Zusammenfassung der bisherigen 11. Kapitel:

In einem Restaurant in Birmingham trifft sich Karkaroff mit dem holländischen Dieb Van Bruegelen, um an ein mittelalterliches Buch mit Stichen und Zeichnungen heranzukommen, in dem er etwas besonderes zu finden vermag. Doch als der Dieb ihm das Buch übergeben will, wird Karkaroff und van Bruegelen durch Peter Pettigrew getötet. In dem Restaurant, dass vollständig zerstört wird, wird auch die nicht als Zauberin registrierte Deutsche Angelika Reiner erheblich verletzt, die daraufhin ins General Hospitel Birmingham eingeliefert wird. Auf Grund ihrer Accessoire, einem Anhänger und dem Armring des Bladuds, heilt sie allerdings ungewöhnlich schnell. Harry, der wieder im Ligusterweg seine Ferien verbringt, erkennt in einer Nachrichtensendung im Fernsehen Peter Pettigrew und alarmiert den Orden. Doch als er kurz darauf keine Nachrichten vom Orden erhält, macht er sich nach Birmingham auf, um weitere Informationen über den Angriff zu sammeln. Nicht zu früh, denn kurz nachdem er abreiste, wird der Ligusterweg von Todessern angegriffen. Der Angriff, der nicht mit Lord Voldemort abgestimmt worden war und für den sich deren Anführer Timothy später verantworten musste, wird zurückgeschlagen. Harry, derweil in Birmingham, kann gerade verhindern, dass Angelika vom russischen Todesser Pavlov mit einem Gedächtniszauber belegt wird. Als Dumbledore, Snape und der junge Arzt Neil O'Sullivan den Todesser verhören wollen, stirbt dieser unter mysteriösen Begleitumständen. Doch der Angriff des Todesser hat auch etwas gutes, Angelika, die auf Grund ihrer Aura und Stärke durchaus die Enkelin des schwarzen Magiers Grindelwald sein kann, wacht auf. Nachdem Dumbledore ihr erklärte, dass sie eine Zauberin sei und sich dessen auch nicht schämen müsste, beschließt man sie ins Hauptquartier des Ordens, in den Grimmauldplatz 12 , zu bringen. Dort beginnen Harry und seine Freunde Hermione und Ron Angelika als Zauberin auszubilden, wobei Ron ein Auge auf Angelika geworfen hat.

Eine Woche nach Harry' 16. Geburtstag, beginnt der Prozess gegen Lucius Malfoy, Macnair und Crabbe. Trotz Zweifel an der Aussagen von Tonks und Harry, vermag es der Anwalt Malfoys ihn nicht freizubekommen... hätten die Todesser nicht einen Angriff auf das Gericht durchgeführt. Harry, der gerade noch so den Flüchen des Todessers Timothy entkommt, den er einst in einem seiner Träume gesehen hat, muss ansehen, wie Malfoy sich befreit und den Zaubereiminister Cornelius Fudge zu Boden reißt. Als schließlich die wenigen Todesser von den Auroren, dem Zaubergamot und Sicherheitskräften überwältigt werden, taucht Fudge zur Verwunderung Harrys wieder unverletzt auf. Zu seinem Entsetzen bezieht Fudge den Angriff auf sich und schlägt die Anklage gegen Malfoy und Crabbe nieder, da er in Malfoy seinen Lebensretter sieht. In einem nächtlichen Interview, welches später von Arthur Weasley im Hauptquartier des Ordens vorgelesen wird, verspricht Fudge alles zu tun, um die Todesser, auch jene die aus Askaban am Abend flohen, zu stellen und zu vernichten, selbst wenn damit Bürgerrechte verändert werden müssen. Zudem verspricht er eine neue Polizei-Truppe, die SET, zu installieren, die hinsichtlich dieser Aufgabe die bisherige Arbeit der Auroren übernehmen wird. An eine Mitarbeit des Ordens ist dabei nicht gedacht.

Währendessen warten in einer kleinen Pinte in Amsterdam Mundungus Fletcher und Kingsley Shacklebolt, im Beisein eines ICEA-Beamten, auf einen Informanten, der ihnen das Versteck von Hogebruin, dem Komplizen des toten Diebes van Brugelen, mitteilen soll. Doch statt des Informanten entdecken die drei zwei Zauberer, die als Schlägertypen verschrien sind. Mundungus beschließt schließlich, den beiden eine Falle zu stellen.

