NARU: merci merci! Aber: die beiden Hascherl sind fünfzehn, mitten im Freundschaftsaufbau, und mit fünfzehn kann man sich generell ausschließlich danebenbenehmen. Äh. Und die länger werdenden Sätze... also, das stimmt vermutlich. Ich bin sicher, es gibt eine logische Erklärung.
Es muss die Popliteratur sein.
Coffee To Go, Teil 2
Ort: eine düstere gastronomische Einrichtung. Der Besitzer hat etwas übrig für dunkle Holztäfelung, für Garderobenständer mit geweihartigen Fortsätzen, für braune, gesteppte Lederpolsterungen und massive Tische aus Eiche oder einem ähnlich brachialen Baum. Es ist leer. Lily sieht Justine zu, wie sie in einer Sitzecke eher zusammenbricht als Platz nimmt, die Sonnenbrille abnimmt, nach kurzer Bedenkzeit aber wieder aufsetzt, und dennoch das höfliche Lächeln nicht loswird, das ihr schon während des ganzen Vormittages im Gesicht geklebt hat, während sie mit Lily und ihrer Mutter das alte Rathaus mit dem Glockenturm besichtigt hat, das neue Rathaus ohne Glockenturm besichtig hat, die Überreste der Stadtmauer besichtigt hat, vor dem Heimatmuseum ("Ach schade, die haben gerade Inventur") gestanden hat und im Park die japanischen Kirschbäume besichtigt hat, nur eben ohne Blüten und ohne Kirschen, dafür mit Blättern - interessant - und währenddessen immer wieder genickt hat und bestätigt, dass das alles für sie neu und ganz aufregend sei.
Ihre guten Manieren werden sie noch einmal umbringen, erkennt Lily.
Ein etwas verlebter Kellner bringt einen Stapel etwas verlebter Speisekarten. "Wollen'S scho' was zu trinke'?" fragt er nasal und blickt die Gruppe erwartungsvoll an.
"Oh, ein kleines Sprite hätt' ich gern", sagt Lilys Mutter.
"Wasser", sagt Lily. In Anbetracht des Wetters da draußen...
Pause.
"Und die andere junge Dame?"
Lily tritt der anderen jungen Dame auf den Fuß. Justine schreckt hoch.
"Kaffee", sagt sie. "Bitte Kaffee."
Der verlebte Kellner hebt eine Augenbraue. Irgendwie arrogant. "Tasse oder Pott?"
Justine nimmt betont langsam die Sonnenbrille ab und starrt zurück, in ihrem Blick dreißig Stunden ohne Schlaf.
"Kanne", sagt sie.
Währenddessen will Lilys Mutter Konversation betreiben.
"Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?" fragt sie.
"Ähem -" Lily muss nachdenken. Gibt vermutlich Klügeres, als von den chaotischen Krankenakten in Hogwarts zu erzählen, da macht sich die Mutter doch nur Sorgen um ihre Versorgtheit.
"Wir haben zusammen für eine Prüfung gelernt", sagt Justine und Lily denkt, na, das ist doch unlogisch, weil, man muss doch erst einmal auf die Idee kommen, gemeinsam zu lernen, und dafür muss man sich ja erst einmal kennen, aber ihre Mutter scheint damit zufrieden zu sein.
"Hat's denn was gebracht?" fragt sie. Justine zieht eine Grimasse..
"Na, bei Ihrer Tochter, glaube ich, schon. Bei mir eher nicht so, ich hab bloß 'n A in Zaubertränke bekommen, wir sollten da ein Schlafmittel brauen, da hab ich mich irgendwie vertan bei, ich hab da aus Versehen Johanniskraut reingetan, da war's gleich irgendwas anderes statt dessen", erzählt sie. Ja, denkt Lily, und außerdem war's pink statt blau. Und hat geschäumt.
Lilys Mutter schaut etwas verwirrt drein. "Aber ich denke, A ist was Gutes? Ich fürchte, ich hab das immer noch nicht begriffen, Lily erzählt ja auch immer so wenig von der Schule -"
"Kann ich gar nicht verstehen, Lily", sagt Justine. "Nee, A steht bloß für Acceptable, das geht grade mal so noch, dann gibt es E und O, aber so ein O, das bekommen nur spezielle Leute in speziellen Situationen." Ja. Zum Beispiel eine Lily Evans in Zauberkunde und Verteidigung, haha.
