Kapitel 11 1/2 – Episode 00 – The KS&G Wars ----- TEIL I


Vor nicht so langer Zeit, in einer nicht so fernen Galaxis...

"Spring endlich an, du verdammtes Ding!" Han war vor Wut dunkelrot angelaufen und trat zum wiederholten Male mit voller Kraft gegen den Millenium Falcon.

"Drei, zwei, eins", zählte Jack schnell herunter und grinste erwartungsvoll.

"Yeeeaaaautsch!", schrie Han auf und vollführte einen ansehnlichen Indianertanz.

Wolverine hielt kommentarlos ein selbst gekritzeltes Schild in die Luft, auf dem eine "10" prangte.

"Fantastisch, Brüderchen! Du bist besser als jedes Varieté." Indiana klatschte in die Hände und ließ dabei von Vinya ab, die so heftig lachen musste, dass sie sich prompt auf den Boden fallen ließ, wo schon Raven lag und sich unter einem unkontrollierbaren Lachkrampf hin und her rollte.

"Das ist NICHT lustig!", brüllte Han außer sich und schleuderte seinen Schraubenzieher von sich.

Jack blickte dem rostigen Teil hinterher und runzelte die Stirn. "Was ist das denn für lausiges Werkzeug, hast du das auf der Kirmes gewonnen oder was?"

"NICHT! LUSTIG!"

Indiana zuckte mit den Schultern. "In der Tat nicht, wenn man bedenkt, dass du schon vor Stunden hättest fort sein sollen. Es wird schon dunkel..."

"Herrgott noch mal!", brüllte eine ungeduldige Stimme hinter ihnen und als sie sich umdrehten, sahen sie Snape im Schlosstor stehen, ungeduldig mit den Armen fuchtelnd. "Würden die Herrschaften sich vielleicht ENDLICH mal zum Abendessen begeben! Das Hühnchen wird kalt!"

"Er hat Recht", murmelte Wolverine und zerrte Raven wieder auf die Beine. "Das hier wird sich wohl noch ein Weilchen hinziehen."

Vinya und Indy nickten und Jack drückte dem wütenden Han noch eben seinen Schraubenzieher in die Hand, bevor sie sich auf den Weg zurück zum Schloss machten.

Auf halbem Wege tippte Raven Wolverine auf die Schulter. "Ich komme gleich nach", sagte sie und wand sich aus dem Arm, den er um ihre Schultern gelegt hatte, "lass mich noch kurz mit Han reden."

Wolverine schnaubte und verdrehte die Augen. "Ich glaube nicht, dass ich das möchte, Raven", erwiderte er, aber da lief sie schon zurück zum bockigen Falcon und zum noch bockigeren Han. Wolverine blickte ihr wütend knurrend hinterher. Das Maß war voll.


"Hi, Han", grüßte Raven und setzte das charmanteste Lächeln auf, dass sie zustande bringen konnte.

"Das Ding treibt mich noch in den Wahnsinn", maulte Han. "Was kann ich für dich tun?"

Raven zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen den Falcon. "Du hast mir doch versprochen, mich mal mitzunehmen..."

"Habe ich das?" Han grinste schief.

Raven stellte sich vor ihn und piekste ihm mit dem Zeigefinger in die Brust. "Du solltest mich wirklich mitnehmen. Bitte, bitte?"

"Nein, Süße."

"Aber du-"

"Das ist völlig ausgeschlossen."

Raven stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Sie hatte sich doch schon so sehr darauf gefreut, mit Han und den anderen eine fröhliche Weltraumspazierfahrt zu unternehmen, wie konnte er nur so unerbittlich sein! Leise vor sich hin fluchend, drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand ins Schloss. Das letzte Wort war gewiss noch lange nicht gesprochen.


Nach dem gemeinsamen Abendessen saßen Vinya und Raven gemeinsam am Küchentisch und starrten schweigend in ihre dampfenden Cappuccinotassen. Fahles Vollmondlicht erhellte die Küche. Aus dem Radio auf der Anrichte ertönte leise Musik. Die Männer hatten sich mehr oder weniger diskret zum Tekken-Duell zurückgezogen, aus dem Nachbarzimmer hörte man ihr Gejohle und Gefluche.

Raven hob den Kopf und blickte Vinya ein wenig verklärt an. "Ähm, duhuuuuu?"

Vinya rührte verträumt in ihrem Cappuccino und antwortete nur mit einem fragenden "Hm?".

Raven wandte den Blick von ihr ab und hämmerte nervös mit den Fingernägeln auf die Tischplatte. "Ich muss dich mal was fragen."

"Na dann frag doch", antwortete Vinya.

"Also... es ist wegen Indy... jetzt, da ihr verlobt seid... frage ich mich, was das wohl für Folgen haben wird... ehm, ja..."

Vinya gluckste. "Was glaubst du denn? Wir werden heiraten!", antwortete sie, obwohl sie ganz genau wusste, dass Ravens Frage nicht in diese Richtung zielte.

Raven schob die Unterlippe vor. "Das freut mich ja auch sehr und alles, aber was ich eigentlich wissen möchte, na ja... sollte hier jetzt tatsächlich die Monogamie ausgebrochen sein?"

Vinya überlegte einen Augenblick. "Hm, schwer zu sagen. Ich denke, dass Indy genauso ungern auf etwas... Abwechslung... verzichten würde wie Wolverine..."

"Oh!" Raven strahlte. "Und ich würde Wolverine natürlich jederzeit mit dir teilen", sagte sie verschwörerisch.

"Wie großzügig." Eine tiefe männliche Stimme ertönte hinter ihnen.

Raven und Vinya wandten sich um und sahen Wolverine in der Tür stehen, gekleidet in eine eng anliegende Jeans und das obligatorische weiße Unterhemd – ein ausgesprochen appetitlicher Anblick. Er zwinkerte ihnen zu, ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier, das er mit den Zähnen öffnete, bevor er Anstalten machte zu gehen. Vinya jedoch sprang auf und stellte sich ihm in den Weg. Wolverine blickte fragend auf sie herunter.

Vinya nickte mit dem Kopf in Richtung Raven. "Ich denke, ihr beide solltet euch dringend unterhalten", bemerkte sie und stiefelte aus der Küche, nicht ohne Raven noch einen verschwörerischen Blick zuzuwerfen.

"Und ich denke", sagte Wolverine leise und sah ihr zerstreut hinterher, "dass dich das nichts angeht, liebste Vinya."

"Ich denke", meldete sich Raven, "dass sie Recht hat. Wir sollten wirklich miteinander reden, Wolvi."

"Ich denke nicht."

"Ich denke aber schon!"

"Ich denke, ich ziehe die Gesellschaft eines kühlen Bieres der deinen vor, wenigstens für den Moment..."

"Und ich denke, dass du dich nicht so anzustellen brauchst, Wolverine!" Raven stemmte die Hände in die Seiten und blickte grimmig zu ihm auf. "Was soll ich denn noch tun, um dir zu zeigen, dass Han niemals die Stellung bei mir erreichen wird, die du hast?"

Seine Augen blinzelten verächtlich auf sie herunter. "Mit Stellungen kennst du dich ja bestens aus, nicht wahr?"

"Ach komm, du weißt doch genau was ich meine..."

"Oh ja, ich weiß bestens, was du meinst. Dein Weltraumstecher macht gerade seine Schrottmühle startklar und die kleine Raven braucht ein neues Spielzeug."

Ravens Unterlippe begann verdächtig zu zittern. "Warum sagst du so etwas?", fragte sie mit heiserer Stimme.

Wolverine trat einen Schritt auf sie zu und drückte sie gegen die Tischkante. Er strich ihr sanft über die Wange. "Die Wahrheit ist manchmal schwer zu verkraften, nicht wahr?" Er griff in ihr Haar und bedeckte ihre Lippen mit seinen. Sein Kuss war nur hauchzart, und als Raven hungrig seinen Kuss erwidern wollte, löste er sich viel zu plötzlich von ihr und blickte sie kopfschüttelnd und aus ein wenig traurigen Augen an.

Raven schnappte angestrengt nach Luft. "Wolverine..."

Er machte kehrt und schlug krachend die Küchentür hinter sich zu.

Minutenlang stand Raven wie angewurzelt in der Küche. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn – Wut, Enttäuschung, Unverständnis, all das sprudelte in ihr herauf. Wolverine mochte Grund genug haben, so enttäuscht von ihr zu sein, aber... sie gehörte ihm doch nicht... wenn sie daran dachte, wie Indiana und Vinya zuvor ihre Liebe besiegelt hatten... das war es, was sie liebend gern auch mit Wolverine geteilt hätte... aber alles, an was dieser Kerl gedacht hatte, waren seine Gummibärchen! Kopfschüttelnd verließ sie die Küche. Raven brauchte jetzt ganz, ganz dringend einen kleinen Auftrieb für ihr angeschlagenes Ego.


"Hi noch mal, Han", grüßte Raven und sprach dabei in erster Linie zu Hans knackigem Hintern, denn der Rest von ihm war in einer der Turbinen verschwunden. Er hörte sie nicht, da er im Inneren der Turbine mit einem Hammer herumfuhrwerkte.

Raven schlich neugierig um den Millenium Falcon herum und spähte ins Innere. Einer kaputten Weihnachtsdekoration gleich blinkten überall kleine gelbe, rote und grüne Lämpchen auf, aus allen Ecken ertönte digitales Piepsen und Blubbern, Stromstöße entluden sich in bläulichen Blitzen, der Klang statischen Surrens und dicke blaue Nebelschwaden waberten durch die Luft. Raven fand das alles furchtbar spannend. Sie wäre beinahe auf eine am Boden liegende unscheinbare kleine, quadratische Platte getreten. Raven griff danach und betrachtete sie neugierig. In die Platte eingelassen waren ein paar Knöpfe und ein Display, auf dem in Laufschrift sinnlose Reihen von Schriftzeichen aufflackerten. Das Ding muss kaputt sein, dachte Raven altklug und schüttelte es einmal kräftig. Bei erneuter Betrachtung konnte sie nun zwar die Hieroglyphen noch immer nicht entziffern, dafür produzierte das Ding plötzlich einen durchdringenden, alarmierenden Pfeifton.

Han stieß sich vor Schreck den Kopf und kam fluchend aus der Turbine gekrochen, seinen Hammer kampfesbereit vor sich her schwingend. "Was zum Teufel!"

"Ich bin's doch nur!", rief Raven und schüttelte die Platte in ihrer Hand noch einmal kräftig, und gerade, als sie dem Drang, es auf den Boden zu schmeißen und darauf herumzutrampeln kaum noch widerstehen konnte, wich das nervtötende Pfeifen einem kläglichen Piepsen und verstummte schließlich ganz.

"Hab ich... es kaputt gemacht?", fragte Raven und wurde ein bisschen rot.

Han schüttelte den Kopf. "Dieses Datapad hat so seine Eigenheiten", erklärte er, "ich habe es von einem Twi'Lek auf Korriban gekauft, eingefleischte Gauner, diese Twi'Lek! Das Ding funktioniert nicht zuverlässig, aber es ist so ziemlich das wichtigste Inventarstück."

"Aha", sagte Raven ungläubig und im gleichen Moment formte sich eine interessante Idee in ihrem Kopf.

"Ja, da sind nämlich die Hyperraumkoordinaten drauf", dozierte Han weiter, wobei er Raven wichtigtuerisch mit dem Zeigefinger vor der Nase herumwedelte, "die brauche ich für den Hyperraumsprung, das funktioniert nämlich mit Lichtgeschwindigkeit und-"

"Sehr interessant", unterbrach Raven und steckte das Datapad kurzerhand in ihre Manteltasche.

Han hob eine Augenbraue. "Was machst du?"

"Ich nehme es mit, bis du es dir anders überlegt hast."

Han verstand nicht gleich. "Es mir anders überlegt?"

Raven grinste. "Ich habe etwas das du willst, und du hast etwas, das ich will. Du willst dein Datapad zurück, dann nimm mich mit oder bleib hier."

Hans Kinnlade klappte herunter. "A-aber... das kannst du nicht machen! Das ist Erpressung! Ich kann dich nicht mitnehmen! Und... die anderen! Genau, denk doch mal an deine Freunde! Du willst sie doch nicht allen Ernstes zurück lassen?"

Selbstverständlich hatte Raven das einkalkuliert. "Wir nehmen sie natürlich mit", erklärte sie gereizt.

Han rupfte sich gleich ganze Haarbüschel aus und trat nervös von einem Fuß auf den anderen, während er unablässig auf Raven ein schimpfte, dass er sie unmöglich alle mitnehmen könne und dass er ohne die Koordinaten doch keinen Hyperraumsprung machen könne und ehe er mit normaler Fluggeschwindigkeit Tattooine erlangt hätte, wäre er ein inkontinenter Tattergreis und so weiter.

Raven schien ihm geduldig zuzuhören und bedachte ihn dabei mit seligen Blicken – er war ja so sexy, wenn er sich aufregte, fast so putzig wie der Hauself! – und als er fertig war und sich erschöpft nach Luft schnappend gegen den Falcon lehnte, schlug sie ihm gönnerhaft auf die Schulter und verabschiedete sich mit den Worten "Ich gehe dann mal packen."


Raven erschien am nächsten Morgen nicht zum Frühstück, was den anderen allerdings nicht wirklich auffiel. Sie alle hatten miserabel geschlafen und saßen nun mit verquollenen Augen am Frühstückstisch. Han hatte draußen die ganze Nacht auf den Falcon eingehämmert, mit Werkzeugen, die sich nach Bohrmaschinen und Kreissägen angehört hatten, herumhantiert und dabei lautstark geflucht, so dass die anderen in dieser Nacht kaum ein Auge zugetan hatten. Einzig Snape wirkte ungewöhnlich gut aufgelegt angesichts der vorherrschenden allgemeinen Übellaunigkeit.

Wolverine, der den Kopf in die Hände gestützt hatte, seufzte angespannt. "Dieser verfluchte Idiot!"

Wie auf Kommando ertönte von draußen ein Poltern und Scheppern, gefolgt von einem Jaulen.

"Es tut mir ehrlich leid", sagte Indiana, der den Arm um Vinya gelegt hatte, die im Halbkoma ihren Kaffee mit Salz und Pfeffer würzte.

