Eine Standardwoche lang trieb die kleine Rettungskapsel einsam, verloren
und gänzlich steuerungslos durch Raum und Zeit, ehe sie in die Atmosphäre
des Orrostar eintrat.
Lemmbas Painn stand an jenem herrlich sonnigen Morgen in seinem ordentlich gepflegten Vorgarten und schnitt seine Ligusterhecke mit seiner Vibroheckenschere, als plötzlich etwas in seinem Gemüsebeet landete. Erschrocken ließ er das Werkzeug fallen und hechtete sich auf den Boden, die Hände fest um den Kopf geschlungen. Er hatte über Jahre hinweg während der Klonkriege in Palpatines Armee gedient und rechnete jeden Tag mit einer neuen Invasion der feindlichen Klone. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie seine Frau Rangaa aus der Haustür trat, um zu sehen, was hier draußen geschehen war. „Rangaa!", rief er entsetzt. „Herrgott, bring dich in Sicherheit, Weib! Wir werden angegriffen!"Sie starrte ihn an als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Was faselst du da, du alter Narr?", keifte sie und linste missbilligend auf das zerstörte vermeintliche Gemüsebeet, in welchem sich tatsächlich alle Arten von als Rauschmittel verwendbaren Pflanzen wuchsen. „Das Kraut hat dir wohl die Sinne vernebelt, was?"Mürrisch vor sich hinbrummend richtete er sich langsam auf – die alten Knochen funktionierten auch nicht mehr so gut wie einst – und machte ein paar unsichere Schritte auf das Gartenstück zu. Mit zitternder Hand deutete er darauf. „Da, sieh dir das an, Weib! Nennst du das etwa eine Halluzination? Da liegt eine Metallhülse in meinen Dagor-Schoten." Misstrauisch trat sie neben ihren Gatten und betrachtete das seltsame Ding eingehend. „So etwas habe ich schon seit Langem nicht mehr gesehen", murmelte sie und rieb sich nachdenklich das verrunzelte Kinn. „Los, mach es auf, Lemmbas! Tu zur Abwechslung mal etwas Nützliches."Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu und wuchtete die Kapsel aus dem Gestrüpp. „Eine imperiale Kurierkapsel. Seltsam, seltsam. Wer mag uns wohl eine Nachricht schicken?"Er legte das mysteriöse Geschoss auf dem frisch gemähten Rasen ab. Zielsicher suchten die alten Finger nach einem Öffnungsmechanismus und fanden ihn auch. Mit einem geräuschvollen Zischen ging der Deckel auf und dicker Rauch quoll heraus. Lemmbas bekam den Dampf in Augen, Nase und Mund und musste heftig husten. „Verflucht, was ist das für ein Gestank? Riecht nach vermodertem Kot. Sithdreck!", fluchte er vor sich hin. „Wer auch immer dieses Teil an uns gesandt hat, hatte keine ehrenvollen Absichten." „Hör auf zu schwätzen", wies ihn Rangaa zurecht und verstummte jäh, als sich der Rauch lichtete. Braune Augen blickten ihr zuversichtlich entgegen und blinzelten neugierig angesichts der fremden Menschen. Eine winzige Hand streckte sich ihnen hoffnungsvoll entgegen. Einem mütterlichen Instinkt, den sie für längst verloren geglaubt hatte, folgend griff die betagte Frau in die Kapsel und nahm das Bündel heraus. Zärtlich wiegte sie es in den Armen. Lemmbas glotzte nur. „Was ist das?" Rangaa rümpfte die Nase ob seiner dümmlichen Frage. „Was soll das schon sein? Ein Baby, ein kleiner Mensch, ein..."Sie spähte unter die Windel. „...Mädchen." „Das sehe ich selbst", schnappte er gallig und hob seine kostbare Gartenschere auf. „Die Frage ist nur, was wir mit dem Balg anstellen."