Anmerkung: Wie versprochen habe ich mir diesmal nicht so viel Zeit gelassen. Dieses Kapitel ist diesmal etwas anders. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem!

Disclaimer: s.o.


Picknick

Langsam reiten wir durch den Wald. Das Dickicht wird immer dichter und undurchdringlicher. Aber Legolas scheint den Weg gut zu kennen. Obwohl ich in meiner Kindheit viel Zeit im Freien verbracht habe, kenne ich diese Gegend hier schon nicht mehr. Mein Vater war immer übervorsichtig gewesen. Nie hat er mich weit in den Wald gehen lassen. Und als ich dann älter wurde, hatte ich andere Interessen als im Wald umherzustreifen. Ich kenne meinen Weg zum Waschplatz am Bach, den Weg zur großen Straße und die nähere Umgebung und das war es auch schon. Legolas dagegen scheint sich bestens auszukennen. Je weiter wir durch das Gestrüpp reiten, desto unruhiger werde ich. Wie so oft, wenn ich auf einem Pferderücken sitze, befällt mich die Panik – die pure Unsicherheit! Ich weiß warum ich das Reiten hasse. Ich habe Angst in die Brenn-Nesseln oder wilden Brombeeren zu fallen. Als hätte er meine Gedanken erraten, dreht sich Legolas zu mir um

„Keine Angst! Melin weiß wo er hintreten muss. Er wird dich sicher durch den Wald tragen!"

„Wer sagt, dass ich Angst habe, hä?" blaffe ich zurück und kann nur schwer einen panischen Gesichtsausdruck unterdrücken

„Ich! Ich höre, sehe und fühle es! Ich muss dich noch nicht einmal anschauen, um es zu spüren Und sag nicht dass ich mich irre!"

„Verdammter reinrassiger Elb!" nuschle ich genervt vor mich hin. Ich kann ihn leise lachen hören

„Das hab ich gehört!" wieder ertönt sein leises, warmes Lachen

„Ich sag ja schon gar nichts mehr!"

Er nickt zufrieden und dreht sich wieder nach vorn.

Nach einer halben Ewigkeit öffnet sich endlich eine große grüne Lichtung vor uns, durch die ein kleiner Bach plätschert und die Sonne lässt ihre Strahlen durch das grüne Blätterdach der Bäume fallen. Es ist ruhig um uns herum. Nur hin und wieder hört man einen Specht klopfen und das leise Gluckern des Baches. Legolas sitzt ab und bedeutet mir, dasselbe zu tun. Wir führen die Pferde zum Rand der Lichtung. Hier dürfen sie sich etwas ausruhen. Er nimmt Arod eine Decke, einen Korb und noch einige weitere Dinge ab, während ich mir meine Tasche mit dem Nähzeug von MelinsRücken hole. In der Nähe des Baches breitet Legolas die Decke aus und stellt die weiteren Utensilien daneben. Ich stehe noch unschlüssig neben meinem Pferd und schaue ihm zu. Plötzlich kommt er auf mich zu und greift nach meiner Hand. Wortlos führt er mich zur Decke.

„Setz dich! Mach es dir bequem!" Ich lasse mich im Schneidersitz nieder und schaue Legolas erwartungsvoll an.

„Ich hab was zu Essen und Trinken eingepackt. Willst du was haben?"

„Du meinst wohl, du hast einpacken lassen?!" provozierend schaue ich ihn an.

Ernst schaut er mich an

„Nein, du irrst dich! Ich war selbst in der Küche und hab alles selbst zusammengepackt!"

„Oh! Dann zeig mal her, was du dabei hast!" Er breitet Obst, Brot und Käse vor mir aus. Saft und Wein sind auch dabei. Sofort greife ich nach einer Birne und beiße herzhaft hinein. Legolas entscheidet sich für einen Apfel. Kauend sitzen wir uns nun gegenüber und sprechen kein Wort. Hin und wieder schaue ich Legolas an, wenn er gerade seinen Blick über die Bäume streifen lässt. Mir fällt es schwer den Blick von ihm zu lassen. Ich hoffe, dass er meine Blicke nicht bemerkt.

Langsam wird mir klar, warum die Elbinnen Legolas so faszinierend finden. Die androgynen Gesichtszüge und das feine Lächeln, das häufig seine Lippen umspielt sind einfach hinreißend. Dazu kommt wohl noch, dass er einer der besten Bogenschützen unter dem Elbenvolk ist. Jede Frau will ja beschützt werden und dazu noch einen gutaussehnden Mann haben. Zudem ist er noch intelligent und hat wenigstens etwas Humor – sonst würde er jetzt bestimmt nicht mit mir hier sitzen...