"Dafür kannst du ja nichts", knurrte Wolverine und zwirbelte nervös seine Koteletten. "Aber ich schwöre dir Indiana, auch wenn du mein Freund bist, wenn dieser Kerl auch nur noch einen Tag länger bleibt..." Er biss die Zähne zusammen und knackste bedrohlich mit den Fingerknöcheln.

"Ihr solltet nicht so streng mit ihm sein", murmelte Vinya und tauschte ihre Kaffeetasse gegen die von Jack aus, der in sich zusammengesunken am Tisch saß und selig schnarchte.

Indiana gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Sicher, er ist mein Bruder, aber seit er hier ist, gab es mit ihm nichts als Ärger. Vor allem Raven..."

Wolverine fiel ihm ins Wort. "Wo ist sie überhaupt?"

Indiana und Vinya sahen ihn verständnislos an. "Hat sie nicht bei dir geschlafen?", fragte Indy.

"Nein." Wolverine sprang auf und schlug aufbrausend auf die Tischplatte, was Jack aus dem Schlaf schrecken ließ. Panisch sprang der Pirat auf und blickte entgeistert in die Runde. "Wasisthierlos!"

"Na, wo könnte Raven wohl sein", fragte Vinya und hämmerte ungeduldig mit den Fingernägeln auf den Tisch.

"Ich bin hiiiiiier!", ertönte da ihre Stimme, gefolgt von dem Scharren eines schweren Koffers über den kostbaren Parkettboden. Snape schlug die Hände über dem Kopf zusammen und stakste unter wüsten Beschimpfungen aus der Küche, um das Flüssigwachs und die Bohnermaschine dem Keller zu holen.

"Wunderschönen guten Morgen, liebe Leute", grüßte Raven fröhlich und zerrte ihren Koffer weiter die Treppe runter zur Eingangshalle.

"Was zum Teufel machst du da?" Wolverine war mit ein paar großen Schritten bei ihr und packte sie am Oberarm. "Wozu der Koffer?"

"Wir machen einen Ausflug", erklärte Raven. "Ich hab letzte Nacht schon alles gepackt! Eure Koffer stehen schon unten!"

Indiana, Vinya und Jack waren ebenfalls aufgesprungen. "Bist du verrückt geworden? Wovon redest du da?", fragte Indiana außer sich. Vinya war einen seltenen Moment lang vollkommen sprachlos.

In diesem Moment kam Han, schwitzend und keuchend, die Treppen hoch gelaufen. "Er läuft!", brüllte er und warf die Hände in die Luft, "ich hab ihn endlich zum Laufen gebracht! Fehlt nur noch..."

"Das hier", grinste Raven und wedelte mit dem Datapad.

Hans Grinsen verwandelte sich in ein missmutiges Grummeln. "Ja, seid ihr dann soweit? Können wir los?"

"Los?", rief Wolverine hitzig. "Wohin los!"

Raven legte ihm eine Hand auf die Brust und lächelte ihm aufmunternd zu. "Han hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, uns auf einen kleinen Ausflug in die Weiten des Weltraums mitzunehmen. Das wird lustig! Und nun alle einsteigen, hopp hopp!"

Vinya fand endlich ihre Stimme wieder. "Ich glaube, jetzt bist du wirklich dem Wahnsinn verfallen", stellte sie fest. "Du kannst doch nicht einfach-"

"Doch, ich kann!"

"Hey hey", schaltete sich Jack ein, "jetzt beruhigen wir uns erst mal alle und-"

"BERUHIGEN!", kreischte Vinya. "Ich fliege doch nicht mit diesem... diesem... Hampelmann!"

"Hampelmann?" Han warf den Kopf zurück und lachte schallend.

"Ach hab dich nicht so", nörgelte Raven und zwickte sie in die Seite, "ich weiß genau, dass du scharf drauf bist!"

Han legte Vinya eine Hand auf die Schulter und gab ihr einen forschen Schmatzer auf die Stirn. "Ich denke, das kann ich nur bestätigen", flüsterte er ihr grinsend zu und strich dabei mit sanftem Druck mit dem Zeigefinger über ihren Rücken. Vinya stieß ihn von sich und räusperte sich, um sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr Atem plötzlich schneller und flacher ging.

Wolverine schüttelte den Kopf. "Ich werde nicht in diese Kiste einsteigen, und schon gar nicht werde ich mit diesem intergalaktischen Hirnamputierten eine Galaxisrundreise unternehmen!"

"Doch, genau das wirst du tun", widersprach Raven, packte ihn am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. "SNAPE! Schaff die Koffer zum Falcon, aber dalli!"


"Warum, warum, warum..." Jacks Gesicht hatte mal wieder einen ungesunden Grünton angenommen. "Warum tut ihr mir das immer wieder an... Erst die Kreuzfahrt... und jetzt das hier!"

Han hämmerte ungerührt auf ein paar Knöpfen im Armaturenbrett herum, die protestierend piepsten. Dafür, dass der Millenium Falcon durch hindernislose Atmosphäre schwebte und nicht etwa durch eine Steinwüste tuckerte, polterte und ruckelte er bedenklich.

Wolverine, der sich die Ohren zuhielt und seine grantigste Miene aufgesetzt hatte, sah zwischen Vinya und Raven hin und her, die am Fenster standen und sich ganz begeistert gegenseitig Sternbilder zeigten. Vinya war nun offenbar auch von der Reiselust angesteckt worden, und Indiana hörte man eifrig in einer Kabine nebenan herumpoltern. Hans zugegebenermaßen ziemlich betagtes Schiff hatte offenbar sein archäologisches Interesse auf sich gezogen, als er dabei war, den Beschleunigerprototypen auseinander zu nehmen.

Das einzig Positive, was Wolverine selbst diesem "Ausflug" abgewinnen konnte, waren die Abwesenheit des Hauselfen, der im Schloss zurück geblieben war, und die Tatsache, dass es Jack noch schlechter ging als ihm selbst.

"Stellt das doch mal ab", wimmerte Jack, "mir ist so schlecht..."

"Ich würde ja gerne einen Hyperraumsprung machen", gab Han gereizt zurück, "wenn ich mein Datapad hätte und die Koordinaten eingeben könnte, dann wären wir in Nullkommanichts auf Tattooine!"

Raven trat zu ihm und spähte ihm neugierig über die Schulter. "Da gäbe es noch eine klitzekleine Bedingung..."

Han drehte den Kopf zu ihr herum und sah sie aus großen Augen an. "Süße, ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, jetzt bist du dran, also...?"

"Nun ja, ich hatte wohl vergessen zu erwähnen, dass wir das Reiseziel ein klein wenig ändern...", sagte Raven freudig grinsend. "Dantooine ist doch nicht weit von Tattooine, und da wollte ich schon immer mal hin..."

Han schnellte hoch und packte sie an den Schultern. "Das ist nicht dein Ernst", schnaufte er, "das geht jetzt aber wirklich zu weit! WAS ZUM TEUFEL erwartest du eigentlich von mir?"

Raven blickte unschuldig zu ihm auf. "Nur ein kleiner Abstecher!"

"Nur ein kleiner Abstecher?", wiederholte der Pilot ungläubig. "Du spinnst doch! Was willst du denn überhaupt auf Dantooine! Das ist ein total langweiliger Farmplanet, da gibt es nichts außer Bauern und Ackerdroiden!"

Vinya kratzte sich am Kinn. "Klingt wirklich nicht besonders aufregend", stimmte sie Han etwas widerwillig zu.

"Ich weiß rein zufällig, dass auf Dantooine eine Jedi-Akademie ist", erklärte Raven. "Und ich weiß rein zufällig auch, wer hier ganz scharf darauf ist, mal ein Laserschwert zu schwingen, abgesehen von meiner Wenigkeit."

Vinya warf die Hände in die Luft und lachte. "Okay, du hast gewonnen. Han, flieg uns nach Dantooine!"

Das war zuviel für den Piloten – wutentbrannt stieß er einen verzweifelten Schrei aus. "IHR! SEID! DOCH! ALLE! VÖLLIG! WAHNSINNIG!", brüllte er, und bei jedem Wort schüttelte er Raven so kräftig durch, dass die beinahe den Halt verlor und sich gerade noch an seinem Hemd festkrallen konnte.

Binnen des Bruchteils einer Sekunde war Wolverine mit einem Satz dazwischen gesprungen und hatte Raven von Han weggezerrt, die versehentlich die arme Vinya mit sich umriss. Beide purzelten zu Boden, und sie hörten nur noch das metallische Geräusch Wolverine's herausschießender Krallen und Hans erstickten Hilferuf. Wolverine hatte ihn in die Ecke gedrängt, die Spitzen seiner Krallen schwebten nur noch wenige Millimeter von Hans Hals entfernt in der Luft.

"Wage es nicht noch ein einziges Mal, mein Mädchen anzufassen", zischte er gefährlich. "Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, ich schwöre dir, ich werde dir Schmerzen bereiten, ganz... ganz... furchtbare... Schmerzen... bis du mich um Gnade anflehst..." Dabei drückte er leicht seine Krallen in Hans Fleisch, so dass winzige Blutstropfen hervortraten und dem hartgesottenen Han nun doch ein Anflug von Panik ins Gesicht stieg.

"Ist ja schon gut", sagte er tonlos, "beruhige dich, Mann..."

"Zum allerletzten Mal", drohte Wolverine weiter mit wutverzerrter Stimme, "lass deine Pfoten von Raven, oder es wird dir noch sehr, sehr Leid tun."

"Das reicht jetzt", unterbrach Vinya bestimmt.

Indiana, der hinzugekommen war, ergriff Wolverine an der Schulter und zog ihn von Han weg. Wolverine zog seine Krallen wieder ein und wandte sich zu den anderen um. Allen stand der Schrecken in die Gesichter geschrieben – allen, außer Raven, die knallrot geworden war und ihn verliebt anstarrte. Sie merkte nicht mal, dass Vinya ihr das Datapad aus der Hand nahm und es Han zuwarf. Der setzte sich wieder auf seinen Platz, wischte sich den Schweiß von der Stirn und begann dann schweigend mit den Vorbereitungen für den Hyperraumsprung, der sie endlich nach Dantooine befördern würde.


"Das war unheimlich süß von dir vorhin", flüsterte Raven leise und schmiegte ihren Kopf an Wolverines Brust.

Er strich ihr sanft über den Kopf. "Süß?", fragte er belustigt.

"Okay, eigentlich war es eher sehr... wie soll ich sagen... erotisch?"

Er lachte leise in ihr Haar. "Du findest mich sexy, wenn ich mich aufrege, hm?"

"Mehr als alles andere... ich liebe es, wenn du dich aufregst... wenn sich jeder Muskel deines Körpers anspannt und diese süße kleine Ader über deiner Schläfe anfängt zu pulsieren, und wenn deine Augen sich verengen und Funken aus ihnen zu sprühen scheinen, und wenn du deine Krallen-"

"Du hast eine merkwürdige Art, Komplimente zu machen", bemerkte Wolverine, noch immer leise lachend.

Raven löste sich von ihm und blickte fragend zu ihm hoch. "Ich weiß, ich bin nicht besonders gut darin, meine Gefühle für dich in Worte zu fassen..."

"So meinte ich das nicht", sagte Wolverine sanft und strich über ihre Wange.

"Doch, du hast schon Recht... ich rede zuviel um den heißen Brei herum", gab Raven niedergeschlagen zu. "Ich weiß, ich hätte es dir viel öfter sagen... und zeigen sollen... statt dessen hab ich... egal, aber Wolverine... ich hoffe du weißt, dass ich... dass ich..."

"Ja?"

Wolverines fragender Blick war zuviel für Raven. Dieser Mann schaffte es immer wieder, ihre Knie weich werden zu lassen, dieses Kribbeln, ausgehend von ihrer Magengrube, in ihrem ganzen Körper zu entfachen, er brachte sie dazu, unbeholfen vor sich hin zu stammeln und ihm nicht das sagen zu können, was sie wirklich für ihn empfand, allein weil sein Blick sich in ihre Gedanken und Gefühle zu bohren schien und alles durcheinander wirbelte.

Plötzlich gab es ein heftiges Ruckeln, das die ganze Crew von den Füßen riss - Indiana und Vinya, die Jack getröstet hatten, purzelten kreischend durch das Cockpit, und Raven konnte sich kaum noch an Wolverine festklammern, bevor er auf sie drauf fiel und sie unter sich begrub. Sekundenlang wurde der Falcon und dessen Besatzung heftigst durchgeschüttelt. Han vermöbelte panisch und unter obszönen Flüchen die Schalttafel vor ihm.

Raven griff Wolverine in den Nacken und zog seinen Kopf zu sich heran. Wenn sie jetzt und hier sterben sollten, musste sie es ihm unbedingt noch sagen.

"Wolverine, ich liebe dich", flüsterte sie atemlos in sein Ohr und presste sich an seinen gestählten Körper. Sie schloss die Augen und atmete tief seinen Duft ein, er war der letzte Mensch, den sie riechen, fühlen und schmecken würde... "Ich liebe dich so sehr..."

Wolverine küsste sie und drückte sie an sich.

"Es ist das ENDE!", kreischte Jack ohrenbetäubend laut. Raven verstand nicht, was Wolverine ihr ins Ohr flüsterte. Im nächsten Augenblick kam der Falcon wieder zur Ruhe.

"W-wir leben noch?", fragte Raven irritiert.

"Sieht ganz so aus." Wolverine rappelte sich hoch und zog auch Raven wieder auf die Beine.

Han wedelte ihnen aufgeregt zu, "Alles wieder in Ordnung! Wir halten direkten Kurs auf Dantooine, seht mal!" Vor ihm war ein kleiner blauer Planet auf der Anzeigetafel erschienen.

Raven wollte an Wolverine vorbei und zu Han stürzen, aber Wolverine packte sie und zog sie zu sich heran. "Du hast mir gerade eine Liebeserklärung gemacht", erinnerte er sie unnötigerweise.

Raven errötete. Fast hätte sie erwidert, aber nur, weil ich dachte, wir würden hier draufgehen, doch als er sie an sich drückte und ihr über den Kopf streichelte und dabei "Ich liebe dich auch, Raven" in ihr Ohr knurrte, hielt sie den Mund und lächelte selig in sich hinein.


Jack fiel ein Stein vom Herzen, als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Kaum, dass sich die Ausstiegsluke des Falcons geöffnet und die Rampe sich zu Boden geneigt hatte, stolperte er aus dem Raumschiff, ließ sich auf die Knie fallen und küsste den steinigen Untergrund.