12. Bladud

„Still jetzt", meinte Kingsley und hob dazu eindringlich die Hand.

Zwar wollte Mr. Cleevens, der Beamte des ICEA, noch etwas sagen, doch beließ er es und knirschte eher mit den Zähnen. Ganz in der Nähe zu ihnen schlichen sich langsam die Beamten der Polizei des Zaubereiministerium der Benelux-Staaten Hogebruins Versteck immer näher. Kingsley, der auf Grund seiner Erfahrung, mit Billigung des hiesigen Zaubereiministeriums die Operation anführte, signalisierte Mundungus, dass er den Anti-Apparier-Fluch anbringen sollte, der verhinderte, dass irgendjemand ihnen noch entwischte. Langsam schlich nun auch Kingsley Shacklebolt dem Versteck näher, in dem mehrere Stimmen zu hören waren.

„Nun, du willst uns immer noch nicht sagen, wo die Kopien sind, die du angefertigt hast?"

„Bitte, Bitte... tun sie mir nicht weh!"

„Oh, dazu wird es nicht kommen... ,wenn du uns sagst, wo diese Kopien sind. Sieh mal, wenn du uns sagst, wo sie sind... wird dies niemand erfahren. Du wirst ganz normal weiterleben, als wäre nichts geschehen. Wirklich!"

Kingsley kannte diese Stimme. Er hatte sie am vorigen Tage gehört, kurz vor ihrem Überfall auf die beiden Zauberer, die sie verfolgt hatten. Dieser dritte, ein Engländer wie Kingsley nach dem Gesagtem feststellte, hatte die beiden am Eingang der Pinte abgepasst und war dann später verschwunden.

‚Schade, eigentlich', dachte sich Kingsley und grinste leicht als er daran dachte, wie diese beiden Schlägertypen in ihre Falle getappt waren. Als Mundungus und Kingsley schließlich mit ihnen fertig gewesen waren, waren sie nicht nur ein verschnürtes Etwas gewesen, sondern hatten ihm auch verraten, dass sie den Aufenthaltsort von Hogebruin vor wenigen Momenten von jenem Dritten erfahren hatten. Ihre Aufgabe war nun gewesen zu verhindern, dass Kingsley und andere Auroren davon Kenntnis nehmen könnten. Mit Mr. Cleevens im Schlepptau war es ein leichtes gewesen, die hiesigen Polizisten für eine Aktion gegen diese Bande von Schlägern und Gaunern zu gewinnen. Doch Kingsley wollte mehr. Er wollte wissen, wer dieser Engländer war, der diese Schläger angeheuert hatte... und er wollte die Kopien, die Voldemorts Ziele ein wenig mehr verraten würden.

„ Also, was denkst du, Walter... wo sind die Kopien. Wo ist das Gemälde?"

‚Was für ein Gemälde?', fragte sich Kingsley, der nun alles sehr deutlich hörte. Noch immer schlich er langsam, ganz langsam dem Versteck näher. Er hoffte, dass Mundungus mit seinem Fluch fertig sei und dass auch die anderen Beamten sich langsam dem Versteck, einem Bauwagen in einem Hinterhof Amsterdams, sich von allen Seiten näherten, ohne eine versteckte Warnanlage auszulösen.

„Ich..."

„Ja?"

„Ich kann es Ihnen nicht sagen... ich darf es nicht. Ich habe..."

Crucio"

Kingsley duckte sich und hielt inne. Innerhalb des Wagen hörte das Schreien eines Mannes.

„Nun, hast du es dir anders überlegt?", sagte der Mann ein wenig später. Kingsley konnte richtig hören, dass ihm diese Folter Spaß machte.

„Nein, bitte nicht noch mal... ja, ja ich will alles sagen, aber bitte nicht noch einmal diese Schmerzen"

„Schade, ich wollte eigentlich nun auch mal, Richard"

Kingsleys Wut stieg in ihm auf. Er war nun ganz nah der Tür. Schnell schaute er sich noch einmal um, um zu sehen, ob die Beamten schon in Stellung gegangen waren.

„Seit ruhig... also, was hast du uns zu sagen?"

„Die... die... die Kopie..."

„Ja, was ist mit der Kopie?"

„Sie ist... sie ist... dort hinten, hinter der Küchenwand."

„Los, seht nach. Und das Gemälde?"

„Ist auch da..."

