Disclaimer: siehe die ersten Kapitel – gilt auch hier!
@Narwain: Es freut mich, daß du meine Geschichte toll findest. Dieses Lob läßt mich etwas erröten, führte aber auch gleichzeitig zum Schreiben eines weiteren Kapitels! Vielen Danke!
@Mykena: Tja, der Spaß ist hier!
@JustSarah: Hallo! Deine Vermutung trifft wohl ein….aber siehe selbst *g*
@Little Lion: Auf die Auflösung mit der Tischdame musst du noch etwas warten, aber ich habe da schon was ganz Schönes im Kopf…
@Nilli: Tja, diese Freundin hab ich mir aus meinem Bekanntenkreis abgeschaut. Diese Art der Frauen scheinen überall rumzulaufen *lach*. Wie auch die Geschichte mit der Tischdame wird das Problem der Brautjungfer auch noch gelöst – aber erst später. Zuerst muß der junge Herr mal noch einiges ertragen. Kann sein, daß du recht hast mit dem, daß Legolas sie nervt. Oder mit Sicherheit hast du recht! Aber mal ehrlich: Wer würde sich nicht gerne von Legolas nerven lassen *g*?
Soweit zu allen lieben Reviews. Jetzt geht's aber los:
Hoher Besuch
Wieder ist ein neuer Tag angebrochen. Es muß früh am Morgen sein, denn der Himmel wirkt rot erleuchtet durch die aufgehende Sonne. Normalerweise bin ich Langschläfer, aber soeben bin ich aus einem Traum aufgeschreckt, den ich als Albtraum bezeichnen würde. Ich saß auf einem braunen Pferd mitten im Wald. Es ist ganz ruhig. Nur ab und zu hörte man einen Specht in einen Baumstamm schlagen. Unter mir wuchs saftig grünes Gras, vereinzelt getupft mit gelben Schlüsselblumen. Am Anfang dachte ich, ich wäre allein in diesem malerischen Bild, aber dann spürte ich ganz dicht hinter mir eine Bewegung. Jemand saß mit mir auf meinem Pferd. Erschrocken drehte ich mich um: Der Königssohn saß hinter mir und lächelte mich liebevoll an. Dann legte er die Hand um meine Taille, ich schloß meine Augen und führte meinen Mund in die Richtung seines Mundes….dann bin ich aufgewacht!
Erschrocken liege ich in meinem Bett.
`Das kann doch nicht wahr sein! Wenn es nicht schon reichen würde von diesem Schnösel zu träumen – nein, ich muß ihn auch noch küssen oder es zumindest versuchen! Eru sei Dank bin ich aufgewacht! Wer weiß was noch passiert wär!? Der Kerl hätte meine Traumsituation wahrscheinlich voll ausgenutzt!`
Kopfschüttelnd will ich mich aufsetzen, doch meine Körper verweigert mir jede Bewegung oder quittiert mir diese mit heftigen Schmerzen. Mein Allerwertester fühlt sich an wie Mus und meine Arme kann ich nur unter Schmerzen bewegen. Langsam versuche ich auf die Beine zu stehen. Erstaunlicherweise ist das möglich. Die Beine fühlen sich normal an.
Wenigstens was!
Beim ersten Schritt muß ich meine aufkeimende Hoffnung, einigermaßen normal laufen zu können dann wieder revidieren. Ich habe einen Muskelkater, der von einem anderen Stern zu kommen scheint. So etwas habe ich noch nie gefühlt!
`Na warte, Bürschchen! Reiten ist gaaanz einfach – ja, und besonders schmerzhaft`
Das kriegst Du wieder zurück! Ziemlich breitbeinig und nur langsam schlurfe ich zu meiner Waschschüssel und versuche mich meiner Morgenreinigung zu unterziehen. Mit viel Ächzen, Schmerzen und nur langsam gelingt mir dies. Mir graut es schon vor dem Anziehen. Ich stehe vor meiner Kleidertruhe als mir dieser Satz ins Gedächtnis schießt:
„Morgen ziehst du dir aber ne Hose an. Dann hast du es mit dem Reiten wirklich einfacher…."
