10. Der Gerichttermin
„Zauberstäbe bitte hier registrieren lassen"Harry sah eine riesige Menschenschlange vor einem Pult stehen, über dem ein Schild mit der Aufschrift Sicherheit befestigt war. Irgendwie hatte das Schild nach dem letzten Besuch Harry erheblich gelitten, denn es hing leicht schief. Insgesamt waren die Spuren des Kampfes, der hier im Ministerium vor nicht allzu langer Zeit gewütet hatte, noch längst nicht beseitigt worden. Der in der Mitte der Halle befindliche Brunnen war stillgelegt worden, wobei einige Handwerker dabei waren, die goldenen Figuren zu restaurieren. Anscheinend waren dazu nicht einfache ‚Reparo-Sprüche" möglich. Obwohl Harry kaum Zeit hatte, da Remus, Neil und Tonks sich gleich der Schlange zuwandten, konnte er sehen, dass die Figuren sich nicht mehr um den Zauberer gruppierten, sondern sich eher von ihm abwanden.
„Eric, die jungen Hogwartsschüler sind Zeugen im Prozess gegen Lucius Malfoy"
„Mmh...", erwiderte der Zauberer hinter dem Pult missgelaunt. Er trug einen pfaublauen Umhang, auf dessen Rücken in weißer großer Schrift das Wort „Security" prangte. Noch, ehe Harry etwas tun konnte, war der Zauberer auf ihn zugetreten und fuhr wieder mit einer goldenen Rute hinter Harrys Rücken auf und ab. Irgendwie machte diese Rute quiekende Geräusche, die für den Sicherheitszauberer aber zu keiner Reaktion reichte.
„Die Arme bitte nach oben strecken!"
Harry schaute den Beamten des Ministeriums erstaunt an, dann hob er seine Arme, woraufhin er vorn und an der Seite ebenfalls untersucht wurde.
„Mr. Potter... haben sie einen neuen Zauberstab gekauft... oder ist es immer noch der alte... elf Zoll, Kern Phönixfeder."
„Nein, ich habe keinen neuen gekauft... und ja, es ist der alte."
Der Wachbeamte, der immer noch eine sehr gequälte Miene zeigte, drückte auf einen Knopf, woraufhin ein Pergamentstreifen aus einem Schlitz des Sockels hervorschnellte, den der Zauberer an sich nahm.
„Alles in Ordnung?", fragte Harry nach, doch der missgelaunte Zauberer wandte sich ab und sagte laut
„ Der Nächste!"
Kurze Zeit später waren alle, Ginny, Hermione, Ron und Harry, durch die Kontrollen geschleust und standen nun, wieder in einer Schlange, vor den Fahrstühlen, die sie, wie so viele andere, in den großen Gerichtssaal bringen sollten.
„Also, diese Sicherheits-Fuzzies werden immer dämlicher. Da sage ich ihm, dass ich einen neuen Zauberstab besitze und was tut der Typ... drückt nur auf den Knopf ohne irgendetwas zu tun. Woraufhin diese Maschine eine Fehlermeldung sendet", schimpfte kopfschüttelnd Neil.
„Na, du bist ja immerhin hier", meinte Tonks leicht grinsend und strich mit der Hand beruhigend über Neils Rücken.
„Ja, aber nur weil Mr. Doge, der hinter mir stand, sich eingemischt hat. Ansonsten hätten die mich doch glatt aus der Schlange geholt."
„Sie müssen die Sicherheitsleute verstehen, O'Sullivan. Bei diesem Ansturm von Leuten ist das Sicherheitsrisiko enorm. Es geht immerhin um einen Prozess gegen Todesser. Den ersten seit Jahren. Und um einen Prozess um Lucius Malfoy. Da möchten die „Massen" gern dabei sein. Egal, ob sie nun für ihn oder gegen ihn sind.", versuchte Remus erklärend einzugreifen.
„Hallo Harry!"
Harry drehte sich überrascht um und sah Angelina Johnson, die einen großen Korb mit Pergamentrollen mit sich trug.
„Angelina! Hallo, was machst du hier?"
„Ich habe hier eine Stelle gefunden. Bei den Obliviatoren, den Vergissmichs."
„Und? Wie ist es da so?", fragte Hermione
„Ach, ist schon ganz in Ordnung. Die sind alle ganz nett in der Abteilung. Zum Glück bin ich nicht ins Amt für magische Verkehrswesen gekommen, wo ich mich auch hinbeworben hatte. Die haben nämlich die Umbridge bekommen. Die dumme Kuh ist doch dahin versetzt worden."