Kingsley machte eine Bewegung mit seinem Arm. Jetzt war es die beste Möglichkeit zuzuschlagen. Schnell stand er auf und hechtete zur Tür des Bauwagens. Überraschender Weise spurtete auch Mr. Cleevens zur Tür, den Zauberstab in der Hand.

‚Hoffentlich steht er mir nicht im Weg!', dachte sich Kingsley und signalisierte dem ICEA-Beamten, dass er auf ‚drei' die Tür des Bauwagens aufreißen sollte. Dann hob er seine frei Hand.

‚ eins'

„Habt ihr sie?"

‚zwei'

„Jo, hier ist sie... und das Gemälde. Alles in Ordnung."

„Wunderbar... ja, du hast wirklich Wort gehalten, Walter. Du warst wirklich brav... Crucio"

„Waaahhhhh"

‚drei'

Mit einem Ruck zog Mr. Cleevens die Tür auf und Kingsley hechtete hinein. Im nächsten Augenblick flogen von allen Seiten die verschiedensten Flüche in den Bauwagen, begleitet von einem „spectandus caeco", ein Blendfluch eines der Beamten. Kingsleys erster Fluch traf den Engländer bei Walter, so dass dieser gegen die hintere Wand schlug und ohnmächtig danieder sank. Danach war aber auch er nicht mehr in der Lage weitere abzufeuern, da er nichts mehr sah. Schnell stürmte die Polizei, ausgerüstet mit Anti-Blendfluch-Brillen, den Wagen und überwältigten die übrigen Verbrecher. Kingsley versuchte aus dem Wagen zu kriechen, doch ohne Mr. Cleevens hätte er es nicht geschafft. Anscheinend hatte jemand außer dem Blendfluch auch andere unangenehme Flüche in den Wagen abgefeuert, so dass Kingsley beinahe das Essen wieder retour kam.

„Alles klar, Mr. Kingsley."

„Oh...oh, ja, so langsam. Oh, mein Magen."

„Wolltest wieder den Held spielen, was, Kings", sagte von vorn eine spöttische Stimme, die er Mundungus zuordnen konnte.

Langsam nahmen für Kingsley Shacklebolt die umliegenden Personen wieder Gestalt an, denn der Blendfluch hatte nur eine kurze zeitliche Wirkung.

„Habt ihr alle?"

„Ja, wobei des den meisten weniger gut geht, als dir", meinte Mundungus und grinste Mr. Cleevens an, der nun Kingsley am Arm hielt. Kingsley atmete tief ein und richtete sich nun vollständig auf.

„Und das Buch?"

„Buch und Gemälde sind in Ordnung", meinte Mr. Cleevens, der von einem Beamten der Benelux- Polizei das Buch und das Gemälde ausgehändigt bekam.

„Ich habe es mir doch gedacht!", meinte Mundungus und zeigt auf den Engländer

„Du kennst ihn?"

„Richard Goyle... ein besonderer Vertrauter von unserem geliebten Lucius Malfoy. Ich konnte nur diese Stimme nicht zuordnen. Ja, ich hoffe sie behalten ihn erst mal hier... und liefern ihn nicht unserer Regierung aus. Bei denen weiß man im Augenblick nicht, ob solche Halunken nicht mal eben schnell rehabilitiert werden.", meinte Mundungus mit einem sarkastischen Unterton.

„Du meine Güte!", entwich es Mr. Cleevens, als er das Bild, welches auf Holz gemalt war, sich genauer ansah.

„Was ist?". Kingsley, nun wieder ganz Herr seiner Sinne, schritt auf Mr. Cleevens zu.

„Das ist ein... ein Original. Keine Kopie. Jedenfalls... sieht es danach aus. Sicher kann ich erst sein, wenn ich es genau untersucht habe. Aber so, wie es aussieht, ist es ein Original."

„Mmh", meinte Mundungus und rieb sich seine leicht aufgeschwemmte Wange."... und was soll das für ein Original sein. Gut, ich kenne mich nicht so mit Bildern aus, aber... was ich sehe, ist nur ein großer Pool, in dem viele Weiber baden."

„Pool? Weiber? Mr. Fletcher! Das ist ein Bild von Lucas Cranach dem Älteren."

„Und? Dennoch sind da lauter Weiber drauf!"

