Kapitel 1

Jahr 0, Tag 3, Erde

Seit dem Vorfall in der U-Bahn hauste Karl nun in einer Anlage der Jedi. Er wusste nicht, was die Jedi waren nur, dass sie alle diese länglichen Zylinder trugen, die sie Lichtschwerter nannten, und dass sie meistens lange braune Roben trugen. Und dass sie die Guten zu sein schienen.

Die Anlage lag unterirdisch etwas außerhalb Berlins. Die Sith, denen der Mann mit dem Auge im Hinterkopf angehörte, wussten angeblich nichts von ihr.

Noch hatte ihm niemand erklärt, was das alles zu bedeuten hatte. Sie hatten ihm gesagt, er solle sich erstmal von dem Schock erholen. Alles Weitere würde er demnächst erfahren. Egal wo er hinging, wurde er von einem Jungen begleitet. Dieser schien aber nicht dazu da zu sein, ihn von bestimmten Bereichen fern zu halten, er wurde bisher nie daran gehindert einen Raum zu betreten, viel mehr beantwortete er ihm Fragen zu den einzelnen Geräten und Räumen.

„Junge?", er hatte Karl seinen Namen gesagt, aber er konnte sich den einfach nicht merken.

„Ja, Mister?"

„Was ist dahinter?", er deutete auf eine große Tür von mindestens fünf Metern Höhe und sieben Metern Breite.

„Dort befindet sich der Hangar, in ihm befinden sich die Raumschiffe der Akademie."

„Die Raum...?"

Der Junge bedeutete ihm still zu sein.

„Der Rat möchte Sie sprechen. Folgen Sie mir bitte."

Karl starrte ihn nur entgeistert an.

„Woher weißt du...?

„Das wird der Rat Ihnen sicher alles erklären, wenn Sie mir nun folgen würden!"

Karl zuckte mit den Schultern und setzte sich hinter dem Jungen (wie hieß er noch mal?) in Bewegung. Sie stiegen in einen Fahrstuhl und fuhren weiter nach unten. Karl konnte die Ziffern auf der Anzeige nicht lesen, da sie in einer Schrift geschrieben waren die er nicht kannte. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass sie weit nach unten gefahren waren, sehr weit.

Als er den Fahrstuhl verließ, sah er einen einzigen runden Raum vor sich. In ihm standen drei Personen. Zwei von ihnen waren Menschen, ein älterer grauhaariger Mann und eine Frau von vielleicht dreißig Jahren. Die dritte Person war ein Alien. Er hatte fünf Arme, zwei an jeder Seite und einen aus der Brust, einen Flachen aber dafür breiten Kopf mit vier großen Augen und stand auf vier Beinen.

Bei seinem Anblick machte Karl einen Schritt nach hinten, in Richtung Fahrstuhl, aber der Junge (Kritzk, genau, so hieß er) stand hinter ihm und Karl stieß mit ihm zusammen. Kritzk war höchstens zehn Jahre alt, wich aber trotzdem keinen Millimeter nach hinten zurück bei dem Zusammenstoß.

„Kommen Sie rein Karl und haben sie keine Angst vor Gutschnuck, Sie können keinen sichereren Ort finden als seine Nähe.", der ältere Mensch winkte ihn zu sich heran.

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Jahr 0, Tag 4, Erde

Aus dem persönlichen Tagebuch von Jedimeister Karl Silber:

Das ist der vierte Tag, den ich in dieser Anlage verbringe. Gestern hatte mich der Jedirat befragt, ich denke sie wollten meinen Charakter einschätzen.

Die Fragen bezogen sich auf mein Leben und auf mein Verhalten in bestimmten Situationen. Zwischendurch hab ich überlegt, ob ich die drei anlüge, aber Gutschnuck hat schon komisch geguckt, wenn ich nur daran dachte, also hab ich es gelassen. Aber meine Antworten scheinen ihnen gefallen zu haben. Wir haben dann heute nämlich mit meiner Ausbildung zum Jediritter begonnen.

