remember light rain
"Komm',
bitterer Regen,
und wasche aus meinem Herzen
das traurigste aller Worte:
Zuhause."
(unbekannt)
In Gedanken versunken starrte sie auf das frisch geputzte Glas. Gerade richtete ein junger Verkäufer das Schaufenster neu ein. Vorsichtig und darauf bedacht, keine Seite der zum Teil sehr kostbaren Bücher zu verletzen, stellte er sie dekorativ und bewusst keine Magie benutzend auf der Auslagefläche aus. Er war wie auch die junge Frau zu sehr abgelenkt, als dass er den heraufkommenden Tumult am Ende der Winkelgasse hätte bemerken können.
Eine dichte Menschenmenge, bestehend aus aufgewühlten Männern und Frauen, die ihre Kinder vor sich herscheuchten, oder gerade Eingekauftes notdürftig unter den Arm geklemmt nach vorne stürmten, war schon fast auf der Höhe der Frau angekommen, als diese sich aus ihren Gedanken aufgeschreckt umdrehte.
Geschockt sah sie auf das heillose Durcheinander. Kinder schrieen. Scheiben klirrten. Und Blitze zuckten. Grüne Blitze.
Sie war nicht fähig sich zu regen. Erinnerungen kehrten in ihre Gedanken zurück. Erinnerungen, die noch zu frisch waren, um sie vollständig verdrängen zu können. Erinnerungen an grüne Blitze … und Erinnerungen an sanften Regen.
„Kind, was ist denn los mit dir? Du bist ja ganz verwirrt.", besorgt musterte die ältere Frau ihre Tochter und zog sich kurz entschlossen die durchsichtigen Gummihandschuhe von den Händen, um diese in eine begrüßende Umarmung zu ziehen.
„Mum", hauchte die jüngere Frau erleichtert und jegliche Sorge schien von ihr zu fallen, als sie ihre Mutter in die Arme schloss.
„Willkommen zu Hause", entgegnete diese und als sie fühlte, wie sich ihre Tochter entspannte, schob sie sie vorsichtig von sich und ergriff ihren Arm.
„Komm wir setzen uns ein wenig in die Stube. Dad wird gleich kommen, er hat nur noch einen Patienten. Aber nun erzähl, wie war das Jahr? Wie war die Reise? Geht es deinen Freunden gut? Und eure Schule…", die Frau musterte ihre Tochter kritisch, „Es hat doch keine Angriffe gegeben?"
„Oh Mum! Ich bin doch jetzt sechs Wochen zu Hause! Kann ich nicht erst mal etwas essen? Weißt du, die Bedienerin im Express ist krank geworden oder was weiß ich, jedenfalls gab es die ganze Fahrt über nichts zu essen außer Lavenders Schokofröschen und irgendwann bekommt man auch die Dinger nicht mehr hinter.", seufzte die Siebzehnjährige und strich sich bekräftigend über den Bauch.
„Oh, aber klar Schatz. Soll ich dir ein paar Schnitten schmieren oder möchtest du lieber noch etwas von dem Nudelauflauf von heute Mittag?"
„Hmm, ja, Müsli wäre lecker."
Die ältere Frau nickt zustimmend und huschte aus dem Raum.
„Willst du ein paar frische Erdbeeren mit dran haben? Hab sie heute früh erst im Garten gepflückt? Oh, du musst unbedingt einmal mit in den Garten hinaus kommen. Was denkst du was jetzt alles blüht? Deine Studentenblumen…wie nanntest du sie doch immer?", sie kam mit der Tagszeitung unterm Arm und einer Schüssel Müsli in der Hand in den Raum zurück.
„Tagetes erecta", erklärte das Mädchen und nahm hungrig die Schale entgegen. „Danke" nuschelte sie und begann zu essen.
„Tagetes erecta! Wenn solche Worte in unsere Wohnstube fallen, dann kann das nur bedeuten, dass unser kleines Mädchen mal wieder zu Hause ist!", rief eine erfreute Stimme und kurz darauf trat ein hochgewachsener, grauhaariger Mann in das Zimmer.
„Jim!", rief die Frau ermahnend. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht mit den dreckigen Schuhen in die Wohnstube kommen sollst. Sieh nur, wie das wieder aussieht. Die Schlammspuren bekomme ich doch nie aus dem Teppich!"
„Ach Jasmin, unser Mäuschen darf doch jetzt sicher zaubern. Schließlich ist sie ja jetzt volljährig!", grinste der Mann beschwichtigend und steuerte auf seine Tochter zu, die ihm jetzt erfreut um den Hals fiel.
„Dad, wie geht es dir?"
„Gut gut…aber mir würde es besser gehen, wenn du etwas gegen den stechenden Blick deiner Mutter in meinen Rücken tun könntest und uns beiden mal dein Zaubertalent beweisen würdest.", bat ihr Vater schmunzelte und wies mit einem kurzen Nicken auf die bräunliche Spur vom Eingang bin zu seinen Füßen.
