Nein, ich hab noch immer keine Rechte an den Charakteren erwoben! Ausser vielleicht an Kyle, Mantis, Wolf, Flint, Matthews, Hawkings, Blacktree, Cotton und Aston! Der Rest gehört jemand anderem! Pech!

Spiel des Schicksals

A RoLW FanFic

Kapitel 3: Erwachen

Sie sah sich den bewusstlosen Kyle immer noch neugierig an. In ihrer, zugegebenermaßen noch nicht recht langen, Laufbahn als Söldnerin hatte sie schon einige seltsame Gestalten getroffen, aber der Mensch der gerade vor ihr lag, war mehr als nur seltsam. Wie er seine kurzen, blonden Haare in diese Form gebracht habe, wollte ihr nicht einleuchten. Genausowenig, wie man diese seltsame Waffe bedienen sollte, mit der es Kyle immerhin geschafft hatte, zwei erfahrene Dunkelelfen mit einem Schlag unschädlich zu machen. Aber das bei weitem obskurste war seine Kleidung Noch nie zuvor hatte sie derartigen Stoff gesehen, geschweige denn derartige Motive. "Er könnte ein Mönch sein!" folgerte sie aus der Kapuze, aber die rätselhaften Ornamente auf den Kleidungsstücken konnte sie keiner ihr bekannten Gottheit zuordnen. Sie fragte sich, ob diese Symbole eine magische Wirkung hatten (Die einzige magische Wirkung, die sie hatten, war, dass man wegen einem von diesen Symbolen einfach nur doppelt so viel zahlen musste, wie die Kleidung eigentlich wert war, aber das konnte sie beim besten Willen nicht wissen!).

Der Schneider, dem sie Kyles Kleidung gegeben hatte, um das Einstichloch zu nähen und die Blutflecken rauszuwaschen, war vor allem von Kyles Jacke fasziniert. Diesen Stoff, aus dem die Jacke bestand, hatte er in über 30 Jahren Dienstzeit noch nie gesehen. Wenn ihm jemand vorher von einem derartigem Stoff erzählt hätte, der anscheinend absolut wasserdicht war und dennoch leicht, wie Seide, er hätte ihm nicht ein Wort geglaubt. Und wenn ihm dann auch noch jemand gesagt hätte, dass dieser Stoff in der Welt, aus der er kam, alles andere als unbezahlbar ist, hätte er den anderen umgehend für nicht mehr ganz dicht gehalten. Aber er hatte den Stoff mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Händen genäht, mit einer unbeschreiblichen Sorgfalt, so dass das durch das Messer enstandene Loch praktisch nicht mehr zu erkennen war.

Mit zitternden Händen gab er ihr die Kleidungsstücke zurück und nahm seinen Lohn an. Sie bedankte sich schnell und machte sich wieder auf den Weg zu der Herberge, in der sie übernachteten und den Fremden untergebracht hatten.

Wenn es eine Sache gibt, die man nicht brauchen kann, wenn man aus einer zweitägigen Ohnmacht aufwacht, dann ist das der Anblick von jemanden, der sich gerade über einen bückt. Noch dazu, wenn dieser jemand mit zwei Ohren gesegnet ist, mit den man jemanden hätte erstechen können. Und genau so ein Anblick wartete natürlich auf Kyle. Das Mädchen blickte mit einem breiten Grinsen auf ihn herab und Kyle verspürte Lust, wieder bewusstlos zu werden, in der Hoffnung, danach zu Hause in seinem Bett aufzuwachen.

Aber er wurde nicht wieder bewusstlos, da konnte er machen was er wollte. Und dass er nicht zu Hause in seinem Bett war, sah er auf Anhieb. Seine Schlafzimmerdecke bestand nämlich nicht aus Holz, genausowenig, wie seine Wände aus grauem, kaltem Stein bestanden. Und das Bett, in dem er lag, war etwa so komfortabel wie eine Parkbank. Na ja, es war immerhin recht warm. Schon wieder tat ihm jeder Knochen weh, aber die Wunde zwischen seinen Rippen spürte er, oh Wunder, nicht im geringsten.

"Wie fühlst du dich?" fragte das Mädchen, als hätte sie die letzten 48 Stunden mit nichts anderem verbracht, als darauf zu warten, Kyle diese Frage zu stellen.

"Beschissen!" antwortete Kyle, was eine mehr als ehrliche Antwort war. Das Letzte, was er in seinem Zustand brauchen konnte, war jemand, der ihn jetzt auch noch mit wohl gemeinten Fragen löcherte. Was er brauchte waren eine Kopfschmerztablette und was zu essen. Stattdessen holte das Mädchen nur Verstärkung.

