Hoffnung
Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion. (Voltaire)
„Draco, was machst du da?" Blaise war völlig aufgebracht gewesen. Erst verschwand sein bester Freund einfach so, kam am nächsten Morgen ziemlich verkatert wieder und roch unangenehm nach billigem Parfüm, dann schien es so, als wolle er sich in der Dusche ertränken und nun war er dabei seine Sachen zu packen. „Verdammt, ich rede mit dir!"
„Schön, aber ich nicht mit dir und nun lass mich in Ruhe!", zischte Draco wütend und warf weiter Sachen in den Koffer. Auf die Idee mit Zauberei zu packen, war er nicht mal gekommen. Er war zu wütend, als dass er einen vernünftigen Zauber hinbekommen könnte, der kein Fluch war.
Blaise schaute wütend zu seinem Freund und stellte sich demonstrativ zwischen Draco und den Koffer.
Draco's Augen verdunkelten sich, wurden zu Schlitzen und schienen Funken zu sprühen.
„Was glaubst du, machst du da?", kam die wütende Frage und Blaise schluckte, rief sich aber zur Ruhe. Es war schon lange her, das Draco so wütend geworden war, doch auch damals konnte man noch mit ihm reden. Ob es jetzt genauso war?
„Ich würde sagen, ich stehe dir im Weg", kam die ruhige Antwort. Draco schien zu überlegen was er jetzt tun sollte und einen kurzen Moment hatte Blaise den Verdacht, sein Freund würde ihn verfluchen. Doch dem war nicht so, Draco drehte sich schnaubend um, ging zum Fenster, öffnete dies und schaute in den Regen, ehe er sich auf dem Sims niederließ.
„Accio Zigaretten!", rief er und schwenkte seinen Zauberstab. Die kleine Schachtel landete darauf in seiner ausgestreckten linken Hand und hastig griff er sich eine der begehrten Glühstängel. „Inflammare" und die Zigarette fing an zu glühen.
Tief inhalierte er den Rauch und langsam beruhigte er sich und Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wischte sie weg, doch es kamen immer wieder neue. Er schluchzte nicht, konnte aber nicht aufhören zu weinen.
Eine warme Hand berührte ihn an der Schulter und drückte leicht zu.
„Hör auf damit, das ist nicht gut!", murmelte Blaise leise. Draco zog noch einmal an dem Glühstummel und blies den Rauch in die regnerische Nacht.
„Ich weiß. Und es ist mir egal!", erwiderte er gleichgültig. Blaise schaute ihn besorgt an.
„Draco, lass dich nicht gehen. Verdammt, seine Reaktion, er schien dich wirklich nicht zu kennen!" Der Blonde fuhr herum, seine Augen zu Schlitzen verengt.
„Nein, das ich darauf nicht gekommen bin. VERDAMMT! Hast du überhaupt eine Ahnung, was in mir vorgeht? Ich hab ihn wieder gefunden, hatte ihn so nah bei mir und er? Er, er...!" Heiße Tränen schossen Draco in die Augen, raubten ihm die Sicht. Die Zigarette fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Boden, wo sie ein Brandloch hinterließ, ehe sie ausging.
Blaise wusste ungefähr wie er sich fühlte. Draco schien Harry gefunden zu haben, doch so wie es aussah, schien dieser ihn nicht kennen zu wollen oder –und Blaise konnte es sich eher vorstellen- er konnte ihn nicht erkennen. Das Gesicht des Schwarzhaarigen war voller Unglaube gewesen, völlig verwirrt hatte er sie angestarrt. Auch wenn Blaise der Meinung war, einen Hauch von Wehmut in den grünen Augen erkannt zu haben.
Langsam schlang er seine Arme um den bebenden Körper vor sich und hielt ihn beruhigend fest.
