Cold hard heart
Was für ein erster Tag
Es gibt Tage, an denen sollte man vielleicht gar nicht erst aufstehen. Sie beginnen in dem Moment, wenn man den Fuß aus dem Bett setzt und enden meist erst, wenn man sich die Bettdecke erneut über den Kopf zieht. Wenn sie überhaupt enden…
Genau so ein Tag schien für Hermine zu beginnen. Dabei war doch der erste Schultag!
„Ehrlich! Wenn ich es euch doch sage! Da war irgendjemand in der Bibliothek!" Harry und Ron sahen sie ungläubig an und Hermine seufzte laut auf. Die beiden schienen ihr nicht glauben zu wollen, dass es unheimlich gewesen war.
„Aber Hermine, wir sind hier in Hogwarts. Da geschehen nun mal manchmal ein paar ‚unheimliche' Dinge. Vielleicht war es nur Peeves." Harry sah sie aufmunternd an, aber sie hatte in der Nacht noch über alle möglichen Ursachen nachgedacht und Peeves, genauso wie die Slytherins ausgeschlossen.
„'nau Hmne, msch kne Schogn!"
Hermine sah ihren rothaarigen Freund fragend an und er schluckte den Brocken von seinem Frühstück herunter. „Ich sagte: ‚Genau Hermine, mach dir keine Sorgen.' Also echt. War doch nicht so unverständlich." Ron grinste seine beiden Freunde breit an.
„Wenn du dir nicht immer ein halbes Tier in den Mund schieben würdest, Wiesel, könnt man dich auch verstehen. Nicht, dass es jemand von uns wollte." Hermine musste den Kopf nicht heben um zu wissen wer mit ihnen sprach. Ihre letzte Begegnung in den Korridoren steckte ihr immer noch in den Knochen. Sie hatte natürlich einen blauen Fleck am Ellenbogen von ihrem Sturz davongetragen.
„Hat dich jemand gefragt, Malfoy?" Ron war sofort aufgesprungen, als er die schnarrende Stimme hinter sich gehört hatte. Glücklicherweise war Hermine schneller und zog ihn am Ärmel wieder zurück auf seinen Platz. Ärger konnten sie nicht gebrauchen. Erstrecht nicht an ihrem ersten Schultag.
„Lass es. Er ist es doch nicht wert." Mürrisch ließ sich Ron runter ziehen und beobachtete Malfoy, wie er mit einem siegessicheren Grinsen aus der großen Halle ging.
„Habt ihr schon die neuen Stundenpläne genauer angesehen?" Hermine zog ihren aus ihrer Tasche, um ihre beiden Freunde abzulenken. Sie schossen immer noch Pfeile mit den Augen in Malfoys Rücken.
„Was ist mit dem?" Harry holte seinen zusammengeknüllten Plan aus den tiefen seines Umhangs heraus.
„Na, ich will euch ja eigentlich nicht an die Slytherins erinnern, aber…" Sie stockte einen Moment, in dem Ron erschrocken auf den Stundenplan schaute.
„Keine Chance!" Er riss ihr das Stück Pergament aus der Hand und überflog die Fächer und die Häuser mit denen sie diese hatten.
„Zaubertränke mit Slytherin, Pflege magischer Geschöpfe… Geschichte der Magie und Kräuterkunde auch? Sind die total bescheuert?" Ron sah Harry genervt an und dieser schien auch nicht glücklicher zu sein.
„Ich habe die Hufflepuffs vorhin gehört. Sie haben Kräuterkunde nicht mehr mit den Slytherins, weil's dort nur Probleme mit den Schülern untereinander gab. Und nun haben wir das große Glück ein paar Stunden mehr die Woche mit ihnen zu verbringen." Hermine stützte ihren Kopf auf ihre Hände und sah ihre beiden Freunde an.
„Wenigstens haben wir Wahrsagen mit Hufflepuff. Und Verwandlungen auch. Oh nein.." Harry hatte gerade ihre letzten Stunden des heutigen Tages gesehen: Verteidigung gegen die dunklen Künste. Mit: Slytherin.
Alle drei seufzten gleichzeitig auf.
