Hat es da draußen irgendjemand geschafft, in den letzten Wochen vom StarWars-Rummel verschont zu bleiben (im positiven wie im negativen Sinn)? Ich glaube nicht .
Und warum sollte es Herbert besser gehen als euch ...
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A long time ago, in a Castle far far away...
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„Alfi, kannst du diesen Rotz nicht einmal vergessen!"
Reichlich genervt, stapfte Herbert von Krolock aus der Küche und in Richtung Kaminzimmer, Alfred dicht auf den Fersen.
„Aber wie willst du denn mit ins Kino gehen, wenn du die ganze Geschichte nicht kennst?", beharrte der junge Wissenschaftler. „Und du kannst mir ruhig mal tragen helfen!"
Immernoch schlecht gelaunt griff Herbert nach einem der Wäscheberge, die Alfred mit sich herumschleppte.
„Trotzdem versteh ich nicht, was dieser ganze Rummel um diesen blöden StarWars Film soll. Hast du dich hier mal umgesehen? Sarah und Alfons quietschen jedesmal wenn jemand „Obi-irgendwas" sagt, Koukol näht seit Wochen an einem gigantischen Ganzkörper-Pelzmantel ..." „Das ist ein Wookiekostüm du Banause!" „... Papa und der Professor philosophieren allen Ernstes darüber ob Gott ein Energiefeld ist und hast du Cescos Haarschnitt gesehen! Das ist doch nicht mehr normal!"
„Ich frage mich wirklich, wie du in deine Familie passt, Herbert. Sogar dein Vater ist Fan. Du könntest ruhig ein bisschen mehr Begeisterung zeigen – und wie alle anderen, ein Kostüm anziehen."
Der blonde Vampir musterte nur den grellorangenen Overall, den der Jungvampir als Fliegeranzug bezeichnete und wünschte sich auf einen anderen Stern.
Alfred stieß mit dem Rücken die Tür zum Kaminzimmer auf und wurde von lautem Jubel empfangen.
Herbert brauchte gar nicht hineingehen, um zu wissen, das gerade ein ganzes Dutzend mehr oder weniger kleiner Kinder mit spitzen Zähnen über den Stapel Bademäntel herfiel, den sie gebracht hatten. Auch sein Anteil wurde ihm in Sekunden aus den Händen gerissen.
„He, jetzt lasst Onkel Herbert doch wenigstens mal reinkommen. Wir haben für jeden eine eigene Tunika, ihr braucht euch nicht streiten.", kam Alfred seinem gequälten Liebling zu Hilfe.
„Warum hat Karolina die Bande hier eigentlich mitgebracht?", brummte Herbert.
„Weil es in London zu auffällig wäre, wenn die ganze Auffangstation zusammen ins Kino gehen würde. Deswegen geht die Hälfte hier und die Kiddies können gleich mal Transilvanien sehen."
„Ich bin so froh, wenn dieser ganze Rummel vorbei ist."
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Herbert hatte eigentlich erwartet, dass es nicht schlimmer kommen konnte, als von vierzehn Kindern mit Plastiklichtschwertern als „Sith" auserkoren zu werden, als sie endlich aus dem Schloss und auf den Hof traten, wo die Kutschen auf sie warteten.
„Du kannst nicht gewinnen, Darth! Wenn du mich schlägst, werde ich mächtiger werden, als du es dir auch nur entfernt vorstellen kannst!"
„Oh bitte nicht.", keuchte Herbert nur, aber es half natürlich nichts.
Karolina, Magda, Chagall, Koukol und Graf von Krolock standen jubelnd um einen Francesco-Anakin und einen Alfons-Obi-Wan herum, die sich munter mit selbstgebauten Lichtschwertern duellierten.
Zugegeben, bei zwei Vampiren, die mit Schwertkampf praktisch noch aufgewachsen waren, sah das wesentlich beeindruckender aus, als bei dem kleinen Padawanhaufen aus dem Kaminzimmer. Trotzdem wollte Herbert einfach nur zurück in seinen Sarg.