"Laina, Garak, er ist wach!" Wie auf Kommando öffnete sich die Tür und der axtschwingende Conan-Verschnitt betrat den Raum, gefolgt von einer Frau, deren viel zu knapp bemessene Kleidung Kyle die Kinnlade runterklappen lies. Netzstrümpfe und ein Aufzug, mit dem man sich normalerweise nur in irgendwelchen dubiosen Seitengassen blicken ließ. An ihrem Gürtel, genauer gesagt, an einem Tuch, das sie lässig um ihre Hüfte gebunden hatte, war eine Peitsche befestigt und Kyle war sich nun entgültig sicher: Er war eindeutig im falschen Film.

"Wurde aber auch Zeit, das du aufwachst, Junge. Wir hatten schon begonnen, uns Sorgen um dich zu machen." Der Riese grinste noch freundlicher als das Mädchen, das nun einige Schritte zurückgegangen war. Er streckte Kyle zur Begrüßung die offene Hand hin, der nahm das Angebot nur zögernd an, aus Angst, er könnte sich dadurch sämtliche Finger brechen. Aber der Händedruck war nur unbequem, nicht schmerzhaft. Sein Grinsen wurde immer breiter. "Wie ist dein Name?"

Kyle hoffte, dass dieser Frage keine weiteren folgen würden, zumindest vorerst nicht. Ohne groß zu überlegen antwortete er "Kyle..."

"Freut mich!" wieder schüttelte er Kyles Hand. "Mein Name ist Garak, Söldner und Fährtensucher. Das da drüben sind Leaf..." Er zeigte auf das spitzohrige Mädchen, das so frech grinste wie eh und je. "...und Laina!" Er bewegte die Hand weiter zu der anderen Frau, die daraufhin mit einem freundlichen "Hallo!" reagierte.

Langsam aber sicher kehrten Kyles Kräfte zurück. Und die Erinnerungen an seinen Kampf mit den Kreaturen. Als ob Garak Gedanken lesen könnte, ging er direkt auf dieses Thema ein. "Du hast echt Glück gehabt, dass wir gerade in der Nähe waren, ansonsten wärst du jetzt nicht mehr in einem Stück! Scheinst aber gut auf dich selbst aufpassen zu können, ich habe noch nie erlebt, dass jemand zwei Dunkelelfen so schnell platt gemacht hat."

"Dunkel-WAS?" Mit einem Satz war Kyle hochgeschreckt. Die anderen im Raum blickten ziemlich verdutzt rein, denn mit einer derartig heftigen Reaktion Kyles hätten sie nicht gerechnet. Schon gar nicht, nachdem er gerade zwei Tage lang bewusstlos gewesen war. Garak räusperte sich und fuhr fort.

"Sollte man nicht für möglich halten, was? Aber einige von denen haben sich nicht zurückgezogen, wie Ashram, der schwarze Ritter, verlangt hat, sondern schlagen sich hier immer noch in kleinen Gruppen rum und greifen Dörfer und Passanten an. Die vier, denen du begegnet bist, machen schon seit geraumer Zeit Schwierigkeiten, deswegen sind wir losgeschickt worden. Du hast uns zwei von ihnen abgenommen, deshalb haben wir beschlossen, dass wir dir die Hälfte der Belohnung abgeben." Garak warf Kyle einen mit Münzen gefüllten Beutel zu. Der blieb regungslos sitzen, sein Unterkiefer drohte allmählich, endgültig abzufallen.

Hätten Garak, Laina und Leaf gewusst, was Kyle passiert war, hätten sie ihm die ganze Sache vielleicht schonender erklärt. Aber da sie das nicht hatten, brummte Kyle jetzt der Schädel und zwar erbarmungslos. Spitze Ohren, Söldner, Dunkelelfen... Das war echt zuviel für ihn. Was er jetzt brauchte, war eine kurze, rationale Erklärung, für alles was vorgefallen war. Und er schaffte es tatsächlich eine halbwegs brauchbare zu finden. Was wäre, wenn er in eine von diesen Sendungen mit versteckter Kamera geraten wäre? Hätte Kyle nur ein Stück weitergedacht, hätte er sich fragen müssen, in welcher Sendung es zugelassen wurde, dass den Statisten die Köpfe gespalten oder weggeblasen wurden. Das würde zwar sicher mächtig Quote bringen, aber es war zum Glück hochgradig illegal.

