Kapitel 112/2 – Episode 00 – The KS&G Wars ----- TEIL II
Sprachlos starrte Han auf das Häufchen Metall und Staub, das einst sein Blaster gewesen war. Wolverine ließ seine Krallen wieder einfahren und rieb sich die Hände. "Dann hätten wir das ja jetzt auch geklärt", sagte er. "Bringen wir das Gepäck an Bord. Ich kann es kaum erwarten, von hier weg zu kommen."
"Wie wäre es mit einer kleinen Abschiedsfeier?", schlug Jack vor. "In der Cantina?"
"Klingt gut." Indy schnappte seinen Hut.
"Ohne mich." Wolverine streckte sich. "Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Nacht."
Raven schlief schon, als er eintrat. Wolverine atmete erleichtert auf, legte sich neben sie und deckte sich zu.
Zehn Minuten später ließ ihn ein lautes Wummern aus dem Halbschlaf hochschrecken. Er blieb sekundenlang sitzen und horchte in die Stille. Gerade, als er dachte, sich das nur eingebildet zu haben und er sich wieder hinlegen wollte, wummerte es erneut gegen die Tür.
Mit einem Satz war er aus dem Bett gesprungen und hatte die Tür aufgerissen. "Was ist denn!", knurrte er verstimmt.
"Weißt du, wo Indy ist?", fragte Vinya und lehnte sich gegen den Türrahmen.
Wolverines Blick fiel in ihr Dekolletee, das der Fantasie nur noch wenig Spielraum ließ. Er schüttelte geistesabwesend den Kopf. "Ich äh..."
"Ist er etwa schon wieder in der Cantina?", zischte Vinya.
Da fiel es Wolverine wieder ein. "Ja, er ist mit Jack in der Cantina..."
"Heute ist MITTWOCH!" Vinya zwirbelte nervös eine Haarsträhne zwischen den Fingerspitzen.
Wolverine überlegte kurz, ob er wissen müsste, worauf sie anspielte, aber es fiel ihm partout nicht ein. "Mittwoch?"
Vinya hielt ihm den Flyer unter die Nase, den Vandar ihr damals gegeben hatte. "Unten links!"
Er rieb sich die Augen und las. Eine Ecke des Werbeflyers für die Jedi-Akademie verkündete Sponsored by Dantooine Cantina! Live-Strip jeden Mittwoch! Die knackigsten Twi'Lek-Girls gibt es nur bei uns! Solche Kopfschwänze haben Sie noch nie gesehen!
"Cool, hätte ich eher gewusst, dass es da heute Nacht Live-Strip gibt..." Wolverine bemerkte Vinyas hasserfüllten Blick. "...Ich meine... Unverschämtheit, also wirklich."
Vinya schnaubte. Sie langte in die Tasche ihrer Robe, zauberte eine Zigarettenschachtel hervor und bot Wolverine eine an, bevor sie sich selbst eine Zigarette anzündete.
"Nein danke", lehnte er ab, "ich denke nicht, dass wir hier-"
Vinya trat vom Türrahmen weg und baute sich provozierend vor Wolverine auf. "Sollen wir ein bisschen spazieren gehen? Ich könnte etwas Abkühlung gebrauchen, weißt du..."
Er warf einen Blick über seine Schulter zu der schlafenden Raven. "Ich glaube nicht, dass..." Er vollendete den Satz nicht. Aber er wusste genau, dass Vinya etwas ganz anderes als Abkühlung brauchte. Nicht, dass es ihm groß etwas ausgemacht hätte, er musste zugeben, dass diese von leidenschaftlicher Dunkler Macht angetriebene Vinya etwas sehr anziehendes an sich hatte, aber in der momentanen Situation erschien ihm das einfach unangemessen.
Vinya dachte jedoch nicht daran, sich so schnell geschlagen zu geben. "Mein liebster Wolvi, komm schon, es wird auch niemand erfahren... ich will nur ein wenig spielen... und du siehst mir auch danach aus, als könntest du etwas Spaß vertragen..." Sie strich ihm sanft über die Wange und fuhr den Weg über seine nackte Brust bis hinunter zu seinem Bauchnabel hinab. Als Wolverine ihr Handgelenk packte und sanft, aber bestimmt weg lenkte, zog sie scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und runzelte die Stirn. "Du weist mich ab!", fragte sie ungläubig.
"Das hier ist kein Spiel, Vinya", raunte er ihr zu. "Schon lange nicht mehr. Geh schlafen."
Er trat zurück und schloss leise die Tür vor ihr. Eine Weile war es still, dann hörte er, wie ihre Schritte sich langsam entfernten und er kroch zurück unter die Bettdecke. Gerade, als er sich fragte, ob er richtig gehandelt hatte oder einfach nur ein kompletter Idiot war, spürte er, wie sich ein Arm um seine Taille legte und Raven sich gegen seinen Rücken kuschelte. Er grinste.
"Schatz", murmelte sie verschlafen, "tut mir leid, dass ich so unausstehlich bin, ab morgen ist damit Schluss, versprochen..."
Wolverine griff nach ihrer Hand. Hoffentlich erinnerte sie sich am nächsten Tag auch noch an dieses edle Versprechen.
Die Stimmung am nächsten Morgen war etwas gespannt. Vinya und Indiana redeten am Frühstückstisch kein Wort miteinander – Indiana, weil er, eben so wie Jack, als einziges Ausdrucksmittel ein herzhaftes Gähnen zustande brachte, und Vinya war natürlich noch immer "leicht" angefressen. Raven wirkte sehr nachdenklich und sagte kein Wort, es schien ihr beinahe peinlich zu sein, hier am Tisch mit den anderen zu sitzen, die sich bestimmt alle in Gedanken über sie lustig machten, da war sie sich ganz sicher. Der einzige, der halbwegs menschlich und zufrieden mit sich und der Galaxis wirkte, war Wolverine. Er war als Erster aufgestanden und hatte schon alles gepackt und sich sogar um den Gepäcktransport von der Enklave zum Raumhafen gekümmert; in diesem Moment luden draußen ein paar fleißige Rodianer die Unmengen an Koffern auf ihren Wagen.
Zum Abschied von der Akademie gab es keine Spalier stehenden, Fahnen schwingenden Jedi, wie Vinya und Raven es eigentlich ganz gerne gehabt hätten. Vandar holte sie ein letztes Mal zu sich und beteuerte, welch abwechslungsreiches Erlebnis es für ihn gewesen wäre, sie beide in der Macht zu unterrichten, und dass er ihnen beiden alles Gute wünsche und möge die Macht immer mit ihnen sein. (Beim letzten Satz zitterten seine Öhrchen vor unterdrückter Schadenfreude.) Sie bekamen noch ihre Tests zurück und Vinya war nicht überrascht, dass sie 98 Dunkle-Seite-Punkte erzielt hatte, wohingegen Raven 77 Helle-Seite-Punkte bekommen hatte ("Anmerkung: Zuviel Gutes tun bringt das Gleichgewicht der Galaxis durcheinander. Hilft man jemandem immer wieder aus seiner Misere, schwächt man ihn! Wie soll dieser Jemand sein eigenes Leben meistern, wenn ihm stetig alles abgenommen wird? Jedi befreien die Galaxis von allem Bösen, aber sie sind keine Babysitter!"). Dafür durften sie als Andenken ihre Roben und Lichtschwerter behalten, was ihnen den Abschied nicht ganz so schwer fallen ließ.