Während ich noch meinen Gedanken nachhänge und Legolas dabei unentwegt anstarre, ohne mir darüber bewusst zu werden, wendet er sich mir zu.

„Aredhel? Träumst du? Oder warum starrst du mich so an?"

Erschrocken reiße ich die Augen auf, senke dann aber den Kopf, damit er nicht sehen kann wie mir die Röte ins Gesicht steigt.

Wenn der wüsste,…..

„Wovon sollte ich denn träumen?"

„Wovon? Du meinst wohl von wem?....von mir, natürlich!" dabei setzt er ein schelmisches Grinsen auf, das seinesgleichen sucht. Entsetzt schaue ich ihn an.

Kann der Gedanken lesen? Also, dann Flucht nach vorne!

„Natürlich! Ich träum immer nur von einem kleinen aufgeblasenen Prinzen, der eine Hofdame nach der anderen abschleppt!"

„Oh! Ich scheine wohl ins Schwarze getroffen zu haben", er grinst mich wieder an, „oder warum gehst du so in die Luft?"

„Weil ich es so gemeint hab, wie ich es gesagt habe! Wieso soll ich von jemandem träumen, der seinen Status so ausnutzt und mit jeder Frau ins Bett steigt." Sein Gesicht wird nun ernst.

„Also gut! Ich bin mit dir hierher geritten, um einiges zu klären. Ich hoffe, wir verstehen uns hinterher etwas besser. Willst du überhaupt eine Klärung der Dinge – es ist schließlich einiges vorgefallen!"

Will ich das überhaupt? Ich hab mir doch so einen schönen Hass auf ihn zugelegt. Es macht so viel Spaß ihn bloßzustellen….wenn ich jetzt die ganzen Vorfälle mit ihm kläre, dann verliere ich meinen so wunderbaren Zorn auf ihn….

Vielleicht sollte ich aber einfach mal diplomatischer sein…. Er kann ja schließlich ganz nett sein. Vielleicht hat er doch ne Chance verdient…..

Während ich noch hin- und hergerissen bin, ob ich eine Klärung der Dinge überhaupt will, fange ich einige Blicke seinerseits auf. Ich versuche sie zu interpretieren, aber sie sind unergründbar. Er wirkt gelassen, aber auch gequält, zum Teil sogar ausdruckslos. Also entscheide ich mich – schweren Herzens:

„Hmmm, wäre vielleicht nicht falsch. Ja! …..Dann leg mal los!"

Er nickt mit der gleichen Mimik wie noch vor einigen Sekunden. Aber je länger er redet, desto emotionaler wirkt er:

„Also – gleich mal zu Meril: Da war nichts! Sie war so betrunken, da wäre gar nichts gelaufen. Im Gegenteil sie hat mir mein Bad versaut...!"

„Das heißt....?"

„Sie hat mir auf den Fußboden erbrochen. Die war ja sooo blau." Er winkt genervt ab.

„Ich bin ihr heute morgen vor deinem Zimmer begegnet. Sie hat mir gleich brühwarm erzählt, dass du mit ihr eine ganz tolle Nacht verbracht hättest."

„Oh ja, die Nacht war herrlich. Ich durfte den Boden aufwischen. Und sie ist in meinem Bett eingepennt. Ich bin begeistert!" Jetzt wirkt er ehrlich entrüstet.

Wenn er ein Lügner ist, dann ein verdammt guter…

„Aber warum hast du sie überhaupt auf dein Zimmer genommen?" Plötzlich wird er rot und beginnt zu stottern

„Ähm, tja.... weißt du....normalerweise mache ich so was nicht.... ich... war ....ach ist ja egal."

Vor einigen Tagen hätte ich ihn noch zappeln lassen, aber irgendwie hab ich das Bedürfnis ihn zu erlösen

„Wieso hast du dann heute morgen deinem Vater nicht gesagt, dass ihr nichts miteinander hattet?"

„Erstens hätte er mir das eh nicht abgenommen und zweitens wollt ich Meril nicht bloßstellen. Es ist für eine Hofdame nicht sehr schicklich betrunken zu sein. Zudem gilt für sie das gleiche wie für mich: Keine intimen Kontakte mit einem Angehörigen der königlichen Familie. Außer man wird zur Heirat erwählt. Sie hätte auf alle Fälle eine Rüge von meinem Vater erhalten."

„Dafür hast du sie eingesteckt! Findest du das richtig?"

