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Kochen? Ein Kinderspiel!

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Und auch hier geht es mal wieder weiter. Das hier ist das Ergebnis einer kleinen Challenge, die ich von Kubi bekommen hab. Hab ich in meiner (doch etwas längeren) Viva Venezia Pause geschrieben.
Es geht um Herbert und Alfred - und ums Kochen.
Mehr an Zusammenfassung kann ich euch leider nicht geben, da das wohl schon zuviel verraten würde, aber dafür muss ich hiervor ein ganz ganz kleines Rating setzen.
sagen wir mal ... hmmmm ... überleg ... ab 16. (Ich höre die Schreie der 15 1/2 Jährigen gg). Man sieht zwar nix, aber das ist in FFs ja nun selten der Fall und ich geh lieber auf Nummer sicher. Und dazu eine kleine Slash Warnung. Also, jeder der sich jetzt angesprochen fühlt hat zehn Zeilen Zeit, mit dem Lesen aufzuhören!
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10 ... wieso seh ich da hinten immer noch einen 15jährigen? Na gut, ich hab euh gewarnt.

Ach ja, für alle die Viva Venezia noch nicht gelesen haben:
Karolina Herberts große Schwester Jonathan ihr Mann Alfons Herberts Ex und beste Freundin

Aber jetzt bitte alle an ihre Plätze! Es geht los!

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„Oh Gott, macht ihr das jedes Jahr zu Halloween?" Kichernd stolperten Alfred und Herbert durch die Hintertür des Schlosses. „Nein, bis vor zwei Jahren haben wir in einer alten Scheune gefeiert, aber das Dach ist inzwischen so durchlöchert, dass es lebensmüde wäre." Beide Vampire waren in dicke Decken gehüllt, die wenigstens etwas Schutz vor dem Licht der untergehenden Sonne bieten sollten. Alfred faltete seine zusammen und legte sie neben ein Regal, während Herbert den provisorischen Schutz ganz einfach fallen ließ und sich die Fusseln vom Hemd klopfte. „Ach? Und deswegen feiert ihr jetzt im Keller der Stadtkirche?" „Sicher. Kruzifixe, Weihwasser, Weihrauch ... Kannst du dir einen gruseligeren Ort für eine Halloween-party vorstellen?" Herberts typischer Übermut zauberte ein Lächeln auf Alfreds Gesicht, dass sogar dann noch hielt, als Herbert beide Hände auf die Schultern des jungen Mannes legte. „Danke, dass du mitgekommen bist, Alfi. Ohne dich hätte es nur halb so viel Spaß gemacht." „He, nun übertreib mal nicht.", wehrte der Assistent verlegen ab. „Ich hab die meiste Zeit nur da gesessen. Den eigentlichen Spaß hatten Alfons und du." „Höre ich da etwa ein Fünkchen Eifersucht heraus?" „Ganz und gar nicht! Ich versteh nur immer noch nicht, warum er und Karolina nicht gleich mit aufs Schloss gekommen sind." „Na, weil es viel zu auffällig wäre. Paps hat fast einen Tobsuchtanfall bekommen, als ich mich das letzte Mal kurz vor Sonnenuntergang ins Schloss geschlichen hab. Die beiden kommen morgen Abend." Herbert setzte ein vielversprechendes Grinsen auf und zog Alfred ein wenig näher, um ihm ins Ohr flüstern zu können. „Aber wenn du dich in deinem Sarg zu einsam fühlst, in meinem ist noch ein Plätzchen frei." Selbst nach den anderthalb Jahren, die sie sich nun schon kannten, wurde Alfred noch rot, wenn Herbert diesen Tonfall anschlug. Zum Glück bewahrte ihn ein tiefes Grummeln aus seiner Magengegend vor der Antwort, die der blonde Vampir sich erhoffte.
„Äh ... eigentlich hab ich noch Hunger.", murmelte Alfred etwas verlegen. Seufzend nahm der Ältere die Hände von den Schultern des Assistenten und zog ihn den Gang hinunter Richtung Küche. „Ich sehe schon. Wenn ich dich so mit in die Gruft nehme, weckst du Paps und Sarah allein mit deinem knurrenden Magen."

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Alfred hatte in der Tat das Gefühl, einen ganzen Krug Blut allein trinken zu können. Aber als sie die Tür zur Speisekammer öffneten, hatte der Jungvampir schlagartig jeden Gedanken an Blut vergessen. Vor ihnen standen nicht nur zwei bereits fertig angerichtete Teller mit Fisch, Reis und dieser hellen Soße, die nur Koukol so hinbekam, sondern auch noch eine riesige Schüssel Götterspeise, die offensichtlich als Nachtisch gedacht war.
„He, sieht aus, als hätte da jemand an uns gedacht, was?" Bei dem Anblick lief sogar Herbert das Wasser im Mund zusammen.
„Bist du sicher, dass das für uns ist?" „Für wen sonst? Koukol hat ab heut sein freies Wochenende und Paps und Sarah stehen frühestens in ein paar Stunden auf. Bis dahin ist es doch kalt!" „Herbert, es ist jetzt schon kalt." Der Grafensohn zuckte mit den Schultern und kaute bereits an einem Bissen Fisch als er antwortete. „Na un? Wir sa'n einwach es war no'h lauwarm." Alfred fühlte sich nicht ganz wohl bei der Sache, aber schließlich verlangte sein knurrender Magen sein Recht und auch er schnappte sich einen Löffel.
„Oh Mann, hätte nicht gedacht, dass ich als Vampir besseres Essen bekomme, als als Sterblicher." „Haben sie euch in Königsberg so schlecht gefüttert?", kicherte Herbert.
„Hast du schon mal Mensafisch probiert?"

