(1947)
Nach meinem zwanzigsten Geburtstag fragte ich Tom zum ersten Mal, „My Lord, wann gedenkt ihr nach Hause zurück zukehren?"
Es war Nacht gewesen und wir hatten im Bett gelegen, als ich es gewagt hatte diese Frage zu stellen. Tom sah mich mit rot verfärbten Augen an und sagte liebevoll, „Du kannst gehen wann immer es dir beliebt, Geliebte. Aber ich bitte dich, bleib noch einwenig bei mir."
Ich hatte ihn liebend geküsst und hatte lange Zeit nicht mehr gefragt.
(1950)
Dann drei Jahre später, in Rumänien fragte ich meinen geliebten Lord wieder.
Dieses Mal blitzten seine Augen fast gefährlich und seine Antwort war ein leises, „Noch nicht!"
Am Anfang unserer Reise hatte ich ihm schwören müssen, dass ich mich drum kümmern würde keine Kinder zu bekommen. Dies war notwendig, weil wir mit einem Baby nicht apparieren hätten können. Ich sah dies ein, doch mit jedem neuen Versuch mehr Macht zu erlangen, entfernte sich Tom ein Stück mehr von mir. Und je mehr er sich von mir entfernte, umso mehr wünschte ich mir ein Kind von ihm, das mein leeres Leben wieder mit Glück und Liebe füllte.
(1952)
Im Januar 1952 waren wir in Giseh, in Ägypten und wir waren nun schon sieben lange Jahre durch die Welt gereist, fragte ich ihn ein drittes Mal.
„Tom, wann hast du eigentlich genug und läst uns nach Hause reisen?"
Wir waren gerade nach einer langen Pyramidenbesichtigungstour ins Hotel zurück und ins Bett gegangen. Meine Stimme war zum ersten Mal seit vielen Jahren ungeduldig und gereizt durch Erschöpfung.
Überrascht keuchte ich auf, als ich spürte wie seine Hand sich um meinen noch immer makellosen Hals legte und zudrückte. Während er fast wütend zischte, „Wenn ich es führ angebracht halte! Und nenn mich nie wieder so!"
Ängstlich sah ich den nun über mich gebeugten Mann, mit den rot funkelnden Augen an. In meiner Brust spürte ich mein schon lange angeknackstes Herz brechen und begann lautlos zu weinen.
Seine flache Hand traf mich schmerzvoll im Gesicht, ich wimmerte erschrocken auf und er knurrte, während er aus dem Bett stieg, „Schwache, dumme Frau!"
„Nein, geh nicht, Geliebter!" flehte ich, als er sich mit Hilfe seines Zauberstabes anzog, „Bitte bleib bei mir, Tom!"
Dass war mehr gewesen, als mir zustand und zum ersten Mal in meinem Leben richtete mein Geliebter seinen Zauberstab gegen mich.
„Crucio!"
Kurz aufschreiend und dann gegen den Drang vor Schmerz weiter zu schreien, den mir mein Ehemann zufügte, ankämpfend, fiel ich zurück in das Bett.
Er hob den Zauber auf und disapparierte.
Als er verschwunden war, vergrub ich mein Gesicht in den Kissen und weinte die ganze Nacht, ohne einzuschlafen.
Der dunkle Lord liebte mich nicht mehr, die Zauber und Flüche hatten ihn zu sehr verändert, als das er noch so ein schönes Gefühl zustande bringen könnte.
Aber was würde mir ein Leben ohne seine Liebe geben?
Nicht mehr, als ein Leben ohne ihn!
Der Morgen kam und ich hatte einen Entschluss gefasst, ich würde Mara folgen! Nur wie wusste ich noch nicht.
Da, mit den ersten Strahlen der Sonne, glitzerten die Scherben des Gestern von mir zerbrochenen Spiegels. Ich hatte seine ungelogne Spiegelung meines Gesichtes nicht mehr ausgehalten, nachdem mein Mann über die wunderschöne Nofretete geschwärmt hatte.
Nun sahen die Scherben versprechend, gar verlockend aus, mit ihren Klingen scharfen Splitterrändern. Fast wie hypnotisiert stand ich auf, immer zu auf das Farbenspiel der Klingen starrend und nahm die, die mir am schärfsten schien, in die linke Hand.
Der Schmerz in meinem zerbrochenen Herzen war stärker als jeder körperliche Schmerz und als ich fest mit der scharfen Scherbe über meine gut sichtbaren Pulsadern schnitt, spürte ich kaum einen leichten Druck.
Halb warnsinnig vor Schmerz in meinem Kopf, sah ich lächelnd auf das pochend aus meinem Körper fließende Blut. Schnell, bevor mir schwindelig werden würde, öffnete ich auch meinen linken Arm und ritzte über das dunkle Mal, das ihn verzierte.
Schon wurde unscharf, ich fiel, schlug hart auf dem Boden auf und wurde endlich ohnmächtig.