Ha.
Die Getränke kommen, gerade als Justine erläutert, was denn nun tatsächlich in einen Schlaftrunk kommt - "na, so Kräuter, Baldrian und Melisse und ähnliches, und ein paar Pilze und Ein - horn - huf - ähem -" Der Kellner schaut etwas merkwürdig und knallt ihnen die Getränke auf den Tisch.
"Wollen Sie was zu Essen bestellen?" fragt er.
Er muss sich ja nicht gleich umbringen vor Höflichkeit, denkt Lily und bestellt Makkaroni mit Tomaten-Wurst-Soße, weil sie das halt gerne isst, und ihre Mutter bestellt was mit Huhn, und Justine bestellt was von der Kinderkarte, Eierkuchen mit Marmelade und Puderzucker.
"Denk an deinen Eisenmangel", spottet Lily, "wie wär's mit 'nem Steak als Nachtisch?"
"Dieses Muckelessen ist doch sicher ganz ungewöhnlich für dich", stellt Lilys Mutter jetzt fest. Lily schaut zu Justine rüber, aber die ist gerade derartig intensiv mit ihrem Kaffee beschäftigt - ohne Sahne, ohne Zucker - dass sie da nicht weiter stören möchte.
"Nee, Mama", sagt sie darum, "das Essen in Hogwarts ist ganz normal. Schöne solide Hausmannskost, Würstchen im Schlafrock, Spotted Dick, Nierenauflauf, Kutteln mit Petersilie. Völlig bodenständig und kinderfreundlich." Justine lässt ein leises "Naja" hören. Lily ignoriert dies. "Und eisenhaltig."
"Das ist ja beruhigend, dass die dort auf eure Ernährung achten", sagt Lilys Mutter, "wohnt ihr in Hogwarts eigentlich im gleichen Schlafsaal?"
Lily ist an solche Themensprünge bereits gewöhnt, aber manchmal hat sie so ihre Bedenken, ob Laien ohne Weiteres mit ihrer Mutter zurechtkommen würden. Justine schafft das aber ganz gut. Ja sagen, nein sagen, lächeln, und im Zweifelsfall sich mit dem Kaffee beschäftigen.
"Nee", sagt sie, "Justine ist in Ravenclaw und ich bin in Gryffindor, da gibt's unterschiedliche Schlafsäle, und überhaupt -"
"Ich wohn auch gar nicht in Hogwarts", sagt Justine. Stimmt, das hat Lily beinahe vergessen. "Ich lauf' da jeden Morgen hin, ich wohn' ja gleich unten im Dorf."
"Man muss dazu sagen, dass 'gleich unten im Dorf' ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß bedeutet", sagt Lily. Justine zuckt mit den Schultern.
"Ich hab dafür 'ne Sondergenehmigung", sagt sie. Insbesondere hat sie einen kleinen Bruder von sieben oder acht oder neun Jahren, der immer mal gebabysittet werden muss, weil ihre Eltern sehr zeitintensive Berufe haben, weiß Lily.
Ihre Mutter hält jetzt den Zeitpunkt für gekommen, Justine nach Herzenslust über die Lebensweise in der Zaubererwelt auszufragen - als ob ihre eigene Tochter da keine Ahnung hätte -, und Justine antwortet höflich und wohlüberlegt, wenn auch nicht enthusiastisch, und schafft es dabei, nicht ein einziges Wort über die terroristische Bedrohung zu verlieren, die zufällig über der Gesellschaft schwebt. Eines Tages wird Lily ihren Eltern vielleicht vielleicht davon erzählen müssen - wenn noch mehr Menschen verschwunden sind und noch mehr Morde an Muggeln als Unfälle maskiert worden sind - aber da tut sich eine Frage auf: wie erklärt man eigentlich seinen eigenen Eltern, dass sie nur aufgrund ihrer Existenz in Lebensgefahr schweben?