„Frauen, Dung, Frauen. Aber du hast schon recht. Was wollte Voldemort mit einem solchen Bild. Wer sagten sie noch einmal, Mr. Cleevens, war der Maler?", meinte Kingsley

„Lucas Cranach der Ältere lebte von 1472 bis 1553 in Deutschland. Eigentlich hieß er ja Lucas Müller, aber da er in Cranach zur Welt kam, hat man ihn schließlich Lucas Cranach genannt. Und da er seinen Sohn auch Lucas nannte, bekam er später den Zunamen der Ältere. Dieses Bild aus der Spät-Renaissance müsste eigentlich in Berlin hängen, in der Stiftung Staatlicher Museen."

„Tja, dann nehme ich mal an, dies ist eine sehr gute Kopie... oder eine solche hängt in Berlin. Und wie sagten sie noch mal, heißt dieses Bild?"

„Es wurde 1546 gemalt... und heißt 'Der Jungbrunnen'"

„Dennoch sind da Weiber drauf... und dann da links auch noch so alte", meinte Mundungus sehr leise und doch leicht mürrisch.

oOoOoOoOoOo

Dumbledore setzte sich müde in den alten Lehnstuhl auf den Dachboden im Grimmauldplatz 12 und schaute aus dem Fenster auf die nahen Häuser mit ihren vielen leeren Fenstern. In manchen dieser Häuser wohnten noch vereinzelt Menschen. Menschen, die nicht reich genug waren von hier wegzuziehen; die dankbar waren, hier noch eine Bleibe gefunden zu haben. Menschen, deren Existenzminimum fast erreicht war. Aber auch Menschen mit unterschiedlichen Beweggründen und Zielen, die nicht unbedingt mit dem gewöhnlichen Durchschnitt der Londoner zu vergleichen waren. Doch es waren Muggel, keine Zauberer, und sie wussten somit nicht wer in ihrer Nachbarschaft lebte. Sie wussten auch nicht in welcher Gefahr sie eigentlich befanden und sie konnten erst recht das Haus nicht sehen. Einst war dies eine noble Gegend gewesen, als die Familie Black hierher zog. Doch nun, nach einigen Jahrhunderten, war die Familie Black fast ausgelöscht und die Gegend war heruntergekommen.

Dumbledore seufzte und nahm sich wieder sein Buch vor, das er sich herausgesucht hatte. Er hatte sich wieder einmal von den vielen Sitzungen und Besprechungen weggestohlen, die seit der Freilassung Malfoys und der Ankündigung Fudge einhergingen. Dumbledore dankte innerlich Remus, Arthur und Alastor, die oftmals ihm diese Besprechungen abnahmen. Vor allem Remus, der nachdem er hier ins Haus eingezogen war, sein Vertreter in allen Fragen geworden war. Abermals dachte er an Cornelius Fudge. Hatte er sich in diesem Mann so getäuscht? Seitdem er von Malfoy auf so merkwürdige Art gerettet worden war, hatte sich Fudge immer mehr zurückgezogen; hatte selbst ihm, Dumbledore, kaum die Möglichkeit gegeben, mit ihm zu reden. Er schien auf der einen Seite ängstlich geworden zu sein, auf der anderen, in der Öffentlichkeit, aber, zeigte er unverhoffte Willensstärke und Tatendrang. Dumbledore hoffte, dass er in der Frage , wer der Leiter der neuen Polizeitruppe, von Cornelius Fudge gehört werden würde, doch insgemein zweifelte er daran. Ein wenig hatte er den Verdacht, dass Fudge wieder einen seiner Alleingänge durchziehen würde.

Ein urplötzliches Geräusch ließ Dumbledore auffahren. Irgendjemand schien in der alten Bibliothek der Blacks zu sein und dort herumzustöbern, denn das Geräusch war deutlich ein Buch gewesen, was auf den Boden gefallen war. Langsam und neugierig wer denn auch diesen Ort bevorzugte, stand Dumbledore auf und schritt durch die Gänge, vorbei an riesigen Bücherreihen.

„Hermione... ich hätte es mir denken können!"

„Professor Dumbledore, sie hier?"

„Nun, Hermione. Was verschlägt dich hier auf den Boden dieses Hauses?"

„Ich... ", verlegen schaute Hermione auf ihre Füße, „ ich wollte noch einmal nachschauen, was für Bücher es in dieser Bibliothek gibt. So viele alte Bücher über die Zaubertrankkunde habe ich selbst in Hogwarts nicht gesehen."