"Jack, du bist so eine Dramaqueen", bemerkte Indiana, zog ihn am Kragen wieder hoch und reichte gleichzeitig seiner Verlobten die Hand, um ihr ebenfalls hinaus zu helfen.

"Aaaaaah!" Raven streckte sich. "Ist es nicht wundervoll hier! Frische Landluft!"

Frische Landluft stieg ihnen in der Tat in die Nase, unterlegt mit dem subtilen Odeur von Viehmist. Wolverine, dessen Sinne viel schärfer waren als die der anderen, rümpfte angewidert die Nase. Er stupste Raven leicht in den Rücken, um sie zum Weitergehen zu bewegen. Nach ihnen folgte Han, der schnurstracks an ihnen vorbei zum Raumhafenaufseher lief, um die Landegebühr zu begleichen.

"So, und wo ist nun diese tolle Jedi-Akademie?", drängte Vinya mit vor Aufregung geröteten Wangen.

"Moooooment!" Jack hob den Zeigefinger. "Ich würde vorschlagen, wir sollten uns vielleicht zuerst mal einen Begrüßungsumtrunk gönnen, was meint ihr?"

"Kannst du eigentlich nur ans Saufen denken?", fragte Indiana und rückte seinen Hut zurecht.

Wolverine schlug Indy gegen die Schulter. "Er hat Recht, meine Kehle ist auch schon ganz trocken."

Raven sprang aufgeregt von einen Fuß auf den anderen. "Da ist eine Cantina direkt hinter dem Raumhafen!"

"Woher zum Teufel weißt du das?", fragte Vinya.

Raven schüttelte den Kopf und lief ein paar Schritte vor, drehte sich um und wies die anderen mit einem Fingerzeig an, ihr zu folgen.


Die Cantina war für die frühe Tageszeit enorm gefüllt. Kaum, dass das Trüppchen in die schlecht beleuchtete, von Rauchschwaden erfüllte Spelunke getreten war, wurden sie von einer ganzen Horde Kreaturen verschiedenster Farben, Formen und Gerüche umringt, die die Neuankömmlinge neugierig musterten und sich dabei in nie gehörten Sprachen Dinge zuriefen, als hätten sie noch nie Humanoide gesehen.

Indy ließ sich von den merkwürdigen Blicken der fremdartigen Kreaturen herzlich wenig beeindrucken, fegte sie mit ein paar ungehaltenen Handbewegungen von sich und setzte sich an die Bar, wohin ihm die anderen erleichtert folgten. Wolverine und Jack begannen sofort, eine erhitzte Debatte über die Vorzüge von Bier beziehungsweise Rum zu führen und dabei merkte Wolverine erst, als es fast zu spät war, dass er im Begriff war, sich auf ein winziges, grünes, sehr faltiges Wesen zu setzen – fast zu spät, denn das Wesen hob wortlos eins seiner krummen Ärmchen und stieß einen unsichtbaren Energieschub aus, der Wolverine mit dem Kopf voran in Jacks Magengrube beförderte. Beide purzelten hinten über und Vinya sprang leichtfüßig über sie drüber.

"Oh mein Gott!", Vinya hüpfte auf und ab und zeigte dabei auf das faltige Ding, das sich selig grinsend gerade wieder seinem Cocktail zuwandte. "D-das ist ja... Yoda!"

Wolverine und Jack rappelten sich wieder hoch und sahen sich fragend an. Raven stürzte zwischen Vinya und das grüne Wesen und klimperte mit den Augen, wie um sich zu vergewissern, dass hier leibhaftig Yoda vor ihnen saß.

"Ihr irrt Euch, Kindchen", widersprach das Ding mit rauer Stimme. "Man nennt mich Master Vandar und ich bin-"

Vinya schob enttäuscht die Unterlippe vor. "Das ist doch nicht Yoda", bemerkte sie, "dieser hier beherrscht Grammatik."

"Ich sagte doch", sprach der Grünling ungeduldig, "Ich bin Master Vandar. Ich kannte Yoda, das tat ich wohl, vor langer Zeit, wir trafen und zum letzten Mal, als der Stern Apsos sich zum dreimillionsten Mal um den Mond Sankt Varium gedreht hatte-"

"Sankt Valium?", fragte Jack gespannt.

Wolverine schlug ihm in den Rücken. "Hör doch mal richtig zu, Jack! Er hat Aquarium gesagt!"

Raven schob ihn beiseite und beäugte diesen Vandar interessiert. " Master? Ihr meint... Ihr seid so eine Art Jedi-Meister?"

"In der Tat, das bin ich", antwortete er, langte tief in die Tasche seiner schmutzigen braunen Kutte und beförderte ein paar lose Blätter Papier hervor, die er in der Runde verteilte. "Ich bilde Jedi an der Akademie hier auf Dantooine aus. Kommt ruhig mal vorbei und schaut sie euch an!"

Vinya zog die Brauen zusammen. Sie hielt allen Ernstes einen quietschpinkfarbenen Flyer in der Hand, auf dem in ausladenden Lettern geschrieben stand: Die Jedi-Akademie von Dantooine sucht Nachwuchs! Tretet noch heute dem Jedi-Orden bei und erhaltet ein Gratisexemplar des Bestsellers "Helle Seite im Alltag – ein Zehn-Punkte-Plan", verfasst von... Sie ließ das Blatt sinken und starrte Vandar ungläubig an. "Luke Skywalker? Das ist nicht Euer Ernst?"

Vandar nickte lächelnd mit seinem großen runzligen Kopf. "Einem jeden von uns ist eine bestimmte Aufgabe zugedacht. Lukes Aufgabe nach dem Sieg über die Dunkle Seite bestand darin, den Jedi-Nachwuchs vor einer neuen Gefahr, vor der Verlockung der Dunklen Seite zu bewahren, indem er sein Wissen in schriftlicher Form verfasst, und nach diesen lehren wir jetzt die Nachkommen-"

"Ihr meint, Luke schreibt jetzt Schulbücher?" Raven war ein bisschen blass geworden.

Vandar hustete peinlich berührt. "Das könnte man so auch sagen." Er sprang von seinem Barhocker und nickte ihnen zu. "Nun denn! Es wäre mir eine große Ehre, Euch in der Akademie begrüßen zu dürfen. Wir bieten auch Schnupperkurse an! Zwei Wochen Jedi-Training light, sozusagen. Wir sehen uns, hoffe ich." Er winkte ihnen zum Abschied, bevor er ungelenk davon wackelte.


Unterdessen war Han eine Menge Credits dabei los geworden, Souvenirs für Leia und Chewie einzukaufen. Für Leia hatte er ein Plastikmodell des Hutten Jabba erstanden, das auf Knopfdruck "It's not unusual" sang und für Chewie eine Zahnbürste, die eher an eine handelsübliche Klobürste erinnerte. Für die Mädchen hatte er auch etwas gekauft, und er grinste über beide Ohren, als er, eine Plastiktüte voller Geschenke fröhlich hin und her schwingend, aus dem Souvenirshop in die Sonne trat.
"Ich weiß nicht so recht." Wolverine blieb mitten auf der Straße stehen und verschränkte die Arme. "Diese Jedi sind mir nicht ganz geheuer. Was man da für Sachen hört! Angeblich können sie andere Menschen mit der Macht beeinflussen, ihren Geist verändern und so was..."

Jack nickte eifrig zustimmend. "Er hat Recht!"

Vinya und Raven sahen zu ihm auf, in Erwartung weiterer "Argumente", aber Jack konnte sich nur verlegen räuspern und seinen Hut tiefer ins Gesicht ziehen.

"Habt euch nicht so", meinte Raven und zerrte Wolverine am Ärmel weiter. "Uns zuliebe!"

"Ganz genau! Vinya hakte Indy und Jack unter und stiefelte voran. "Wir schauen uns das nur mal an, in Ordnung? Nur ganz kurz."

Indiana seufzte. Als ob er Vinya je etwas würde abschlagen können! "Gehen wir. Wir brauchen sowieso eine Unterkunft."

"Leute!"

Sie drehten sich um und sahen Han, der mit großen Schritten auf sie zu gerannt kam. "Wo wollt ihr denn hin?", fragte er außer Atem.

"Zur Enklave", antwortete Raven und zeigte auf das riesige runde Gebäude, dessen Kuppeldach in der Ferne im Sonnenlicht erstrahlte. "Was hast du da?"

Han versteckte schnell die Tüte hinter seinem Rücken und hob den Zeigefinger. "Später, meine Lieben."

Vinya und Raven zuckten mit den Schultern und zerrten ihre Jungs weiter hinter sich her.


Dantooine war ein Planet, wie es viele andere in der Galaxis gab, eine Farmwelt, die beherrscht wurde von weitläufigen Graslandschaften, und es gab auf dieser Welt mehr Nutztiere als Einwohner. Doch ein deutlicher Unterschied hob Dantooine von den anderen Planeten dieser Art ab – hier befand sich die Akademie der Jedi, in denen Kinder und Jugendliche zu Meistern der Macht heranwuchsen. Genau vor jener Akademie, von der eine meditative Ruhe und Ausgeglichenheit auszustrahlen schien, standen nun fünf schwer beeindruckte Gestalten und sahen sich mit staunenden Augen und offenen Mündern um.

Ein großes Tor führte in den Innenbereich, in dessen Mitte ein Springbrunnen leise plätscherte. Dann und wann erspähten sie Grüppchen von zwei oder drei Schülern, die in ihren Roben, mit ihrem erhabenen Gang und ihrem fast physisch spürbaren Charisma eine unheimliche Faszination zumindest auf Raven und Vinya ausübten.

"Ihr seid wirklich erschienen!" Ohne dass sie ihn bemerkt hatten, war Master Vandar zu ihnen getreten und sah neugierig zu ihnen auf. "Darf ich Euch einen kleinen Rundgang durch unsere Einrichtung anbieten, liebe Neuankömmlinge?"

Wolverine wollte etwas sagen, aber Ravens Ellenbogen traf ihn in den Rippen und er schwieg. Raven nickte eifrig, "Natürlich, Master Vandar! Es wäre uns eine Ehre-"

Vinya hingegen kam gleich zum Punkt. "Wann können wir mit unserem Training anfangen?", fragte sie rundheraus.

Master Vandar nickte ihr zu. "Wunderbar, ich habe gleich gewusst, dass Ihr mehr seid als gewöhnliche Weltraumreisende, meine Dame. Ich habe in Euch ebenso wie in Eurer Begleiterin eine große Macht gespürt, die nur darauf wartet, geschult zu werden!"

"Das erzählt er doch allen", murmelte Wolverine zwischen zusammengebissenen Zähnen Indy zu.

Master Vandar winkte ihnen. "Ich würde Euch von Herzen gern persönlich ausbilden, wenn Ihr es wünscht. Ich zeige Euch Eure Quartiere, wenn Ihr mir bitte folgen würdet?"

Vinya und Raven sahen sich an und hätten beinahe laut los gequietscht. Sie tippelten Vandar hinterher und ließen die Männer im Innengarten stehen.

Wolverine klappte den Mund zu und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. "Das ist jetzt nicht gerade wirklich passiert, oder?", wandte er sich Hilfe suchend an Indiana.

Der kratze sich am Kopf. "Ich fürchte schon. Merkwürdig... er schien es ja wirklich eilig zu haben... Han, was meinst du dazu? Han?" Indiana blickte sich suchend um.

Han lag auf dem fein geschnittenen Rasen unter dem Springbrunnen und kaute genüsslich auf einem Strohhalm. "Ich würde mir keine Sorgen machen", sagte er fröhlich, "ich schätze, das Ganze hier ist am Stagnieren, kommen wohl nicht mehr so viele neue Schüler hierher, die scheinen ja jeden mit Kusshand zu nehmen-"

"Pah! Hat er uns vielleicht gefragt, ob wir ausgebildet werden wollen?", schnaubte Wolverine.

"Mal ehrlich, willst du etwa ein Jedi werden?" Jack warf den Kopf zurück und prustete los.

Wolverine verdrehte die Augen und knurrte verächtlich.

"Macht euch keine Sorgen, meine Herrschaften!" Han sprang auf. "Solange es eure Mädchen glücklich macht, solltet ihr sie einfach gewähren lassen. Gönnt ihnen doch diesen kleinen Spaß."

Nun war Indiana sichtlich beeindruckt und beinahe stolz auf seinen missratenen Bruder. "Das ist das erste Mal, dass etwas Vernünftiges aus deinem Mund kommt, Kleiner", sagte er anerkennend.


Am späten Nachmittag stießen Vinya und Raven endlich wieder zu den anderen. Han, Indiana und Wolverine lagen im Innenhof in der Sonne und Jack war weit und breit nicht zu sehen.

"Da seid ihr ja endlich wieder!" Wolverine streckte sich und Raven flog in seine Arme. Aufgeregt drückte sie ihn an sich. "Das ist alles so toll hier!", rief sie überglücklich, "Vandar meint, wir fangen gleich morgen früh mit der Ausbildung an!"

"Und wie lange wird das dauern?", wollte Indiana wissen und gab Vinya einen sanften Kuss auf die Wange. "Ich wollte hier keine Wurzeln schlagen, wisst ihr..."

"Habt ihr nicht zugehört?" Vinya legte sich zu Indy ins Gras und strich ihm sanft mit der Fingerspitze vom Hals hinunter zum Schlüsselbein. "Zwei Wochen, dann sind wir Jedi."

Han lachte laut auf. "Das glaubt ihr aber jetzt selbst nicht, oder? Eine richtige Jedi-Ausbildung dauert Jahre, niemand kann die Macht so schnell erlernen, meine Süßen."

Raven knuffte ihn in die Seite. "Die Macht lernt man nicht, man hat sie oder man hat sie nicht. Wenn man sie hat", sie lehnte sich zurück in Wolverines Arme, "dann muss sie geschult werden. Und genau das wird Master Vandar mit uns tun."

"Die müssen wirklich verzweifelt sein", seufzte Wolverine.

"Schatz, natürlich werden Vinya und ich keine richtigen Jedi", gab Raven zerknirscht zu. "Aber-"

"Um ehrlich zu sein", meldete sich Indiana, "hat das Ganze hier eher was von einer Touristenattraktion, wenn ihr mich fragt. Ihr nehmt das zu ernst, ihr-"

Vinya stöhnte. "Indiana Jones, ich habe nur diesen einen Wunsch, ich will ein Laserschwert und ich will die Macht kontrollieren, und wenn Vandar mir diesen Wunsch erfüllen kann, dann versuch du bitte nicht, mir das auszureden!"

