Glücklicherweise hatte sie das Sausen rechtzeitig gehört und sich zur Seite werfen können.
„Scheiße!", fluchte Luna verhohlen und sprang wieder auf die Füße, sie hatte sich ihr Knie blutig geschlagen.
„Wer ist da?", fragte die wohlbekannte gebieterische Stimme des Slytherin, „Hast du mich etwa belauscht? Weist du nicht was ich mit Spionen anstelle?".
Sie hatte hinter einem Baum Schutz gefunden, rührte sich nicht und versuchte zu bestimmen wo er sich befand. In dem Augenblick, indem sie sich endlich sicher war, sprang sie hervor und sprach ihrerseits den Lähmungs-Zauber aus.
Diesen blockte Malfoy mit Leichtigkeit.
„Derdil!", erkannte er sie und senkte seinen Zauberstab, „Hast du meine Nachsicht nicht schon mehr als ausgenutzt?"
„Nachsichtigkeit?", fragte sie sich, „Also hat er nur so getan, als ob er mich nicht sehen würde! Aber warum würde er das tun?".
„Ich weiß nicht wovon du sprichst, Malfoy!", entgegnete sie laut und senkte demonstrativ nicht ihren Zauberstab, „Ich wüste nicht eine Gelegenheit in der du je zu irgendwem nachsichtig gewesen wärst!".
„Ach, dann hätte ich dich also doch lieber gleich in den Krankenflügel bringen sollen?". Irgendwie schien es, als hätte ihn ihre Äußerung verletzt. Schnell verwarf sie jedoch diesen Gedanken, denn nichts was sie jemals sagen könnte würde diesen hochnäsigen Typen je kränken!
„Versuch es doch, Slytherin!", reizte sie ihn und blockte überlegen lächelnd einen Fluch, der sofort auf seinen Erzeuger zurück sauste.
„Kleines Schlammblut, dir wird ich's zeigen!", fauchte er, als der Fluch seinen Umhang zerfetzte und sie ihn auslachte, weil er nicht schnell genug gewesen war.
„Crucio!", fauchte Lucius und traf die völlig verblüffte Luna in die Brust.
Sie keuchte erschrocken auf, verhinderte es jedoch mit Mühe schreiend auf den Boden zu sinken obwohl ihr Körper sich anfühlte, als ob er lichterloh in Flammen stand.
„Sag mal spinnst du?", zischte sie, überwand den verbotenen Fluch aus eigener Kraft (sie hatte einige Erfahrung in dieser Hinsicht, denn ihr Vater benutzte den Fluch als Strafe, anstatt Hausarrest oder so!) und wandte ihrerseits einen der Verbotenen an.
„Imperio!", sagte sie hitzig, doch auch der junge Malfoy schien langjährige Übung in diesen Flüchen zu haben denn er schüttelte den Fluch genauso schnell ab wie Luna vor ihm.
„Uns fehlt nur noch der Letzte der drei Verbotenen, doch ich werde keinen Mord begehen!" erklärte der Ältere nun, „Ok, ich werd dich nicht weiter angreifen, wenn du mir sagst, was du hier gemacht hast und woher du die Flüche kennst!".
„Warum sollte ich dir das sagen, Malfoy?" fragte sie nun spöttisch und steckte ihren Zauberstab weg, „Du kannst mir eh nichts tun!".
„Das wird sich noch zeigen. Aber so, wie es aussieht, " auch er steckte seinen Zauberstab in den zerfetzten Umhang, „habe ich endlich jemanden gefunden, gegen den es sich zu kämpfen lohnt! Dein Name ist Derdil. Und du bist im sechsten Jahr von Ravenclaw, richtig? Bist du ein Rein- oder Schlammblut?".
„Kann dir doch egal sein! Außerdem, wer sagt eigentlich, dass ich mich überhaupt mit dir unterhalten möchte, du arrogantes Arschloch!".
Sie sah deutlich wie sehr sich ihr gegenüber zusammenreißen musste, um den eben weggesteckten Zauberstab nicht weder herauszuholen, doch als er sprach war er wieder gelassen, seine arrogante Art verschwand zu Lunas Überraschung fast völlig und er lächelte beinahe.
„Ja, du hast Recht, ich bin ein arrogantes Arschloch." .Er nickte und das Lächeln verschwand wieder, als ob es nie da gewesen wäre, „Aber ich bin mir sicher, dass du mit mir reden möchtest, Derdil, sonst wärst du nicht hier. Und tu nicht so, als ob du das erste Mal hier bist!".
Konnte sie dem Frieden trauen? Eigentlich vertraute sie nur zwei Menschen auf dieser Welt. Aber wenn sie zugab, dass sie ihn schon öfter beobachtet hatte, wäre das ja nicht der Untergang der Welt.