„Ich kann damit wahrscheinlich um einiges besser umgehen als Meril. Bei mir ist das ja nicht das erste Mal, dass ich von meinem Vater angeschrieen werde! Er verzeiht seinen Söhnen auch wieder sehr schnell!"

Um die entstehende Pause zu überbrücken setze ich das Gespräch fort.

„Ich hab gar nicht bemerkt, dass Meril so zu war!"

„Kannst du ja auch nicht! Du warst es ja auch." Er lächelt mich an und seine Augen blitzen.

„So arg wars ja nun auch wieder nicht. Ich vertrag nur nicht viel!"

„Es hat immerhin gereicht Meril zu beschimpfen!" Er lächelt immer noch

„Du hast das mitgekriegt?" Er nickt. Beschämt lasse ich meinen Kopf hängen. Dann straffe ich wieder meine Schultern und erkläre

„Aber sie hat es verdient, die Kuh!"

„Wieso hat sie es verdient?" Gespielt arglos, aber doch lauernd betrachtet er mich

„Sie hat mich den ganzen Abend bös angeschaut!" plötzlich lacht er laut auf

„Also, dich wollt ich wirklich nicht zum Feind haben, Aredhel. Meril schaut jeden böse an, der mir zu nahe kommt"

„Verehrerin, hm? Eine von vielen?" Ich zwinkere verschwörerisch mit den Augen, während er gespielt aufstöhnt

„Ganze Zeit war es nur sie und einige wenige. Dank einer gewissen Dame aus der Siedlung sind es inzwischen einige mehr!"

„So unangenehm kann das ja wohl nicht sein, oder? Fühlst du dich nicht geschmeichelt?"

Er grinst mich unverschämt an

„Doch! Und ich werde sie alle noch durchprobieren!" Mit einem Seitenblick beobachtet er meine Reaktion. Inzwischen kenne ich ihn schon so gut, dass ich darauf gelassen reagieren kann

„Merenwen wird sich freuen. Soll ich mit ihr einen Zeitpunkt ausmachen, an dem du sie ausprobieren kannst?"

„Ähhh, nö. Nicht nötig. Sie ist mir etwas zu jung."

„Oh, dann wird es etwas schwierig mit dem Ausprobieren. Die anderen Elbendamen sind alle im gleichen Alter!"

Gespielt enttäuscht blickt er zu mir herüber

„Dann lassen wir das….", und zuckt mit den Schultern.

„Vielleicht solltest du dich doch an Meril halten. Die freut sich bestimmt auch…" Nun bin ich es, die auf eine Reaktion wartet. Doch auch er hat mich durchschaut

„Nein, danke. Sie ist mir zu….zu höfisch, zu dämlich und sie macht es mir zu leicht. Die könnte ich jederzeit haben. Verzichte gerne! Da sollte ich mich doch lieber an den Ratschlag meines Vaters halten."

„Und der wäre?" Interessiert und erwartungsvoll schaue ich ihn an. Er grinst mich errötend an und sagt nichts. Ich bin verwundert und auch etwas verstört, denn nun spüre ich ein eigenartiges Kribbeln in meinem Magen. Warum hab ich bei der Vorstellung wie Thranduil seinem Sohn Ratschläge bezüglich seines Liebeslebens gibt ein so eigenartiges Gefühl?

Da mir das ganze etwas unangenehm ist wechsle ich schnell das Thema, was auch Legolas ganz recht zu sein scheint

„Wo wir schon beim Klären sind: Es tut mir leid, dass ich nicht beim Eröffnungstanz war. Und ich hab das auch nicht so gemeint, als ich sagte, dass ich keinen Wert darauf legen würde den Tanz zu eröffnen. Ich hab das nur gesagt, damit Eluchil kein schlechtes Gewissen hat, weil er mich nicht rechtzeitig zurückgebracht hat. Im Grunde bin ich selber Schuld. Wenn ich besser aufgepasst hätte und ihm nicht den Wein über die Tunika gegossen hätte, dann...."

Legolas, der nun wieder eine normale Gesichtsfarbe angenommen hat und wieder ganz die Ruhe selbst ist, legt mir beschwichtigend die Hand auf den Arm

„Ganz langsam. Hol erst mal Luft. Ich nehme deine Entschuldigung an. Ich war nur sehr verwirrt, als ich dich da mit Eluchil gesehen habe und dann dieser Spruch von dir. Irgendwie sah das alles sehr eindeutig aus. Aber Eluchil hat mich heute morgen darüber aufgeklärt, daß gar nichts passiert ist. Und Gimli hat das gestern auch schon versucht zu klären, aber....hm, ja, ich hab ihm nicht zugehört"

„Du warst verwirrt? Wieso? Im Grunde kann ich doch ins Bett gehen mit wem ich will...oder nicht?"