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„Kommt näher, kommt näher." Hagrid stand vor seiner Hütte auf den Ländereien von Hogwarts. Hinter ihm konnten die Schüler ein selbst zusammengezimmertes Gehege sehen in denen eigenartige Wesen hin und her krabbelten. Stolz zeigt der Halbriese auf die schleimigen, schwarzen ‚Monster'. Sie waren mit dunklen Schuppen übersäht, ihre Beine ragten krumm aus ihrem Bauch und ihr Rücken wimmelte nur so von spitzen Stacheln. Ihre Augen waren groß und schienen fast herauszuquellen. Außerdem waren sie von einer solch roten Farbe, dass sie förmlich aus dem restlichen schwarzen Äußeren herausstachen.
„Was zur Hölle is das denn?" Malfoy stand angewidert vor einem der Viecher, das ihn skeptisch anblickte. Es wackelte am Gehege entlang und wand ihm dann desinteressiert die Stacheln zu.
„Das sind schwarze Sumpfigel." Freudig ging Hagrid voraus zum Tor der Tiere und wollte es öffnen, als er sich noch mal umdrehte und seine Schüler viele Meter weiter hinten sah, als sie sich vorher noch befunden hatten.
„Wo hat er die bloß wieder ausgegraben?" Harry ging immer noch Rückwärts. Die Tiere sahen schlimmer aus als die knallrümpfigen Kröter aus ihrem vierten Jahr. Wer konnte denn sagen, ob diese nicht auch explodierten oder andere gefährliche Angewohnheiten hatten?
„Das steht bestimmt nicht im Lehrplan." Hermine sah gerade, wie eines der Tiere hungrig am Bein eines anderen nagte und dabei knackende Geräusche von sich gab. Sie rieb sich unwillkürlich über die Arme.
„Gab es jemals eine Zeit in der Hagrid Dinge aus dem Lehrplan gemacht hat?" Ron hörte das Geräusch auch und schüttelte sich angeekelt. Eigentlich war es ihm ja egal, wie die Wesen in Hagrids Unterricht aussahen. Aber diese waren sicher wieder von der unberechenbaren Sorte.
„Ja, als Lucius Malfoy ihn über das Zaubereiministerium dazu gezwungen hat." Hermines Augen weiteten sich, als Hagrids Hand langsam zum Schloss des Geheges wanderte.
„Und das sollte mein Vater vielleicht wieder tun.." Das lockenköpfige Mädchen merkte sofort wie Harry und Ron ihre Hände zu Fäusten ballten und ihn böse ansahen. Aber sie selbst musste dem blonden Jungen im Moment sogar zustimmen. Sie wollte nichts mit diesen Tieren zu tun haben. Das zu umgehen schien aber schier unmöglich, denn Hagrid hatte einige der Tiere inzwischen raus gelassen und diese gingen nun gemächlich auf die Schüler zu.
„Uwäääääh.." Parvati und Lavender sprangen zusammen auf einen umgefallen Baum und klammerten sich aneinander. Eines der schwarzen Wesen setzte sich davor und sah mit großen, neugierigen Augen zu den Mädchen hinauf.
„So, dann beginnen wir mit der heutigen Stunde. Diese schwarzen Sumpfigel kommen aus den Bergen nahe Russland. Sie leben in großen Gruppen in der Nähe von Sümpfen – daher auch ihr Name – und sind außerordentlich pflegeleicht. Was ihr in den nächsten Wochen feststellen werdet." Mit einer Hand nahm der Halbriese einen der Igel auf den Arm. Das Tier war genauso groß wie seine Hand und Hermine schauderte bei dem Gedanken, dass diese Wesen vielleicht noch größer werden könnten.
„Die nächsten Wochen?" Nevilles Stimme quietschte ein wenig und er stolperte mehrere Schritte zurück, als eines der Tiere auf ihn zugelaufen kam. Auf den vier kurzen Beinchen sah der mit Stacheln versehene Rücken eigenartig aus und wackelte stark hin und her.