Raven warf ihr einen mahnenden Blick zu. "Zorn führt zur Dunklen Seite der Macht, mein Kind", sagte sie mit tiefer, verstellter Stimme, und Wolverine wusste nicht, ob er lachen sollte oder sie anschreien und durchschütteln. Für eine Weile blieb es ruhig. Nur ein leises monotones Dröhnen aus der Ferne drang an seine Ohren. Wolverine schärfte seine Sinne und erkannte in etlichen Metern Entfernung einen Droiden, der auf einem Rasenmäher saß und in schlängelnden Bewegungen über das Gelände tuckerte. Einen rasenmähenden Droiden hatte Wolverine noch nie gesehen. "Es ist wirklich schön hier", musste er zugeben, wofür Raven ihn mit einem zärtlichen Kuss belohnte.


Am nächsten Morgen wurden Raven und Vinya in aller Frühe aus ihren Quartieren geholt und zu Master Vandar gebracht, der in einem Schulsaal vor der Tafel stand und sie hieß, sich davor zu setzen. Außer ihnen war niemand hier.

"Guten Morgen, meine Schülerinnen!" Vandar hüpfte auf eine Obstkiste, um über sein Lehrerpult blicken zu können. "Fangen wir mit den Grundsätzen an. Das Wichtigste ist, dass ihr den Jedi-Kodex gelernt habt. Lasst hören!"

Vinya blinzelte verschlafen zu Raven. "Bitte was will er?"

"Lass mich nur machen, ich kenn das aus diesem Videospiel", kicherte Raven und wandte sich zu ihrem Lehrer. "Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden, es gibt keine Unwissenheit, es gibt Wissen, es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit..."

"WAS?", zischte Vinya ihr zu.

"Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie, es gibt keinen Tod, es gibt die Macht", betete Raven herunter und hinterließ einen sichtlich beeindruckten Master Vandar.

"Ganz hervorragend!" Er machte ein Häkchen auf seinem Klemmbrett und wandte sich an Vinya. "Stures Auswendiglernen ist eine Sache, aber ihr müsst auch verstehen. Habt Ihr den Kodex verinnerlicht?"

"Ähm... wie war das noch mal mit der Leidenschaft?", fragte Vinya beunruhigt.

"Führt zur Dunklen Seite der Macht", antwortete Vandar. "Weiter! Ihr müsst lernen, Euren Geist zu beherrschen, ihn in die richtigen Bahnen zu lenken. Wenn Euer Geist stark genug ist, werdet Ihr in der Lage sein, selbst unbewegliche Dinge mit der Macht Eurer Gedanken zu bewegen." Er ließ seinen Stift auf den Boden fallen und blickte Raven auffordernd an.

Raven versuchte, sich zu konzentrieren, ihren Geist, wie Vandar gesagt hatte, in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie dachte so scharf nach, dass ihr Kopf zu brummen begann, doch der Stift bewegte sich keinen Millimeter vom Fleck.

"Ihr vielleicht, Padawan Vinya?", fragte Vandar etwas ungehalten.

Vinya versuchte es ebenfalls. Minutenlang starrten beide wie gebannt auf den Stift, doch nichts geschah.

"Konzentriert Euch", forderte Vandar mit wachsender Ungeduld, "richtet all Eure Gedanken und Gefühle auf diesen Stift und setzt Euch mit der Macht über die Gesetze der Schwerkraft hinweg..."

"Ich versuche es ja!", schrie Vinya. Auch ihr brummte mittlerweile der Schädel.

"Versucht es erneut", mahnte Vandar, und plötzlich... plötzlich bewegte sich der Stift, rutschte ein Stück über den Boden... Vinya und Raven hielten den Atem an. Der Stift richtete sich auf und erhob sich schließlich vom Boden, wenige Zentimeter über der Oberfläche schwebte er in der Luft... und fiel gleich darauf wieder zu Boden.

"Das war sehr gut!" Vandar klatschte in die knubbeligen Hände. "Ihr habt nun gelernt, Dinge allein durch Eure Willenskraft zu bewegen!"

"Wie hast du das gemacht?", fragte Raven mit großen Augen, doch Vinya wusste es selbst nicht und zuckte nur mit den Schultern.

"Ich will das auch noch mal probieren!" Ravens Zeigefinger schoss hervor, sie kniff die Augen zusammen und die Lippen aufeinander und lief vor Anstrengung rot an, und tatsächlich, der Stift erhob sich wieder in die Höhe, schwebte einige Augenblicke frei in der Luft und fiel wieder zu Boden.

"Und das können wir jetzt mit allen möglichen Dingen machen? Auch mit... Menschen?" Vinyas Grinsen wurde ein bisschen böse.

Vandar räusperte sich. "Nun ja, ich rate dringend davon ab, die Macht für niedere Zwecke zu missbrauchen..."

"Okay, dann können wir ja jetzt Macht-Überredung lernen", rief Vinya begeistert und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.

Vandar seufzte. Hatten diese Mädchen ihm eigentlich zugehört? In Zeiten wie diesen durfte man freilich bei der Wahl seiner Schüler nicht wählerisch sein, und er hatte zwar nicht gelogen, als er sagte, er habe die Macht in ihnen gespürt, doch dass diese noch so wild und ungelehrt war, hatte er unterschätzt. Er wagte zu bezweifeln, dass es so eine gute Idee gewesen war, diese beiden und ihr Gefolge an der Akademie aufzunehmen, und diese Zweifel wurden nur dadurch bestärkt, als Raven kraft ihrer Gedanken sein Lehrerpult umschmiss ("Ups!"), welches ihn unter sich begrub.


Erst am späten Nachmittag tauchte Jack wieder in der Enklave auf. Und er war nicht allein. Han, der im Garten saß und andächtig über eine Fotografie in seiner Hand streichelte, glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er sah, wie Jack Sparrow von zwei Protokolldroiden links und rechts von ihm gestützt wurde, da er anscheinend mal wieder so sternhagelvoll war, dass er sich kaum aus eigener Kraft auf den Füßen halten konnte. Die Frage, wo Jack die ganze Zeit gesteckt hatte, erübrigte sich daher.

"D-dieses tarisianische Bier... hat es wirklich in sich... hupp." Jack ließ sich neben Han auf die Bank sinken und rülpste herzhaft. "Und diese Twi'Lek Tänzerinnen! Han, alter Kumpel, ich habe das Paradies gefunden."

"Wir erlauben uns, uns zurückzuziehen", sagte einer der Droiden blechern und verbeugte sich quietschend.

Han steckte das Foto von Chewie weg und stand auf. "Danke für die Hilfe, Jungs!"

"Es war uns ein Vergnügen!", behauptete der Droide und winkte ihm zu, wobei auch seine Hand- und Schulterscharniere unangenehm quietschten.

Han nickte ihm zu. "Du könntest dringend ein paar Spritzer Öl gebrauchen. Soll ich mir dich mal ansehen?"

Das knirschende Geräusch der Zahnräder im Kopf des Droiden ließ Han ahnen, dass dieser kurz überlegte. "Es verstieße sicher nicht gegen die Wartungsrichtlinien, wenn ich Sie einen Blick auf meine Schaltkreise werfen ließe", blecherte der Droide dann.

"Kein Problem", sagte Han. "Mein Schiff steht im Raumhafen. Folgt mir."

"Das wäre überaus freundlich, mein Herr", knarzte der Droide, "Ich wusste, dass ich auf Sie zählen könnte, vom ersten Moment an, da sich meine Fotorezeptoren auf Sie richteten. Sie scheinen über ein erstaunliches Potential an mechanischen Fähigkeiten zu verfügen. Für einen Humanoiden, wohlgemerkt."

Han grinste ein wenig beleidigt. "Treib's nicht zu weit, Droide!" Er fuchtelte mit dem Zeigefinger vor dem blechernen "Gesicht" des Droiden herum. "Noch so ein Spruch und – Speicherlöschung, alles klar?"

"Sehr wohl, Sir!"

Han ging voraus, die beiden Droiden munter hinter ihm her klappernd.


"Es gibt keine Leidenschaft, dass ich nicht lache!" Vinya hatte die Arme verschränkt und tippte mit dem Fuß ungeduldig auf den Boden ihres Quartiers. "Soll das heißen, wir dürfen nicht mehr..."

"Ich sagte doch, wir sollten schleunigst wieder verschwinden." Indiana lag sehr einladend auf ihrem Bett und winkte sie zu sich. "Dieser Jedi-Mist, das ist die reinste Gehirnwäsche."

"Und ein Lichtschwert hab ich auch noch nicht bekommen!" Vinya ließ sich neben Indy auf das Bett fallen. "Irgendwie bin ich ein wenig desillusioniert, Schatz."

"Die haben hier nicht mal einen Fernseher", stellte Indy ungerührt fest. "Ganz zu schweigen von einer Minibar."

"Ja, ich würde mich jetzt auch gern betrinken."

"Es ist spät." Indy gähnte und legte dabei wie zufällig einen Arm um ihre Schultern, zog sie langsam zu sich herunter und drückte ihren Kopf an seine Brust. "Wir sollten ein wenig schlafen."

"Ich will mich jetzt aber betrinken."

Indy seufzte. "Dann geh in die Cantina und betrink dich eben." Er entzog ihr seinen Arm und wandte ihr schmollend den Rücken zu.

"Hey, Indy. Ich habe einen anstrengenden Tag Jedi-Training hinter mir, okay? Wärst du vielleicht so freundlich, mir etwas zu trinken zu besorgen? Eine Flasche Holunderwein wäre jetzt genau das Richtige."

"Bitte was!" Indy drehte sich wieder um, Ungläubigkeit stand in seinen Augen. "Du willst dich doch betrinken, dann geh gefälligst selbst und hol dir –"

"Du willst mir etwas zu trinken holen." Vinya hob die Augenbrauen und sah ihn prüfend an.

Für einen kurzen Moment verzog Indy das Gesicht, als bekäme er Kopfschmerzen. Dann stand er auf und sagte mit stoischer Stimme: "Aber natürlich. Ich will dir etwas zu trinken besorgen. Bin gleich wieder da, meine Hübsche." Er rannte aus dem Zimmer und ließ eine Vinya zurück, die ihm erstaunt hinterher blickte und plötzlich doch wieder ein wenig Spaß an der ganzen Geschichte zu finden schien.


Als Wolverine das Zimmer betrat, das er mit Raven teilte, fand er sie im Schneidersitz auf dem Boden, die Handgelenke auf den Knien ruhend, den Kopf zurück gelehnt und mit geschlossenen Augen leise vor sich hin summend. Wolverine schüttelte ratlos den Kopf. Meditierte sie etwa?

Wolverine wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die letzten Stunden während ihrer und Vinyas Abwesenheit hatte er damit verbracht, etliche Runden um die Enklave zu joggen und ein paar Kraftübungen auf dem sonnenüberfluteten Rasen im Innenhof zu machen. Er war völlig verschwitzt und sein Atem ging schwer. Umso mehr wunderte es ihn, dass Raven nicht sofort aufsprang und ihn auf der Stelle vernaschte, denn für gewöhnlich war das ihre übliche Reaktion auf seine übersteigerte Testosteronausschüttung, aber sie schien seine Anwesenheit überhaupt nicht zu bemerken.

"Raven?"

"Ommmmm..."

Wolverine hockte sich vor ihr hin und sah sie unter hochgezogenen Brauen an. "Ähm, Schatzi? Engelchen? Raven?"

"Ommmmm!" Langsam hob sie die Hände, und Wolverine purzelte vor Schreck auf seine Vier Buchstaben, als sich zeitgleich mit ihrer Handbewegung der kleine Ecktisch, der Bettvorleger und die Nachttischlampe in die Luft erhoben. Die Dinge schwebten auf sie zu und bildeten einen Kreis, der um ihren Körper herum schwebte, gefolgt von Wolverines ungläubigen Augen.

"Was zum Teufel ist da– AU!" KLONK! Die Nachttischlampe war ihm auf den Kopf geknallt.

"Wolverine!" Raven war aus ihrer Trance erwacht und kroch zu ihm herüber. "Schatz, hast du dir weh getan?"

"DU hast mir weh getan!", grummelte er und rieb sich die schmerzende Stirn.

"Es tut mir leid", flötete Raven sanftmütig, "aber du hast meine Meditation unterbrochen..."

"Du kannst Dinge bewegen, nur mit deinen Gedanken?" Wolverine blieb der Mund offen stehen, der Schmerz war plötzlich vergessen und die Beule auf seiner Stirn verschwand langsam.

Raven machte große Augen und nickte. "Toll, nicht wahr?"

Wolverine kroch noch weiter auf sie zu, bis sein verschwitztes Gesicht ganz nah an ihrem war. Die Lippen kaum noch einen Zentimeter von ihren entfernt, knurrte er leise, "Schatz... ich bin gespannt zu erfahren, was du noch alles Neues gelernt hast... vielleicht kannst du mir ja das eine oder andere zeigen..." Er knurrte zärtlich und strich ihr durchs Haar.

"Nein, mein Lieber."

Wolverine, der gerade im Begriff war, ihre Lippen in einem Kuss einzufangen, erstarrte. "Nein? Wie... nein? Was zur Hölle meinst du mit NEIN!"

Kopfschüttelnd und mit erhobenem Zeigefinger erklärte sie es ihm. "Es gibt keine Leidenschaft, es gibt nur Gelassenheit."

"Was soll das denn heißen?", keuchte Wolverine entsetzt.

"Ich bin jetzt eine Jedi", sagte Raven erhaben. "Ich bin mit der Macht verbunden, du hast es doch gesehen. Aber das Leben eines Jedi erfordert Opfer und die strikte Befolgung des Kodexes. Und dieser Kodex sagt..."

"Das ist nicht dein Ernst!" Wolverine sah aus, als würde er am liebsten in Tränen ausbrechen, wenn das nicht komplett unmännlich wäre. "Du meinst-"

"Ich meine, dass ich keine Sklavin der Fleischeslust mehr bin, Wolverine", erklärte Raven weiter. "Leidenschaft führt zur Dunklen Seite, und ich bin fest entschlossen, der Dunkelheit Einhalt zu gebieten und meine Macht einzig der Hellen Seite zu widmen."

