Kapitel 7 – One Step Closer

Als Vinya verschlafen die Augen öffnete, blickte sie geradewegs in eine fürchterliche Fratze. Okay, eigentlich war es gar keine Fratze, sondern eine Grapefruit, in die ein ziemlich misslungener Smiley eingeritzt war. Jack fuchtelte damit vor ihrem Gesicht herum und sprach mit kindlich verstellter Stimme: "Njaaaaa aufwacheeeen kleine Vinya! Die Sonne lacht, kihihihi!"

Vinya, die kerzengerade hochgeschossen war und ihn mit großen Kulleraugen anstarrte, holte tief Luft und ließ sich wieder in die Kissen sinken. "Morgen", murmelte sie.

"Wunderschönen guten Morgen", säuselte Jack und stellte ein Frühstückstablett auf ihren Nachttisch. Vinya streckte sich und schmunzelte, als sie das Frühstück sah. Jack hatte ihr Kaffee gekocht, Orangensaft ausgepresst und Brötchen geschmiert. Dekoriert war das Ganze mit einer einzelnen Rose in einer dünnen Glasvase.

"Wie lieb, Jack", murmelte sie verschlafen und lehnte sich zurück in die Kissen.

"Hab ich ganz alleine gemacht!", freute sich Jack und setzte sich auf ihre Bettkante. "Ist zwar kein Fünf-Gänge-Deluxe-Frühstück á la Snape, aber es ist mit Liebe gemacht!"

Vinya schnappte sich dankbar ein Brötchen und biss hinein. Es war hart wie Stein. Tapfer lächelnd versuchte sie zu kauen, griff die Kaffeetasse und wollte den Bissen herunter spülen, aber der Kaffee schmeckte wie abgestandenes Spülwasser und sie spuckte die Brühe quer über die Bettdecke wieder aus. Jack zog einen Flunsch.

Vinya lächelte tapfer. "Es schmeckt ganz wunderbar", sagte sie gequält, schälte sich aus der Decke und schlüpfte in ihre Hello-Kitty-Hausschuhe. "Aber eigentlich habe ich gar keinen Hunger."

"Na toll", maulte Jack, "Erst Raven und jetzt du, dabei habe ich mir solche Mühe gegeben!"

Vinya zündete sich eine Zigarette an und trat zum Fenster. "Wie geht's Raven?"

Jack zuckte mit den Schultern. "Immer noch nicht besser, schätze ich. Ich wollte ihr vor einer halben Stunde das Frühstück bringen, aber sie lässt mich nicht rein."

"Hm." Vielleicht, dachte Vinya, haben Wolverine und ich es mit unserem Racheakt ja doch ein klein wenig übertrieben. Snape war fort, und Raven war fix und fertig deswegen. Andererseits musste sie ja nicht so überreagieren, schließlich hatte sie vorletzte Nacht offenkundig so viel Spaß mit diesem Weltraumstronzo Han Solo gehabt, also warum jetzt das heulende Elend? Trotzdem, ein kleines bisschen schlechtes Gewissen blieb dennoch.

"Wolvi hat versucht, sie zu trösten, aber nicht mal als er es mit Rollenspielchen versucht hat, ist sie aufgetaut! Stell dir vor, er hat sich, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, aus dem Stockwerk über ihrem Zimmer an ein paar zusammen geknoteten Laken abgeseilt und vor ihrem Fenster tarzanmäßige Brunftschreie ausgestoßen", verkündete Jack amüsiert. Dann verfinsterte sich seine Miene. "Ihr beide habt doch etwas mit Snapes Verschwinden zu tun, hab ich Recht?"

Vinya kaute auf der Unterlippe.

"Also doch", stellte Jack fest. "Dann seht lieber zu, dass ihr das wieder ins Reine bringt. Raven ist unausstehlich und das Haus sieht aus wie ein Schlachtfeld, ganz zu schweigen davon, dass keiner von uns kochen kann."

"Ach komm", maulte Vinya verärgert, "Snape ist doch erst einen Tag weg! Und als ob wir auf den Hauselfen angewiesen sind und nicht selbst für uns sorgen könnten!"

Jack ließ die Schultern hängen. "Mein Rum-Vorrat neigt sich dem Ende zu..."

"Dann geh eben zu Tante Emma an der Ecke und kauf dir neuen!"

"Nein nein!", echauffierte sich Jack, "du verstehst nicht! Snape hat ihn selbst gebrannt, ein spezielles Rezept, wie er sagte."

Vinya drehte sich um und sah ihn unter hochgezogenen Augenbrauen an. "Das erklärt natürlich einiges", sagte sie resigniert.

"Lass uns runter gehen zu den anderen", schlug Jack vor und bot ihr galant seinen Arm an. "Vielleicht gibt es da was Vernünftiges zu beißen."

Vinya nickte, zog sich einen flauschigen rosa Morgenmantel über das Pinky&Brain-Shirt und schlurfte an Jacks Arm aus dem Zimmer.

Auf halbem Wege den langen Gang hinunter, von dem die Schlafzimmer der Schlossbewohner abgingen, blieb sie plötzlich stehen und spitzte die Ohren. "Jack? Hörst du das?"

Jack nickte und winkte ihr, ihm zu folgen. Auf Zehenspitzen schlichen sie den Flur hinunter, obwohl sie genauso gut hätten trampeln können – die Musik, die aus Ravens Zimmer ertönte, schwoll immer lauter an, je näher sie kamen.

"Aaaaall byyyyy myyyyyseeeeeeelf! Don't wanna live! Aaaaall byyyyy myyyyyseeeeeeelf! Anymoooooooore!"

Als sie vor Ravens Zimmertür angekommen waren, musste Vinya Jack schon anbrüllen, um sich verständlich zu machen. "Sollen wir mal nach ihr sehen?"

Jack schüttelte den Kopf. "Gib ihr einfach ein bisschen Zeit!", krakeelte er zurück.

"Meine Güte!" Vinya raufte sich die Haare. "Ist ja nicht so, dass jemand gestorben wäre oder so!"