Es war eigentlich nur eine Sache von Minuten, bis die beiden hungrigen jungen Männer die zwei Teller Fisch weggeputzt hatten. Und auch der Schüssel Götterspeise war kein längeres Leben beschert.
Erst als sie in der Hälfte der Schüssel angekommen waren, lehnte sich Herbert keuchend zurück. „Puh, ich krieg keinen Bissen mehr runter. Und meine Hose passt morgen garantiert nicht mehr." „Zieh doch einfach die helle an, die sitzt ein bisschen weiter." Alfred musterte die Schüssel so konzentriert, als überlege er, ob es nicht schneller ginge, einfach den Kopf hineinzustecken.
„Danke nein. Die Hose konnte ich schon nicht leiden, als sie noch modern war. Vielleicht sollte ich einfach ohne gehen." „Wie jetzt?! Morgen kommen doch Alfons und Karolina vorbei!" „Na und?", er schenkte Alfred ein spitzbübisches Lächeln. „Ist nicht so, als hätten die mich noch nie in Unterhose gesehen." Herbert bezweifelte, dass er es jemals leid werden würde, Alfred erröten zu sehen. Der junge Mann war dazu einfach zu süß, wenn er vor Verlegenheit an seiner Unterlippe kaute.
Spielerisch löffelte Herbert noch ein wenig Götterspeise aus der Schüssel und zielte damit auf den Nachwuchswissenschaftler. „Du könntest ja mitmachen." „Bestimmt nicht! Und hör auf, mit dem Zeug auf mich zu zielen." Herbert musste grinsen. „Warum? Mach ich dich nervös?" Vorsichtshalber bewaffnete sich Alfred seinerseits mit Götterspeise. „Sagen wir, ich hab gelernt, dass Nervosität angebracht ist, wenn du so grinst." „Och, jetzt bin ich aber wirklich enttäuscht." Alfred kannte den anderen Vampir inzwischen gut genug, um zu wissen, wann man sich vor ihm in Acht nehmen musste und wann er „nur spielen" wollte. Er schenkte ihm nun seinerseits ein lässiges Grinsen.
„Ach, Herbilein ... Ich glaube Alfons würde es viel besser gefallen, wenn du NUR in Unterhose gehst." Sein überraschtes „Warum?" blieb Herbert im Halse stecken, als der glibberig grüne Wackelpudding von Alfreds Löffel mit einem lauten ‚Watsch' auf sein weißes Lieblingshemd klatschte.
„Du... du ... Oh na warte, du Lausebengel!!" Alfred ließ sich von Herberts Gegenangriff nicht im geringsten einschüchtern und binnen Sekunden bedeckte die grüne Götterspeise nicht nur ihre Kleidung, sondern auch Boden und Wände der gesamten Speisekammer.
Alfred schleuderte gerade seinen letzten – miserabel gezielten – Löffel, als er plötzlich erstarrte.
Herberts Revanche traf ihn mitten ins Gesicht, aber der kreidebleiche Vampir schien es nicht mal zu bemerken.
„Was ist denn los, Alfi?" Verwirrt blickte Herbert sich um und spürte, wie sein Herz in die Hose rutschte. In der Speisekammertür stand ein nicht nur reichlich pikierter, sondern auch noch mit grüner Götterspeise bekleckster Graf, der die beiden Vampire mit einem eisigen Blick bedachte.

„Oh, äh ... hi Paps!" „Hätte vielleicht jemand die Güte, mir zu erläutern, was ihr hier veranstaltet? Ein Sonnenuntergangspicknick?" Herbert warf Alfred einen hilfesuchenden Blick zu, musste aber einsehen, dass der Jungvampir zu nicht mehr in der Lage war als einem verängstigten Fiepen.
‚Na toll, und dabei hat er Paps noch nicht mal richtig wütend erlebt.' Es half nichts, da musste er sich selbst wieder herausreden.
„Ach, weißt du ... Alfi hatte noch Hunger und da dachten wir, wir schleichen uns aus der Gruft, damit Sarah und du nicht aufwachen ..." Graf von Krolocks Tonfall nahm etwas spöttisches an, sein Blick jedoch blieb so streng wie er war.
„Natürlich. Deswegen trägst du ja auch dein Nachthemd." „Wir haben uns gleich angezogen! Hätte doch eh keinen Sinn mehr, jetzt noch ins Bett zu gehen!" „Allerdings. Deshalb hast du dir auch gleich noch die Haare gemacht und dich geschminkt, bevor ihr frühstücken gegangen seit. Herbert, willst du mich für dumm verkaufen?!" Aus jahrhundertlanger Erfahrung wusste Herbert, dass es in dieser Situation nur noch eines zu tun gab. Schuldbewusst ließ er den Kopf hängen und hoffte auf das Beste. Aber sein Vater war noch nicht fertig. „Und als ihr schon mal dabei wart, euch fürs Frühstück herauszuputzen, habt ihr natürlich gleich eure Straßenschuhe angezogen. Weiß einer von euch zweien zufällig, welcher Tag heute ist?" Herbert lag ein „Zwei Tage vor Halloween..." auf der Zunge, aber er bezweifelte, dass sein Vater diese Antwort hören wollte. Alfred hingegen schaltete wesentlich schneller und wurde sogar noch bleicher.
„Sehr richtig, Alfred. Heute ist Sarahs und mein erster Hochzeitstag und ich habe Koukol schon vor über einer Woche gebeten, die Zutaten für ihr Lieblingsessen zu besorgen." Die Stimme des Grafen hatte einen gefährlich ruhigen Unterton angenommen, der Herbert allzu deutlich sagte, dass sein Vater sich bereits eine Strafe für sie ausgedacht hatte.
„Ich hoffe doch sehr, dass es euch beiden wenigstens geschmeckt hat. Ich würde vorschlagen, ihr verdaut es in Ruhe, während ihr diese Schweinerei wieder aufwischt und ich mit Sarah wie geplant ins Theater fahre." Er wandte sich schon zum gehen und die beiden Vampire wollten erleichtert aufatmen, als er noch ein „Und wenn wir zurückkommen, steht ein fertiges Menü auf dem Tisch, das dem Anlass angemessen ist!" in die Speisekammer rief.

