Sorry für das lange Stillschweigen... jetzt, da Epi III draußen ist, dachte ich, ich könnte mal wieder nen neuen Teil posten. Vielleicht finden sich jetzt mehr Leser. Also viel Spaß beim Lesen und fleißig reviewen!

Rave & Naurya

Mit wehendem schwarzen Umhang stand Naurya auf der Spitze des Tempels, der Skywalkers Jedi-Akademie als Unterschlupf diente. Sie war ungewohnt kribbelig, denn sie fühlte, dass ihre Zwillingsschwester ihr immer näher kam. Fast glaubte sie Rave rufen zu hören. Gleich bin ich bei dir, Naurya. Ein amüsiertes Lächeln zauberte sich auf ihre fein geschwungenen Lippen. Es war zu vermuten, dass ihre Schwester unbewusst mit der Macht nach ihr gerufen hatte, denn sie zog normalerweise ein gut funktionierendes Komlink einer unsicheren Machtverbindung vor. Plötzlich nahm sie eine schemenhafte Bewegung hinter sich wahr. Sie vermied es sich umzudrehen und lenkte ihre Gedanken von den Sternen über ihr wieder zurück zum Hier und Jetzt. „Master Skywalker, kann ich Euch irgendwie weiterhelfen?", grüßte sie den älteren Jedi höflich. Auch ohne die Macht zu benutzen hatte sie ihn erkannt. Kein zweiter Mensch in der Galaxie – da war sie sich sicher – war von einem derart süßen Aroma heißer Schokolade umgeben wie Luke Skywalker, Held der Rebellion und ihrer zahllosen Schlachten, Meister des neuen Jedi-Ordens und obendrein größter Konsument eines gewissen Heißgetränkes von den Kerngebieten bis hin zum äußeren Rand.

„Naurya, ich möchte mit dir über etwas sehr wichtiges sprechen", begann der Jedi-Meister.

Langsam drehte Naurya sich um.

„Gerne. Um was geht es?"

„Du trägst dich schon seit längerem mit dem Gedanken, die Akademie zu verlassen, hab ich Recht?", fragte Skywalker ohne Umschweife. Naurya senkte ihren Blick, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Einen Augenblick lang spielte sie mit dem Gedanken, ihre wahren Gefühle zu verleugnen, aber sie sah sofort ein, dass es keinen Sinn machen würde. Skywalker würde sie in jedem Fall durchschauen, auch wenn er es für gewöhnlich vermied, zu tief in die Gedanken anderer einzudringen. Ja, es stimmte, dass sie in letzter Zeit immer häufiger daran gedacht hatte, wie schön es wäre, den Dschungelmond zu verlassen und nach Jahren endlich wieder zu ihrer Schwester zurückzukehren und wie in alten Zeiten frei und unabhängig quer durch die Galaxie zu fliegen. Sie sah Rave viel zu selten. Natürlich verstand sie, dass es ihrem Zwilling nicht immer möglich war, sie auf Yavin zu besuchen. Rave war eine vielbeschäftigte Schmugglerin, stets unterwegs mit neuen Aufträgen, stets im Stress. Früher war Naurya selbst auch so gewesen. Rastlos, ruhelos, immer auf Achse. Hier auf Luke Skywalkers Jedi-Akademie hatte sie eine Art inneren Frieden gefunden, den ihr die Macht schenkte. Sie hatte viele Wochen gebraucht, bis es ihr gelungen war, vollkommen loszulassen und die Macht durch sich hindurch fließen zu lassen. Sie hatte in der weiten und harmonischen Natur des Dschungels meditiert, über die Legenden, Lebenseinstellungen und Ideale der Jediritter gelernt und schließlich hatte sie sich aus kostbaren Kristallen ihr eigenes Lichtschwert konstruiert, dessen Klinge bläulich leuchtete. Master Skywalker war sehr zufrieden mit ihren Fortschritten und hatte bereits angekündigt, dass sie in kurzer Zeit wahrscheinlich schon dazu fähig sein würde, sich vom Dach des Massassi-Tempels, in dem sich die Akademie befand, hinabzustürzen und ihren Fall mithilfe der Macht abzubremsen. Naurya war eine Jediritterin geworden. Sie stand mit sich selbst und der Galaxis im völligen Einklang. Und doch war dies nicht genug. Sie wollte mehr. Und sie vermisste Rave.

Bedächtig hob sie ihren Blick und schaute Skywalker in die Augen.

