Anmerkungen: Danke an alle Reviewer, die mir beim letzten Kapitel geschrieben haben. Ich möchte mich hiermit offiziell für die lange Pause entschuldigen. Tatsächlich habe ich es auch vor Weihnachten nicht geschafft ein Kapitel zu schreiben. Mea culpa! Meine lange Abstinenz hatte mehrere Gründe: Zum einen macht mein PC Zicken, zum anderen hatte ich eine Schreibblockade und drittens war ich so sehr mit Arbeit zugemüllt, dass es einfach nicht früher ging. Also es tut mir leid! Dafür kommt heute ein weiteres Kapitel. Es war etwas schwierig für mich wieder in die Thematik hineinzufinden. Ich hoffe man merkt es nicht zu sehr! Noch ein Danke an meine Beta Klaudia. Sie hat einige Ideen geliefert – Danke! Beim nächsten Kapitel kommen auch wieder Reviewantworten

So und noch der Disclaimer: s.o.

Abendessen bei Königs

Ich habe ja mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Frage. Warum heißt mein Sessel Legolas?

„Ich werde jetzt mit Sicherheit nicht vor dir mein Seelenleben ausbreiten!"

Eigentlich wollte ich das gar nicht so hart sagen. Ich habe mich eindeutig im Ton vergriffen.

Tief durchatmend greife ich zur Türklinke, aber Legolas ist schneller und hält die Klinke fest. Erwartungsvoll schaut er mir in die Augen. Ich dagegen hefte meinen Blick auf die mit Blattgold und mit Ranken verzierte Tür.

„Wir sollten jetzt reingehen. Hast du vorhin nicht gesagt, dass dein Vater Verspätungen nicht mag?"

„Aredhel, ich hätte gern eine Antwort."

Er scheint nicht sehr amüsiert, eher enttäuscht. Noch immer starre ich die Tür an, in der Hoffnung, dass Legolas seine Frage vergessen wird. Aber er betrachtet mich noch immer nachdenklich. Als ich nicht antworte, verfinstert sich seine Miene.

Plötzlich klatscht es laut und Legolas landet mit dem Gesicht auf meiner Schulter, wobei ich hören kann, wie er schmerzvoll aufstöhnt. Hinter ihm taucht Gimli auf, der erstaunt seine mächtige Pranke anschaut.

„Seit wann kippt der Junge so schnell aus seinen Stiefeln? Ich hab ihm nur einen freundschaftlichen Klaps gegeben und schon sucht er Zuflucht bei dir!"

Dabei lacht er dröhnend auf. Legolas dagegen versucht sich derweil würdevoll aufzurichten.Etwas säuerlich betrachtet er Gimli.

„Du kommst aber auch immer ungelegen!"

Er öffnet mit säuerlicher Miene die Tür, nimmt meine Hand und zieht mich nicht gerade freundlich hinter sich her. Gimli setzt gerade zu einer entrüsteten Protesttirade an, als er mein geflüstertes „Danke" und mein Augenverdrehen im Vorbeigezerrtwerden wahrnimmt und augenblicklich verstummt. Mürrisch murmelnd stapft er hinter uns her. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Vielleicht kann ich die Wogen wieder glätten, oder vielleicht nimmt Legolas meinen Ausrutscher nicht so ernst.

Außer Eluchil ist noch niemand da. Dieser sitzt mutterseelenallein und ziemlich gelangweilt aussehend an dem runden Esstisch. Während Legolas mich hinter sich herzieht, setzt er ein bübisches Grinsen auf und betrachtet mich eingehend, was ihn aber nicht davon abhält mit der Gabel kleine Muster auf den Teller zu kratzen, was ein ziemlich Furcht erregendes Geräusch verursacht.

Legolas zieht den Stuhl neben seinem Bruder hervor und bedeutet mir dort Platz zu nehmen. So langsam habe ich das Gefühl, dass Legolas etwas sauer auf mich ist. Er selbst lässt sich auf der anderen Seite seines Bruders nieder. Fragend blicke ich zu Legolas hinüber. Aber er reagiert nicht. Dafür setzt sich Gimli neben mich, immer noch grummelnd. Ich versuche weiterhin Blickkontakt mit dem beleidigten Grünwaldprinzen herzustellen. Als er sich endlich, welch Wunder, herablässt meinem Blick zu begegnen antwortet er auf meine stumme Frage nur mit

„Etikette!"

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an.

Dann wendet er wieder seinen Blick ab und stiert auf das Weinglas neben seinem Teller. Eluchil kratzt weiter, Gimli grummelt leise vor sich hin und in mir beginnt eine Mischung aus Wut und Verzweiflung zu nagen.

Hab ich ihn wirklich beleidigt? Ich hab es doch nicht so gemeint! Das müsste er doch wissen!

Plötzlich platzt es aus mir heraus:

„Gehört es eigentlich auch zur Etikette, dass man auf Tischnachbarn nicht reagiert?"

Eluchil kratzt munter weiter, während sein Grinsen noch breiter wird, was mir natürlich nicht entgeht. Ich stelle fest, dass Eluchil mich mit seinem dämlichen Grinsen ziemlich nervt.

