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Süßes oder Saures
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Diese kleine Ausgeburt meiner unergründlichen Fantasie geht mit einem ganz frechen Grinsen an Black Mistress.
Kuck nicht so. Du weißt genau, warum ich dir die Geschichte widme ... )
Kleiner Tipp, es geht um Alfons und das Setting hab ich mir mal eben bei dir abgeschaut.
Jaja, das Klischee ist wirklich uralt ... aber selbst mit 2135 kann es einem noch passieren ...
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Oh Gott, ich wünschte ich wäre tot! Zugegeben, für einen Vampir ein recht unpassender Gedanke, aber anders kann man es einfach nicht beschreiben. So einen grauenhaften Kater hatte ich das letzte Mal nach Herberts hundertstem Geburtstag!
Keine Ahnung, wo ich bin oder welches Jahr wir haben. Offengesagt bin ich mir nichtmal sicher, ob ich irgendwo in einer Ecke liege oder im Sitzen geschlafen hab. Auf jeden Fall dröhnt mein Kopf geradezu unbeschreiblich, ich bekomme keine Luft, mir tut alles weh und ganz in der Nähe muss eine von diesen neumodischen Höllenmaschinen vorbeirasen. Wie hießen die doch gleich? Ach ja, Eisenbahnen ...glaub ich.
Ok, in so einem Fall helfen nur gute alte Familienrezepte. Wenn ich jetzt noch jemanden hätte, der mir einen Becher Ouzo, ein Ei und ein paar Knollen Knoblauch bringen könnte .
Dummerweise deutet hier gerade nichts darauf hin, dass sich in meiner Nähe ein lebendes oder untotes Wesen befindet, dass dazu bereit wäre. Alles muss man selber machen.
Gut, jetzt reiß dich zusammen, Alfons, und mach die Augen auf ... Hallo? Großhirn an Augen ...? Aaah! Schwerer Fehler! Wo zum Teufel kommt dieses grauenhaft grelle Licht her? Hab ich etwa im Freien gepennt!
Ganz ruhig, Junge. Noch ein Versuch ... wenn doch diese blöde Lok endlich weiterfahren würde ... oder wenn ich wenigstens ordentlich atmen könnte.
Langsam scheinen meine Sehnerven soweit abgestorben zu sein, dass es zumindest nicht mehr weh tut – auch wenn ich immer noch nicht mehr als ein paar verschwommene Flecke sehe, die vor mir herumtanzen.
Können die nicht stillhalten? Davon wird einem ja ganz schlecht! Die gute Nachricht – ich scheine zumindest irgendwo zu liegen. Ich bin mir zwar noch nicht sicher, ob auf dem Bauch oder auf dem Rücken, aber das kann warten. Regel Nummer eins bei Kater oder nachwirkender Alkoholvergiftung: Nicht aufstehen. Und falls du schon stehst, schleunigst fallen lassen. Glaubt mir, ist Erfahrungssache.
Ok, konzentrieren wir uns wieder auf das wirklich wichtige, nämlich ... ja was wollt ich doch gleich? Ach ist egal. So langsam aber sicher nehmen meine Augen ihren Dienst wieder auf. Die verschwommenen Punkte entpuppen sich als eine Art Deckenmosaik. Zumindest hoffe ich, dass das die Decke ist. Auch das Motiv kenn ich irgendwo her ... Oh und das grausame, grelle Licht ist der Mond. So ein Dreck, Koukol war also schon hier und hat die Vorhänge aufgezogen. Koukol? Ah, das ist es! So langsam wachen meine grauen Zellen aus dem Koma auf, scheint es. Ich bin bei den Krolocks ... liege in einem Bett ... und wenn mich nicht alles täuscht, war gestern Halloween. Ja, und Magda wollte, dass ich ihre selbstkreierten Cocktails probiere ... Memo an mich selbst: Nie wieder Cocktails von Magda annehmen ... Magda. Stimmt, die Krolocks haben ja Familienzuwachs bekommen. Das heißt ja wir haben schon achtzehnhundert ... ... ... irgendwas.