„Ja, es stimmt", erwiderte sie schuldbewusst, „Ich mag das Leben hier auf der Akademie und ich bin wirklich sehr froh, dass Ihr es mir ermöglicht habt, Eure Schülerin zu sein. Aber..."

Naurya zögerte weiterzusprechen.

„Du denkst viel an Rave", stellte Skywalker fest.

„Ja, meine Schwester fehlt mir", antwortete Naurya, die erleichtert war, dass Skywalker ihr die Antwort abgenommen hatte. „Sie ist auf dem Weg hierher mit der Rogue, ich kann es spüren."

Wieder stockte sie. Die letzten Zweifel in ihrem Inneren rangen miteinander. Aber in Wirklichkeit hatte sie sich längst entschieden, sie wusste es. Naurya schluckte und atmete tief durch. Dann sprach sie aus, was ihr Herz so lange schon bedrückt hatte:

„Ich werde Yavin 4 verlassen und mit Rave gehen."

Naurya legte eine Festigkeit und Sicherheit in ihre Stimme, die sie in nicht besaß. Aber je näher die Präsenz ihrer Schwester war, desto sicherer war sie, dass ihr Entschluss richtig war. Sie hatte in den drei Jahren ihres Trainings viel gelernt, aber jetzt war es Zeit, wieder die Freiheit zu genießen.

„Ich verstehe", versicherte Skywalker, „Es ist bedauerlich, dich als Schülerin zu verlieren. Ich konnte dir bereits sehr viel beibringen und ich hätte dir gerne bei der Perfektionierung deiner Fähigkeiten geholfen. Aber sowohl du als auch deine Schwester, ihr seid nicht dafür geeignet, im stillen Kämmerchen über das elementare Zerwürfnis des Seins zu meditieren."

Naurya konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen und in Skywalkers Gesicht beobachtete sie ebenfalls ein leichtes Zucken der Mundwinkel.

„Ich wusste von Anfang an, dass ich euch nicht lange hier halten könnte. Im Gegensatz zu Rave hast du es wenigstens so lange mit mir ausgehalten, dass ich deine Ausbildung als fast abgeschlossen betrachten kann. Wenn du die Akademie nun verlassen willst, werde ich dich nicht aufhalten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man einen Menschen nicht aufhalten kann, wenn er dem Weg seines Herzens folgen will. Und vergiss nicht, dass auch die Macht deine Wege leitet."

Er sah seine Schülerin an und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Möge die Macht immer mit dir sein, Naurya!"

„Ich danke Euch für alles, was ihr mich gelehrt habt. Möge die Macht auch mit Euch sein, Master Skywalker! Und möge die heiße Schokolade Euch niemals ausgehen!"

Bevor Luke Skywalker noch etwas kontern konnte, durchbrach auch schon ein bläulich schimmerndes Objekt die weißen Wolken.

„Die Rogue!", rief Naurya begeistert und stürmte einer Jedi völlig unwürdig vom Dach, durch sämtliche Etagen des Tempels hinunter zum Landeplatz. Als sie unten ankam, warteten Corran und ein paar andere Jedi-Schüler ebenfalls bereits dort und auch Master Skywalker war schon anwesend. Er musste sich einmal mehr vom Dach des Tempels gestürzt haben, stellte Naurya amüsiert grinsend fest. Sie gelangte zu der Gruppe und sah voll brennender Erwartung dem Landemanöver der Rogue zu. Mit weichen, runden Bewegungen glitt das Schiff elegant zu Boden. Die Rogue war immer schon Raves und ihr größter Stolz gewesen. Durch viele abenteuerlichen Reisen hatte dieses Schiff die Schwestern schon begleitet und ihnen nicht wenige Male das Leben gerettet. Sehnsüchtig dachte Naurya an die Zeit zurück, als sie noch zusammen mit Rave in der Grauzone der Schmuggler-Branche ihre halblegalen Geschäfte getätigt hatte. Dies alles war schon so lange her – viel zu lange...

Mit einem Zischen öffnete sich die Einstiegsluke der Rogue. Naurya atmete tief durch, um die Aufregung von sich abfallen zu lassen. Und dann sah sie den blonden Haarschopf.

„Rave!"

Naurya drückte sich an Luke vorbei und rannte auf ihre Schwester zu. Raves Blick flog über die Jedi-Schüler hinweg und entdeckte Naurya. Freudig sprang sie von der Rampe ihres Schiffs, rannte ihr entgegen und die beiden jungen Frauen umarmten und drückten sich freudestrahlend.