„Umbridge ist noch im Amt?", rief Ron erbost aus.
„Ja, leider. Die werden sie einfach nicht los. Obwohl sie soviel Mist verzapft hat... aber Fudge stärkt ihr immer noch den Rücken, obwohl er sie vom Amt des stellvertretenden Zaubereiminister abgesetzt hatte. Und jetzt quält sie die Mitarbeiter ständig mit Memos und Anfragen."
„Oh, Merlin hilf... aber... sie hat doch gegen bestehendes Recht verstoßen?", sagte Ron
„Ja, ja... aber beweisen konnte man es nicht. Und darauf kommt es an. Zudem... Fudge hat sie ganz schnell aus der Schussbahn gebracht. Denn, immerhin hatte sie vieles in seinem Namen durchgesetzt. Und das will er nicht mehr wahrhaben, beziehungsweise vertuschen."
Angelina seufzte auf
„Na ja, ich muss jetzt weiter. Mr. Friedlich, unser Abteilungsleiter, will noch jetzt diese Pergamente haben... also bis später."
„Ja... vielleicht kommen wir bei dir nachher mal vorbei."
Harry winkte Angelina zu, ehe sie in der dichten Menge der Leute verschwand. Harry drehte sich noch einmal nach ihr um, doch schon konnte er sie nicht mehr erblicken.
„Lass uns den anderen Fahrstuhl nehmen, Timothy"
„Ja, ist vielleicht besser... Entschuldigen sie bitte... können wir da zum anderen Fahrstuhl kommen?"
Der junge Mann, der neben Harry in einer Schlange stand, schaute Ginny und Hermione fragend an.
„Natürlich", sagte Ginny und machte ein wenig Platz für die beiden jungen Männer, die sich zu einem anderen Fahrstuhl aufmachten, von dem sie meinten, schneller zum Gerichtssaal kommen zu können.
‚Irgendwoher kenne ich diesen jungen Mann', sagte sich Harry, als er den beiden nachsah.
Die Fahrstuhltür vor ihnen öffnete sich und entließ einige Zauberer und etliche Memos ehe sie mit der Schar weiterer Zauberer und Hexen eintreten konnte.
„Au", rief Ron unvermittelt, als ihm eine dickere Hexe auf den Fuss trat.
„Oh, entschuldigen sie. Aber sie müssen auch mal ein wenig Platz machen"
Mit diesen Worten drückte sie Ron einfach mit ihrem Gewicht zur Seite, so dass ihm beinahe die Luft wegblieb.
„Nun machen sie sich mal nicht so dick hier", fauchte sie Ron noch an, der die Hexe perplex anstarrte. Als schließlich der Fahrstuhl, der merkwürdig knarrte und krächzte, im nächsten Stockwerk, dem 9.hielt und die Menschenmasse ausspie, war Ron merklich weiß im Gesicht.
„Wer war denn das? Mann, hat die gestunken. Ohhh..."
Remus Lupin, der auf Harry gewartet hatte, schaute der dicken Person hinterher und nickte.
„ Olga Tack-Stickler... Chefredakteurin des Tagespropheten. Und... da, natürlich, ist Rita Kimmkorn. Zwei Geier auf der Jagd nach Aas. Kommt, versuchen wir hier durchzukommen. Immerhin haben wir, bis leider auf dich O'Sullivan, die besten Plätze, die wir bekommen könnten, nämlich die auf der Zeugenbank."
„Kein Problem. Ich werde schon einen Platz finden"
„Bis nachher", rief Tonks ihm nach, als er sich in die Schlange einreihte, die zu den Besucherplätzen führte. Remus schob die Jugendlichen vor sich die Treppen hinauf, dorthin wo die Verliese und Gerichtssäle waren, dorthin, wo heute der erste Gerichtstermin gegen Lucius Malfoy, Macnair und Crabbe verhandelt werden sollte; dorthin, wo die Tür war, durch die die Angeklagten, aber auch die Zeugen gehen konnten.
„Hoffentlich bemerkt uns die Kimmkorn nicht", nuschelte Hermione Harry zu, der sich ebenfalls so unauffällig wie möglich in die Richtung des Nebeneinganges bewegte.
„Ah...Harry Potter. Harry Potter warten sie... ein Interview bitte... was erwarten sie heute von dem Prozess... sind sie zufrieden, dass die Todesser angeklagt werden... glauben sie, sie wissen schon wer wird seine Gefolgsleute befreien..."
