3. Kapitel

Albus nahm die zwei Missetäter gleich mit, um ihnen noch mal die Leviten zu lesen und ließ Snape und Lupin allein. Lupin streckte die flache Hand aus und sagte "Komm, wir gehen in mein Wohnzimmer, hier ist es nicht so gemütlich." Snape krabbelte gehorsam auf die ausgestreckte Handfläche und ließ sich wegtragen. Etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig.

"Was mach ich jetzt bloß mit dir?" fragte Lupin rhetorisch und begann in seinen Schränken herumzusuchen. Er brachte eine Schokofrosch-Schachtel hervor und polsterte sie mit ein paar Kleenex. "Das könnte als Bett funktionieren, mein Lieber, wenigstens für diese Nacht." Snape inspizierte das Provisorium und ließ sich sogar herab, probezuliegen. Schließlich nahm er das Schachtelbett an. "Ich hole dir was zu essen und zu trinken. Du kannst ja schlecht so in die große Halle gehen. Schätze dein Zustand ist geheim." Snape machte ein verdrossenes Gesicht. "Vertraue auf Potter und Weasley, dann ist der geheime Zustand bald öffentlich." erwiderte er. "Ach was." meinte Lupin. "sie können dichthalten, wenn sie nur wollen." Snape seufzte wieder und ließ sich auf ein Papierknäuel fallen, das auf dem Tisch lag.

"Bin gleich zurück." rief Lupin fröhlich und ließ ihn allein. Snape seufzte. Es war nicht gerade leicht, sich mit den Gegebenheiten abzufinden. Bei Licht betrachtet, war er so gut wie tot. Schließlich würde es nicht mehr lange dauern, bis Voldemort Wind von der Sache bekam. Er konnte ihn jetzt mit bloßen Händen zerquetschen. Oder einer seiner Schergen. Egal. Jede Katze konnte ihn fressen, jede Eule. Verdammt. Verdammt. VERDAMMT!

Er suchte etwas, das er zerstören konnte, fand aber nur Unsinn auf Lupins Tisch. Typisch. Dieser Werwolf hatte nur Blödsinn in seinem Besitz. In der Mitte stand ein kleines Spielzeugauto. Muggelproduktion, na klar. Snape versuchte, ob er wohl hineinklettern könne. Fantastisch. Es klappte. Er ließ sich auf den erstaunlich wirklichkeitsgetreuen Sitz fallen und vergrub sich in seinen Überlegungen. Er würde einen Ausweg finden, komme was wolle.

Am Lehrertisch herrschte eine angespannte Stimmung. Die meisten hatten von dem Unfall erfahren, mochten aber keine Witze darüber machen. Lupin ließ seinen Blick über die Kinder schweifen. Dort schien sich die Sache nicht rumgesprochen zu haben, denn es war alles ruhig. Er suchte Harry und nickte ihm zu. Der Junge schien völlig verstört. Hermine redete ununterbrochen auf ihn ein. Remus konnte nur vermuten, was es war. Er führte seinen Zeigefinger an die Lippen und bedeutete den beiden ruhig zu sein. Hermine schaute kurz auf und verstummt.

Remus begann ein paar Kleinigkeiten einzupacken. Er hatte keine Ahnung, wieviel so ein Däumling wohl essen würde. Er fühlte sich ein wenig überfordert, aber Albus war überdeutlich gewesen. Eigentlich hatte er ja zu Snape kein gutes Verhältnis, im Gegenteil er mußte sich jede annähernd freundliche Geste hart erarbeiten, aber sein gutmütiger Charakter ließ es nicht zu, den anderen einfach sitzen zu lassen. Und dann war da ja noch der Orden...

Trotz allem würde er Severus am nächsten Tag sich selbst überlassen, denn er hatte schon seit langem einen Ausflug nach London geplant. "Ich gehe morgen in die Winkelgasse." erklärte er, während Snape an einem Krümel Sandwich kaute. "Soll ich vielleicht was mitbringen." Snape lachte bitter. "Wenn Madam Malkin Anziehsachen in meiner Größe hat." sagte er müde. "Vielleicht kann sie was schrumpfen. " meinte Remus und bedauerte das sofort. Snape ging nicht weiter darauf ein. "Hat die Granger schon was rausgefunden?" fragte er stattdessen. Lupin schüttelte den Kopf. "Sie hat ein paar Bücher übers Magiweb bestellt. "Müssten Ende der Woche dasein." Snape war nicht erfreut. "Bis Ende der Woche hat mich die Katz gefressen." murmelte er. "Ich hoffe nur, es ist nicht gerade McGonnagal. Den Triumph gönne ich ihr nicht." Lupin begann sich ernsthaft Sorgen zu machen. "Wir sind hier nicht beim Gestiefelten Kater." beruhigte er seinen Kollegen. "Minerva kann sich als Animagus sicher soweit beherrschen, dass sie keine Fakultätsmitglieder frisst." Sicher war er da allerdings nicht, zumal er selbst... Er wollte gar nicht an den nächsten Vollmond denken, er hoffte, dass sich das Problem bis dahin gelöst haben würde.

