„Hey, Lucius, warte!" rief eins der Slytherin Mädchen, als der blonde Junge, der einige Plätze von ihr entfernt gesessen hatte, und nun ohne sie losgehen wollte.

„Oh, ich dachte du wärst schon gegangen.", entschuldigte er sich kurz, doch das Ravenclawmädchen, das die Szene verfolgt hatte und nun ebenfalls aufstand, bemerkte sehr wohl, dass er es nicht ernst meinte.

Ganz im Gegensatz zu dem Mädchen, welches Narzissa hieß, und sich nun verzeihend lächelnd an seine Ferse geheftet hatte.

Innerlich bedauerte die Zuschauerin diesen reichen jungen Mann, auch wenn er ein Angeber und ein Rassenfanatiker war, so wie ihr Vater, doch niemand hatte es verdient, eine so nervige Gesellschaft zu haben, denn sie wusste bestimmt, das Narzissa nicht seine Freundin war. Sie verstand immer noch nicht, warum Lucius die Slytherin überhaupt an seiner Seite duldete, er bräuchte nur ein Wort gegen sie zu sagen und sie würde heulend verschwinden!

Als sie aufstand sah sie keiner an, sie, Luna Derdil, hatte keine Freunde, sie ging jedem Angebot der Freundschaft aus dem Weg.

Einmal, in der ersten Klasse, hatte eine Hufflepuff sie strahlend bewundert, als sie in Verteidigung gegen die dunklen Künste einen einfachen Zauberspruch ausgeführt hatte. Luna hatte ihr gesagt, sie solle sie in Ruhe lassen, doch das Mädchen ließ nicht locker. Niemand wusste, was in der darauf folgenden Nacht geschehen war, doch das Mädchen war wenig später ins St. Mungo Krankenhaus für magische Kran­kheiten eingeliefert worden. Da sie zwar bei vollem Bewusstsein war, doch sich in einem schrecklichen Alptraum zu befinden schien. Das Mädchen war nach drei Wochen des Schreiens und der Qualen gestorben.

Es wurde nie geklärt wie dies passieren konnte, doch böse Zungen der Hufflepuffs und Gryffindors behaupteten, Luna Derdil, sei es gewesen!

Dies wurde jedoch schnell von den Lehrern unterbunden, denn keine Erstklässlerin hätte so etwas tun können!

Luna folgte den beiden nun bis nach draußen und wand ihre Schritte zum verbotenen Wald hin. Sie wusste, das Malfoy zum See gehen würde, wie jeden Freitagabend.

Er würde wieder seine Zauberkünste üben und Narzissa würde ihn dabei anhimmeln!

Es war bei weitem nicht so, das nicht auch andere Mädchen für so eine Gnade gerne Schlange stehen würden, doch Lucius, der bis Beginn dieses 6. Schuljahres immer allein trainiert hatte, ließ keine andere Gesellschaft zu. Immer wenn er ein Mädchen erwischte wie sie ihm zusah tat er ihr etwas an. Je nach seiner Laune variierte die Strafe von einem blauen Auge (bei guter

Laune) und zwei Wochen im Krankenflügel (bei relativ schlechter Laune). Ihm wurde jedes Mal Nachsitzen aufgegeben, doch ihn schien das nicht zu kümmern.

Die Ravenclaw, die sich nun in Hörweite der beiden Slytherins bewegte, beobachtete und belauschte die beiden schon seit Beginn des Schuljahres. Nicht, dass sie eine von diesen gaffenden Mädchen wäre, die nur bei einem Blick des Schönlings in die Knie sank, sondern, weil sie es liebte Geheimnisse zu lüften, nur für sich natürlich, sie würde nie jemandem von ihren Entdeckungen erzählen, außer vielleicht ihrem Vater oder Bruder.

Es war schon seltsam, dass er sie noch nicht bestraft hatte. Denn sie war sich eigentlich fast 100 sicher, das er sie schon mindestens zwei Mal gesehen haben müsste.

Hinter einem Baum verborgen, lauschte sie auf jedes Wort der Beiden, die sich heute wesentlich mehr unterhielten als sonst.

„Warum musst du mir eigentlich immer hinterher laufen?", fragte Lucius etwas gereizter als sonst.

Er hatte diese Frage schon öfters gestellt und jedes Mal bekam er die gleiche Antwort: „Das weist du selbst. Also frag nicht!", hatte sie stets gesagt, doch heute schien auch sie gereizt zu sein und meinte:„Weil ich nicht will, das du fremd gehst, bevor wir heiraten, Malfoy!".

Der Junge schnaubte verächtlich und es hörte sich so an, als ob er gerade einen mittelgroßen Stein in die Luft gejagt hätte.

Luna hingegen zog in großem Erstaunen die Augenbrauen in die Höhe, das war allerdings ein interessantes Geheimnis. Besonderes, weil es so klang, als ob Lucius sie gar nicht heiraten wollte.

„Weist du, dass du total klasse aussiehst, wenn du verärgert bist, mein blonder Prinz?", schwärmte das Mädchen nun wieder, als ob nichts gewesen wäre.

Fünfzehn Minuten war wieder alles Gerede uninteressant, bis Narzissa wieder eines ihrer besonders honigsüßen Komplimente aussprach und Lucius der Geduldsfaden riss.

Luna hörte nur einen kurzen schnell erstickten Schrei, Malfoys „Hau bloß ab, sonst bist du die längste Zeit meine Zukünftige gewesen!" und dann wie Narzissa heulend davon rannte.

Als man ihre Schritte nicht mehr hören konnte, lachte der Magier und fuhr mit dem Training fort.

Da er nun allein war, würde sie nun nichts mehr aus ihm heraus bekommen können, also machte sich Luna so leise sie gekommen war auf den Rückweg. Doch sie war nicht leise genug und als sie auf einen der morschen Äste trat, hätte sie fast ein Stupor-Zauber getroffen.