Es ist faszinierend. Die Jedi die ich hier sehe, lassen Gegenstände schweben, lesen Gedanken, oder wehren Laserschüsse mit ihren Lichtschwertern ab. Aber ich weiß nicht, was die von mir wollen. Ich kann keine Gegenstände schweben lassen oder eine der anderen Sachen. Wir haben es heute versucht, aber es klappt nicht. Ich überlege schon, ob der Jedirat sich vielleicht geirrt hat und was sie mit mir machen werden, wenn sie das herausbekommen. Sie scheinen zwar die Guten zu sein, aber die ganze Anlage ist geheim, ob sie jemanden töten würden, um sie geheim zu halten?

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Jahr 0, Tag 5, Erde

„Karl, nicht aufgeben, du schaffst das."

Seit zehn Minuten versuchte er nun schon einen kleinen Stein zum Schweben zu bringen. Er stellte ihn sich vor und ließ ihn in seinem Kopf schweben, aber es funktionierte einfach nicht.

Ich soll ihn spüren, was soll ich denn spüren?

Gutschnuck stand neben ihm und redete ihm gut zu, aber das schien auch nicht zu helfen.

„Na gut Karl, lassen wir das. Meister Neudorf wollte sich sowieso noch bei dir bedanken."

Die Namen der Leute überraschten Karl immer wieder, einige hatten fremde Namen, die außerirdisch klangen und andere dann wieder ganz normale. Das passte für ihn einfach nicht zusammen.

„Meister Neudorf?", der Name sagte ihm nichts.

Warum will er sich bei mir bedanken?

„Ja, der Jedimeister, den du in der U-Bahn getroffen hast."

„Warum will er sich denn bei mir bedanken? Er hat mir das Leben gerettet, eigentlich müsste ich mich bei ihm bedanken."

Gutschnuck lächelte oder versuchte es zumindest

Er sieht aus wie ein Frosch.

„Du hast ihm seins genauso gerettet, auch wenn du es vielleicht jetzt noch nicht glaubst."

„Ich habe...?"

„Ja, hast du. Aber ich denke, das solltest du mit ihm klären."

Sie gingen zum Fahrstuhl und fuhren nach unten. Diesmal nur drei Stockwerke, wie Karl auf den Anzeigen lesen konnte. Er hatte sich die Zahlen von Kritzk erklären lassen, sie stammten wohl von einem Planeten namens Branok und waren Teil einer Normsprache im Universum, die Branokjie genannt wurde. Sie gingen zu den Quartieren und Gutschnuck klopfte an eine der Türen.

Kurz darauf glitt sie sanft auf und die beiden betraten den Raum.

Der Jedi aus der U-Bahn saß an einem Tisch in einer Ecke des kleinen Zimmers und schien an irgendeinem Gerät zu arbeiten. Er steckte die beiden Teile, die er in den Händen hielt, zusammen. Ein anderes Teil schwebte zu ihm heran und legte sich um die Nahtstelle der anderen beiden. Dann packte Meister Neudorf das zusammengesetzte Stück auf den Tisch und stand auf.

„Meister Gutschnuck. Karl.", er verbeugte sich leicht.

„Meister Neudorf.", Gutschnuck verbeugte sich ebenfalls, ließ seinen Oberkörper dabei aber fast den Boden berühren. Durch seine vier Beine verlor er dabei aber das Gleichgewicht. „Ihr wolltet mit Karl sprechen."

Der Jedimeister lächelte, ging auf Karl zu und schüttelte ihm die Hand. Gutschnuck verließ dabei unauffällig den Raum.

„Ich wollte mich noch bei dir bedanken, in der U-Bahn bin ich ja leider nicht mehr dazu gekommen."

Karl wurde rot als ihm wieder einfiel, dass er ohnmächtig geworden war.

„Ich dachte, er würde mich töten, aber der Schlag den du ihm versetzt hast, hat ihn aus dem Gleichgewicht gebracht."

„Was für ein Schlag? Ich habe niemandem einen Schlag versetzt. Ich saß in der Ecke einer Sitzbank und dachte ich müsste sterben.", er war verwirrt und zu einem gewissen Teil auch wütend.