Die beiden machten kehrt und liefen die Treppe hinunter zum Speisesaal.


Unten saßen Wolverine, Indiana und Han beim Frühstück, das aus einigen halbleeren Bierflaschen und einem überquellenden Aschenbecher bestand. Die Luft war erfüllt von dickem, blauem Qualm. Die drei bemerkten zuerst nicht, dass Jack und Vinya eintraten. Han hatte sich mal wieder in die Brust geworfen und erzählte wild gestikulierend von seinen Abenteuern im Weltraum. Sein Bruder lauschte ihm gespannt und dann und wann eifrig nickend. Wolverine indessen war damit beschäftigte, sich am Hinterkopf zu kratzen und ausgiebig zu gähnen.

"Guten Morgen!" Vinya schlüpfte auf einen freien Stuhl zwischen Indiana und Wolverine, und Jack setzte sich neben Han ans andere Ende des Tisches.

Han beachtete sie gar nicht und fuhr unbeirrt mit seinen Erzählungen fort: "Ich war also eingekeilt, links von mir die Mandalorianer und rechts von mir diese Sith-Bastarde, Blastergeschosse fegten durch den Weltraum, links und rechts von mir ständig Lichtblitze, und ich geriet doch so langsam in Panik, dass meine Schilde dem nicht stand halten könnten..."

"Wahnsinn", sagte Indiana, "und was ist dann passiert?"

"Gibt's was zu essen?", fragte Vinya, Han nach allen Regeln der Kunst ignorierend.

"Plötzlich öffnete sich eine Luke im Schiff der Mandalorianer", erzählte Han weiter und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen, als plötzlich eine ganze Armada Basilisken-Kriegsdroiden aus dem Inneren des Schiffs ins All schossen, riesige Kreaturen, die aus allen Rohren feuerten..."

"Ich habe gefragt, ob-", hob Vinya erneut an und warf dem Schmuggler einen finsteren Blick zu.

"Bla bla bla!", unterbrach Han und gestikulierte, als wollte er ihre in den Raum geworfene Frage einfach wegwischen. "Kleines, pass mal auf, wenn der Kuchen spricht, haben die Krümel zu schweigen, verstanden!"

Vinya blieb der Mund offen stehen.

"Schon besser", höhnte Han. "Noch besser hast du mir allerdings unter dem Tisch gefallen, Süße."

"Han!" Indiana war aufgestanden und ging um den Tisch herum zu Vinya, die ebenfalls aufgesprungen war und Han angriffslustig anfunkelte.

"Das reicht jetzt!", sagte sie mit leiser, aber eisig kalter Stimme. "Noch ein Spruch, du dahergelaufener Weltraumprolet, und ich-"

"Beruhigt euch! Alle beide!" Indianas Stimme schallte laut und über jeden Widerspruch erhaben durch den Saal.

"Schon gut, schon gut, Brüderchen", sagte Han entschuldigend und warf die Arme in die Luft. "Wollte dein Betthäschen ja nicht beleidigen. Sie wird schon gewisse Qualitäten haben, das möchte ich ja gar nicht in Frage stellen..."

"Na, darauf kannst du Gift nehmen!", meldete sich Jack und grinste von einem Ohr zum anderen.

"Es reicht, Han", sagte Indiana drohend. "Halt einfach mal die Klappe. Und du auch, Jack. Haltet einfach alle verdammt noch mal die Klappe!"


Die gereizte Stimmung verflog den ganzen Tag über nicht. Indiana war zwar so umsichtig, mit seinem Bruder eine Schlossführung zu machen, damit Han fürs erste aus dem Blickfeld Vinyas verschwand, bis diese sich wieder beruhigt hatte, aber die Schlossherrin kochte noch immer vor Wut. Nicht einmal Wolverine schaffte es, sie aufzuheitern, obwohl er ihr erst sein Tarzan-Kostüm vorführte und sie später beim Scrabble absichtlich gewinnen ließ, als sie behauptete, es gäbe tatsächlich ein Wort, das "Weltraumbrechreizbeschleuniger" lautete.

Indessen hatte Jack es irgendwie geschafft, Raven aus ihrem Zimmer zu lotsen und die beiden saßen nun einträchtig vor dem Fernseher, Raven in Jacks Arme gekuschelt und in sein Hemd schnäuzend, und sahen sich Oggy und die Kakerlaken an.

"Vielleicht sollten wir ihr etwas sagen?", fragte Wolverine vorsichtig und blickte zu Raven herüber. "Dass er bald wiederkommt?"

"Auf gar keinen Fall", grummelte Vinya. "Selbst Schuld, wenn sie sich mit diesem Kerl einlässt. Hat sie verdient."

Wolverine seufzte. "Das ist aber ganz schön hart, meinst du nicht? Ihr seid doch Freundinnen..."

Vinya schnaubte verächtlich. "Diesmal ist sie zu weit gegangen."

"Meinst du nicht, dass du überreagierst? Dein eigentliches Problem ist doch eher-"

"Klappe!", brüllte Vinya, bevor Wolverine ihr das unterstellen konnte, was vorher schon Indiana vermutet hatte. Dass sie nur sauer war, weil Han sie eiskalt hatte abblitzen lassen, während er sich später gut hörbar für alle Schlossbewohner mit Raven in der Horizontalen ausgetobt hatte. "Wer hat hier das Problem? Warum regt sie sich so auf, weil der Hauself weg ist? Hm? Hm? Hm?"

Wolverine ließ beiläufig ein "Z" zu Boden fallen und schob das Wort "Adamantium" auf dem Scrabblebrett zusammen.

"Das ist kein Wort", maulte Vinya.

"Ist es wohl", gab Wolverine zurück und ließ mit einem schelmischen Grinsen seine Krallen ausfahren.

Aus irgendeinem Grund stimmte diese Geste Vinya plötzlich sehr versöhnlich. Sie grinste ein bisschen schief und sah ihn entschuldigend an. "Weißt du was? Wir sollten dieser furchtbaren Stimmung ein Ende machen."