Ups, das Thema wollte ich doch eigentlich umschiffen….ein Zurück gibt es nicht mehr – Mist!

„Du hast recht! Du kannst tun und lassen was du willst. Aber was meinst du, warum es mich verwirrt hat? Überleg mal!"

Dabei lächelt er mich an, senkt dann aber plötzlich wieder seinen Kopf. Nun bin ich schon wieder verwirrt und irgendwie ist mir das auch peinlich.

Hab ich ihn jetzt richtig verstanden? Bilde ich mir das jetzt ein? Wahrscheinlich interpretiere ich jetzt was falsch...doch nicht Legolas

Um die unangenehme Stille zu überbrücken beginne ich wieder zu reden.

„War Gimli heute morgen so sauer, weil du ihm nicht zugehört hast?"

„Ja. Aber auch das ist wieder geklärt. Er mag dich übrigens sehr."

„Das freut mich. Ich find ihn auch sehr nett und lustig. Genauso wie Eluchil. Dein Vater ist mir manchmal nur etwas unheimlich." Plötzlich fängt Legolas an zu lachen

„Wieso ist dir mein Vater unheimlich?"

„Ich kann es gar nicht so genau sagen, denn er ist eigentlich bis auf das eine Mal immer sehr freundlich zu mir. Aber ich hab manchmal das Gefühl, dass er mehr über mich weiß, als ich mir wünsche."

„Das stimmt - er weiß sehr viel über seine Untertanen. Etwas wofür ich ihn sehr bewundere. Ich möchte ihm was das angeht auch nacheifern. Nicht um die Elben zu kontrollieren. Es ist einfach das Interesse an den einzelnen Persönlichkeiten. Man kann so auch viel besser miteinander kommunizieren und man regiert wahrscheinlich auch wesentlich weiser."

„Es hat mich erstaunt, dass er wusste, dass ich heiraten soll..."

Am liebsten hätte ich mir jetzt auf die Zunge gebissen, denn nun wird mir wieder meine ausweglose Situation bewusst. Ich spüre wie Legolas mich beobachtet. Da mir die Tränen wieder aufsteigen kann ich nur den Kopfschütteln, um ihm zu bedeuten, dass er wegschauen soll. Aber er tut es nicht. Er schaut mich einfach weiter an, bis ich wieder losschluchze. Ich komme mir so erbärmlich vor. Mir war es schon immer peinlich vor anderen Lebewesen zu weinen, aber jetzt gleich zweimal am Tag vor der ein und selben Person. Das ist eindeutig zu viel.

Legolas rückt neben mich und nimmt mich tröstend in den Arm. Am liebsten hätte ich ihn weggestoßen, so peinlich ist mir das ganze. Aber mir fehlt einfach die Kraft. Die Tränen wollen gar nicht mehr aufhören. Immer wieder streichelt er mir still übers Haar. Ich bin dankbar, dass er nicht noch anfängt zu reden. Er ist einfach nur da. Das reicht vollkommen. Als meine Tränen langsam versiegen bettet er meinen Kopf vorsichtig in seinen Schoß. Ich lass meine Augen geschlossen, denn mir ist es einfach zu unangenehm nun, in dem Bewusstsein ein total rotes und verheultes Gesicht zu haben, in sein perfektes Gesicht sehen zu müssen. Dennoch kann ich nicht anders als mich an seine Tunika zu kuscheln. Dabei spüre ich wie er mir eine Strähne aus dem Gesicht streift. Langsam wird auch mein Atem wieder gleichmäßiger. Nun bin ich völlig erschöpft und kurze Zeit später schlafe ich ein (natürlich mit geöffneten Augen).

Als ich wieder aufwache schaue ich direkt in das Gesicht von Legolas, der mit ernster Miene über meine Haare streicht.

„Ich bin wohl eingeschlafen?!" Er nickt nur und schaut mich lächelnd an

„Hab ich arg lang geschlafen?" Er schüttelt leicht den Kopf

„Nur eine halbe Stunde. Hast du dich wieder etwas beruhigt?" Ich nicke und will mich aufrichten, aber Legolas hält mich fest

„Bleib einfach liegen.......so hab ich dich besser unter Kontrolle!"

Er setzt wieder sein schelmisches Grinsen auf.

Ich schaue ihn empört an und will mich aufrichten. Aber auch diesmal drückt er mich erfolgreich wieder nach unten und greift nach den Trauben, wovon er sich eine in den Mund steckt. Als ich mir auch eine von den Trauben abzupfen will entzieht er mir die Trauben, hält mich aber vorsorglich fest, damit ich mich nicht erheben kann. Grinsend legt er seinen Kopf schief

„Willst du auch eine Traube?"