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Galant half Graf von Krolock seiner Frau in die Kutsche, die bereits vor dem Schloss stand. Der Professor hatte sich bereit erklärt, sie in die Stadt zu fahren.
„Oh, nun sag schon was das für eine Überraschung wird!", bettelte Sarah zum wiederholten Male. „Aber das hab ich doch schon, Sternkind. Wir fahren in die Stadt." „Ja, aber wohin?" Graf von Krolock strich ihr lächelnd über die Wange und Sarah kuschelte sich in der kühlen Nachtluft an ihn. „Also, nur zum Einkaufen kann es ja nicht sein, wenn ich extra mein gutes Kleid anziehen sollte. Fahren wir Essen?" „Du wirst es schon sehen.", erwiderte der Graf lachend. „Es wird dir gefallen, das verspreche ich dir." Die Kutsche ruckte sanft an und schon waren sie auf dem Weg in die Stadt. Graf von Krolock musste sich zwingen, nicht daran zu denken, was sie hier erwarten mochte, wenn sie in ein paar Stunden wieder zurück sein würden.

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Seufzend stellte Alfred den Putzeimer wieder in die Ecke und Herbert wusch die letzten Reste Götterspeise aus dem Lappen. „So, das wäre geschafft." „Ich weiß ja nicht. Hast du vergessen, was dein Vater gesagt hat? Wir müssen irgendwo etwas zu Essen auftreiben!" „Kannst du kochen?" „Nein. Nur Haferschleim und ich glaube nicht, dass einer von den beiden das essen will." „Ach, so schwer wird das schon nicht.", ermutigte Herbert den besorgten Studenten. „Wir kucken einfach mal, was hier noch an Zutaten rumliegt und basteln daraus was zusammen."

Alfred war sich nicht sicher, ob das eine so gute Idee war. Er konnte zwar die Schränke durchwühlen, bis er schwarz wurde, aber deswegen fiel ihm noch lange kein Gericht ein. Zum Glück erwies sich Herbert da als wesentlich kreativer. „Also, das sieht doch lecker aus! Hier, halt mal, Alfred. Und das da können wir auch noch gebrauchen ..." In Alfreds Armen stapelten sich die Zutaten, während Herbert neugierig seine Nase in all die vielen Töpfe und Krüge steckte.
Schließlich schien der blonde Vampir mit seiner Auswahl zufrieden zu sein und zog Alfred mit sich in die Küche.
„Also, Regel eins: Man fängt immer mit dem Nachtisch an." Alfred ließ seine Last so sanft wie möglich auf den Küchentisch fallen. „Hä? Nicht mit der Vorspeise?" „Nein. Und zwar, weil der Nachtisch immer erst kalt werden muss und deshalb am längsten braucht. Gib mir mal bitte den Krug Blut." Herbert schüttete die Flüssigkeit in einen weiten Topf und streute ein für Alfred undefinierbares Pulver dazu.
„Blutpudding.", erklärte er. „Hat Karolina früher immer gekocht. Du kannst dir ja den Schneebesen schnappen und schon mal die Sahne schlagen." „Wie‚ schlagen'??" „Du sollst sie rühren, bis sie fest ist. Nein, das ist Milch, das dort drüben." Alfred bezweifelte gewaltig, das die Pampe, in der Herbert rührte, jemals Pudding werden würde, aber da er selbst keinen besseren Vorschlag hatte ...

Mit zwei Topflappen bewaffnet nahm Herbert schließlich den Pudding vom Ofen und verteilte ihn auf zwei kleine und eine große Schale. „Sehr schön. Wie sieht es mit der Sahne aus?" „Schon fast fest!", berichtete Alfred stolz, sollte aber bitter enttäuscht werden.
„Alfi, was machst du denn??!! Doch nicht SO fest!" Seufzend nahm Herbert dem jungen Vampir die Schüssel Butter ab und stellte ihm eine neue hin. „Macht nichts, die können wir gleich für das Hauptgericht verwenden. Also noch mal, bitte. Diesmal sag ich dir, wenn es genug ist, Ok?" Betreten begann Alfred in der neuen Sahneschüssel zu rühren. So schwierig hatte er sich Kochen nicht vorgestellt.
„He, nun lass nicht gleich den Kopf hängen, Süßer." Herbert wuschelte dem Jungvampir tröstend durch die Haare und steckte ihm ein Stück Karotte zwischen die Zähne. „Damit du mir nicht vom Stuhl fällst.", meinte er mit einem Augenzwinkern.
„Ich würde lieber von dem Pudding probieren ..." „Das glaub ich dir, aber der ist leider noch kochend heiß." Herbert ließ sich Alfred gegenüber auf einen Stuhl plumpsen und begann, Gemüse zu schnippeln.
„Was kochen wir hier eigentlich?", fragte Alfred, während er nach einem Stück Kohlrabi griff.
„Rehragout. Oder zumindest Reh mit Gemüse und in die Backröhre geschoben." „Wow. So was kompliziertes kannst du?" „Äh ..." Alfred hörte auf an seinem Kohlrabi zu nagen. „Bitte sag mir, dass du das schon mal gekocht hast, Herbi!" „Äh ..." Alfred ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen. „Na prima." „Also echt, gib mir wenigstens eine Chance! Ich hab schon mal gekocht, es ist nur eben ein paar Jahre her. Sag mal was nascht du hier eigentlich die ganze Zeit?" Herbert entwand Alfred das Stück Möhre, das der Assistent gerade stibitzen wollte und legte es wieder auf den Haufen mit geschnippeltem Gemüse.
„Och ich hab aber noch Hunger. Kein Wunder bei dem ganzen Essen hier." Immerhin dreißig Sekunden hielt Herbert Alfreds traurigem Bettelblick stand. „Alfred, du musst innerlich hohl sein. Das ist die einzig mögliche Erklärung für die Mengen an Essen, die du verschlingst." Er beugte sich zu dem Jungvampir und hielt ihm ein Stück Tomate unter die Nase.
„Bin ich gar nicht!", protestierte der und versuchte, die Tomate aus Herberts Fingern zu essen. Ein lobenswerter Versuch, wie Herbert fand. Er scheiterte nur leider daran, dass Alfred sich mehr als nur ein wenig albern vorkam und sich ein Lachen nicht verkneifen konnte.
„Igitt, nicht doch, Alfi! Das tropft ja alles in die Sahne." Grinsend half Herbert dem anderen Vampir, sich die Tomatenreste vom Kinn zu wischen und stellte dann kopfschüttelnd die Sahneschüssel zur Seite. „Also, das müssen wir wohl noch üben." „Naja, es ist nicht so, als wäre es eine lebenswichtige Sache.", kicherte Alfred um seine roten Wangen zu überspielen. „Ach, und was, wenn du dir die Arme brichst und ich dich füttern muss?" „Dann kannst du immer noch einen Löffel nehmen." Herbert spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, seinen Stuhl um den Tisch herum zu ziehen, entschied sich dann aber für die praktischere Lösung. Er nahm einfach direkt auf Alfreds Schoß Platz. „Und wenn ich keinen habe?" „Nun, dann muss ich verhungern.", weigerte der andere sich, nachzugeben, als er dem älteren Vampir die Arme um die Hüften schlang.
„Ach so. Na, das kann ja nur eine Frage von Stunden sein." Herberts Spötteleien trugen ihm einen beleidigten Blick von Alfred ein. „Sollten wir nicht Essen machen?" Grinsend angelte der Grafensohn nach einem weiteren Tomatenstück. „Das tun wir doch."