„Du musst nicht gleich wütend werden Karl.", die Stimme des Jedi veränderte sich nicht, aber sie wirkte auf Karl trotzdem beruhigend, „Du hast ihm vielleicht nicht mit deinen Händen oder Füßen einen Schlag versetzt. Aber mit der Macht, und zwar einen ziemlich gewaltigen, für jemanden der nie darin ausgebildet wurde."

„Hören sie, ich versuche seit Tagen einen Stein in die Luft zu heben, mit dieser komischen Macht über die ich angeblich verfügen soll. Aber ich kann es nicht. All diese Tricks, die die Leute hier um mich herum vollführen, das kann ich einfach nicht, das werde ich nie können und ich will es auch nicht können.", der letzte Teil war raus, bevor Karl überhaupt bewusst war, was er gesagt hatte.

„Und darum schaffst du es nicht. Hör auf an dir zu zweifeln und vertraue dir selbst. Du nutzt die Macht schon dein ganzes Leben unbewusst. Jetzt musst du nur noch lernen, es bewusst zu tun."

„Ich nutze gar nichts unbewusst.", er war wieder wütend.

„Der Rat hat dich doch gefragt, wie du auf eine Straße zufährst, wenn du im Auto sitzt und sie nicht einsehen kannst. Kannst du dich erinnern, was du geantwortet hast?"

„Was hat das denn damit zu tun?"

„Vertrau mir einfach. Was hast du geantwortet?"

„Dass ich über sie drüber fahre, wenn kein Auto kommt und stehen bleibe wenn eins kommt.", er zuckte mit den Schultern.

„Und guckst du in die Straße?"

Die Frage überraschte Karl, natürlich sah er in die Straße.

„Ich..."

Oder nicht? Er dachte genauer darüber nach. Nein, guckte er nicht. Er wusste einfach, ob ein Auto kommt oder nicht.

Der Jedimeister lächelte wieder. „Siehst du? Du nutzt die Macht, zwar nur unbewusst, aber du nutzt sie. Wenn du genauer über die anderen Fragen des Rates nachdenkst, wirst du feststellen, dass sie auf das Gleiche abzielten."

Karl sah ihn nur verwirrt an.

Nutze ich wirklich unbewusst die Macht?

Er dachte weiter darüber nach. In der Schule waren Klausuren nie ein Problem gewesen, er hatte nie gelernt, wusste aber immer genau, was der Lehrer wissen wollte und konnte es aufschreiben.

Habe ich seine Gedanken gelesen?

„Wenn du willst kannst du in dein Quartier gehen. Ich bring dich hin, dort kannst du in Ruhe nachdenken."

Er nickte, immer noch in Gedanken versunken.

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Jahr 0, Tag 6, Erde

Aus dem persönlichen Tagebuch von Jedimeister Karl Silber:

Ich habe heute zum ersten Mal bewusst die Macht genutzt. Das ist ein berauschendes Gefühl. All diese Verbindungen um einen herum. Ich habe einen Stein angehoben und konnte fühlen, wie er sich mit mir verband, mit dem Fußboden, mit der Luft... einfach unglaublich.

Wenn ich mir vorstelle, eines Tages auch Laserschüsse mit einem Lichtschwert ablenken zu können. Oder diese coolen Blitze zu schleudern, die der Sith gegen Meister Neudorf eingesetzt hat... Aber ich glaube, die gehören zur „Dunklen Seite" wie die Jedi das nennen, also werden sie es mir wohl leider nicht beibringen. Schade eigentlich, das war wirklich cool.

Ich habe Meister Neudorf (ich scheine jetzt sein Schüler zu sein) dann auch noch gefragt, ob ich denn auch ein Lichtschwert bekomme. Er meinte nein, niemand würde ein Lichtschwert bekommen, man müsste es selber bauen. Ich habe ihn gefragt, wann ich denn die Baupläne kriege, er meinte: „Wenn du soweit bist."

Mal sehen, wann ich soweit bin. Ich hoffe bald.