Am Vormittag trottete das Grüppchen – teils erleichtert, teils trauernd – zum Raumhafen. Indiana und Jack stolperten voraus, Arm in Arm sangen sie restalkoholbedingt "Es gibt keinen Rum auf Dantooine". Immer wieder drehten die Mädels sich um und warfen letzte Blicke zurück auf die im Sonnenlicht glänzende Kuppel des Rundbaus, in dem sie die zwei wohl spannendsten Wochen ihres Lebens verbracht hatten. Wolverine trieb sie ungerührt voran – er war wohl derjenige, der es am wenigsten erwarten konnte, diesen Planeten zu verlassen, abgesehen von-
"HAN!" Indy winkte seinem Bruder zu. "Sind wir startklar?"
"Kann losgehen!", brüllte der zurück.
Auf halbem Weg zur Einstiegsrampe wurden Indy und Jack von einem der Gepäckrodianer gestoppt. "Das macht 25 Credits", quiekte er.
Vinya drängte sich an ihnen vorbei und räusperte sich. "Wir müssen die Gebühr nicht bezahlen." Sie sah nicht, wie Indy hinter ihr dem Rodianer ermutigend zuzwinkerte.
"Ihr müsst natürlich nicht bezahlen." Der Rodianer trat beiseite und ließ sie einsteigen. Im Vorbeigehen hielt er die Hand auf und nahm dankbar die 50 Credits entgegen, die Indy ihm bereitwillig in selbige drückte.
Zur allgemeinen Überraschung befanden sich noch immer die beiden Protokolldroiden, die Han so selbstlos repariert hatte, an Bord. Sie hatten sich in den Piloten- und Copilotensitzen breit gemacht und tippten wieselflink auf Hans Schalttafeln herum.
"Wie sieht's aus?", erkundigte sich Indy, "alles wieder repariert?"
Han stöhnte. "Natürlich, das Baby ist wieder in seinem Ausgangszustand, Brüderchen."
"Genau das habe ich befürchtet." Indy blickte mutlos drein.
"Nur noch mal zur Sicherheit, wir sind uns jetzt über unser Reiseziel einig?", fragte Wolverine und es klang eher wie ein Befehl als wie eine Frage.
"Klar, mein Junge", beteuerte Han. "Ich chauffiere euch nach Hause, und dann fliege ich zurück nach Tattooine. Alles wie geplant."
"Fabelhaft." Wolverine war insgeheim ein bisschen froh, dass er nicht schon wieder seine Krallen mit Han beschmutzen musste. Han grinste ihn schief an und verschwand im Gepäckraum.
Die Protokolldroiden "unterhielten" sich in einer "Sprache", die aus Piep- und Dudeltönen bestand, die natürlich keiner von den anderen verstehen konnte. Ein wenig beunruhigt sahen Vinya und Raven den Droiden über die blechernen Schultern, aber sie schienen zu wissen, was sie taten, denn im nächsten Moment gab es ein kräftiges Ruckeln und der Falcon erzitterte unter dem üblichen ohrenbetäubenden Turbinengeräusch. Gespannt verfolgten die Damen, wie rings um sie herum etliche Displays erleuchteten und dem kundigen Betrachter sämtliche relevanten Daten und Fakten lieferten. Überall begannen kleine Lämpchen zu leuchten und der Bordcomputer sprach mit einer tiefen, weiblichen Stimme zu Ihnen. "Alle Systeme bereit! Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein und schnallen Sie sich an!"
Schnell suchte sich jeder einen Platz (außer Han, der war aus unerfindlichen Gründen immer noch im Gepäckraum zugange) und sie schnallten sich an. Der Bordcomputer mit der sexy Stimme meldete sich wieder. "Bereit zum Abflug in fünf... vier... drei... zwei... eins!"
Wieder wurden sie kräftig durchgeschüttelt, Jack wurde ein wenig weiß um die Nase, als er murmelte "Nicht schon wieder".
Das Ruckeln nahm ein jähes Ende, als der Falcon sich ungefähr hundert Meter über dem Erdboden befand, und nun glitt er geschmeidig einige hundert Meter durch die Atmosphäre, machte eine Kehrtwende, und dann beschleunigte er innerhalb des Bruchteils einer Sekunde auf ein Vielfaches seiner Geschwindigkeit, so dass die Insassen unsanft in ihre Schalensitze gedrückt wurden. Das ging einige Minuten so, und als Raven und Vinya sich trauten, die Augen wieder zu öffnen, sahen sie draußen vor den Fenstern nur noch Schwärze, gesprenkelt von Milliarden Sternen.
"Beschleunigungssequenz abgeschlossen!" Das war einer der Protokolldroiden, der an Hans Stelle die Pilotenposition übernommen hatte. "Schalte um auf Normalantrieb!"
Han stolperte zurück ins Cockpit, zwei Laserschwertgriffe in seiner Hand, die er im Vorbeilaufen Raven und Vinya in den Schoß warf, er beugte sich über den Pilotendroiden und blickte irritiert auf das Display vor ihm. "Was zum Teufel macht ihr da?", fragte er, plötzlich vollkommen außer sich.
"Was ist los, stimmt was nicht?" Indy löste seinen Sicherheitsgurt, gefolgt von Wolverine und den Mädels.
"Normalantrieb? Wir müssen einen Hyperraumsprung machen!" Han schrie fast. Die anderen verstanden nicht so recht, wo nun genau das Problem lag, aber es schien ihn gehörig aus der Fassung zu bringen. "Wir müssen JETZT den Hyperraumsprung machen, ihr habt doch die Koordinaten! JETZT sage ich, oder wir sitzen bis ans Ende unserer Tage in den unendlichen Weiten dieses verdammten Weltraums fest!"
Der Copilotendroide betätigte ein paar Tasten, und die Bordcomputerstimme ertönte. "Systemänderung akzeptiert! Primäres Anflugsziel geändert – nächster Halt: Tattooine!"
Jetzt dämmerte es Wolverine so langsam, was hier los war. "Du verdammter-!" Mit herausschießenden Krallen stürzte er sich auf Han, der gerade noch so einen Ausfallschritt nach rechts machen konnte, so dass Wolverines Klingen sich statt in seine Brust, in das Kontrollpaneel für die Schutzschilde bohrte.
"W-warte mal, ich habe damit nichts zu tun!", schrie Han panisch und rannte um Indy herum und ergriff dessen Oberarme, um ihn als menschlichen Schutzschild vor sich her zu schieben. "Ich schwöre! Ich habe ihnen gesagt-"
"Bemerkung: Der Humanoide hat Recht." Der Pilotendroide schaltete die Systeme ab und erhob sich knarzend aus dem Sitz. Der Falcon kam zum Stillstand, die Lichter der Anzeigetafeln blinkten noch einmal schwach auf, bis sie schließlich erloschen. Das Schiff schwebte nun antriebslos mitten im Nichts. Aber das Unheimlichste war, dass beide Droiden plötzlich Blaster gezückt hatten und das gelbliche Leuchten ihrer Fotorezeptoren einem bedrohlichen roten Glühen gewichen war.
Han ließ von Indy ab und trat hervor, schob todesmutig Wolverine beiseite und pirschte sich an die Droiden heran wie ein Tiger auf der Lauer. "Was... seid ihr?"
"Gereizte Antwort: Wir zählen zur neuesten Baureihe der HK-Droiden, wir sind die beiden ersten Exemplare eines kürzlich entwickelten Prototypen. Unsere Protokolle sind für die verschiedensten Situationen konzipiert... sofern diese in irgend einer Weise die Terminierung von Lebewesen beinhalten."
