Ach ja, Reviews würde ich echt begrüßen! Und denkt dran, Kinder: Bitte das hier Beschriebene nicht zu Hause ausprobieren.

Spiel des Schicksals

A RoLW FanFic

Kapitel 4: Im Namen des Vaters

Ein Autor ist immer von den von ihm erschaffenen Charakteren oder

der von ihm erschaffenen Welt auf eine unbeschreibliche Weise

fasziniert. Wenn er das nicht wäre, könnte er nicht schreiben.

Als Autor sucht man verzweifelt nach Ideen und Inspirationen, wenn

einem nichts einfallen will. Man beginnt sich, in seine Welt

hereinzuversetzen und sich ihrer Logik anzupassen, um etwas zu

finden, womit man sein Werk fortführen könnte. So gesehen

erschafft ein Autor meiner Ansicht nach keine Welt, er erforscht sie.

Ich glaube, dass die Fantasie des Menschen als Tor dienen kann,

welches er braucht, um seiner eigenen Welt und den ihm gesetzten Grenzen

zu entkommen. Ist es nicht so, dass man von Zeit zu Zeit ein Buch liest

und sich, nachdem man die Geschichte gelesen und das Buch

geschlossen hat, wünscht, diese Welt in der man im Geiste gewesen

war, auch physisch betreten zu können. Man will dort sein, dem

Helden bei seinen Abenteuern beistehen und selber zum Helden werden.

Mag sein, dass dieser Wunsch kindisch klingt und doch ist das Verlangen

nach Geltung und neuen Erfahrungen ein menschlicher Urtrieb. Der Wunsch,

der Realität zu entkommen ist in unserer Welt voller Probleme größer denn

je. Wir ziehen unseren Geist in ferne Welten zurück, damit wir von den

Problemen unserer Welt nicht erdrückt werden und die Eintönigkeit des

Alltags uns nicht verzweifeln lässt. In unserem Kopf werden diese

Welten real. In unserem Kopf werden die Abenteuer real.

Doch was wäre, wenn die Welten, nach denen wir uns so sehnen,

tatsächlich real wären? Was wäre, wenn ein Autor die Charaktere, die

er in eine Geschichte einbringt nicht erfindet, sondern findet? Wenn

er es irgendwie schaffen würde, einen Blick in eine andere

Welt zu werfen, wo Dinge auf ihn warteten, die sich mit den Regeln

unserer Welt nicht vereinbaren ließen? Was wäre, wenn ein Buch

oder ein Film einen verzerrten Blick in eine andere Welt gewären

würde? Was wäre, wenn man mehr wagen würde, als nur einen Blick?

Ich habe es gewagt! Erklären sie mich für verrückt, wenn sie wollen,

während der letzten 3 Jahrzehnte meines Lebens hatte ich genügend

Zeit, um mich daran zu gewöhnen. Aber ich habe es nunmal geschafft!

Ich habe es geschafft, die Grenze zwischen Realität und Fiktion zu

durchbrechen. Ich habe es geschafft, mich der gängigen Schulbuchphysik

zu widersetzen und meinen Geist zu befreien. Ich habe Dinge, die man

sich sonst nur mit Mühe vorstellen kann, mit eigenen Augen gesehen.

Das klingt nicht nur unglaublich, das ist es auch! Wie gesagt, sie

können mich gerne für verrückt erklären. Es ist mir egal, denn ich

habe ein Ziel erreicht, von dem so mancher nicht einmal zu träumen

wagt! Mein herzliches Beileid, dass sie nicht dabei sein konnten!

- Dr. Alistair McDean

Ashley McDean kannte diese Zeilen inzwischen auswendig und trotzdem hätte sie die Worte allein nie verstanden, wenn sie nicht selbst diese Grenze, von der ihr Vater sprach, durchbrochen hätte (1). Ihr Vater war zweifelsfrei von der Möglichkeit in fremde und doch vertraute Welten zu gelangen fasziniert, sie selbst war der Sache immer mit Skepsis gegenübergestanden. Und sie tat das immer noch, denn in ihren Augen zählte nur die Realität. Auch wenn diese für sie schon seit vier Jahren nicht mehr die war, die sie vorher kannte.