„Ja, die Blacks waren Kenner der Zaubertränke. Und nicht jeder dieser Tränke war besonders sicher und gefahrlos. Die Blacks waren bekannt für hinterhältige und sehr wagemutige Tränke. Früher hätte nicht jeder Zauberer mit einem Black ein Glas Wein gehoben, vor allem wenn er Gegner der Familie war. Aber, das ist ja nun, fast, vorbei. Doch... das dort sind doch keine Bücher über Zaubertränke..."

Professor Dumbledore hob ein Buch vom Boden auf, welches mit anderen von einem kleinen Tisch gerutscht war, der voller Bücher gepackt war.

‚Die Geschichten und Legenden der Zauberer Englands'

Hermione wurde leicht rot in ihrem Gesicht. Es schien ihr fast peinlich zu sein, dass Dumbledore sie hier erwischt hatte.

„Ein interessantes Buch. Etwas alt und ein wenig unpräzise, aber mit Sicherheit ein gutes Nachschlagewerk!"

„Sie... sie kennen es?"

„Ja, obwohl ich es schon lange nicht mehr in der Hand hatte. Nun... kann ich dir vielleicht helfen? Vielleicht kann ich dir auch andere Bücher empfehlen, die dieses Thema behandeln."

„Nun... ich wollte einmal nachschlagen... ,weil doch jetzt keiner so die Zeit hat... und Angelika hatte mir erzählt, dass sie den Armring des Bladud besitzt... allerdings weiß sie gar nicht, wer Bladud ist... und ich eigentlich... auch... nicht". Hermiones Stimme wurde immer leiser. Es war schwer für sie zuzugeben, dass sie mal etwas nicht wusste. Von etwas überhaupt keine Ahnung zu haben.

„Der Armring des Bladuds... aha, ja, Bladud, der aussätzige Prinz, eine interessante Geschichte..."

„Könnten sie mir die entscheidenden Bücher nennen, wo über ihn etwas steht. So könnte ich mir ein wenig Zeit sparen und..."

„Setzt dich, Hermione, ich werde dir zunächst ein wenig die Geschichte dieses Bladuds erzählen... so wie sie sich wirklich zugetragen hat. Die dazugehörigen Pergamente habe ich unten in meinem Büro. Ich habe sie noch vor nicht langer Zeit selbst noch einmal studiert, weil ich mir sicher sein wollte, ob Angelika wirklich diesen Armring besitzt. Und, ja, es ist der Armring des Bladud. Wenn du also, nach meiner kleinen Vorlesung, sie noch einmal durchforsten willst, werde ich sie dir natürlich zur Verfügung stellen. Also,... Bladud, der aussätzige Prinz..."

Dumbledore brach ab und schaute weiter gedankenverloren weiter durch das Fenster.

„Nun, Bladud war der Sohn von Rud Hudibras, einem der Könige von England. Es war die Zeit der Urnenfelderkultur, so etwa 900-850 v. Chr. Bladud war aber ein Blankett, ein Bastart, der eigentlich kein Anrecht auf den Thron Ruds hatte. Dennoch war Bladud der Lieblingssohn Ruds, wobei er nicht wie seine Stiefbrüder groß, breit und grob war, sondern eher klein, zart und zierlich. Er hatte viel von seiner Mutter an sich, die, wie wir Zauberer wissen, aus einem wahren alten Zauberergeschlecht kam. Später nach weiteren Jahrhunderten sollte aus diesem Zauberergeschlecht einst Taliesin hervorgehen."

Hermione hielt ihren Atem an. Diesen Druiden hatte sie schon einmal gehört.

„Da er anders war, als seine Stiefbrüder und dem Kämpfen nicht tauglich war, schickte ihn Rud zu Nagoryn."

„Zum wem?"