„Oh … t'schuldigt, aber ich darf doch noch nicht zaubern. Wisst ihr, solange ich die Schule nicht abgeschlossen habe, gelte ich nicht als vollwertige Zauberin und daher ist es mir untersagt…"
„Auch nicht, wenn du doch Vertrauensschülerin bist?", fragt ihr Vater vorsichtig.
„Nein, auch dann nicht. DAS gilt doch nur in der Schule."
„Apropos Schule, erzähl Kind, wie war es denn dieses Jahr?", versuchte er zu einem neuen Thema überzugehen und das Mädchen ging bereitwillig darauf ein.
„Oh, wisst ihr, wir hatten zum Beispiel einen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und…"
Sie begann zu berichten und vergaß dabei ganz ihren ursprünglichen Hunger. Auch die Eltern hatten den Teppichfleck völlig vergessen und hörten gespannt zu.
„Und dann – ihr wisst ja, ich halte nicht viel davon, aber er hat es geschafft. Ich weiß nicht wie. In dem einen Moment war er noch hinter ihm und im nächsten lag er schon rücklings auf dem Boden, regte sich nicht mehr, aber er hatte den Schnatz in der Hand. Wir konnten es alle nicht glauben. Aber daher hat Slytherin dann auch den Hauspokal bekommen. Hätte nie gedacht, das Malfoy auch mutig sein kann. Sich einfach so vom Besen zu stürzen um zu gewinnen. Okay, wahrscheinlich war es dann wohl eher Tollkühnheit...Madam Pompfrey hat ihn natürlich wieder zusammengeflickt. Was wäre Slytherin denn ohne Malfoy. Und dann haben sie natürlich gefeiert. Muss man ihren gönnen, wo sie doch sonst immer verloren haben. Na ja, Ron war natürlich furchtbar…"
Abrupt hielt die junge Frau in ihren Ausführungen inne, als ein gellender Schrei von der Straße hinein in das Wohnzimmer drang.
„Was war das?", verwirrt sah sie auf und sah misstrauisch auf das verhangene Fenster.
Der Schrei ertönte erneut, dieses Mal lange und schmerzerfüllt. Sofort waren alle drei auf den Beinen und stürmten zum Teil unbeschuht auf die Straße.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war erschreckend. Vor ihnen wand sich ein junger, in Uniform und Umhang gekleideter Mann auf dem Boden. Sein Gesicht war mit dem durch anhaltenden Regen aufgeweichten Schlamm verschmiert und auch seine Uniform war stark verschmutzt und teilweise zerrissen. Aber die Hogwartsschülerin erkannte sofort, um wen es sich handelte. Vor ihren Augen wurde ein Hüter des Lichtes, ein Mitglied des Ordens von zwei in schwarzen Umhängen verhüllten Todesser grausam gefoltert. Noch nie war sie dabei gewesen, wenn einer der Verbotenen Flüche ausgeführt wurde, und sie wunderte sich, mit welcher Geistesgegenwärtigkeit sie ihren eigenen Zauberstab aus dem Rockbund zog und ein entschlossenes „Finite Incatatem" schrie. Sofort wurde der Fluch von dem am Boden liegendem Mann aufgehoben und der Todesser, der den Zauberstab immer noch erhoben hielt, sah auf – direkt zu ihr herüber.
„Hogwartsschülerin? Gryfindor!", spuckte er mit kalter Stimme und musterte sie von oben bis unten.
„Glaubst du es war richtig, dich einzumischen?", fragte er dann drohend.
Die junge Frau fand zuerst nicht die richtigen Worte, kühler Regen tröpfelte auf ihr Gesicht und half ihr, einen klaren Kopf zu bewahren. In diesem Moment war es ihr völlig egal, dass sie widerrechtlich gezaubert hatte. Voller Hass blickte sie den Todesser an.
„Seit wann ist es falsch, ein Leben zu retten?", fragte sie, bemüht, das aufkommende Zittern ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Deine Eltern, Gryffindor?", fragte der andere Todesser zurück.
Die Angesprochene sah verwirrt zu ihren Eltern herüber, die sich gerade besorgt zu dem Mann heruntergebeugt hatten, und nun erschrocken aufsahen. Ihr Vater warf ihr einen Alles-wird-gut-Bick zu und deutete ihr an, ruhig zu bleiben.
„Lassen sie die Finger von ihm, er wird eh verrecken!", schrie der erste Todesser und deutete mit seinem Zauberstab auf die ältere Frau, die den Kopf des Verletzten auf ihren Schoß gebettet hatte, langsam kam er wieder zu sich.
„Hast du mich nicht verstanden, Muggel? Nimm deine dreckigen Finger von ihm!", brüllte er sie an. Doch die ältere Frau sah gelassen auf und erwiderte mit ruhiger Stimme: „Er braut unsere Hilfe und ich werde ihm helfen."
„Avada Kedavra", schrie der Todesser erregt und feuerte den ersten Todesfluch.