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Jahr 0, Tag 9, Erde

Aus dem persönlichen Tagebuch von Jedimeister Karl Silber:

Ich habe Meister Neudorf heute gefragt, was die Jedi eigentlich bei mir auf Arbeit erzählt haben oder ob sie gar nichts erzählt haben und ich jetzt meinen Job verliere.

Sie scheinen dafür gesorgt zu haben, dass ich Urlaub bekomme, auf unbegrenzte Zeit. Mich würde ja mal interessieren, wie sie das angestellt haben, aber ich glaube, die Antwort würde mir nicht gefallen.

Meinen Freunden haben sie übers Internet mitgeteilt, dass ich in den Urlaub nach Amerika geflogen wäre. Ich weiß nicht, ob mir das gefällt, dass die Jedi einfach so meine Freunde anlügen und mich vorher nicht einmal fragen oder mir das überlassen.

Meister Neudorf schien gespürt zu haben, dass ich wütend war. Er hat sich gleich für das Vorgehen entschuldigt, aber die Ausbildung eines erwachsenen Menschen mit sozialen Kontakten ist wohl etwas Neues für sie. Normalerweise bilden sie anscheinend nur Waisen aus und die wohl auch schon im Säuglingsalter. Mit meinen siebenundzwanzig Jahren bin ich also wirklich wesentlich älter. Ich frage mich, was so besonderes an mir ist, dass sie eine Ausnahme machen.

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Jahr 0, Tag 15, Erde

Aus dem persönlichen Tagebuch von Jedimeister Karl Silber:

Ich habe mittlerweile große Fortschritte gemacht. Ich kann mehrere Steine schweben lassen und habe es heute sogar geschafft, einen Sprung von mir zu verlängern. Das habe ich nun seit sieben Tagen versucht, seit das körperliche Training begonnen hat. Der Sprung war zwar damit auch noch nicht so weit, wie von den andern die ich gesehen habe, aber neun Meter ist schon recht ordentlich.

Morgen soll ich das mit Hochsprung versuchen, mal sehen, wie das wird. Aber Meister Neudorf ist zuversichtlich, er scheint sogar richtig stolz auf mich zu sein, wie schnell alles bei mir geht.

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Jahr 0, Tag 57, Erde

Karls körperliche Form hatte einen Punkt erreicht, von dem er nie geträumt hätte. Kraft, Ausdauer, Geschwindigkeit in allem war er mit Profisportlern gleichauf, wenn nicht sogar besser. Wenn er die Macht durch seinen Körper fließen ließ, waren seine Leistungen noch deutlich höher. Sprungweiten von dreißig Metern waren so normal.

Er konnte den Stolz in den Augen von Meister Neudorf jeden Tag sehen, Karls Lerngeschwindigkeit, vor allem im Zugriff auf die Macht, war atemberaubend. Er hatte Meister Gutschnuk einmal sagen hören, normalerweise bräuchte man Jahre um so weit zu kommen. Karl hatte es in weniger als zwei Monaten geschafft.

Diesmal sollte er etwas Neues ausprobieren.

„Wenn du fünfzehn Meter hoch springen kannst, musst du die auch wieder fallen können.", hatte Meister Neudorf gestern Abend zu ihm gesagt. Heute wusste er, was damit gemeint war.

Karl stand auf einer fünfzehn Meter hoch schwebenden Plattform - und hatte Angst. Wenn er es nicht schaffen würde, seinen Fall zu bremsen, wäre er nur noch ein roter Fleck auf dem Fußboden der Trainingshalle.

Er hat gesagt er fängt mich auf, wenn ich es nicht schaffe. Aber wenn er es nicht schafft, wenn er mit der Macht danebengreift...

Nicht denken, fühle. hörte er Meister Neudorf in seinen Gedanken.

Er griff nach der Macht und sprang. Für einen Moment dachte er, er würde es schaffen, dann entglitt ihm die Macht und er fiel. Sofort fühlte er, wie sich eine unsichtbare Hand um ihn legte und seinen Fall bremste.

Meister Neudorf erwartete ihn am Boden und die Plattform sank neben ihn.

„Noch mal."