„Es ist nicht ungewöhnlich, das man Nagoryn nicht kennt. Er war zu seiner Zeit ein hochangesehnes Mitglied der Druiden, einer jenen Männern, die Zauberer waren und sich um die Belange der Reiche unparteiisch kümmerten. Allerdings war seine Zauberkunst begrenzt. Nun, Druiden waren bei den Kelten Männer der gebildeten Klasse. Sie waren oft Priester oder Seher, weise Männer, was auch schon das Wort drui aussagte, die oft die Kinder der Könige ausbildeten. Sie waren Barden, Hüter ihrer Orden, Hüter über das Gesetz und der Geschichte ihres Volkes, sie waren Heiler und Philosophen, sie waren Mathematiker und Runenleser... und eben Zauberer. Und sie waren Boten, die ohne Schutz sich in den Reichen umherbewegen konnten und Friedensangebote oder Vertragsaufkündigungen den benachbarten Königen überbringen konnten. Nun, Nagoryn war ein solcher Druide, der sich am Hofe Ruds aufhielt und seine Söhne ausbildete. Bladud nun sollte nach Willem seines Vaters, in Orden der Druiden eintreten. Dazu musste ihn der greise Druide ausbilden. Bladud hatte die besten Eigenschaften dazu. Von allen Prinzen in ganz Britannien wurde er am meisten geliebt, obwohl er nicht berühmt war für sein Urteil oder seiner kriegerischen Tugenden. Denn die besaß er im Vergleich zu seinen Brüdern nicht. Sein Wunsch stets mehr zu wissen; mehr zu lernen, war entscheiden für seinen Vater ihn als Druiden ausbilden zu lassen. Doch sein Wissensdrang war größer, als es sein Vater gedacht hatte und schon bald konnte ihm Nagoryn kaum etwas noch beibringen. Schließlich machte sich Bladud auf, um andere Druiden und Zauberer zu besuchen und von ihnen zu lernen. Dies war seiner Stiefmutter sehr recht, denn so entfernte sich Bladud endlich vom Hof und war ihr kein Dorn mehr im Auge. Damit er nicht mehr wiederkehren sollte, bestach sie den Wagenlenker Bladuds ihn in die Nähe eines Eichenwaldes zu bringen, von dem gesagt wurde, dass dort Waldnymphen herrschten."

„Waldnymphen?"

„ Eine sehr sehr selten Nymphenart. Früher gab es viele derartige Nymphen, aber mit der Rodung vieler Wälder verringerte sich auch ihre Zahl. Nun, als er an einem Abend schließlich in die Nähe der Nymphen kam und am Lagerfeuer einschlief, da machte sich der Wagenlenker mit all seinen Sachen auf und davon. Später sollte er an den Hof von Ruds zurückkehren und den Tod des Jungen erklären. Und hier setzt die Legende ein... Bladud schließlich wachte gegen Mitternacht auf und war überrascht allein zu sein. Er wanderte also los um seine Sachen und den Wagenlenker zu finden, doch in dieser Nacht, in der Nacht von Beltain, konnte Bladud die Waldnymphen sehen, wie sie außerhalb des Waldes tanzten und musizierten und wie sie, verwandelt in alle möglichen Tiere, fröhlich miteinander spielten. Bladud war überrascht und als schließlich die Tiere oder vielmehr die Waldnymphen, in den Wald zurückkehrten, lief er ihnen nach. Doch Waldnymphen sind so ein eigenartiges Völkchen. Sie sind gegenüber anderen verschlossen und wollen lieber alleingelassen werden. Obwohl Bladud versuchte sich mit einem Tarnzauber für die Waldnymphen unsichtbar zu machen, erkannten sie ihn und schleppten ihn zu ihrem König. Dieser wollte eigentlich Bladud gleich töten, denn er misstraute den Menschen, doch wie er da stand, mutig, verwegen trotz der großen Gefahr, verschonte er ihn zunächst. Allerdings nur um einen Tag, denn am nächsten wollte er ihn opfern. Doch mit seiner kühnen Rede hatte er das Herz Maengarns, der Tochter des Königs errungen. Sie war wie er immer unruhig nach der Suche nach Wissen, und so befreite sie ihn schließlich und floh mit ihm. Allerdings war ihre Flucht nicht lange unbemerkt geblieben und so verfolgte sie schließlich der König der Waldnymphen persönlich. Bladud versuchte ihm zu entkommen und so verwandelte er sich in einen Fisch, doch der König der Waldnymphen verfolgte ihn in der Gestalt eines Otters. Dann nahm er die Gestalt eines Eichhörnchen an, doch der König durchschaute dies und verfolgte ihn in der Gestalt eines Marders."

„So war Bladud ein Animagus. Aber, konnte Bladuds sich in so viele Tiere verwandeln?"

„So sagt die Legende... ob sie wirklich so stimmt, weiß keiner. Doch mir hat diese Stelle immer sehr gut gefallen... schließlich verwandelte sich Bladud in ein Schwein, doch nun wurde er von dem König gestellt, der die Gestalt eines Wolfes eingenommen hatte. Der König zwang Bladud seine richtige Form anzunehmen, ehe ihn vernichten wollte. Als sich der König der Waldnymphen, auch in seiner eigenen Gestalt, Bladuds entgegenwarf und ihn durch Flüche töten wollte, da trat seine Tochter vor Bladud und verhinderte mit ihrem eigenen Tod den von Bladuds. Doch der Fluch des Waldnymphen traf ihn dennoch, und so verwandelte sich der schöne Prinz in den Prinzen, der mit Aussatz behaftet war."

