3) Der Kampf im Innern

Nur Ginny, Ron und Hermine hatten gesehen was in diesem Moment geschehen war. Die drei hatten Harry den Rücken frei gehalten, da sie nicht anders helfen konnten.
Ein lautes Zischen, gefolgt von einem grellen, weißen Licht, das aus Harrys Zauberstab hervor schoss. Die Zauberstäbe vereinigten sich aber dieses Mal war es anders. Das Licht umfloss erst den anderen Zauberstab, dann kroch es Voldemorts Arm entlang, bis seine Gestalt völlig im Licht gefangen war. Er schien vor Schmerz zu schreien aber das einzige, dass die Freunde hörten war das Zischen von Harrys Fluch.

Dann, sehr plötzlich brach die Verbindung. Das Licht viel auf Harry zurück und beide, Harry und Voldemort brachen zusammen.

Seit diesem Moment war alles dunkel und kalt. Harry war es egal. Seine Gedanken waren völlig durcheinander. Es war so kalt und die Dunkelheit war so vollkommen, dass Harry keine Möglichkeit sah wie Licht sie je durchdringen könnte.

Ab und an würde er ein Wort hören oder er fühlte, dass sein Körper bewegt wurde aber er konnte nicht verstehen was gesagt wurde und begriff nicht, wer ihn berührte oder wieso. Auch fand er einfach keinen Weg zu antworten.

Harry wusste nicht, das das was er hörte und fühlte seine Freunde waren.

Sie wechselten sich an Harrys Krankenbett ab auch wenn sie eigentlich Unterricht hatten. Zuerst hatten die Erwachsenen dies nicht erlauben wollen aber hatten den Widerstand aufgegeben als sie bemerkten, das es den Kindern half mit der Situation fertig zu werden. Und seit Luna den Klitterer mitgebracht hatte und verkündet hatte Harry müsse langweilig sein war die gespannte Stille im Zimmer gewichen.

Luna würde den Klitterer lesen, Ginny den Tagespropheten. Ron erzählte Harry von den Quidditch Spielen und Hermine konnte man erwischen, wie sie Harry aus Schulbüchern vorlas. Als die Examen für die Älteren immer näher rückten konnte man sie an Harrys Seite büffeln sehen, Bücher und Pergamente überall verteilt. Ab und an kam sogar die eine oder andere Diskussion zustande, die allerdings immer ziemlich schnell versiegte, da Harry fehlte. Er war immer derjenige gewesen, der Hermine und Ron aus ihren kleinen Streitereien riss und begann andere Wege zur Lösung zu finden, wenn ihre Bemühungen zu nichts führten.

Remus war so oft da, wie er nur konnte. Ansonsten half er die flüchtigen Todesser zu fangen.

Er war immer da um Madame Pomfrey zu helfen die Zaubertränke, die Harrys Körper am Leben hielten, in ihn hineinzubekommen. Er war an die Prozedur gewöhnt, da er sie selbst als Kind des Öfteren hatte über sich ergehen lassen müssen. Sein Vater würde hinter ihm sitzen, den Sohn an ihn gelehnt, mit der einen Hand die Arme des Kindes festhaltend und mit der anderen Hand an der Stirn den Kopf auf die eigene Schulter pressend so, dass der Junge das oft eklige Gebräu einfach schlucken musste.
Das war vorbei gewesen als er nach Hogwarts kam, da es den Wolf beruhigte Freunde zu haben, ein Rudel und als dieses ihm in ihren Tierformen Gesellschaft leisten konnte verletzte er sich nur noch selten. Mit der Entwicklung des Wolfsbann Trankes war alles noch einfacher geworden.
Die Letzte Wandlung war tatsächlich die Erste seit vielen Jahren gewesen. Es war einfach keine Zeit gewesen für den Zaubertrank. Severus Snape hatte andere Probleme. Er musste Dumbledore informieren und darauf achten nicht als Spion enttarnt zu werden.

Dumbledore war sehr besorgt. Er wusste, dass Harry in dem Hass und der Verrücktheit Voldemorts gefangen war.
Alles war auf ihn übertragen worden genau wie die Zauberkraft. Wie würde der Junge diese Macht aushalten? Wenn er überhaupt je aus all dem herauskam. Der Schulleiter hatte versucht in Harrys Gedanken einzubrechen aber selbst in diesem geschwächten Zustand waren Harrys Schilde zu stark selbst für einen Erfahrenen Zauberer wie ihn.