`Oh, nein – nicht heute! Ich kann noch nicht mal laufen! Wie soll ich dann reiten? Ich geh da heut nicht hin. Ich komm wahrscheinlich noch nicht mal mein Baumhaus runter!
Da kann er nen Kopfstand machen und Pirouetten drehen – ich gehe heute nicht reiten!!`
Ich entschließe mich also daheim zu bleiben, mir nen Tee zu kochen und an meine Näharbeiten zu sitzen. Ich soll Ireth`s Hochzeitsschleier besticken.
`Schließlich muß ich ja auch noch irgendwann Geld verdienen. Danach kann ich dann mein Buch weiterlesen. Genau, ich mach es mir heute gemütlich. Vielleicht kommt noch Merenwen, Ireth oder Layorha vorbei. Ein bißchen Schwätzen wäre schön.`
Während ich den Tee aufsetze, ziehe ich Ireth`s Schleier aus meinem Nähkorb hervor. Ein wunderschöner hellblauer, durchsichtiger Stoff. Ich werde zarte Mallornblüten in Silber und der Farbe des Schleiers drauf sticken. Schließlich soll sie bei ihre Hochzeit schön aussehen.
`Auch ich kann romantisch sein…`
Bei diesem Gedanken muß ich grinsen.
Ich setze mich wieder auf mein Bett und versuche eine Position einzunehmen, die schmerzlich einigermaßen annehmbar ist. Meine Teetasse stelle ich in Reichweite. Summend mache ich mich an die Arbeit. Ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht, bis ich unten auf der Straße Gekreische und Gegacker von mehreren hohen Frauenstimmen höre.
`Hört sich an, als würde jemand auf der Straße Unterröcke verschenken und die Weiber würden sich drum schlagen. Dieses Geschreie ist ja grauenhaft!`
Neugierig geworden, schaue ich aus dem Fenster und kann mir mein Erstaunen und meine Schadenfreude angesichts dessen was sich mir da unten für ein Schauspiel bietet nicht unterdrücken:
Eine Gruppe von mindestens 25 ungefähr gleichaltrigen Frauen drängen, stoßen und schubsen sich um einen Mann herum, der ziemlich hilflos inmitten dieser Schar gackernder Hennen auf seinem Pferd sitzt und versucht weiterzukommen. Die Weiber versuchen an den blonden, jetzt ziemlich verzweifelt wirkenden Elben heranzukommen, was auch einigen gelingt. Sie zerren an ihm und rufen ihm mit verliebten Augen Dinge zu, die ich leider nicht verstehen kann. Bei diesem Anblick bekomme ich einen Lachanfall. Während ich an meinem Fenster stehe und mir meine Lachtränen wegwische blickt der blonde, verzweifelte Elb direkt zu mir nach oben. Reflexartig trete ich von meinem Fenster zurück und verschwinde somit aus seinem Blickfeld. Immer noch lachend setze ich mich wieder an die Stickarbeit, die immer wieder durch freudige Gluckser meinerseits unterbrochen werden. Das Bild des verzweifelten Elbenprinzen, der einer Meute heiratswilliger Gänse ausgesetzt ist bringt mich immer wieder zu einem wiehernden Lachen. Nach einiger Zeit höre ich Schritte vor meiner Tür und dann ein bestimmtes Klopfen. Mühsam stehe ich wieder auf. Mich beschleicht das ungute Gefühl, daß vor der Tür…ich öffne… `natürlich! Legolas!` Ich kann mir ein unverschämtes Grinsen nicht verdrücken. Zudem sieht er erbärmlich aus! Der Elb, der immer so geschniegelt und gebügelt durch die Weltgeschichte reitet sieht nun aus, als wäre er in eine Horde wütender Zwerge geraten. Sein Hemd ist vorn zerissen, seine Hose muß er mit beiden Händen festhalten, damit sie nicht runterrutschst und sein Haar ist richtig zerzaust. Irgendeine dieser Weiber muß ganz nah an ihn rangekommen sein, denn der Lippenstiftmund auf seiner Wange ist nicht zu übersehen. Mit einem spöttischen Grinsen stehe ich vor ihm:
„Was wollt ihr Hoheit?"