Aber so weit dachte Kyle gar nicht. Er stand auf und ging mit einem geradezu irren Blick auf Leaf zu. Der war das Verhalten von Kyle alles andere als geheuer. "Was...was hast du vor?" fragte sie mit zitternder Stimme. Kyle war in einen Zustand absoltuten Wahns übergetreten. Vielleicht wusste sein Unterbewusstsein schon, dass das ganze keine Sendung war und wurde einfach von der lauten Stimme von Kyles Bewusstsein übertönt. Vielleicht wollte er es nicht akzeptieren, dass er weit weg von zu Hause war, in einer Welt, die ihm absolut fremd war. Auf jeden Fall würde nichts und niemand ihn von seinem Vorhaben abbringen.

Garak beobachtete die Szene mit einer Mischung aus Angst und Neugier. "Öhm...Kyle?" fragte er verwirrt, als der sich immer noch mit starrem Blick Leaf näherte, die sich ,starr vor Angst, in die Ecke des Raumes zurückgezogen hatte.

"Ihr glaubt wohl, dass ihr mich so leicht drankriegen würdet. Aber ich habe euch durchschaut." Kyle stand nun direkt vor Leaf, die verzweifelt eine Möglichkeit suchte, irgendwo hin zu fliehen, aber Kyle schnitt ihr jede Möglichkeit zur Flucht ab. Garak griff vorsichtshalber nach seiner Streitaxt, bereit, seine Gefährtin mit seinem Leben zu verteidigen. Kyle schnaubte wie ein durchgedrehter Stier, in seinen Augen loderte Höllenfeuer. Gleich würde er das falsche Spiel aufgedeckt haben, dass sie mit ihm spielten um ihn zu blamieren. "Und wenn ihr glaubt, dass ich euch abkaufe, das die echt sind..."

Bevor Leaf irgendwie reagieren konnte, hatte er sie an den Ohren gepackt. Mit voller Wucht zog er daran!


Zur gleichen Zeit, einige hundert Kilometer entfernt.

Slain durchsuchte seine Bücher. Seit dem frühen Morgen hatte er nichts anderes getan, als die Bibliothek in den Gewölben von Akyrohd, dem Schloss von König Kashew, zu durchsuchen. Irgendetwas an der Geschichte mit dem Traum hatte ihn beunruhigt. Er wusste nicht, was genau, aber er war sich sicher, dass es irgendwo eine Antwort darauf gab. Gerade als er in einem Band über Wahrsagerei und Traumdeutung über die verschiedenen Interpretationen von Drachen las, ertönte hinter ihm eine vertraute Stimme.

"Hast du denn den ganzen Tag nichts besseres zu tun, als hier unten zu sitzen und zu lesen?" Slain drehte sich zu dem Ritter mit den dunklen Haaren und der prächtigen weissen Rüstung um.

"Parn! Was machst du denn hier?" Slain war höchst erfreut, seinen alten Freund zu sehen. "Ich dachte, du wärst in Valis?"

Parn lächelte, genau so erfreut, Slain zu sehen. "Ich bin auf den Wunsch von König Kashew hier. Ich werde doch einem alten Freund und König keinen Wunsch abschlagen. Auch wenn ich von Verhandlungen noch immer nicht die geringste Ahnung habe!"

Slain legte das Buch zur Seite und stand auf. "Wie geht es Deedlit?" fragte er.

"Bestens, sie macht sich gerade für heute Abend frisch."

"Heute Abend?" Slain überlegte, was heute Abend wichtiges los sein konnte. Parn sah seinen alten Freund erstaunt an. "Sag blos, du hast vergessen, was heute Abend los ist!"

Er überlegte angestrengt. Dann fiel es ihm mit einem Schlag ein. Die Verhandlungen! Heute Abend würden zum ersten Mal in der Geschichte der verfluchten Insel Lodoss Friedensverhandlungen zwischen der Insel Marmo und dem Bündnis der Länder Flaim und Valis stattfinden. Einen Tag, auf den das vom jahrhundertelangem Krieg gezeichnete Eiland lange warten musste. Der schwarze General Ashram würde heute Abend kommen und Gerüchten zufolge war er bereit, die besetzten Provinzen Alania und Kanon aufzugeben, wenn ihm dafür König Eto, der Herrscher von Valis, und König Kashew, König von Flaim, dabei helfen würden, gegen die Kreaturen und Dämonen auf seiner Insel vorzugehen. Ein Ereignis von historischer Bedeutung und er war so in seine Bücher vertieft gewesen, dass er es völlig vergessen hatte. Wie konnte er nur? Parn machte sich wieder auf den Weg nach oben.