"Das sind Killerdroiden! Oh Mann, das hätte ich eigentlich wissen sollen..." Raven ließ sich wieder in ihren Sitz plumpsen und sah schuldbewusst drein.
"Verächtliche Erwiderung: 'Killerdroide' ist eine sehr einfältige Bezeichnung für eine dermaßen ausgereifte Kampfeinheit. Wir beherrschen abgesehen von unseren ausgeklügelten Tötungsprotokollen über 6000 Kommunikationsformen, die das gesamte Spektrum von versteckten Drohungen bis hin zu feinem Spott abdecken. Natürlich lässt es sich nicht abstreiten, dass bei der Erschaffung dieser Einheit primäres Augenmerk auf die Terminierung feindlicher Lebewesen gelegt wurde."
"Aber... was heißt hier feindliche Lebewesen? Ich habe euch repariert, verdammt!", schrie Han.
"Überflüssige Erklärung: Wir sind unter anderem darauf programmiert, gewisse Ablenkungsmanöver und Strategien einzusetzen, die uns unserem momentanen Ziel näher bringen."
"Und... w-was ist euer momentanes Ziel?"
"Erklärung: Übernahme des Millennium Falcon und als... nette Beigabe dazu... die Atomisierung ihrer humanoiden Besatzung. Ihr seid allerdings lediglich überflüssiges Bremsmaterial, unser eigentliches Ziel sitzt in diesem Moment in einer Cantina auf Tattooine und hat noch nicht die leiseste Ahnung unseres Besuches."
"Also kapert ihr einfach MEIN Schiff und wollt uns über den Haufen schießen, was seid ihr denn bitte für armselige Droiden! Das werde ich nicht zulassen – aaaargh!"
Han flog brüllend gegen die Wand, getroffen von einem Plasmastrahl. Jack wimmerte auf. Han rappelte sich wieder auf die Füße, packte seinen Blaster, bevor ein weiterer Plasmastrahl ihn erwischte und er wieder gegen die Wand geschleudert wurde.
"Lass mich das erledigen", grummelte Wolverine, der eindeutig das robustere Knochengerüst für einen solchen Schlagabtausch hatte. Allerdings kam er nicht mehr dazu einzugreifen, der Copilotendroide ließ einen Lähmungsstrahl auf ihn los, Wolverine konnte gerade noch "Nicht SCHON wieder" knurren, da fiel er auch schon der Länge nach hin und blieb stocksteif liegen.
"So, JETZT habt ihr es zu weit getrieben." Raven trat hervor, das Laserschwert kampfbereit umklammert.
Vinya trat neben sie. "Ihr beide landet auf dem Schrotthaufen!"
"Ähm!" Han fuchtelte wild herum, um sie auf sich aufmerksam zu machen, "Ich muss euch etwas sagen..."
"Zeit zu sterben!", fauchte Vinya und aktivierte ihr Laserschwert.
Das Dumme war nur, es tat sich nichts.
"Zeit! Zu! Sterben!", rief sie erneut und fuchtelte mit dem Laserschwertgriff, doch der Laserstrahl blieb aus. Nichts geschah.
"Was zum Teufel ist damit?", schimpfte Raven, die ebenfalls versuchte, ihr Laserschwert zu aktivieren, und ebenfalls erfolglos blieb.
"Das ist jetzt nicht gut", stammelte Vinya und schüttelte ihren Laserschwertgriff. "Das ist gaaaar nicht gut!"
Raven betrachtete ihren Griff von allen Seiten. Plötzlich wurde sie sehr blass. "Vinya, schau doch mal..." Sie zeigte Vinya ihren Griff. An der Unterseite des Griffs waren die Worte "Made in Taiwan" eingraviert.
"Ungeduldige Aussage: Tötungsprotokoll initialisiert! Atomisiere lästige Humanoide!" Der Pilotendroide zielte auf Vinya und feuerte aus seinem Blaster – Indy konnte sie gerade noch retten, in dem er sie auf den Boden warf, gleichzeitig sprang Raven zur anderen Seite und suchte Schutz hinter ihrem Sitz. Han fummelte umständlich nach seinem eigenen Blaster, zückte ihn und eröffnete selbst das Feuer auf die Droiden. Wolverine konnte sich noch immer nicht bewegen, aber das Flattern seiner Augenlider signalisierte Raven, dass er alles, was um ihn herum geschah, mitbekam. Dieser Anblick entfachte etwas in ihr, das sie seit zwei Wochen nicht einmal ansatzweise in diesem Ausmaß gespürt hatte. Blanke Wut, tief in ihrem Inneren aufsteigende, ihren ganzen Körper mit ungeahnter, feurig lodernder Energie erfüllende, blinde Wut.
"Vinya! Machtblitz!", brüllte sie und versuchte selbst, eine ihrer Hellen Mächte einzusetzen – Droiden deaktivieren – doch seltsamerweise zeigten ihre Versuche keine Wirkung. Es war... als hätte sie die Verbindung zur Macht verloren... verwirrt sah sie sich nach Vinya um, duckte sich unter einer Salve greller Laserblitze fort. "Vinya! Tu doch was!"
"ICH KANN NICHT!", hörte sie Vinyas Stimme durch den aufsteigenden Qualm und das dröhnende Krachen der Einschüsse hindurch. "Ich kann nicht..."
Indy zerrte Vinya hinter seinen Sitz und griff nach seiner eigenen Waffe, obgleich er instinktiv wusste, dass herkömmliche Feuerwaffen gegen diese Killermaschinen wohl kaum etwas ausrichten konnten – aber er musste es zumindest darauf ankommen lassen. Vinya versuchte genauso verzweifelt, abwechselnd ihr Souvenirshoplichtschwert vielleicht doch noch zum Funktionieren zu bringen und die Dunklen Mächte in ihr wieder zu entfachen, aber nichts verhieß Erfolg.
Jemand stolperte an Raven vorbei, durch den Qualm konnte sie nicht viel erkennen, aber die sich vor Wut überschlagene Stimme... das war Han. "Hört auf zu schießen!", brüllte er, "ihr macht alles kaputt! Mein Schiff, mein schönes Schiff!"