„Kann man eigentlich an einer StarWars – Überdosis sterben?", murmelte er Karolina zu, die gerade versuchte ihr pastellfarbenes Padme-Kostüm vor den Staubwolken zu schützen, die die beiden Duellanten aufwirbelten.
„Das würdest nur du schaffen, Herbert. Komm schon, ein bisschen mehr Toleranz, Buderherz. Alfred zuliebe."
Herbi sah zu dem Jungvampir hinüber, der gerade begeistert Francesco anfeuerte.
„Ich toleriere schon das lebensgroße Poster von dieser Prinzessin im Metallbikini, das über seinem Bett hängt."
Karo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das ist ja interessant... er hat gar nicht erwähnt, dass ihm Leia so gut gefällt."
„He, ich finde das nicht lustig, wenn er ständig ..."
Sehr viel weiter kam Herbert nicht, bevor Ani – Cesco seinem Gegner mit einem triumphierenden Siegesgeheul die Waffe aus der Hand schlug und ihm sein eigenes Schwert an die Brust setzte.
„Ich hab euch doch gesagt, ihr habt keine Chance gegen die Macht der dunklen Seite, Meister."
„Pah, dafür werd ich jetzt ein Geist und leuchte im Dunkeln.", gab Obi – Alfons ungerührt zurück, als er sein geliebtes Lichtschwert wieder aufhob und abputzte.
„Los jetzt, es ist schon nach zehn! Wir wollen doch um Mitternacht im Kino sein!"
Sarahs Ermahnung brachte Bewegung in die Gruppe – auch wenn es nur die herunterfallenden Kinnladen (fast) aller männlicher Anwesenden waren.
Die Wirtstochter fühlte sich im Zentrum aller Aufmerksamkeit natürlich pudelwohl und präsentierte stolz eben jenen Bikini, den Herbert schon jetzt nicht mehr sehen konnte.
Bevor Alfred die Augen aus dem Kopf fallen konnten, nahm er seinen Rebellenpiloten an der Hand und schleifte ihn in Richtung Kutsche.
Auch Alfons hatte sich von seiner Überraschung erholt und legte dem sprachlosen Francesco und dem noch viel sprachloseren Chagall je einen Arm um die Schultern. „Wisst ihr Jungs, ihr solltet sie wirklich nicht so anstarren. Immerhin ist sie eure Tochter. Überlasst das doch lieber Imperator von Krolock und kommt mit in die Kutsche für Erwachsene."
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Wenig später rollten beide - sowohl die kleine „Erwachsenenkutsche", als auch der große Leiterwagen für den Rest der Vampire – vom Hof und auf die Stadt zu.
Herbert von Krolock hatte schließlich Alfreds Gebettel nachgegeben und saß mit Magda und seinem Liebling zwischen den ganzen Kindervampiren.
„Wartet, jetzt kommt ein schwieriges ... ‚Ja, ich weiß.'"
„Was ist denn daran schwierig! Das sagt Han auf Bespin!", rief einer der Padawane vom anderen Ende des Wagens herüber.
„Nein, falsch. Das ist von Leia auf Endor. Han sagt nur ‚Ich weiß'", korrigierte Magda grinsend. „Ich bin nochmal dran ... ähm ‚Ich habe es gesagt.'"
„He, so rum ist das fies!", beschwerte sich ein kleines Mädchen neben Magda – Tani - und gab ihr einen Schubs in die Rippen. „Du schummelst! Es heißt nicht ‚Ich habe es GESAGT' sondern ‚Ich HABE es gesagt' – und das ist von Han, als sie im Aufzug des ersten Todessterns stehen."
Herbert von Krolock bemühte sich gar nicht erst, über den Unterschied nachzudenken. Magda und Alfred unterhielten sich seit Tagen nur noch in Filmzitaten, aber diese Jungvampire hier schienen nicht nur jede Dialogzeile aus zehn Stunden Filmmaterial zu kennen, sondern sie auch noch je nach Betonung auseinanderhalten zu können.