„Sehr richtig Neville. Du brauchst übrigens nicht vor ihm zu fliehen. Sumpfigel suchen sich ihre Herrchen selbst aus. Er wird dir nichts tun und du kannst mit ihm die nächsten Wochen arbeiten und eine Menge über seine Art lernen." Hagrid ging auf den Jungen zu und musste ihn fast mir Gewalt festhalten, damit er vor dem stacheligen Tier nicht davonlief. Dieses sah ihn aus seinen roten Augen an und setzte sich dann freudig vor Neville hin.
„Was soll man denn von den Tieren lernen können?" Hermine beäugte immer noch die anderen Tiere, die nun auch langsam aus ihrem Gehege kamen.
„Oh nein, oh nein, oh nein!" Lavender und Parvati sprangen hysterisch von ihrem Baumstamm herunter, als ihr Igel versuchte zu ihnen hinauf zu klettern. Er hing ungeschickt zwischen Boden und einem der abgebrochenen Äste und gab den beiden Zeit genug erneut wegzulaufen.
„Aber, aber.. Er tut euch doch nichts." Hagrid rannte zu den Mädchen hinüber, doch hinter ihm ertönten schon die nächsten erschreckten Ausrufe. „Hört doch! Sie sind ungefährlich!" Eilig rannte er zu den anderen, drehte im nächsten Moment um, denn eine weitere Gruppe Mädchen schrie aus einer anderen Ecke auf.
„Das ist doch mal ein Anblick." Harry grinste, als Hagrid hektisch über den Platz hin und her wuselte. „Die stellen sich doch alle an." Ron nickte und fing an zu lachen, als Lavender und Parvati sich schreiend um Hagrids Hütte jagen ließen. Ihr Sumpfigel hatte sichtlich spaß und von Ron und Harry war die Meinung fast abgefallen, dass diese Wesen gefährlich waren. Sie waren nur außerordentlich hässlich.
„Wie gut, dass unsere Hermine nicht so ist." Ron sah Harry an und dieser wollte gerade zustimmen, als Hermine neben ihnen nervös begann hin und her zu tänzeln. Einer der Igel kam nämlich geradewegs auf sie zu.
„Nein! Sag nicht, dass du auch Angst vor ihnen hast!" Ron tätschelte belustigt ihre Schulter, doch sie schüttelte seine Hand energisch ab.
„Dabei sind sie doch so niedlich. Guck mal, der Kleine sabbert sogar ein bisschen." Harry sah, wie sich auf Hermines Armen eine Gänsehaut bildete und fing an zu lachen.
„Harry! Das is nicht witzig.. Uääh.." Mit ihrem letzten Ausruf stolperte sie vor dem Tier davon und lief in die andere Richtung zum leeren Gehege. Der Igel hüpfte hinter ihr her. Scheinbar hielt er das ganze für ein Spiel.
„Wo wollen wir denn so schnell hin?" Als Hermine vor dem offenen Tor des Geheges ankam und durchhuschen wollte, um sich vor dem Igel auf und davon zu machen, schloss es sich vor ihr und sie wäre beinahe darüber gefallen. Im letzten Moment hielt sie sich an einem der Balken fest und drehte sich zu dem blonden Jungen um, den sie in den letzten Tagen eindeutig zu oft gesehen hatte.
„Malfoy! Nerv mich nicht mit deinen dummen Sprüchen. Geh zu Pansy oder zu diesen anderen Spinnern, die du Freunde nennst." Sie wollte gerade auf ihn zugehen und ihm noch weiter die Meinung sagen, als eine Stimme hinter ihr ertönte.
„Meeoooww." Hermine zog ihre Augenbrauen in die Höhe und drehte sich um. Als sie - genauso wie Malfoy – auf den Boden blickte, saß das Wesen, vor dem sie davongelaufen war, auf seinen krummen Hinterbeinen und schaute sie mit großen Augen an.
„Er miaut?" Sie war angeekelt von der Erscheinung des Wesens und doch überrascht über die sanfte Stimme. Sie hatte angenommen, dass durch die gelben Zähne allerhöchstens ein Knurren kommen würde.
„Deine Auffassungsgabe haut mich echt um, Schlammblut. Lernt man es in der Muggelwelt dumme Fragen zu stellen, wo es doch so offensichtlich is?"