„MUM!"
Der grüne Blitz traf die Frau und ihr Körper sackte leblos nach hinten.
„Mum…", die junge Frau war zu ihrer Mutter gestürmt, hob den Kopf auf und bedeckte das feuchte Gesicht mit verzweifelten Küssen.
„Mum, verlass mich doch nicht!", schniefte sie leise. Eine raue Hand berührte ihre Wange und strich ihr eine Träne weg.
„Es…es ist zu spät, Schatz.", vernahm sie die schwache Stimme ihres Vaters und sah zu ihm auf. Tränen, oder waren es nur Regentropfen rannen über sein Gesicht, aber er sah sie entschlossen an.
„Versuche hier wegzukommen, Maus. Aus dir wird einmal eine große Zauberin, das weiß ich. Bring dich in Sicherheit, Kleines. Ich werde sie aufhalten. Aber versprich mir, versprich mir eines…", flüsterte er, „Versprich mir, dass du alles tun wirst, um diese Welt von solchen Kreaturen zu befreien. Versprich es mir…!"
„Ach wie rührend!", spottete der Todesser gehässig. „Was habt ihr denn? War doch nur eine Muggel? Nichts Lebenswertes also…"
„Nichts Lebenswertes? Ich zeig dir gleich, wer hier nicht lebenswert ist! Schatz, töte ihn!", schrie der ältere Mann erbost und erhob sich.
Die junge Frau erhob sich zitternd. Der Regen hatte ihre dünne Kleidung durchdrängt, die jetzt nass an ihrem Körper klebte.
„Aber Dad...", verwirrt sah sie auf ihren Zauberstab und dann auf den Todesser. ‚Ich kann das doch nicht…',fügte sie in Gedanken hinzu.
„Na los, Mädchen, töte mich!", forderte dieser sie auf und stellte sich provokant vor sie.
„Töte ihn, falls du es kannst, Mädchen!", spottete der zweite Todesser.
„Töte ihn!", flüsterte ihr Vater, der direkt neben ihr stand. „Töte ihn, und reche uns!"
In ihrem Kopf kehrte plötzlich völlige Leere ein. ‚Töte ihn, töte ihn, töte ihn' hallte die Stimme durch ihren Kopf.
Wie automatisch hob sie den Zauberstab und richtete ihn auf den Schwarzmagier.
Sie fühlte, wie eine unbändige Energie sie durchfloss, ein leichtes Kribbeln im ganzen Körper bis hinauf über ihren rechten Arm zu den Fingerspitzen.
„AVADA KEDAVRA", schrie sie und im selben Moment sackte der Todesser in sich zusammen. Die Gryffindor sah verwundert auf ihnen Zauberstab herab, nicht fähig, das soeben Geschehene zu begreifen.
„Was…", der letzte Todesser sah sie verwundert an. „Das dürftest du doch gar nicht können…" Doch er hatte sich schnell wieder gefasst. Rasch hob er seinen Zauberstab erneut, ob aus dem Willen, sich zu verteidigen oder aus purem Hass gegen alles nicht reinblütige.
„Avada Kedavra", der Fluch kam locker von seinen Lippen und traf sein Ziel, bevor auch er zusammensackte.
„Dad", die Frau fing ihren Vater auf, als ihn der Todesfluch traf.
„Dad", seufzte sie tränenerstickt und ließ sich mit ihm auf den schlammigen Boden sinken. „Dad…oh, Dad, du nicht auch…"
Vorsichtig fuhr sie mit ihrer Hand über seine toten Augen und schloss sie.
„Dad…", schniefte sie. „Ich verspreche es dir."
„Granger! Weg da!", ein lauter Ruf riss Die Gryffindor aus ihren Gedanken und sie wurde kurz darauf zu Boden gerissen, schlug mit dem Kopf hart gegen die Scheibe, die in tausend kleine Splitter zerbarst. Dann umhüllte Dunkelheit ihre Sicht und sie wurde bewusstlos.
to be continiued
bitte gebt mir ein REVIEW
Eure Jinx
Danksagungen:
Sue: Hey, dich glücklich machen gehört zu meinem Job grins
Esta: Hey, dann kann ich ja von Glück reden, dass du meine Geschichte gefunden hast. Und keine Sorge, ich date up, sobald ich finde, dass das chap nicht mehr zu ändern und zu retten ist. Hat doch jetzt nicht mal ne Woche gedauert!
beckhamfan2: es hat dir gefallen? geehrt fühlt hoffe, das hier auch?
Little Nadeshiko: hey, du warst meine erste Reviewerin. Herzlichen Dank! Ich kann dir nur sagen, es ist immer alles anders und meistens als man denkt! Vielleicht hilft dir das, deine Trauer zu bewältigen! Gib die Hoffnug nicht auf! Du magst traurig, tragisch etc? Wie fandest du das? Wer, glaubst du, könnte Tomtoms rechte Hand sein?