Mit 18 Jahren hat ihr Vater sie über seine Arbeit aufgeklärt. Und über die Portale. An jenem Tag durchschritt Ashley selbst zum ersten Mal die Grenze zwischen ihrer und einer anderen Wirklichkeit. Für sie war es wie ein Schock gewesen, denn ein Weltbild, auf dass sie ein Leben lang vertraut hatte, war mit einem Schlag erschüttert worden. Ihr Vater erklärte ihr, wie sie die Portale benutzen konnte und bedienen musste, klärte sie über die Gefahren und Möglichkeiten auf und brachte ihr die Summe von alle dem bei, was er in über 34 Jahren Forschung herausgefunden hatte. Aber auch, wenn sie die Leidenschaft ihres Vaters nie ganz teilen konnte, sie fühlte sich ihm dennoch verpflichtet, selbst jetzt, wo sie mit Sicherheit wusste, dass er tot war.

Sie legte die privaten Unterlagen ihres Vaters zurück in die Mappe, welche wiederum in einem großen Rucksack verschwand, in dem sie alle Sachen bewahrte, die ihr etwas bedeuteten, oder die sie unbedingt brauchte. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass je jemand ihr derzeitiges Versteck in einer stillgelegten Fabrikhalle finden würde, so war sie doch immer bereit zur Flucht, falls es hart auf hart kommen sollte.

"Sei vorbereitet, Ashley! Denn eines Tages werden wir keine andere Wahl haben, als zu fliehen" hatte ihr Vater ihr stets gesagt.

Vor drei Wochen war dieser Tag gekommen.

Alistair McDean war es immer klar gewesen, dass ihm eines Tages bestimmte Kreise mehr Vertrauen schenken würden, als ihm lieb war. Ashley wusste keine genauen Einzelheiten, nur das ihr Vater eines Tages ein verlockendes Angebot zweier Männer in Uniform abgelehnt hatte. Und das diese Männer hochdekorierte Mitglieder des amerikanischen Militärs waren. Ihr Vater hätte es nie zugelassen, dass seine Forschungsergebnisse in die Hand irgendeiner Regierung gefallen wären, ganz unabhängig davon, welcher. Und so kam es, dass er vor drei Wochen zu seiner Tochter ging, ihr seine Unterlagen in die Hand drückte und sagte:

"Heute ist der Tag, an dem wir uns trennen müssen. Du weist, was ich dir beigebracht habe, nutze dieses Wissen! Wenn dieses Wissen in die falschen Hände fällt, ist die Welt in größerer Gefahr, als du dir je vorstellen kannst. Ich liebe dich, Schatz."

Und mit Tränen in den Augen antwortete sie "Ich liebe dich auch, Dad!"

Dann ging ihr Vater seinen Weg und sie ihren. Hätte sie ihn dafür hassen sollen, dass er, der einzige Mensch der ihr wirklich etwas bedeutete einfach so davonlief und sie ihrem Schicksal überließ? Dafür, dass er wollte, dass sie getrennte Wege gehen? Vielleicht! Aber zum einen war sie von ihrem Vater jahrelang geistig und seelisch darauf vorbereitet worden, dass sie womöglich eines Tages untertauchen musste, zum anderen war sie längst volljährig und sagte sich stets, dass sie ohnehin eines Tages ein neues Leben begonnen hätte. Auch wenn sie sich ein etwas normaleres Leben gewünscht hätte.

Denn im Moment war sie mit Sicherheit eine der am meist gesuchten Personen der Welt. Ihr Kopf zierte zwar kein Fahndungsplakat und ein gewöhnlicher Polizist hätte sie nicht ohne gewichtigen Grund angehalten, aber sie kannte die Methoden, die in diesem Moment angewandt wurden um sie aufzuspüren. Ein oder zwei Satelliten flogen gerade in einer konstanten Umlaufbahn um die Erde, nur darauf wartend, eine Person, die so aussah wie sie, aufzuspüren und konsequent zu verfolgen. Alle Telefonleitungen von Personen, die irgendwann mal etwas mit ihr zu tun hatten, selbst wenn es sich nur um einen Pizzaboten handelte, der sich mal zufällig in der Tür geirrt hatte, wurden angezapft und abgehört. Sonderkommandos warteten nur auf ihren Befehl um sie, entweder tot oder lebendig, direkt bei ihren Vorgesetzten abzugeben. Ihr Vater hatte sie vor solchen Methoden gewarnt. Er hatte Helfer, die hohe Ämter belegten oder in unterirdischen Basen des Militärs arbeiteten und hatte sich durch sie über die "Besonderen Methoden", die zum Beispiel der Sicherheitsberater Abraham Flint anwendete um seine Ziele zu erreichen, informieren lassen.