„Könntest du mich bitte reinlassen?" Unsicher schaut er hinter sich, scheinbar sich vergewissernd, daß keine dieser Weiber hinter ihm auf das Baumhaus klettert.
„Wieso? Ist was passiert?" Mit Unschuldsmiene schaue ich ihn interessiert an. Mit einer Hand hält er die Hose fest, mit der anderen deutet er auf sich
„Sieht man das nicht? Bitte, laß mich rein."
Sein Blick ist nun gesenkt. Wie ein geprügelter Hund steht er vor mir. Mit einem leichten Kichern mach ich Platz. Seine Hose haltend schlüpft er an mir vorbei in die vermeintliche Sicherheit und läßt sich seufzend auf meinem Bett nieder. Treudoof schaut er mich an. Ich kann mir mein Grinsen immer noch nicht unterdrücken. Scheinheilig frage ich:
„Was ist denn passiert?"
„Mach nicht so! Du hast es doch gesehen." Er scheint etwas aufgebracht zu sein.
„Ja, gut! Gesehen hab ich es. Aber was wollten die von Euch?" Ich kann ja so fies sein!
„Wenn ich das wüsste!" Hilflos zuckt er mit der Schulter „ Die ganze Zeit hab ich immer nur: Nimm mich, nimm mich! gehört! Oder so Dinge wie : Ich werde dir eine nette Begleitung sein! Kannst Du mir sagen, was das zu bedeuten hat?"
Endlich kann ich mein fieses Grinsen unterdrücken. Ohne rot zu werden lüge ich:
„Nein, ich kann dir das leider nicht sagen! Tut mir leid."
Bei Eru, bin ich ein mieses Aas – aber ich genieße es!
„Das ist mir noch nie passiert! Ich bin schon oft allein durch die Stadt geritten. Meist nur eine Verbeugung oder mal ein schmachtender Blick von den Mädchen…"
`Das grad eben hat scheinbar noch nicht gereicht – der bildet sich immer noch was auf sich ein!`
„…aber sowas ist bisher noch nicht vorgekommen. Dies Verhalten ist wirklich seltsam!"
„Was wolltet ihr hier eigentlich?" Die Frage hätte ich mir jetzt eigentlich auch selbst beantworten können!
„Na, jetzt rate mal! Kannst du dich noch an gestern erinnern?"
`Oh ja, nur zu gut. Mir tut immer noch alles weh!`
„Hm, ja. Wir waren reiten."
„Ja, und wir wollten heute wieder reiten. Erinnerst du dich?"
„Falsch! Ihr wolltet wieder! Ich nicht!" Mal wieder taucht dieses obligatorische Grinsen auf.
„Egal. Ich wollte dich abholen – bis diese Meute dazwischen kam."
„Ja, so wie Ihr jetzt ausseht, ist es heute unmöglich mit dem Reiten. Ihr müsst ja sogar die Hose festhalten."
Scheinbar ist ihm das irgendwie peinlich, denn seine Ohrenspitzen röten sich leicht. Er wendet seinen Kopf ab und erblickt Ireth`s Schleier. Seine Hand fährt über den weichen Stoff und hebt ihn hoch. Er betrachtet die Stickereien.
„Hast Du die Blüten auf den Schleier gestickt? Es sieht wunderschön aus! Richtig edel"
„Ähm…ja…danke!" Mir wird plötzlich etwas heiß.
`Warum muß ich jetzt verlegen werden? Nur weil er mal was Nettes sagt? Beherrsch dich!`
Er legt den Kopf schief, schaut mich an und überlegt.
„Sag mal, wenn du so geschickt mit der Nadel bist, könntest du mir dann nicht meine Hose und mein Hemd reparieren? Ich kann so nicht zum Palast zurück!"
„Ja, klar."
Ohne zu überlegen hab ich eingewilligt!