Harry eilte so schnell wie er konnte weiter. Rita Kimmkorn versuchte die Gruppe um Remus Lupin noch einzuholen, doch andere Zuhörer des Prozesses verhinderten dies. Schließlich erreichten sie die Tür, vor der zusätzliche Sicherheitsleute standen, die Remus, Tonks und die Jugendlichen einließen.
„Wow...", hörte Harry Ron sagen, der in die vollen Ränge des Gerichtssaales schaute. Nur noch wenige Plätze waren unbesetzt, obwohl der Saal größer war, als die, die Harry bisher gesehen hatte. Anders als bei jenen Sälen waren die Zuschauerränge nicht nur auf einer Seite angebracht, sondern befanden sich oberhalb des Geschehens an allen vier Wänden. Unter den vielen Blicken von Zauberern und Hexen führte Remus sie zu einer Bank, die nicht unweit eines Podestes standen, auf dem große dunkelbraune Stühle standen, die noch nicht besetzt waren. Genau gegenüber waren je zwei Tische angebracht. An dem Tisch, der näher zu ihnen stand, saß schon Cornelius Fudge und Amelia Susan Bones, die Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung im Ministerium. Als sie Harry erblickte, nickte sie nur kurz und lächelte ihn an. Harry nickte zurück und setzte sich auf die Bank neben Ron und Hermione. Am andere Tisch, der etwas weiter von ihnen weg stand, saß noch niemand. Schließlich befand sich genau gegenüber der Zeugenbank mehrere Steinstühle, an denen schwere Ketten angebracht waren, die allerdings noch offen auf dem Fußboden lagen. Harry wusste aus dem Denkarium Dumbledores, das sie für die Angeklagten gedacht waren.
„Hey, Harry!"
Luna tauchte neben Harry auf und lächelte ihn in ihrer eigenen Art an. Dann lief sie weiter, nicht ohne wild irgendwelchen Hexen oder Zauberern in den Rängen zuzuwinken.
„Mein Vater ist mitgekommen. Sitzt dort rechts unter den Presseleuten. Huhu... Papa!"
Ron drehte sich zu Harry um und grinste ihn verstohlen an. Dabei begann er mit den Augen zu rollen. Harry versuchte sich ein Kichern zu unterdrücken, verschluckte sich und musste mehrfach husten. Hermione schaute ihn überrascht an und schlug ihm leicht auf den Rücken.
„Alles in Ordnung?", hörte er eine Stimme hinter sich.
„Neville! Ich habe dich gar nicht kommen sehen. Wie geht's. ?", fragte Ron
„Na ja, geht so. Habt ihr schon eure ZAG-Ergebnisse erhalten. ?"
„Nein, du?"
Neville schüttelte den Kopf, schien aber deutlich erleichtert zu sein.
„Oma dachte schon, ich würde sie ihr vorenthalten. Dabei sollten sie doch in den Ferien kommen."
„Ich denke, die werden in den nächsten Tagen eintreffen... oh, schaut mal, da kommt die alte Hexe Umbridge"
Hermione zeigte voller Abscheu auf eine Hexe, die mit einem alten Wasserkrug und einem Glas voller Wasser auf den Tisch von Cornelius Fudge zusteuerte und diese auf dann auf den Tisch stellte. Zunächst bot sie Mrs. Bones das Wasser an, die ärgerlich aus einigen Pergamenten aufschaute, da sie nicht gestört werden wollte und deshalb dankend ablehnte. So ließ sie das Wasser bei Cornelius Fudge und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
„Macht sich wohl wieder lieb Kind, bei unserem Zaubereiminister.", meinte Ron angeekelt.
„Das kannst wohl laut sagen... es ist ein Unding, dass sie nicht auf einem dieser Stühle dahinten sitzt. Wo sie doch Harry die Dementoren auf den Hals geschickt hat. Nicht zu vergessen, was sie dir, Harry, und Lee Jordan mit ihrer Feder angetan hatte.", fügte Hermione giftig hinzu.