„Und du, hör auf so dumm zu grinsen!" fauche ich.

Tatsächlich wird die Miene Eluchils ernst, wobei das Kratzen nicht aufhört. Legolas betrachtet mich nun ziemlich sauer.

„Wenn man es genau nimmt, und das tue ich, dann bist du nicht meine Tischnachbarin!"

„Das ist doch Haarspalterei! Warum schaust du mich nicht mehr an?"

„Hast du mal überlegt, was das gerade eben vor der Tür war?..."

Bevor ich weiterschreien kann, geht die Tür auf und Thranduil steht äußerst präsent im Raum. Sein Erscheinen löst eine plötzliche Stille aus, die nur unterbrochen wird, durch das Quietschen und Kratzen einer Gabel auf dem Teller.

Mit steinerner Miene und gestrafften Schultern steuert der König seinen Platz neben seinem ältesten Sohn an, der nun seinen Blick geradeaus auf die mit Ranken verzierte Wand gerichtet hat. Ich halte meinen Blick gesenkt. Irgendetwas sagt mir, dass der König keine gute Laune hat. Als Thranduil seinen Platz erreicht hat, setzt er sich nicht hin, sondern bleibt stehen und blickt finster in die Runde.

„Ich warte auf eine Erklärung….!"

Keiner antwortet. Nur Eluchil scheint sein Muster im Teller zu einer künstlerischen Meisterleistung zu vervollkommnen.

Ich frage mich gerade, für was Thranduil eine Erklärung will, als er fortsetzt:

„Nun mein Sohn…..mein Fräulein…..was war das wieder für ein Gezeter hier in meinen Hallen?

Ich blicke in Richtung Tür, um auszumachen, ob ich nicht noch unbemerkt flüchten könnte, aber ich merke, wie Thranduil mich und Legolas nacheinander immer wieder anstiert.

„Ich dulde es nicht, dass in meinen Hallen geschrien wird! Der Einzige der schreien darf, das bin ich! Und was ich auch nicht dulden kann….: ELUCHIL! Hör auf mit dem Gekratze!"

Nun schreit der König tatsächlich.

Eluchil legt seine Gabel weg, betrachtet sein Kunstwerk und grinst wieder in sich hinein.

„Es gibt hier gar nichts zu grinsen, Eluchil! Und ihr beide," damit meint er wohl Legolas und mich „benimmt euch wie erwachsene Elben!"

Tief durchatmend lässt sich Thranduil nieder und blickt nochmal um sich.

„Wo sind unsere Gäste, unsere Herren aus Imladris?"

Wieder erhält Thranduil keine Antwort. Diesmal seufzt er nur genervt.

„Dann denke ich, fangen wir an zu essen. Ich habe keine Lust auf die beiden Herren zu warten."

Auf ein Zeichen von Thranduil servieren die Diener das Essen. Während alle zu essen beginnen, scheint Thranduil die angespannte Stille nun auch nicht sehr angenehm zu empfinden. So lächelt er mir plötzlich zu.

„Aredhel, was ist mit deiner Wange geschehen?"

Bevor ich antworten kann, platzt es aus Eluchil heraus:

„Legolas war wohl etwas zu wild! So wie damals bei…ähm wie hieß sie noch?"

Dabei fängt Eluchil an zu kichern, wobei Legolas verbissen auf seinen Teller stiert. Nun verzieht auch Thranduil sein Gesicht zu einem Grinsen.

„Oh ja, der erste Kuss von Legolas! Wie haben wir gelacht!"

Legolas dagegen empfindet diese Erinnerung offensichtlich nicht sehr erbaulich.

„Könntet ihr diese Geschichte auf sich beruhen lassen?" Verbissen würgt Legolas das Essen weiter hinunter, während ich fasziniert seine Reaktionen auf dieses scheinbar pikante Thema beobachte. Thranduil entspricht dem Wunsch seines Sohnes und wendet sich wieder mir zu.

„Nun, was ist mit deiner Wange passiert!

Ich schlucke den letzten Bissen runter.

„Ich hatte eine kleinere Auseinandersetzung."

„Das kann ich mir bei eurem Temperament gut vorstellen. Wer war die Gegenseite?" Ich schlucke nochmals.

„Meril…"

Der König atmet tief durch. Nun beobachtet auch Legolas seinen Vater.

„Was hatte sie für einen Grund euch diese Striemen zuzufügen?"

„Sie ist eifersüchtig."

„Auf dich!" Ich nicke

„…und weiter?"

„Da gibt es nichts, was ich noch dazu sagen könnte."

„Lasst euch nicht die Würmer aus der Nase ziehen! Warum ist sie eifersüchtig."

Verunsichert blicke ich zu Legolas, der mich zwar anblickt, aber keine Regung zeigt. Thranduil scheint unseren Blickwechsel bemerkt zu haben.

„Aha. Ich verstehe. Dann werde ich die Dame wohl mal zu mir zitieren."

Legolas beginnt wieder etwas aufzutauen.