„Aber was ist nun mit dem Armring?"

„Der Armring, den Maengarn Bladud als Treuebeweis geschenkt hatte, verhinderte, dass der Fluch Bladud tötete, denn der Träger des Armringes ist gegen solche Flüche immun. Doch ohne diesen Ring musste Maengarn sterben. Als der König sah, dass er seine Tochter statt Bladud getötet hatte, geriet er in Raserei und tötete sich schließlich selbst. So entkam Bladud schließlich dem Waldnymphenkönig."

„Eine traurige Geschichte", meinte Hermione

„Ja, aber sie geht noch weiter. Und endet dennoch traurig. Als nämlich..."

„Hermione bist du hier?"

Harry und Ron liefen in die Bibliothek und entdeckten sie bei Dumbledore.

„Oh, Professor Dumbledore... ah, Hermione, wir haben dich schon überall gesucht."

„Was gibt es?"

„Die Zag-Ergebnisse sind eingetroffen. Gerade eben. Wir dachten, du willst vielleicht auch erfahren, wie wir alle abgeschnitten haben."

„Oh", sagte Hermione, wobei sie leicht weiß um die Nase wurde.

„Nun... ich glaube, dies ist wichtiger, als bei mir alten Mann stundenlang Legenden zuzuhören. Aber die Dokumente werde ich dir natürlich zur Verfügung stellen."

Hermione nickte dankbar Professor Dumbledore zu, ehe sie eilig Ron und Harry folgte, die schon wieder auf dem Weg in die unteren Geschosse des Grimmaldplatzes unterwegs waren.

oOoOoOoOoOo

Der Nebel kroch und waberte langsam die Strasse hinauf. Von weitem war noch das Röhren eines Motorrads zu hören, das sich langsam entfernte. Überall dort wo keine Laternen angebracht waren, schien der Nebel sich mit der Dunkelheit zu einer unheimlichen Gestalt zu verbinden. Eine Katze schoss urplötzlich aus einer Einfahrt heraus, auf der Jagd nach Beute und verschwand sogleich wieder in der Dunkelheit. Wieder war es atemlos still... da, langsam und sehr leise konnte man Schritte hören... klack, klack, klack... Schritte, die zu einer Frau gehören mussten, die auf diesem unsicheren Untergrund langsam immer näher kamen. Immer lauter wurden diese Schritte und schließlich, wie aus dem Nichts auftauchend, konnte man eine dunkle Gestalt wahrnehmen, eingehüllt in einem schwarzen Umhang, der die Person so umhüllte, dass man das Alter der Frau nicht feststellen konnte. Sie blieb im Schein einer Laterne stehen, unentschlossen weiterzugehen und schaute sich fragend um. Dann, in die Dunkelheit schauend, beschloss sie die Strasse zu überqueren und auf der anderen Straßenseite weiterzulaufen. Noch einmal schaute sie sich um und überprüfte, ob jemand ihr gefolgt war, und noch einmal konnte man an ihrer Körpergestik ersehen, wie viel Überwindung es sie kostete, hier zu sein. Man spürte, dass sie Angst hatte, Angst um sich. Sie überquerte langsam die Strasse, wich einer Pfütze aus, die vom letzten Regenguss geblieben war und betrat schließlich auf der anderen Seite den Fußweg, der sie weiter in Richtung ihrer Offenbarung bringen würde. Als sie plötzlich ein Geräusch nahe eines Busches hörte, blieb sie stehen.

„Hallo, ist da jemand", war unter dem Umhang eine unsichere Stimme zu hören.

„Hier drüben".

Aus der Dunkelheit eines Baumes, der über einen verwitterten Mauervorsprung ragte, konnte man die ölige Stimme eines Mannes vernehmen, der gewohnt war, mit der Dunkelheit zu verschwimmen.

„Du bist es, Severus?", fragte die Frau noch einmal leise nach, erhielt aber keine weitere Antwort.

Langsam, immer noch unsicher, schritt sie auf den Baum zu und verschwand schließlich in dessen dunklen Schatten.

„Severus?", flüsterte die Frau.

