Anmerkungen: Danke für die Reaktionen auf meine letzte Geschichte! Hab mich sehr gefreut!!
Disclaimer: Legolas, Thranduil und der Düsterwald gehören Herrn Tolkien. Alle anderen Figuren sind meine Geschöpfe.
Mit einem Bein im Gefängnis?
Ein neuer Tag, ein schöner Tag – wieder Sonnenschein! Ich liege in meinem Bett und kuschle mich in die Decken. Ich bin gerade aufgewacht.
`Es gibt nichts schöneres als eine gut durchschlafene Nacht, und am nächsten Morgen mit Vogelgezwitscher und Sonnenschein aufzuwachen. Moment! Aber da war doch gestern was! Irgendwas stimmt nicht.`
Da fällt es mir wieder ein:
`Der Prinz! Ich habe ihn beleidigt!`
Langsam kommt die Erinnerung wieder zurück.
`Er hat mich beim Wäschewaschen beobachtet und mir noch nicht mal geholfen mein Kleid einzufangen. Insofern geschieht es ihm gerade recht, daß er mal die Meinung in sein schönes Gesichtchen gegeigt bekommt. Andererseits er ist ein Prinz, dazu noch der Thronerbe! Diese Adligen, diese reinblütigen Elben, muß man mit Samthandschuhen anfassen. Denen kann man nicht einfach so die kalte Schulter zeigen.
O.k. den Morgen hab ich mir mit meinen Grübeleien mal wieder richtig versaut!
Was mach ich jetzt?
Erst mal nen Apfel essen und Morgenwäsche!
- Nein, umgekehrt.
Erst mal waschen.`
Also ziehe ich mein Nachthemd aus und hänge mich über meine Waschschüssel. Ich habe keine Badewanne.
`Das haben eh nur die feinen Herren drüben im Palast. Nein, nicht schon wieder an diesen blöden Vorfall von gestern denken!`
Während ich grade meinen Rock anziehe klopft es energisch an meine Haustür.
`Wer nervt mich denn heute wieder? Merenwen, vielleicht? Die hat sich gestern schon über die Prinzengeschichte aufgeregt und nur kopfschüttelnd mein Baumhaus verlassen.`
Ich gehe zur Tür und öffne sie – mir fällt meine Befürchtung von gestern Mittag ein. Sie ist eingetroffen! Zwei Palastwachen mit grünsilbernen Mänteln und saubergearbeiteten Bögen stehen vor meiner Tür. Auf ihrer linken Brust das Abzeichen des Königs: Der Stern und das silberne Eichenblatt. Der Größere fragt streng:
„Aredhel Dorthonion?"
Meine Stimme klingt nicht mehr besonders selbstsicher:
„Ja?!"
„Kommen Sie bitte mit uns! Bitte machen Sie keine Szene, sonst müssen wir zu härteren Mitteln greifen!"
Ich schaue an mir runter. Ich bin peinlich berührt, denn ich stehe halbnackt vor den Palastwachen. Ich merke wir mir die Röte ins Gesicht steigt.
„Ja, kann ich mir noch was überziehen? Ich will nicht halbnackt durch den Düsterwald rennen."
Die beiden schauen sich ausdruckslos an. Der eine nickt. Schnell ziehe ich mir noch meine grüne Bluse an.
„Kann ich noch einen Apfel mitnehmen? Hab noch nichts gegessen!"
Der eine verdreht die Augen. Ich hasse ungeduldige Elben! Der andere nickt nur wieder. Schnell lange ich in die Obstschale und greife nach einem Apfel. Wir verlassen das Baumhaus. Ich klettere hinter dem Ungeduldigen nach unten. Hinter mir passt der Nicker auf, daß ich nicht irgendwie wegrenne. Hätte ja eigentlich keinen Sinn, denn daß die Soldaten und die Palastwachen der Elben sehr gute Bogenschützen sind, das hat sich wohl inzwischen überall rumgesprochen. Dennoch halten sie ihre Bögen griffbereit. So als wollte ich jederzeit abhauen. Ich dreh mich noch einmal kurz zu meinem Zuhause um. Wahrscheinlich werde ich es das letzte Mal für lange Zeit gesehen haben! Dennoch beiße ich tapfer in meinen Apfel und versuche meine Nervosität durch etwas Konversation mit meinen beiden Wächtern zu überspielen.
„Sagt mal, was wollt ihr von mir eigentlich?" Mal die Ahnungslose spielen. Vielleicht wirkt das.
„Wir haben Befehl dich zum Palast zu bringen." Der Nicker!
„Und wohin genau?"
„Was glaubst Du denn?" Wieder der Nicker, nur diesemal mit einem hämischen Grinsen.
`Wenn ich nicht wüsste, daß ich mir noch mehr Schwierigkeiten einhandeln würde, dann würde ich ihm seine fröhliche Fresse hauen.`
Aber ich verkneife mir jeglichen Wutanfall. Zudem werde ich tatsächlich immer nervöser.