"Ich werde mich mal auf heute Abend vorbereiten. Ich hoffe nur, dass ich nichts sagen muss, ansonsten sollte alles gut verlaufen. Ich würde dir raten, was anderes anzuziehen, schließlich sind heute wahrscheinlich nur hohe Leute mit von der Partie. Eine neue Robe würde ich dir schon raten."

Slain blickte auf seinen Umhang. Parn hatte recht, für heute Abend wäre dieses einfache Gewand nichts gewesen. Parn war schon halb in der Tür, als er stehenblieb und zu sich selbst sagte: "Wer hätte das gedacht. Der schwarze General kommt persönlich um mit uns zu verhandeln!"

Er hatte recht. Vor einigen Wochen noch hätte das niemand für möglich gehalten. Manche waren auch noch jetzt der Meinung, dass das Verhalten Ashrams nur ein Trick war um unbemerkt einen neuen Angriff vorzubereiten. Dennoch war Hoffnung da. Hoffnung auf einen Frieden nach all der Zeit. Der schwarze General bot einen Pakt an. Es war fast zu verrückt um wahr zu...

Und da fiel es Slain wie Schuppen von den Augen. Ismael von der Akademie der weisen Männer! Die Akademie, auf der Slain die Künste der Magie studiert hatte war damals ein prächtiger Bau, heute war die Akademie nur noch eine Ruine. Slain erinnerte sich gut an seine Jahre als Schüler dort. Damals gab es auf der Akademie einen Jungen in seinem Alter: Ismael. Er war talentiert in allen Arten der Magie, kein Zweifel. Doch seine größte Kunst war das Hellsehen. Er war darin derartig begabt, dass er Slain jederzeit eine präzise Vorhersage über die Art einer bevorstehenden Prüfung machen konnte, selbst wenn sich die Prüfer noch längst sich über sie einig waren. Was ein nicht zu unterschätzender Vorteil für ihn und Slain war. Zweifellos wäre er einer der talentiertesten Seher aller Zeiten geworden, wenn er nicht so ein fürhzeitiges Ende gehabt hätte. Die Erinnerung an seine letzten Tage mit Ismael kamen in Slain auf einmal klar und deutlich wieder auf.

Es war eine ziemlich stürmische Nacht gewesen. Slain war noch in einige Bücher vertieft gewesen, während Ismael tief und fest schlief. Slain las gerade eine Abhandlung darüber, in wiefern sich eigentlich gewöhnliche Heilkunst von Nekromantie unterschied, als Ismael schweißgebadet aufwachte.

"Slain!" Ismael war kreidebleich, als er den Namen seines Freundes rief. Der blickte ihn völlig entsetzt an.

"Lieber Himmel, was im Namen Marfas ist denn mit dir passiert?" Die Antwort Ismaels schallte wie ein Ruf seines Geistes in Slains Kopf

"Ich...ich hatte eine Vision!"

Slain verließ die Bibliothek und rannte in sein Gemach. Es stand seinem Bücherregal, klein und unauffällig, groß genug um in jede Tasche zu passen. Zwischen all den geheimnisvollen und prächtigen anderen Zauberbüchern im Regal war es Slain jahrelang nicht aufgefallen. In dieses Buch hatte Ismael all seine Visionen, die er in den folgenden Wochen hatte, ausführlich beschrieben. Nachdem er seine letzte Vision niedergeschrieben hatte stürzte er sich vor den Augen aller anderen Schüler vom Dach und kein Heilzauber konnte ihn zu neuem Leben erwecken. In den letzten Wochen seines Lebens hatte er seinem Freund Slain die Visionen anvertraut, jeder andere in der Akademie hatte ihn bereits nach seinen ersten Visionen für verrückt erklärt. Und irgendwie hatte Slain auch dieses Gefühl bekommen, dass sein Freund nicht mehr der war, den er einst gekannt hatte. In den letzten Tagen seines Lebens wurde er laufend von Visionen geplagt und manchmal schloss er sich tagelang ein, nur um die Visionen niederzuschreiben. In das kleine, handliche Buch, dass Slain nun in den Händen hielt.

Höchst angespannt las er die ersten Zeilen des Textes und langsam keimte in ihm der Verdacht, dass Ismael doch bei klarerem Verstand gewesen war, als er angenommen hatte. Was da stand, schien absolut zuzutreffen. Und wenn es zutraf, dann gab es wirklich Grund zur Sorge.

Die Prophezeiungen des Ismael begannen sich gerade zu erfüllen.


ENDE DES DRITTEN KAPITELS