„Was? Nein. Ich kann das nicht.", durch seine Stimme schwang Angst, Angst noch ein mal zu fallen.

„Doch, du kannst das. Du musst nur deine Angst vor dem Versagen überwinden. Der Sturz macht dir keine Sorgen, sondern dass du meine Hilfe brauchen könntest."

Widerwillig stieg Karl erneut auf die Plattform und sie glitt langsam aufwärts. Als er oben ankam sah er einen Moment nach unten (ich brauche keine Hilfe) und sprang.

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Jahr 0, Tag 57, Erde

Sie hatten diese Übung noch eine ganze Weile betrieben. Am Ende war Karl sogar aus fünfzig Metern Höhe gesprungen. Er wollte noch wesentlich höher kommen, aber der Rat hatte sie zu sich gerufen.

Die Türen des Fahrstuhls glitten langsam auf, im Ratssaal standen wieder Gutschnuk und die beiden Menschen. Mittlerweile wusste Karl auch ihre Namen, der Mann hieß Smith und die Frau Dearborn. Beide stammten aus Amerika und waren mit Gutschnuk zusammen die letzten überlebenden des Jedirates. Bei seinem letzten Besuch hatte Meister Dearborn eine Robe getragen und die Kapuze über den Kopf gezogen, diesmal trug sie nur die Robe, aber die Kapuze war unten. Sie hatte lange schwarze Haare, die glatt ihren Kopf und ihre Schultern hinunter glitten. Die linke Seite war vorne weiß gefärbt. Karl fühlte sich sofort zu ihr hingezogen, er hoffte nur, sie würde es nicht merken.

So wie sie grade grinst, hat sie es wohl gemerkt.

Neben dem Grinsen konnte er aber noch etwas in ihrem Gesicht erkennen, Scheu. Die anderen Anwesenden schienen davon nichts mitzubekommen oder ließen es sich zumindest nicht anmerken.

Als Meister Neudorf und Karl in der Mitte des Raumes ankamen verbeugten sie sich und begrüßten die drei Ratsmitglieder.

Meister Gutschnuk ergriff als erster das Wort, Karl hatte mittlerweile gelernt, dass er der Wortführer des Rates und das älteste Mitglied war.

„Karl, was macht dein Training?"

„Es kommt voran, - denke ich.", seine Antwort klang zögerlich.

„Denkst du? Solltest du das nicht wissen?"

„Es kommt voran.", sicherer diesmal.

„Das freut mich zu hören."

„Wie weit ist dein Training im Nahkampf?", diesmal fragte Meister Dearborn (süße Stimme).

„Ähh...", der Gedanke an die Stimme hatte ihn leicht ins Schleudern gebracht.

„Nun?", sie grinste schon wieder als ob sie wüsste, was er dachte.

„Meister Neudorf hat mich gegen einige der anderen Schüler antreten lassen, bis auf einen habe ich alle besiegt."

Und die Niederlage war nur knapp gewesen, beim nächsten Mal besiege ich ihn.

„Der Rat hat beschlossen, dir aufgrund deiner Fortschritte die Konstruktion eines Lichtschwerts zu gestatten. Aber bevor du damit beginnen kannst, solltest du dir einiger Dinge bewusst sein.

Ein Lichtschwert ist keine Waffe, die zum Angriff benutzt wird. Nur zur Verteidigung.

Man fertigt es auch nicht schlampig oder hastig an. Die Konstruktion eines Lichtschwerts ist ein aufwändiger Prozess. Der Jedi muss Eins mit seiner Waffe sein.

Jedes Lichtschwert ist einzigartig, in der Macht und in seiner Form."

„Ja Meister Dearborn.", Karl verbeugte sich, „Wann kann ich mit der Konstruktion beginnen?"

„Sobald du die Pläne gefunden hast. Sie liegen in den Computern im Archiv, finden musst du sie selbst. Du weißt, wo das Archiv ist?"

„Natürlich Meister. Ich sehe mir dort jeden Abend einige Aufzeichnungen an."

„Dann schlage ich vor, du beginnst direkt mit deiner Suche nach den Konstruktionsplänen."