Was Dumbledore nicht wusste war das Harry seinen Versuch wohl gespürt aber abgeblockt hatte. Er wollte niemanden sehen lassen wie durcheinander es in seinem Kopf war. Er war verwirrt von all den Dingen die ihm durch den Kopf gingen. Visionen voll Hass und Blut, er fühlte seine Macht wachsen und er wusste, dass all das Voldemorts Schuld war.
Er wollte, dass es vorbei war. Warum starb er nicht einfach? Warum war er noch immer am Leben? Oder war er es nicht mehr? Wie konnte er sicher sein?

Wenn er bereits tot war, warum war er nicht bei seinen Eltern? Er wollte zu ihnen und er wollte Sirius sagen, dass es ihm Leid tat seinen Tod verursacht zu haben. Etwas in ihm sagte: „Dann beende es doch!"
Und Harry versuchte genau das.

Sein Atem wurde unregelmäßig und die besorgten Teenager wurden unter Protest aus dem Krankenflügel verbannt. Dumbledore wollte nicht, dass sie Harry sterben sahen.
Remus hielt Harry in seinen Armen, redete ihm zu, betete aber er konnte sein Bewusstsein nicht erreichen.

"Nicht Harry!" flüsterte Jemand. Es hörte sich nicht wie eine normale Stimme an sondern wie viele zusammengemixt und da sie nicht gemeinsam anfingen zu sprechen konnte Harry schwer ausmachen was sie sagten.

"Wer ist da?" dachte Harry. Er konnte nichts sehen aber er fühlte etwas. Warm und angenehm.

"Lass sie nicht alleine, sie brauchen dich!"

Ein Gedanke überkam ihn:" Mum, Dad, Sirius?"

Keine Antwort, das Gefühl verschwand, die Schmerzen kamen zurück.

"Nein! Lasst mich nicht alleine! Geht nicht!"

Remus versuchte den Jungen festzuhalten als Krämpfe den Körper erschütterten. Es war klar, dass ein Kampf in diesem Körper tobte und er konnte nur hoffen, dass das Leben gewinnen würde.

Aber Harry kämpfte nicht um sein Leben er wollte die Tortur beenden.

Eiseskälte durchströmte seinen Körper. Es fühlte sich an als währe er an einem Wintertag vollkommen nackt heraus an den See gegangen. Die Kälte kroch durch seine Adern, von seinen Zehen bis hin zu seinen Fingerspitzen. War es das? Fühlte es sich so an zu sterben? Warum hatte er nie einen der Geister gefragt? Oder hatte er das? Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern.
Er wollte die Kälte verbannen, einfach nur sterben. Er war so bereit wie er nur sein konnte. Er wollte alles hinter sich lassen, fliehen vor den Visionen, den Albträumen selbst vor seinen Träumen. Er wollte nichts mehr sehen.
Aber von irgendwo her, von weit weg fühlte er Wärme nach ihm greifen. Jemand musste seine Hand gehalten haben, er konnte es noch spüren. Und doch, die Kälte hatte sein Herz ausgefüllt und endlich wünschte er nur noch, dass die Kälte zurückkam und ihn zu seinen Eltern brachte, zu Sirius. Er musste zu ihnen.

"Harry." Ein einziges Wort erreichte ihn.

Das war er einmal gewesen, oder nicht? Aber das war er nicht mehr. Harry war bereits tot. Er war jetzt Tom, Tom war er. Sie hatten sich verbunden, waren eins. Tom war schon immer ein Teil von ihm gewesen, schon seit seinen Kindheitstagen. Tom hatte ihn sich verinnerlicht. Er war in jeder einzelnen Zelle.

Bilder zogen durch seine Gedanken. Bilder von Tom bei Hagrids Hütte. Bilder von einem weißen Licht. Aber in diesen Bildern verwoben waren andere, Bilder von Menschen mit rotem Haar, Menschen mit weißen und braunem Haar, Menschen, die ihn anlächelten, die ihm etwas bedeutet hatten. Wollte er das so einfach aufgeben?

Da war sie wieder, diese Wärme. Sie waren zurück. Waren sie hier um ihn zu sich zu holen? Er würde alles tun um mit ihnen gehen zu können. Aber wieder Verschwanden sie. Die Wärme in seiner Hand blieb. Sie fühlte sich stärker an.

Vielleicht hatte er danach gesucht. Vielleicht war es Zeit die Kälte zu bekämpfen.

Remus nahm Harrys unverletzte Hand in die seine und ließ sie nicht mehr los. Er sprach zu dem Jungen, wollte ihn nicht gehen lassen. Dieses durfte nicht passieren.

"Harry, halte durch!" versuchte er den Sohn seines besten Freundes zu überreden.

Aber mit jeder verstrichenen Minute bekam diese Forderung weniger Bedeutung als er immer und immer wieder den Namen des Jungen wiederholte.