`Eigentlich sollte ich ihn so wieder fortschicken. Aber er hat heute schon genug mitgemacht. Wahrscheinlich lauert die Meute unten immer noch auf ihn´
„Dafür müsstet Ihr aber eure Hose und euer Hemd ausziehen!"
„Hm, eigentlich kein Problem. Nur, was ziehe ich dann so lange an, während du die Sachen flickst?"
„Tragt ihr nichts unter der Hose?" Es folgt ein zögerliches „Nein!"
`Täusche ich mich, oder wird der Herr Elb wieder rot?`
Ohne nachzudenken kommentiere ich das mit einem
„Ich trage auch nie Unterwäsche."
Interessiert schaut er mich an und grinst. Jetzt ist es an mir rot zu werden.
`Oh, wie peinlich. Warum kann ich nicht einfach meine Klappe halten?`
Rüder, als ich es wollte zeige ich auf meine Waschschüssel und den darüberhängenden Spiegel
„Wascht Eucht erst mal den Lippenstift aus dem Gesicht und macht mal Eure Haare. Ihr seht ja schlimm aus."
„Würde ich gerne machen, aber wenn ich aufstehe dann rutscht mir die Hose runter." Seine Augen blitzen lachend auf, als er das sagt und mich dabei anschaut.
„Du könntest mir allerdings die Hose festhalten und ich wasche mich derweil…" Wieder dieses Grinsen.
`Das hättest du gern, du kleiner königlicher Lüstling! Du kannst es nicht lassen mich zu provozieren.`
„…oder du gibst mir irgendwas anderes zum anziehen und ich gehe dann hoch zum Palast, ziehe mich um, bringe dir deine Kleidung zurück und hole meine zerupften Sachen."
`Endlich kommt mal ein vernünftiger Vorschlag von ihm…Er kann also denken, der Herr Thronfolger.`
Da fällt mir aber etwas ein:
„Ich würde euch ja gern etwas zum Anziehen ausleihen, aber ich habe keine Hose und kein Hemd. Meine Gaderobe besteht nur aus Kleidern und Röcken."
„Dann muß ich wohl hierbleiben. Hast du wenigstens einen Mantel, in den ich mich einhüllen kann, solange du meine Hose nähst?"
Langsam bewege ich mich zu meiner Kleidertruhe. Noch immer rebelliert mein ganzer Körper gegen jegliche Art von Bewegung. Entsprechend müssen auch meine Bewegungen auf Außenstehende wirken, denn sofort erkundigt sich Legolas:
„ Hast Du Schmerzen? Du läufst so komisch." Genervt und steif drehe ich mich zu ihm um:
„Ja, oder meinst du ich führ hier ein Theaterstück auf?"
`Oh, oh, ich hab mich schon wieder nicht im Griff!`
Sein Blick schaut mich bedauernd an, dann beugt er sich etwas nach vorn und fragt:
„Kommt das von gestern? Vom Reiten?"
„Nein, vom Teekochen!!....Natürlich vom Reiten, von was denn sonst?!" Er grinst belustigt:
„Na, kommen wir wieder auf Touren? Das gestern hat wohl noch nicht gereicht, hm?"
„Das muß gerade einer sagen, der halbnackt auf meinem Bett sitzt und sich von mir die Klamotten nähen lassen will!"
Mal wieder spüre ich meine altbekannte Wut aufsteigen, die sich seltsamerweise immer häufiger einstellt, wenn es um den Prinzen von Düsterwald geht. Anstatt beleidigt zu sein lacht er nur:
„Komm, ich hab immer noch meine Klamotten an. Sie sind zwar ziemlich hinüber, aber halbnackt bin ich noch lange nicht."
Grummelnd und genervt suche ich nach meinem Umhang, der irgendwo in meiner Kiste liegen muß. Schlußendlich werfe ich den gesamten Inahlt wie ein Maulwurf beim Lochgraben nach hinten auf den Boden. Aber der Mantel bleibt verschwunden. Ächzend stehe ich wieder auf und zucke mit den Schultern:
„Der Mantel ist nicht da."
„Aber du hattest einen Mantel?" fragt Legolas vorsichtig.