So schlimm war nichtmal Karolina, und die hatte immerhin dreißig Jahre dazu Zeit gehabt.
„Das reicht langsam. Hebt euch noch ein paar Sätze für die Rückfahrt auf.", unterbrach Alfred, bevor ein Streit ausbrechen konnte. „Was haltet ihr von einem Quiz? Magda und ich stellen die Fragen und ihr müsst so schnell und genau wie möglich antworten..."
„Nur noch eine halbe Stunde, Herbert, nur noch eine halbe Stunde bis du hier rauskommst ...", murmelte der gestresste Grafensohn zu sich selbst, als die kleine Tani an seinem Ärmel zupfte.
„Duuu, Herbi..."
Das war nicht gut. In den fünf Jahren, die Herbert das Mädchen nun schon kannte, war dieser Satz immer der Auftakt für eine Katastrophe gewesen.
„Gibt es bei dir zu Hause kein StarWars?"
Der blonde Vampir versuchte den mitleidigen Tonfall nicht als Beleidigung aufzufassen. „Nein, gibt es nicht. Und wird es auch nicht, weil wir im Schloss weder einen Videorekorder, noch einen Fernseher, noch elektrischen Strom haben."
Darüber schien die Vampirin einen Moment nachzudenken und beugte sich dann zu Magda, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, dass Herbert eigentlich gar nicht wissen wollte.
Ihm schwante schreckliches, als sich ein breites Grinsen auf das Gesicht der Magd schlich.
„Das ist eine super Idee! Alle mal herhören: Da unser armer Herbert hier einen Wookie nicht von einem Ewok unterscheiden kann..." - Herbert warf den entsetzt aufstöhnenden Jungvampiren einen giftigen Blick zu – „.. spielen wir ihm jetzt im Kurzdurchlauf die Handlung der ersten Filme vor ..."
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„Da seit ihr ja endlich!" Jonathan McAllister kam ihnen schon winkend entgegen, als die Kutschen auf den Parkplatz vorm Kino rollten.
„Hast du die Karten schon geholt?", fragte Karolina aufgeregt, als sie von ihrem Mann einen Kuss auf die Wange und ein „Du siehst wundervoll aus." zugehaucht bekam.
„Natürlich. Ich weiß doch, was du mit mir machst, wenn ich sie nicht hätte."
Erleichtert wie noch nie in seinem Leben sprang Herbert aus dem Leiterwagen und fiel seinem Schwager um den Hals.
„Gott sei dank – Jonni du musst mich hier rausholen, die haben allesamt nen Knall!"
„He, immer mit der Ruhe. So schlimm kann es doch nicht sein.", lachte Jonathan. Allerdings war er neben Herbert einer der wenigen Familienmitglieder, die keinerlei Interesse an einer weit, weit entfernten Galaxis hatten. Er wusste also sehr genau, WIE schlimm es sein konnte, als er Herbert einen Arm auf die Schulter legte um ihn zumindest vor den Kindern zu retten.
„Hey!", protestierte Padme/Karolina hinter ihnen. „Und mit wem geh ich jetzt bitte ins Kino?"
„Nimm doch Ani-Cesco, mit dem bist du schließlich auch verheiratet," feixte ihr Herbert über die Schulter zu.
„Nanu, woher weiß er das denn? Er hat Episode 2 doch nie geguckt ..."
„Frag nicht.", kicherten Alfred und Magda hinter ihr.
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Genau dreieinhalb Stunden später – Kinowerbung konnte wirklich lästig sein – trat Herbert von Krolock erlöst, erleichtert und wieder voller Hoffnung auf ein Leben jenseits des OuterRim aus dem Saal und streckte sich erstmal ausgiebig.
Er war sogar ein kleines bisschen stolz auf sich, dass er nicht einmal eingenickt war und ihm somit hoffentlich der nächste ein-bisschen-mehr-Interesse-bitte-Vortrag von Alfred erspart bleiben würde.
„Siehst du, du hast es ja doch überlebt.", hörte er Jonathans Stimme neben sich.