Karl und Meister Neudorf verbeugten sich, dann verließen sie den Saal und stiegen in den Fahrstuhl.

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Jahr 0, Tag 57, Erde

„Normalerweise dauert es Jahre, bis ein Jedi sich ein Lichtschwert konstruieren darf. Der Rat scheint sehr beeindruckt von dir zu sein, genau wie ich."

„Danke Meister."

„Wann wirst du mit der Suche nach den Bauplänen beginnen?"

„Jetzt gleich. Ich will vorher nur noch schnell etwas zu essen aus meinem Zimmer holen."

Karl platzte fast vor Ungeduld, aber wenn er nach dem langen Training nichts essen würde, würde er vermutlich über dem Terminal im Archiv zusammenbrechen.

Die Türen öffneten sich und Karl verließ den Fahrstuhl.

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Jahr 0, Tag 58, Erde

Aus dem persönlichen Tagebuch von Jedimeister Karl Silber:

Ich habe die Baupläne für ein Lichtschwert gefunden. Jemand hat sich Mühe gegeben, damit sie nicht allzu leicht zu finden sind. Man findet sie nur, wenn man „Kochrezepte für Junge Vreotzeroden" eingibt. Ich habe noch ein bisschen nach Vreotzeroden gesucht, aber nichts gefunden. Ich vermute die Macht hat mich auf den Begriff gebracht. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Wenn man sich an die Konstruktionsanweisungen hält braucht man angeblich vierzehn Tage um ein Lichtschwert zu konstruieren. Und diese Zeit verbringt man ausschließlich eingetaucht in der Macht. Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin. Immerhin muss ich ja etwas trinken und essen. Ich denke, ich werde morgen Meister Neudorf darauf ansprechen. Jetzt werde ich erstmal die benötigten Teile zusammensuchen.

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Jahr 0, Tag 73, Erde

Aus dem persönlichen Tagebuch von Jedimeister Karl Silber:

Ich bin fertig. Eigentlich war ich gestern schon so weit, aber nach zwei Wochen ohne was zu trinken, zu essen oder Schlaf war ich zu schwach noch etwas aufzuschreiben.

Es hat eine Weile gedauert die nötigen Teile zusammenzusammeln, am längsten hat der Kristall gedauert. Es schien keine in der Farbe zu geben, die ich haben wollte. Also musste erst einer besorgt werden. Das hat einen Tag gedauert.

Aber jetzt bin ich fertig. Endlich. Meister Neudorf meinte ich solle mich heute noch etwas ausruhen, morgen würde dann mein Training mit dem Lichtschwert beginnen.

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Jahr 0, Tag 85, Erde

Karl wartete darauf, was als erstes kommen würde. Das Training verlief jeden Tag anders. Gestern hatte er zuerst einige Laserschüsse abgelenkt und dann gegen einen Trainingsdroiden mit einem Lichtschwert gekämpft. Es war sein erster Lichtschwertkampf gewesen. Und er hatte verloren. Der Droide hatte ihn nach wenigen Sekunden in eine ungünstige Position gebracht und Karl hatte seine Deckung aufgeben müssen, um sich wieder besser zu stellen. Diese Chance hatte der Droide genutzt und sein Lichtschwert auf Karls Hals sinken lassen. Kurz vor dem Kontakt hatte er gestoppt, aber wäre es ein echter Kampf gewesen, hätte er Karl geköpft.

Wenn ich die Macht hätte nutzen dürfen, wäre mir das nicht passiert. Diesmal wird es anders.

Einige Drohnen kamen angeschwebt.

Also wieder zuerst Laserschüsse ablenken.

Er seufzte, dann versank er in der Macht und lenkte einen Laserblitz nach dem andern ab. Einige konnte er sogar zurück zu den Drohnen schicken, die sie ausgesandt hatten. Die Schüsse waren natürlich zu schwach um Schaden anzurichten. Aber jede getroffene Drohne deaktivierte ihre Waffen und zog sich zurück.