"Ich bin ganz deiner Meinung!" Wolverine strahlte. "Wir feiern eine Party! Wäre doch gelacht, wenn wir nicht auf eigene Faust eine Party auf die Beine stellen könnten, dass es kracht!"

"Eben! Wer braucht schon Snape!"

Ein paar Meter weiter regte sich Raven und guckte sich verwirrt um. "Snape? Was ist mit ihm?"

Vinya sprang auf und räumte das Scrabblespiel zusammen. "Nix da! Jack, hol deine letzten Flaschen rum, Raven, du hilfst mir mit der Musik, Wolverine, du kümmerst dich um die Dekoration!" Sie baute sich mitten im Zimmer auf und stemmte siegessicher die Hände in die Seiten. "An die Arbeit, los!"

Etwas widerwillig erhoben sich Raven und Jack vom Sofa, und Wolverine hob fragend eine Augenbraue, als Vinya ihm mit den Worten "Los, basteln, aber dalli!" ein paar herumliegende Plastiktüten, Stoffreste und alte Zeitungen in die Arme warf.


Einige Stunden später hatten alle merkwürdige Partyhüte aus Aldi-Tüten auf den Köpfen und waren mit Luftschlangen behängt, die Wolvi aus Telefonrechnungen geschnipselt hatte. Han und Indiana hatten in der Zwischenzeit zusammen ein kleines Essen gezaubert, das im Vergleich zu Jacks Frühstücksbriketts wie ein 5-Sterne-Menü anmutete. Jack hatte ein wenig widerwillig einige Flaschen Rum spendiert, und das Zeug hatte es tatsächlich in sich. Jack mochte es ja schaffen, eine halbe Flasche auf Ex auszutrinken, aber Vinya und Raven hatten schon nach drei Gläsern Schwierigkeiten, ihre Extremitäten unter Kontrolle zu halten. Vinya hatte sich hinter das DJ-Pult begeben, "Es war einmal" von Samsas Traum aufgelegt und legte eine ziemlich putzige Zuck-und-Spring-Show aufs Parkett, und jedes Mal wenn der Refrain ertönte, kreischte sie aus vollem Hals "Ich werde Talibaaaaan" und strahlte dabei wie ein Atomkraftwerk.

Raven hing mehr in Wolverines Armen, als dass sie noch von allein hätte stehen können, und glubschte ihn hingebungsvoll an. In einer Ecke saß Han, auf den Knien einen Teller mit Indys Spezial-Kartoffelsalat, und sah sich das Treiben an, cool wie eh und je, nur einen Mundwinkel ganz leicht in der Andeutung eines Lächelns nach oben gezogen. Indiana derweil sprang zwischen allen herum und bot ihnen seine selbst gemachten Häppchen an. Von allen war er am meisten erleichtert, dass die allgemeine Stimmung wieder so fröhlich geworden war, und so ließ er sich sogar dazu hinreißen, mit Jack als zweiter Stimme lauthals "Chop Suey!" mitzuschmettern, das als nächstes aus den Boxen dröhnte. Sobald die ersten Gitarrenklänge ertönten, gab es für Jack kein Halten mehr – wie ein kopfloses Huhn hüpfte er durch den Raum und grölte mit. Dann schnappte Indy sich den Piraten und Arm in Arm fielen sie vor Raven und Wolverine auf die Knie und intonierten höchst dramatisch: "I don't think you trust! In! My! Self-righteous suicide! I! Cry! When angels deserve to diiiiiie!" Dabei warf sich Jack dann auch noch der Länge nach hin, griff sich theatralisch an die Brust und wand sich unter gespieltem Herzschmerz. Indiana packte ihn und stellte ihn wieder auf die Beine, und sie begannen erneut, wie die Irren durch die Gegend zu springen.

Plötzlich gab es ein widerliches Feedback und alle Blicke wandten sich auf Vinya, die leicht rosa anlief und sich räusperte.

"Musik!", verlangte Wolverine.

"Hicks!", pflichtete Raven ihm bei.

Vinya drückte ein paar Knöpfe und trat grinsend hinter dem DJ-Pult hervor.

Raven kreischte vor Verzückung, als sie die ersten Töne des Liedes erkannte, das jetzt aus den Boxen wummerte. Sie riss sich von Wolverine los und wollte Vinya an den Händen packen, um mit ihr zu tanzen, aber Vinya grinste sie nur vielsagend an und schob sanft Ravens Hände fort. Dann schlich sie langsam und geschmeidig auf Han zu, der durch sie hindurch starrte und gelangweilt auf einer Kartoffelscheibe kaute, während er mit den Fingerspitzen im Takt der Musik auf sein Knie klopfte.

Vinya baute sich vor Han auf und bedachte ihn mit dem gleichen verächtlichen Blick, den er ihr zuvor so oft hatte zuteil werden lassen. Dann begann sie zu singen.

"I cannot take this anymore, I'm saying everything I've said before..." Jedes Wort kam nur leise, aber dafür überdeutlich aus ihrem Mund.

Han knackste mit den Fingerknöcheln und blickte gelangweilt auf.

"All these words they make no sense... I find bliss in ignorance... less I hear the less you'll say... but you'll find that out anyway!" Dabei schnellte ihr Zeigefinger hervor, gefährlich nahe an Hans rechtem Auge. Han grinste, ohne mit der Wimper zu zucken.

Er machte sie rasend. Diese Wut, die in ihr aufkochte! Es war einfach unerträglich! Sie hob die Stimme und sang weiter mit Chester im Duett. "Just like before... Everything you say to me! Takes me one step closer to the edge! And I'm about to break! I need a little room to breathe! Cause I'm one step closer to the edge! And I'm about to break!" Ihre Stimme war nun ganz und gar nicht mehr leise und bedacht, sondern beinahe hysterisch und voller Verachtung. Indiana riss erschrocken die Augen auf. Sie meinte es bitterernst.

Vinya begann zu lachen. Ein erschreckend kaltes Lachen.