Doch ehe Harry auch noch etwas erwidern konnte, gingen abermals die großen Türen auf, durch die auch sie in den Innenraum des Saales gekommen waren. Die Zauberer und Hexen, die sich bisher laut unterhalten hatten, begannen zu verstummen. Manch einer zeigte auf den Eingang. Und richtig... hinter einigen in roten Umhängen gekleideten Auroren kamen langsam Lucius Malfoy, Walden Macnair und Paul Crabbe in den Saal. Alle drei trugen blaue Overalls und waren an den Händen und Füssen angekettet. Zum ersten Mal schien Lucius Malfoy nicht den eleganten aalglatten Eindruck zu machen. Sein Gesicht war unrasiert, seine fast weißen Haare waren ungepflegt und hingen ungewaschen herunter. Fast konnte man eine Ähnlichkeit zu Snape vermuten. Die Auroren führten die drei Angeklagten zu den Steinstühlen und ließen sie dort Platz nehmen. Neben den drei Angeklagten war ein kleiner Mann, in einem knallgelben Umhang in den Saal getreten, der nun zum anderen Tisch strebte um sich dort hinzusetzen.
„Wer ist das?"
„Oh, nein!", hörte Harry Remus leise sagen, der mit einigem Widerwillen den Mann anstarrte.
„Wer ist der Mann?"; wiederholte Harry so leise, und wandte sich an Remus.
„Dies ist Francesco Aldobrandesci."
"Und wer ist Mr. Aldosoundso?", fragte Ron
Remus lächelte Harry, Ron und Hermione an, wobei in seinen Augen allerdings keine Freude lag.
„Mr. Aldobrandesci ist ein sehr guter Anwalt, aus einer angesehenen italienischen Familie. Die Aldobrandesci's oder Aldobrandeschis, wie sie auch genannt wurden, herrschten über Teile der Toskanas und Maremmas seit dem 9.Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Später fielen ihre Gebiete zwar den Orsinis und den Medicis zu, aber dennoch blieben sie, in weit kleinerem Rahmen, eine der einflussreichsten Familien Italiens."
„Aber was macht der hier in England?"
„Er ist ein anerkannter Anwalt hier. Seine Familie hat ihn hier Recht studieren lassen... und irgendwie ist er hier hängen geblieben. Ach... man nennt ihn übrigens auch „die Katze", obwohl ich ihn eher mit einer Ratte vergleichen würde."
„Und dies schient nicht so gut zu sein?", fragte Hermione nach.
Remus schüttelte den Kopf.
„Gar nicht gut. Die Chancen Lucius Malfoy nach Askaban zu schicken, haben sich soeben minimiert. Jetzt müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen."
Ein Gong ertönte und eine kleine Tür hinter dem Podest öffnete sich. Mehr als 20 Zauberer in violetten Umhängen betraten den Saal und strebten dem Podest zu. Hermione zog Harry hoch, der noch gesessen hatte und mit Verwunderung die Zauberer anstarrte. Alle schienen ein gewisses Alter zu besitzen und schienen mit sehr großer Anmut und Stärke ausgestattet zu sein.
„Da ist Dumbledore!", flüsterte Hermione ihm zu und zeigte verhalten auf ihren Schulleiter, der sich mit den anderen des Zaubergamots schließlich auf den hohen Stühlen niederließ. Die Zuschauer, die alle aufgestanden waren, setzten sich schließlich, als auch der letzte des Zaubergamots seinen Platz gefunden hatte. Der Zauberer in der Mitte des Gamots stand auf und hob die Hand.
„Zauberer Großbritanniens, ehrenwerte Zauberer aus den anderen Ländern. Heute wird Recht gesprochen in der Sache der Staat Großbritanniens gegen die Angeklagten Lucius Malfoy, Großgrundbesitzer, Walden Macnair, Ministeriumsangestellter und Paul Crabbe, Handelsvertreter. Die Anklage wird vertreten durch Mrs. Amelia Bones, Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung im Ministerium und durch Cornelis Fudge, Zaubereiminister. Die Verteidigung der drei Angeklagten wird vertreten durch Mr. Aldobrandesci, Anwalt. Möge Merlin mit unserem Urteil zufrieden sein."
Dann bat er mit einer Handbewegung Mrs. Bones auf weiterzufahren.