„Aber nur mit Wiederbelebungsversuchen während der Herfahrt." Jetzt wo er es überstanden hatte, schaffte Herbert es sogar wieder Witze über die Vampir-Jedis zu machen, die hinter ihnen lautstark schwatzend aus dem Kino strömten.
„Das wird noch eine unglaublich entspannte Nacht ... Ruhe und Frieden."
Jonathan verzog nur das Gesicht. „Ich weis nicht, ich bleib lieber noch ein bisschen in der Stadt, bis sie sich abgekühlt haben. Hier hinten gibts eine gemütliche Kneipe, du kannst gern mitkommen."
Wenn Jon nicht alles täuschte bekam Herbert tatsächlich rote Ohren. „Äh ... das wird glaub ich nichts. Ich hab Hausarrest, weil ich eins von Paps' dreißig Jahre alten Spielzeugraumschiffen ausgepackt hab, um es den Kleinen zum spielen vorzuwerfen ... War wohl irgendein besonders wertvolles Sammlerstück."
„Na dann noch viel Spaß mit den Verrückten."
Herbert hatte sich noch nichtmal zu den Kutschen umgedreht, als Karolina die Kleinen zusammentrommelte.
„Na los, ab auf die Kutsche, ihr könnt auf der Fahrt diskutieren – ja, Timmi, wir haben das Duell gesehen, hör bitte auf Alfred zu würgen – nun beeilt euch schon, desto mehr Zeit haben wir für die Party zu Hause..."
Herbert blieb so plötzlich wie angewurzelt stehen, das Alfons prompt in ihn hineinlief."PARTY!"
„Natürlich. Eine StarWars-Karaoke-Party. Hat dir Karo nichts erzählt? Sie hat extra eine Karaokemaschine und ein Notstromaggregat aus London mitgebracht."
„STARWARS – KARAOKE!"
„Klar. Man nimmt die Melodie von einem bekannten Lied und dichtet einen neuen Text drauf." Alfons kratzte sich bedächtig an seinem neuen Bart. „Ist alles in Ordnung? Du siehst nicht gut aus, Krümel."
„Ist schon ok", piepste Herbert so kurz vor dem Zusammenbruch, wie es sonst nur Alfred beherrschte.
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Die ersten Takte von „I will survive" dudelten aus den Lautsprechern, als sich eine Gestalt in einer weiten braunen Robe an einem kleinen Ecktisch niederließ und erleichtert die Kapuze zurückschlug.
„Seit wann bist du zum Jediorden konvertiert?" schmunzelte Jonathan und gab der Kellnerin einen Wink, noch ein Bier an den Tisch zu bringen.
„Bin ich nicht. Den Bademantel hab ich mir von Alfons geliehen."
„Und dein Herr Papa? Meinst du nicht, dass es auffällt, wenn du fehlst."
Herbert grinste selbstzufrieden. „Wohl kaum. Ich hab Alfred gesagt, ich würde es nicht aushalten, nochmal in der Kinderkutsche mitzufahren. Er denkt ich sitze bei Alfons und Paps denkt, ich bin bei Alfred."
„Also wirklich, so eine gemeine Lüge."
Endlich völlig entspannt nahm Herbert das kühle Glas entgegen, dass die Bedienung gerade vorbeibrachte. „Nur von einem gewissen Standpunkt aus..."
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Dadadadadadadadada ... (- Insider, sorry gg)
Lebt noch jemand? Oder sitzt ihr auch alle schon in einer Kneipe soweit weg wie möglich?
Ich hoffe ich hab die vielen Anspielungen nicht zu speziell gemacht (Herberts letzter Satz ist übrigens ein Zitat von Obi-Wan ... mehr oder weniger) .
Und an alle, die mich jetzt für total durchgeknallt halten ... diese ganzen verrückten SWSpiele gibt es wirklich – vom Zitate raten bis zum SW-Karaoke! Ich hab nur die „schlimmsten" davon ausgesucht und auf einen Haufen gepackt.
Vielleicht kennt ja einer noch ein Spielchen, dass ich vergessen habe ...