„Mach dir keine Sorgen. Wir bekommen das schon hin, aber lass dich bitte nicht hängen. Wir haben ihn doch schon gefunden. Draco, wir haben ihn!" er strich behutsam über die blonden Haare. So aufgelöst war sein Freund, er erkannte ihn kaum wieder. „Und jetzt werden wir alles daran setzen, damit er dich wieder erinnern kann.
„Du glaubst, er erinnert sich nicht? Wieso? Was macht dich so sicher?", fragte Draco leise und lehnte sich entspannt an Blaise, der ihn immer noch festhielt. Er brauchte jetzt Wärme und Nähe, er brauchte sie so sehr, fühlte sich sein Körper doch eiskalt an.
„Seine Augen. Trostlos und Leer…!"
Es war
früh morgens und Yosh wurde durch ein lautes Kreischen geweckt.
Verwirrt schreckte er auf, schaute sich im Zimmer um.
Es war noch
dunkel draußen und der kalte Wind, den der Regen mit sich
gebrachte hatte, wehte immer noch durch das offene Fenster. Er hatte
es gestern nicht mehr geschlossen.
Er bemerkte erst jetzt, dass ihm ziemlich kalt war, die warme Daunendecke hatte ihn nicht vor der Kälte beschützen können.
Sein Blick fiel auf den Stuhl und das zweite Mal an diesem Morgen fuhr er zusammen. Die Eule von gestern saß immer noch auf ihren Platz und schaute ihn aus gelben Augen an.
Ein kalter Schauer lief Yoshs Rücken runter, ob nun von der Kälte oder von dem Blick der Eule.
Dieses Tier war ihm unheimlich, genauso wie dieser Brief. Das Geschriebene war mehr als verwirrend, es hatte ihn eine Weile beschäftigt und auch jetzt dachte er wider darüber nach. Denn auch wenn es schwer zu lesen gewesen war, so hatte er doch das meiste verstanden und das Wichtigste erkennen können.
Resigniert ließ er seinen Kopf in die Kissen sinken und stellte sich dieselben Fragen, die ihn auch schon zuvor beschäftigt hatten.
Wer würde ihn finden?
Und wieso
„In Liebe"?
Auf den ersten Blick sah es aus wie eine Drohung
und dann so was?
Aufgebracht schlug er die Decke auf und durch seinen Körper lief ein Zittern, als auch die letzte Wärmequelle verschwunden war.
Nur seinen dünnen Schlafanzug, den er ganz am Anfang von Marie bekommen hatte, trug er noch. Nicht wirklich wärmend.
Langsam setzte er sich auf, seine Füße berührten den kalten Holzboden. Er war feucht. Vom Regen wahrscheinlich.
Vorsichtig schritt Yosh an der Eule vorbei, die ihn immer noch beobachtete und starrte aus dem Fenster. Er konnte den Mond erkenne, welcher sich langsam durch die dunkel Wolken schob.
Nur langsam wurde sein Licht heller, bis er voll und kalt am Himmel schien.
Eine Gänsehaut überzog Yosh's Oberarme.
„Hast du Angst?", zwei warme Arme schlangen sich um seine Taille und strichen hauchzart über seine Brust.
„Nein…!" er konnte spüren, wie sein Atem schneller wurde, je tiefer sich die Hände schoben.
„Aber du zitterst…!"
Hatte er Angst?
Wenn ja, wovor?
Und wer
war derjenige, der ihn immer wieder ansprach, der ihn berührte,
in liebkoste?
Wer war dieser Teufel aus seiner Vergangenheit, der
ihn nicht vergessen ließ?
Yosh schaute weiter zum Mond und kämpfte die Schuldgefühle nieder, die sich bei seinen Gedanken an die Oberfläche seines Bewusstseins gedrängt hatten.
Es kam ihm falsch vor so über den Unbekannten zu sprechen. Genauso falsch wie sein Reaktion in der Stadt.
Als hätte er einen schlimmen Fehler gemacht, den man ihm vielleicht verzeihen würde, aber er sich selber?