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Graf von Krolock und Sarah saßen Seite an Seite im Theater und genossen die Vorführung - mehr oder weniger. Das Stück war zwar sehr romantisch, aber im Moment konnte sich Sarah überhaupt nicht auf diese Stimmung einlassen.
„Du meinst, wir werden nachher von Herbi und Alfi bedient???" Die junge Frau bemühte sich, ein Kichern zu unterdrücken um die anderen Gäste nicht zu stören, aber was ihr der Graf gerade über seine weiteren Plänefür die Nacht verraten hatte, war einfach zu absurd.
„Können sie denn überhaupt kochen?" „Das möchte ich für sie hoffen, sonst dürfen sie es gern den Rest der Woche üben." „Hmmm ... Magda, Chagall und Koukol im Urlaub. Herbert und Alfi beim Töpfe schrubben. Das wird eine Woche nur für uns zwei.", schwärmte sie. „Obwohl ich nicht glaube, dass sie wirklich beim Kochen sind." Graf von Krolock warf ihr einen überraschten Blick zu.
„Ach nein?" „Oh, komm schon, Schatz. Erstens haben sie sturmfrei und zweitens sind sie auch nur Männer." „Ich hatte immer den Eindruck, dass Alfred genau das stört." „He, sie sind nun schon seit Monaten so gut wie ein Paar. Die Einzigen, die das noch nicht einsehen wollen, sind sie selbst." „Und was willst du mir damit sagen?" Sarah gab dem Gafen einen Kuss auf die Wange. „Ohne deinen Sohn beleidigen zu wollen, ich glaube wir sollten eine Kleinigkeit essen, bevor wir zurückfahren."

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Entgegen aller Wahrscheinlichkeit war das Ragout aber doch noch im Ofen gelandet. Nun sahen sich die beiden Vampire der nächsten Herausforderung gegenüber. „Herbert, bist du sicher, dass die Dinger „Rohe Klöße" heißen?" „Ja, absolut. Zumindest hießen sie vor dreihundert Jahren so. Mit diesen modernen Kochbüchern kenn ich mich nicht aus." Er gesellte sich zu dem armen Alfred, der ratlos in eben jenem „modernen" Kochbuch blätterte, dessen Seiten fast in seinen Fingern zerkrümelten. „Du könntest mir ruhig ein bisschen helfen!" „Das tu ich doch." Lächelnd legte Herbert dem jungen Wissenschaftler das Kinn auf die Schulter. „Ich unterstütze dich moralisch." „Na, wenn ich dich nicht hätte." Frustriert klappte der Jungvampir das Buch zu und streichelte geistesabwesend über Herberts Hände, die auf seinen Hüften ruhten. „Also, hier drin gibt's keine rohen Klöße. Gibt es nicht irgendeine Alternative? Immerhin haben wir die Kartoffeln jetzt schon fertig." „Hmmm ... lass mich nachdenken." „Herbert, du denkst nicht, du nagst an meinem Ohrläppchen." „Oh, wär mir gar nicht aufgefallen.", flüsterte der, sehr genau wissend, dass sein Atem den empfindlichen jungen Vampir im Ohr kitzelte. „Soll ich vielleicht aufhören?" „Nein." Mit einer wohligen Gänsehaut lehnte Alfred sich gegen Herbert. „Es ist schön." Lächelnd strich der ältere Vampir die blonden Locken des Studenten zur Seite und hauchte ihm einen sanften Kuss in den Nacken. „Kartoffelbrei." „... Was?" Alfred brauchte einen Moment um seine Gedanken wieder aufs Kochen zu lenken. Und er wurde das Gefühl nicht los, dass Herbert es zutiefst genoss, ihn so durcheinander zu bringen.
„Wir könnten stattdessen einfach Kartoffelbrei machen." „Ach so. Und wie geht das?" „Soweit ich weiß muss man einfach Milch zu den Kartoffeln geben und sie dann klein stampfen." „Hmm ... das sollten sogar wir hinbekommen." Etwas widerwillig löste sich Alfred aus Herberts Umarmung und griff nach dem Milchkrug.
„Wie viel braucht man da?" „Keine Ahnung. Kipp das Zeug einfach rein, wird schon schief gehen." Herbert durchwühlte solange die Küche nach etwas, das die Bezeichnung Kartoffelstampfer verdiente, gab sich aber schließlich auch mit einer Gabel zufrieden.
Alfred warf einen zweifelnden Blick auf die große Schüssel und das kleine Werkzeug. „Super, ich schau in hundert Jahren mal vorbei, ob du fertig bist." Herbert verzog das Gesicht. „Sehr komisch, schnapp dir lieber auch eine."