Am nächsten Tag streifte Lupin durch die Läden der Winkelgasse, bekam einen befremdlichen Blick und eine Absage von Madam Malkin und war demzufolge enttäuscht. Er kam auf die Idee, der Muggelseite von London einen Besuch abzustatten. Lupin war ein begeisterter Anhänger verschiedener Muggelerfindungen, so zum Beispiel des Fastfoods. Er steuerte eine McDonalds-Filiale an und bestellte sich eine Juniortüte. Er war nämlich auch den kleinen Gimmicks verfallen, die damit einherkamen. Diesmal geschah etwas, das er nachher als Vorsehung einstufen würde. Neben einem lustigen Plüschhund war noch ein Werbeprospekt eines Ladens dabei. In diesem Laden, so erfuhr er bei der Lektüre wurden unglaublich angesagte Puppen verkauft und - Bingo! - Kleidung dafür. Remus war sich sicher, dass diese Klamotten seinem Kollegen ohne weiteres passen würden. Schnell würgte er seinen Hamburger mit Pommes und das dazugehörige Getränk hinunter und machte sich auf den Weg.

Der Laden war grellpink ausgestattet und Remus wurde schon unruhig, da er Angst hatte, dass es nur knallbunte Klamotten gäbe. Dann fand er jedoch das Regal mit der GI-Ausrüstung. "Cool" murmelte er, "das würde Alastor gefallen." Er nahm dennoch einen Tarnanzug mit und machte sich auf die Suche nach schwarzen Klamotten. Er besah sich prüfend den Smoking (Opera-Ken) und stellte ihn wieder hin. Dann kam die Rettung! Gothic-Ken ein absolut abgefahrenes Modell, das wie für Snape geschaffen schien. Remus packte gleich zwei davon ein. Dann ergatterte er noch Gute-Nacht-Ken, ein Seidenpyjama und Hells-Angel-Ken, eine Lederausrüstung. Als er sich weiter im Laden umsah, erkannte er zu seiner großen Freude, dass es auch Möbel gab. Er kaufte noch einen Sessel, ein kuschliges Himmelbett und eine Badewanne. Snape soll es an nichts fehlen, dachte er. Man kann schließlich nicht wissen, wie lange der Zustand noch anhält. Er trabte glücklich zur Kasse und knallte seine Phoenix-Card auf den Tisch.

Wieder in Hogwarts suchte er zunächst seinen Tisch nach Snape ab, fand ihn aber nicht gleich. Schließlich fand er ihn in der Krone seiner Zimmerlinde. Er schien auf der Astgabel zu schlafen. Vorsichtig pflückte er ihn mit zwei spitzen Fingern vom Baum und legte ihn in das neugekaufte Himmelbett. Snape wachte nicht mal auf. 'Er schläft soviel.' dachte Remus besorgt, 'Das ist wohl kein gutes Zeichen.' Er stellte den kleinen Sessel neben das Bett und legte die Klamotten darauf. Dann machte er sich seufzend an das Durchlesen der neuesten Drittklässleraufsätze. Beim zehnten Gefasel über die Gefährlichkeit von Norwegischen Stachelbuckeln wachte Snape auf. Er sah sich erstaunt um und bewunderte sein neues Bett. "Remus!" rief er und suchte seinen Horizont nach dem Werwolf ab. "Hier." brummte Lupin und klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. Snape sprang aus dem Himmelbett und kam herüber. "Danke." sagte er, "das Bett ist ja fast besser als mein großes. Wo hast du das her? Und " hier kam ein erstaunter Aufschrei, "den Sessel, die Klamotten. Wow." Remus war überrascht, er hatte eigentlich keine Freundlichkeiten von Snape erwartet. "Es gibt einen eigenen Snape-Laden in London." erklärte er. Severus sah ihn misstrauisch an. "Du flunkerst." meinte er dann unsicher. Lupin wunderte sich immer mehr. Sollte die Verkleinerung auch eine Verkleinerung von Snapes Bösartigkeit bewirkt haben?