„Wir werden es behalten", bestimmte seine Frau prompt. Seit ihr erstes Kind Odnal, der Sohn, den sie sich immer gewünscht hatten, wenige Tage nach der Geburt auf schicksalhafte Weise verstorben war, niedergemetzelt durch die Heckenschere seines Vaters, der von nun an aus Furcht weitere Nachkommen ebenso zu verlieren keine Kinder mehr haben wollte, sehnte Rangaa sich nach einem Mündel, das sie umsorgen konnte. „Bist du von Sinnen, Weib ?!", ereiferte sich Lemmbas. „Ich will das Kind nicht behalten!" Nervös wechselte er sein Garteninstrument von der rechten in die linke Hand und wieder zurück. „Denk daran, was passieren könnte..."„Papperlapapp! Es ist bereits vierzig Jahre her, dass du durch den frühzeitigen Tod unseres Odnals so verdrießlich durch das Leben gehst, du alter Griesgram. Befreie dich von deinen Sorgen und löse sich dich von der Vergangenheit. Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt!"„Frau, was redest du da?"Es war ihr offensichtlich gelungen ihn zu verwirren und irgendwo in seinem Inneren regte sich Mitleid für dieses arme, kleine Wesen. Behutsam strich er ihr mit der von Gartenarbeit schwieligen Hand über den spärlichen Haarflaum, als er an ihrem Genick ein feines Metallband spürte. Eine Kette hing um den Hals des Babys, daran ein kunstvoll gearbeiteter Anhänger, in den ein Name eingraviert war. „Du heißt also Nenomith." Und Lemmbas erinnerte sich wieder an jene schicksalsschweren Jahre, als er noch als Geheimagent in der imperialen Armee unter Heermeister Arafrim Pierrick gedient hatte. Seine letzte und schmerzlichste Mission hatte ihn auf eine Welt namens Adjan geführt. Und wenn ihn nicht alles täuschte, war „Nenomith" eine Zusammensetzung aus adjanischen Worten. „Wasser des Taus... Tauwasser", flüsterte er ehrfürchtig. „Was hast du da gesagt?", fragte Rangaa. „Tauwasser... Dieser Name bedeutet „Tauwasser". Es ist Adjanisch, eine Sprache die ich schon sehr lange nicht mehr gesprochen habe."Fragend schaute Rangaa ihren Gatten an, aber dieser verlor sich in seinen Erinnerungen an den Krieg und seine Mission nach Adjan. Es war noch nicht einmal eine offizielle Mission im Dienste des Imperiums gewesen, sondern eher eine Art persönlicher Gefallen, den er Heermeister Pierrick getan hatte...
Denn zu dieser Zeit tobte der Bürgerkrieg auf Adjan, Befürworter und Gegner Palpatines bekämpften sich auf den Straßen und es kam zu blutigen Schlachten, in denen sich einstige Freunde und Brüder gewissenlos gegenseitig niedermetzelten. Eine Atmosphäre des Zorns, der Angst und Unsicherheit umfing den einst so friedlichen Planeten. Heermeister Arafrim Pierrick war ein angesehener Bürger Adjans und er lebte mit seiner Familie im Zentrum der Hauptstadt, das nun leider auch das Zentrum des Terrors der Straßenkämpfe geworden war. Der Heermeister hatte stets großes Vertrauen in seinen Agenten Lemmbas Painn gesetzt und noch nie hatte dieser ihn enttäuscht. Selbst die geheimsten Informationen vermochte der junge Offizier von Orrostar zu beschaffen, ohne die geringste Aufmerksamkeit zu erregen. Er war unauffällig wie ein Schatten und schnell wie der Blitz. Und nun, als Pierrick in Sorge um das Wohl und das Leben seiner geliebten Frau und seines kleinen Sohnes war, vertraute er die Aufgabe, sie vor den aufgeheizten Gemütern der verfeindeten aufständischen Gruppierungen zu retten, selbstverständlich Lemmbas an: „Tun Sie es nicht für Palpatine, Lemmbas. Tun Sie es für mich!" Lemmbas setzte sich sofort in seinen Raumjäger und machte sich auf den Weg. Seine Beziehung zu Pierrick war nicht die eines Untergebenen zu seinem Vorgesetzten, es war vielmehr eine Freundschaft, die sich über die Jahre und die vielen gemeinsamen harten Kämpfe ausgebildet hatte. Seine Treue zu Pierrick stand ebenso wenig in Frage wie die Tatsache, dass er