„Ja, schon. Nur weiß ich nicht wo er hingekommen ist. Er kann ja nicht einfach verschwinden."
„In deiner kleinen Wohnung müsste man ihn eigentlich gleich finden." Legolas schaut sich suchend um, schaut mich dann an und zuckt ebenfalls mit den Schultern.
„Du hast doch bestimmt schon mal nen nackten Elben gesehen, oder?"
Mir verschlägt es die Sprache
`Der wird doch jetzt nicht…?`
„Ähm, schon, aber ich will euch nicht nackt sehen."
„Oh, echt nicht?" Er heuchelt Enttäuschung „dann, mußt du mir doch was zum Anziehen geben. Ich hätte mich auch nackt hierhin gesetzt. Aber du willst das ja nicht.
„Ich habe aber keine Hose! Ich kann euch nichts geben!"
Er schielt nach meiner Bettdecke. Ich stehe kurz vor einer Panikattacke!
„Oh nein, nein, nein! Diese Bettdecke bekommt ihr nicht! Das ist meine und unter die schlupfe ich nur ganz allein! Da kommt mir keine Fremder drunter – auch nicht der Prinz vom Düsterwald!"
„Huch, entschuldigung! Du bist aber ganz schön eigenbrötlerisch! Da war noch nie ein Mann drunter?" Er lacht schon wieder und schaut mich interessiert an.
`Und wenn, dann würde ich es dir doch nicht erzählen, du Lackaffe!`
„DAS, mein Lieber, geht noch nicht mal den Prinzen was an!" Wieder dieses unverschämte Grinsen!
`Den kann scheinbar gar nichts erschüttern – der lacht immer! So eine Laune möchte ich auch mal haben! Mal sehen, ob er jetzt gleich noch gute Laune hat`
„Also gut, ich hab ne Lösung! Du bekommst diesen Rock hier…" Ich hebe einen besonders alten Rock hoch, „…und ziehst ihn an. Dein Hemd kannst du ja noch so lange anlassen wie ich deine Hose nähe."
Jetzt scheint er doch etwas geschockt zu sein, denn er schaut mich ungläubig an. Ich sehe den Prinzen schon mit rutschender Hose in den Palast laufen, als er ganz ruhig und lächelnd sagt:
„Also gut, dann gib her!" Schneller als ich schauen kann streift er den Rock über seine Hose und läßt dies fallen. Er bindet den Rock zu und kickt mir mit dem rechten Fuß die Hose zu. Mit zusammengekniffenen Augen hebe ich demonstrativ angewiedert die Hose auf. Gerade, als er sich wieder auf mein Bett fallen lassen will, fällt mir ein, daß dies eigentlich mein Platz ist:
„Ihr setzt euch jetzt nicht mehr auf mein Bett! Dort drüben ist ein Sessel! Da kannt ihr euch hinsetzen!" Er scheint mürrischer zu werden, denn er fängt an zu murren:
„Na gut, wie die Dame wünscht. Darf ich während des Nähens wenigstens mit dir reden? Oder ist das auch verboten?"
„Wenn es sein muß – bitte!"
Ich setze mich auf mein Bett und fange an, die Hose zu restaurieren.
Währenddessen Schweigen! Sehr langes Schweigen!!
Vom Prinzen keinen Mucks. Ich schaue auf, um zu gucken, ob er noch lebt. Er lebt noch, mit meinem Rock und starrt mich an.
`Anstarren ist das letzte was ich bei meiner Arbeit leiden kann`
„Was ist? Was guckt ihr so?"
„Darf ich jetzt noch nicht mal mehr gucken?" Er scheint etwas angefressen zu sein.
`Gut, kann ich verstehen, wenn man als Held von Mittelerde einen Frauenrock tragen muß, aber warum läßt er sich auch von diesen Weibern…`
Bei diesem Gedanken muß ich leise prusten.
Diesmal kommt von ihm das „Was ist?"
„Ach, ich musste nur an was denken!"
