. Das ist doch verdammt witzig. Ausserdem hast du auch gelacht."
„Ich habe nie gesagt, dass ich den Film nicht witzig fand, aber er ist bestimmt nicht der witzigste Film, der je gedreht wurde."
„Nenne mir einen lustigeren."
„Ghostbusters?"
„Hmhm, Ghostbusters", krächzte Rufus zustimmend.
„Das ist nicht fair, Kim. Das ist ein unbestrittener Klassiker!"
Mit dem altbekannten Klingelton meldete sich der Kimmunicator.
„Was steht an, Wade?"
„Drakken steht an. So wie es aussieht ist er gewaltsam in ein Bowlingcenter eingedrungen und hat die anwesenden Gäste als Geiseln genommen."
„Eine Bowlingcenter? Was verlangt er?"
„In Bowlingcentern gibt es des öfteren hervorragende Nachos", warf Ron ein. „Nicht so hervorragend wie hier, aber wenn kein Bueno Nacho in der Nähe sein sollte, ist die Bowlingbahn der nächstbeste Ort für den Genuss dieser Errungenschaft der modernen Welt."
„Ich glaube nicht, dass er wegen dem Essen dort ist."
„Bis jetzt hat er auch noch keine Forderungen gestellt. Vielleicht will er etwas, dass sich im Gebäude befindet."
„Also doch die Nachos!"
„Ron", stöhnten Kim und Wade gleichzeitig.
„Da ist übrigens noch etwas, Kim. Zeugen berichten von Schüssen, die aus dem Bowlingcenter kamen."
„Schüsse?"
„Und nicht zu wenig."
„Das klingt aber gar nicht nach Drakken. Wurde jemand verletzt?"
„Darüber gibt es noch keine Angaben. Ich habe dir und Ron schon eine Reisemöglichkeit besorgt."
„Dann nichts wie auf nach...wohin?"
„Dimmsdale. Ist gar nicht mal so weit weg."
„Dann nichts wie auf nach Dimmsdale! Sag Bescheid, wenn es etwas Neues gibt."
„Natürlich."
Als Kim, Ron und Rufus auf dem Weg nach draussen waren, griff sich Ron noch schnell den Kimmunikator: „Wade, kennst du den Film „Dodgeball"?"
„Natürlich."
„Bist du nicht auch der Meinung, dass das der witzigste Film aller Zeiten ist?"
„Tut mir leid, aber kein Vergleich mit dem „Kentucky Fried Movie"."
„Ach, ihr immer mit euren Klassikern. Schonmal etwas von Fairness gehört?"

„Leute, was machen wir jetzt?" fragte Timmy die beiden Mäuse vor sich. „Ihr besitzt Zauberkräfte, da müsst ihr doch helfen können."„Tut mir leid, Timmy. Nur auf Anweisung. Auf deine Anweisung, um genau zu sein."
„Dann wünsche ich mir, dass die Polizei den Laden stürmt und uns rettet."
Wanda und Cosmo hoben ihre Zauberstäbe – und das allseits beliebte Flatulenz-Geräusch erklang. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Wunsch nicht erfüllbar war.
„Was ist los? Dürft ihr keine Leben retten?"
Wanda schlug in „Da Rules" nach.
„Doch, aus diesem Grunde dürfen wir den Wunsch ja nicht erfüllen. Wenn die Polizei das Gebäude stürmt, kann es zu unkontrollierbaren Situationen kommen, in deren Verlauf es sogar zu Todesfällen kommen kann."
„Verstehe. Was machen wir dann?"
„Darauf warten, dass von alleine Hilfe kommt?"
„Oh, ich weiss etwas Besseres", sagte Cosmo.
Wanda hielt ihm den Mund zu. Sie kannte ihren Mann gut genug um zu wissen, dass er jetzt irgendeinen dummen Plan erzählen würde, in den Timmy ohne mit der Wimper zu zucken einsteigen würde.
„Timmy", sagte sie ruhig, „ich kann Cosmo nicht den Mund verbieten. Und beim heiligen Rolf Müller-Bode und dem genau so heiligen Farid Gharadjedaghi, ich habe es oft genug versucht. Doch bevor ich jetzt gleich die Hand wegnehme und die Dummheit aus seinem Mund in deinen Gehörgang fließt, möchte ich dich bitten, genau über das Nachzudenken, was Cosmo dir vorschlagen wird und dann erst zu antworten."