Justine gießt sich noch mehr Kaffee ein.
Aber noch gibt es fünfzig oder so Millionen Menschen in Großbritannien, denkt Lily, und die Situation ist sowieso unter Kontrolle.
"Aber wie geht das denn, fällt man da nicht runter?" fragt ihre Mutter gerade.
Ach so, denkt Lily, es geht gerade um fliegende Besen und warum die überhaupt fliegen können und wie man es schafft, da nicht runterzufallen.
"Besenfliegen ist in etwa die allerunbequemste Art, um von A nach B zu kommen, aber das Nichtrunterfallen ist nun nicht gerade das Problem", sagt Justine und erläutert anschließend, nach weiteren Nachfragen, wie die Sache theoretisch funktioniert, und wie sie sich gerade beim Unterschied zwischen Sportbesen und Reisebesen verirrt hat und Lily um Hilfe bitten muss, kommt auch schon der verlebte Kellner mit dem Essen an und schaut inzwischen unverhohlen misstrauisch drein.
Lily bemüht sich um einen neutralen Gesichtsausdruck und tut so, als wäre es das Normalste von der Welt, dabei unterbrochen zu werden, wie man seiner in ein Tweedkostüm gekleideten Mutter versucht zu erklären, wie genau die magische Aufladung eines Flugbesens vor sich geht.
"Etwas muggelfreundlichere Themen bitte", sagt sie, als der verlebte Kellner endlich wieder weg ist, "der hat schon so ein komisches Zucken ums Auge rum."
Sie hat irgendwie das Gefühl, damit das Gespräch gekillt zu haben, und ist froh, dass das Essen da ist, denn man redet ja nicht mit vollem Mund.
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Sie verabschieden sich von Lilys Mutter, die jetzt arbeiten muss, und laufen nach Hause, von der Gaststätte ist es gar nicht mehr weit.
"Nee, Lily. Du willst mir nicht erzählen, dass jetzt der Zeitpunkt ist, an dem ich endlich schlafen gehen darf? Nachdem ich gerade ungefähr einen halben Liter schwarzen Kaffee getrunken habe?"
"Das war kein halber Liter", sagt Lily, "und überhaupt -"
"Hast du nicht mal erwähnt, dass es hier 'nen See gibt? Ist doch schönes Wetter."
"- Und überhaupt solltest du wirklich schlafen gehen. Du siehst -" völlig erledigt "- etwas blass aus."
"Nee, das ist blöd", sagt Justine, "ich könnte jetzt nicht schlafen, wirklich."
"Wir könnten eine Fahrradtour machen", schlägt Lily vor.
"Was ist ein Fahrrad?"
"Oh -"
Lily beschreibt, was ein Fahrrad ist. Justine hört genau zu, versucht, das Gehörte zu verarbeiten - erstaunlich, wo ihr Gehirn doch derzeit auf einer Basis von Koffein und Puderzucker arbeitet - und sag dann:
"Du willst mir also weismachen, dass man auf zwei Rädern fahren kann, ohne dass man umfällt?"
"So ungefähr."
"Das ist Quatsch, da fällt doch jeder um."
Lily deutet auf eine Gruppe Radfahrer, die in diesem Moment auf der anderen Straßenseite vorbeifahren.
Justine staunt. "Das begreif ich nicht. Ich würde umfallen."
In diesem Moment würde Lily dies gar nicht mal bestreiten. "Also an den See", sagt sie. "Obwohl wir natürlich mit dem Fahrrad hinfahren könnten."
"Ach weißte, nee. Ein andermal vielleicht."
Das ist vermutlich im Interesse aller Beteiligten, denkt Lily. Sie holen noch schnell eine Matte zum Draufsetzen aus dem Haus, und was zum Picknicken, und Wasser und ein Handtuch und Lilys Badesachen, und machen sich auf den Weg zum See.