„Nicht nur eine! Gib schon her!" Er schüttelt den Kopf und steckt sich wieder eine genießerisch in den Mund

„Das sind meine Trauben! Wenn du eine haben willst musst du schon ganz lieb drum bitten."

„Deine Trauben !Ph! Verwöhntes Elbenprinzchen!" Wieder versuche ich mich aufzurichten und wieder ist die Hand da, die mich zum Liegen zwingt. Grinsend futtert Legolas eine Traube nach der anderen.

„Wenn du noch eine Traube haben willst, dann solltest du mal langsam anfangen über deinen Schatten zu springen."

„Also gut: Bitte!"

„Was soll das heißen?"

„Ich hätte gern eine Traube, bitte! Bitte!"

„Aha, geht doch!" Er zupft eine Traube ab und ich halte die Hand auf. Aber er schüttelt den Kopf

„Mund auf!"

„Ich kann selber essen!"

„Das weiß ich! Ich wollte es dir ja nicht vorkauen."

„Ich will aber nicht gefüttert werden!"

„Dann gibts halt keine Trauben – ganz einfach!"

Ich stöhne auf und Legolas steckt sich nun auch diese Traube in den Mund. Herausfordernd schaut er mich an.

„Legolas! Das ist entwürdigend!"

„Sieht doch keiner!"

„Doch! Du!"

„Ja und? Ist das so schlimm? Soll ich dir mal sagen was entwürdigend ist?.... In einem häßlichen Rock bei einer Frau zu sitzen, die Haare auf den Zähnen hat..." Lachend weicht er meinen Schlägen aus. Ich spiele beleidigt. Aber auch das funktioniert nicht.

„Also gut, ich bitte dich jetzt nochmal mir Trauben zu geben.... und ich ....lasse mich auch von dir füttern – wenn es sein muss!"

„Ja, muss es! Mund auf!"

Gehorsam öffne ich den Mund und er steckt mir eine Traube hinein. Noch bevor ich zubeißen kann, hat er die Finger schon wieder weggezogen.

„Ich wusste, dass du das versuchen würdest. Inzwischen kenn ich dich ganz gut, Kleines!"

„Nenn mich nicht Kleines!"

„Wie dann? Wäre dir Liebes lieber?"

„Ja!" Ich grinse ihn frech an. Er grinst zurück.

„Gut, dann nenn ich dich von nun an Liebes!" Ohne ihn aufzufordern steckt er mir nun nach und nach Trauben in den Mund.

„Eigentlich kann man sich an solch eine Behandlung gewöhnen! Bekommst du im Palast auch immer das Essen so serviert?"

„Hast du gesehen, dass mich heute morgen jemand gefüttert hat? Also, ich muss schon noch selber essen.....So! Die Trauben sind nun alle gegessen."

Langsam richte ich mich auf. Diesmal hält mich Legolas nicht zurück. Um meine Glieder etwas zu strecken, stehe ich auf und bewege mich langsam auf den Bach zu. Legolas folgt mir. Am Rand des Baches ziehe ich die Schuhe aus, kremple die Hose etwas hoch und wate in den Bach hinein. Legolas bleibt am Ufer stehen und schaut mir zu.

„Pass auf, dass du nicht hineinfällst. Sonst siehst du wieder so aus, wie bei unserem ersten Treffen. Du stehst nämlich im gleichen Bach!"

Erstaunt schaue ich ihn an. Er schaut mich mit so einem seltsamen Lächeln an.

„Das ist der Bach, in dem ich immer meine Wäsche wasche?" Er nickt

„Sag mal, weißt du eigentlich was mit der Wäsche passiert ist, die ich aus Versehen dort hab liegenlassen?"

„Ja! Weiß ich! Ich hab sie in die Palastwaschküche bringen lassen. Die haben sie nochmal gewaschen, geflickt und sie dir wieder in die Wohnung gestellt."

Ich bewege mich langsam wieder Richtung Ufer. An der Uferböschung angekommen lasse ich mir von Legolas ans Ufer helfen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du das machst, nachdem ich dich beschimpft habe."

„So schlimm war das ja wohl auch wieder nicht, was du gesagt hast. Die Wäsche ist also angekommen? Hab ganz vergessen danach zu fragen!"

Ich nicke. Langsam kehren wir wieder zur Decke zurück. Während ich mich wieder hinsetze legt sich Legolas hin und stützt seinen Kopf mit dem rechten Arm ab.

