„Guten Morgen, my Lady." Verbeugte sich Mark, der Hauself so tief wie eh und je, „Wen darf ich untertänigste melden?"
„Kennst du deine eigene Meisterin nicht, wenn sie vor dir steht!" schalt ich das Geschöpf und verpasste ihm einen Fußtritt, „Geh, führ mich zu meinen Eltern!"
Mit einer ängstlichen, noch tieferen Verbeugung drehte sich das unwürdige Tier um und brachte mich zum Frühstückssalon. Neun Jahre war es her, dass ich hier gewesen war, doch es sah alles noch genau so aus, wie an dem Tag, als ich mit meinem Liebsten durchgebrannt war.
Vor der Salontür angekommen schickte ich den Diener fort, ich wollte, dass meine Eltern mich erkannten, nicht von dem dummen Tier vorgewarnt wurden. Noch einmal atmete ich tief durch, während ich mein Haar richtete, öffnete die Flügeltüren und trat in den grünen Salon.
Es befanden sich drei Personen mehr in dem mit grünem Marmor ausgekleidetem Raum, als ich erwartet hatte. Meine Eltern, Rufus und Margarete, waren zwar definitiv älter geworden, jedoch unverkennbar dieselben. Sie hatte ich erwartet hier anzutreffen. Aber Eric, mein zwei Jahre älter Bruder, den ich überhaupt nicht ausstehen konnte, er hatte bis zu meiner Abreise außer Haus gewohnt. Und auch die blonde Frau und das neben ihr sitzende Mädchen, die anscheinend zu meinem Bruder gehörten, gehörten meines Wissens nicht hierher.
Alles sah mich mit verwunderten Augen an, als ob sie mich nicht kennen würden und ich eine Fremde währe. Meine Mutter war die erste, die mich erkannte. Sie riss die Augen auf als wäre ich ein Geist, flüsterte meinen Namen und fiel dann in Ohnmacht.
Mein Vater und Eric sprangen auf und während der Herr des Hauses, mit einer Mine auf mich zukam, als ob er mich umbringen wollte, kümmerte sich mein Bruder um Margarete.
„Komm, Kind!" befahl er, packte schmerzhaft meinen Arm und führte mich in sein Arbeitszimmer.
„Was hast du dir dabei gedacht, einfach so ohne ein Wort für neun Jahre zu verschwinden und dann hier aufzutauchen, als ob nichts passiert wäre!" donnerte der alte Mann und verpasste mir eine Ohrfeige so stark, dass ich fast zu Boden gefallen wäre.
„Vater, ich…" wimmerte ich und richtete mich wieder auf, nur um von einem zweiten Schlag getroffen zu werden.
„Nein, Demona. Ich bin nicht mehr dein Vater!" erwiderte der schwarzhaarige Mann zornig, fast schreiend, „Du hast unsere Familie verraten, du gehörst nicht mehr zu uns! Geh jetzt, bevor-"
„Nein!" widersprach eine ruhige Stimme von der hinter mir liegenden Tür, „Sie bleibt hier, Vater! Wenn nicht als meine Schwester, dann als mein Gast!"
Mein Vater knurrte etwas, dass sich nach „Malfoy" anhörte und entließ mich mit einer Handbewegung.
„Hallo Eric." Sagte ich mit einem Lächeln, das so freundlich war wie ich es ihm geben konnte, als ich ihm gegenüber stand, „Danke."
„Bitte." meinte er klein laut und sah mich nicht an, „Dein Zimmer ist immer noch frei. Du willst dich sicher erst mal ausruhen."
„Nein, ist schon gut. Ich brauche nicht schlafen, aber ich werd mich ein wenig frisch machen." stellte ich kalt fest und ging den Gang entlang, der zu meinem Zimmer führte.
„Du hast geheiratet?"
„Ja," antwortete Eric neben mir, „Laila Malfoy."
„Und wie heißt das Kind, sie ist hübsch wie ihre Mutter." wollte ich nun etwas weicher wissen.
„Sie sind nicht so schön wie du!" gab er traurig zu.
Verärgert blieb ich stehen und durchbohrte ihn mit meinen türkisen Augen, „Ich habe auch geheiratet und du weist genau, dass ich dich nichts von dir will! Also hör endlich auf so ein dummes Zeug zureden!"
„Sorry." seufzte mein Bruder, „Sie heißt Maria und ist grade fünf geworden."
„Seit wann lebst du wieder hier?" fragte ich eine Treppe zum ersten Stock hinauf steigend, „Und was ist aus der Black geworden, ich dachte du wolltest sie heiraten!"
„Ja, wollte ich. Aber da du für tot gehalten wurdest, musste ich an deiner Stelle in die Malfoy Familie einheiraten." erklärte Eric mir.
Ich wusste, dass er diese Amy Black nie wirklich geliebt hatte, er hatte nur mich geliebt und tat es anscheinend immer noch. Das war ein Grund warum ich ihn nicht leiden konnte, doch mein abgrundtiefer Hass auf ihn rührte von einem Ereignis her, dass ich ihm nie verzeihen würde. Er hatte mich, als ich erst vierzehn Jahre alt gewesen war, vergewaltigt.
„Ich wohne seit deinem Verschwinden wieder hier." sprach er weiter, „Es hat Mutter sehr getroffen, dass du so ohne Nachricht, ohne Abschied weg gingst. Wir haben dich nach einem Jahr für tot erklärt. Warum hast du uns nie geschrieben, dass es dir gut ging? Du hättest ja nicht schreiben müssen, wo du bist!" Er war vor meiner Zimmertür stehen geblieben und sah mich verständnislos an.
Ihn nicht ansehend, ging ich an ihm vorbei und sagte nur, „Frag nicht, wenn du die Antwort nicht hören willst!"
„Du bist mit diesem Schlammbl-" stellte mein Bruder angeekelt fest, doch ich packte ihn am Kragen seines Umhangs und meine Augen flackerten leicht rötlich auf, als ich ihn gefährlich zischend warnte, „Nenn ihn noch ein Mal so und deine Witwe kann wieder nach hause gehen! Er ich nicht der Einzige, der stärker geworden ist, Eric!"
Ich ließ ihn los und verschwand in mein Zimmer. Sobald ich die große schwarze Flügeltür hinter mir geschlossen und mich der Leere meines Raumes versichert hatte, ließ ich meine Gefühlsmaske fallen und schmiss mich heulend auf mein weiches Himmelbett. Obwohl ich ihn erst vor knapp einer Stunde verlassen hatte, vermisste ich Tom schon jetzt unendlich!