"Du hast gar nicht erwähnt, was du denn gestern nacht gemacht hast, dass du nicht ins Bett gegangen bist", sagt Lily, als sie nebeneinander einen staubigen Waldweg entlanggehen. Jetzt, am frühen Nachmittag, schenkt ihnen das englische Wetter fantastischen Sonnenschein und nur ein oder zwei Wolken, aber die zählen nicht. Es ist unglaublich warm und Justine hat zwar ihre Jacke von heute morgen ausgezogen, wie Lily festgestellt hat, ihren Kapuzenpullover jedoch anbehalten, und Lily ist erstaunt über soviel Friervermögen. Es muss der niedrige Blutdruck sein.
"Ehm -" Justine fährt sich konfus durch die Haare. Die werden dadurch auch nicht besser, denkt Lily, und dann denkt sie, sie sollte sich mal progressiveres Gedankengut zulegen, und danach denkt sie, aber erst wenn Justine mehr redet.
"Oh, ich hab mich gestern spontan entschieden, vorher noch mal nach Glasgow zu fahren. Bin mit dem Zug in die nächste Muggelstadt gefahren und hab von dort aus versucht, zu trampen, und das hat irgendwie alles ziemlich lange gedauert."
Na, das ist ja vergleichsweise ein Wortschwall, denkt Lily. "Und was ist in Glasgow?" fragt sie.
"'Ne Freundin von mir ist in Glasgow. Ich fahr nächste Woche eigentlich mit ihr ans Meer, aber es - hatte sich was ergeben."
Lily wartet eine Minute, ob Justine vielleicht von alleine weitererzählt, wobei Justine momentan so aussieht, als würde sie kaum von alleine laufen können. Sie braucht mehrere Anläufe, um sich eine Zigarette anzuzünden, und bietet Lily auch eine an.
"Rauchst du?" fragt sie.
"Bäh, nee." Lily hat natürlich schon mal gezogen. Und gehustet. Die Pose allein, so mit Zigarette in der Hand, ist natürlich an sich unglaublich cool, aber bis sie soweit ist, übt sie lieber noch allein. Und außerdem versucht sie gerade, ein Gespräch in Gang zu bringen.
"Und was?"
"Häh?"
"Was hat sich ergeben?" Merke: alles ausformulieren. Dieses Exemplar einer richtigen Hexe hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und weigert sich außerdem, ins Bett zu gehen.
"Ähem", sagt Justine und raucht erst einmal. Denkt wohl nach. "Die OWL-Ergebnisse sind gekommen. Das war gestern morgen."
"Und?"
Es folgt was Unangenehmes, denkt Lily. Was, wenn sie es gar nicht wissen will? Sie seufzt innerlich. Was sie nicht alles für eine gelungene Kommunikation tut.
"Ich, äh, stehe sozusagen gerade unter Hausarrest. Für den Rest der Ferien."
Es ist ganz schön warm in der Sonne, aber Lily erkennt dennoch den logischen Fehler in dieser Aussage.
"Aber du bist hier."
"Mmh."
"Obwohl du Hausarrest hast."
"Mmh."
"Okay. Ich weiß nichts davon. Und dieser Hausarrest, von dem ich nichts weiß, der hat dich jetzt so sehr erschüttert, dass du abgehauen bist, um nach Glasgow zu fahren, obwohl du auch erst einmal hättest drüber schlafen können, ja?" Ach Lily, das war jetzt gemein. Warum ist sie so gereizt? Weil Justine sie besucht und alles so belanglos ist? Das ist dumm, denkt sie, belanglos kann sie ganz allein, da muss sie sich wenigstens nebenher nicht um Höflichkeit bemühen.
Justine merkt das natürlich, sie ist ja auch nicht blöd. "Ich hielt es für eine gute Idee", sagt sie.
"Grandiose Idee", sagt Lily. "Sieh's mal so: wenn du bis jetzt noch keinen Ärger hattest, hast du ihn inzwischen bestimmt." Im Grunde geht es sie nichts an, denkt Lily, aber manche Leute haben dieses Talent, im Leben sehenden Auges von metaphorischem Hundehaufen zu metaphorischem Hundehaufen zu fallen, da muss man doch was gegen tun, die gehen doch sonst noch kaputt. Und eigentlich will sie nicht, dass Justine kaputtgeht. Nobler Gedanke, denkt sie.