Vielleicht gar nicht?
Entschlossen schlug er seine Augen nieder, unterbrach den Blickkontakt zum Mond und schloss blind das Fenster und suchte sein Bett.
Er ließ sich einfach fallen, in der Hoffnung, dass irgendwer ihn auffangen würde.
Noch bevor er auf den weichen Federn aufkam, war er eingeschlafen, hinabgetaucht in eine Welt, die nur der Träumer selbst kannte.
„Wenn wir träumen betreten wir eine Welt, die ganz und gar uns gehört. Vielleicht schwimmt er jetzt in den Tiefen des Ozeans oder gleitet über die höchste Wolke." (Zitat Dumbledore „Der Gefangene von Auskaban")
„Yosh, wach auf!" laut klopfte es an der Tür.
„Nur noch ein paar Minuten!", murmelte der Angesprochene und drehte sich um. Er hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen und auch wenn er sich an den Traum nicht mehr erinnern konnte, er wusste, dass es wunderschön gewesen war.
Ein leises Krächzen ließ ihn nun doch aufmerken. Langsam drangen die Erinnerungen an die Nacht wieder zu ihm durch.
„Sei still und lass mich schlafen!", knurrte er die weiße Eule an, die direkt vor ihm saß und böse funkelte.
Aber Eulen funkeln ein nicht böse an, oder?
Sie waren doch auch nicht beleidigt, nicht?
„Jetzt geh weg!", meinte er aufgebracht und schubste den weißen Federwisch von seinem Bett. Ein protestierendes Krächzen war zu hören. Anscheinend gefiel der Eule dieser Behandlung nicht.
Aber Yosh war es egal. Das Tier war ihm unheimlich, genauso wie der Brief und der Fremde in der Stadt.
Waren sie vielleicht Teil seiner Vergangenheit?
Er blickte kurz zu der Eule, welche mittlerweile auf seinem Tisch saß und ihr Gefieder putzte.
Vielleicht waren sie ja…
„Yosh, nun komm endlich! Du wolltest dich heute mit Alicia treffen, also solltest du dich langsam fertig machen.", meckerte Marie und stieß die Tür auf. „Yosh, was…!" Sie blickte an dem Jungen vorbei, in Richtung Tisch, auf dem sich die Eule niedergelassen hatte.
„Ich weiß. Sie kam gestern hierher und seitdem will sie nicht wieder gehen!", meinte Yosh und stand auf. Er blickte kurz zum Fenster, der Fußboden war immer noch leicht feucht.
Gedankenverloren schüttelte er seinen Kopf und ging an Marie in Richtung Bad. Dort angekommen erledigte er sein Geschäft und verschwand anschließend unter der Dusche. Das Wasser ließ er absichtlich kalt, um jeden Gedanken an Berührungen im Keim zu ersticken. Er wollte nicht noch einmal von allem überrumpelt werden.
Gar nicht erst auf solche Gedanken kommen, besser war es.
Nachdem er zu Ende geduscht hatte, trocknet er sich grob ab und betrachtete sich um Spiegel.
Abstehende, jetzt feuchte Haare, vielen im ins Gesicht, eine Brandnarbe zog sich über seine Schulter. Sie sah wirklich aus, wie eine Schlange. Hell hob sie sich von seiner naturdunklen Haut ab.
Er ließ seinen Blick über seinen Körper streichen und blieb an der Stirn hängen. Haare verdeckten sie zur Hälfte. Er schaute intensiver hin, als würde er dort etwas finden, was ihm weiterhelfen würde. Aber dort war nichts, nur glatte Haut.
„Das kann doch nicht wahr sein. Ich fang wirklich an zu spinnen!", schallte er sich laut und griff nach seiner Zahnbürste. Er war nicht mehr müde, er war wütend und aufgebracht.
Wütend, weil er es nicht vergessen konnte und Aufgebracht, weil er es wissen wollte.