Nun geschah etwas äußerst merkwürdiges. Jack Sparrow, der sich seit Eröffnung des Feuers "dezent" im Hintergrund gehalten hatte, kam hinter ein paar Waffenkisten hervor gekrochen. Sogar durch den Rauch hindurch konnten Vinya und Raven das entschlossene Leuchten in seinen braunen Augen erkennen. Unmerklich formten sich seine Lippen zu einem Lächeln, das zu einem breiten Grinsen von einem Ohr zum anderen wurde. Er erhob sich, langsam, wie in Zeitlupe, die Mädchen hielten den Atem an – in seiner Hand blitzte eine Klinge auf, ein glänzend silbernes Schwert, das in seiner Hand leicht zu vibrieren schien. Immer noch zeitlupengleich stieg er über die Kisten, schritt behände zwischen Vinya und Raven hindurch, seine schweren Stiefel dröhnten auf den Boden... es schien plötzlich merkwürdig still zu sein, sogar das Pfeifen der Blastergeschosse rückte in weite Ferne. Jack hob das Schwert mit beiden Händen in die Höhe wie eine Trophäe, sein breites Grinsen wurde langsam zu einem angriffslustigen, gehässigen Zähnefletschen – er ließ die Klinge auf den Kopf des einen Droiden sausen. Das widerliche Geräusch von Metall, das auf Metall prallte, die sprühenden Funken – plötzlich schien die Zeit wieder normal zu laufen, Jack bewegte sich nicht mehr in Slow Motion, sondern so flink und gewandt, dass die anderen gar nicht so schnell zuschauen konnten. Noch nie hatten sie Jack so in Action erlebt – er sprang, duckte sich, rannte, holte aus, schlug zu, duckte sich, parierte Blasterschüsse mit seiner Klinge und reflektierte sie damit zurück auf die Droiden – ein Blasterschuss fegte ihm den Hut vom Kopf, er tänzelte ein paar Schritte zurück und streckte das Schwert nach hinten aus, balancierte den Hut auf die Schwertspitze und wirbelte ihn mit einem gekonnten Wurf in die Luft, wo er sich einige Male um die eigene Achse drehte und schließlich geschmeidig auf Jacks Kopf landete. Geschickt wich er weiteren Blasterschüssen aus, Raven und Vinya sahen ihm dabei mit einer Mischung aus Bewunderung und Bestürzung zu. Nur so zur Sicherheit probierte Vinya weiter aus, ob sie nicht doch noch einen Machtblitz schaffen würde, und Raven versuchte, ihre Heilenden Kräfte zurück zu erlangen, doch sie schafften es einfach nicht mehr. Sie tauschten verzweifelte Blicke aus. Ein Stück Droidenarm flog in ihre Mitte und ließ sie erschrocken aufschreien.
Endlich war es auch Han in den Sinn gekommen, weiter zu kämpfen. Jack hatte den einen Droiden schon zu einem ansehnlich demolierten Haufen Schrott geprügelt, doch der konnte noch immer seinen Blaster betätigen und Plasma-, Eis- und Giftstrahlen aus seinen Handgelenken abfeuern. Han war bei weitem kein so wendiger Kämpfer wie Jack, der durch das Cockpit wirbelte wie der tasmanische Teufel höchstpersönlich, aber dafür verfügte er über einen illegal modifizierten Blaster, der Metall durchschlug wie Butter. Innerhalb kürzester Zeit war der Metallkörper des Copilotendroiden so durchlöchert, dass er buchstäblich in sich zusammen fiel.
Raven, Vinya und Indy (der alibimäßig auch ab und an einige Schüsse auf die Blechbüchsen abfeuerte), beobachteten weiter, wie die beiden Männer den Droiden den Garaus machten. Jacks Schwert blitzte und krachte, Hans Blaster feuerte unablässig, der Qualm verdichtete sich... zwei Blaster landeten auf dem Boden. Der Schweizer-Käse-Droide war endgültig Schrott. Blieb noch der Pilot. Sekunden später landete ein nervös blinkender, rauchender Droidenkopf direkt vor Vinyas Füßen, der piepsend seine letzten elektronischen Impulse aushauchte.
Es war überstanden.
"Wir haben es geschafft!" Han strahlte. Er packte Jack und zwang ihn zu einer herzlichen Umarmung, und Jacks Wangen färbten sich ein wenig rosa. Indy stand ebenfalls auf und klopfte den beiden anerkennend auf die Schultern. "Ihr habt uns gerettet!"
"Ich konnte doch nicht einfach zusehen, wie die dieses schöne Schiff kaputtschießen." Jack grinste schief und kratzte sich am Kinn.
"HAN SOLO!"
"Oh je..."
"DU!" Vinya sprang auf, rannte mit ausgestreckten Armen auf Han zu und schubste ihn gegen die Wand. "Sag mal bist du eigentlich noch ganz dicht?", kreischte sie, "weißt du, was du getan hast!"
"I-ich? Ich weiß nicht, was du meinst-"
"DU HAST UNSERE LICHTSCHWERTER AUSGETAUSCHT!", fiel Raven in Vinyas Geschrei ein und holte aus, um ihm eine zu scheuern. Han fing ihre Hand auf und blickte etwas schuldbewusst auf sie herunter. "Kleine Mädchen sollten eben nicht mit gefährlichen Waffen spielen!"
"Raaaaah! Ich zeig dir gleich mal, mit was für Waffen ich noch kämpfen kann!", brüllte Vinya weiter und grub ihre Fingernägel in seinen Hals. Han verdrehte die Augen und röchelte und versuchte, sie abzuschütteln, aber Vinya hatte sich grimmig in ihm festgekrallt. "Wir hätten ins Gras beißen können, wir alle! Was denkst du dir eigentlich dabei, was sollte das? Hm? Du hast doch echt einen Schuss weg, Han Solo, du niederträchtiger kleiner... au!"
Han hatte es endlich geschafft, sie abzuschütteln und stieß sie einige Meter von sich. Vinya landete nicht sehr glücklich auf dem Boden. Han wollte vor stürmen, wo Raven stand, sie schaffte es gerade noch, reflexartig den Arm zu heben und KLONK! Han blieb eine Sekunde lang wankend stehen, bis er in sich zusammensackte und auf Vinya drauf fiel.
Ravens Laserschwertgriff hatte ihn an der Schläfe getroffen und ihn somit vorübergehend außer Gefecht gesetzt.
Zufrieden wischte Raven sich den imaginären Staub von der grünen Robe und zerrte dann Vinya unter Han hervor, die sich zumindest Ravens Meinung nach nur halbherzig unter Hans Körper hervor zu rappeln versuchte.
"Alles okay bei dir?"
"Musstest du ihn gleich KO schlagen?", fragte Vinya zurück. "Wer soll... das verdammte Ding... jetzt fliegen!"
"Also entschuldige bitte, dass ich dir geholfen habe!"
"Ich wäre sehr gut alleine mit ihm klar gekommen!"
"So, natürlich wärst du das!" Raven zog die Augenbrauen zusammen.
"Wirst du etwa wütend?" Wolverine legte ihr eine Hand auf die Schulter und drehte sie mit sanfter Gewalt zu sich um. "Heißt das... heißt das, du bist endlich wieder... normal?" Freude trat in seine dunklen Augen, Freude wie die eines kleinen Jungen an Weihnachten.
Raven überlegte einige Sekunden, und derweil kam Han wieder zu sich; stöhnend öffnete er die Augen und blinzelte Jack verwundert an, der ihm die Hand hin streckte, um ihm aufzuhelfen.
"JACK!" Vinya fiel ihm übermütig um den Hals und pflanzte lauter kleine Küsschen auf seine Wangen und seine Stirn. "Jack, du hast uns alle gerettet! Das war unglaublich!"
Raven machte sich von Wolverine los, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Jack ebenfalls ein Küsschen auf die Wange. "Sie hat Recht Jack, wenn du nicht gewesen wärst..."
Jack bleckte strahlend die Zähne, legte seine Arme um die beiden und meinte nur, "Das war doch gar nichts."
"Doch doch", meldete sich Indy, "Du bist unser Held." Er zog Vinya sanft, aber bestimmt aus Jacks Arm und küsste sie zärtlich auf den Scheitel.
"Ja, genau", Wolverine zog Raven zu sich und nahm sie in einen liebevoll gemeinten Schwitzkasten. "Hätte ich dir gar nicht zugetraut, dass du so kämpfen kannst, alter Knabe."