"Aber um welchen Preis!" Wolverine war aufgestanden und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Was redest du da! Sklavin der Fleischeslust? Bist du wahnsinnig? Es hat dir doch immer gefallen, wenn wir-"

"Deine Worte werden mich nicht umstimmen! Ich folge dem Pfad der Hellen Seite, ich bin gewillt allen Widrigkeiten zu trotzen, die mich straucheln lassen und zur Dunklen Seite führen könnten!"

"Um welchen Preis, ist es das wert! Was ist nur aus dir geworden Raven, du bist ja völlig verblendet! Hör dir doch mal selbst zu, wie geschwollen du redest!"

"Ich verstehe deine Wut..." Ravens Stimme war noch immer sanft und leise, was Wolverine nur noch wütender machte. "Ich verstehe die Zweifel, die in deinem Herzen brodeln. Aber lass es dir eine Warnung sein, Zorn führt stets zur Dunklen Seite der Macht! Lass nicht zu, dass sie deinen Geist zerfrisst, Wolverine... So, wie sie Vinyas Geist vergiftet hat..."

"V-Vinya? Wie, du meinst...?"

"Vinya ergibt sich mehr und mehr der Dunklen Seite." Raven schlug theatralisch die Augen nieder. "Ich hoffe, dass es für sie noch nicht zu spät ist, zurückzukehren in das Licht, und dass du nicht ebenso dem Licht den Rücken kehrst und der Dunklen Seite verfällst!"

Wolverine atmete tief durch. Einen letzten verzweifelten Versuch würde er noch wagen. So verblendet sie auch sein mochte, es konnte nicht sein, dass sie der Versuchung des Fleisches – seines Fleisches – tatsächlich widerstehen konnte. Kurzerhand riss er sich das Hemd vom Leib und warf es achtlos in die Ecke, packte ihre Schultern und zerrte sie auf die Beine, presste seine Lippen auf ihre und drückte sie an sich, fuhr über ihren Rücken und durch ihr Haar, knurrte hingebungsvoll in den Kuss... und Raven befand, es wäre an der Zeit, ein paar ihrer neu erlernten Machtkampftechniken einzusetzen. Mit einem Machtstoß beförderte sie ihn in die Zimmerecke. Bevor er wieder aufstehen konnte, ließ sie ihn das volle Ausmaß ihrer Machtlähmung spüren, und Wolverine blieb in der Ecke sitzen, steif wie eine Schaufensterpuppe.

Raven trat über seinen verschwitzten, braungebrannten und zugegeben verlockenden Körper hinweg ins Freie. Sie brauchte dringend etwas Luft. So schwer es ihr auch gefallen war, sich selbst und der neu entdeckten Fähigkeiten ihres Geistes bewusst zu bleiben im Anblick der größten Verlockung, sie fühlte sich jäh von einer solchen inneren Friedfertigkeit erfüllt, wie sie sie nie zuvor gespürt hatte.


In den folgenden Tagen bekamen Indiana, Wolverine, Han und Jack ihre Mädels kaum zu Gesicht. Wenn die beiden sich zwischen unzähligen knochenharten Trainingseinheiten überhaupt mal dazu herabließen, den in der Enklave zwar geduldeten, aber dennoch nicht allzu gern gesehenen Gästen Gesellschaft zu leisten, dann nur, um ihnen diverse Machttechniken zu demonstrieren, die Vandar sie gelehrt hatte. Die beiden waren wie ausgewechselt. Besonders, seit sie ihre Jedi-Roben und von Master Vandar in einer kurzen, aber feierlichen Zeremonie endlich ihre Lichtschwerter bekommen hatten, waren sie kaum wieder zu erkennen. Vinya hatte eine schwarz-rote Robe gewählt, die ihren Körper für einen Jedi eigentlich etwas zu aufreizend betonte, wohingegen Raven sich für eine dunkelgrüne Robe aus fließendem weichem Stoff entschieden hatte, die frappierende Ähnlichkeit mit ihrem Tomberry-Morgenmantel aufwies. Passend dazu zeigte Vinya ihnen aufgeregt ihr neues Lichtschwert, dessen Klinge blutrot glühte, während Raven ganz modebewusst ein zu ihrem Gewand passendes grünes Schwert ihr Eigen nannte.

Naturgemäß war das Training allerdings auch nicht ohne Zwischenfälle abgelaufen. Eines Nachmittags hatte Vinya ihr Lichtschwert im Trainingsraum so euphorisch geschwungen, dass sie Vandar beinahe den Kopf abgeschlagen hätte, der hatte sich gerade noch so zu Boden werfen können und so säbelte Vinyas Schwert "nur" den erhobenen Zeigefinger der Statue eines ehemaligen Jedi-Meisters der Akademie ab. Raven war während eines Ausweichmanövers über ihre eigenen Füße gestolpert und im Springbrunnen gelandet, wobei sie einen gerade zufällig vorbei klappernden Protokolldroiden mit sich gerissen und somit außer Gefecht gesetzt hatte. Indiana hatte beim neugierigen Betrachten einiger Heilkräuter, die ein Jedi-Schüler gerade mühevoll zerstückelte, ungünstigerweise einen Niesanfall bekommen.

Vandar schien von Tag zu Tag mehr Mühe zu haben, seinen Geist unter Kontrolle zu halten und die Gelassenheit eines Jedi zu wahren. Die beiden hatten ja ihre lichten Momente, und sie waren tatsächlich außerordentlich stark in der Macht – er musste sich eingestehen, dass er selten zwei Schüler hatte, die so schnell so viel lernten – aber je mehr sie lernten, desto übermütiger wurden sie. Zumindest die eine, die kleinere von beiden, zeigte einen bedenklichen Ehrgeiz. Während die andere sich zumindest Mühe gab, den Jedi-Kodex zu verinnerlichen und den vorbildlichen Pfad einer Jedi der Hellen Seite zu wahren, beunruhigte Vandar die Erkenntnis, dass die Kleine mehr und mehr der Dunklen Seite zu verfallen schien (wenn man danach ging, dass sie außerhalb der Akademie dabei gesehen worden war, wie sie ein Kind mit Hilfe der Macht dazu gezwungen hatte, ihr sein Taschengeld auszuhändigen und wie sie ein paar Schläger vor der Cantina mittels ihres Lichtschwerts in unappetitliche Einzelteile zerlegt hatte). Abgesehen davon waren das Stöhnen und die Lustschreie, die des Nachts aus ihrem und Indys Quartier kommend die meditative Ruhe der Enklave störten, nur ein weiteres Zeichen, dass dieses Mädchen in seinen Augen nicht mehr zu retten war. Sie hatte sich der Leidenschaft und der Gier nach Macht ergeben, und wenn er, Vandar, sie nicht schleunigst wieder los werden würde, könnte sie für den Jedi-Orden, diesen Planeten und der ganzen Galaxis eine unberechenbare Bedrohung darstellen, und ob die andere, die Tugendhafte, die Stärke beweisen könnte, ihrer Freundin dann noch zu helfen... das war zu bezweifeln.

Vandar musste eine Entscheidung treffen, die er nicht treffen wollte, die gegen alles verstieß, was er lehrte und woran er glaubte, doch um die Abwehr einer potentiellen Gefahr für den Frieden in der Republik musste selbst ein Jedi-Meister zeitweilig zu etwas unorthodoxen Mitteln greifen. Manipulation schien der einzige Ausweg zu sein, diese beiden Mädchen schnellstens wieder los zu werden.

Master Vandar hatte dummerweise die Angewohnheit, Selbstgespräche zu führen, und er bemerkte nicht, dass er während der verbalen Ausklügelung seines Plans von jemandem belauscht wurde.


Wolverine war nichts besseres eingefallen, um seinen Frust abzubauen, als sich mit Jack in die Cantina zu begeben und sich volllaufen zu lassen. Jack hatte den Mund allerdings buchstäblich etwas zu voll genommen, als er Wolverine zu einem Wettsaufen aufgefordert und dabei das stärkste alkoholische Getränk bestellt hatte, das die Cantina zu bieten hatte – irgendein schleimig grünes Gesöff, bei dessen bloßem Gestank Wolverines Eingeweide revoltierten – und Jack war erwartungsgemäß nach einem Glas vom Stuhl gefallen und schnarchte jetzt friedlich unter dem Tisch. Wolverine hatte einige Zeit missmutig allein in der Cantina gesessen, eine Zigarre geraucht und sich immer und immer wieder gefragt, warum er und Raven sich eigentlich ständig stritten. Warum sie manchmal solche idiotischen Dinge tat und ihre Beziehung damit immer und immer wieder auf die Probe stellte. Oder war er zu empfindlich? Sollte er sie einfach gewähren lassen, bis diese Phase vorbei war und er sie wieder so lieben konnte, wie sie war? Ein wenig spleenig, ja, aber doch nicht dermaßen abgedreht...

"Wolvilein!" Es war Vinyas Stimme, die ihn aufhorchen ließ. Sie bahnte sich den Weg durch die ehrfurchtsvoll weichende Menge in der Cantina mit gezücktem rot glühendem Lichtschwert und einem fast beängstigend intensiven Funkeln in den Augen. Für einen kurzen Moment überlegte Wolverine, ob an Ravens Geschwafel von der Hellen und der Dunklen Seite der Macht vielleicht doch etwas dran war. So fröhlich, wie Vinya auf ihn zu gestiefelt kam und sich neben ihn auf den Barhocker schwang, verscheuchte er derartige Gedanken jedoch gleich wieder.

"Was ist los, mal wieder Streit mit Raven?", fragte sie und boxte ihm in die Schulter.

"Kannst du Gedanken lesen?"

"Sagen wir mal so- ähm, ich meine, ich suche eigentlich Indy, weißt du wo er steckt?"

"Du hast da ein tolles Lichtschwert", bemerkte Wolverine anerkennend. "Was bedeutet es eigentlich, dass deins rot ist und Ravens grün?"

Vinya winkte ab. "Ach, rot ist einfach eine schöne Farbe. Ist im Jedi-Orden zwar total verpönt, weil rot ja die Farbe der Sith ist und so..."

"Sith?"

"Meine Güte!" Vinya runzelte die Stirn. "Du weißt ja gar nichts! Die Sith sind die gefallenen Jedi, die sich der Dunklen Seite zugewandt haben und gegen die ach-so-ehrenvollen Jedi des Lichts kämpfen. Vandar hat uns da ein paar alte Kamellen erzählt, wie die Sith im Jedi-Bürgerkrieg ganze Welten im Sturm erobert und jeden ausgelöscht haben, der nicht ihrer Gesinnung folgte, jeden, der sich ihnen und der immensen Dunklen Macht in den Weg gestellt hat. Die hatten echt Stil!"

Wolverine verschluckte sich fast an seinem tarisianischen Bier. "Huh? Das scheint dich ja sehr zu begeistern..."

Vinya lachte kühl. "Aber natürlich! Die Macht ist ein Geschenk, Wolverine, ein Geschenk, dass die Jedi nicht zu würdigen wissen. Wahrlich eine Schande – warum dem enthaltsamen, aufopferungsvollen Pfad des Lichts folgen, warum die Macht als Geißel betrachten, wenn sie zu so viel größeren, ehrenvolleren Zwecken eingesetzt werden kann? Die Macht sollte kontrolliert, als Waffe eingesetzt werden!"

"Ooookay..." Wolverine rückte diskret ein Stück von ihr ab. Vinyas Augen schienen Funken zu sprühen, die ihm eiskalte Schauer über den Rücken jagten. "Ähm... Themawechsel, ja? Du suchst Indy? Der ist im Raumhafen bei Han..."

"Worauf warten wir dann noch?" Vinya sprang auf und Wolverine folgte ihr etwas widerwillig in einigen Metern Sicherheitsabstand.


Der Plan hätte perfekt sein können, wäre nicht Indiana im denkbar ungünstigsten Augenblick aufgetaucht. Hans Laune hatte den absoluten Tiefpunkt erreicht. Fast hätte er es geschafft... fast hätte er den Falcon in die Luft gebracht, fast hätte er diesen elenden Planeten verlassen, seinem Bruder und dessen widerwärtigen Freunden ein für alle Mal den Rücken gekehrt – dann war ausgerechnet Indy am Raumhafen aufgetaucht. Dass der Antrieb des Falcons startbereit röhrte und die Protokolldroiden, die Han zuvorgetunt hatte, dankbar im Inneren des Schiffs an den Schalttafeln herumhantierten, hatte es überflüssig gemacht, Indy irgendwelche Lügengeschichten aufzutischen.

Han war noch immer fest entschlossen zu flüchten, auch wenn es nunmehr nicht klammheimlich sein würde, sondern unter den Augen einer kleinen Menschentraube, die sich interessiert genähert hatte aufgrund der wüsten Streiterei, die zwischen Han und Indiana aufgebrandet war.

"Du kannst dich doch nicht so einfach aus dem Staub machen!", wütete Indy und schubste seinen Bruder. "Was ist mit uns? Willst du uns hier versauern lassen?"

Han grinste schief. "Mir egal, wie ihr von hier wieder weg kommt! Ich war es schließlich nicht, der unbedingt hier her kommen wollte. Ich muss nach Hause! Ich muss zu Chewie! Und zu, wie hieß sie noch gleich?"

"LEIA!"

"Leia, genau!"

"Was ist mit Vinya!"

"Sie hat mich als Schlampe bezeichnet!"

"Verdammt, und was ist mit Raven?"

"Dreht völlig am Rad!"

"Was ist mit MIR?"

"Jetzt wirst du unfair!"

Ohne Vorwarnung schlug Indy seinem Bruder mit der Faust ins Gesicht, so dass dieser ins Taumeln kam. "Tut mir leid, aber du scheinst es ja nicht anders zu begreifen!"

Verwirrt wischte Han sich mit dem Handrücken das Blut von den Lippen. Sekundenlang fixierten beide Männer sich unter dem langsam aufbrandenden Applaus der Zuschauer, bis Han blitzschnell ausholte und Indy einen rechten Haken verpasste, der Indy zu Boden schickte, wo er reglos liegen blieb.

"Was ist denn hier los!" Zwei Gestalten näherten sich im Laufschritt dem Schauplatz des Kampfes.