Voller Enthusiasmus machten sich die beiden an die Arbeit. Aber so einfach war es nun auch nicht, die Kartoffeln zu bändigen. „Iiieh! Alfi, das spritzt!" „Tut mir leid, die ist unter der Gabel weggerutscht.Vielleicht hätten wir sie weicher kochen sollen?" Herbert konnte nur mit den Schultern zucken. „Jetzt ist es eh zu spät. Ich setz mich hin, das dauert noch eine Weile." „Egoist. Und wo sitz ich?" Herbert warf dem jungen Mann einen koketten Augenaufschlag zu. „Auf meinem Schoß ist reichlich Platz." Alfred runzelte einen Moment lang die Stirn, entschied aber, dass das immer noch besser war, als die ganze Zeit zu stehen. „Unter einer Bedingung: Nur, wenn du aufpasst, wo deine Hände herumstreunen." Herbert schaute etwas beleidigt aus der Wäsche. „Ich darf doch sehr bitten! Was denkst du von mir?" „Ähmm ..." Alfred machte es sich auf Herberts Knien gemütlich und zog die Schüssel ein Stück näher.
„Natürlich nur das Beste." „Das will ich dir auch geraten haben." Mit vereinten Kräften machten sie sich über die Kartoffeln her, als Alfred plötzlich innehielt.
„Herbert." Der Angesprochen schmiegte sich betont unschuldig an die Schulter des Assistenten. „Hmm?" „Deine Hand liegt auf meinem Knie." Mit einem leisen Lachen vergrub Herbert das Gesicht in Alfreds Locken. „Ich weiß." Der Jungvampir erschauderte bei der Berührung. „Solltest du nicht auf deine Hände aufpassen?" Lächelnd strich Herbert mit der Nase über Alfreds Nackenhärchen und küsste ihn vorsichtig auf den Hals. „Das tu ich doch. Du hast nicht gesagt, dass ich sie nicht absichtlich dorthin legen darf." Alfred merkte nicht einmal, dass er automatisch den Kopf zur Seite geneigt hatte. Er protestierte auch nicht, als Herberts Hand langsam über seinen Oberschenkel streichelte. Erst als er die spitzen Zähne des Vampirs über seine Haut gleiten spürte, schrak der junge Mann auf. „Herbert!" Alfreds erste Reaktion war Flucht. Dummerweise befand sich nicht viel in Reichweite, an dem er sich hätte festhalten können – abgesehen von einer Schale voll Milch und halbzerquetschten Kartoffeln. Bis Alfred auf den Beinen war, hatte die längst ihren Inhalt großzügig auf den Boden, die Wände und den überraschten blonden Vampir auf dem Küchenstuhl verteilt.
„Was war DAS?!" Mit hochroten Wangen starrte Alfred auf seine Zehenspitzen und murmelte ein verlegenes „T'schuldigung...". Schuldbewusst ließ er den Blick über die verklebte Küche schweifen. Damit war dann wohl auch ihre Beilage erledigt.
Herbert schien das weit weniger tragisch zu finden. „Wenn du so empfindlich bist, will ich gar nicht wissen, wie du um dich geschlagen hast, als Sarah dich gebissen hat.", feixte er und stand auf um sich wenigstens die größeren Kartoffelstückchen vom Hemd zu wischen. Es stand dem Jungvampir förmlich auf die Stirn geschrieben, wie peinlich ihm das ganze war.
„Macht doch nichts. Dann müssen wir halt etwas anderes kochen." Er küsste Alfred zärtlich auf die Lippen.
„Und in der Zwischenzeit setzen wir die Vorsuppe auf."

Erleichtert füllte der Jungvampir einen Topf mit Wasser und schüttete den Reis hinein, den sie in der Vorratskammer gefunden hatten. „Wenn du möchtest, helfe ich dir nachher, dein Hemd zu waschen." Herbert trat hinter den Gehilfen und schlang ihm einen Arm um den Bauch. „Weißt du, was ich an der ganzen Sache wirklich unfair finde?" Alfred ahnte bereits, dass es nichts Gutes sein konnte. „Äh ... nein..." Er sah das Grinsen des Vampirs nicht, konnte es aber umso deutlicher aus dessen Stimme heraushören. „Das du so sauber geblieben bist." Alfred kreischte erschrocken, als Herbert ihm etwas weiches übers Gesicht schmierte.
„Iiieeh, was soll das denn?!" Misstrauisch leckte er sich über die Lippen. „Na toll, wir haben keinen Kartoffelbrei und du fängst auch noch an, mit der Sahne zu spielen!", schalt er Herbert – vergeblich.
„Dafür bist du jetzt wirklich unwiderstehlich süß.", flüsterte er mit einem vielsagenden Blick auf den jungen Studenten.
Zum Glück konnte man durch die Sahneschicht nicht sehen, wie Alfred zum wiederholten Mal in dieser Nacht errötete. „Du bist unmöglich, Herbert!" Der Assistent wischte sich übers Gesicht und wollte die Sahne, die an seinen Fingern klebte auf den grinsenden Vampir schleudern, aber der griff kurzerhand nach dem Handgelenk des jungen Mannes und hielt ihn fest. „Ich weiß." Alfred schluckte schwer, als Herbert begann, ihm einen Finger nach dem anderen sauber zu lecken.
„Was ... was machst du denn?" „Wonach sieht es denn aus?" Alfred schien protestieren zu wollen, aber Herbert kam ihm zuvor und zog den Nachwuchswissenschaftler so nah an sich heran, dass er sich den Hals verrenken musste, um zu dem blonden Vampir aufzusehen.
„Herbert ... das Essen ..." Es fiel Alfred mit jeder Sekunde schwerer, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, als Herbert ihm zärtlich über den Rücken streichelte. „ ... ist im Ofen und braucht noch ein bisschen." , beendete Herbert den Satz und küsste seinen Liebling auf die Stirn. „Und Vater und Sarah sind noch im Theater." „Und ... was willst du mir damit sagen?" Alfred erschauderte und schlang beide Arme um Herbert, als eine vorwitzige Zunge die Konturen seiner Wangenknochen nachzog.
„Du bist doch der Wissenschaftler. Sag du es mir." Der Assistent war froh, dass Herbert augenscheinlich keine Antwort erwartete. Er wäre zu keiner mehr in der Lage gewesen, als die Hände des Vampirs unter sein Hemd glitten und liebevoll über seine Haut strichen.