"Das ist ja alles sehr süß." Hans Grinsen wurde noch ein wenig breiter, noch ein wenig hämischer.

"SHUT UP!"

"Kann ihr mal jemand ihr Valium geben, bitte?", fragte Han lachend, an seinen Bruder gerichtet.

"SHUT UP!"

"Dann wohl doch eher notschlachten..."

"SHUT UP WHEN I'M TALKING TO YOU! SHUT UP! SHUT UP! SHUT UP!"

Haareraufend schrie sie auf Han ein. Es war doch einfach nicht zu fassen, wie abgebrüht dieser Mistkerl sich aufführte!

Das Lied war zu Ende, und sie merkte kaum, wie jemand sie mit sanfter Gewalt an der Schulter packte und sie von Han weg zog. Es war Indiana, er legte einen Arm um sie und hielt ihr schief lächelnd sein Tablett mit Häppchen unter die Nase. Bevor Vinya es ihm wutentbrannt aus der Hand schlagen konnte, hatte glücklicherweise jemand die Geistesgegenwart besessen, die außer Kontrolle geratene Situation zu retten, indem-

"WHEN! WILL I! WILL I! BE FAMOUS!"

"Oh mein Gott!"

Wolverine, der sich hinter das DJ-Pult gestohlen hatte, atmete erleichtert auf.

"Polonaise!", kreischte Raven im alkoholbedingten Delirium, und schon hatte sie Wolverine "versehentlich" an den Po gegriffen, bevor ihre Hände hinauf glitten und sich um seine Hüften schlangen.

"Jaaaaaaaaaaa!", gröhlte Jack und stolperte halb auf Indy drauf, der dadurch ebenfalls ins Wanken kam und seinerseits Halt an Vinya suchte, die unter dem Gewicht fast zusammenbrach. Es dauerte noch ein Weilchen, bis alle die richtige Position für sich gefunden hatten, nachdem sie mehrmals allesamt auf die Nasen geflogen waren und mühsam ihre Arme und Beine entwirrt hatten. Schließlich torkelte Jack voran, Indy fasste Jack um die Hüften, dahinter folgten Raven und Wolverine, und das Schlusslicht bildete Vinya. Sie warf Han noch einen giftigen Blick zu, bevor sie lauthals gröhlend "Eines Tages werd ich mich rächen" durch die Tür liefen.

Han war aufgestanden, sein Teller landete scheppernd auf dem Boden. Mit einem blitzschnellen Satz war er bei Vinya, packte sie am Oberarm und zerrte sie mit einem kurzen, kräftigen Ruck von Wolverine weg. Im gleichen Bruchteil einer Sekunde trat er gegen die Tür, die krachend zwischen dem Rest der Gruppe und ihm und Vinya ins Schloss fiel. Die anderen merkten nicht einmal, dass Vinya plötzlich fort war - lauthals singend rannten sie die Treppe zur Eingangshalle herunter, und Vinya hörte nur noch, wie ihre schrecklich schief singenden Stimmen leiser und leiser wurden.

Han hatte ihren Oberarm mit eisenhartem Griff gepackt und grinste sie gehässig an. "So, Süße, endlich hab ich dich ganz zu meiner eigenen... Verfügung."

Vinya starrte ihn hasserfüllt an. "Lass mich sofort los, du elender Weltraumfreak!", zischte sie.

"Aber aber", sagte Han mit leiser, gefährlicher Stimme.Vinya versuchte hartnäckig, sich aus seinem Griff zu winden, aber Han dachte natürlich nicht daran, sie entkommen zu lassen. "Hab dich nicht so, du Stück", raunte er ihr zu, "pass mal schön auf, du wirst jetzt koope... koopferi... ich meine... du solltest einfach tun, was ich verlange." Er packte sie an den Schultern und drückte sie gegen die Wand.

Vinya musste die Augen schließen. Sie ertrug seinen stechenden Blick nicht, mal ganz abgesehen von diesem furchtbaren Alkohol-Atem, der ihre Sinne benebelte und ihre Knie weich werden ließ. "Damit kommst du nicht durch", sagte sie leise, drohend. "Das hier ist mein Zuhause und die anderen-"

Han ließ sich nicht beirren. "Mach dich doch nicht lächerlich. Die sind doch alle in einem, sagen wir, vorübergehenden Stadium der geistigen Umnachtung." Er lachte leise. Er kam näher, näher, Zentimeter für Zentimeter, Vinya spürte mit jedem einzelnen Millimeter, den er sich auf sie zu bewegte, wie die Wärme seines Körpers ihren eigenen umschloss. Es war, als würde er ihr Fleisch durch seine bloße Anwesenheit in flammendes Feuer tauchen. Han presste seinen schweren Körper an sie, so dass Vinya völlig hilflos zwischen ihm und der Wand eingeklemmt war. Etwas gröber als nötig nahm er ihren Kopf in seine Hände und presste seine Lippen auf ihre. So sehr Vinya sich auch wehrte, er war zu stark für sie. Während seine Finger sich tiefer und tiefer in ihr Fleisch gruben, teilte er ihre Lippen mit seiner Zunge und drang grob in ihren Mund ein. Unter ersticktem Keuchen versuchte sie verzweifelt, ihm auf die Zunge zu beißen, die ihren so gierig Mund erforschte, doch er löste sich von ihr und lachte sie nur aus. "Du bist wirklich ein widerspenstiges kleines Ding", sagte er. "Zeit, dir ein paar Manieren beizubringen."

Vinya lachte kalt auf. Um keinen Preis würde sie ihm zeigen, welche Gefühle er in ihr auslöste. Sie war ihm unterlegen und sie wusste es, er könnte mit ihr machen, was er wollte und sie wusste es.


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Die anderen waren in der Zwischenzeit mit ihrer Polonaise unten in den Kellergewölben angekommen, als Wolverine abrupt stehen blieb und sich suchend umsah. "Wo ist überhaupt Vinya?", brüllte er über den ohrenbetäubenden "Gesang" der anderen hinweg. "Seit wann ist sie weg?"