„Gut, sagen wir Mal, ich hab ein oder zwei Mal bei dir vorbei gesehen. Aber das heißt nicht, dass ich mit dir reden will, Malfoy!" erklärte Luna ruhig.
„Warum warst du seit Beginn des Jahres jeden Freitag hier?" fragte der Blonde ohne eine Mine zu verziehen oder auf sie einzugehen.
„Warum hast du so getan, als ob du mich nicht sehen würdest?", konterte das schwarzmähnige Mädchen.
Es war eine glatte Lüge gewesen, dass sie sich nicht mit dem schönen Jungen unterhalten wollte. Sie wollte endlich das ganze Geheimnis wissen.
„Weil ich dich nicht vor ihren Augen bestrafen wollte. Und später, weil ich dich fragen wollte, warum du mich belauscht. Denn soweit ich weiß, bist du nicht der Typ Mädchen der sich hinter einem Baum versteckt nur um meine Stimme zu hören!", entgegnete er ihr und als er fort fuhr lächelte er halb, „Also sag schon, warum bist du hier, Derdil?"
„Was glaubst du denn, Malfoy?" wich sie wieder aus, sie wollte ihm einfach nicht preisgeben, dass sie ihn interessant fand, „Warum beobachtet dich eine gleichaltrige Ravenclaw?"
„Ich würde sagen du spionierst mich aus." gab er gelassen zur Antwort, sein Lächeln war noch nicht verschwunden.
„Nein, das tue ich ganz sicher nicht!" lachte Luna zurück und da hatte sie die rettende Idee, „Ich bin wegen einer Wette hier. Ein Mädchen aus meinem Schlafraum hat mit mir gewettet, dass ich es nicht schaffe dich vier Wochen zu beobachten, ohne dass du mich bestrafst. Ich habe gestern die Wette gewonnen und bin heute noch ein Mal hergekommen, weil ich sehen wollte wie lange ich es noch schaffe. Naja, das hätte sich dann wohl erledigt. Wenn eure Lordschaft mich nun entschuldigt, ich muss…"
„Was…?" fragte er und seltsamerweise war Angst in seinen Augen.
Verständnislos wölbten sich ihre Augenbrauen, was hatte er denn nun?
„Sag noch ein Mal „eure Lordschaft"!" befahl der Junge mit den schönsten Augen die je auf Luna gefallen waren, „Aber nicht zu mir sonder so, als ob du es ernst meinst, bitte!".
„Du bittest mich um etwas? Sag mal denkst du ich bin dein Hampelmann oder so?" Nun wurde es ihr zu dumm und sie wandte sich zum Gehen.
„Nein, bitte Luna. Du musst es nur ein Mal sagen und dich dabei verbeugen. Ich werde dich danach auch nie wieder ansprechen, Ehrenwort!" bettelte Lucius und ging ihr nach.
„Na gut, solange du dein Versprächen hältst. Und wenn nicht, erzähle ich Dumbledore das du die Verbotenen kannst!", warnte das hübsche Mädchen ihn vor.
Zu dem Schulleiter Prof. Dippert zu gehen würde nichts bringen, denn der würde eh bald in Ruhestand gehen, so verdattert war er.
„Ok, ok! Mach schon!" drängte er und benahm sich eher wie ein Kind, als wie ein Malfoy.
Mit einer Verbeugung, wie Luna sie bei ihrem Vater pflegte und mit demselben Tonfall wie sie es zu ihrem Vater sagte, tat sie wie es Malfoy verlangte. Sie hatte die Verbeugung natürlich nicht in die Richtung des Slytherin gemacht und so sah sie erst als sie sich aufgerichtet hatte ,dass der Junge mit den fast platinfarbenen Haaren auf die Knie gesunken war.
„Ich dachte Ihr würdet in Durmstrang unterrichtet!" erklärte er demütig, als Luna ihn gerade fragen wollte, was er da tat, „Wenn ich gewusst hätte woher ich Eure Stimme kenne, my Lady!"
Das Mädchen schluckte hart, als sie verstand, machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte dahin, wo er ihr nicht folgen konnte: direkt in den verbotenen Wald.
War sie wirklich so dumm gewesen?
Hatte sie das wirklich getan?
Wie hatte sie vergessen können, dass ihr Vater ihr schon vor dem ersten Schuljahr verboten hatte mit Malfoy zu reden?
Damals hatte sie nicht gewusst warum, doch nun wusste sie es. Lucius war einer der Todesser, die in ihrer Gegenwart nie ihre Masken abnehmen durften, wobei das Gleiche anders herum galt, keiner der Soldaten ihres Vaters kannte ihr Gesicht.