Pierricks Familie retten würde. Tagelang schlug Lemmbas sich durch diverse Schlachten und Fronten und versuchte etwas über den Aufenthaltsort der Familie Pierrick, die aus ihrem nicht länger gesicherten Wohnsitz geflüchtet war, herauszubekommen. Schließlich fand er die Frau mit ihrem Kind in einer zerlumpten, braunen, staubigen Kutte in einem dreckigen, versifften, modernd stinkendem Viertel. Das Gesicht der Mutter war von Sorgenfalten zerfurcht und der Blick des Jungen, der höchstens fünf Jahre alt sein mochte, war starr vor Furcht. Die beiden sahen elend aus, so wie der gesamte Planet eine einzige Ansammlung des Elends war, seit seine Bevölkerung in einem Kampf entbrannt war, der von den Medien als „die Palpatine-Fehde"bezeichnet wurde. Lemmbas holte die Mutter mit ihrem Sohn aus der schmutzigen Gasse und leitete sie auf sicheren Wegen durch die in Flammen stehende Stadt. Doch ein fanatischer Kämpfer aus der Fraktion der Gegner Palpatines erkannte in der flüchtenden Frau die Gattin des Heermeisters und feuerte aus dem Hinterhalt einen gezielten Blasterschuss in ihr Herz. Dunkelrotes Blut spritzte auf Lemmbas fleckigen Umhang, benetzte die Straße und tränkte die helle Kleidung, des Kindes, das sie auf ihrem Arm getragen hatte. Sie knickte ein und mit einem dumpfen Schlag fiel ihr Körper zu Boden. Reflexartig feuerte Lemmbas in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war, und steckte den Blasterschützen nieder. Dann schnappte er sich das Kind, das ganz verstört begonnen hatte zu schreien, und rannte so schnell er konnte quer durch die Stadt zurück zu seinem Jäger. Die Frau war tot. Er hatte sie nicht retten können. Er hatte den Attentäter nicht gesehen. Er hatte versagt. Nun würde er Pierrick gegenübertreten müssen, mit dem Tod seiner Frau auf dem Gewissen. Schuldbewusst sah er dem weinenden Jungen in die Augen, dessen Mutter er getötet hatte. Tränen rannen über die bleichen Wangen des Kindes und der Rotz lief ihm aus der Nase. Er konnte nicht verstehen, was mit seiner Mutter geschehen war und warum der fremde Mann ihn von ihr weggezerrt und in dieses Raumschiff verfrachtet hatte. Zusammengekauert und ängstlich schluchzend saß er neben Lemmbas im Copiloten-Sitz, in dem er fast versank. Die Angst krampfte sein kleines, heftig und schnell schlagendes Herz zusammen und er konnte nicht verhindern, dass er sich über dem Kontrollpult des Raumjägers übergab. Lemmbas rührte sich nicht. Er würde die Schuld gegenüber diesem Jungen nie mehr wieder gutmachen können.
Lemmbas schlug die Augen auf und erwachte aus seinen Albträumen aus der Vergangenheit. Dies war seine letzte Mission gewesen. Er hatte Heermeister Pierrick seinen Sohn Peyrac zurückgebracht, doch er hatte ihm nie wieder in die Augen sehen können und war einen Monat darauf freiwillig aus den Diensten des Imperiums ausgeschieden. Lemmbas' Blick klärte sich und er sah das kleine Mädchen in den liebevollen Armen seiner Frau. Vielleicht war es ein Zeichen, dass der Name dieses kleinen Geschöpfs adjanisch war. Für eine Adjanerin, deren Tod Lemmbas verschuldet hatte, würde er nun einer anderen zum Leben verhelfen. „Ich habe mich entschieden. Wir werden Nenomith aufziehen wie unser eigenes Kind." Und so geschah es. So liebevoll, dass es ihre leiblichen Eltern nicht besser vermocht hätten, und doch mit der nötigen Portion an Strenge, um dem Kind Respekt einzuflößen, zog das Paar das Mädchen groß und Nenomith erfüllte sie mit unbändigem Stolz und bereitete ihnen viel Freude, wenn diese auch hin und wieder durch Kummer getrübt wurde.