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„Nun dann, trinken wir auf uns beide.", Sarah hob ihr Glas und ließ es leicht gegen das des Grafen klirren.
Die beiden hatten sich entschlossen, die Pause des Stückes für einen kleinen Imbiss zu nutzen. „Lass es dir schmecken, Liebling." Der Graf nippte an seinem Wein und warf dabei einen Blick auf Sarahs Teller. Es war ihm unbegreiflich, wie eine Vampirin sich für einen Haufen Grünzeug begeistern konnte, aber er war klug genug, das nicht zu erwähnen.
„Ich bin ja wirklich gespannt auf das Ende.", meinte Sarah zwischen zwei Gabeln ihres Salats. „Das war ja so romantisch, als er ihr diesen Brief geschrieben hat. Meinst du sie findet ihn, bevor ..." Sarah verstummte. Zwischen den Gästen hatte sie gerade jemanden erspäht, der ihr bekannt vorkam. Sie sah noch einmal zu einer kleinen Gruppe, die im Foyer des Theaters stand. Ihr Blick blieb an einem jungen Mann in einem schwarzen Anzug hängen, der ihnen dummerweise den Rücken zudrehte. Er trug das blonde Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden, aber dennoch war sich Sarah sicher, ihn zu kennen.
Graf von Krolock hatte nun seinerseits bemerkt, dass etwas die junge Frau ablenkte und folgte ihrem Blick.
„Oh nein, das darf doch nicht wahr sein!" „Was denn?" „Ich glaube, wir haben gerade den Grund für Herberts und Alfreds heimlichen Ausflug entdeckt." Der Mann musste ihre Blicke gespürt haben und als er sich umdrehte, erkannte auch Sarah ihn wieder.
„Alfons!" Der zwinkerte ihr zu und tippte dem Mann neben sich auf die Schulter.
„Ich hätte mir doch fast denken können, dass ihr früher ankommt als abgesprochen." Der Graf begrüßte die Beiden mit einem Händedruck, als sie an ihrem Tisch ankamen.
„Ach, was hat uns verraten?", fragte Alfons neugierig, bevor er Sarah galant auf die Hand küsste.
„Zwei Lausbuben, die zu ungewöhnlich früher Stunde die Speisekammer geplündert haben.", erwiderte Graf von Krolock trocken, aber es reichte, dass Alfons mitleidig das Gesicht verzog. „Du hast ihnen doch nichts angetan?" „Würde ich nie tun.", entgegnete von Krolock im selben Tonfall.
Sarah hingegen musterte neugierig den zweiten Mann mit seinen sanften braunen Augen. Als niemand Anstalten machte sie vorzustellen, fragte sie vorsichtig: „Alfons? Ist das dein ... äh, Begleiter?" „Aber natürlich!", erwiderte der ohne zu zögern und legte dem anderen Vampir einen Arm um die Schulter. „Nur nicht ganz so wie du denkst." „Darf ich vorstellen, Jonathan McAllister, mein Schwiegersohn.", erklärte der Graf, als er die verwirrte Miene seiner Frau bemerkte. (A/N: Wir nehmen mal einfach an, dass die beiden sich noch nicht kennen gelernt haben)
„Oh, Hallo.", Sarah schüttelte dem Mann mit hochroten Wangen die Hand. „Heißt das, dass Karolina auch da ist?" „Oh ja, sie tratscht hier irgendwo mit ein paar alten Freundinnen. Habt ihr Herbert in den Keller gesperrt um einen Abend frei zu bekommen?" Lächelnd berichtete der Graf den beiden Vampiren vom Schicksal der heimlichen Partygänger.
„Ach du Schande!" Alfons fuhr sich mit der Hand übers Gesicht um sein breites Grinsen zu verbergen. „Na, das möchte ich zu gern sehen. Herbert und Alfred zusammen in der Küche." „Könnt ihr doch.", erwiderte Sarah leichthin, auch wenn sie dafür einen zweifelnden Blick vom Grafen und hochgezogene Augenbrauen der anderen erntete. „Was denn?", verteidigte die junge Frau ihren Vorschlag. „Morgen Abend wären sie ohnehin angekommen, da können sie auch gleich mitfahren. Und einem romantischen, störungsfreien Abend steht es bestimmt nicht im Weg, ein paar Babysitter im Schloss zu haben.", fügte sie mit einem koketten Zwinkern in Richtung des Grafen hinzu.
„Na meinetwegen.", ließ der sich breitschlagen. „Wenn sie wollen, können sie mitkommen."