"Manchmal kann ich die Leute, die dich für verrückt halten, echt verstehen, Dad!" dachte sie. Und als ob sie gehört worden wäre, folgte ein zweiter Gedanke, der sich wie die Stimme ihres Vaters anhörte: "Wer weis, vielleicht sind ja auch nur die verrückt, die denken, dass ich es wäre!"

Der schrille Klingelton ihres Handys unterbrach ihre Gedanken. Es war ein Geschenk ihres Vaters gewesen, der es über verschlungene und dubiose Pfade bekommen hatte. Es zu ihr zurückzuverfolgen wäre praktisch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Dennoch musste sie vorsichtig bleiben! Das Klingeln wiederholte sich, dann trat eine Pause von exakt 10 Sekunden ein, bis das Handy wieder klingelte. Jetzt wusste Ashley, dass sie abnehmen konnte. "Was gibt's, Lizard?"

Larry Sullivan bevorzugte es seit jeher, wenn man ihn mit seinem Pseudonym anredete. Wann immer er Ashley anrief, sie konnte sich sicher sein, dass die Verbindung vor den wachsamen Ohren der Geheimdienste geschützt war. Larry wusste genau, wie er auf das reguläre Telefonnetz verzichten konnte und war ansonsten auch ein Experte für jede Art von Elektronik und Computersystem.

"Schlechte Nachrichten, Ash. Flint und Konsorten haben das zweite Portal gefunden."

Ashley biss sich auf die Unterlippe. "Verdammt!"

"Aber wir hatten Glück im Unglück, es ist nicht mehr zu verwenden. Jemand hat es vor Matthews gefunden und zerstört!"

Das überraschte Ashley. "Wer?"

"Wenn ich das wüsste, Ash. Könnten Einbrecher gewesen sein. Flint hat eine Abteilung eingerichtet um die Kerle zu finden. Der Kopf von der Aktion ist auch der, der das zweite Portal gefunden hat. Aston Fox. Gerüchten zufolge hat er unerlaubt auf den Hauptrechner der NSA zugegriffen. Und zur Strafe wird er vom Leiter einer Unterabteilung zum Kopf einer Hauptabteilung befördert. Irre, was? Aber der Kerl ist clever, das steht fest!"

Interessant! Flint setzte einen solchen Grünschnabel an eine so wichtige Position, also musste er ihm eine Menge Vertrauen entgegenbringen. In Ashleys Kopf formte sich ein verwegener Plan zusammen.

"Ash? Bist du noch dran?" Larrys Stimme unterbrach ihre Gedankengänge für einen Moment. "Ja, ja, ich hab nur was überlegt. Ich hab da noch eine Frage. Wer immer auch das Portal zerstört hat, hat er es geschafft, es zu verwenden?" Larry überlegte kurz.

"Ich bin kein Experte in diesen Angelegenheiten, das weist du! Aber so wie das Ding ausgesehen hat, würde ich sagen, dass da einer vom Reisen so viel Ahnung hatte wie Flint! Ausserdem haben sie die Feuerzunge mitgehen lassen."

Ashley lachte zufrieden. Noch jemand anderes in der fernen Welt von Lodoss. Das könnte immerhin die Mission des von Flint geschickten Agenten erschweren.

"Beim nächsten Mal haben wir vielleicht nicht so viel Glück. Wir müssen das dritte Portal so schnell es geht finden, sonst könnte Flint wieder schneller sein."

"Ich werd tun, was ich kann, Ash! Bis dann!"

"Einen Moment noch, Lizard!" Ashley schaffte es gerade noch, ihn aufzuhalten.

"Was ist?"

"Sag mir alles, was du über diesen Aston rausfinden kannst, mir ist gerade eine Idee gekommen."

Larry seufzte. "Ash, du und deine Ideen sind meistens alles andere als sicher..."

"DAS ist wohl immer noch MEINE Sorge!" protestierte Ashley. Und damit hatte sie recht. Larry wusste, dass jeder Versuch, Ashley etwas auszureden, von vornherein zum Scheitern verurteilt war.

"Also gut, aber pass auf dich auf!"

"Natürlich!"