Lemmbas Painn stand an jenem herrlich sonnigen Morgen in seinem ordentlich gepflegten Vorgarten und schnitt seine Ligusterhecke mit seiner Vibroheckenschere, als plötzlich etwas in seinem Gemüsebeet landete. Erschrocken ließ er das Werkzeug fallen und hechtete sich auf den Boden, die Hände fest um den Kopf geschlungen. Er hatte über Jahre hinweg während der Klonkriege in Palpatines Armee gedient und rechnete jeden Tag mit einer neuen Invasion der feindlichen Klone. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie seine Frau Rangaa aus der Haustür trat, um zu sehen, was hier draußen geschehen war. „Rangaa!", rief er entsetzt. „Herrgott, bring dich in Sicherheit, Weib! Wir werden angegriffen!"Sie starrte ihn an als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Was faselst du da, du alter Narr?", keifte sie und linste missbilligend auf das zerstörte vermeintliche Gemüsebeet, in welchem sich tatsächlich alle Arten von als Rauschmittel verwendbaren Pflanzen wuchsen. „Das Kraut hat dir wohl die Sinne vernebelt, was?"Mürrisch vor sich hinbrummend richtete er sich langsam auf – die alten Knochen funktionierten auch nicht mehr so gut wie einst – und machte ein paar unsichere Schritte auf das Gartenstück zu. Mit zitternder Hand deutete er darauf. „Da, sieh dir das an, Weib! Nennst du das etwa eine Halluzination? Da liegt eine Metallhülse in meinen Dagor-Schoten." Misstrauisch trat sie neben ihren Gatten und betrachtete das seltsame Ding eingehend. „So etwas habe ich schon seit Langem nicht mehr gesehen", murmelte sie und rieb sich nachdenklich das verrunzelte Kinn. „Los, mach es auf, Lemmbas! Tu zur Abwechslung mal etwas Nützliches."Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu und wuchtete die Kapsel aus dem Gestrüpp. „Eine imperiale Kurierkapsel. Seltsam, seltsam. Wer mag uns wohl eine Nachricht schicken?"Er legte das mysteriöse Geschoss auf dem frisch gemähten Rasen ab. Zielsicher suchten die alten Finger nach einem Öffnungsmechanismus und fanden ihn auch. Mit einem geräuschvollen Zischen ging der Deckel auf und dicker Rauch quoll heraus. Lemmbas bekam den Dampf in Augen, Nase und Mund und musste heftig husten. „Verflucht, was ist das für ein Gestank? Riecht nach vermodertem Kot. Sithdreck!", fluchte er vor sich hin. „Wer auch immer dieses Teil an uns gesandt hat, hatte keine ehrenvollen Absichten." „Hör auf zu schwätzen", wies ihn Rangaa zurecht und verstummte jäh, als sich der Rauch lichtete. Braune Augen blickten ihr zuversichtlich entgegen und blinzelten neugierig angesichts der fremden Menschen. Eine winzige Hand streckte sich ihnen hoffnungsvoll entgegen. Einem mütterlichen Instinkt, den sie für längst verloren geglaubt hatte, folgend griff die betagte Frau in die Kapsel und nahm das Bündel heraus. Zärtlich wiegte sie es in den Armen. Lemmbas glotzte nur. „Was ist das?" Rangaa rümpfte die Nase ob seiner dümmlichen Frage. „Was soll das schon sein? Ein Baby, ein kleiner Mensch, ein..."Sie spähte unter die Windel. „...Mädchen." „Das sehe ich selbst", schnappte er gallig und hob seine kostbare Gartenschere auf. „Die Frage ist nur, was wir mit dem Balg anstellen."„Wir werden es behalten", bestimmte seine Frau prompt. Seit ihr erstes Kind Odnal, der Sohn, den sie sich immer gewünscht hatten, wenige Tage nach der Geburt auf schicksalhafte Weise verstorben war, niedergemetzelt durch die Heckenschere seines Vaters, der von nun an aus Furcht weitere Nachkommen ebenso zu verlieren keine Kinder mehr haben wollte, sehnte Rangaa sich nach einem Mündel, das sie umsorgen konnte. „Bist du von Sinnen, Weib ?!", ereiferte sich Lemmbas. „Ich will das Kind nicht behalten!" Nervös wechselte er sein Garteninstrument von der rechten in die linke Hand und wieder zurück. „Denk daran, was passieren könnte..."