„Kann mir schon denken an was! Es ist bestimmt sehr lustig ein Mitglied des Königshauses hier im Rock und im zerissenen Hemd sitzen zu haben, dem komischerweise, die Frauen hinterhersteigen, als seien sie läufige Hündinnen!" Er klingt sehr gereizt.
„Kommt, Hoheit! So schlimm ist das nun wirklich nicht! Freut euch doch über die Aufmerksamkeit, die euch eure weiblichen Untertanen entegegenbringen!" Wieder muß ich kichern.
„Auf solche Aufmerksamkeit kann ich gern verzichten – das kannst du mir glauben. Könnten wir jetzt über was anderes reden?"
`Aha! Hab also einen wunden Punkt getroffen. Es ist ihm unangenehm. Endlich mal eine natürlich Regung von seiner Seite!`
„Gut! Ich hätte da nämlich so ein oder zwei Fragen…" Ich nähe weiter. Seine Stimme klingt schon wieder interessiert:
„Nur zu!"
„Also, woher wusstet ihr wo ich wohne?"
„Ich wusste wer du bist – ganz einfach. Ich musste nur im Palast nachfragen und schon hatte ich die Antwort!"
„Und woher wusstet ihr meinen Namen und woher kanntet ihr mich?"
„Ich kenne alle meine Untertanen mit Namen – vor allem die weiblichen…! Ich kann nur noch die Augen verdrehen `Schnösel`. Er lacht.
„…nein, im Ernst! Ich hab Ireth gefragt wer du bist. Ich hab dich schon öfter mit ihr zusammen gesehen."
„Ach, ihr kennt Ireth?"
„Natürlich, sie heiratet doch bald Amras Calafalas. Sie geht im Palast ein und aus. Kommst du auch zu der Hochzeit?"
„Hmm" ich nicke.
„Gut!" Ich schaue ihn an. Er scheint es ehrlich zu meinen.
„Eine Frage. ich will dich ja nicht drängen, aber wie lange dauert das denn mit dem Nähen?"
`Komisch, man muß einem Mann nur Frauensachen anziehen und schon ist er ganz zahm…`
„Kann noch ein Weilchen dauern. Wieso?" Natürlich ist die Frage scheinheilig.
„Nun ja. Ähm… glaub mir ich trage nicht sehr häufig Frauenkleidung. Eigentlich nie. Und ich habe die Befürchtung, daß hier jemand reinkommen könnte und…. naja, den Rest kannst du dir ja denken."
`Klar, kann ich mir den Rest denken. Wäre die Geschichte des Düsterwaldes: Der Thronerbe von Düsterwald trägt Frauenklamotten`
„Bin gleich fertig! Dann kannst du deine Hose wieder anziehen und dann nähe ich dir das Hemd!"
„Schön!"
Wieder Schweigen!
Ich nähe weiter, verwahre den Faden und hebe die Hose in die Höhe, nicht ohne einen entsprechenden Schmerzeslaut loszulassen. Meine Arme tun immer noch weh.
„Sie ist fertig."
„Wunderbar! Du mußt ja sehr starke Schmerzen haben!" Mitfühlend schaut er mich an und macht sich auf den Weg zu mir ans Bett, um seine Hose in Empfang zu nehmen.
„Ordentliche Arbeit! Sehr schön!" Ich könnte ihm fast schon wieder an die Gurgel gehen! Er grinst.
„Natürlich! Von mir kriegt man nur ordentliche Arbeit!" Er legt den Kopf schief und zieht dann seine Hose an. Kurz darauf reicht er mir meinen Rock.
„Jetzt gebt mir euer Hemd!"
„Nur, wenn du mir versprichst, daß ich keine von deinen Blusen anziehen muss!" Ich muß lachen.
„Na sowas! Du kannst ja richtig freundlich aussehen!" Ich bin etwas beleidigt und reagiere trotzig
„Ich sehe immer freundlich aus!"
„Das ist eine Lüge! Seit ich dich etwas näher kenne, setzt du immer nur ein griesgrämiges Gesicht auf. Dann beleidigst du mich dauernd."
„Ihr müsst euch ja nicht mit mir abgeben!"