Ein kurzes Klicken später hatte Larry aufgelegt. Ashley konnte wieder in Ruhe ihr Gehirn verwenden, um den Gedanken, den sie vorhin gehabt hatte, weiterzuspinnen. Alles was sie bräuchte, wären ein sicherer Ort, einen Lockvogel und mehr Infos über Fox. Die Idee war sehr riskant für sie, aber wenn ihr Plan aufgehen sollte, wäre sie Flint um ein ganzes Stück vorraus. Andernfalls...Na ja, lieber nicht drüber nachdenken! Fragte sich nur noch, wie sie Fox dazu bringen sollte das zu tun, was er tun sollte.

Aber auch da hatte sie schon eine Idee. Und Nick wäre der ideale Lockvogel. Wie gut, dass er Ashley noch einen kleinen Gefallen schuldete, denn jetzt war der ideale Zeitpunkt, um den einzulösen.


"Land in Sicht!"

Der Ruf von der Spitze des Mastes riss Agent William C. Denton aus seinem ohnehin miserablen Schlaf. "Endlich geht dieses Geschaukel zu Ende!" dachte er, als er von seiner Pritsche aufstand. Eine Seefahrt hatte er sich immer anders vorgestellt, als auf einem klapprigem Holzschiff eine einwöchige Überfahrt zu verbringen. Aber was solls, er hatte in seinem Leben schon härtere Missionen hinter sich gebracht.

Die kleine Lampe über ihm schwankte bedenklich. Er beschloss die Tatsache, dass ihm schon wieder speiübel wurde, mit dem Gedanken an nahendes Land zu verdrängen. "Sehen wir uns doch mal an, was da auf uns zukommt."

Mit Mühe und Not schaffte er es, den Weg von der Pritsche zum Ausstieg, der zum Oberdeck führte, zu meistern, ohne dabei zu stolpern. Die Sicht, die sich ihm bot hatte ihn noch vor einer Woche beeindruckt, aber inzwischen hatte er sich an den Anblick von unzählbar vielen Segeln, die unzählbar viele Schiffe bewegten, gewöhnt. Er blickte in die Fahrtrichtung des Schiffes, doch das vermeldete Land konnte er nicht sehen. Dafür sah er aber, dass jemand anderes auch nach Land Ausschau hielt. Der Mann mit den langen schwarzen Haaren und der schwarzen Rüstung drehte sich sofort um, als Denton sich ihm näherte.

"Freut euch nicht zu früh, wir kommen vor Sonnenaufgang garantiert nicht an."

Das Gesicht des Mannes lies selbst den abgehärteten Denton erschaudern. Seine kleinen, schmalen Augen wirkten zugleich hochkonzentriert und doch abwesend, seine Nase schien eher der Schnabel eines gewaltigen Raubvogels zu sein. Doch das markanteste und zugleich furchteinflößendste war das Diadem, dass er trug. Es sah aus, als hätte er ein zweites Paar Augen an seiner Stirn angebracht. Denton war zwar überzeugt, dass das Stirnband nur irgendeine religiöse oder magische Bedeutung haben würde, aber dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass ihn diese aufgebrachten Augen auf irgendeine Weise anstarrten. Womit er näher an der Wahrheit lag, als ihm lieb war.

"Hät ich mir doch denken können! Aber ich kann kein Land sehen, sie etwa?"

"Nicht ohne Hilfsmittel!"

Der Andere murmelte eine unverständliche Formel und richtete die Hand auf Denton. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr seinen Körper, als würde gerade ein Lastwagen an ihm vorbeifahren. Dann merkte er, dass die Umgebung um ihn langsam heller wurde, wie als ob jemand einen Filter von seinen Augen entfernt hätte. Weit in der Ferne fiel ihm ein kleiner Punkt auf, fast nicht sichtbar. Doch in dem Moment, als er sich darauf konzentrierte, kam es ihm vor, als hätte jemand seine Augen durch Feldstecher ersetzt. Klar und deutlich erkannte er die Umrisse einer gewaltigen Insel. Dann verlosch seine verbesserte Sehstärke wieder nach und nach und die Insel verschwand wieder aus seinem Sichtfeld, während die Dunkelheit wie ein Schleier über alles fiel, was er sah.

"Sie erstaunen mich immer wieder, Mr. Woodchuck." sagte er nicht unbeeindruckt. Woodchuck schien sich allerdings weder geschmeichelt, noch beleidigt zu fühlen.

"Gehört zu meinen einfachsten Übungen, Sir Denton."