Hermine verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. „Ich dachte du kommunizierst nicht mit Schlammblütern!" Der Typ regte sie echt auf.
„Wenn du Beleidigungen nicht von Kommunikation unterscheiden kannst, ist das dein Pech. Komische Freunde musst du haben, Schlammblut." Malfoy grinste sie hämisch an.
„Ah, wie schön. Dann haben ja alle einen Sumpfigel." Die Stimme des Halbriesen hielt Hermine allerdings vor einem weiteren Streit mit Malfoy ab. Sie schaute sich um. In der Tat standen alle Schüler in Paaren zusammen und versuchten ihr schwarzes Wesen einige Meter auf Abstand zu halten. Als sie selbst zu Boden sah und rechts und links keine weiteren Mitschüler finden konnte, wurde es ihr schlagartig bewusst: Sie würde in den nächsten Wochen mit Malfoy arbeiten.
„Hagrid!" Der Halbriese drehte sich um, als er die verzweifelte Stimme Hermines vernahm.
„Was denn?" Er erkannte gleich was sie wollte, zuckte aber nur die Schultern. „So leid es mir tut Hermine… Da lässt sich nichts dran ändern. Es sind die eigenartigsten Gruppen entstanden. Nur weil ihr vor den Tieren davongelaufen seid. Aber keine Panik. Ihr müsst nur in meinem Unterricht zusammenarbeiten. Schriftliche Aufgaben werden alleine erledigt. Wird schon nicht so schlimm." Er sah sie bittend an, so dass Hermine ihm keine Szene machen wollte. Pansy Parkinson tat das ja gerade zu genüge, da sie mit Seamus zusammen arbeiten sollte. Sie fluchte und zeterte, so dass Seamus sich genervt mit der Hand über das Gesicht fuhr.
„Wunderbar Schlammblut! Sieh zu, dass du mir in den nächsten Stunden nicht im Weg stehst." Mürrisch ging der blonde Junge zu seinen Gorillas und ließ Hermine mit dem schwarzen Wesen zurück. Bei seinen letzten Worten war sein Gesichtsausdruck härter geworden. Hermine wunderte sich einen Moment, warum sie diesen Jungen noch nie Lachen gesehen hatte. Doch dann..
„Meeeooooow." Langsam ging Hermine vor dem Tier in die Hocke.
„Da hast du mir ganz schön was eingebrockt." Als das Tier den Kopf zur Seite legte und sie aus den wässrigen Augen anblickte, schien es gar nicht mehr so unfreundlich. Aber hässlich wie die Nacht war es schon…
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„Der Lehrer ist wirklich eigenartig." Während Ron das sagte, saßen die drei Freunde beim Abendessen. Er stocherte lustlos in seinem Essen herum und dachte über die Stunde nach, die vor einiger Zeit zu ende gegangen war. Sie hatten Verteidigung gegen die dunklen Künste gehabt und den neuen Lehrer kennen gelernt.
„Er ist ein bisschen merkwürdig, aber war jemals einer unserer dunklen Künste Lehrer normal?" Harry überlegte einen Moment, als Hermine das sagte, schüttelte dann aber den Kopf.
„Aber dass er ausgerechnet über Vampire unterrichten musste, verstehe ich nicht. Das Thema hatten wir doch schon." Er nahm einen großen Schluck von seinem Kürbissaft und blickte zum Lehrertisch, an dem der dicke Mr. Myers saß.
„Er hat bei euch auch Vampire unterrichtet?" Ron nickte, als Fred und George sich neben die drei setzten. Gegenüber von ihnen nahm Lia platz – die das Gespräch begonnen hatte - und tat sich etwas von dem Hähnchen auf den Teller.
„In Ginnys Klasse angeblich auch." Georges Teller war bis zum Rand gefüllt, als er anfing zu essen.
„Sollten die Klassen nicht in jahrgangsbezogenen Themen unterrichtet werden?" Alle zuckten bei Hermines Frage die Schultern.