"HEY!" Jack blickte von Vinya zu Raven und zurück zu Vinya und schob die Unterlippe vor. "Ähm, nun ja, auf jeden Fall wird euch dieser Tag wohl für immer in Erinnerung bleiben als jener Tag, an dem ihr Zeuge wurdet, wie CAPTAIN Jack Sparrow-"
"Dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit!" Han fuchtelte ungeduldig mit dem Zeigefinger vor Jacks Nase herum. "Hinsetzen, Anschnallen, Klappe halten, und das gilt für euch alle, klar?" Unter den verdutzten Blicken der anderen fegte er ein paar zu unförmigen Blechklumpen geformte Droidenteile von seinem Pilotensitz, nahm Platz und begann mit dem Startmanöver.
Natürlich dachte niemand daran, sich hinzusetzen, anzuschnallen und die Klappe zu halten. Wolverine zog Raven beiseite und sie verließen das Cockpit. Sie hatten schließlich ein dringendes klärendes Gespräch zu führen. Sekunden später hörte man die übliche Geräuschkulisse, die ein solches (ihrer zahlreichen) Versöhnungsgespräche mit sich brachte – übermütiges Kichern und angeregtes Knurren.
Indy und Vinya waren in einem tiefen, innigen Kuss versunken und Jack lag auf dem Boden und fummelte unter dem Sitz nach der Flasche Rum, die er im Eifer des Gefechts verloren hatte.
"Okay", sagte Han und tippte auf seinen Schalttafeln herum, "die Turbinen laufen, die Schilde sind oben, aber ich brauche hier jemanden, der mir mit den Hyperraumkoordinaten hilft." Er seufzte verhalten. Ein schmerzhaftes Ziehen ergriff seine Eingeweide, wenn er an seinen guten alten Kumpel Chewie dachte... "HEY! Ich sagte, ich brauche jemanden hier... Bruderherz?"
Vinya machte sich von Indy los und gab ihm noch einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze. "Ich mach das", sagte sie. Sie setzte sich neben Han und erwiderte seinen pikierten Blick mit einem frechen Grinsen. "Wie, irgendwelche Einwände?"
"Aaaach, woher denn", winkte er ab und warf ihr sein Datapad hin. "Siehst du das Modul da vor dir? Gib diese Daten ein, aber wehe, du machst einen Fehler, sonst-"
"Wofür ist der da?" Vinyas Finger schwebte gefährlich nah über einem großen rot leuchtenden Knopf vor ihr.
"NICHT!" Han schaffte es irgendwie, sich gleichzeitig verzweifelt die Haare zu raufen und ihr auf die Finger zu schlagen, "das ist das Notfallsystem! Herrje, jag uns doch alle in die Luft!"
"Ist ja schon gut, meine Güte, reg dich wieder ab!" Vinya grinste zufrieden und machte sich unter den Argusaugen Hans an ihre Aufgabe, die Hyperraumkoordinaten einzugeben.
"Schau an, es überrascht mich zwar, aber wie mir scheint bist auch du noch ausbaufähig", grummelte er in seinen imaginären Bart und wandte sich dann wieder der Steuerungstafel vor sich zu.
"Was ist das für ein Zeichen?" Vinya beäugte das Datapad, auf dem die winzige Schrift hektisch flimmerte. "Han, schau mal, ich kann das hier nicht lesen!"
Außer einem unterdrückten Stöhnen zeigte Han keine Reaktion.
Vinya wedelte ihm mit dem Datapad vor dem Gesicht herum. "HALLOOOOO! Ich könnte hier etwas Input gebrauchen!"
"Ja DAS kann ich mir vorstellen!", maulte Han und schnappte ihr das Datapad weg. "14.589 Ost, 34.994 West, meine Güte, das ist doch nicht so schwer!"
Vinya entriss ihm das Pad und steckte ihm die Zunge heraus. "Blödhammel", murmelte sie vor sich hin und wollte gerade weiter die Koordinaten eintippen, als plötzlich ein Ruck das Schiff erschüttern ließ, so heftig, dass es Indy von den Füßen riss und er auf Jack drauf flog, die Flasche Rum zerbarst klirrend am Boden, Jack wimmerte auf, Indy fluchte und krallte sich panisch in Jacks Haaren fest. Sekundenlang wurden sie alle kräftig durchgeschüttelt, und Jack kreischte, weil Indy ihm die Haare büschelweise ausriss, Indy kreischte, weil er sich einen Glassplitter in die Hand gerammt hatte, Han kreischte, weil Vinyas Kopf sich in seinen Schoß grub, Vinya konnte nicht kreischen, weil sie, nun ja, mit ihrem Kopf in Hans Schoß lag, und nebenan kreischte Raven aus einem ganz anderen Grund.
Der Falcon rumpelte noch ein paar Minuten, und gerade, als die Insassen sich damit abgefunden hatten (selbst Nahtoderfahrungen brachten nach einer Weile eine gewisse Routine mit sich), bekam Han das Schiff endlich wieder in den Griff und brachte es dazu, sanft und ebenmäßig wieder durch die samtene Schwärze des Weltraums zu gleiten.
"Öh..." Han tippte Vinya an die Schulter. "Ich meine, klar, dass du es kaum erwarten kannst, deinen Kopf in meinem Schoß zu vergraben, haha, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, wenn du verstehst?"
Vinya erhob ein wenig zittrig den Kopf und blinzelte ihn an. Hans Grinsen war sehr dreckig. Sie war drauf und dran, ihm wieder an die Kehle zu springen, allerdings besaß Indy genug Geistesgegenwart, zwischen seine Verlobte und seinen Bruder zu springen und Vinya vom Copilotensitz zu heben. Wolverine und Raven kamen ein wenig verschwitzt und blöde kichernd Arm in Arm aus dem Frachtraum, und Indy drängte sich, Vinya im Schlepptau, an ihnen vorbei. Er tippte sich an den Hut und knallte die Tür hinter sich und Vinya ins Schloss, Hans Geschimpfe ("MEIN SCHIFF IST KEIN FREUDENHAUS!") keine Beachtung schenkend.
"Endlich!" Er ließ sich gegen die geschlossene Tür sinken. "Endlich... habe ich dich wieder für mich. Ganz für mich allein..."
Vinya lächelte glücklich, blickte ihm liebevoll in die strahlenden Augen, die sie so sehr fesselten, und dann schlang sie ihre Arme um seine Taille und drückte ihren Kopf an seine Brust. Sein Herz schlug aufgeregt, und sie lauschte den pochenden Schlägen, und ihr eigenes Herz schlug plötzlich so laut, dass sie sich sicher war, er könne es hören.
"Weißt du was", murmelte Indy in ihr Haar, "seit wir diesen Planeten verlassen haben... habe ich das Gefühl, als hätte sich etwas geändert..."
Vinyas Herz schien für einen Moment stillzustehen, ihr Atem stockte und ein unverhoffter Anflug von Panik überkam sie. "W-was?"
Indy schob zärtlich zwei Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf leicht an. Sein Blick war von einer Intensität, wie Vinya ihn lange nicht mehr bei ihm gesehen – oder bewusst wahrgenommen – hatte. "Keine Angst, Kleines", flüsterte er. "Ich wollte damit nur sagen... du veränderst dich... du veränderst dich zurück in dein altes Selbst... ich kann es sehen, deine Augen... wie sie strahlen..."
"M-meine Augen?"
Indy nickte. "Als wir... als du... deine Augen, sie waren... dumpf... scheinbar leblos... ich, ich..." Er seufzte schwer und drückte ihren Kopf an seine Brust, er konnte sie jetzt nicht ansehen, es fiel ihm schon so schwer genug, ihr gegenüber seine Gefühle zu offenbaren, doch er wollte ehrlich sein... er wollte ihr sagen, was sie in ihm auslöste, alles, all seine Gefühle, wie sehr er sie liebte, und auch...