Han wurde plötzlich sehr blass. "V-Vinya? Krallenschwingender Mutant? Was macht ihr-"

"Duuuuuuuu!" Vinya schoss mit gezücktem Lichtschwert auf Han zu. "WAS hast du mit meinem Verlobten gemacht!"

"Abflugsequenz initialisiert!", ertönte da eine mechanische Stimme aus dem Cockpit. "Bitte steigen Sie an Bord und schnallen sich an, wir sind bereit zum Start!"

"Entschuldigt mich bitte, aber das ist mein Stichwort!" Han vollführte eine abgehackte angedeutete Verbeugung und flitzte dann in den Falcon, die Rampe schloss sich hinter ihm und die Turbinen röhrten auf. Vinya und Wolverine blickten sich ratlos an und wollten auf den Falcon zustürmen und ihn irgendwie vom Abheben abhalten, aber die glühende Hitze der aufheulenden Turbinen trieb sie zurück.

"Das ist eine unglaubliche... Unglaublichkeit", flüsterte Wolverine verdattert.

"Wir müssen etwas tun!", kreischte Vinya.

Schon hob der Falcon sich in die Lüfte, rumpelnd und ruckelnd. Wolverine verschränkte die Arme vor der Brust. "Vielleicht müssen wir das gar nicht..."

Doch der Falcon kam in Bewegung. Er stieg hoch, höher, höher, Wolverine und Vinya warfen die Köpfe zurück und starrten dem Schiff ratlos hinterher.

"Wir müssen etwas tun!", wiederholte Vinya. "Irgend etwas!"

"Was sagst du mir das!", grummelte Wolverine. "Wer ist denn hier der Jedi von uns, hä?"

Vinya war für einen Moment versucht, ihn in einen Machtwürgegriff zu nehmen, doch da dämmerte ihr, dass sie ihre Macht statt dessen direkt gegen den Falcon einsetzen könnte. "Wolverine, du bist ein Genie!"

"Was ist denn hier los? Oh mein Gott!" Jack und Raven waren plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht.

"Wo kommt ihr auf einmal her?", brüllte Wolverine gereizt.

Raven beachtete ihn gar nicht und starrte entsetzt dem Falcon hinterher, der immer höher aufstieg. "Oh nein! Jemand klaut den Falcon! Haltet ihn auf!" Raven schlug die Hände vors Gesicht. Vinya hätte ihr am liebsten eine geknallt, wenn sie nicht damit beschäftigt wäre, all die Macht in ihrem Geist darauf zu fokussieren, den Falcon wieder vom Himmel zu holen, bevor er außer Reichweite war.

"Das ist Han", erklärte Wolverine ihr mit bissiger Stimme. "Dein Weltraumstecher macht die Biege, was sagst du dazu?"

"Indy!" Raven schoss an Wolverine vorbei und beugte sich über den noch immer bewusstlosen Indiana. "Indy, wach doch auf! Was ist hier überhaupt passiert?"

Wolverine ließ seine Krallen herausschießen und wollte auf Raven zustürmen, aber Jack schwankte ihm in den Weg. "Bruder, wir müssen uns dringend unterhalten. Raven-"

"NICHT JETZT!"

"NGAAAAAAAAAAAAAH! STIRB DU VERRÄTER!" Vinya brüllte ohrenbetäubend laut über die Stimmen der anderen hinweg. Alle blieben wie versteinert stehen, liegen oder auf Knien hocken und starrten zu Vinya. Das Bild, das sich ihnen bot, war gleichermaßen verstörend wie faszinierend. Vinya hatte die Arme in die Luft gerissen und aus ihren Handflächen schossen grelle lila Blitze hervor. Mit zusammengebissenen Zähnen feuerte Vinya Salven von Blitzen auf den Falcon, unablässig entluden sich immer wieder neue, stärkere Explosionen aus ihren bloßen Handflächen.

"Ich hab ihn gleich", brüllte sie und ihre Stimme klang seltsam dunkel. "Bringt euch in Sicherheit!"

Die Menschenmasse stob auseinander, panisch kreischend suchten die Schaulustigen das Weite. Wolverine und Jack rannten zu Indy und trugen ihn aus der Gefahrenzone. Raven stand eine Weile unschlüssig in der Gegend herum, und während sie noch überlegte, ob sie Vinya zur Hilfe eilen oder sich in Sicherheit bringen sollte, packte Wolverine sie und zerrte sie fort.

Es dauerte nur wenige Sekunden. Der Falcon schwankte hilflos im Kampf zwischen den Machtblitzen aus Vinyas Handflächen und dem Antrieb der Turbinen, das Schiff spotzte und rumpelte ohrenbetäubend laut, legte sich auf die Seite, stieg wieder ein paar Meter in die Lüfte, Vinya stieß einen weiteren lauten Schrei aus und wieder entluden sich violette Blitze in der Luft, schlugen in den Falcon ein, brachten ihn ins Trudeln – und schließlich rissen sie ihn zu Boden, das Schiff landete krachend und hinterließ einen ordentlichen Krater im Boden. Dicke graue Rauchwolken stiegen auf und trieben ihnen allen die Tränen in die Augen.

Die Stille, die nun einkehrte, dröhnte in ihrer aller Ohren. Wenige Augenblicke lang verharrten sie, die Arme schützend über die Köpfe geworfen.

Ein lautes Lachen riss sie endlich aus ihrem Taumel.

"Vinya!" Wolverine war der erste, der aufsprang und zu ihr eilte. "Vinya, geht es dir gut?"

Vinya lachte noch immer. Sie saß auf dem Boden, zeigte auf den Falcon und lachte. "Na, was hab ich gesagt? Wie hab ich das gemacht?"

"Das würde ich auch gern mal wissen", sagte Raven entsetzt. "Woher hast du solche Fähigkeiten?"

"Wenn Vinya das kann, müsstest du das doch auch können", bemerkte Jack weise.

"Kann ich eben nicht!" Raven schüttelte den Kopf. "Machtblitz..." Ihre Befürchtung hatte sich also bestätigt. Das war eine Kraft, die nur Jedi vollführen konnten, die sich der Dunklen Seite der Macht ergeben hatten. Sie selbst würde nie im Leben einen Machtblitz zustande bringen...

"Dafür hast du mich geheilt", erinnerte sie Jack. "Sie hat mich geheilt, wisst ihr! Als sie mich in der Cantina fand, wo mich irgendein impertinenter Kleingeist einfach so meinem Schicksal überlassen hat, hat sie mich gefunden und mich mit ihren heilenden Kräften wieder ins Leben zurück geholt!"

"Impertinenter Kleingeist?" Wolverine klappte die Kinnlade herunter.

Raven lächelte und schob Wolverine beiseite. "Du übertreibst, Jack."

"D-du meinst... du hast heilende Kräfte?" Nun lag die Überraschung bei Vinya.

"Sieh her." Raven kniete sich neben Indy. Sie legte die Hände zusammen wie zum Gebet, schloss die Augen, murmelte ein paar unverständliche Worte, dann legte sie die Handflächen über den bewusstlosen Indy und konzentrierte sich. Ähnlich wie bei Vinya Blitze aus den Handflächen getreten waren, entsprang Ravens Händen eine Art weiße Materie wie kleine, verschlungene Kondensstreifen, hüllte sich um Indianas Körper, umschlangen ihn, drangen unter seine Haut, erweckten seine Lebensgeister. Indy schlug die Augen auf und blickte Raven fragend an. "Was ist passiert? Wo bin ich? Und... warum liegst du halb auf mir drauf?"

Wolverine packte Raven am Kragen und zog sie hoch. "Das ist nicht so, wie du denkst", blaffte er Indy ungerührt an. "Fräulein hier interessieren solche niederen Gelüste nämlich nicht mehr."

Jack erwies sich wieder einmal als Stimme der Vernunft und räusperte sich bedeutungsvoll. "Das können wir später immer noch ausdiskutieren. Vorerst sollten wir uns um Han kümmern."

"Und wie ich mich um den kümmern werde", zischte Wolverine zwischen zusammen gebissenen Zähnen und ließ seine Krallen ausfahren.


Am dritten Tag nach dem kleinen Zwischenfall im Raumhafen konnte Han schon wieder halbwegs laufen. Seine Beine fühlten sich noch immer ziemlich wacklig an und sein Kopf dröhnte wie ein Presslufthammer, aber das dringende Bedürfnis, dieses triste Krankenzimmer zu verlassen, überwog seine Schmerzen. Dieser verfluchte defekte Medibot hatte Tag und Nacht neben seinem Bett Wache gehalten und dabei in einer Tour gefiept wie ein getretener Bantha. Und die einzige, die ihn besucht hatte, war Raven gewesen, und die war schlichtweg unerträglich, wenn sie stundenlang an seinem Bettrand gesessen und ihm mit strahlenden Augen begeistert von der Macht des Lichts erzählt hatte, die ihr Herz ausfüllte und sie von nun an nur noch Gutes tun lassen wollte. Und sein Ego hatte beträchtlich darunter gelitten, dass sie seinem halbnackten, geschundenen (aber dennoch jederzeit einsatzbereiten) Körper felsenfest widerstanden hatte, obwohl er mit seinen Andeutungen kaum deutlicher hätte werden können.

Han schlüpfte in seine Klamotten und trat hinaus. Es war früh am Abend, die Luft war ziemlich kühl, aber die zwei Sonnen warfen noch immer ein leuchtend orangerotes Licht auf den Planeten. Er atmete tief durch. Die Stille des Planeten und die kühle Brise beruhigten seinen aufgewühlten Geist etwas. Er lockerte seine Muskeln und überlegte kurz, dann machte er sich langsam auf den Weg zum Raumhafen, um seinem geliebten Falcon einen Besuch abzustatten, oder dem, was davon übrig geblieben war.

Zur gleichen Zeit saßen Vinya, Raven, Jack, Indy und Wolverine beim Abendessen. Master Vandar hatte es nicht geduldet, dass sie mit den anderen Jedi-Schülern im großen Speisesaal aßen, statt dessen dinierten die Herrschaften recht bescheiden, aber immerhin unter sich, in einem Nebenzimmer. Das Abendessen war alles andere als feudal, und natürlich musste der Gourmet vom Dienst – Jack Sparrow – sich darüber lautstark beschweren.

"Frechheit, uns einen solchen Fraß vorzusetzen! Da ziehe ich ein Fünf-Gänge-Menü a la Snape vor", murrte er und matschte seinen Kartoffelbrei durch.

Wolverine grinste zu Raven, manchmal war Jack ja doch zu etwas zu gebrauchen. "Wo du schon den Hauselfen erwähnst, Jack... ich muss zugeben, ich frage mich, was er wohl gerade tut, so ganz allein in unserem Schloss! Er fragt sich bestimmt, ob wir ihn vermissen..."

Raven schaufelte unbeeindruckt ihr Essen in sich hinein. Hatte Wolverine immer noch nicht bemerkt, dass sie ihn seit ihrer letzten Auseinandersetzung ignorierte? Als ob sie es nötig hätte, sich auf dieses Niveau herabzulassen, jetzt, da sie eine Jedi war!

"Ich vermisse ihn ganz bestimmt nicht", knurrte Vinya, die statt an ihrem Essen lieber an Indys Ohrläppchen kaute. "Du etwa, Raven?"

"Nein, Vinya, meine Gedanken kreisen einzig und allein darum, der Hellen Seite zu dienen, die Galaxis von ihrem Unrecht zu befreien, gestrauchelten Jedi wieder den rechten Weg zu weisen..."

Wolverine warf sein Besteck auf den Tisch, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte knurrend die Arme.

"Was hat er denn plötzlich?", fragte Raven arglos, als ob Wolverine gar nicht mehr da wäre.

"Herrje! RAVEN! Wann kommst du eigentlich wieder zur Vernunft?" Indy runzelte die Stirn. "Merkst du eigentlich nicht, wie... wie arrogant und weltfremd du geworden bist, seit wir hier sind? Ich habe es euch von Anfang an gesagt, dieser Jedi-Kram ist die reinste Gehirnwäsche, du musst doch merken, wie sehr du dich verändert hast! Wie sehr du die Menschen, die du liebst und die dich lieben, damit vor den Kopf stößt! Geht das denn nicht in deinen verdammten Dickschädel!"

Seine Stimme war mit jedem Wort lauter geworden, zum Schluss hatte er so laut gebrüllt, dass Jack erschrocken den Kopf in den Schultern vergrub und sich die Ohren zuhielt. "Nicht schon wieder, hört doch bitte endlich auf, euch zu streiten! Himmel, Gesäß und Nähgarn noch eins!"

Raven legte den Kopf schief und sah Indy prüfend an. "So sehr ich auch deine Anteilnahme an meinem Schicksal zu schätzen weiß, Indiana... nicht ich bin es, um die du dich sorgen solltest. Ich nehme die Lehren der Jedi lediglich an, um sie mit dem Rest der Galaxis zu teilen, ich will die Macht einsetzen, um anderen Menschen zu helfen, ihnen den Weg zu erleuchten, im Gegensatz zu deiner Verlobten, die die Macht nur für ihre eigenen Zwecke missbraucht..."

"...Hä?" Indy bedachte Vinya mit einem Blick, der zu fragen schien, ob Raven noch alle Tassen im Schrank hatte. "Was verdammt noch mal stimmt mit ihr nicht?"

"Was willst du, ne Liste?" Vinya schwang sich von seinem Schoß und schlich um den Tisch herum zu Raven. "So, meine Liebe, jetzt hör mir mal zu. Glaubst du eigentlich, dass irgendjemand von uns dein Geschwafel vom tugendhaften Pfad des Lichts und dein krankhaftes Helfersyndrom ernst nimmt? Du redest einen ausgemachten Schwachsinn zusammen, das ist unglaublich! Du redest wirklich, als hättest du jedes einzelne Werk unseres Möchtegernschriftstellers Luke Skywalker gefressen, Zehn Punkte Pfad zum Befolgen der Hellen Seite und so weiter! Denk nach, denk doch nur ein einziges verdammtes Mal nach!"

"Es heißt 'Helle Seite im Alltag – Ein Zehn-Punkte-Plan", korrigierte Raven.