„Er meint wohl, wir wüssten zu wenig darüber." Fred warf einen Blick zu Lia herüber, die gerade ein Buch über das Thema aufgeschlagen hatte. Hermine, die seinen Blick sah, stutzte einen Moment. Was war das gewesen? Sie sah die anderen an, doch die schienen nichts bemerkt zu haben.
„Ich habe auf meiner alten Schule andere Dinge über Vampire gelernt. Seit wann unterrichten die in diesem Fach so unterschiedlich?" Lia sah Hermine fragend an, doch die wusste auch keinen Rat.
„Na gut. Dann geh ich eben in die Bibliothek. Vielleicht find ich ja ein bisschen mehr." Das dunkelhaarige Mädchen stand auf und ließ ihren halbvollen Teller unberührt.
„Warte, ich komme mit." Hermine packte ihre Tasche und lief dem Mädchen hinterher. Die Rufe von Harry und Ron über die unheimliche Bibliothek ignorierte sie so gut es ging…
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Es war inzwischen wieder dunkel geworden, als Hermine von ihrem Buch in der Bibliothek aufblickte. Lia verschwand gerade hinter einem der vielen Bücherregale. Sie waren nur noch zu zweit und irgendwie herrschte eine unheimliche Atmosphäre in dem großen Raum. Madam Pince war vor einer guten Stunde verschwunden und seitdem nicht wieder zurückgekommen. Sie waren allein.
„Bist du fertig?" Lia steckte ihren Kopf zwischen den Regalen hervor und sah Hermine fragend an.
„Nee. Ich wollt noch was über Sumpfigel lesen." Als Hermine von ihrem Stuhl aufstand und sich streckte, sah sie die Tür aus den Augenwinkeln zufallen. Doch sie hatte niemanden hereinkommen sehen. Verrückt. Und dann fiel es ihr ein: Es war wie am Abend zuvor. „Hast du das gesehen?"
„Was denn?" Lia kam gerade wieder nach vorne und sah sie fragend an. Ihre Tasche hatte sie auf ihrem Stuhl zurückgelassen, in die sie nun ein Buch hineinsteckte.
„Da ist scheinbar eben jemand hereingekommen." Eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme, als sie an die letzte Nacht dachte. Ungefähr zur selben Zeit hatte sich auch da die Tür geschlossen und sie hatte niemanden hereinkommen sehen. Und dann hatten diese Geräusche begonnen.
„Vielleicht jemand, der noch etwas nachlesen wollte. Ich bring eben noch diese Bücher weg und gehe dann in den Gemeinschaftsraum zurück, okay?" Lia sammelte die vielen Bände vom Tisch und ging mit Hermine im Schlepptau zum hinteren Ende der Bibliothek.
Unsicher sah sie sich immer wieder um. Sie hörte nichts außer den Geräuschen, die sie selbst machten. Trotzdem war sie angespannt und tastete nach ihrem Zauberstab.
„Ahh!" Lia sprang mehrere Schritte zurück, als sie um das hintere Regal ging.
„Was denn, was denn, was denn?" Hektisch rannte Hermine zu ihr und lugte um die Ecke… … ... Nichts.
„Nur ein paar Spinnenweben in die ich gelaufen bin." Lia lachte. „Hier sind scheinbar nicht oft Schüler."
„Nein, nur vor Prüfungen sind mehr Leute hier." Ihr Herz beruhigte sich wieder ein wenig und sie zog ein Buch über magische Wesen aus einem Regal.
„Gut.. Ich gehe dann jetzt. Du solltest bald nachkommen." Das Mädchen klopfte Hermine auf die Schulter, holte ihre Tasche und ließ Hermine in der Bibliothek zurück.
„Ganz ruhig Hermine." Sie setzte sich auf ihren Platz in der Ecke und sprach leise zu sich selbst. „Hier ist sonst niemand." Sie schlug das Buch auf und überflog die Kapitel bis zu den Sumpfigeln. „Du konntest in alle Gänge sehen. Du bist allein…" Sie seufzte und schüttelte dann den Kopf. Warum machte sie sich Sorgen? Es konnte doch gar nichts passieren.