Alle verstummten und blickten sich fragend an. Indiana zuckte mit den Schultern. "Na ja", antwortete er nachdenklich, "ich habe Han vorhin ein wenig ins Gewissen geredet, dass sein Verhalten ihr gegenüber nicht gerade die feine Englische war, ich schätze... sie sind noch oben und sprechen sich gerade aus."

Raven lehnte sich gegen die Wand und rutschte daran zu Boden, wo sie sitzen blieb, die Hände in den Schoß legte und verträumt seufzte. "Han! Er ist einfach unglaublich. Oh Indy, warum hast du uns deinen Bruder so lange vorenthalten? Er ist unwiderstehlich! Dieser Körper, diese Stimme, dieser Charme, dieser..."

"ARGH!" Wolverine verdrehte die Augen und schlug sich an die Stirn. "Nicht auszuhalten!"

Raven seufzte verträumt. "Es kribbelt immer noch überall, wenn ich daran denke, wie er meinen ganzen Körper..."

Wolverine schlug den Kopf gegen die Wand. "Was! Zum! Teufel!"

"Ich denke, ich muss gehen", sagte Raven und packte Jacks Arm, zog sich daran wieder auf die Beine und atmete tief durch. "Gute Nacht allerseits!", sie winkte den anderen zu und wollte sich aus dem Staub machen. Indiana jedoch griff sie am Kragen und zog sie rückwärts wieder zu sich. "Du gehst nirgendwo hin", sagte er bestimmt, "lass die beiden sich, ähm... aussprechen."

"Aber Han..." Raven ruderte mit den Armen in der Luft. "Han! Muss! Zu! Han!"

"GENUG JETZT!" Wolverine war feuerrot angelaufen und hämmerte nunmehr synchron mit dem Kopf, den Händen und Füßen gegen die Wand.

Indiana tippte dem rasenden Wolvi vorsichtig auf die Stirn, kratzte sich hilflos am Hinterkopf und brachte ein schiefes Lächeln zustande. "Ehm...?"

"Grins du nicht so blöde!", fauchte Wolverine ihn an, "das ist sowieso alles nur deine Schuld!"

Raven blickte alarmiert auf. "Schatzi? Du bist doch nicht etwa wirklich böse?"

Wolverine presste die Lippen zusammen und warf vernichtende Blicke von Indiana zu Raven. "Böse? Ich bin stinksauer! Ich rase vor Wut! Sieh her!" Und er schlug so hart mit der Faust gegen die Wand, dass eine deutlich sichtbare Delle zurückblieb und unter dem plötzlichen ehrfurchtsvollen Schweigen der anderen einige Mauerstücken klackernd auf den Boden fielen.


Han strich Vinya das Haar aus dem Gesicht und sah ihr tief in die Augen. "Deine Freundin hat sich nicht so gesträubt", sagte er amüsiert. "Mit ihr hatte ich leichteres Spiel."

"Pah, das war ja nicht zu überhören", fauchte Vinya zurück. Sie versuchte noch immer unablässig, sich aus seiner Umklammerung zu winden. Han schüttelte grinsend den Kopf, umschloss ihren Hals mit einer Hand und drückte zu. Vinya hielt inne und sah ihn aus großen Augen an. Sie zerrte an seinen Händen, die ihr die Luftzufuhr abdrückten, leise röchelnd und plötzlich von Panik ergriffen.

"Ganz ruhig, Kleines", murmelte Han und strich mit einem Zeigefinger über ihre glühende Wange. "Du wirst mich doch wohl nicht dazu zwingen, dir weh zu tun? Hm? Willst du das?"

"Du verdammter-!" In einem verzweifelten Befreiungsversuch wollte Vinya ein Knie heben und es ihm mitten in die Familienjuwelen rammen, doch Han presste die Beine zusammen und klemmte ihr Knie dazwischen ein. Er schnalzte mit der Zunge und drückte ihren Kopf gegen die Wand, mit der anderen Hand glitt er zwischen ihre Beine und drückte sie auseinander. Dann schob er seinerseits ein Knie zwischen ihre Beine und drückte sie so nach oben, bis ihre Füße den Halt verloren und sie so zwischen seinem verlangenden Körper und der kalten Wand klemmte, nunmehr fast völlig unfähig, sich zu bewegen. Sein Knie gegen ihren Unterleib gepresst, verharrte er und fing ihre Lippen in einem weiteren wilden Kuss.

Seine freie Hand glitt über ihren Hals und hinunter zum Ansatz ihrer Brüste. Er entledigte sie ihres Oberteils, in dem er es einfach zerriss. Dann zauberte er blitzschnell ein Messer aus seinem Gürtel hervor und hielt es Vinya vor die Nase. "Du solltest wirklich, wirklich etwas mehr mitarbeiten, Kleines", sagte er bestimmt. "Ich will mich schließlich selbst davon überzeugen, warum mein Bruder deine gewissen... Fertigkeiten... so in den höchsten Tönen lobt."

Er setzte das Messer zwischen Vinyas Brüsten an und mit einem leisen ratsch war ihr BH entzwei geschnitten.

"Ich weiß genau, wie sehr du dich nach mir verzehrst", flüsterte er in ihr Ohr. "Ich habe es in deinen gierigen Augen gesehen, vom ersten Moment an, da ich dich sah."

"Du bist nichts weiter als ein dreckiger-"

Weiter kam sie nicht. Han schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, so hart, dass ihr Kopf gegen die Wand knallte und ihr für einige Augenblicke der Atem stockte.

"Und du bist nichts weiter als eine kleine notgeile Hure", zischte er, bevor er ihren Kopf wieder zu sich drehte, seine Lippen auf ihre presste und in ihre Unterlippe biss, das sie vor Schmerz zusammen zuckte.