Vier hatte er so bereits ausgeschaltet, acht flogen noch immer um ihn herum und deckten ihn mit Laserfeuer ein. Er lenkte einen weiteren Schuss ab und schickte ihn zu der Drohne zurück, die ihn abgefeuert hatte, als er ein Kribbeln im Nacken spürte.

Ohne nachzudenken ließ er sein Lichtschwert über seine Schulter nach hinten kippen. Ein lautes Knistern zeigte ihm, dass er soeben eine andere Lichtschwertklinge geblockt hatte. Er ließ einen Teil seiner Konzentration von den Drohnen ab und richtete sie auf den neuen Gegner. Es war wieder der Droide.

Karl wirbelte herum, diesmal hatte Meister Neudorf ihm nicht verboten die Macht offensiv zu nutzen. Ein leichter Stoß ließ den Droiden rückwärts taumeln und verschaffte Karl die Zeit die er brauchte. Er griff mit der Macht nach zwei Drohnen und schleuderte sie auf den Droiden. Dann ging er zum Angriff über.

Der Droide schwang seine blaue Klinge und zerteilte die beiden Drohnen ohne Mühen in der Luft. Kurz danach war Karl bei ihm. Seine Klinge schwang hart nach unten und der Droide schaffte es grade so sie zu blocken. Die Klingen knisterten als sie aufeinander trafen. Karls orangene Klinge war die erste die sich löste. Er schwang sie nach oben weg, sprang über den Droiden und lenkte in der Luft drei Laserschüsse ab, die die Drohnen ausgeschickt hatten. Zwei trafen den Droiden im Rücken die dritte prallte auf den Fußboden.

Der Trainingsdroide blieb davon unbeeindruckt. Er drehte sich um und schlug nach Karl. Der Schlag traf nur Luft. Karl war schon wieder weiter gesprungen, diesmal nach links weg. Der Droide folgte ihm. Er machte zwei Schritte, dann traf er auf eine unsichtbare Wand. Ein lautes Krachen ertönte und sein Lichtschwert wurde ihm aus der Metallhand geschleudert. Karl stürmte vor, seine Chance witternd. Er konzentrierte sich auf den Droiden, stieß ihn mit der Macht hin und her, damit er sein Lichtschwert nicht wiederholen konnte und hob seine Klinge zum Schlag an.

Dann wurde er von drei Laserschüssen getroffen. Einer ins Bein, einer in die Hüfte und der Letzte genau in seine Schläfe.

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Jahr 0, Tag 86, Erde

Aus dem persönlichen Tagebuch von Jedimeister Karl Silber:

Die Laserwunden brennen höllisch. Der Treffer in die Hüfte ist noch der angenehmste. Mein rechtes Bein wurde genau am Kniegelenk getroffen, jeder verdammte Schritt tut weh. Und erst der an der Schläfe... bei jedem Blinzeln meldet er sich. Und ein paar meiner Haare sind verbrannt, ich hätte nie gedacht, wie sehr das stinkt.

Meister Neudorf hat mir ein paar Techniken gezeigt, um den Schmerz zu lindern, aber jedes Mal, wenn ich sie anwende tut es mehr weh. Er meinte irgendwas von wegen „Den Schmerz akzeptieren" Ich will ihn loswerden, nicht akzeptieren. Beim nächsten Mal zerlege ich diese kleinen Laserdrohnen, mit meinem Lichtschwert ist das kein Problem. Aber dann meckert Meister Neudorf sicher wieder, wie so häufig. Wieso kann er mich die Sachen nicht auf meine Weise erledigen lassen?

Aber es gibt auch etwas Gutes zu berichten. Übermorgen geht es zurück nach Berlin.

Es ist komisch, ich habe seit ich hier bin, kaum an die Stadt gedacht, alles war so faszinierend hier. Die Macht, die Aliens, das Training,… Aber ich freue mich, vielleicht kann ich ja ein paar Freunde besuchen. Als ich das Meister Neudorf vorgeschlagen habe, hat er zumindest nicht nein gesagt, zwar auch nicht ja, aber eben kein Nein.

Ich kann nur hoffen, dass diese verdammten Laserwunden dann nicht mehr so wehtun, sonst humpele ich durch die Stadt.