„Ich muss noch Ireths Schleier fertig besticken. Ich hoffe es stört dich nicht!"

„Nö, nö. Ich schau dir dabei zu."

Also beginne ich Ireths Schleier weiter zu bearbeiten. Dabei geht Legolas seiner Lieblingsbeschäftigung nach - mich anzustarren!

Böse schaue ich ihn an, er grinst aber nur schelmisch zurück

„Ich weiß, dass du das nicht leiden kannst. Aber so langsam solltest du dich mal daran gewöhnen, Liebes" gequält stöhne ich auf. Spitzbübisch grinst er mich an.

„Ich werde mich nie daran gewöhnen!"

„Sag das nicht! Du wirst. Du bist eine Elbe, die sehr viele Hindernisse überwinden muss, die sie selbst gebaut hat. Aber das alles kommt nach und nach!"

„Kannst du in mich hineinsehen? Oder wie kommst du auf solche Sachen?"

„Ich hab dich nur inzwischen sehr gut kennen gelernt."

„Dafür kenne ich dich kaum. Das heißt ich schätze dich immer ziemlich falsch ein. Du erstaunst mich regelmäßig"

„Du hattest und hast ja auch nicht gerade wenig Vorurteile mir und meiner Familie gegenüber."

„Dann mach was dagegen!" frech grinse ich ihn an.

„Rat mal, warum ich mich die ganze Zeit in deiner Nähe aufhalte? Nur, um dich auf den Pfad der Diplomatie zu führen!"

„Wie edel. Ich dachte, du machst das, weil ich so ein nettes, unterhaltsames und sittsames Mädchen bin!"

Aus den Augenwinkeln beobachte ich sein amüsiertes Lächeln

„hmmm,…also einen gewissen Unterhaltungswert hast – ohne Zweifel. Nett??.....Tja, kannst du sein, bist du aber selten. Vor allem zu mir! Und das mit dem sittsam…..das müsste ich direkt mal ausprobieren…!"

Er lacht laut, während ich etwas in meiner Umgebung suche, das ich nach ihm werfen kann. Während der Unterhaltung spüre ich wieder diesese leichte Kribbeln in der Magengegend und als er anfangt zu lachen, nimmt das Kribbeln vehement zu. Verzweifelt schüttle ich den Kopf, da ich dieses Kribbeln nicht haben will. Ich versuche mich wieder auf meine Näharbeit zu konzentrieren. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie Legolas aufsteht und auf der Wiese umhergeht. Ich beobachte ihn nicht weiter, da ich nun froh bin mich wieder auf das Nähen konzentrieren zu können. Aber auch das fällt mir nicht gerade einfach, weil immer wieder dieses unergründliche Lächeln dieses dämlichen Prinzchens vor meinem geistigen Auge auftaucht. Dennoch gelingt es mir mit meiner Arbeit ein Stück weiter zukommen.

Legolas ist nun schon eine ganze Zeit verschwunden. Beunruhigt blicke ich auf um mich nach ihm umzuschauen. Erleichtert stelle ich fest, dass er nicht weit weg ist. Er sitzt unter einem Baum und ist mit irgendetwas beschäftigt. Leider kann ich nicht erkennen was er genau macht. Aber da er da so friedlich sitzt und scheinbar die Welt um sich rum vergessen hat lasse ich es dabei und sticke die letzten Mallornblüten auf Ireths Schleier.

Etwas später spüre ich plötzlich, dass sich jemand – ja wer wohl? kann ja nur Legolas sein – hinter mich kniet oder niedersetzt und irgendwas an meinem Haar macht. Als ich mich umdrehen will höre ich ihn leise sagen

„Nicht umdrehen – ich bin gleich fertig………………..so jetzt! Schau mich mal an!"

Verwundert aber auch skeptisch drehe ich mich zu ihm um. Abschätzend betrachtet er meinen Kopf. Dann schüttelt er den seinen

„Nein! So geht das nicht. Dreh dich wieder um. Ich bin gleich soweit." Verständnislos schüttle ich kurz den Kopf und sofort macht sich Legolas wieder über meine Haare her. Er beginnt meine Haare aufzulösen

„Heute morgen sollte ich meine Haare hochgesteckt haben. Du erinnerst dich: Du hast das veranlasst! Und jetzt? Jetzt machst du wieder alles auf!"

Ich höre nur ein leises Lachen, bekomme aber sonst keine Antwort. Er nestelt weiter an meinen Haaren rum und kämmt sie mit seinen Fingern vorsichtig durch. Danach macht er sich wieder an meinem Kopf zu schaffen.