Vinya blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und biss die Zähne zusammen, um die brodelnde Wut, die in ihr aufstieg, nicht völlig die Oberhand gewinnen zu lassen. Noch war sie nicht vollkommen der Dunklen Seite verfallen, noch würde sie nicht ohne weiteres jemanden töten, der ihr ihn irgend einer Weise nahe stand... noch nicht... aber wenn Raven so weiter machte, würde sie... Machtwürgen wäre ganz spektakulär, oder sollte sie Raven vielleicht doch unter Strom setzen? Ihr das Leben langsam aussaugen? Ihr eine Seuche an den Hals schicken? Sie dazu bringen, im Ententanz durch das Esszimmer zu gackern?

Jack war aufgesprungen und raufte sich verzweifelt die Haare. "Mädels, hört auf euch zu zanken, bitte", flehte er, bevor er sich hinter den breiten Schultern Indys, der ebenfalls aufgesprungen war, versteckte.

"Sieh es endlich ein", Raven klimperte mit den Augen, "die Dunkle Seite hat dich ergriffen und macht dich zu einer Marionette deiner Machtgier, deiner Sucht danach zu herrschen, zu töten, dich deinen niederen Instinkten hinzugeben..."

Vinyas Augen glühten vor Zorn. Sie spürte, wie das Blut in ihren Ohren rauschte und in ihren Adern kochte. Es war vorbei mit der Zurückhaltung, sie ertrug dieses Geschwätz keine Sekunde länger! Instinktiv griff sie nach ihrem Lichtschwert, und im gleichen Moment sah sie aus den Augenwinkeln, wie Raven rasch ihr eigenes Schwert zückte. Im nächsten Moment standen sie sich gegenüber und zielten mit ihren Waffen aufeinander, beide gleichermaßen überrascht wie kampfbereit.

"Wir sind wohl doch nicht so verschieden", bemerkte Vinya und zog die Augenbrauen zusammen. Wssssss... der glühende Klinge aus rotem Licht tanzte summend und leuchtend gefährlich unter Ravens Nase.

Ravens Lichtschwert blieb ruhig auf Vinyas Brust gezielt. "Oh doch, das sind wir. Ich würde mich nie der Dunklen Seite hingeben, wie du es tust, Vinya."

Die Männer indessen dachten gar nicht daran, einzugreifen... mit zwei temporär unzurechnungsfähigen Jedi-Azubis wollte sich keiner von ihnen unbedingt anlegen. Sie blieben sicherheitshalber am Tisch sitzen und beobachteten mit gemischten Gefühlen das sich anbahnende Lichtschwertduell.

Vinya schnaubte verächtlich und ließ das Schwert ein wenig sinken. Ravens Laserschwert hingegen rührte sich keinen Millimeter vom Fleck. "Doch auch du kannst noch gerettet werden, Vinya! Lass mich dich zurück ins Licht führen, gib den dunklen Gefühlen in deinem Herzen nicht nach..."

"Was für dunkle Gefühle?" Vinyas Stimme überschlug sich. "Alles was ich will, ist leben wie ich will, Sex haben wann und mit wem ich will, mich den schönen Dingen des Lebens widmen, Kekse backen und Wettsaufen mit Jack und nächtelang Filme schauen und zocken, na ja und vielleicht hier und da ein kleiner Mord, mehr will ich gar nicht!"

"Vinya, spürst du nicht, wie du mehr und mehr-"

"Was bist du doch für ein dummes... Mondkalb!", schnappte Vinya. "Verblendet von deiner Überzeugung, statt die Augen zu öffnen und der Realität ins Gesicht zu blicken!" Ihre Augen verdunkelten sich, ihr Blut kochte. "Du wirst es nie verstehen, das Ausmaß der Macht der Dunklen Seite, all die Wege, die sich dadurch eröffnen, wirst du nie zu schätzen wissen!" Vinyas Augen funkelten Raven voller Hass an. Sie schwang ihr Lichtschwert surrend durch die Luft, bereit, Raven niederzustrecken.

"Nur zu", entgegnete Raven. "Greif mich an, und ich zeige dir, dass die Helle Seite der Dunklen immer überlegen sein wird. Worauf wartest du noch, ein Stichwort? Muss die Dunkle Macht in deinem Herzen erst durch Worte entfacht werden? Bist du plötzlich verweichlicht, edle Sith-Meisterin?"

Das Rauschen des Blutes in ihren Ohren machte Vinya blind für alles andere, überkam endlich das letzte bisschen Vernunft in ihr, als sie ausholte und das Lichtschwert auf Raven nieder sausen ließ. Raven wehrte den Schlag ab, die glühenden Klingen trafen summend aufeinander, Funken stoben, die Luft schien förmlich zu vibrieren... Vinya verlagerte all die Kraft ihres Körpers in ihre Arme, versuchte, Raven zurück zu drängen, Raven hielt dagegen, schaffte es schließlich, Vinya ein Stück zurück zu stoßen, hob ihr Lichtschwert und holte erneut zum Schlag aus, den Vinya allerdings mühelos parierte. Jack, seinerzeit selbst ein Meister der Klinge (auch wenn er sich heutzutage eher auf den Wischmopp verstand) strahlte vor Stolz, dass die beiden sich als so talentierte Schwertkämpferinnen entpuppten. Raven schlug nach Vinyas Bein, Vinya parierte. Raven drehte sich schnell einmal um die eigene Achse, schlug nach Vinyas rechtem Arm, Vinya parierte erneut. "So wie du kämpfst, könnte man glatt an deinem edlen Gemüt zweifeln", keuchte Vinya, überrascht über Ravens verbissenen Einsatz.

"Nicht jeder Konflikt kann mit Worten beigelegt werden", schimpfte Raven und vollführte einen gewandten Schlenker mit ihrem Lichtschwert. "Selbst für mich nicht! Wenn es darum geht, der Dunklen Seite Einhalt zu gebieten, bin ich gern bereit, alles dafür zu tun und dafür die Konsequenzen zu tragen!"

Indiana stand auf und klatschte energisch in die Hände. "So, Mädels, das hat uns allen viel Spaß gemacht, aber jetzt ist hier mal Schicht im Schacht, bevor doch noch jemand verletzt wird."

Raven, von ihm abgelenkt, hatte keine Möglichkeit mehr, sich gegen Vinyas Machtstoß zu wehren - sie flog in hohem Bogen einige Meter durch die Luft und landete direkt zu Jacks Füßen. Jack half ihr auf und beförderte sie mit einem Schlag auf den Po zurück in den imaginären Kampfzirkel, was allerdings nicht sonderlich günstig war, denn dummerweise hatte Raven bei ihrem Freiflugversuch ihr Lichtschwert fallen lassen, das war quer durch das Zimmer gekullert und außer Ravens Reichweite.

"Das macht es mir um so leichter!" Vinya lachte gehässig.

Raven trat einen Schritt zurück und sah sich Hilfe suchend nach den Jungs um. "Spätestens jetzt könntet ihr euch mal nützlich machen und mir helfen!"

Wolverine lachte in sich hinein. "Die große Verteidigerin des Lichts schafft es wohl nicht alleine, die Galaxis von der Dunkelheit zu befreien, hm? Sie scheitert schon an einer einzigen Gegnerin, die noch nicht einmal vollends der Dunklen Seite verfallen ist." Er hatte die Augen aufgerissen und Raven ziemlich bösartig nachgeäfft.

"Ähm", Raven hüpfte zur Seite, als Vinyas Lichtschwert knapp an ihrem Kopf vorbei sauste, "ihr seht schon, dass sie gerade im Begriff ist, mich niederzumähen, oder?"

Indy klatschte wieder in die Hände. "Jetzt ist aber wirklich Schluss, oder soll ich euch beide übers Knie legen!"

"Du solltest dich da heraus halten." Vinya warf Indy einen Blick zu, der über jeden Widerspruch erhaben war.

"Ich sollte mich da wirklich heraus halten", stimmte Indy achselzuckend zu.

Raven verdrehte die Augen. "Du manipulierst selbst deinen eigenen Verlobten! Wie tief willst du eigentlich noch sinken? Was kommt als nächstes?"

"Das zeige ich dir gern, meine Liebe."

Endlich ließ Vinya das Lichtschwert sinken. Sie legte es auf den Tisch – und dann sprang sie mit einem Satz in Wolverines Arme, schlang ihre Beine um seinen Unterkörper und die Arme um seinen Hals. Raven ließ einen unterdrückten Schrei hören. "Was tust-"

Die nächsten Worte blieben ihr buchstäblich im Hals stecken, als sie beobachten musste, wie Vinya ihre Hände über Wolverines Brust fahren ließ, sich in seinem Hinterkopf festkrallte und ihn so wild küsste, dass er gar nicht anders konnte, als den Kuss ebenso leidenschaftlich zu erwidern. Wolverine stöhnte tief und dunkel, Vinyas Hände fuhren wild durch seine Haare, Wolverines Hände fuhren hungrig unter ihre Robe und ihren Rücken hinauf. Sie pressten sich an einander, Wolverine krallte sich in Vinyas Hintern fest und sie schlang ihre Beine fester um seinen Unterleib, sie versanken immer tiefer und wilder in diesem Kuss, Wolverine biss vollkommen selbstvergessen in Vinyas Unterlippe, was sie erwiderte, in dem sie ihre Fingernägel in seinem Nacken vergrub und in langsamen Linien seinen Rücken hinab kratzte. Wolverine knurrte vor Ekstase, als Vinya unter sein Hemd fuhr und ihre Finger über seine nackte Haut strichen. Sie schienen ihre Umgebung und die Tatsache, dass außer ihnen noch andere Menschen mit im Zimmer waren, völlig zu vergessen. Wie Vinya vermutet hatte, war Wolverine richtig ausgehungert – kein Wunder natürlich, da er unfreiwillig von Ravens sich selbst auferlegtem Zölibat in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Schließlich wurde es Indiana zuviel, er griff endlich ein und zerrte Vinya schimpfend von Wolverine fort.

Wolverine öffnete langsam die Augen und erblickte die verschwommenen Silhouetten seiner Freunde, ihre Stimmen drangen undeutlich an sein Ohr, er fühlte sich, als wäre er meilenweit unter Wasser, jeder Atemzug bedeutete eine enorme Anstrengung für ihn. Er ließ sich in seinen Stuhl sinken und rieb sich die Stirn. Wenn das die Dunkle Macht war... ihre Macht... dann war das eine Million mal besser als Ravens wirres Heiland-Getue.

Indy blickte hilflos von Vinya zu Wolverine. Er hatte verdammt große Lust, dem Mutanten gehörig die Visage zu polieren, wenn der nicht ohnehin schon so einen halbtoten Eindruck machte. Und auch musste er sich eingestehen, dass eine Sorge in seinem Herzen aufkeimte, die seinen Körper erstarren und seine Gedanken rotieren ließ. Hatte Raven am Ende in ihrem Wahn etwa doch Recht!

"Siehst du, was dir entgeht, wenn du so weiter machst?", lachte Vinya hämisch. "Macht dich das nicht wahnsinnig, das mit anzusehen?"

Raven hatte in der Tat schwer mit sich zu kämpfen gehabt. Wie schwer es war, ihren Geist zu beruhigen, wenn diese Wut und diese unterdrückten Rachegelüste ihr Herz verzehrten... So schwer! Nach einer Weile der unerträglichen Stille räusperte sie sich. Die Jungs hielten in Erwartung ihrer Antwort den Atem an. "Nein", sagte sie dann, "Es bestärkt mich nur noch mehr in meiner Überzeugung, Vinya."

Vinya schoss auf Raven zu. "Ganz sicher?" Ihre funkensprühenden Augen bohrten sich in Ravens Verstand. "Hör endlich auf, dich selbst zu belügen! Wie kannst du all dem abschwören, was früher den einzigen Sinn deines armseligen Lebens ausgemacht hat?"

Jack nahm all seinen Mut zusammen. "D-du, darf ich dich daran erinnern, dass das auch der einzige, ähm, primäre, Sinn deines, ähm... deines Lebens ist?"

"Und wenn schon! Das ist doch genau das, was ich meine! Hör auf, dir und uns etwas vor zu machen! Aus welchem Grund auch immer du plötzlich die Heilige spielst, das ist nicht dein Weg, das ist nicht der richtige Weg!" Vinya schüttelte den Kopf. "Komm zu mir auf die Dunkle Seite, wir könnten gemeinsam stark sein, gemeinsam alles unterwerfen, gemeinsam die Galaxis beherrschen!"

Raven schlug sich vor die Stirn. "Was redest du da?"

Wolverine, dessen Sinne wieder halbwegs beisammen waren, trat zwischen sie. "Ihr hört jetzt verdammt noch mal beide auf mit diesem Quatsch! Was soll das überhaupt, ständig höre ich nur Helle Seite, Dunkle Seite! Könnt ihr nicht einfach wieder ihr selbst sein? Irgendein gesundes... Zwischending? Keiner von euch ist ausnahmslos gut oder böse, seid doch bitte verdammt noch mal wieder ihr selbst! Normal!"

"Mit Jedi-Kräften!", warf Jack enthusiastisch und mal wieder völlig unpassend ein.

Raven und Vinya sahen sich einen Moment lang an und dachten nach. "Nein", antworteten sie dann entschieden im Chor. "Und ich werde mich niemals auf die Dunkle Seite schlagen", fügte Raven selbstsicher hinzu.

"Aber warum nicht? Warum lässt du dir dieses Geschenk entgehen? Sag es mir!"

"Erstens, Menschen zu manipulieren und sie als bloße Mittel für deine egoistischen, kranken Zwecke zu degradieren, auszunutzen oder gar zu töten, ist falsch. Zweitens, die Dunkle Seite macht einen schlechten Teint."

"Äh? Was?" Vinya griff einen Löffel vom Tisch und prüfte ihr Ebenbild. Gut, ein bisschen blasser war sie schon geworden, aber im Vergleich zu Ravens geliebtem Hauselfen sah sie noch immer aus wie das blühende Leben.

"Ach du meine Güte, was ist denn hier los?" Niemand hatte bemerkt, dass Master Vandar eingetreten war (er war aber ja auch nur knapp 50 Zentimeter hoch). "Meine Schülerinnen duellieren sich? Hier, in den geheiligten Räumen der Enklave? Ich bin fassungslos!" Er schüttelte seinen kleinen schrumpeligen Kopf.

Raven ließ die Schultern hängen. "Das ist alles nur ihre Schuld, Meister, sie hat mich herausgefordert..."

"Ein Jedi lässt sich nicht provozieren! Es gibt keine Gefühle, es gibt nur Gelassenheit, der Jedi-Kodex, mein Kind!"