Vinya stöhnte auf, als seine Hand grob zwischen ihre Beine glitt und sie an ihrer empfindlichsten Stelle zu reiben begann. Unfreiwillig bäumte sich ihr ganzer Körper gegen seine Berührungen auf, sie verdrehte die Augen und stöhnte auf. Han hielt inne, packte ihre Schultern und drückte sie wieder gegen die Wand. Sein Blick war eisig, doch seine Stimme war die pure Verachtung. "Wusste ich es doch. Du brennst doch geradezu darauf, dass ich..."

Sie wimmerte leise und versuchte, den Blick von ihm abzuwenden, die Gefühle zu ignorieren, die sich von ihrem Unterleib ausstrahlend in ihrem ganzen Körper ausbreiteten und das Blut in ihren Ohren rauschen ließen.

"Dass ich dich nehme wie das billige Stück Fleisch, das du bist." Er ließ seine Hände über ihren bloßen Oberkörper gleiten und umschloss ihre Brüste. "Dass ich dich an die Grenzen deines armseligen Körpers treibe." Mit dem Zeigefinger strich er kaum merklich über eine Brustwarze, und dieser hauchzarte Reiz trieb sie fast noch mehr an die Grenzen ihres Verstandes als seine groben, gebieterischen Berührungen.


"Und was machen wir jetzt?", fragte Jack hilflos und ließ sich neben Wolverine auf den Boden fallen. Wolverine hatte abweisend die Arme vor der Brust verschränkt und die Stirn in Falten gezogen, sein ganzer Körper signalisierte seine Wut und Betroffenheit.

Raven hing an Indianas Arm und hustete überdeutlich. "Vielleicht ist das nicht gerade der günstigste Zeitpunkt", sagte sie leise und blickte zu Indy auf, in ihren Augen das Flehen nach Unterstützung. "Aber... also... ich... würde... ich meine, sollen wir uns nicht mal in Snapes Kammer umsehen?" Sie wies auf die robuste Tür aus schwerem Stahl am Ende des Ganges. "Ich meine nur, vielleicht... hat er ja so was wie einen Abschiedsbrief hinterlassen oder was weiß ich..."

Als Wolverine wie von der Tarantel gestochen aufsprang, zuckte Raven vor Schreck zusammen, sprang zurück und versteckte sich hinter Indiana. In der Erwartung auf das nächste Donnerwetter traute sie sich gerade noch, den Kopf hinter ihm hervor zu stecken und Wolverine einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen.

Wolverine allerdings sah ganz und gar nicht so aus, als würde er gleich wieder an die Decke gehen – er grinste. "Na das ist doch wirklich mal eine Idee", sagte er geheimnisvoll, und dann packte er Raven am Handgelenk und zerrte sie mit sich, geradewegs zu der Tür zu Snapes Kammer.

Jack rüttelte an der Klinke. "Verschlossen!"

"Das haben wir gleich", sagte Indiana, krempelte die Ärmel hoch und – griff in Ravens Ausschnitt und riss ihr Shirt auf.

Raven sah ihn aus großen Augen an. "Indy!"

Indiana befühlte ihre Brüste, seine Miene erhellte sich (wogegen Wolverine wieder zornesrot wurde) und "Aha!", sagte er, "Genau das was ich brauche!"

Ein wenig umständlich fummelte er an Ravens BH herum, die dabei fasziniert an seinen flinken Händen vorbei an sich herunter sah, wobei Jack kicherte wie das kleine Mädchen, das er war und Wolverines Knurren gefährlich laut wurde.

"Hab ihn!", rief Indy, beförderte schließlich einen Bügel aus Ravens BH zutage undhielt ihn bedeutungsschwer in die Luft, wo er im Licht der Fackeln glänzte.

"Wow, Indy", flüsterte Jack schwer beeindruckt.

"Ach Manno", schmollte Raven beleidigt.

Indy trat an ihnen vorbei und machte sich mit dem Metallbügel in der Hand daran, das Schloss zu Snapes Kammer zu knacken.


"Du hältst es kaum noch aus, hm?" Hans Hände zerrten ihren Kopf zu sich und erstickte Vinyas leises Wimmern in einem Kuss. Er hatte wieder das Knie zwischen ihre Beine gedrückt und bewegte es in langsamen, rhythmischen Bewegungen. "Du willst, das ich dich nehme?" Er legte beide Hände um ihren Hals und würgte sie erneut. Vinya stöhnte auf. Die Lust drang wie Elektroschocks durch ihren ganzen Körper, ließ sie unkontrollierbar zittern und sich winden, und je mehr sie sich wand, desto stärker wurde sein Griff um ihren Hals.

Er lächelte spöttisch. "Oh ja, so langsam bricht der Widerstand, wusste ich es doch..." Er drückte noch fester zu. So fest, dass sie die Augen aufriss und nach Luft schnappte – was tat er? Wollte er sie umbringen? Sie sah Sterne vor ihren Augen tanzen, ihr Körper erschlaffte in seinem Halt, und er blickte nur auf sie herab, das höhnische Lächeln wechselte zu einem sadistischen Grinsen, sein Blick bohrte sich ihn ihre Augen, die zu brennen begannen, eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab...

Hans unerbittlicher Griff lockerte sich keinen Millimeter. Vinya versuchte zu schlucken, zu husten, doch sie war völlig machtlos, um Haaresbreite von der Ohnmacht entfernt, als Han sie plötzlich, ohne Vorwarnung, brutal von sich stieß.

Sie landete mit dem Gesicht auf dem Boden und blieb keuchend liegen. Jetzt hatte sie es tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen... und wo blieben die anderen? Warum kam ihr denn niemand zur Hilfe!

Nach einigen Sekunden versuchte sie, sich mit den Handflächen abzustützen und wieder auf die Beine zu kommen. Han kniete sich zu ihr herunter und drückte ihren Körper zurück auf den Boden. Er senkte den Kopf, bis er ihr so nah war, dass sie seinen Atem spüren konnte, öffnete die Lippen und streichelte mit der Zunge über ihr Ohrläppchen und ihre Wangen. "Na, wie gefällt dir das?", zischte er ihr zu. "Es gefällt dir, benutzt zu werden. Und mir gefällt es, dich in meiner Gewalt zu haben."