„Ich habe sie unter Arrest gestellt, damit sie Aredhel wenigstens heute mal in Ruhe lässt."

„Gut, dann wird sie gleich nach dem Essen vor mir erscheinen und Rede und Antwort stehen müssen."

Er nickt mir zu und damit scheint das Thema vorerst erledigt.

Plötzlich geht die Tür auf und Lenwe kommt mit seinem Gefährten hereinspaziert. Mit erhobenem Kopf inspiziert er die Runde bis er sich zu einer Entschuldigung durchringt

„Verzeiht, König! Wir wurden aufgehalten!"

Mit diesen Worten lassen sich die beiden auf die freien Plätze nieder und beginnen sich die Teller voll zu laden. Thranduil beobachtet das Geschehen mit hochgezogenen Brauen, sagte aber nichts, während Eluchil verächtlich das Gesicht verzieht.

„Aredhel, ihr seht heute hinreißend aus. Im Goldenen Wald könnte man nichts Vergleichbares finden."

Ich beginne an der Funktionalität meines Gehörs zu zweifeln, aber das verächtliche Schnauben Gimlis und das verwunderte Gesicht Eluchils und Legolas bescheinigen mir mein gutes Hörvermögen. Verunsichert starre ich Lenwe an, der mich mir affektiert zulächelt und um das Gesagte noch zu unterstreichen bestätigend nickt.

Ich würge nur ein perplexes

„Danke!" hinaus.

„Ihr müsst mein Verhalten von heute morgen entschuldigen. Ich war etwas ermattet von der Reise und da habe ich euch nicht so gebührend behandelt, wie ihr es verdient hättet. Daher würde ich mich gern für mein ungenügendes Verhalten entschuldigen und euch entschädigen, indem ihr einen Tag mit mir verbringen dürft.

Dürfen? Ich glaube ich hör nicht richtig? Noch arroganter geht's wohl nicht mehr

Abwartend blickt er mich an, ohne die amüsierte Reaktion der anderen am Tisch zu beachten. Ich bin unfähig, auf Grund der totalen Selbstüberschätzung meines Gegenübers noch irgendetwas zu sagen. Munter, aber ohne seine Affektiertheit zu verlieren, setzt er fort:

„Wir könnten uns dann besser kennen lernen und ich bin überzeugt davon, dass ihr mir dann ohne Vorbehalte begegnen werdet. Euer Vater hat mir die Erlaubnis gegeben euch auszuführen. Ich weiß, dass ihr mit einer Hochzeit nicht ganz einverstanden seid. Aber ich denke, dass ich und Imladris euch eine ausgezeichnete Heimat bieten können."

Dabei blickt er verächtlich in der Halle umher.

Unfähig noch etwas zu sagen nicke ich nur, was Lenwe sofort als Zustimmung auffasst.

„Sehr gut! Dann werde ich euch morgen früh bei eurem Vater abholen. Zieht etwas Nettes an. Ihr braucht nicht selbst zu reiten!"

Dabei bedenkt er Legolas mit einem langen Blick.

Mit dieser Geste beenden die beiden ihr Mahl, erheben sich und deuten eine leichte Verbeugung an. Lenwe nickt mir noch einmal zu:

„Ich empfehle mich!"

Und schon dreht er der Tischgesellschaft den Rücken zu und verschwindet mit seinem Begleiter. Er lässt einen sprachlosen König, zwei Prinzen, einen Zwerg und mich, ebenfalls sprachlos, zurück.

Thranduil findet als Erstes wieder Worte.

„Das, meine Lieben, sind Eldar aus Imladris. Im Goldenen Wald könnte es nicht schlimmer zugehen." Damit erhebt er sich und fügt mit einem Grinsen hinzu:

„Ich empfehle mich!" und verschwindet aus dem Raum.

Eluchil klopft mir auf die Schulter und wendet sich an Gimli

„Komm, du wolltest mir doch die Kampftechnik der zwei Äxte zeigen."

Erfreut klatscht Gimli in die Hände und hopst von seinem Stuhl um Eluchil hinterherzurennen.

„Du schwaches Bürschchen wirst niemals auch nur eine Axt gehoben bekommen. Das können nur Zwerge." Und schon sind sie verschwunden.

Die Diener beginnen den Tisch abzuräumen.

Ich blicke zu Legolas, der sich langsam erhebt und seinen Blick auf die Tür gerichtet hat. Er scheint immer noch sauer zu sein. Daher stehe ich auf und nähere mich ihm und folge ihm hinaus aus dem Speisezimmer. Vor der Tür lege ich ihm meine Hand auf die Schulter. Er bleibt stehen, dreht sich aber nicht zu mir um

„Ich wünsche dir viel Spaß morgen!"

Dann macht er sich von mir los und verschwindet in den labyrinthartigen Gängen des Palastes.

Ziemlich verwirrt und enttäuscht stehe ich da und schaue dem beleidigten Prinzlein hinterher.

Wahrscheinlich wird er nie wieder mit mir sprechen. Auch Recht, dann wird mein Leben wenigstens wieder einfacher!

Sauer stapfe ich zurück in meine Wohnung.