Es dauerte einen Moment bis der Mann die Veränderung bemerkte. Seine Hoffnungen stiegen, er begann die Hand zu massieren und ohne es zu ahnen half er damit Harry die Kälte zu vertreiben.

Nur Sekunden später begann Harry nach seinen Freunden zu rufen. Nur seine Lippen bewegten sich.

Die Rufe alarmierten die Teenager, die ohne Pause vor der Krankenstation gewartet hatten. Sie kehrten zurück an Harrys Seite nur um Zeugen des Kampfes zu werden, der in ihrem Freund tobte.

Ginny sah aus als weine sie.

Es waren die längsten Minuten ihres Lebens bis Harry sich endlich wieder beruhigte und seine Hautfarbe wieder etwas normaler wurde.

Ginny war es die zuerst die Anzeichen für eine erneute Verschlechterung bemerkte. Wiederum atmete er nur unregelmäßig und sein Körper wurde steif. Obwohl seine Haut sich noch immer kalt anfühlte schwitzte er als hätte er hohes Fieber. Die Heiler wussten nicht was sie tun sollten und schlugen vor ihn einfach sterben zu lassen.

Aber Dumbledore war sich sicher, das der Junge noch kämpfte. Die Freunde wussten nicht, ob es irgendetwas änderte aber sie blieben bei ihm.
Jeder Tag schien der letzte und als alles verloren schien begann Harrys Atmung sich zu normalisieren.
Bald sah er aus als würde er bloß schlafen, aber er schlief nicht.

Nicht wirklich voll bei Bewusstsein und alles andere als wach bekam er eines Tages mit, wie man ihn fütterte und fühlte Dankbarkeit in ihm hochsteigen als er Remus sagen hörte:

"Eines Tages wird dir dieser Patient das Zeug ins Gesicht spucken, Poppy."

"Es hält ihn am Leben. Ihm ist es egal wie es schmeckt."

Er hörte die Krankenschwester gehen und Remus hielt ihn noch für einen Augenblick fest.

"Wie sollte sie das wohl wissen, cub?"

Cub? Das war das erste Mal, das Remus ihn so genannt hatte, oder nicht? Er hatte ihn schließlich schon als Baby gekannt, also war das wohl sein Spitzname.
Er hatte einen Spitznamen!
Er nahm sich fest vor Remus sobald es ihm möglich war ein Zeichen zu geben.

Die Tage vergingen. Harry war nicht wirklich wach genug um zu verstehen was um ihn herum gesprochen wurde aber er war dankbar dafür, dass er nicht alleine war.

Eines Morgens fühlte er sich stark genug. Heute war der Tag an dem er Remus zeigen würde, dass er ein Herumtreiber war.

"Lass es uns hinter uns bringen bevor du mir wieder sagst, wie ich meine Arbeit machen soll."

Harry lachte in sich hinein.
Remus bemerkte es nicht weil er Harry in die richtige Position brachte.

Sobald eine genügende Menge Zaubertrank in seinem Mund war spuckte er ihn in die Richtung, in der er Madame Pomfrey vermutete.
Und im nächsten Moment verschluckte er sich an dem Rest des Trankes. Remus schlug ihm auf den Rücken während die Krankenschwester ihm Wasser einflösste. Remus umarmte ihn und lachte über die Bescherung.

Poppy war mit ihrer eigenen Medizin besprüht und stank erbärmlich.

Nachdem sie sichergestellt hatte dass es ihrem Patienten gut ging war Madame Pomfrey gegangen Dumbledore zu holen.

"Also hast du zugehört, nicht war? Hallo, du hast uns Angst gemacht."

Remus hatte Harry zurück aufs Bett gelegt und ihm die Brille aufgesetzt.

"Hi … Moony … tut mir Leid." Es war schwer zu sprechen nach so langer Zeit.

"Was könnte dir denn Leid tun?"

"Euch … Sorgen gemacht … versagt." Tränen liefen ihm über das blasse Gesicht.

"Warum denkst du, du hättest versagt?"

"V … V." Das Sprechen viel ihm immer schwerer.

"Voldemort ist tot, Harry."

Ungläubig starrte Harry Remus an.

"Tom ist tot?" Flüsterte er aber es war nicht Remus, der ihm antwortete.

"Ja Harry. Tom ist wirklich fort."
Um es zu beweisen reichte der Schulleiter dem Jungen den Zauberstab, der seine Eltern, Cedric und noch viele mehr getötet hatte.
Harry nahm ihn an.

Na? Weiter machen?
Dieses Kapitel verdankt ihr zum Teil meiner Beta Reni-Maniac. Jemand interessiert an J.A.G lest ihre Geschichten!
Nächstes dauert ein bischen, warscheinlich zum Wochenende.