"Aber Vinya ist der Dunklen Seite verfallen und man muss sie retten!"

"Ist sie das?" Vandar tapste um Vinya herum.

"Seht doch nur, wie der Hass in ihren Augen lodert!", rief Raven verzweifelt.

Vandar sprang auf den Tisch und winkte Vinya zu sich, von wo aus er sie kritisch beäugte. "Ich meine, Padawan Vinya sieht doch ganz adrett aus. Ein wenig blass vielleicht, aber ich sehe keinen bemerkenswerten Unterschied zu ihrem Aussehen bei ihrer Ankunft hier."

Jack beugte sich zu Wolverine und flüsterte ihm etwas ins Ohr. "Wenn man so grün ist wie der da, kommt einem ein fahlgrauer Teint wohl tatsächlich 'adrett' vor."

"Du musst gerade reden", fauchte Wolverine in Andeutung auf Jacks eigene Fähigkeit, seine Gesichtsfarbe einer Ampel gleich seinem jeweiligen Alkoholpegel anzupassen.

"Siehst du?", triumphierte Vinya.

"Nichtsdestotrotz muss ich Euch in mein Büro bitten, also folgt mir bitte." Vandar sprang vom Tisch und wackelte voraus. "Ihr habt den wichtigsten Punkt der Enklave-Ordnung verletzt, in dem Ihr Euch innerhalb des Geländes mit Waffen und Machtfähigkeiten duelliert habt. Das kann selbstverständlich nicht ungesühnt bleiben."

Die drei verließen das Zimmer – Vandar vorweg, Raven mit schuldbewusst gesenktem Kopf hinterher und Vinya zwinkerte Wolverine über die Schulter zu, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Jack, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet, sprang auf und schnappte sich Ravens am Boden liegendes Lichtschwert. "Wow!", sagte er mit großen runden Kulleraugen, ließ den grünen Lichtstrahl hervor schießen und zuckte dabei ehrfurchtsvoll zusammen. "Das will ich jetzt auch mal ausprobieren!" Er grinste von einem Ohr zum anderen und winkte Wolverine zu, der, Indys genervtes Aufstöhnen ignorierend, Vinyas rotes Lichtschwert ergriff. Die beiden begannen, mit surrenden Lichtschwertern um einander herum zu tänzeln, Jack stieß mit der Klinge nach Wolverine, der sprang zurück und wirbelte Vinyas Lichtschwert über Jacks Kopf – und riss ihm damit den Hut herunter, der zischend und kokelnd in Indys Kartoffelbrei landete.

"VERDAMMT NOCH MAL JETZT VERLIERE ICH ABER LANGSAM DIE GEDULD!" Indy stieß den Tisch um, vor Wut zitternd rannte er zur Tür, hob den Zeigefinger und schnappte nach Luft, schüttelte den Kopf, drehte sich um, griff nach der Türklinke, drehte sich noch mal um und schimpfte, "Jetzt fangt ihr auch schon so an, wollt ihr etwa enden wie DIE!"

Wolverine und Jack blickten sich verdutzt und sprachlos an.

Indy schäumte. Er warf die Hände über den Kopf, trat schwungvoll gegen die Tür, biss die Zähne zusammen und grollte vor Schmerz, riss die Tür so heftig auf, dass sie ihm an den Kopf knallte, ließ noch eine ganze Salve Schimpfwörter hören und knallte dann wutentbrannt die Tür hinter sich zu.


"Das ist alles nur deine Schuld", heulte Raven und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. "Ich bin doch nicht hier her gekommen, um Jedi-Klos zu wischen, verdammt..." Sie schleuderte ihren Putzlappen in den Eimer neben ihr, gefolgt von ihren lila Gummihandschuhen.

"MEINE SCHULD!" Vinya lachte hysterisch und warf mit ihrem Lappen nach Raven. "Warte bloß ab bis ich mein Lichtschwert wieder habe, du..."

"Wenn du mich nicht angegriffen hättest, könnten wir jetzt für unsere Abschlussprüfung lernen, statt hier Strafarbeiten abzubrummen!"

"Wie, du regst dich doch nicht etwa auf?" Vinya setzte sich neben Raven auf den Boden und strahlte sie verheißungsvoll an. "Kommt da vielleicht doch noch jemand zur Vernunft?"

"WAS HAT ES MIT VERNUNFT ZU TUN WENN ICH MICH AUFREGE!"

"Hm, hast du also doch noch nicht all deine Menschlichkeit... oder wie du es nennst, niederen Instinkte verloren. Bravo, meine Liebe." In Vinyas Augen blitzte etwas auf.

Raven versenkte den Arm im Putzeimer und beförderte den patschnassen Wischlappen hervor, den sie auf den Boden klatschte, so dass sie und Vinya über und über mit ekligem Schmutzwasser bespritzt wurden. "Du verstehst gar nichts!", keifte sie, "aber falls du es unbedingt darauf anlegst, dann herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft! Du bringst mich wirklich zur Weißglut!"

"So gefällst du mir schon viel besser", sagte Vinya und klaubte einen Klumpen Schmutz aus ihrem Auge. "Vielleicht ist ja für dich doch noch nicht alle Hoffnung verlo- OH!" Sie stockte und sah Raven verdattert an.

"WAS!", tobte Raven.

"Dein Gesicht..." Vinya schüttelte schwer beeindruckt den Kopf.

"Was ist damit?" Raven befühlte besorgt ihre Stirn und ihre Wangen. Sie sprang auf, rannte hinüber zu den Waschbecken und sah in den Spiegel. Eine ziemlich fertig aussehende Raven blickte ihr entgegen, aber ihre Gesichtsfarbe war mehr rosa als grau. Keinerlei äußerliche Anzeichen für ihre 'Gesinnung'. Keine Schatten unter den Augen, keine hervortretenden Äderchen, keine blutunterlaufenen gelblichen Pupillen.

"Hehe, darauf fällst du auch noch rein", kicherte Vinya.

Raven presste die Lippen zusammen, schoss herum und rannte mit ausgestreckten Armen auf Vinya zu, riss sie um und wollte sie ein wenig strangulieren, allerdings war Vinya schneller und beförderte die kreischende Raven mit einem grell leuchtenden Machtblitz zu Boden. Leider hatte die Meisterin der Finsternis sich ein wenig verkalkuliert – der Blitz durchzuckte Raven, und die kleinen, scheinbar harmlosen Verästelungen aus puren, violett leuchtenden Stromschlägen schlugen mitten in die Wasserlache auf den Fliesen ein, breiteten sich zu einer unkontrollierbaren Woge aus nahezu tödlicher Energie aus und schickte beide fürs erste ins Land der Träume.


Han verschwand in einer in den Boden des Falcons eingelassenen Ladeluke für geheimes Schmugglergut und wühlte sich ein Weilchen durch einige Kisten, bis er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. Die Einkaufstüte aus dem Dantooine-Souvenirshop. Er kicherte in sich hinein. "Vortrefflich!" Er hatte schließlich noch zwei kleine Geschenke für die werten Damen. Er verabschiedete sich von den Reparaturdroiden, die den Falcon schon fast wieder in seinen Ausgangszustand zurück versetzt hatten (klapprige Rostmühle) und machte sich, ein fröhliches Liedchen pfeifend, auf den Weg zurück zu den anderen.
"Geht's dir jetzt besser?", fragte Jack und ließ sich neben Indiana auf die Bank sinken.

"Es würde mir wesentlich besser gehen, wenn wir wieder zu Hause wären", antwortete Indiana schwermütig. "Erst dieser Zickenterror beim Abendessen und dann prügeln sie sich auf dem Klo gegenseitig bewusstlos..." Er runzelte die Stirn. "Ich weiß wirklich nicht, was in Vinya gefahren ist."

Jack bot ihm einen Schluck aus seiner Flasche Rum an. "Entspann dich. Ich habe rein zufällig etwas aufgeschnappt, das für dich von Interesse sein dürfte."

"Geht's vielleicht noch kryptischer?", murrte Indy.

Jack ließ die Goldzähne aufblitzen. "Also, hör zu..." Minutenlang flüsterte er Indy ins Ohr, was er an jenem Tag im Innenhof aufgeschnappt hatte, als Vandar unbedacht Selbstgespräche geführt hatte.

"Ach du meine Güte", staunte Indy, als Jack geendet hatte. "Das wird ihnen aber gar nicht gefallen..."

"Ich weiß aber, wem das gefallen wird", sagte Jack verschwörerisch. "Wir müssen Wolverine davon erzählen."


Der Tag der Abschlussprüfung rückte näher und näher. Raven meinte, es hätte ihnen gar nichts besseres passieren können, als im Krankenzimmer Besuchsverbot unterstellt zu sein, so konnten sie ihre ganze Konzentration auf das Lernen verwenden. Dass Vinya ganz und gar nicht ihrer Meinung war, lag auf der Hand. Während rings um Raven herum im Krankenbett stapelweise Bücher lagen, in denen sie interessiert blätterte und mit Post-its die wichtigsten Stellen markierte, verbrachte Vinya die endlos langen Stunden mit der akribischen Planung ihrer Übernahme der Galaxis.

Vandar erschien am nächsten Tag in aller Frühe und scheuchte die Damen aus dem Bett. "Heute ist Euer letzter Tag in unserer Akademie", verkündete er und konnte seine Freude und Erleichterung darüber nur schwer verbergen. "Euch steht nur noch die Prüfung bevor. Ich hole Euch in einer halben Stunde hier ab."

Vinya schlüpfte in ihre Tiger-Hausschuhe. "Wenn's denn sein muss", grummelte sie, "ganz schön armselig, ich hätte mir als Abschlussprüfung ja eher ein ordentliches Kräftemessen gewünscht. Ein Machtduell, ein Lichtschwertkampf, irgendwas brutales."

"Das war mir klar." Raven ersparte sich die Predigt, die ihr schon wieder auf der Zunge lag – dass der Praxis immer erst die Theorie voraus gehen musste, dass man erst lernen musste, welche Wege man einschlug, um das volle Ausmaß ihrer Konsequenzen einschätzen zu können – aber so wie sie das sah, bestand für Vinya sowieso keine Hoffnung mehr.

Vinya legte noch schnell etwas aschgraues Make up und blutroten Lidschatten und Lippenstift auf und betrachtete sich zufrieden zähnefletschend im Spiegel.

Vandar klopfte genau eine Stunde später wieder an ihre Tür. "Seid ihr bereit für die Prüfung, Schüler?", fragte er feierlich.

Raven verneigte sich huldvoll. "Natürlich, Meister, bereit, mich Eurem Urteil zu stellen, bereit, mich in der Macht zu beweisen, bereit-"

"Ja, wir sind fertig, du kleine stinkende schleimige Mistmade", zischelte Vinya.

"W-wie? Ähm... nun ja... nichtsdestotrotz... folgt mir bitte."

"D-du meinst..." Wolverine sah aus, als wäre Weihnachten vorverlegt worden. "Das ist die beste Nachricht, die ich seit langem gehört habe!"

"Das werden unsere Mädels wohl nicht so sehen", gab Indy zu bedenken.

"Wie weit bist du mit dem Schiff?", fragte Jack, an Han gewandt.

"Ich wüsste nicht, was dich das interessiert", gab Han zurück. "Der Falcon müsste morgen früh startklar sein. Und morgen früh bin ich hier weg."

"Momentchen mal-"

"ICH fliege nach Tattooine, was, wie ihr euch vielleicht erinnern könnt, mein primäres Reiseziel war! Ich hab das hier alles lange genug mitgemacht, ich will nach Hause!"

Jack zwirbelte nachdenklich seinen Bart. "Han, ich bin mir deiner misslichen Lage wohl bewusst, aber was soll denn dann aus uns werden?"

Wolverine wurde etwas deutlicher. "Wage es nicht, auch nur daran zu denken, von hier abzuhauen, Han Solo. Noch so ein Fluchtversuch... nächstes Mal werde ich nicht so zärtlich zu dir sein, kapiert?"

"Wie schade, ich hatte mich gerade daran gewöhnt." Han grinste gequält. "Aber das ist immer noch MEIN Schiff und ich fliege damit nach Tattooine! Ist doch nicht mein Problem, wenn die Herrschaften auf dieser gottverdammten Entschuldigung für einen Planeten festsitzen! Das habt ihr nun davon, euch mit zwei so psychotischen, geistig tiefergelegten Bräuten einzulassen!"

Wolverine beantwortete diese Beleidigung mit einem gut gezielten Faustschlag gegen Hans Unterkiefer.

"Wie kannst du so etwas sagen!", schmollte Jack. "Geistig tiefergelegt, also das sind sie ja nun wirklich nicht."

"Das führt doch zu nichts", resignierte Indy. "Han, du fliegst uns zurück zur Erde. Dann kannst du von mir aus zurück nach Tattooine. Tu es für mich."

"Tu es für Vinya, bevor sie dir auch noch das letzte Krümelchen Verstand aus dem Hirn machtblitzt", drohte Wolverine.

"Ach ja? Dann hindere mich doch daran." Han rappelte sich vom Boden auf, zückte seinen Blaster und zielte genau zwischen Wolverines Augen.

"Was waren das denn bitte für Fragen!" Vinya raufte sich die Haare. "Ein sterbenskranker Bettler fleht Euch um ein paar Credits an, um mit seiner ebenfalls sterbenden Frau ein letztes Mal zurück zu ihrem Heimatplaneten zu fliegen – wie reagiert Ihr?"

"Ich gebe ihm die Credits und lege noch etwas drauf, damit er nach Coruscant gehen und dort einen Arzt aufsuchen kann", sagte Raven. "Wieso, was hast du geantwortet?"

"Na was wohl! Ich machtüberrede ihn, seiner Frau den Schädel einzuschlagen und danach in die Grube zu springen, bevor sich die Seuche noch ausbreitet!"

"Jedenfalls war die ganze Lernerei umsonst. Ich habe quasi die ganze Geschichte des Jedi-Ordens gelernt, Aufstieg und Fall aller wichtigen Jedi-Meister und Sith-Lords, und wofür!"

Vinya kicherte schadenfroh. "Entschuldige mich bitte, aber mein Verlobter wartet sicher auf mich. Ich habe einiges nachzuholen, wenn du verstehst." Sie ließ Raven stehen und eilte zu ihrem Quartier.