„Du darfst mich nochmal anschauen." Mürrisch drehe ich mich zu ihm um.

„Fast perfekt. Du solltest jetzt nur noch auf dein hübsches Gesicht ein Lächeln zaubern und schon bist du wirklich perfekt." Fragend schaue ich ihn an

„Was hast du gemacht?" Ich will mit der Hand auf meinen Kopf langen, aber er hält meine Hand nur mit einem strengen „Nein!" zurück.

„Komm, schau dir an, was ich gemacht hab." Er zerrt mich hoch und dann zum Bach

„Schau hinein!" Als ich hineinblicke muss ich mir ein Grinsen verkneifen. So hatte ich Legolas wirklich nicht eingeschätzt – ein verspielter Junge!!

„Hast du den Kranz für mich gemacht?"

„Natürlich! Für wen denn sonst? Ich hab alle Blumen persönlich für dich gepflückt und den Kranz ganz allein für dich gewunden." Etwas Stolz schwingt in seiner Stimme mit.

„Danke! Er ist wirklich schön geworden…… Irgendwie sehe ich mit dem Kranz aus wie eine Braut." Fassunglos starrt mich Legolas an. Wahrscheinlich befürchtet er, dass ich gleich wieder losheule. Aber ich heule nicht los, sondern lächle ihn an. Erleichtert atmet er auf.

„Aredhel, wir müssen langsam wieder zurück. Ich hab heute noch einiges im Palast zu erledigen – vor allem muss ich mit den Dankesschreiben für die Geschenke beginnen."

Ich kann zwar nicht sagen warum, aber ich bin etwas enttäuscht. Ich hätte gern noch etwas mehr Zeit mit ihm verbracht. Aber ich will mir nichts anmerken lassen und lächle ihn an.

„Begleitest du mich zum Palast? Die Pferde müssen wieder zurückgebracht werden."

Ich nicke und wir machen uns auf den Rückweg. Wieder müssen wir durch das Gestrüpp reiten. Diesmal bin ich aber sicherer und ich kann sogar langsam die Zeit auf dem Rücken eines Pferdes genießen.

Als wir den Palasthof erreichen kommen uns schon einige Diener entgegen, die uns die Pferde abnehmen wollen. Legolas schüttelt beim Absteigen vehement den Kopf

„Wir machen das selbst, danke! Ihr könnt gehen!"

Ich folge ihm zusammen mit Melin in den Stall und versuche das Pferd zu versorgen. Legolas gibt mir hin und wieder Anweisungen was ich zu machen habe. Als wir fertig sind betritt Eluchil den Stall

„Bruderherz, unser geliebter Vater sucht dich schon überall. Du sollst schnellstens zu ihm kommen! Wo warst du denn?"

Dann fällt sein Blick auf mich und er scheint sich irgendwas zusammen zureimen, denn sein Lächeln entwickelt sich nun zu einem extrem breiten Grinsen. Er knufft seinem Bruder in die Seite

„Beeil dich! Sonst fällt das Donnerwetter noch schlimmer aus, als das von heute morgen. Ach ja, noch was: Meril hat auch schon nach dir gefragt – mindestens schon zehn mal! Ihr seid begehrt, mein Bruder!"

Lachend verschwindet er wieder aus dem Stall, winkt mir dabei aber nochmal zu. Die Erwähnung Merils versetzt mir einen Stich und ich verspüre ein unangenehmes Gefühl in der Herzgegend. Ich versuche dennoch mir nichts anmerken zu lassen.

„Ich will nicht, dass du wegen mir noch Ärger mit deinem Vater bekommst. Ich gehe nun besser. Und deine Bettgenossin wartet ja auch schon!"

Gekränkt schaut mich Legolas an

„Ich hab dir doch gesagt, dass da nichts war. Glaub mir bitte!"

Bittend schaut er mir in die Augen. Ich senke den Kopf und nicke leicht. Ich höre ihn seufzen

„Und wegen dir bekomme ich mit Sicherheit keinen Ärger! Wegen DIR bestimmt nicht!"