Heiße Tränen schossen in seine Augen, als er sich erinnerte, wie dieser Fremde ihn umarmt hatte. Yosh hatte die Sehnsucht, die Liebe spüren können, aber nicht begreifen. Es war etwas, was er kannte, vielleicht selbst empfand, aber nicht einordnen konnte.
Zu gewaltig, zu groß war es.
Und was hatte er getan? Er hatte ihn zurückgestoßen. Kalt und unnahbar. Yosh hatte den verletzten Ausdruck in den Augen des Fremden gesehen, auch wenn dieser ihm genauso kalt und grausam geantwortet hatte. Diese grauen Augen. Diese Spiegel der Seele. Sie waren aufgewühlt, tief verletzt und doch hatte er eine Mauer um sich aufgebaut.
Yosh hatte ihn in einem Moment der Hilflosigkeit getroffen.
„Na mein
Hübscher, was machst du den hier?"
Yosh, der sich gerade
den Mund ausgespült und das Gesicht gewaschen hatte, hielt in
seine Bewegung inne. Sein Blick glitt zum Spiegel, welcher in
Richtung Tür ausgehangen war.
Dort stand doch tatsächlich Alicia, welche langsam auf ihn zukam.
„W-Was machst du hier?", fragte er und drehte sich zu ihr um. Er fühlte sich unwohl, bedrängt.
„Wir hatten uns verabredet, erinnerst du dich nicht mehr? Ich dachte mir, ich hole dich ab." Sie war nun direkt vor ihm, strich aufreizend seinen Oberkörper hinab. „Freust du dich nicht, mich zu sehen?", hauchte sie an sein Ohr und Yosh erzitterte.
Ihm gefielen diese Berührungen nicht. Seinem Körper vielleicht, aber ihm… Er wollte das nicht, er durfte das nicht.
„Lass das!", keuchte er aufgebracht, als sie sich gegen ihn lehnte, ihr Becken an seinem rieb und zarte Küsse auf seinem Hals platzierte. Das Handtuch, welches um seine Hüften geschlungen war, viel dumpf zu Boden.
„Warum den? Dir gefällt das doch, oder? Und glaub mir, ich bin mir sicher. Du wärst nicht der Erste, der mit mir schläft." Ihre Reibungen wurden stärker und Yosh verfluchte seinen Körper.
„Sag mir nicht, dass es dir nicht gefällt!", keuchte eine Stimme an seinem Ohr.
„Es… gefällt mir nicht!", kam die atemlose Antwort. Eine Hand wanderte hinunter zu seinem Schritt.
„Das sehe ich aber anders, meinst du nicht? Dein Körper spricht eine eindeutige Sprache."
„Mein Körper vielleicht, aber ich will es nicht!"
„Lass mich…!", er wollte sich wehren, konnte sich aber den aufreizenden Bewegungen nicht entziehen. Zu sehr war sein Körper gefangen, auch wenn alles in ihm danach schrie, das nicht zuzulassen. Er hatte jemanden, jemanden den er liebte, dem er gehörte und der ihm gehörte, auch wenn er sich an denjenigen nicht erinnern konnte.
„Nein mein Lieber. Beim letzen Mal bist du mir entkommen, jetzt nicht mehr. Jetzt kannst du mir nicht mehr entkommen!" Sie küsste ihn auf den Mund. Erst sanft, dann hart und Yosh wusste nicht, was er machen sollte. Sein Körper erwiderte ihre Berührungen, doch sein Geist, sein Herz und seine Seele. Sie alle wurden von grauem Nebel eingeschlossen. Sie spürten nichts, sahen nichts.
„Sag mir was du willst! Los, sag es mir!" Die Berührungen flauten ab, er wandte sich unter ihm, wollte mehr.
„Na los, sag es!", zischte die Stimme lüstern. Tränen traten in seine Augen.
„Bleib immer bei mir.", flüsterte er atemlos, wohl wissen, dass sein Gegenpart eine andere Antwort erwartet hatte. Jedoch war diese Antwort, die er gegeben hatte, die Wahrheit.