‚Sumpfigel leben in Rudeln in den feucht-kalten Gebieten der Welt. Sie gehören zur Gattung der Werwesen, haben aber kaum etwas gemeinsam mit den gattungsähnlichen Werwölfen.'
„Wenn es jetzt schon so hässlich ist, wie sieht es dann aus, wenn es sich verwandelt?" Sie lächelte ein wenig. Kein Wunder, dass Hagrid so begeistert von den Wesen war. Er hatte schon immer einen Hang zu besonderen und merkwürdigen Dingen. Sie brauchte da ja nur an Norbert denken..
‚Sumpfigel sind anhänglich und meist ungefährlich, wenn sie in die richtigen Hände zur Pflege fallen.'
„Nun.. Malfoy wird kaum geeignet dafür sein." Sie dachte an seine hasserfüllten Augen und schauderte ein wenig. Wo war der Junge aus dem dritten Jahr geblieben, dem sie eine gescheuert hatte? Der, der sich hinter seinen Freunden versteckt hatte und bei jeder Gelegenheit weglief? Irgendwie hatte er sich verändert. Und sie hatte es erst jetzt bemerkt. Andere sagten schon lange, er sei kalt und böse geworden. Aber sie hatte das immer abgetan, da es Mädchen sagten, die er nach einer Nacht lieblos aus dem Zimmer geworfen und danach nie wieder mit ihnen geredet hatte. Nun, zumindest erzählte man das so…
‚Meist aus kalten Händen geboren, leben Sumpfigel ein einsames Leben in ihren Gruppen. Erst wenn sie der erste Schein der…'
Da war es wieder!
Hermine saß stocksteif in ihrem Stuhl und spürte wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Das Geräusch! Es war zurückgekehrt.
Hastig packte sie ihre Sachen zusammen und schwang sich ihre Tasche um die Schulter. Doch dann hörte sie das Geräusch erneut. Eigentlich wollte sie nur aus der Bibliothek verschwinden, doch ihr Gryffindor Mut schien endlich wieder an die Oberfläche zu kommen. Sie drehte sich um und ging mutig zwischen den Regalen entlang. Rechts und links waren die Gänge leer, doch weiter hinten hörte sie etwas auf und ab schreiten.
Ängstlich ging sie um ein Regal.
„Neugier war der Katze Tod." Sie erschrak fürchterlich, als sie eine Stimme ganz dicht hinter sich vernahm und wirbelte herum.
„Malfoy?" Argh, sie hätte es wissen müssen. Natürlich war es der blonde Junge gewesen. Wahrscheinlich hatte er sich gestern schon einen Spaß daraus gemacht, sie so zu erschrecken. Und dann auch noch die Frechheit zu besitzen in den Gängen aufzutauchen und so zu tun, als wäre er es nicht gewesen..
Langsam kochte die Wut in ihr hoch. Sie ging auf ihn zu und stupste ihn mit dem Finger gegen die Brust. „Was bildest du dir eigentlich ein, nachts hier durchs Schloss zu geistern? Es ist fast Ausgangssperre und du hast nichts Besseres zu tun, als mir hier aufzulauern? Gestern hast du mich zu Tode erschreckt. Du bist wirklich das scheußlichste Etwas, das mit je untergekommen ist. Kein Wunder, wenn man einen solchen Vater.."
Sie würgte, als sich Malfoys Hand um ihre Kehle schloss. „Pass auf kleines Schlammblut." Seine Stimme war ganz ruhig und leise. Doch er verfehlte damit nicht die Wirkung. Sie hatte Angst vor ihm. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Angst vor dem Jungen, mit dem sie sechs Jahre lang zur Schule gegangen war. Vielleicht waren die Gerüchte ja wahr… „Unterlass es mir Dinge zu unterstellen, die ich nicht getan habe. Es interessiert mich nicht, was etwas Wertloses wie du denkt, trotz allem kann ich keine Lügen über mich gebrauchen. Rede nicht über meinen Vater. Du hast schließlich keine Ahnung was du sagst.." Er machte eine kurze Pause und sah sie an. „Und wag es niemals wieder mich anzufassen!" Er drückte sie noch einmal gegen das Regal und ließ dann ihre Kehle los. „Verstanden?"