Wow, von soviel Gehirnakrobatik wird einem ja noch schwindliger. Aber die Kopfschmerzen lassen wenigstens ein bisschen nach. Hmm, wäre ja glatt der richtige Zeitpunkt für ein kleines Experiment. Gaaaanz vorsicht ... den Kopf ein Stück nach links drehen ... ooh! Also ich weiß ja nicht, was ich gestern Nacht gegessen habe, aber ich glaube ich werd es gleich erfahren.
Nur gut, dass irgendetwas meinen brummenden Schädel abgefangen hat. Im Moment fühlt er sich nämlich nicht so an, als würde er aus eigener Kraft halten!
Also nochmal auf mit den Augen ... es war ... mein Arm. Nein, Moment mal! Das ist gar nicht mein Arm!! Diese Erkenntnis ist dann doch ein bisschen viel für meinen vernebelten Verstand. Ganz ruhig, Alfons. Es gibt keinen Grund zur Panik ... seit Einführung des Christentums werden nur noch selten Leute dazu verflucht, im falschen Körper aufzuwachen! Nochmal von vorne. Meine Augen scheinen wieder einwandfrei zu funktionieren. Mein Kopf liegt mit ziemlicher Sicherheit auf einem Arm. Hmm ... nicht gerade kräftig, schwarze Haare, könnte mal wieder abspecken. Definitiv NICHT meiner!
Aber wo ein Arm ist, ist normalerweise auch eine Schulter. (Wie gut, dass ich Hippocrates noch persönlich gekannt hab.) Und wo eine Schulter ist ... Himmel, wie weit soll ich mir denn noch den Hals verrenken?
Ooch nee! Warum muss ich eigentlich immer alles so genau wissen wollen?
Gar nicht so einfach, sich nicht zu übergeben, wenn man mit dem Kopf auf so etwas hartes wie ein Kissen knallt.
Also ganz langsam ... gebt mir einen Augenblick, das zu verarbeiten. Dieses brutale Dröhnen ist gar keine Eisenbahn! Es ist dieser bekloppte Wirt, den der Graf nicht rausschmeißen kann, weil es sein Schwiegervater in spe ist! Und ich krieg keine Luft, weil dieser Schnarchsack auf mir drauf liegt...
Gehirnwindungen haben etwas grausames. Entweder funktionieren sie gar nicht oder gleich zu gut.
Meine entschieden sich in genau diesem Moment, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
„Scheiße!!!" Ohne noch länger zu zögern rolle ich mich unter diesem ... diesem ... unter Chagall weg und lande natürlich prompt mit dem Kopf auf den Dielen.
Na herrlich, wenn eine Nacht schon so anfängt. Aber vielleicht bin ich durch den Aufprall ja endlich wach geworden .
Ein vorsichtiger Blick über die Bettkante zerstört zumindest diese Hoffnung. Chagall liegt immer noch schnarchend auf dem Bett. Aber kein Grund, gleich das Schlimmste anzunehmen. ‚Wenigstens bist du nicht völlig nackt.', hätte Herbert jetzt wahrscheinlich gesagt, aber ich weiß nicht, ob mich die einsame Socke an meinem linken Fuß wirklich tröstet - inwieweit von Chagalls Klamotten noch etwas übrig ist, schau ich lieber nicht nach.
Und das schlimmste ist, dass ich mich immer noch an überhaupt nichts erinnere. Mit dem Rücken gegen die Bettkante gelehnt – auf keinen Fall klettere ich da wieder rein! – halte ich erstmal nach dem Rest meiner Kleidung ausschau. Und versuche meinem verkaterten Gehirn noch ein paar Erinnerungsfetzen zu entlocken. Magda hat Cocktails gemixt, dass weiß ich noch. Und Professor Abronsius hat an jeden ein kleines Halloweengeschenk verteilt. Unnötig zu erwähnen, dass diese Süßigkeiten-süchtigen Jungvampire die natürlich prompt alle für sich wollten. Oh je ... und als nächstes saß ich zusammen mit Chagall auf einem der Balkons, während die Kids vergeblich an die verriegelte Tür geklopft haben. Und die Flasche Vodka, die er aus seinem Mantel gezogen hat entspringt bestimmt auch nicht nur meiner Fantasie.