Han erhob sich, griff in Vinyas Haar und zerrte sie hoch, und dann zerrte er sie hinüber zum Tisch, packte sie im Nacken und warf sie bäuchlings darauf.


Niemand hatte Snapes Kammer je zuvor betreten. Und als sie eintraten, waren sie sich im Stillen darüber einig, dass sie es dabei hätten belassen sollen.

Es war dunkel. Die Wände glänzten schwarz, als wären sie aus feuchtem Stein. Fenster gab es keine, das einzige, wenn auch sehr schwache Licht kam aus einem kleinen Kamin. Inmitten des Zimmers stand ein reich verzierter, schwerer Tisch, auf dem unzählige Pergamentrollen, Tintenfässer und ein gefährlich hoher Stapel Bücher lagen. An zwei Wänden, jeweils bis hinauf zur Decke gezogen, erstreckten sich schmale Regale, auf denen unzählige Einmachgläser thronten, in denen alle nur erdenklichen Tierinnereien in verschiedenfarbigen Flüssigkeiten schwammen. Aber das war noch nicht alles – in einer Ecke stand eine Eiserne Jungfrau, in einer anderen Ecke eine Streckbank, und auf einem Sideboard lagen fein säuberlich aufgereiht die verschiedensten metallischen Folterinstrumente. Außerdem gab es eine ganze Sammlung Peitschen in allen Formen und Größen, und von der Decke baumelten schwere Eisenketten herab.

Wolverine zog eine Augenbraue hoch und war drauf und dran, einen schweren Eichenschrank zu öffnen, bemerkte dann aber noch, dass er nicht wirklich wissen wollte, was sich darin befand.

"D-das ist..." Jack war kalkweiß geworden. Er hielt eine Hand vor die Augen und sah sich durch einen kleinen Spalt zwischen zwei Fingern ängstlich in Snapes Kammer um. "Das ist... widerlich!"

Indiana war nicht unbedingt seiner Meinung. Seine Hände glitten über eine an der Wand befestigte Peitsche. "Wahnsinn", sagte er sichtlich beeindruckt.

"Kein Abschiedsbrief", schmollte Raven, die sich auf den Schreibtisch gesetzt hatte und in Snapes Habseligkeiten wühlte. "Und ihr habt wirklich keine Ahnung, wo er hingegangen sein könnte?"

"Wisst ihr was", meldete Wolverine sich und schob Indiana und Jack mit sanfter Gewalt zur Tür. "Geht doch schon mal... irgendwo hin. Raven und ich... müssen... reden."

"Aber wir-"

"Danke!" Wolverine schlug ihnen die Tür vor der Nase zu und wackelte mit den Augenbrauen zu Raven hinüber, die vom Tisch rutschte und mit einem Satz in seine Arme sprang.


Als Han Vinyas Beine spreizte, tat er dies langsam, sehr langsam. Die Sekunden tickten vorbei wie Stunden, und dabei war die Berührung seiner Hände so fordernd und unerbittlich. Bis er Vinya endlich soweit hatte, hatte sie endlos andauernde Wellen der Lust und der Angst über sich hinwegspülen lassen, und als er inne hielt, bemerkte sie, dass sie keuchte. Tränen rannen aus ihren Augen auf die Tischplatte, glitzernd im Licht der Kerzen. Er hatte sie, wo er sie haben wollte, und nun würde es passieren, er würde sie besitzen, voll und ganz.

Seine Hände hinterließen brennende Linien aus Flammen auf den Innenseiten ihrer Oberschenkel, ihr Körper erbebte wieder und wieder unter seinen Berührungen. Seine Hände fuhren über Vinyas Rücken, umschlossen ihre Schultern und begannen, sie leicht zu massieren.

Vinya versuchte, sich zu entspannen, sich nicht mehr zu sperren gegen die gewaltsame Besitzeinnahme ihres Körpers. Hans Hände umklammerten ihre Hüften und zogen sie näher zu sich heran, bis er sie in die richtige Position gebracht hatte. Mit einer Hand drückte er nun wieder ihren Kopf auf die Tischplatte, und sie hörte und spürte, wie er sich mit der anderen Hand an seinem Gürtel zu schaffen machte.

Ein lauter Seufzer entfuhr Hans Lippen, als er sich in sie stieß. Wenige Augenblicke verharrte er so und verstärkte dabei den Druck seiner Hand in Vinyas Nacken, bevor er begann, sich ganz langsam wieder aus ihr heraus zu ziehen, nur um sich mit ganzer Kraft wieder in sie zu stoßen. Sein Becken bewegte sich schnell vor und zurück, als er sich immer schneller immer tiefer in sie stieß. Es war bei jedem Stoß ein Gefühl, als ob sie aufgespießt werden würde, und dennoch erschauderte ihr ganzer Körper bei jedem Stoß mehr und mehr. Hans Stöhnen wurde lauter, dunkler, und nun gab es auch für Vinya kein Halten mehr. Er packte ihre Handgelenke und drückte sie auf ihrem Rücken zusammen, und er ließ zwischen lustvollem Stöhnen ein amüsiertes Lachen hören, als er ihr auf den Hintern schlug und mit rauer Stimme murmelte, dass es ihr augenscheinlich zu gefallen schien, wie eine räudige Hündin von hinten genommen zu werden. Er ließ ihre Hände los und zog sich wieder aus ihr heraus, griff sie bei den Hüften und gebot ihr, aufzustehen und sich umzudrehen.

"Ich will dir in die Augen sehen", sagte er und drückte ihren Rücken auf den Tisch.

"Ich hasse dich, Han Solo", keuchte Vinya mit gebrochener Stimme und versuchte, ihren Blick von ihm abzuwenden, doch er ließ eine Hand unter ihren Hinterkopf gleiten und zwang sie, ihn anzusehen. Tief sah er ihr in die Augen, die ihn voller Verachtung anblitzten, aber die unterdrückten Tränen in ihnen sprachen noch eine ganz andere Sprache.