Sie nickte zaghaft und kämpfte gegen die Tränen an, die ihr in die Augen stiegen. Was war mit Malfoy nur geschehen? Was hatte sie getan um ihm so die Fassung verlieren zu lassen? Vielleicht hatte sie zu viel gesagt. Sich hineingesteigert, weil sie sich so erschrocken hatte. Eigentlich hatte sie ja auch kein Recht sich ein Urteil über ihn zu bilden. Egal wie scheußlich er immer zu ihr war.
Unsicher blickte sie zur Tür der Bibliothek und sah gerade noch, wie er dadurch verschwand. „Bei Merlin.. Er ist wirklich kalt wie Eis." Vorsichtig umfasste sie ihren Hals, an dem sie immer noch seine kühlen Finger spürte. Es würden keine Spuren zurück bleiben. Aber es hatte genügt, um ihr Angst zu machen.
„Wenigstens weiß ich nun, dass hier keine Monster hausen." Sie versuchte zu lächeln, erstarrte dann aber wieder, als etwas über den kalten Steinboden hinter ihr scharrte. Es war also wirklich nicht Malfoy gewesen!
So leise wie möglich stand sie auf und tastete sich an den Regalen entlang. Was konnte sich denn noch um diese Zeit hier aufhalten? Ihre Finger schlossen sich krampfhaft um ihren Zauberstab. Sie hörte jemanden rasselnd einatmen und schloss verängstigt die Augen. Wenn Harry und Ron doch nur hier wären. Oder wenigstens Malfoy…
Mutig zog sie ihren Zauberstab heraus und lief um die Ecke, aus der sie das Geräusch gehört hatte… .. .. … Nichts.
„Das kann doch nicht sein!" Verwirrt ließ sie den Zauberstab sinken.
„Was denn?" Ihr Herz setzte einen Moment aus, als sie die tiefe Stimme hörte. Sie wirbelte herum. Dort stand es. Oder er? Die Gestalt war viel größer als sie. Sie wusste nicht, warum sie diese nicht hereinkommen gesehen hatte. Er stand völlig im Schatten, doch seine Haut schimmerte im schwachen Licht so weiß.. So weiß, als würde kein Tropfen Blut in den Adern darunter fließen. Als hätte der Tod schon lange seine Finger nach dem Wesen ausgestreckt.
„Bei Merlin.." Panisch drehte sie sich um und lief hinaus. Die Bibliothekstür knallte auf und sie rannte den Gang hinunter. „Malfoy!" Es war das Eigenartigste, was sie sich selbst je rufen gehört hatte. Aber er konnte auf dem Weg in seinen Gemeinschaftsraum noch nicht so weit sein. Zumindest nicht so weit, wie der Turm der Gryffindors entfernt lag.
Sie lief mehrere Treppen hinunter, warf ständig einen Blick über die Schulter und bog dann in den nächsten Gang ein. Sie atmete schwer, lief aber verzweifelt weiter. Sie konnte Malfoy nirgends ausmachen und sie hörte bereits Schritte hinter sich..
„Verdammt, Malfoy, wo steckst du?" Ihre Stimme zitterte und Tränen brannten in ihren Augen.
Sie gab einen erstickten laut von sich, als sie jemand von hinten packte und in eine Nische zog. Zitternd schloss sie die Augen. War es jetzt aus?
„Schrei hier nich so rum." Die Gestalt drückte sie grob gegen die Wand. Sein Griff um ihren Arm tat weh, aber sie war noch nie so froh darüber gewesen.
„Bist du nun still?" Sie nickte dem Blondschopf zu und ließ sich hinter eine der Statuen ziehen. Sie fror und zog sich ihren Umhang dichter um den Körper. Als sie sich gegen die Wand lehnte, konnte sie einen schwachen Hauch seines After shaves ausmachen. Sie schloss die Augen. Diese Nacht kam ihr wahrhaft surreal vor.