"Ich hatte Angst vor dir."
Vinya antwortete nichts, aber ihr Körper versteifte sich einen Moment, wie ein ungläubiges Zeichen, wie eine stumme Frage, Angst? Du hattest Angst vor mir?
"Ja, ich hatte Angst vor dir. Vielleicht war es aber auch keine Angst in dem Sinne... ich kann es nur schwer beschreiben, es war... es war mehr die Furcht, dich zu verlieren, als die Angst vor dir als Person. Du warst nicht mehr du selbst... du warst so..."
"Ich war so wie ich immer bin", widersprach Vinya.
Indy ließ ein schnaubendes Lachen hören. "Nein, meine Liebste, das warst du nicht. Du warst... grau..." Unglückliche Formulierung, anderer Versuch. "Dein Gesicht war wie Pergament... und deine Augen sahen aus... wie die... einer Schlange... und ich... hasse... ich HASSE... Schlangen..."
Vinya machte sich von ihm los. Irgendwie wusste sie nicht, wie sie sich fühlen sollte. Ein Teil von ihr wollte über ihn lachen, ein anderer Teil von ihr wollte mit ihm schimpfen, und der größte, einflussreichste Teil von ihr wollte ihm sagen, ich liebe dich Indiana, ich liebe dich mehr als mein Leben, und wie kannst du so etwas sagen, siehst du nicht, wie sehr ich dich liebe?
"Du meinst also, du würdest mich nicht mehr lieben, wenn ich eine Pergamenthaut hätte und Schlangenaugen?"
Indy schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Es war nicht nur dein Aussehen... es war... mit welcher Hingabe du dich diesem Jedi-Kram gewidmet hast, für dich gab es plötzlich nichts anderes mehr, du warst einfach nicht mehr du selbst, du warst so voller Hass und Bosheit, als wäre kein Fünkchen Menschlichkeit mehr in dir... und das hat mir Angst gemacht."
"Und jetzt bin ich nicht mehr grau? Und meine Augen sind wieder normal?" Vinya sah ihn fragend an. Wie kam es, dass sich ihr Aussehen wieder veränderte? Was ging hier vor sich? Sie hatte ihre Macht nicht mehr nutzen können... und nun sah sie nicht einmal mehr aus wie das Paradebeispiel der personifizierten Boshaftigkeit?
"Nein, du siehst nicht normal aus", widersprach Indy und strich ihr über den Kopf. "Du bist wunderschön. Deine Augen, mein Gott, deine Augen sind so wunderschön." Er bedeckte ihre Lippen mit seinen und gab ihr einen langen, innigen Kuss. Das Feuer, das in Vinyas Körper aufstieg, war ein anderes Feuer als das, was Dunkle Mächte einst in ihr entfacht hatten. Es brannte, es schien sie zu verzehren, ein alles verschlingender Feuersturm, doch es schmerzte nicht. Es war das Gefühl von brennender Leidenschaft und bedingungsloser Liebe, die ihre Herzen im Einklang schlagen und das Universum um sie herum für eine Weile vergessen ließ.
Sie wussten nicht, wie viel Zeit vergangen war. Es mochten Stunden oder auch Tage gewesen sein, sie beide hätten es nicht einschätzen können. Vinya saß an Indys nackte Schulter gelehnt unter einer alten Lumpendecke. Das monotone Summen des Hyperraumantriebs hatte sie beide etwas dösig gemacht, und so brauchten sie eine Weile, bis sie registrierten, dass jemand sehr forsch gegen die Tür des Frachtraums hämmerte. "Zieht euch an!", brüllte Wolverine. "Wir sind in ein paar Minuten da!"
Schlagartig waren beide wieder hellwach. Sie waren bald zu Hause! Nicht nur im Vergleich mit der klapprigen Rostlaube hier war das alte, herrschaftliche Schloss, umringt von Wäldern und Feldern, das Paradies auf Erden für sie.
Han war bereits im Landeanflug, als Indy und Vinya aus dem Frachtraum kamen. Raven stand mit Wolverine am Fenster und zeigte auf das Schloss, dessen dunkle Silhouette sich am Nachthimmel abzeichnete. "Na, freust du dich schon auf deinen Hauselfen?", scherzte Wolverine und knurrte hingebungsvoll in Ravens Ohr.
"Er ist nicht MEIN Hauself, und außerdem, mein liebster Wolverine, ich will dir mal was sagen, wer braucht schon einen Hauselfen, wenn man mit dem bestaussehendsten Mutanten der ganzen Galaxis zusammen ist?"
"Na das ist doch mal ein Wort", freute sich Jack und entkorkte erleichtert über die endlich eingetretene Harmonie noch eine Flasche Rum.
"Hey Vinya", Raven blinzelte ihr zu. "Du siehst gut aus."
"Ich weiß", lachte sie und grinste zu Indy hoch.
"Na hey, es freut mich jedenfalls, dass du immer noch dein fröhliches egozentrisches Selbst bist", warf Han mutig ein. Er hatte Glück, dass Vinya viel zu entspannt und glücklich, voller Liebe war, so dass sie es nicht für nötig hielt, auf seine niveaulosen "Späße" einzugehen. Statt dessen tapste sie hinüber zu Raven, nahm Wolverines Hand von Ravens Schulter und grinste sie schief an. "Friede?"
Raven sah für einen kurzen Moment aus, als würde sie in Tränen ausbrechen (anscheinend war auch sie endlich wieder ihr ganz normales melodramatisches Selbst), dann umarmte sie Vinya und schniefte: "Natürlich! Friede! Lass uns nie wieder streiten, ja?"
"Nie wieder", lachte Vinya.
"So, und um die kitschige Schlussszene zu vervollkommnen..." Han hatte den Falcon mittlerweile auf sicheren Boden gebracht, stellte die Systeme ab und erhob sich aus seinem Sitz. "Ich habe beschlossen, euch noch eine Weile Gesellschaft zu leisten. Na, was sagt ihr dazu?"
"Wunderbar", zischte Wolverine. "Ganz wunderbar."
"Freut mich, das zu hören", sagte Indy und es klang wesentlich glaubhafter als Wolverines Bemerkung.
"Alter Saufkumpan!" Jack torkelte Han in die Arme.
Vinya und Raven sahen sich nur an und hielten es für besser, sich ihre Kommentare zu ersparen, bevor der frisch geschlossene Waffenstillstand wieder ins Wanken kam.
Nachdem sie endlich wieder heimischen Boden unter den Füßen hatten, wollten Vinya und Raven am liebsten losrennen, zurück in ihr Schloss, nach Hause – aber Indy stellte sich ihnen in den Weg und Wolverine postierte sich bedeutungsschwer räuspernd an seiner Seite.
"Bevor wir ins Schloss gehen, müssen wir euch noch etwas sagen", begann Wolverine. "Etwas, das ihr wahrscheinlich nicht allzu gern hören werdet."
Indy nickte betreten. "Während ihr mit eurem Training beschäftigt wart, hatten Jack, Wolvi und ich ja jede Menge Freizeit-"
"HATTEST DU ETWAS MIT EINER DIESER KOPFSCHWANZTRAGENDEN TWI'LEK TÄNZERINNEN!"
"N-nein mein Schatz!" Indy warf die Hände in die Luft, "Natürlich nicht! Es ist etwas anderes..."