„Sehr geehrtes Zaubergamots, sehr geehrte magische Gemeinschaft. Die Herrn Lucius Malfoy, Walden Macnair und Paul Crabbe werden beschuldigt, Mitglieder einer terroristischen Bewegung namens Todesser zu sein, die zum Ziel hat, die augenblicklichen Verhältnisse Großbritanniens zu destabilisieren, die Blutreinheit wieder herzustellen und ihren Meister, von dem wir alle wissen wie er heißt, mit allen Mitteln an die Macht zu bringen. In diesem Sinne werden sie angeklagt illegal in das Zaubereiministerium eingebrochen zu sein. Sie haben sich im Ministerium mit anderen Zauberern duelliert, wobei Ministeriumsangehörige verletzt wurden. Zusätzlich zu dieser Körperverletzung beschädigten sie Ministeriumseigentum, so dass auch noch Tatbestand der Sachbeschädigung hinzukommt. Im Falle von Lucius Malfoy liegt dann noch der schwere Tatbestand der Benutzung der unverzeihlichen Flüche vor, die er bei dem Zauberer, Sturgis Podmore, angewendet haben soll. Im Fall Bode müssen der mögliche Beistand zum Mord bei allen drei Angeklagten geklärt werden."
Mrs. Bones setzte sich schließlich und Mr. Aldobandesci erhob sich.
„Sehr geehrtes Zaubergamot, sehr geehrte Ankläger, sehr geehrtes Publikum. Meine Mandaten sind nach gültigem Recht heute freizusprechen... nach der Anklage der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Sie waren vor wenigen Wochen weder in einer solchen Vereinigung, die sich Todesser nennen, noch sind sie es. Sie haben weder Kontakt zu... ihm... zu jener Zeit gehabt, wie sie auch jetzt keinen Kontakt zu ihm besitzen. Gleichwohl... stimmt es, dass meine Mandanten in jener Nacht sich illegal im Ministerium aufhielten. Deshalb ist dieses Anklagepunkt unstrittig. Allerdings lässt sich eine Körperverletzung, wie auch eine Sachbeschädigung im Einzelfall nicht auf meine Mandaten zuordnen, so dass auch hier die Anklage bezüglich meiner Mandaten nicht greift. Im Falle von unverzeihlichen Flüchen, die mein Mandat Mr. Malfoy ausgeübt haben soll, weiße ich darauf hin, dass noch nicht geklärt ist, in wie weit Mr. Pudmore, der übrigens für seinen Einbruch in das Ministerium verurteilt wurde, und damit eigentlich angezeigt hatte, dass er im vollen Bewusstsein diese Tat ausgeführt habe, von einem unverzeihlichen Fluch getroffen sei. Das der Fall Bode nun meinen Mandaten zugerechnet werden soll, empfinde ich, so leid es mir tut, als letzte Schrecklichkeit, die man meinen Mandaten anhängen will. Insofern sind also meine Mandaten allenfalls des illegalen Einbruchs in das Ministerium überführt, wobei es für diesen Einbruch stichhaltige Gründe gab... die zu einem minderen Strafmass führen müssen. Ich danke Ihnen!"
„Das ist ja die Unverfrorenheit in Person", keuchte Harry auf, „ Lucius Malfoy kein Todesser?"
Auch Ron und Hermione starrten sich ungläubig an. Wieder erhob sich Mrs. Bones.
„Um zu klären, ob Mr. Malfoy, Mr. Macnair und Mr. Crabbe dem dunklen Orden angehören, möchte ich meinen ersten Zeugen aufrufen. Mrs. Nymphadora Tonks "
Wie aus dem Nichts erschien ein Stuhl in der Mitte des Raumes. Tonks steuerte zielstrebig auf diesen Stuhl zu und ließ sich auf ihm nieder.
„Mrs. Tonks, sie sind von Beruf Auror?"
„Ja, seit vorletztem Jahr."
„Und damit haben sie uneingeschränkten Zugang zum Ministerium?"
„Ja"
„Damit, wertes Zaubergamot, hatte sie die Berechtigung im Ministerium zu sein. Gut... wie spielte es sich denn nun in der Nacht, als sich die Angeklagten sich Ministerium befanden, ab?"
„Wir wurden, also Mr. Shacklebolt und ich, in das Ministerium gerufen, weil sich dort staatsfeindliche Individuen befanden, die dort in die Mysterienabteilung eingebrochen waren. Kaum waren wir vor Ort, als sich die Zauberer, die wir als Todesser erkannten, sich uns entgegenstellten und sich mit uns duellierten."
„Waren die drei Angeklagten auch bei dieser Gruppe ‚Todesser' dabei?"
„Ja"
„Ich hätte dazu gleich mal eine Zwischenfrage", meldete sich Mr. Aldobrandesci, woraufhin der mittlere Zauberer im Zaubergamot ihm zunickte.
„ Mrs. Tonks, hat es nach ihrem Anschein schon vorher zu... ich will es mal Kampfhandlungen nennen... gegeben?"