„Da! Schon wieder! Eine Beleidigung!" Legolas lacht. Er hat sich auf meinen Sessel gesetzt und grinst mich an. „Ach ja. Ich sollte mir mal das Gesicht waschen und meine Haare machen." Sofort steht er auf tut das Gesagte. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie er sich wieder zurecht macht.
`Eigentlich sieht er mit nacktem Oberkörper gar nicht so schlecht aus. Und das Lächeln ist auch nicht ohne…`
Plötzlich fällt mir der Traum von heute Nacht wieder ein. Erschrocken fahre ich zusammen und rutsche mit der Nadel ab – direkt in meinen Finger.
„Au!"
Legolas dreht sich um und schaut mich besorgt an.
„Hätte nie gedacht, daß die Nachwirkungen vom Reiten so extrem sind."
„Diesmal war es die Nadel."
„Ach so! Musst besser aufpassen."
`Wenn ich jetzt einen Bogen hätte, läge er tot am Boden!"
„Könnt ja eure Sachen selber stopfen…"
„Na, fahren wir mal wieder die Krallen aus?"
`Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn!!!!`
Mit gewaschenem Gesicht und wieder äußerst anständig geflochtenem Haar setzt er sich wieder in den Sessel und betrachtet mich eingehend. Ich verdrehe die Augen
„Gut, gut! Ich schau schon weg!" Er hebt beschwichtigend die Hände.
Ich kann es nicht sehen, aber ich habe das Gefühl, daß er mein Zimmer genau unter die Lupe nimmt.
`Tja, bei mir gibt es halt keine vergoldeten oder marmornen Bogenfenster und der Fußboden ist auch nicht getäfelt. Mein Bett quietscht und der Tisch wackelt. Der wird noch nicht einmal wissen, was das bedeutet!`
Plötzlich steht er auf und sammelt meine auf dem Boden verstreute Kleider auf.
„Was macht ihr denn da?"
„Ich lege deine Kleider wieder zusammen, damit sie nicht dreckig werden. Ich tu sie dann grad wieder in die Truhe."
Ich bin erstaunt!
„Danke!"
„Keine Ursache!"
Danach setzt er sich wieder in seinen Sessel. Eru sei Dank kommt er nicht mehr dazu mich anzustarren, denn in dem Moment bin ich mit seinem Hemd fertig. Er steht auf und zieht es an.
„Sehr schön. Mit Reiten wird es heute nichts mehr. Du hast auch viel zu große Schmerzen. Ich würde sagen, daß wir uns morgen wieder treffen."
„Wenn es sein muß?"
„Ich hab dir schon gestern gesagt, daß ich dich nicht zwinge. Du würdest mir aber eine große Freude machen."
„Ich hab euch doch schon das Hemd genäht! Noch mehr Freude wäre eindeutig zu viel."
„Gut, überleg es dir! Ich bin morgen auf alle Fälle auf dem Reitplatz. Wenn du kommst ist es schön, wenn nicht… na dann halt nicht! Guten Abend!"
Legolas dreht sich zur Tür öffnet sie und ist schneller verschwunden ohne, daß ich noch etwas sagen kann.
Ich gehe durch mein Zimmer und schaue aus dem Fenster. Diesmal wird er von keiner Frau aufgehalten und kann unbehelligt hoch zum Palast reiten.
Und wiedermal hab ich ein schlechtes Gewissen.
`Warum muß ich immer schneller reden, als ich denke? Jetzt hab ich ihn schon wieder beleidigt! Aber, ich weiß immerhin, daß er mich nicht bestrafen wird. Auf jeden Fall nicht körperlich. Egal! Ich werde jetzt noch was essen, noch etwas lesen. Mal sehen was heute noch alles kommt.
So! Ich hoffe es hat euch gefallen. Hab den Prinzen in eine etwas peinliche Lage gebracht. Ich hoffe ihr verzeiht mir, aber ich musste mir Legolas einfach mal in Frauenkleidern vorstellen*g*. Ich bitte um viele schöne Reviews und um konstruktive Kritik. Das nächste Kapitel kommt bald – versprochen!