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Im Schloss hatte Alfred es sich inzwischen auf dem Küchentisch gemütlich gemacht – auch wenn gemütlich vielleicht nicht die richtige Bezeichnung dafür war, dass einem Möhrenstückchen in den Rücken piekten.
„Herbi, das ist unbequem!", beschwerte sich der junge Mann halbherzig.
„Ich weiß gar nicht, was du hast. Die Gabel hab ich doch weggelegt." Herbert hatte sich in den letzten Minuten ganz der Aufgabe verschrieben, den armen Studenten wieder von der Sahne zu befreien, die er abbekommen hatte und war inzwischen immerhin fast bei seinem Bauchnabel angekommen.
Alfred warf ihm den strengsten Blick zu, zu dem er in der Lage war – unter den gegebenen Umständen gerade genug um den Vampir lächeln zu lassen. „Du kannst aufstehen, wenn du willst.", schlug er vor und blies Alfred sanft über den Bauchnabel.
„Ahh ... nicht!" Schlagartig vergaß Alfred seine unbequeme Lage und versuchte vergeblich, sich von dem älteren Vampir wegzurollen. „Was denn? Ist da etwa jemand kitzlig?" Begeistert von seinem neusten Schabernack begann Herbert mit der Zungenspitze Kreise um Alfreds Nabl zu ziehen. „Ohh ... bitte hör auf! Herbi, Erbarmen!" Aber dafür genoss Herbert es viel zu sehr, wie Alfred sich in seinem Griff wand. Seine langen Haare – die Schleife war irgendwann in den letzten Minuten verloren gegangen - kitzelten den jungen Wissenschaftler noch mehr. Erst als der Assistent schon fast Seitenstechen bekam, ließ er seine Aufmerksamkeit ein wenig tiefer wandern. Alfred schnappte immer noch krampfhaft nach Luft, als er spürte, wie Herbert nach seinem Hosenknopf griff.
„He, was ... was machst du?" „Ich probier mal etwas Neues aus.", war die lässige Antwort und Alfred spürte, wie es ihm den Atem verschlug, als Herbert seine Lippen zärtlich die dünne Haarlinie auf seinem Bauch entlang gleiten ließ. Dort verharrte er und sah zu seinem Angebeteten hoch.
„Warum hörst du denn ... auf?", brachte Alfred schließlich hervor, als Herbert sich nicht rührte.
„Soll ich denn weitermachen? Du liegst doch so unbequem." Der Assistent glaubte sich verhört zu haben. Die paar Möhren in seinem Rücken interessierten ihn im Augenblick nicht die Bohne. „Ja, natürlich! Komm schon, das fühlt sich so genial an!", erwiderte er, als er wieder in der Lage war, in zusammenhängenden Sätzen zu sprechen.
Herbert wusste, dass dieser Zustand nicht lang anhalten würde. Aber anstatt Alfreds Hose weiter aufzuknöpfen, begann er so sanft über die Innenseite seiner Oberschenkel zu streicheln, dass Alfred die Berührung durch den Stoff kaum spürte.
Es machte einfach zuviel Spaß, den jungen Mann zu ärgern, um jetzt schon damit aufzuhören. Herbert musste lächeln, als Alfred seinen Namen keuchte und öffnete einen weiteren Hosenknopf. „Herbi!" Auch die restlichen Knöpfe ließen nicht lang auf sich warten.
„Herbert, der Ofen!!" Herbert brauchte einen Moment um zu begreifen, was Alfred da vor sich hin faselte. Reichlich spät schaltete der Vampir und drehte sich um, um zu sehen, was der Assistent sah – verräterische Rußschwaden, die sich aus den Ofentür kringelten. „Ach du Heiliger!!!" Mit ein paar der kreativsten Flüche, die Alfred je gehört hatte, riss Herbert den Backofen auf und versuchte die Qualmwolken aus dem Weg zu wedeln. Mit zwei Topflappen in jeder Hand griff er nach der Auflaufform, aber die war inzwischen so heiß, dass er sie trotzdem recht unsanft auf den Ofen fallen ließ und gerade noch den Topf auffangen konnte, der davon fast auf den Küchenboden geschubst wurde. Das bewahrte den armen Vampir aber nicht davor, einen ordentlichen Schwapp Suppe abzubekommen. Alfred hatte es inzwischen geschafft, vom Tisch zu klettern und das kalte Wasser aufzudrehen, so dass Herbert die Hände darunter kühlen konnte.
„Ich hol ein bisschen Eis, das geht besser." Während Alfred Richtung Speisekammer stapfte, warf Herbert einen deprimierten Blick auf den Schlamassel, den er gerade angerichtet hatte. Und dabei hatte die Nacht so gut angefangen!

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Munter schwatzend traten die fünf Vampire aus dem Theater hinaus in die kalte Nachtluft. Sarah und Karolina schwärmten immer noch in höchsten Tönen von dem unglaublich romantischen Happy End, die drei Männer hatten sich inzwischen anderen Themen zugewandt.
„In welchem Wirtshaus seit ihr untergekommen?" „Die wilde Knoblauchknolle. Unten am alten Friedhof.", erklärte Jonathan. „Sehr viel war nicht mehr frei so kurz vor Halloween." „Ist aber nicht weit von der Hauptstraße. Ihr müsst also keinen Umweg fahren, damit wir unser Gepäck einladen können." Alfons drehte sich vorsichtshalber um, um sich zu vergewissern, dass die Frauen ihnen noch folgten. „Na los ihr zwei, sonst friert ihr im Laufen fest."