Denton war zufrieden mit sich. "Zu den einfachsten Übungen, sagt er. Wir könnten Millionen von Dollar sparen, weil wir durch solche Tricks keine Nachtsichtgeräte oder Ferngläser mehr brauchen würden. Wir wären unseren Feinden überlegen, weil wir kein sperriges Gerät mehr schleppen müssten, weil wir keine Defekte fürchten müssten." dachte er sich. Flint würde begeistert sein und das ohnehin schwindelhohe Honorar nochmal erhöhen.Vielleicht würde man für seinen selbstlosen Einsatz Plätze oder gar ganze Strassenzüge nach ihm benennen. Wenn er überlegte, dass er die Mission zunächst für einen schlechten Scherz gehalten hatte, als er und drei Kollegen gebrieft wurden. Nun ja, zumindest, bis ihnen ein Teil der Bezahlung im Vorraus ausgezahlt wurde. Bei solchen Summen machen Militärs keine Witze. Und jetzt stand er hier, erlebte jeden Tag neue Unmöglichkeiten, die eines Tages jede Nation seiner Welt erzittern lassen sollten. Er wäre gern noch länger da gestanden und hätte von seiner Zukunft geträumt, aber durch eine Welle, die gegen das Schiff schlug und es wieder schaukeln lies, kehrte die Seekrankheit zurück. Höchste Zeit, wieder abzutauchen.

"Ich glaub, ich geh wieder. Fuck, dieses Geschaukel macht mich irgendwann noch kirre." Er war gerade dabei, die Luke zu öffnen, als ihn Woodchuck noch einmal rief.

"Denken sie an unsere Abmachung. Sie helfen mir und Fürst Shona mit ihren Kenntnissen, dann helfen wir ihnen mit unseren."

"Ich denke an nichts anderes!"

Und schon war er unter Deck verschwunden.

Man hatte ihn gebrieft und zwar gründlich. Man hatte ihn mit allen Aufzeichnungen vertraut gemacht, die sie dem alten McDean abluchsen konnten. Aber leider hatten sie eine grundlegende Sache vergessen. Denton hatte nämlich keine Ahnung, wer Woodchuck wirklich war.

Denn Woodchuck hatte nie etwas mit Magie am Hut gehabt, bis er so dumm gewesen war, das Diadem, dass er trug, aufzusetzen (2). Denn dieses Diadem war nichts anderes als die Seele von Karlla, der grauen Hexe. Eine der sechs Helden, die einst Lodoss gerettet hatten. Eine Hexe, die über ein halbes Jahrtausend dadurch überlebt hatte, dass sie die Körper anderer Leute verwendete. Jeder, der das Diadem trug wurde von ihr kontrolliert. Und zu allem Überfluss hatte sie auch eine schwerwiegende Form von fanatischer Unzurechnungsfähigkeit, begründet durch ein psychosomatisches Trauma in ihrer Kindheit.

Mehr oder weniger jedenfalls. Wie auch immer, sie sah sich dazu auserkoren, auf Lodoss das Gleichgewicht von Gut und Böse zu erhalten, um so zu verhindern, das eine Seite die Oberhand gewinnt. Und daher gefielen ihr die geplanten Verhandlungen von Marmo mit dem Rest der Insel überhaupt nicht.

"Ein Frieden würde sie schwächen. Die Insel wäre nach ein paar Jahren des Friedens nicht mehr in der Lage, sich einem größeren Angriff zu stellen, weil keiner mehr wüsste, wie man kämpft. Ich muss den Frieden verhindern! Was ich hier tue, wird viele von ihnen das Leben kosten, aber ein Angriff, der jetzt erfolgt, wird weniger Opfer fordern, als ein Angriff, der später erfolgt."

Sie war sehr zufrieden mit ihrem Plan. Schon lange hatte sie so einen Plan im Kopf, für den Fall, dass es doch zum Frieden kommen sollte. Ein Angriff von aussen würde die Insel ins Chaos stürzen und nach einer Weile würden die politischen Verhältnisse zum Anfangszustand zurückkehren.

Nur ein Problem stand ihrem Plan jahrelang im Weg. Wie würde sie die Streitkraft, mit der sie Lodoss ins Chaos stürzen würde, nacher wieder loswerden, um zu verhindern, dass es eine Obermacht gab?