"Sieh's mal anders", sagt Justine. "Den Ärger hab ich sowieso, da kann ich auch Urlaub machen. Ich will Urlaub. Ich brauche Urlaub. Ich komme mit dem Ärger viel besser klar, wenn ich vorher einen schönen langen Urlaub hatte."
Sie sind inzwischen am See angekommen, und weil es ein Wochentag ist, sind hier nur ein paar Kinder, aber die sind ungewöhnlich wohlerzogen und stören nicht weiter. Lily breitet die Decke aus, holt eine Plastiktüte mit matschigen Erdbeeren aus dem Rucksack und bietet sie Justine an, die aber lehnt ab und raucht erst einmal noch eine, in Gedanken versunken.
"Wissen deine Eltern, wo du bist?" fragt Lily.
Justine schüttelt den Kopf. "Nee. Sie werden es aber früher oder später herausfinden."
"Und was wirst du dann machen?"
Justine lächelt ein wenig. "Dann fahr ich wohl nach Hause." Sie hält inne. "Es sei denn, du kannst es moralisch nicht vertreten, dass ich überhaupt hier bleibe. Ich kann gehen, wenn du willst."
Lily fühlt sich tatsächlich etwas unwohl, vor allem, da ihr, woher auch immer, vages Wissen um mögliche Anzeigen wegen Kindesentführung und Ähnliches in den Sinn kommt, andererseits sollte ihre Loyalität aber, verdammt noch mal, ihrer Freundin gelten, und nicht deren Eltern.
"Du musst das selbst wissen", sagt sie darum. "Für dich wär's natürlich besser, wenn du heimfährst. Aber -", sie zögert, meint sie das wirklich ernst? "Ich würd' mich freuen, wenn du bleibst." Sicher meint sie das ernst. "Meine Mutter ist im Übrigen von dir begeistert."
"Versteh' ich nicht", sagt Justine.
"Auch wenn sie deine Klamotten nicht mag."
"Zu wenig Sternchenapplikationen?"
"Genau."
Sie schweigen eine Weile und essen von den matschigen Erdbeeren und danach leckt sich Lily ungeniert die Finger ab, während Justine missbilligend die Augenbrauen hochzieht - aber verdammt, Lily stellt wieder einmal fest, dass Justine schon im normalen Zustand permanent zu staunen scheint - und sich dazu ein Taschentuch nimmt.
"Ich hatte übrigens neun OWLs", sagt Justine unvermittelt.
Lily selbst hatte zehn, aber das erwähnt sie nicht gern. Sie ist trotzdem überrascht.
"Aber das ist doch eigentlich ziemlich gut", sagt sie. "Was haben deine Eltern für ein Problem?"
"Das Problem ist, dass ich mich für elf angemeldet hab. Es geht ihnen einfach nur darum, dass ich zweimal durchgefallen bin."
Ach, solche Eltern sind das. Lily hat auch schon von sowas gehört.
Justine bläst stummen Rauch in die Gegend. "Ich wollte nur, dass du meinen Standpunkt verstehst", sagt sie schließlich. "Verstehst du meinen Standpunkt?"
"Naja, das ist ja schon etwas nachvollziehbarer jetzt. Obwohl du auch kein Meister der Deeskalation bist, muss man schon sagen."
"Danke, ist mir aufgefallen."
Lily grinst. "Noch 'ne Erdbeere?"
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Auf dem Rückweg:
Lily trinkt den letzten Rest des inzwischen lauwarmen Wassers aus der Wasserflasche. Ihr fällt etwas ein.
"Mmh -" Schluck. "Fuck!"
Justines Reaktionszeiten sind inzwischen derartig verlangsamt, dass Lily es schafft, bis immerhin sechs zu zählen, bevor Justine fragt: "Was ist?"
"Wir haben keinen Kaffee gekauft", erläutert Lily die Situation.
Hä, watt?
Also nochmal. "Wir haben vergessen, Kaffee zu kaufen." Sie verzieht das Gesicht. "Naja, ich schätze, es ist noch die eine Büchse Instantkaffee übrig."
"Es ist immer Instantkaffee übrig", sagt Justine. "Das ist das Problem."