„Ja, es schien schon zu Duellen gekommen sein"
„Könnte es nicht sein, dass meine Mandaten sich gegen die Todesser gewandt haben. Ist dies so vollständig auszuschließen? Können sie einen solchen Ausschluss vollständig beweisen?"
„Nein, das natürlich nicht, aber.."
„Danke, danke, das reicht mir!", unterbrach Aldobrandesci sie.
„Nun, kann ich vielleicht weiterfahren, Herr Anwalt"; fauchte eine leicht ärgerliche Mrs. Bones den Anwalt an.
„Ja, aber ja doch"
„Jetzt wisst ihr, warum man ihn die Katze nennt!", murmelte Remus leise," er beginnt mit Bones und Zeugen zu spielen."
Tonks erzählte nun etwas detaillierter, was nach ihrem Auftauchen aus ihrer Sicht passiert war.
„Und... und sie sind nicht in Mitleidenschaft gezogen worden?", fragte Aldobrandesci unvermittelt dazwischen
„Wie meinen sie das?", fragte Tonks unsicher nach.
„Nun, nach meinen Unterlagen wurden sie geschockt. Also,... nicht das sie mich falsch verstehen, aber... haben sie wirklich ALLES mitbekommen."
„Nein, aber..."
„Nun, vielleicht sollten wir ihren Kollegen, diesen... wo steht es noch mal, ah, ja... Mr. Shacklebolt dazu eher fragen... "
„Mr. Shacklebolt ist zur Zeit nicht in der Lage auszusagen!", hörte man Albus Dumbledores Stimme durch den Gerichtssaal.
„Schade... wirklich schade. Nun, Mrs.Bones, ich glaube ihre Zeugin kann leider nicht definitiv dazu beitragen, zu erklären, ob mein Mandant sich gegen oder für die Todesser entschieden hatte. Ich weiß nicht, wie das hohe Gericht dazu denkt, aber..."
„Das lassen sie bitte das Zaubergamot alleine entscheiden", fuhr Dumbledore in einer ruhigen aber deutlich scharfen Stimme verlauten.
„Nun, dann danke ich Ihnen, Mrs. Tonks", schaltete sich Cornelis Fudge ein und entließ so sie so aus dem Zeugenstand.
„Als nächsten Zeugen rufe ich Harry Potter in den Zeugenstand."
Harry schaute erschrocken auf. Dann stand er langsam auf und ging mit etwas zitternden Knien auf den Zeugenstuhl zu. Mrs. Bones, die neben dem Stuhl stand, lächelte ihm warm zu, als er sich setzte.
„Harry... du weißt, dass du hier die Wahrheit sagen musst. Wir wollen genau den Tathergang in jener Nacht erfahren, in jener Nacht, als du dich in der Mysteriumsabteilung des Ministeriums, zusammen mit deinen Freunden aufgehalten hast. Alles klar?"
„Ja"
„Gut, kannst du mit Sicherheit sagen, ob Mr. Malfoy und auch die beiden anderen Herrn die dort anzutreffenden Todesser begleitet haben oder ob sie sich gegen sie gewandt haben?"
„Mr. Malfoy..." begann Harry und schaute dabei in die gegenüberliegende Zuschauerreihe. War es Zufall oder Schicksal, dass er in diesem Augenblick in das angespannte Gesicht von Draco Malfoy schaute, der neben seiner Mutter dort in dem Zuschauerblock schaute?
„Mr. Malfoy hatte nicht die dort anwesenden Todesser begleitet..."
„Ha, selbst ihr Kronezeuge widerlegt ihre Anklage", triumphierte Mr. Aldobrandesci
„..., er hat sie angeführt!", beendete Harry seinen Satz und unterbrach damit den Anwalt,„ er war es, der uns im Ministerium aufgelauert hat, uns bedrohte und schließlich sich mit uns und dem Or... einigen Freunden und Ministeriumsmitglieder duellierte."
„Wieso kommst du darauf, das er die Todesser angeführt hatte."
„Weil er die Verhandlungen führte; weil er in Lord Voldemorts Namen..."
Mit einem Ruck zuckten die Zuschauer zusammen.
„... weil er uns in Lord Voldemorts Namen uns die Prophezeiung abnehmen wollte. Als wir den Todesser, entkamen, organisierte er, Mr. Malfoy, die Verfolgung, die schließlich in den Duellen endete."
„Wie.."