Jack stolperte zwischen die beiden und begann wild gestikulierend zu erklären. "Also eines Tages, ja? Da hab ich diesen komischen grünen Gnom belauscht, okay? Dieser, wie hieß er noch?"
"VANDAR."
"Genau, danke Raven. Also dieser Grünling hat ganz offensichtlich Selbstgespräche geführt, und Captain Jack Sparrow wurde Zeuge, wie er im Garten der Enklave zu sich selbst gesprochen hat, weil, das ist ja worum es bei Selbstgesprächen geht, klar soweit? Also er redet und redet mit sich selber und murmelt irgendwelche unverständlichen Dinge vor sich hin und haha, ich hatte wirklich Schwierigkeiten, ihn zu verstehen und dabei auch noch unentdeckt zu bleiben, jahaaaa ich war ja sozusagen in geheimer Mission unterwegs, klar soweit, und-"
"JACK." Wolverine schob ihn beiseite. "Was er euch sagen will ist, ihr könnt die Macht nicht mehr nutzen."
Vinya und Raven tauschten Blicke. "Ach was?"
"Ja, dass wir darauf noch nicht selbst gekommen sind..."
"Nein, ihr versteht das nicht", warf Indy ein. "Es ist so, ich habe in der Enklave dieses wundervolle Buch gefunden, von einem gewissen Luke Skywalker verfasst, eine wahre Antiquität", seine Augen leuchteten, "nur leider wird in dieser Welt wohl kein Museum dafür Verwendung finden", seine Augen wurden etwas traurig, "aber-"
Jetzt stieß Wolverine auch Indy zur Seite. "Die Macht und ihre Verbindungen zu bestimmten Personen und bestimmten Orten", erklärte er oberlehrerhaft, "ich glaube, so hieß es. Grob zusammengefasst erklärte es, dass die Macht eben an bestimmte Orte gebunden ist, durch sie fließt und von machtempfänglichen Menschen dort aufgenommen und eingesetzt werden kann."
"Aha, und was genau heißt das?", wollte Vinya wissen.
"Na, dass ihr zwar machtempfänglich seid, aber euch das auf der Erde nicht viel nützt." Er zuckte mit den Schultern.
"Und was hat das mit Vandar zu tun?"
"Er hat ein bisschen nachgeholfen, bei euren Fähigkeiten. Er meinte, niemand könne in so kurzer Zeit die Macht derartig kontrollieren, also hat er euch ein wenig... unterstützt."
"Aber WIE?"
"Der kleine Gnom war überall. Er hat euch geholfen, den Stift schweben zu lassen..."
"Und dann hat er sein eigenes Lehrerpult auf sich geschmissen?", fragte Raven ungläubig.
Jack grinste. "Sollte ja glaubhaft wirken..."
Wolverine fuhr fort: "Ebenso wie er auch am Raumhafen war, als dieser Trottel hier abhauen wollte, weil wir ohne die Schrottmühle ja auf Dantooine festgesessen hätten."
"Aber – was ist, als wir miteinander gekämpft haben?", fragte Vinya. "War das auch sein Werk?"
"Zum größten Teil ja. Er faselte irgend etwas, ich habe es selbst nicht genau verstanden... dass er die Macht in euch durch irgendwelche Geistestricks amplifiziert hat... und na ja, dadurch, dass ihr euch gegenseitig die Schädel einschlagen wolltet und euch das für einige Tage auf die Krankenstation verfrachtet hat... hatte die Akademie einige Zeit Ruhe vor euch. Das hat er zumindest gesagt."
"Aber- ich habe dieses Kind machtüberredet, mir sein Taschengeld zu geben!" Vinya verstand die Welt nicht mehr.
"Du kannst auch ohne Machtfähigkeiten sehr überzeugend sein, meine Liebe", entgegnete Indy augenzwinkernd und in Anspielung darauf, dass er sich seinerzeit dazu "machtüberreden" lassen hatte, ihr spät nachts ihren geliebten Wein zu besorgen.
"Tja." Raven ließ die Schultern hängen. "Wäre auch zu schön gewesen."
Wolverine trat zu ihr und nahm sie in die Arme. "Ich denke, so ist es besser, hm? Wirklich Schatz, deine edle Gesinnung in allen Ehren, aber diese Enthaltsamkeitssache, das war einfach unverschämt von dir."
Ein wenig missmutig grummelte sie in seine Brust. "Tut mir leid, ich war schrecklich. Kommt nie wieder vor."
"Ist schon gut." Wolverine streichelte über ihre Wange.
"So, können wir dann gehen?" Han, der der Enthüllung mit stummer Schadenfreude gelauscht hatte, fror erbärmlich. Jack klopfte ihm auf den Rücken. "Mal sehen, was Snape in der Zwischenzeit so getrieben hat. Passt bloß auf, wo ihr hinlauft."
Die schwere Eingangstür öffnete sich quietschend, und das Grüppchen trat zähneklappernd ein. In der riesigen Eingangshalle war es wohlig warm, dutzende Kerzen und Fackeln warfen ihr gemütliches, wärmendes Licht. Der Duft von frisch gebackenen Keksen kroch in ihre Nasen. Das einzige, was nicht so recht zu dieser anheimelnden Atmosphäre passte, war die dumpf hämmernde Techno-Musik, die aus dem Stockwerk über ihnen zu kommen schien.
"Feiert Snape etwa eine Party?", flüsterte Jack.
"Ja, mit wem denn? Niemand mag Snape, wenn ich euch daran erinnern darf." Vinya hob eine Augenbraue.
Das hätte sie nicht sagen sollen, denn Jack wurde kreidebleich und rannte wie von der Tarantel gestochen los und die Treppe hoch zum Wohnbereich, wobei er erschrocken den Namen seines geliebten Wischmopps rief. "ELSA! Halte durch, ich rette dich!"
Kopfschüttelnd und ein wenig besorgt folgten die anderen ihm hoch in den Wohnsaal – und was sie sahen, war schlimmer, als sie es sich in ihren schlimmsten Albträumen jemals hätten ausmalen können.
Dort war Snape. Er schien die Ankömmlinge noch nicht bemerkt zu haben, denn die Musik dröhnte so laut, dass die Fensterscheiben vibrierten und die Kerzenständer auf den Tischen auf und ab hüpften. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Snape tanzte. Wenn man es denn tanzen nennen wollte. Abwechselnd warf er schlenkernd den rechten Arm, das linke Bein, den linken Arm und das rechte Bein von sich, wackelte mit dem Kopf, hielt sich die Nase zu und hob einen Arm und tat so, als würde er abtauchen, tauchte wieder auf, warf den rechten Arm, das linke Bein, den linken Arm und das rechte Bein, und dann wackelte er mit dem Po.
Aber auch das war noch nicht das Schlimmste.
Snape trug ein Bienenkostüm. Und eine riesige Brille mit rotem Rand, die so groß war, dass sie über seine Stirn hinaus ragte. Und an seinem Po, dort, wo bei echten Bienen der Stachel sitzt, klemmte sein Staubwedel.
Aber auch das war noch nicht das Schlimmste.
Er tanzte nicht nur in einem Bienenkostüm mit Staubwedelschwanz, sondern er sang auch noch dazu. Und das so schräg, dass seine Zuschauer sich schütteln mussten, die Nackenhaare stellen sich ihnen auf, und besonders Wolverine mit seinem geschärften Gehör machte ein Gesicht, als würde jemand mit dem Fingernagel über eine Tafel kratzen.