„Wenn es das ist was du willst, dann erfülle ich dir diesen Wunsch!", sprach die Stimme liebevoll und zarte Lippen verschlossen seine.
„Lass mich los!", rief er und schubste sie weg. Sein Atem ging schwer, sein Unterleib pulsierte, aber er riss sich zusammen. Die Erinnerung eben. Schon wieder ein Teil, ein Teil dessen, an was er sich erinnern wollte.
Musste.
Tief in seinem Inneren.
Schnell stürmte er aus dem Bad und schmiss die Tür hinter sich zu, als er in seinem Zimmer war.
Er konnte Schritte hinter sich hören und schon im nächsten Moment schien die Tür aufzugehen.
Mit einer unwirschen Handbewegung in Richtung Tür, sprang diese wieder zu. Entfernt konnte er hören, wie sie sich verschloss. Die wütenden Schreie von außerhalb ignorierte er.
Wütend griff er sich ein Hemd, Shorts und eine Hose aus dem Schrank und streifte sie über.
Anschließend ging er zum Fenster, öffnete es und ließ sich auf dem Sims nieder.
Er bemerkte kaum, wie die Eule zu ihm flog und auf seinem Bein landete.
Instinktiv tat er etwas, was er schon so oft getan hatte. Er fuhr mit seiner Hand durch das weiße Gefieder, spielte vorsichtig mit einigen Federn.
Sein Körper beruhigte sich nach einer Weile wieder und er fühlte nur noch ermüdende Sehnsucht. Sicher, es hätte ihm, wenn er sich fallen gelassen hätte, gefallen. Aber, wollte er sich den fallen lassen? Bei einer Person, die ihn sicherlich nicht aufgefangen hätte?
„Wie gerne würde ich mich fallen lassen, aber… Wie kann ich mir sicher sein, das jemand da ist um mich aufzufangen?"
„Wie kannst du dir sicher sein, dass dich niemand auffängt, wenn du es nicht versuchst?"
„Was für ein Blödsinn." Er ließ seine Hand sinken und die Eule kniff ihn liebevoll in den Finger. Erst jetzt bemerkte er sie. „Was machst du hier, hm? Warum bist du hier und warum lässt du mich nicht alleine?"
Sie blickte ihn missbilligend an. Als würde sie ihn fragen, warum sie ihn denn alleine lassen sollte.
„Warst du schon früher hier? Warst du ein Teil meines Lebens? Warum erinnere ich mich dann nicht an dich?"
Die Eule schuhute leise und schwang sich dann in die Lüfte um aus dem Fenster zu fliegen.
Yosh starrte ihr nach, in der Gewissheit, dass sie ihn jetzt verlassen hatte.
Doch noch zwei Stunden, in denen er über seine gesamte Situation und sein jetziges Leben nachgedacht hatte, kam sie wieder, mit einer fetten Maus im Schnabel, die sie auf dem Fenstersims zerpflückte.
Diese Eule, vor der er bis vor kurzem noch Angst gehabt hatte, war ihm zur Hoffnung geworden.
Wie sie, war seine Erinnerung, seine Vergangenheit, sein Leben und seine Liebe verschwunden, aber wie sie auch, vielleicht würde alles zurückkommen. Irgendwann, wenn er ein wenig warten würde.
Es waren drei Tage vergangen, seitdem sie auf Harry gestoßen waren. Kurz nachdem Blaise seine Vermutung bezüglich Harry's Erinnerungen geäußert hatte, hatte Draco sich in seinen Büchern verschanzt.
Er hatte lange gebraucht, sich mit Kaffee und Aufbautränken, welche er im Falle eines Falles eingesteckt hatte, wach gehalten.
In dieser Hinsicht war er ganz der Patensohn von Serverus Snape. Man weiß nie, wann man einen guten Trank brauch.