Die Lösung für dieses Problem fiel vor ein paar Tagen buchstäblich vom Himmel. Denton. Die Waffen, die er aus seiner Welt mitgebracht hatte, waren der Schlüssel. Mit ihnen konnte man ganze Armeen vernichten, wenn man wollte. Wenn sie es schaffen würde ihn dazu zu bringen, das Diadem selbst anzuziehen, wäre er unter ihrer Kontrolle und sie würde beides haben. Seine Waffenkenntnisse und ihre eigene Magie. Sie wäre unbesiegbar. Und wenn sie einer besiegen würde, was solls! Er würde höchstens ihren Körper vernichten und danach unter ihrer Kontrolle stehen. So lief das immer.

Fragte sich nur noch, wie sie Denton dazu bringen sollte, das Diadem selbst anzuziehen. Aber schnell stellte sich heraus, dass dieses Problem überhaupt keines war. Sie hatte ihm angeboten, dass sie ihm alles Wissen über Zauberei gab, das sie besaß, während er ihr im Gegenzug bei dem Feldzug gegen Lodoss half. Sie würde die Insel überrennen und er danach auch noch freiwillig das Diadem aufsetzen, wenn sie ihm nur erzählte, dass er so zu grenzenloser Macht gelang. Ihr Plan war einfach zu genial um wahr zu sein.

"Ob wohl alle Menschen in seiner Welt so naiv sind?" fragte sie sich. Aber sie vergas die Frage schnell wieder, denn sie musste ohnehin in ihrer Welt bleiben, um das Schicksal von Lodoss zu beeinflussen. Es war ihre Bestimmung!


Die Stimmung auf Akyrohd war angespannt. Sir Ashram und seine Begleiterin Pirotess waren vor einigen Minuten eingetroffen und saßen nun mit den Königen von Valis und Flaim, einigen Beratern und anderen, wichtigen Persönlichkeiten am Tisch, um sich mit einem üppigen Mahl für die bevorstehenden Verhandlungen zu stärken. Feierliche Stimmung herrschte nicht, denn es war allen klar, dass es sich um die Ruhe vor dem möglichen Sturm handelte. Was nicht hies, dass es keine Zeit gab um mit belanglosen Gesprächen eine freundliche Fasade aufzubauen.

König Kashew hatte seine Rüstung abgelegt, und stattdessen auf seine besten Gewänder zurückgegriffen, in der Absicht, damit seinen Verhandlungspartnern zu zeigen, wer auf der Burg das Sagen hatte. In keiner Sekunde des Abends lies er Ashram aus den Augen, dessen pechschwarze Rüstung in Verbindung mit seinen noch schwärzeren Haaren eine unübersehbare Aura der Macht ausstrahlte. Er machte allerdings einen eher gelangweilten als angespannten Eindruck. Das ganze Rahmenprogramm, das vor der Verhandlung kam, war in seinen Augen reine Zeitverschwendung.

"Ihr scheint euch nicht sehr zu amüsieren, Majestät." füsterte Pirotess ihm ins Ohr, als gerade keiner der Berater hinsah, die die unverschämte Kleiderwahl der Dunkelelfe bewunderten. Oder besser gesagt: Sie starrten die Flächen an, die nicht von ihren Kleidern bedeckt wurden. Ashram drehte gelangweilt sein Glas in der Hand.

"Pure Zeitverschwendung. Ich kann mir nicht erklären, was daran so erbaulich sein soll."

In der Tat schien keiner das Fest so richtig zu genießen. Selbst der sonst eher wohlgelaunte Priesterkönig Eto verspürte nicht das geringste Verlangen, die sorgfältig zubereiteten Delikatessen zu probieren. Das wollte was heissen, denn seine Statur hatte er sich in den letzten Jahren nicht ohne Grund zugelegt. Die gleiche Appetitlosigkeit plagte auch Spark, einen frischgebackenen Ritter mit langen, dunkelblauen Haaren, der für heute Abend seine Rüstung auf Hochglanz gebracht hatte. Das Mädchen, das neben ihm saß, begann sich Sorgen zu machen. Sie versuchte ihre Stimme auf eine Lautstärke zu bringen, die nur er hören konnte.

"Spark, du hast den ganzen Tag noch nichts richtiges gegessen. Bist du krank?"

Er schüttelte hastig den Kopf. "Nein, das ist es nicht, Neese. Es ist nur so, dass..." An dieser Stelle wechselte seine Gesichtsfarbe zu knallrot. "...dass...ich...ich hab nicht die geringste Ahnung vom Verhandeln! Was ist, wenn ich was falsches sage?"