`Die bringen mich ins Verlies. Und da geht es nicht besonders freundlich zu. Da unten sitzen Diebe, Vergewaltiger, Möder und Zwerge! Schlimmeres kann man sich nicht vorstellen.
Ich sollte meinen Apfel genießen.
Wird wohl der letzte sein für lange Zeit, vielleicht für immer!
….Oh nein, ich will nicht für immer in diesem Verlies sitzen! Warum habe ich mich auch nur für die Unsterblichkeit entschieden?!`
Während ich mir darüber noch Gedanken mache treten meine Wächter mit mir durch den Torbogen zum Palasthof. Vor mir erstrecken sich mehrere riesige Gebäude umgeben von geschwungenen Portiken, in denen edelangezogene Elbenherren und –Damen wandeln.
`Das sind also die Hofschranzen! Interessant!`
Aber ich hab keine Zeit mir diese Typen genauer anzuschauen, denn der Nicker zerrt mich am Oberarm an den Häusern vorbei hinter den Palast, wo ein kleiner Trampelpfad umgeben von Brombeerhecken zu einem düster aussehenden Bau führt. Das Gebäude ist recht klein, hat keinen Portikus und ist aus schwerem Stein gemauert. Eigentlich recht untypische im Vergleich zu den Häusern des Palastes mit ihrer leichten und ästethisch anmutenden Bauweise. Hinter dem Gebäude scheint der Weg weiterzuführen aber ich kann nicht erkennen wohin. Inzwischen bin ich mir sicher:
`Das Haus vor mir ist das berüchtigte Verlies von König Thranduil und ich muß da jetzt rein- wegen Majestätsbeleidigung!`
Der Ungeduldige öffnet die Tür. Noch einmal nehme ich Abschied vom Sonnenlicht, dann werde ich auch schon in die Dunkelheit gezogen. Der Nicker entzündet eine Fackel und führt mich eine gewundene Treppe hinunter.
`Sind das die Höhlen, in denen die Feinde des Königs eingesperrt werden?`
Mir wird schlecht. Kein Tageslicht, wenig frische Luft. Es ist feucht. Am Ende der Treppe versperrt eine schwere Holzbohlentür den Weg. Die Tür wird aufgeschlossen und ich nach vorn durch die Tür geschoben. Meine Augen gewöhnen sich nur schwer an die Dunkelheit. Ich kann nicht erkennen wo ich bin.
`Ist das ein Gang oder nur ein Raum?`
Ich fühle mich elend.
`Nur weil ich mich zu so einer blöden Bemerkung hab hinreißen lassen werde ich für sehr lange Zeit kein Tageslicht mehr sehen.`
Ich bereue inzwischen alles.
`Wann werde ich angehört? Bekomme ich überhaupt ne Chance um Gnade zu winseln? Will der König oder der Prinz mich überhaupt sehen? Oder wurde ich schon vergessen?`
Hinter mir steht der Ungeduldige neben mir der Nicker. Beide sagen nichts. Sie bewegen sich auch nicht. Keine Reaktion. Ich will schon fragen was los ist, ob ich endlich in meine Zelle kann, da bewegt sich der Wächter neben mir und deutet mit ausgestrecktem Finger auf etwas was ich nicht sehen kann:
„Nimm das!"
„Was? Ich kann nichts sehen!"
„Aha, also keine reinblütige Elbe,hm?" Ich fühle mich so elend, daß ich noch nicht mal mehr die Kraft habe mich über diesen beleidigenden Ton zu beschweren
„Nein, meine Mutter war eine Menschenfrau."
Der Ungeduldige bewegt sich mit der Fackel durch das Gemäuer und zündet eine Lampe nach der anderen an. Jetzt sehe ich es: Ich bin in einem Raum. Es gibt nur diese eine Tür, durch die ich gekommen bin.
`Will man mich hier einsperren?`
Jetzt erblicke ich auch das, was ich nehmen soll. Einen Sattel!! Ich starre den Elb neben mir an.
„Los jetzt! Nimm den hier! Und an der Wand hängt das Zaumzeug. Nimm dir eines davon! Aber mach jetzt! Und starr mich nicht so an!"
Ich kann es nicht fassen!
`Bin ich jetzt zum Frondienst verurteilt? Ich soll Pferde satteln und pflegen? Ich kann die Viecher nicht ausstehen! Aber besser als den ganzen Tag im Verlies zu sitzen.`
Ich finde mich mit meinem Schicksal sehr schnell ab und hebe den Sattel vom Regal.
„Der ist aber schwer!"
„Das ist noch ein leichter. Jetzt jammer nicht und hol das Zaumzeug!"
Ich beiße mir auf die Lippe und greife nach dem Zaumzeug. Unentschlossen stehe ich nun vor den Wachen, vollbepackt mit den Pferdeutensilien.