Und danach ... ja. Gute Frage. Danach bin ich aufgewacht, weil mich etwas fast zerdrückt hat.
Gar nicht gut. Überhaupt nicht. Bei genauerer Betrachtung kann man sich mit dem Kerl ja ganz gut unterhalten. Aber deswegen muss ich doch nicht gleich ... ein Blick über die Schulter bestätigt mir, dass er der dicke schnarchende Wirt sich nicht entgegen aller Erwartung in einen hübschen Jüngling verwandelt hat. Es gibt zwar angeblich nur eine Methode einer – naja ... hässlichen – Kröte eine angenehmere Gestalt zu geben, aber irgendetwas in mir weigert sich beharrlich, das auch nur in Erwägung zu ziehen. Meine Situation ist schon verfranst genug, auch ohne das ich ihn freiwillig küsse!
Ich könnte ihn wecken. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass er nicht alle Ereignisse des letzten Tages vergessen hat. Allerdings brauchen Jungvampire normalerweise viel länger um einen Kater zu verarbeiten ... und sogar mir ist noch schlecht.
Oh Mann, wenn Herbert etwas hiervon mitbekommt, krieg ich das noch in hundert Jahren zu hören! Und sein ach so erwachsener Herr Papa ist in dieser Hinsicht auch nicht viel gnädiger.
Nein, besser sie erfahren überhaupt nichts. Chagall sieht nicht so aus, als würde er mich vermissen, wenn er aufwacht – also geh ich am Besten erstmal Duschen!
Nichts hilft so gut gegen Schwierigkeiten wie eine heiße Dusche. Und da Herbert schon vor Ewigkeiten dafür gesorgt hat, dass es von so ziemlich jedem Raum dieses Schlosses aus einen Geheimgang zu einem Bad gab, sollte das auch kein Problem darstellen. Meine Klamotten sind ja ohnehin schon verschwunden, also ziehe ich Chagall mit einem kräftigen Ruck die Bettdecke weg. Ohoh, offenbar ein wenig zu kräftig, denn Chagall reiße ich aus versehen gleich mit aus dem Bett. Und wie sollte es auch anders sein, der dumme Wirt muss natürlich aufwachen!
Offenbar verträgt er Alkohol besser als ich erwartet hätte. Ich hab mich kaum in die Decke eingewickelt, da begreift er wo er sich gerade befindet.
„Oi!!! Wie kommen sie in mein Hotel?!" ... na gut, vielleicht auch nicht.
„Das hier ist nicht dein Hotel du Dummkopf, sondern das Schloss. Und wenn du dich vielleicht erheben könntest? Du liegst auf dem Deckenzipfel." Grummelnd wälzt er sich wieder auf die Matraze, da fällt ihm auf, dass ich wohl kein Hirngespinst bin.
„Alfons? Was machst du denn hier? Ist Magda schon aufgestanden?" „MAGDA??!" Ich weiß nicht genau, ob er schon soweit bei Sinnen ist, dass er das Entsetzen auf meinem Gesicht bemerkt hat, oder ob er es geschafft hat auf anderem Wege zwei und zwei zusammenzuzählen.
„DU??!" Bei der Gelegenheit scheint ihm auch aufzufallen, dass es um seinen Bekleidungszustand nicht viel besser steht als um meinen und er versucht, die Decke wieder an sich zu reißen.
Nix da, das ist meine!
„Moment mal? Hab ich das nur geträumt? Heißt dass, das war gar nicht Magda, die mir gestern Nacht so schön ..." Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es, mir die Hände vor die Ohren zu schlagen. Auch wenn die Erschütterung nicht gerade förderlich für meine Kopfschmerzen war, auf diese Art von Details kann ich im Moment dankend verzichten.
Blöderweise hat Chagall die Gelegenheit genutzt, sich die gesamte Decke anzueignen.
„Wie kommst du eigentlich dazu, dich als Magda auszugeben!", fährt mich der Wirt auch noch an, kaum dass er in seinen neuen Besitz eingewickelt ist.
„Ich hab mich als überhaupt niemand ausgegeben!" Aber davon scheint er etwa soviel hören zu wollen, wie er Interesse daran hat, mir auch ein Stück Decke abzugeben.