Neese lies einen tiefen Seufzer los. "Wir verhandeln doch gar nichts. Das werden nur Kashew, Eto und Ashram tun. Und vielleicht noch ein paar Berater. Du bist nur beim Eröffnungsbankett und beim Abschlussbankett dabei."

Spark fühlte sich, als würde gerade ein ganzer Sandsack von ihm abgenommen. Doch leider fiel ihm vorher noch was ein.

"Aber ich bin doch sein Nachfolger, sollte ich da nicht dabei sein?"

"Spark! König Kashew weis genau, dass du noch nicht genug über die Umgangsformen des Hofstaates weist. Er wird dich nicht mitnehmen, weil er nicht vorhat, eine diplomatische Katastrophe heraufzubeschwören!"

Spark war zu erleichtert, um beleidigt zu sein. Die Anspannung, die seinen Magen blockiert hatte verschwand mit einem Schlag. "Oh! Na dann..."

Und schon machte er sich auf, um noch die dicksten Fleischbrocken zu erwischen. "Solange er keine Tischmanieren lernt, beschwört er schon jetzt die diplomatische Katastrophe herauf!" dachte Neese. Aber die Sorgen waren unbegründet. Nicht mal Parn, der direkt neben Spark saß, bemerkte die Schlacht, die sein Tischnachbar mit einem schlecht erreichbaren Tablett führte, denn er war zu sehr auf Ashram fixiert.

"Was musste er eigentlich diese Schlampe von einem Dunkelelf mitbringen?" die Stimme der Hochelfe, die neben ihm saß, klang ungewohnt scharf.

"Vielleicht mag er sie einfach, Deedo. Auch wenn es in meinen Augen von schlechtem Geschmack zeugt, aber Liebe macht nunmal blind."

Ihr eigentlicher Name war Deedlit, aber sie war es gewöhnt, das Parn sie immer mit diesem Spitznamen ansprach. Sie ließ sich Parns Worte nochmal im Kopf rumgehen, ehe sie ihn auf äusserst spitze Art fragte "Liebe macht also blind. Wie soll ich das verstehen, hmm?"

Und ab diesem Punkt ging sie Parn den ganzen Abend auf ganz eigene, liebevolle Art auf die Nerven, der dies auf seine ganz eigene, freundliche Art erwiderte. Zumindest für sie war der Rest des Abends unterhaltsam.

Nur bei einem würde sich die Laune in den nächsten Tagen nicht verbessern. Slain hatte Parns Rat befolgt und sich eine exquisite Robe angezogen, aber mit seinen Gedanken war er nicht beim Bankett, sondern weit entfernt, bei den Prophezeiungen seines alten Freundes Ismael. In den nächsten Tagen würde sich entscheiden, ob seine Prophezeiungen zutrafen oder nicht.

Und ob Lodoss wieder mal in größeren Schwierigkeiten steckte, als angenommen.


Dreimal wird die Sonne über den drei Königen aufgehen, ohne eine Einigung zu bringen. Am vierten Tag werden sie

jedoch heraustreten und den immerwärenden Frieden verkünden. Noch wärend der Sieg gefeiert wird, werden alte

Freunde erscheinen und mit ihnen ein Fremder. Er ist ein Reisender, gekommen aus einer Welt, in der die Menschen

die Kraft der Götter beherrschen, gefangen in grausamen Waffen und Maschinen.

Von ihm wird das Schicksal zweier Welten abhängen, denn ein anderer Fremder wird kommen, an seiner Seite

der unsterbliche Fluch aus dem alten Reich, gekommen um Chaos und Zerstörung zu bringen. Mit ihnen eine

Armee, von heuchlerischem Wahn getrieben und von ungeheurer Zahl.

Beide Fremde suchen den Weg zurück, doch nur einer von ihnen wird in das dunkle Reich gelangen und dem

von Rache zerfressenem König gegenübertreten, der sich selbst zum Gott erheben will.

In beiden Welten werden wahre Helden geprüft werden, ihr Ziel wird eins sein, doch der Ausgang ist ungewiss...

aus den Prophezeiungen des Ismael, die erste und die vierte Vision.


ENDE DES 4. KAPITELS


Anm. des Autors:

(1) - Nein, ich glaube in keinster Weise, dass diese Idee möglich ist. Aber hey, die Story ist 'ne FanFiction, da gibts schon komische Sachen!

(2) - Siehe auch "Die graue Hexe - Band 3"