„Ich bin so glücklich, dich endlich wiederzusehen, Naurya!", sprudelte es aus Rave heraus.

„Ja, das Leben hier auf der Akademie war nicht halb so lustig, seit du gegangen bist."

„Und ich hätte auf der Rogue manchmal wirklich eine Copilotin brauchen können!"

Rave schaute Naurya gespielt vorwurfsvoll an, doch diese strahlte ihre Schwester nur an. Dann ließ sie die Bombe platzen:

„Die wirst du in Zukunft auch wieder haben! Ich verlasse Yavin und komme mit dir auf die Rogue!"

Rave sog in einer Mischung von Schock, Überraschung und Freude die Luft ein und war für einen Moment sprachlos, was bei ihr nicht sehr oft der Fall war.

„Was ist? Hat's dir die Sprache verschlagen?"

„Das... das ist ja fantastisch! Super! Genial!"

Rave war so begeistert, dass sie ihre Schwester gleich noch einmal umarmte. Nauryas letzte Zweifel über ihre Entscheidung waren in diesem Moment wie weggewischt. Nun da sie Rave wieder bei sich hatte, wollte sie auf keinen Fall noch einen Tag länger auf der Akademie bleiben. Als Rave die Umarmung wieder löste, schob sie Naurya ein paar Zentimeter zurück und begutachtete ihre Jedi-Kluft bestehend aus einer schwarzen bodenlangen Robe, festen Stiefeln aus schwarzem Nerf-Leder und dem obligatorischen Mantel.

„Schickes Outfit!", sagte Rave grinsend, „Trägt man das heute als moderne Jedi so?"

„Selbstverständlich! Mantel muss sein - wegen der Autorität und so, weißt du."

„Ach so! Ich hatte ganz vergessen, dass du jetzt eine echte Respektsperson bist."

„Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern, wenn du dich mal wieder über meinen Flugstil beschweren solltest!"

„Und ich freue mich schon darauf deine wahrlich beeindruckende Jedi-Autorität zu testen, wenn wir in die nächste Zollkontrolle schliddern."

Die Zwillinge lachten gerade noch über ihr gespieltes Streitgespräch, als Luke Skywalker zu ihnen trat, um Rave zu begrüßen.

„Rave! Schön dich wiederzusehen."

„Freut mich auch, mal wieder auf Yavin zu sein. Es ruft alte Erinnerungen hervor. Aber keine Sorge, ich hab nicht vor, lange zu bleiben. Sobald Naurya bereit ist, fliegen wir ab. Wir haben noch eine Menge zu tun. Ich hoffe, Ihr seid nicht allzu verdrießlich, weil ich Euch Eure Schülerin entführe."

„Es ist ihre freie Entscheidung zu gehen, wann sie will."

„Ja, wir haben bereits darüber gesprochen", mischte sich Naurya nun ein, „und ich bin mir wirklich sicher, dass es der richtige Weg ist."

Dann wandte sie sich an Rave: „Ich habe nicht sehr viele Sachen zu packen. Gib mir eine halbe Stunde und ich bin soweit. Dann können wir aufbrechen. Ich habe mich schon so lange danach gesehnt, wieder am Steuer der Rogue zu sitzen."

„Das glaubst auch nur du, dass DU am Steuer sitzen wirst! Als du das letzte Mal versucht hast einzuparken, hast du eine Mauer gerammt!"

„Aber das war doch nur ein kleiner Kratzer in der Außenhülle und ich hab übergründlich drüberlackiert! Du übertreibst, wie immer!"

„Ich sterbe jedes Mal fast, wenn du versuchst unser Schiff zu Schrott zu fliegen!"

„Aber ich verfüge jetzt über die Macht. Ich kann die Mauern spüren und ich werde sicher keine mehr rammen. Großes Ehrenwort!"

Als Luke Skywalker beobachtete, wie die beiden gerade wiedervereinten Schwestern erneut einen ihrer berühmten amüsanten Zoffs anzettelten, lächelte er nachsichtig und beschloss, sie allein zu lassen. Naurya und Rave waren endlich wieder in ihrem Element und Naurya spürte, dass es dieses Lachen war, das sie bei all der Ernsthaftigkeit auf der Akademie vermisst hatte. Nun war es wieder da und sie würde es so schnell nicht mehr aufgeben.

Fortsetzung folgt...

Wir freuen uns auf eure Reviews!