„Papperlapapp! Es ist bereits vierzig Jahre her, dass du durch den frühzeitigen Tod unseres Odnals so verdrießlich durch das Leben gehst, du alter Griesgram. Befreie dich von deinen Sorgen und löse sich dich von der Vergangenheit. Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt!"„Frau, was redest du da?"Es war ihr offensichtlich gelungen ihn zu verwirren und irgendwo in seinem Inneren regte sich Mitleid für dieses arme, kleine Wesen. Behutsam strich er ihr mit der von Gartenarbeit schwieligen Hand über den spärlichen Haarflaum, als er an ihrem Genick ein feines Metallband spürte. Eine Kette hing um den Hals des Babys, daran ein kunstvoll gearbeiteter Anhänger, in den ein Name eingraviert war. „Du heißt also Nenomith." Und Lemmbas erinnerte sich wieder an jene schicksalsschweren Jahre, als er noch als Geheimagent in der imperialen Armee unter Heermeister Arafrim Pierrick gedient hatte. Seine letzte und schmerzlichste Mission hatte ihn auf eine Welt namens Adjan geführt. Und wenn ihn nicht alles täuschte, war „Nenomith" eine Zusammensetzung aus adjanischen Worten. „Wasser des Taus... Tauwasser", flüsterte er ehrfürchtig. „Was hast du da gesagt?", fragte Rangaa. „Tauwasser... Dieser Name bedeutet „Tauwasser". Es ist Adjanisch, eine Sprache die ich schon sehr lange nicht mehr gesprochen habe."Fragend schaute Rangaa ihren Gatten an, aber dieser verlor sich in seinen Erinnerungen an den Krieg und seine Mission nach Adjan. Es war noch nicht einmal eine offizielle Mission im Dienste des Imperiums gewesen, sondern eher eine Art persönlicher Gefallen, den er Heermeister Pierrick getan hatte...
Denn zu dieser Zeit tobte der Bürgerkrieg auf Adjan, Befürworter und Gegner Palpatines bekämpften sich auf den Straßen und es kam zu blutigen Schlachten, in denen sich einstige Freunde und Brüder gewissenlos gegenseitig niedermetzelten. Eine Atmosphäre des Zorns, der Angst und Unsicherheit umfing den einst so friedlichen Planeten. Heermeister Arafrim Pierrick war ein angesehener Bürger Adjans und er lebte mit seiner Familie im Zentrum der Hauptstadt, das nun leider auch das Zentrum des Terrors der Straßenkämpfe geworden war. Der Heermeister hatte stets großes Vertrauen in seinen Agenten Lemmbas Painn gesetzt und noch nie hatte dieser ihn enttäuscht. Selbst die geheimsten Informationen vermochte der junge Offizier von Orrostar zu beschaffen, ohne die geringste Aufmerksamkeit zu erregen. Er war unauffällig wie ein Schatten und schnell wie der Blitz. Und nun, als Pierrick in Sorge um das Wohl und das Leben seiner geliebten Frau und seines kleinen Sohnes war, vertraute er die Aufgabe, sie vor den aufgeheizten Gemütern der verfeindeten aufständischen Gruppierungen zu retten, selbstverständlich Lemmbas an: „Tun Sie es nicht für Palpatine, Lemmbas. Tun Sie es für mich!" Lemmbas setzte sich sofort in seinen Raumjäger und machte sich auf den Weg. Seine Beziehung zu Pierrick war nicht die eines Untergebenen zu seinem Vorgesetzten, es war vielmehr eine Freundschaft, die sich über die Jahre und die vielen gemeinsamen harten Kämpfe ausgebildet hatte. Seine Treue zu Pierrick stand ebenso wenig in Frage wie die Tatsache, dass er Pierricks Familie retten würde. Tagelang schlug Lemmbas