"HÖR MAL ZU! ICH BIN HIER UND WO BIST DU!", brüllte Snape.
Vinya musste sich an Indy festhalten, um nicht zusammenzubrechen.
"LOS KOMM MIT MIR! ICH BIN DIE PARTYBIENE!"
Han presste Jack, der sich augenscheinlich entweder übergeben musste oder lachen wollte, die Hand auf den Mund. "Shhh! Das sollten wir uns nicht entgehen lassen", flüsterte er, und aus dem Augenwinkel sah er, wie Wolverine entgeistert Raven anstarrte und mit stummen Lippen das Wort Partybiene? murmelte.
"KOMM LASS ALLES STEHN! DANN TANZEN WIR- oh. OH! Ohoh." Snape war gerade dabei, das Bücherregal mit dem Postaubwedel zu bearbeiten, als er endlich bemerkte, dass er Gesellschaft bekommen hatte. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich innerhalb weniger Augenblicke von überrascht zu schockiert über peinlich berührt bis hin zu mordlustig. "Was macht ihr hier?", fragte er, seine Augen flatterten hinüber zum Esstisch, auf dem sein Zauberstab lag, er stürzte hin, wedelte die Musikanlage aus und hielt den Zauberstab wie eine Waffe auf Indy. "W-was macht ihr hier?"
"Das ist unser Zuhause", erinnerte ihn Jack.
"Oh. Ähm." Snape kratze sich mit dem Zauberstab am Kopf. "Das ist mir jetzt so... ich meine, das ist nicht so, wie es aussieht..."
Raven presste die Hände auf dem Mund. Sie wollte ja nicht über ihr Hauselfchen lachen, aber das Bild ließ einfach gar nichts anderes zu.
Snapes Pappflügel hingen schlapp an ihm herunter. "Wirklich nicht... Ich meine nur, ich habe nicht erwartet... dass ihr zurückkommt... ich meine, dass ihr jetzt schon zurückkommt..." Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck, den keiner von ihnen jemals zuvor bei ihm gesehen hatte, eine Art beschämtes, entschuldigendes Lächeln.
"Tja, ähm..." Indys Schultern bebten vor unterdrücktem Lachen.
Wolverine, der das ganze als einziger nicht wirklich komisch finden konnte (schließlich hatte Snapes Gejaule ihm am allermeisten zugesetzt), stürmte an den anderen vorbei ins Wohnzimmer, schob Snape unter dem Gejohle und Applaus der anderen hinaus und die Treppe hinunter. "Jetzt zieh dir sofort etwas anderes an und dann ab in die Küche mit dir und koch uns verdammt noch mal was!"
Normalerweise würde Snape trotz seiner doch sehr eindeutigen Stellung in der schlossinternen Hierarchie niemals so mit sich reden lassen, doch unter diesen Umständen entschied er hochroten Kopfes, dass es das beste wäre, zu tun wie ihm geheißen. "Sofort", grummelte er und lief mit auf und ab flappenden Bienenflügelchen davon.
"Wie schön, endlich wieder zu Hause zu sein", meinte Indy, nachdem sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten. Sie saßen im Esszimmer in freudiger Erwartung auf das Abendessen, das Snape gerade zubereitete, wobei er sich ungewöhnlich viel Zeit dabei ließ. Natürlich nur, weil es ihm unendlich peinlich war, dass die Schlossbewohner hinter sein bestgehütetstes Geheimnis gekommen waren und nicht etwa, weil er ihnen wieder Zyankali in die Lasagne mischte.
Jack wetzte hungrig sein Messer. "Aber das Schönste ist, dass jetzt alles wieder normal ist", strahlte er.
"Ja nee, ist klar, Jack." Vinya bewarf ihn mit einem trockenen Brötchen. "Abgesehen von einem Bienenkostümtragenden Snape..."
"... und zwei Ex-Jedi, die sich vor zwei Tagen noch gegenseitig den Tod an den Hals gewünscht haben...", fügte Indy wohlwollend hinzu.
"... und einem verkappten Archäologen, der denkt, dass niemand bemerkt hat, dass er einen ganzen Koffer voll mit komplett nutzlosen Jedi-Artefakten und Büchern von Dantooine geschmuggelt hat!" Han war sichtlich stolz auf seinen großen Bruder.
Snape, mittlerweile wieder in seinen üblichen schwarzen Roben, aber immer noch mit glühendem Kopf, kam hereinmarschiert und tischte das Abendessen auf. Ausgehungert stürzten sich die Schlossbewohner auf das in der Tat köstliche Ergebnis Snapes überragender Kochkünste, bis sie endlich satt und glücklich in sich zusammen sanken, eine Zigarettenschachtel und Jacks Rumflasche die Runde machte und letzten Endes alle langsam, aber sicher todmüde waren und nur noch in ihre Betten wollten. Raven und Wolverine waren die ersten, die verschwanden, gefolgt von Han und Jack, die sich gegenseitig stützen mussten, weil sie zu tief ins Glas geschaut hatten, und Snape war ebenfalls längst türknallend in seinen Katakomben verschwunden. Vinya stand auf und nahm Indys große Hand in ihre. "Gehen wir schlafen, Schatz", sagte sie, beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen Kuss.
"Spätzchen..." Indy nahm den Hut vom Kopf und fuhr sich ein wenig nervös durch die Haare. "Nimm es mir nicht übel, aber ich bin völlig erschlagen..."
"Ja und?"
"Ich geh gleich ins Bett... in mein Bett... in mein Zimmer... weil..." Er gähnte.
"Ähm, Indiana Jones, wir haben ein gemeinsames Schlafzimmer..." Vinya sah irritiert drein.
"Hehe, schon, aber... ich kann heute Nacht nicht mit dir das Bett teilen... nicht, wenn ich diese Nacht noch schlafen will... ich kann nicht neben dir liegen ohne dabei Gefahr zu laufen, über dich herzufallen, weißt du?"
Vinya verzog das Gesicht. "Aha... ja, das verstehe ich natürlich."
"Tust du?"
"Klar." Sie setzte sich auf seinen Schoß. "Und ob ich das verstehe." Ihre Lippen fuhren über seine Stirn, seine Augenbrauen und seine Wangen. "Verstehe ich bestens..."
"Vinyaaaaa..." Wie automatisch suchten seine Hände den Weg unter ihre Kleidung, wollten nacktes Fleisch berühren, wollten ihren Körper besitzen, doch diese bleierne Müdigkeit... er konnte nicht dagegen ankommen. "Schatz, du weißt, ich würde dich das nicht bitten, wenn ich nicht wirklich todmüde wäre..."
"Hm, ich sehe, wie müde du bist, mein Schatz", flüsterte sie in sein Ohr, bevor sie sanft sein Ohrläppchen mit ihrer Zunge umspielte. "Aber zumindest ein Körperteil scheint damit nicht so ganz einverstanden zu sein..."
Indy murrte in sich hinein. Es war aussichtslos. Er gab sich geschlagen... mehr oder weniger leichten Herzens. Indy erhob sich langsam, hob Vinya in seine Arme und drückte sie an sich, und dann stieg er mit ihr die Treppen zu ihrem Schlafzimmer hinauf – wie an dem Abend, als sie ihre Liebe mit der Verlobung besiegelt hatten, und er dachte voller purem Glück an jenen Tag, an dem er sie in ihrem Brautkleid diese Treppen hinauf und in sein Bett tragen würde.
teh end.