Sie warteten einen Moment, bis die Schritte näher kamen. Die Lichter in den Gängen flackerten unaufhaltsam hin und her, als würde ein zarter Luftstrom die Flammen bewegen. Die Schatten tanzten an den Wänden und eine Gestalt schritt langsam über den kalten Boden. Das scharrende Geräusch war sein Fuß, den er mühsam nachzog. Der Schuh, mit eigenartigen Mustern versehen sah schwer und hart aus. Es hörte sich fast an, als würde Knochen über Stein schaben.
Hermine versteifte sich unwillkürlich. Was war das? Sie hatte sich noch nie so unsicher gefühlt. Als die Dementoren auf dem Gelände waren, steckte auch ein merkwürdiges Gefühl in ihren Gliedern. Aber damals hatte Dumbledore die Schüler über die Anwesenheit der Wächter aufgeklärt. Wusste er dann also nichts über dieses Wesen?
Langsam ging der Schatten weiter und erst als die beiden ihn nicht mehr sehen konnten, wagte Hermine es wieder sich zu bewegen.
„Was war das?", flüsterte sie.
„Was immer es war, du kannst meinen Umhang nun loslassen." Malfoy drehte sich zu ihr um und erst jetzt sah sie, dass sie sich an ihm festgeklammert hatte. Doch trotz seiner vorangegangenen Warnung ihn nie wieder anzufassen, war keine Wut in seiner Stimme zu hören.
„Wir sollten zu Dumbledore gehen." Schüchtern entwirrte sie ihre Hand vom Stoff seines Umhangs.
„Wir?" Er hatte seine Augenbrauen hoch gezogen und sah sie ungläubig an. „Du kannst froh sein, dass ich dir geholfen habe. Hätte ich dich dort gelassen, wäre ich deine Anwesenheit wohl endgültig los, was eine Wohltat schon allein für die Stunden mit dem stümperhaften Riesen wäre."
„Du bist wirklich unausstehlich, weißt du das?" Sie trat aus der Nische heraus und blickte sich im Flur noch mal um. „Kannst du nicht trotzdem einmal über deinen Schatten springen und mitkommen?" Ängstlich sah sie nach unten. Sie wollte nicht allein durch diese Flure wandern. Auch wenn sie deswegen ihren Schulfeind um etwas bitten musste.
Sie hörte ihn etwas vor sich hin murmeln und sie war sich fast sicher, dass er sie gleich wieder beleidigen würde, als er einen Schritt auf sie zuging.
„Dafür schuldest du mir aber was." Mürrisch knurrte er weiter irgendwelche Dinge vor sich hin, die Hermine nicht verstand, packte sie am Ärmel und schleppte sie hinter sich her. Aus der Ferne hörte sie die große Uhr in der Halle schlagen. Es war Mitternacht, ihr erster Schultag war vorüber und sie wanderte mit Malfoy durch die Gänge. Was für ein merkwürdiger Tag es doch war….
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tbc
Vielen lieben Dank für eure Reviews °verbeug°
Yanaya: Fred und Hermi? Hmm.. Da könnt ich mal drüber nachdenken. Fand ich bisher abwegiger, als meine anderen Ideen. XD Wir werden ja sehen, worauf es hinausläuft, ne?
DarkPrincess of Slytherin: Was ist mit Fred los? Tjaaaa.. Das sag ich net. Weiß noch nicht mal, ob es in dieser FF aufgeklärt wird. °böse lach° Auf meinem Rechner hab ich nämlich ne Storie, die zeitgleich spielt und in der er mehr oder weniger die Hauptrolle hat. Die beiden FFs überschneiden sich nur.
D.V.G.M: Ob ich Ausnahmen beim Update mache? Ai, das kann vorkommen. Vielleicht wird's später. Gomen. -.- Hab nämlich noch Zwischenprüfung und zu Ostern geh ich auf ein Konzert in München. Da kann mal ein Update ausfallen. Aber ich geb mir Mühe und versuch pünktlich zu sein. °knuddel°
Und vielen Dank an
Sachmet, milva, TryPepper, Mäuschen, Nici Cavanaugh, den namenlosen Reviewer ;), Yulx und Yavanna. °alle knuddel°
Bis bald!
Eure Raine-chan XD