sich durch diverse Schlachten und Fronten und versuchte etwas über den Aufenthaltsort der Familie Pierrick, die aus ihrem nicht länger gesicherten Wohnsitz geflüchtet war, herauszubekommen. Schließlich fand er die Frau mit ihrem Kind in einer zerlumpten, braunen, staubigen Kutte in einem dreckigen, versifften, modernd stinkendem Viertel. Das Gesicht der Mutter war von Sorgenfalten zerfurcht und der Blick des Jungen, der höchstens fünf Jahre alt sein mochte, war starr vor Furcht. Die beiden sahen elend aus, so wie der gesamte Planet eine einzige Ansammlung des Elends war, seit seine Bevölkerung in einem Kampf entbrannt war, der von den Medien als „die Palpatine-Fehde"bezeichnet wurde. Lemmbas holte die Mutter mit ihrem Sohn aus der schmutzigen Gasse und leitete sie auf sicheren Wegen durch die in Flammen stehende Stadt. Doch ein fanatischer Kämpfer aus der Fraktion der Gegner Palpatines erkannte in der flüchtenden Frau die Gattin des Heermeisters und feuerte aus dem Hinterhalt einen gezielten Blasterschuss in ihr Herz. Dunkelrotes Blut spritzte auf Lemmbas fleckigen Umhang, benetzte die Straße und tränkte die helle Kleidung, des Kindes, das sie auf ihrem Arm getragen hatte. Sie knickte ein und mit einem dumpfen Schlag fiel ihr Körper zu Boden. Reflexartig feuerte Lemmbas in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war, und steckte den Blasterschützen nieder. Dann schnappte er sich das Kind, das ganz verstört begonnen hatte zu schreien, und rannte so schnell er konnte quer durch die Stadt zurück zu seinem Jäger. Die Frau war tot. Er hatte sie nicht retten können. Er hatte den Attentäter nicht gesehen. Er hatte versagt. Nun würde er Pierrick gegenübertreten müssen, mit dem Tod seiner Frau auf dem Gewissen. Schuldbewusst sah er dem weinenden Jungen in die Augen, dessen Mutter er getötet hatte. Tränen rannen über die bleichen Wangen des Kindes und der Rotz lief ihm aus der Nase. Er konnte nicht verstehen, was mit seiner Mutter geschehen war und warum der fremde Mann ihn von ihr weggezerrt und in dieses Raumschiff verfrachtet hatte. Zusammengekauert und ängstlich schluchzend saß er neben Lemmbas im Copiloten-Sitz, in dem er fast versank. Die Angst krampfte sein kleines, heftig und schnell schlagendes Herz zusammen und er konnte nicht verhindern, dass er sich über dem Kontrollpult des Raumjägers übergab. Lemmbas rührte sich nicht. Er würde die Schuld gegenüber diesem Jungen nie mehr wieder gutmachen können.
Lemmbas schlug die Augen auf und erwachte aus seinen Albträumen aus der Vergangenheit. Dies war seine letzte Mission gewesen. Er hatte Heermeister Pierrick seinen Sohn Peyrac zurückgebracht, doch er hatte ihm nie wieder in die Augen sehen können und war einen Monat darauf freiwillig aus den Diensten des Imperiums ausgeschieden. Lemmbas' Blick klärte sich und er sah das kleine Mädchen in den liebevollen Armen seiner Frau. Vielleicht war es ein Zeichen, dass der Name dieses kleinen Geschöpfs adjanisch war. Für eine Adjanerin, deren Tod Lemmbas verschuldet hatte, würde er nun einer anderen zum Leben verhelfen. „Ich habe mich entschieden. Wir werden Nenomith aufziehen wie unser eigenes Kind." Und so geschah es. So liebevoll, dass es ihre leiblichen Eltern nicht besser vermocht hätten, und doch mit der nötigen Portion an Strenge, um dem Kind Respekt einzuflößen, zog das Paar das Mädchen groß und Nenomith erfüllte sie mit unbändigem Stolz und bereitete ihnen viel Freude, wenn diese auch hin und wieder durch Kummer getrübt wurde.