„Mr. Aldobrandesci, ich bin noch nicht fertig! Sie können gern nach meiner Befragung den Zeugen auch befragen, aber ich verbitte mir eine weitere Einmischung.", ereiferte sich Mrs. Bones
„Also, nun seien sie doch nicht so aufgeregt, meine Liebe, gut... dann warte ich!", sagte Mr. Aldobrandesci mit zuckersüßer Stimme und hob entschuldigend seine Hände, was einige der Zuhörer zu einem Gelächter hinreißen ließen. Mrs. Bones wandte sich wieder Harry zu und atmete tief ein, ehe sie leise weiterfuhr.
„Was wollte Mr.Malfoy im Namen... von ihm... haben? Du nanntest eine Prophezeiung?"
„Ja... Lord Voldemort hatte schon vor 16 Jahren erfahren, dass bezüglich ihm und... mir eine Prophezeiung ausgesprochen wurde, die sein weiteres Handeln beeinträchtigen sollte. Auf Grund dieser Prophezeiung wurden meine Eltern getötet. Da Lord Voldemort 15 Jahre lang nicht in der Lage war, zu erfahren, was die Prophezeiung aussagte, wollte er Gewissheit haben und schickte schließlich seine Todesser."
„Und du wolltest auch wissen, was in der Prophezeiung stand und warst deshalb im Ministerium?"
„Ja!"
„Du hast es erfahren?"
In diesem Moment fuhr wieder Mr. Aldobrandesci auf.
„Ist das denn wichtig, ob er es erfahren hatte? Was hat das mit meinen Mandaten zu tun... also wirklich!"
Harry atmete tief ein... und war dem Anwalt in diesem Augenblick dankbar.
„Nun gut, du kannst also im absoluter Sicherheit sagen, dass alle drei Angeklagten Todesser sind!"
„Absolut"
„Danke!"
Mrs. Bones setzte sich, woraufhin sich Mr. Aldobrandesci erhob.
„Harry... ich kann dich doch Harry nennen, nicht wahr. Nun, Harry, kennst du weitere Mitglieder der Familie Malfoy?"
„Ja, Draco Malfoy"
"Den Sohn von Lucius Malfoy. Wie ist dein Kontakt zu Draco, seid ihr Freunde?"
„Ich weiß nicht, was das jetzt hier soll?", ereiferte sich Mrs. Bones, doch Mr. Aldobrandesci fuhr weiter.
„Nun, berichtige mich, Harry... nach meinen Unterlagen seid ihr keine Freunde, eher Rivalen. Solche Gegner in der Schule, dass es dort schon zu Duellen und Handgreiflichkeiten zwischen euch oder mit euch befreundeten Schülern gekommen ist. Nun, kann es nicht sein, Harry Potter, dass du jetzt dir das hier ausgedacht hast, um Draco Malfoy, um den Malfoys es heimzahlen zu können?"
„Nein!"
„Nein? Ich habe hier Unterlagen von Schülern, die etwas anderes aussagen... aber gut, ich möchte noch auf etwas hinweisen... wie konntest du wissen, dass Todesser sich in dem Ministerium befanden, um diese obskure Prophezeiung zu stehlen? Wobei ich anmerken möchte, dass kein Todesser diese Prophezeiung wirklich stehlen hätte können, weil sie nur von den in der Prophezeiung handelnden Personen berührt werden kann. Wie sollte Mr. Malfoy diese Prophezeiung an sich bringen? Also, warum warst du zu diesem Zeitpunkt im Ministerium?"
Harry schwieg zunächst. Was sollte er sagen, dass er Sirius ‚gesehen' hatte, ein Sirius, der von Lord Voldemort gefoltert worden war?
„Ich... ich habe durch Lord Voldemorts Augen diese Tür im Ministerium gesehen."
„Wie, du hast durch seine Augen diese Tür gesehen?"
„Nun, durch seinen Fluch, der mich zwar traf, aber nur die Narbe, die ich trage, verursachte, habe ich eine geistige Verbindung zu Lord Voldemort, die..."
Im ganzen Saal wurde das Stimmengewirr so laut, das der mittlere Zauberer des Zaubergamots wieder einen lauten ‚Gong' betätigte und so das Publikum zum Schweigen brachte.
„Du hast eine Verbindung zu... ihm? Sie sehen, meine sehr geehrten Zauberer, entweder lügt dieser Junge dreist oder... er sagt die Wahrheit. Doch wenn er die Wahrheit sagt, wenn er eine geistige Verbindung zu... ihm... wirklich hat, und wenn ihm diese „Stimme" schließlich etwas vorgaukelte, ihn ins Ministerium lockte, damit er die Prophezeiung an sich nehmen sollte, könnte sie ihm nicht auch vorgaukeln, dass Mr. Malfoy ein Todesser sei? Oder Mr. Crabbe? Oder sogar Mr. Macnair?"