Oh, sie hatte keine Sekunde aufgehört, ihn zu hassen, wenngleich sich ihr Körper im Gegensatz dazu nach seinen Berührungen verzehrte. Nie zuvor hatte sie sich so gedemütigt, so ausgeliefert gefühlt, nie zuvor hatte sie diese Sensation verspürt, jemanden so abstoßend und zugleich anziehend zu finden. Nie zuvor hatten sich ihr Körper und ihr Geist zwei so verschiedenartigen Extremen hingegeben.

Han strich ihr mit dem Zeigefinger sanft über die Haut. Vinya schloss die Augen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, die Lust pulsierte durch ihre Venen, sie wollte sich nicht mehr länger wehren. Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich heran, und während sie in einem stürmischen Kuss versanken, drückte Han ihre Schenkel auseinander und drang erneut in sie ein. Wie automatisch schlang Vinya die Beine um seine Hüften, um ihn noch näher, noch tiefer in sich zu spüren. Beide bewegten sich in langsamem Rhythmus, die Gesichter verzerrt vor Lust und Anspannung. Hans Hände glitten unter ihren Hintern und er versuchte, so tief wie nur möglich in sie einzudringen. Ihre Fingernägel fuhren über seinen Rücken, wo sie blutige Striemen hinterließen, und als Antwort darauf biss Han ihr in den Hals, während seine Hände ihre Brüste kneteten. In völliger Ekstase wanden sich ihrer beider schweißnasser Körper, der Rhythmus wurde schneller, heftiger, und als Vinya schreien wollte, drückte Han ihr eine Hand auf den Mund und dadurch angestachelt, stieß er sich nur noch heftiger in sie.

Vinya hatte kein Gefühl mehr für Zeit und Raum. Die Augen geschlossen, zum Schweigen gezwungen, lag sie unterwürfig vor ihm ausgebreitet, als wäre sienur für ihn geschaffen, um sich an ihr zu vergehen. Seine Hände, die über ihren Körper fuhren, an ihren empfindlichsten Stellen verharrten und sie mit abwechselnd sanften und groben Berührungen massierten, kneteten, hauchzart streichelten, sein Pulsieren in ihrem Körper, brachten sie völlig um die Besinnung. Sie krallte sich Hans Schultern fest, Han nahm seine Hand von ihrem Mund und erstickte ihre Lustschreie in wilden Küssen, und dabei stieß er sich noch schneller, noch härter in sie. Sein Brustkorb hob und senkte sich, als sein Atem immer schwerer ging, bis er den Kopf zurück warf und einen lauten, tiefen Seufzer ausstieß. Vinya versank immer tiefer im Strudel der Erregung, jede einzelne Faser ihres erhitzten Körpers zog sich zusammen, als sie sich dem Höhepunkt ihrer Begierde näherte. Gierig drückte sie ihre Beine enger zusammen, um ihn noch tiefer in sich zu spüren, und wie durch einen Schleier sah sie noch, wie Han die Augen zusammen kniff und sie spürte, wie sein Griff um ihre Hüften sich krampfartig verstärkte, dann ließ sie sich nach hinten fallen und bäumte sich auf, und als Han sich zum letzten Mal in sie stieß, schrieen beide laut auf.

Einen Sekundenbruchteil später sackte Han keuchend auf ihr zusammen und schob einen Arm unter ihren Rücken, drückte sie an sich und küsste sie sanft auf die Wange. "Na siehst du, Püppchen", flüsterte er, "ich wusste doch, dass du deine gierigen Finger nicht von mir lassen kannst."

Vinya öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber als sie das schelmische Leuchten in seinen braunen Augen sah – das erste Mal, dass sie in seinen Augen etwas anderes las als kühle Arroganz – lächelte sie.


Etwa eine Stunde später saßen alle wieder einträchtig zusammen im Esszimmer. Alle, bis auf Indiana, der sich neuerdings als Ordnungsfanatiker entpuppt hatte und leise murrend hin und her wieselte und das Chaos auf dem Tisch beseitigte – zerbrochene Gläser, umgestürzte Kerzenständer, die Krümel der Keksschale, die Vinya oder Han im Laufe ihres kleinen Techtelmechtels umgeworfen hatten. Dabei warf er zornige Blicke auf Han und Vinya, die einträchtig nebeneinander saßen und ziemlich dämlich grinsten. Vinyas Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihr herunter, und Han hatte Lippenstift im Gesicht. Das war zwar noch gar nichts im Vergleich zu Raven, die völlig sprachlos und genauso zerwühlt wie Wolverine am anderen Ende des Tisches saß und langsam in ihrem Sessel vor und zurück wippte – Verdammt, Snape musste wirklich über ein interessantes Arsenal an Liebesspielzeug verfügen, dachte Indy verbittert – aber was interessierten ihn Raven und Wolverine, wenn es hier um seinen Bruder, sein eigen Fleisch und Blut, und seine Angebetete Vinya ging?

"Wo ward ihr eigentlich die ganze Zeit?", fragte Han und zündete sich eine Zigarette an, die Vinya ihm sogleich aus den Fingern nahm.

"Och, wir..." Wolverine legte einen Arm um Raven, die zu ihm aufsah und von einem Ohr zum andren grinste. "Nicht weiter wichtig."

Vinya nahm einen tiefen Zug, stieß den Rauch aus und rückte näher zu Raven heran. "Du", begann sie und versuchte es mit dem unschuldiges-kleines-Mädchen-Blick. "Ich glaube, wir müssen uns mal unterhalten... wegen Snape und so..."

"Snape?", hauchte Raven und bedachte Vinya mit einem Blick, als wüchse der plötzlich ein zweiter Kopf. "Was meinst du?"

"Ehm... Snape? Der Hauself?"

"Snnnnape..." Raven grübelte. "Snnnnnape..."

Wolverine zuckte mit den Schultern und lächelte zufrieden, Zeichen genug für Vinya, das Thema vorerst abzuhaken.

fin.