Was ihn weiterhin beunruhigte war, dass Snape fast den ganzen Tag schlief. Wenn er in den Pausen in sein Büro kam, wunderte er sich über die Stille auf seinem Schreibtisch. Bis er herausfand, dass sein Miniaturgast in seinem Himmelbettchen vor sich hin schnarchte. Als er diesen Fakt bei Dumbledore erwähnte, meinte dieser nur: "Er wird Schlaf nachholen, das kann doch nur gut sein. Vielleicht ist ihm auch nur langweilig. Er kann ja deinen Schreibtisch nicht so einfach verlassen. Pinkelt er eigentlich in deine Zimmerlinde?" Darauf wusste Remus keine Antwort oder wollte sie auch nicht wissen. Jedenfalls erdachte er eine kleine Ablenkung für Snape. "Wie wäre es, wenn du mich zum Unterricht begleitest?" fragte er ihn am nächsten Tag. "Wieso sollte ich das tun und als was willst du mich dort haben? Als allgmeines Gespött?" antwortete Snape gereizt. "Die Kinder wissen nichts von deinem ähemm Zustand, sie denken du bist im Auftrag von Dumbledore unterwegs. Dein Vertreter ist übrigens ein absoluter Stinkstiefel, so dass dein Beliebtheitsgrad irgendwie gestiegen ist." Snape lachte hellauf. "Weil ich nicht da bin. Abwesende werden schnell verklärt. Und das Trio plus Longbottom? Halten die dicht?" Remus klärte ihn auf: "Die vier haben solche Gewissensbisse, sie trauen sich kaum noch aus dem Gemeinschaftsraum. Ich habe ihnen die allerschlimmsten Strafen angedroht, wenn auch nur der Schimmer einer Andeutung ihre Münder verlässt." "Und das wäre?" fragte Snape lauernd. "Sie müssen dich Tag und Nacht unterhalten." erklärte Remus. Er legte seine Hand flach auf den Tisch und winkte mit der anderen, um Snape zum Draufklettern zu bewegen. "Keiner wird dich sehen, ich tue dich einfach in meine Hemdtasche."

Remus öffnete die Tür zum Klassenzimmer und warf einen abschätzennden Blick auf die Klasse. Ravenclaw / Gryffindor-Mischung, also eine eher leichte Aufgabe. Ron und Harry saßen wie immer in der dritten Reihe am Fenster, Hermine und Neville gleich dahinter. "Guten Morgen, Klasse" sagte er. Da schoss schon eine Hand der Ravenclaw Mandy Brocklehurst empor. "Ja?" fragte er freundlich. "Sir, wissen sie zufällig wann Professor Snape wieder zurückkommt?" fragte das Mädchen. In Remus' Hemdtasche zappelte etwas. "Nein, leider bin ich in Professor Snapes Angelegenheiten nicht involviert." erwiderte Remus. Etwas zwickte ihn heftig in Herzhöhe. "Au!" entfuhr es ihm.

Er machte ein möglichst unbeteiligtes Gesicht und begann mit dem Unterricht. "Snape ist mit hier." flüsterte Ron aufgeregt. "Sh!" machte Hermine. "Ich habe gesehen, wie die Brusttasche von Lupins Hemd sich bewegt hat." wisperte er weiter. "Sh!" machte Hermine wieder. "Kann auch irgend ein schwarzmagisches Tier sein." murmelte Harry.

Remus sprach weiter über die Bekämpfung von wetterverändenden Zaubern, als wäre nichts geschehen. Ein leichtes Vibrieren seiner Hemdtasche zeigte an, dass Snape mal wieder eingeschlafen war.

Nach der Stunde trödelte Harry absichtlich länger, um mit Lupin ein paar Worte wechseln zu können. "Sir," sagte er vorsichtig "haben sie schon eine Lösung gefunden? Ich weiß, dass Hermine fast Tag und Nacht über ihren Büchern hängt, aber irgendwie ist das wie verhext." Remus schüttelte den Kopf. "Euch sollte man alle in ein Erziehungsheim für sperrige Muggel-Kinder stecken." erklärte Remus' Hemdtasche plötzlich. "Sind sie Bauchredner, Sir?" fragte Dennis Creevey, der zufällig gerade vorbeikam. "Ja." antwortete Remus so ernst es eben ging. "Komm mit in mein Büro Harry. Du hast doch jetzt frei?" Harry nickte.