Typisch Frischgebissene, ständig davon überzeugt, die ganze Welt hätte es nur auf sie abgesehen!
„Ach Nein?! Ich bin mir absolut sicher, dass mich gestern ein hübsches Mädchen mit langen roten Haaren hier rauf begleitet hat! Ich glaub es ja nicht, erst macht dieser Lüstling mich betrunken und dann setzt er sich sogar noch eine Perücke auf, um mich ins Bett zu kriegen!!!" Also DAS ist jetzt eindeutig genug! Hakt es bei ihm jetzt endgültig? Was glaubt dieser Jungvampir eigentlich, wer er ist!
„Also jetzt hör mir mal gut zu, Yoine! ERSTENS: Du hast den Vodka rausgeholt! ZWEITENS: Das letzte Mal als ich eine Perücke auf hatte, war zu Zeiten Ludwig XIV. Und DRITTENS bist du auch nicht gerade der Traum meiner schlaflosen Vormittage!!" In jedem Streit muss der Klügere irgendwann nachgeben. In diesem Fall sind es die K nöpfe der Bettdecke an der wir beide zerren. Mit einem kräftigen Ruck liegen wir beide neben dem Bett auch dem Fußboden. Chagall mit dem Federbett in der Hand, ich hab den Bezug, den ich mir erstmal um die Hüften wickele.
Jetzt brauche ich wirklich ganz dringend eine heiße Dusche! Schon allein um meine Nerven wieder zu beruhigen.
Immer noch vor Wut schäumend und mit kräftigen Kopfschmerzen reiße die Tür zum Geheimgang auf.
Es gibt nicht viel, was mich heute Abend noch erschüttern könnte. Ein gewisser silberhaariger Vampir und zwei junge Mädels, die sich vor lachen kaum noch halten können, gehören leider dazu.
„Ihr?! Was macht ... ?" Zu einem sinnvolleren Kommentar fehlen mir die Worte. „Wir haben euch gewarnt! Marzipanschweine oder Streich. Die Schweinchen wolltet ihr ja unbedingt selber essen." So nüchtern bin ich offenbar doch noch nicht, denn ich begreife erst wirklich, was Herbert gerade gesagt hat, als er mir meine Klamotten von gestern Abend in die Hand drückt.
„Moment mal ... heißt das, ihr habt das alles inszeniert?" Chagall ist hinter mir aufgetaucht und ist augenscheinlich nicht weniger schockiert, als er seine Tochter und seine Geliebte erblickt.
„Ja!", japst Sarah mit Tränen in den Augen und schwenkt eine Kamera über dem Kopf. „Und wir haben Beweisfotos!" „Aber wenn es euch tröstet, ihr wart gestern morgen so betrunken, dass ihr nichtmal bemerkt habt, wie wir euch hier hoch geschleift und ausgezogen haben. Das einzige, was hier passiert ist, ist das Yoine sich gaaanz lieb an dich dran gekuschelt hat." Im Gegensatz zu den beiden Frauen scheint Herbert meinen Gesichtsausdruck sogar dann noch richtig deuten zu können, wenn mir jemand trotz Kopfschmerzen so ins Ohr schreit, denn er greift nach der Kamera und hastet im Laufschritt den Gang hinunter.
Ich war schon immer schneller als er.
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-seufz- Ja, ich geb ja zu, ganz so gemein konnt ich zu dem armen Alfons dann doch nicht sein.
Ich wünsche euch allen erstmal ein schönes Weihnachten. Ich hab jetzt endlich Ferien, und mach mich auf den Weg nach Hause.
Das heißt aber leider auch : Kein Uninetz mehr. Ich kann also nicht genau sagen, wann ich das nächste mal Online komme. Aber als Trost an alle, die auf Viva Venezia warten: ich hab dann wenigstens viiiiieel Zeit zum weiterschreiben und wenn das Chappi fertig ist, kann ich mir bestimmt mal einen Inetfähigen Rechner erobern.
Und wer bis hierhin gelesen hat, für den ist es doch gar nicht mehr weit zu dem kleinen lila Button da unten! –gg-