„Und jetzt wieder die ganze Geschichte zurück! Vor dem Haus aber stehen bleiben! Ich zeig dir wo du hinmußt." Wieder der Ungeduldige.
Ich schleppe mich die Treppe hoch und trete ins Freie – `nochmal davon gekommen`. Aber Sklavenarbeit kann auch ziemlich mies sein. Ich schwöre mir, daß mein Temperament nie wieder mit mir durchgeht.
`Ehrenwort!! `
Hinter mir treten meine Bewacher aus dem Haus heraus.
„Merk dir dieses Haus gut! Du wirst hier in der nächsten Zeit sehr viel Zeit verbringen!"
Ein ganz mieses Lachen von diesem Nicker! Wieder beiße ich mir auf die Lippe.
`Nur kein falsches Wort!!`
Der Ungeduldige ergreift mich am Arm und führt mich hinter das Haus. Tatsächlich! Wie ich vermutet habe verläuft hier auch ein Weg, dieser aber breiter als der den wir vorher gegangen sind. Immer noch meinen Arm umgreifend leitet er mich durch den Wald. Der Boden des Weges ist gesäumt von Hufabdrücken. Schon nach kurzer Zeit hab ich das Gefühl, daß meine Arme gleich abbrechen. Der Sattel ist eindeutig zu schwer. Das Zaumzeug, das ich über den Sattel gelegt habe rutscht langsam nach unten. Ich traue mich nicht zu fragen wann wir endlich am Ziel sind. Ich weiß auch nicht, ob der Nicker immer noch hinter mir ist, oder ob ich mit dem Ungeduldigen allein bin. Das Zaumzeug rutscht tiefer. Meine Arme werden immer schwerer. Plötzlich spüre ich, wie das Zaumzeug in meinem Rock hängt. Es verheddert sich. `So ein Mist!`
Ich stocke. Wie auf Knopfdruck kommt von hinten:
"Was ist?"
Ich bin immer noch ziemlich eingeschüchtert
„Das Zaumzeug hat sich in meinem Rock verheddert. Wenn ich weitergehe, dann falle ich drüber."
Da ist er ja wieder – der Nicker. Er geht vor mir auf die Knie (wenn ich nicht so eingeschüchtert wäre, dann hätte ich diesen Augenblick wahrscheinlich mehr als sehr genossen) und befreit meinen Rock von den Riemen.
„Weitergehen!" schallt es erbarmungslos von hinten. Wieder schwöre ich nie wieder etwas Unüberlegtes zu sagen.
Der Weg verbreitert sich plötzlich und mündet in eine große, grasbewachsene Lichtung. Am anderen Ende der Lichtung stehen runde Zielscheiben. Einige Fuß davor befinden sich ein braunes und ein weißes Pferd. Der Besitzer steht bei ihnen und scheint mit ihnen zu sprechen. Unbeirrt führt mich der Ungeduldige auf die Elb-Pferdegruppe zu. Auf halbem Weg erkenne ich die Person. Es ist der Elb, dem ich das alles hier zu verdanken habe!
`Der Prinz! Legolas Grünblatt!`
In mir keimt meine Wut wieder auf. Aber ich beherrsche mich.
`Ich werde ihm nicht noch mehr Anlaß geben mich zu demütigen. Ich bin jetzt seine Sklavin – das muß genügen.`
Mein Wächter führt mich erbarmungslos in Legolas` Richtung.
`Warum muß ich ihm überhaupt begegnen? Können die mich nicht einfach irgendwo in der Palastküche untebringen? Muß ich jetzt auf seinen Lieblingsgaul aufpassen?`
Kurz vor Legolas werde ich zum Stillstand gebracht – in gebührendem Abstand!
`Vermutlich haben sie die Befürchtung, daß ich dem Herrn Prinzchen seine schönen Äuglein auskratze!`
Ich würde jetzt liebend gern den Sattel und das Zaumzeug ablegen, aber ich traue mich nicht, mich zu bewegen. Ich stehe unschlüssig vor dem Prinzen. Er schaut nicht auf; als hätte er gar nicht bemerkt, daß drei Personen vor ihm stehen. Stattdessen streicht er sanft über die Mähne des braunen Pferdes. Fasziniert starre ich auf diese Bewegung. Die Hände berühren das Pferd schon fast zärtlich. Ich kann gar nicht wegsehen.
„Hier ist sie, Hoheit!"
So, dies war also ein weiterer Teil meiner Geschichte. Ich hoffe sie ist in diesem Teil nicht zu langatmig, aber man braucht ja auch den einen oder anderen Aufhänger für die nachfolgenden Kapitel. Wie schon beim letzten Mal bitte ich alle Rechtschreib- sowie Kommafehler geflissentlich zu ignorieren.
Ich bin auch immer froh über Reviews!!
Die nächsten beiden Kapitel sind auch schon fertig, aber die kommen dann in den nächsten Tagen mal rein (sobald ich Zeit hab).
