Es waren Winterferien und ich saß allein in meinem Himmelbett, des Mädchenschlafraumes der Slytherin Siebklässler, mit gebrochenem Herzen und Tränen durchnässten Kissen.

Sie, Demona Rice, war nicht mehr hier, bei mir. War nur noch eine und nicht mehr meine Freundin!

Ich vermisste ihre Stimme, ihre Blicke, ihre Küsse! Mehr als ich es verkraften konnte.

Nun war sie bei ihm, einem Schlammblut! Lag in seinen starken Armen! Sah in seine schwarzen Augen!

Wieder musste ich daran denken, wie sie mir gesagt hatte, dass sie Schluss macht.

„Es tut mir leit, Mara, aber ich liebe Voldemort mehr als ich dich je lieben könnte!" hatte sie gesagt und war Arm in Arm mit ihm, Tom Riddle, diesem Mischblut von Schulsprecher, davon gegangen.

Doch nun hatte ich keine Tränen mehr um zu weinen, nur noch Verzweiflung!

Drei Tage und drei Nächte hatte ich in meinem Bett gelegen und geweint, hatte nicht geschlafen und nur das Nötigste gegessen und getrunken.

Natürlich, ich hatte gewusst, dass sie sich in ihn verlieben würde. Wozu war ich denn eine Seherin. Aber dass sie mich für ihn sitzen ließ, dass hätte ich nicht wissen können!

Langsam stand ich auf, denn ich wusste ich konnte nicht ohne ihre Liebe leben! Mein Körper vielleicht, aber meine Seele nicht!

Im Morgenrock stieg ich mit leerem Blick gegen Mitternacht die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinab. In meinem Kopf hatte sich das Chaos, welches seit ihrer Abreise darin gewütet hatte, gelegt und alles war schwarz.

Ich durchquerte den Gemeinschaftsraum meines Hauses und begann die andere Treppe hinauf zu steigen.

Als ich an der vertrauten Tür der Fünftklässler Jungen angekommen war, öffnete ich diese ohne anzuklopfen und trat ein. Es war stock finster in dem Schlafrau, genau so wie es in meinem gewesen war, doch ich wusste genau, wo der einzige Junge schlief, dem ich je mein Vertrauen geschenkt hatte.

Vorsichtig bewegte ich mich zu seinem Bett, setzte mich auf dessen Kante und flüsterte dem schlafenden Jungen leise und tonlos ins Ohr, „Ludwig, wach auf!"

Ludwig Snape kannte keinen festen Schlaf und war deshalb sofort hell wach. „Mara?" fragte er in die Finsternis, ebenfalls flüsternd.

„Ja. Hör zu, ich brauch das Gift, von dem du mir erzählt hast." Erklärte ich ihm, „Du weist schon, dass das sofort tötet."

„Nein Mara!" stieß der zwei Jahre Jüngere etwas lauter als er es wohl gewollt hatte, entsetzt hervor, setzte sich auf und umarmte mich, „Bitte nicht!"

Regungslos blieb ich für einen Moment sitzen, schmiegte mich dann aber doch in seine Umarmung und flüsterte, „Bitte Luie, ich finde einen anderen Weg, wenn du es mir nicht gibst. Aber du sagtest, es ist fast schmerzlos und wenn ich mir die Pulsar-"

„Nein, du musst dich doch nicht umbringen!" flehte er und verkrallte seine Hände in dem Stoff meines Seidenmantels, „Bitte bring dich nicht um, meine Süße! Ich weiß du liebst sie über alles, doch wenn du jetzt auch noch gehst…" er stockte bei dem Gedanken.

Ludwig liebte mich, dass wusste ich, doch ich konnte seine Gefühle nicht erwidern. Ich konnte nicht mehr weiter machen, ich hatte keine Kraft mehr!

Ich seufzte, ließ ihn los und stand auf, „wenn du mir nicht helfen willst, dann schlaf weiter. Ich sehe dich beim Frühstück, Luie."

„Machs gut, Mara. Ich liebe dich!" flüsterte der Junge leise, traurig und genau wissend, dass er mich Morgen früh nicht mehr sprechen würde.

„Ich weiß, bis Morgen." Sagte ich und ging, die Tür hinter mir schließend, in den Gemeinschaftsraum.

Nein, die Klingen-Methode war zu unangenehm und zu langsam, jemand könnte mich entdecken und „retten". Dasselbe galt für den Strick und jedes Gift, das ich besaß.

Es musste einen einfachen und sicheren Tod geben! Ich suchte in meinem leeren Kopf nach der Antwort.

Der Astronomie-Turm!

Automatisch, ohne wirklich zu denken, schluckte ich das Unsichtbarkeits-Serum, dass ich immer für den Notfall bei mir trug und setzte dann einen Fuß vor den anderen, bis ich den kalten Wind in mein Gesicht wehen spürte.

Immer noch ohne zu denken, einfach nur handelnd, stieg ich an den Rand des höchsten Turmes der Hogwartsschule und ließ meinen Blick über den in Nacht und Dunkelheit getauchten verbotenen Wald und die übrigen Ländereien schweifen, ohne wirklich etwas davon war zu nehmen. Mittlerweile hatte das Serum aufgehört zu wirken, doch auch das war mir egal.

„Ich liebe dich über alles, Demona!" hauchte ich in den Wind und tat den Schritt, der mich von meiner Erlösung durch den Tod trennte.