Zu Guter letzt hatte er schließlich doch etwas gefunden, was ihnen und Harry helfen könnte.
Reperio memoriae so der Name des Trankes.
Es war ein Trank, welcher gelöschte oder verloren gegangene Erinnerungen wieder herstellte.
Draco hatte sie in einen der Bücher, welche noch von seinem Vater stammten, gefunden. So ein Trank würde nur sehr selten hergestellt, vor allem da die Zutaten unter die Güter Klasse A fielen und somit illegal oder nur sehr schwer zu beschaffen waren.
Blaise würde zurück nach England fahren und versuchen alles zu besorgen. Apparieren hatten sie zwar gelernt, aber es würde über lange Strecken schwer sein. Gefahr des Splittens war zu groß und einen Portschlüssel herstellen würde nur unnötig Ärger mit dem Ministerium mit sich bringen, welchen sie nicht gebrauchen konnten, solange sie nicht genau wussten, warum das mit Harry passiert war und so mussten sie auf normale Muggelmethoden zurückgreifen. Draco hatte Blaise eine Kopie der Zutaten gegeben und sein Freund würde heute aufbrechen. Er selbst konnte nicht, jetzt wo er Harry gesehen hatte, einfach verschwinden. Er musste herausfinde, wo er wohnte, wie es ihm ging. Vielleicht würde dann das Ziehen in seinem Herzen ein wenig nachlassen.
„Und du hast alles?" Draco schaute seinen Freund besorgt an.
„Ja. Ich hab alles. Und ich hab auch alles schon drei Mal durchgeschaut. Nun beruhig doch endlich, das ist ja nicht mehr zum Aushalten."
„Blaise, ich…!" Blaise schlang seine Arme um den Blonden und drückte ihn kurz an sich.
„Ich weiß. Aber das wird schon. Aber erwarte nicht, dass ich alles so schnell bekomme. Es ist ein Wunder, dass dieser Trank bei dir in den Büchern stand. Und die Zutaten… Von den meisten hab ich noch nicht mal etwas gehört."
„Stimmt, einige sind ziemlich schwer zu bekommen. Aber ich bin mir sicher du wirst sie alle bekommen.", entgegnete Draco und schaute aus dem Fenster. Er machte sich Sorgen. Wer wusste schon, ob alles nach ihrer Zufriedenheit funktionieren würde?
„Ja, es klappt schon. Ich muss jetzt wirklich los, sonst fährt der Zug ohne mich los und dann müssen wir wieder warten.", meinte Blaise und raffte seine Tasche.
„Soll ich dich bringen?", fragte Draco, doch sein Freund schüttelte bloß den Kopf.
„Nein,
ich appariere. Das geht am schnellsten und die Entfernung ist noch
berechenbar.", erwiderte Blaise lächelnd.
Es gab einen
kleinen Knall und Blaise war disappariert.
Im nächsten Moment fühlte sich Draco alleine. Das Zimmer wirkte plötzlich viel Kälter und größer, als es wirklich war. Seufzend ging er auf das Fenster zu und öffnete es um zu rauschen.
Kühl betrachtete er die Zigarette. Früher hatte er noch ohne irgendwelche Hilfsmittel aufhören können. Es war zwar mal nett und beruhigte, wenn im Job nicht alles so lief, wie es sollte, aber es war nicht notwendig. Mittlerweile war Draco sich sicher, dass sein Wille mit der Raucherei aufzuhören ziemlich gering war.
Wenn alles gut gehen würde, vielleicht würde er dann einen willensstärkenden Trank zu sich nehmen.
Nachdem der Rest des Tabaks verglüht war, schnippte er den übrig gebliebenen Stummel aus dem Fenster. Er schaute ihm noch kurz hinterher, bevor er sich fertig machte. Der Tag war noch jung und er hatte noch etwas zu erledigen.
Anzünden, Entflammen
Wiederherstellen
Erinnerung