„Gut. Du hast mein Wort."
Wanda nahm vorsichtig die Hand von Cosmos Mund (Naja, die Pfote von Cosmos Schnauze, schließlich waren sie ja noch Mäuse) und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Cosmo atmete einmal tief ein und verkündete seine Idee: „Du könntest dich aber auch von der Gruppe entfernen und wie John McClane einen eigenen Privatkrieg gegen die Bösen anzetteln."
„Okay."
Wanda schlug sich mit ihrem Zauberstab gegen den Kopf.
„Timmy. Vermutlich hast du nur deshalb zugestimmt, weil du noch nie „Stirb Langsam" gesehen hast, denn wenn du wüsstest, was John McClane, und vor allem einigen Geiseln, so alles zustößt, hättest du dich anders entschieden."
„Nein. Ich habe doch euch. Was kann denn schon groß passieren?"
„Punkt für ihn", lachte Cosmo.
„Liebling, selbst wenn alles gut ausgeht wirst du dir heute Nacht wünschen, dass du den Mund gehalten hättest."
Während Cosmo sich noch fragte, was seine Frau damit meinte, schlich die unangenehmste der Geiseln zu Drakken und Shego rüber. Und ich rede nicht von Jesus.
Shego war gerade dabei, einen Verband um Drakkens Kopf zu legen, was, wie sie ihm vorher deutlich klar machte, nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehört.
„Doktor Draco?"
„Drakken", jammerte er. „Dr. Drakken. Wer bitte sehr sind sie?"
„Denzel Crocker, erfreut sie kennenzulernen."
Crocker reichte ihm die Hand, doch sowohl Drakken, als auch Shego ignorierten diese Geste.
„Ich kenne ihr Foto. Sie versuchen doch ununterbrochen, die Welt zu beherrschen."
„Ja, und? Meinen Namen konnten sie sich nicht merken. Au! Vorsicht, mein Ohr."
„So, der Verband ist jetzt fertig. Nicht daran herumspielen."
Shego ging zu den Handlangern um zu überprüfen, ob sie auch mit der Demontage des CJH 313 Hydraulik-Kegelräumsystems gut zurechtkommen würden. Ausserdem erwartete sie Kim Possible jeden Moment (Berufserfahrung). Und Crocker hatte Mundgeruch.
„Also Mr. Cracker."
„Crocker."
„Wie auch immer. Ich gebe keine Autogramme, also hauen sie ab."
„Ich will kein Autogramm. Ich will ihnen ein Geschäft vorschlagen."
„Ich bin ganz Ohr."
Als er das sagte, kam Drakken wieder der Teilverlust seines Ohrs in den Sinn und er zuckte kurz zusammen.
„Ich weiss nicht, wofür sie dieses CJH 313 Hydraulik-Kegelräumsystem brauchen, aber das ist auch egal. Ich habe etwas besseres. Etwas, das uns gemeinsam die Weltherrschaft, ach was sage ich, die Universumsherrschaft ermöglicht!"
„Was gibt es denn im Universum?"
„Egal, hauptsache man beherrscht es."
Drakken hielt Crocker von der ersten Sekunde an für einen Spinner. Jedoch konnte er noch nie widerstehen, wenn ihm jemand einen Plan zur Welt- oder Universumseroberung anbot.
Allerdings hatten weder er noch Crocker vor, diese Herrschaft miteinander zu teilen.
„Nun gut. Enthüllen sie mir mal ihre Pläne."
„Alles zu seiner Zeit. Jemand hier im Gebäude hat etwas, was ich dringend dafür brauche. Nun ist die beste Gelegenheit dafür, es sich zu holen. Am Besten mit der Hilfe von einigen ihrer Männer. Am Allerbesten jedoch mit der grünen Frau."
„Auf wen soll ich sie loslassen?"
„Auf den kleinen Jungen mit der pinken Kappe."
„Auf einen kleinen Jungen? Sie verlangen von mir, dass ich ihnen die meistgesuchte Frau auf diesem Planeten ausleihe, nur um ein Kind zu bestehlen?"
„Das ist kein gewöhnliches Kind. Glauben sie mir."
Drakken wollte sich gerade umdrehen und Crocker von seinen Handlangern zusammenschlagen lassen, da fiel ihm aus eigener Erfahrung ein, wie viele Probleme Minderjährige des öfteren machen können.
„Okay, wo ist das Blag?"
„Er sitzt da drüben. Hey...wo ist er?"