Mit der Hand hebt er mein Kinn und zwingt mich ihm in die Augen zu sehen. Ich spüre wie sich seine Lippen plötzlich den meinigen nähern. Ich schließe die Augen und spüre seine Lippen plötzlich auf meiner Stirn. Ich öffne die Augen und schaue ihn verwirrt an, er dagegen weicht meinem Blick aus. In meinem Kopf wirbeln die Gedanken durcheinander. Ich kann nichts mehr verstehen und das einzige was mir noch richtig erscheint ist Flucht. Abrupt drehe mich um und rufe ihm zu

„Wir sehen uns"

Wieder mal renne ich weg. Ich renne so schnell durch den Palasthof und durch das Tor, dass die Wachen mir kopfschüttelnd hinterher sehen. Endlich erreiche ich meine Wohnung. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Als ich mich wieder aufsetze, sehe ich Legolas Blumenkranz auf meinem Kopfkissen liegen. Ich muss ihn wohl grad eben verloren haben. Vorsichtig nehme ich ihn auf und lege ihn in eine mit Wasser gefüllte Schüssel. Schweigend betrachte ich den Kranz. Was heute passiert ist kann ich nicht glauben. So nah bin ich noch nie jemandem gewesen. Verwirrt setze ich mich wieder auf mein Bett und starre auf das schiefe Bücherregal an der Wand gegenüber.

Was war das nur?......


Zu den Reviews:

Nilli: Wie du siehst hatte die Drohung mit der Vodoo-Puppe Wirkung. Ich hoffe, ich konnte dich wenigstens etwas zufrieden stellen und lässt das Teil noch in der Schublade. Also, das mit der Heirat von Meril und Aredhels Vater muß ich mir mal durch den Kopf gehen lassen – keine schlechte Idee fg. Zu dem Streit werde ich noch kommen. Wenn ich überlege, was ich inzwischen alles noch auflösen muß in dieser Geschichte…. Oh je!! Aber wird schon irgendwie. Ich freu mich schon auf dein nächstes Review.

Lanthir: Was ist Kopfgärtner-Auszubildender? Ich glaub ich steh auf dem Schlauch! Es freut mich, dass deine Schwester meine Geschichte auch liest und sie ihr gefällt. Grüße an sie! Zu den Fragen deiner Schwester: Ich bin 26 und die Ideen nehme ich zum Teil aus meinem eigenen Leben (tja, die Männer halt) und ich beobachte meine Umgebung. Meistens fallen mir Situationen und Gegebenheiten wieder ein, wenn ich schreibe. Zu der Geschichte mit Meril: Ich hoffe es hat dir in diesem Kapitel etwas besser gefallen…. Hoffe ich doch! Deine Reaktion war auf jeden Fall sehr erheiternd – für mich! g

Du hast geschrieben, dass deine Schwester elbische Namen sucht. Ich hab hier ne Seite gefunden, die die Eigennamen im Sinn übersetzt und dann ins Sindarin überträgt (kein Generator)- vielleicht hilft das. http:www.8ung.at/elbenname

LittleLion: Gut, dann werde ich das mit Thranduil und Aredhel wohl wieder aus dem Kopf streichen….seufz. Nein, im ernst: daran hätte ich nie gedacht. Ich finde ja, dass sich Legolas in diesem Kapitel schon ein bisschen angestrengt hat, oder?

christin: so fies war die Pause auch wieder nicht….find ich. Ich hoffe diese Pause hier ist etwas erträglicher, oder?

SFMK: und wieder ganz furchtbare Qualen erlitten? Ich hoffe doch nicht! Hier ist auf jeden Fall die Entschädigung 2. Teil. Und nächste Woche kommt dann der nächste Teil.

darklayka: freut mich, dass du die Prüfungen unbeschadet überstanden hast. Jetzt kommt noch schriftlich (hab ich das richtig in Erinnerung?). Mein Bruder macht grad Abi – ich weiß also wie man sich da fühlt (auch aus eigener Erfahrung)

Ich hoffe, dieses Kapitel hat dir gefallen. Ich freu mich auf alle Fälle schon auf ein Review von dir.

Narwain: Du magst also den Vater auch nicht. Es gibt inzwischen zwei Hassobjekte: Meril und der Vater! Kann ich verstehen. Mag sie auch nicht so sonderlich. Ich hoffe, dieses Kapitel hat etwas entschädigt und meine romantischen Ansätze sind etwas geglückt. Hab ja bisher mehr Erfahrung mit Prinzen fertigmachen und einem frechen Mundwerk gemacht.

JustSarah: Hab mich beeilt g. Ich danke für dein liebes Review! freu

flemming: Du hast eigentlich recht: Aredhel ist ziemlich ruhig geblieben. Wahrscheinlich liegt es tatsächlich daran, dass sie die Gefühle für Legolas etwas unterdrückt…oder unterdrückt hat - wie man es sehen will. Ich werde mich auf jeden Fall noch um Aredhels Vater kümmern….hähäh

Navara-Baby: Hallo! Herzlich Willkommen. Es freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt. Ich bemühe mich auch weiterhin eine witzige, aber auch etwas romantische Geschichte zusammenzubasteln! Danke!!

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