Harry schüttelte verärgert den Kopf. Die Zuschauer starrten ihn an. Dann fiel Harrys Blick auf jenen jungen Mann, den er am Fahrstuhl gesehen hatte. Dieser bückte sich stark nach unten. Irgendwoher kannte er diesen Mann. Doch woher?
„Nein, Lord Voldemort hat mir nicht vorgegaukelt, dass Lucius Malfoy ein Todesser ist. Er hat damals diesen Aufmarsch auf dem Camping-Platz der Weltmeisterschaft organisiert. Und... Ich habe ihn gesehen, als Lord Voldemort auferstand und er die Todesser zu sich rief. Er war dabei. Er war es, der mir die Prophezeiung abnehmen wollte. Er ist ein Todesser!"
Harry suchte nach weiteren Worten... und dann, wusste er plötzlich, woher er den Mann kannte. Sein letzter Traum ging ihm durch den Kopf. Hatte Lord Voldemort nicht einen Todesser namens Timothy gequält, der ihn, Harry Potter, hatte angreifen wollen? Harry schaute noch einmal hoch... er kannte nicht dessen Gesicht, aber so wie dieser Mann gebückt saß... seine Stimme, ja, alles deutete auf diesen Todesser hin. Ob auch er das Mal auf dem Unterarm besaß.. das Mal!
„Das Mal... Mr. Malfoy hat doch auch das Mal auf dem Arm. Mit diesem Mal hat Voldemort damals die Todesser zu sich gerufen. Man braucht doch nur seinen Arm anzusehen, um zu sehen, ob er ein Todesser ist."
„Harry, Harry... Mr. Malfoy hat dieses Mahl schon von früher. Als er unter dem Imperius-Fluch von... ihm... stand."
„Aber, wenn er nicht zu Lord Voldemort gerufen wurde, wenn er nicht zu ihm steht, warum ist dann sein Mal so deutlich geworden. Ich finde, er sollte es zeigen!", erwiderte Harry.
„Eine wunderbare Idee, Harry!", erwiderte Mrs. Bones und winkte den Auroren zu Mr. Malfoy zum Zeugenstuhl zu bringen.
Harry schaute nun siegessicherer auf... und sah dann, wie dieser Todesser namens Timothy langsam aufstand und seinen Zauberstab hob.
„Achtung... Todesser!", rief Harry und warf sich zur Seite, ehe ein Lichtblitz in seinen Stuhl einschlug und die Rückenlehne verschmorte.
„LORD VOLDEMORT AN DIE MACHT", hörte Harry auf einer anderen Seite hören, ehe weitere Lichtblitze durch den Saal schossen.
Review-Antworten:
Fluffy Bond: Was Bellatrix vor hat? Nun, sie wird wohl ihre Freunde befreien! Aber über ihren Ausbruch wird noch in Kapitel 11 zu hören sein. Gemein nicht! Aber ich bin schon dabei es zu schreiben!Vivianne Ollivander: Danke liebe Schwester für deine netten und schönen Reviews. Ich werde bald noch mehr auf Angelikas Vergangenheit, auf die Quelle der Sul, auf Bladud, auf so viele verzweigte Richtungen eingehen. Ich hoffe, dass die Geschichte, die du dankenswerter Weise Beta liest, dir immerzu gefällt. Knuddel.
sabine2307: Ich tue es, wirklich, so schnell, wie ich kann... ich hoffe, dass sie euch weiter so gut gefällt. Danke für dein Review.
Eva Luna: Ja, im nächsten Kapitel wird noch mehr über Bellatrix zu hören sein. Aber ich musste, da das Kapitel so wichtig ist, dieses erst mal vorziehen. Ja, Hermione ist auch für mich eine richtige kleine Lehrerin. Ob sie sich mit Angelika die ganze Zeit versteht? Nun ja, mal sehen! Danke für dein Review
Banduan: Nun, erst mal wird Angelika im Hauptquartier bleiben, aber dann, wer weiß?( Hihi....ich!) und ja, Bellatrix befreit ihre Freunde. Die zweite Anwort ist ja allerdings schon beantwortet. Und was es mit der Quelle auf sich hat. Nun, bald wird sie in den Blickpunkt aller rücken! Danke und knuddel....dein Arnie