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In der Küche des Schlosses sah die Stimmung weit weniger fröhlich aus. Die beiden unfreiwilligen Köche saßen mehr oder weniger entmutigt um den verkohlten Rehbraten. Alfred hatte seinen Kopf auf die ausgestreckten Arme gelegt, Herbert – dessen Hände immer noch in einer Schüssel Eiswasser hingen – einfach das Kinn auf die Tischplatte gestützt.
„Sieht nicht gut aus.", bemerkte der Grafensohn überflüssigerweise.
„Nein, überhaupt nicht gut." „Haben wir wenigstens noch eine theoretische Chance?" Alfred dachte einen Moment lang über die Frage nach.
„Naja, von der Suppe ist noch die Hälfte da, auch wenn der Reis sich aufgelöst hat. Der Kartoffelbrei klebt überall, nur nicht auf den Tellern. Das Ragout steht grad als dampfendes Häufchen zwischen uns und für den Nachtisch haben wir keine Schlagsahne mehr. Ach ja,
und das Theaterstück war vor gut zehn Minuten zu Ende." Herbert seufzte niedergeschlagen. „Müsst ihr Wissenschaftler immer so schonungslos ehrlich sein?" Alfred zuckte nur mit den Schultern.
„Was soll's? Zeit für Plan B." Der blonde Vampir nahm die Hände aus der Schüssel und wischte sie an seinem ohnehin ruinierten Hemd trocken. Alfred warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Welcher Plan B? Wir hatten ja noch nicht mal einen Plan A." Herbert ersparte es sich, seine Bemerkung über Wissenschaftler zu wiederholen.

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Die schwerbeladene Kutsche mit den fünf Vampiren, dem Professor und dem Gepäck der Neuankömmlinge quälte sich ächzend die letzten Meter in den Schlosshof hinein.
„Na dann bin ich aber verdammt gespannt!", flüsterte Sarah dem Grafen zu, als er ihr galant aus der Kutsche half. Alfons und der Professor hatten sich bereiterklärt, das Gepäck hineinzubringen, während Jonathan und Karolina die Zimmer vorbereiten würden. Neugierig folgten sie den Gängen in Richtung Küche. „Ach du je, sind bei euch die Hunnen eingefallen!", stöhnte Karolina, die den ersten Blick in den völlig verwüsteten Raum erhascht hatte. Graf von Krolock musste sich eingestehen, dass er nicht sonderlich überrascht war.
Ein schüchternes Räuspern lenkte die Aufmerksamkeit der Vampire von dem Chaos weg. „Euer Exzellenz? Mylady? Hier entlang bitte." Sarah musste sich ein Kichern verkneifen, als Alfred plötzlich in schlohweißem Hemd mit schwarzer Fliege vor ihnen stand. „Bist du unter die Kellner gegangen?" „Nur euch zu Ehren, Mylady." Der Assistent küsste Sarah höflich auf die Hand – eine Geste, die er sich von Herbert abgeschaut hatte – bevor er Graf von Krolock den Weg zum Kaminzimmer wies.
„Dürfen wir uns das mit ansehen?", flüsterte Karolina ihrem Vater zu. Der nickte, ebenfalls gespannt, was die beiden Vampire ausgeheckt haben mochten.

„OH, das ist ja traumhaft!!!" Sarah klappte prompt die Kinnlade herunter, als sie den Tisch im Kaminzimmer erblickte. Genauso hatte sie sich ein romantisches Candlelight Dinner vorgestellt.
„Nun setzt euch doch.", forderte Herbert die beiden auf. Er hatte sich ähnlich herausgeputzt wie Alfred, was an ihm fast noch ungewohnter wirkte. „Zur Feier des Tages gibt es das Komplettmenü passend zu eurer Verlobungsreise: Spaghetti Bolognese nach altem Familienrezept, dazu Blutpudding und Reisbrei als Dessert. Und zu trinken ..." Er warf einen kritischen Blick auf die Flasche, die er in der Hand hielt. „... einen Wein der so alt ist, dass man das Etikett nicht mehr lesen kann." Er schenkte den beiden ein und verneigte sich dann mit einem mühsam unterdrückten Grinsen. „Ich wünsche eine schöne Nacht. Alfred und ich werden uns in der Zwischenzeit die Küche vornehmen."

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Erleichtert schlug Alfred die Küchentür hinter sich zu und ließ sich dagegen sacken. „Puh, ich kann nicht glauben, dass das funktioniert hat." Jonathan und Karolina hatten sich bereit erklärt, mit dem Chaos in der Küche zu helfen. „Was hat funktioniert?", fragte die Vampirin neugierig.
„Na dass der Graf und Sarah nicht bemerkt haben, dass das Fleisch in der Bolognese ..." Weiter kam Alfred nicht, bevor Herbert ihm den Mund zu hielt. „ ... gar nicht nach dem Rezept von Tante Cilia gekocht ist.", beendete er schnell und schenkte seiner Schwester ein entschuldigendes Grinsen.
Die schüttelte nur den Kopf. „Nein, sagt es nicht! Ich will gar nicht hören, was ihr wieder ausgefressen habt." Sie legte ihrem Mann einen Arm um die Hüfte und warf ihrem kleinen Bruder einen strengen Blick zu.
„Jonni und ich kümmern uns um die Küche, ihr zwei macht, dass ihr ins Bad kommt." „Hä? Wieso Bad?" Karolinas Antwort bestand nur aus ein paar rumänischen Worten, die weder Alfred noch Jonathan verstanden.
Herbert hingegen wurde wie auf Knopfdruck knallrot und scheuchte Alfred vor sich her in Richtung Badezimmer.
„Was hat sie denn gesagt?", fragte der verwirrte junge Mann, als die Badetür hinter ihnen zufiel. Herbert war zwar immer noch rosa im Gesicht, grinste aber schon wieder. „Ich soll dir wenigstens die Schlagsahne hinter den Ohren abwaschen."

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Und was sagt ihr? Grauenhaft?
Klasse?
Geht so?
Steeljren hör endlich auf mit dem Scheiß und schreib Viva Venezia weiter?
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