„Ja, Narzissa, ja ich bin es. Alles mit dir in Ordnung?"

Einen Moment schien es ruhig in der Strasse zu sein. Niemand schien die zwei Personen zu hören, niemand schien sie unter dem Baum wahrnehmen zu können. Nur Severus Snape konnte sehen, dass Narzissa Malfoy, die Ehefrau von Lucius Malfoy Severus zu nickte.

„Es muss das letzte Mal sein, Severus. Ich kann nicht mehr kommen. Es ist zu gefährlich, seitdem Lucius wieder freigelassen wurde. Bitte, verstehe das!"

Die Stimme der Frau zitterte. Dieses Zittern lag nicht nur an dem kalten Hauch des Todes, der von einem nahen Friedhof herüberwehte.

„Ja, ich verstehe das. Ich glaube dir, dass es schwieriger wird. Doch glaube mir, es ist sehr wichtig. Wichtig nicht nur für mich und dich. Nicht nur wegen unserer einstigen Zweisamkeit. Es ist wichtig für alle, wichtig für alle Zauberer und auch wichtig für deinen Sohn, dass du dies machst. Hast du... hast du das Pergament bei dir?"

Wieder konnte nur Severus das leichte Nicken seiner einzigsten Freundin erkennen. Dann zog sie das Pergament unter ihrem gewaltigen Umhang hervor und überreichte es Severus. Dieser atmete laut aus. Man konnte zwar in der Dunkelheit nicht sehen, dass er erleichtert war, doch man konnte es fühlen.

„Gut, danke... dies wird uns weiterhelfen, die Leute aufzudecken, die mit Lucius Geschäfte tätigen, die mit Lucius unter einer Decke stecken. Ich hoffe, du gerätst damit..."

Man konnte das Pergament rascheln hören.

„... damit nicht in Schwierigkeiten. Dennoch... es ist wichtig, dass wir deinen Mann notfalls damit stoppen können."

„Wenn... wenn ihr ihn damit aufhalten könnt, dann tut es!"

Die Stimme von Narzissa Malfoy nahm einen böseren Ausdruck an, doch schon im nächsten Augenblick war sie wieder durch Angst und Hilflosigkeit geprägt.

„Aber... aber Draco... er darf nicht in die Machenschaften seines Vaters hineingeraten... ihr dürft ihn nicht... mir wegnehmen. Er ist noch zu jung um zu erkennen, wer sein Vater ist. Was sein Vater macht. Er vergöttert ihn, aber wenn... wenn Lucius endgültig von uns geht, dann... lasst ihn bei mir, bitte. Er ist mein Ein und alles, Severus. Er ist der Trost, den ich die ganzen Jahre hatte. Bitte, Severus, versprecht es mir. Egal, was mein Sohn macht, egal wie weit er dann in Lucius Machenschaften einbezogen ist. Er weiß nicht, wie sein Vater ist. Weiß nicht wie WIRKLICH sein Vater sich verhält. Ich bitte dich, Severus, bei unserer alten Freundschaft, bitte..."

„Ich gebe dir mein Versprechen, Narzissa, ich gebe es dir bei meinem Leben. Immerhin... Draco hätte ja auch mein Sohn sein können."

Narzissa Malfoy schwieg und schaute nach unten. So oft hatte sie sich auch diese Frage gestellt, doch es war nicht dazu gekommen. Was für einen Fehler hatte sie damals gemacht; hatte nur auf das geschaut, was Lucius Malfoy ausmachte, wie er zu sein schien. Sie hatte sich blenden lassen. Doch jetzt sah sie den wirklichen Menschen hinter dieser Fassade und verachtete ihn. Und sich selbst.

„Ich muss gehen, Narzissa... und du auch, denn sonst wird Lucius Verdacht schöpfen. Ich hoffe, wir sehen uns... irgendwann wieder..."

Es schien, als würde Severus Stimme brechen. Diese ölige, fast arrogante Stimme brach und schien fast einen zitternden Unterton zu bekommen. Einen Ton nach Vertrautheit, nach Hoffnung, nach Hingebung. Doch im nächsten Moment war die Stimme wieder wie immer, unnahbar und emotionslos.

„Geh jetzt, Narzissa. Und danke noch einmal."

Dann hörte sie ein Rascheln und spürte wie jemand der nahe bei ihr gestanden war, mit einem Mal verschwunden war. Diese Vertrautheit, diese Nähe zu diesem Mann, der ihr Sicherheit zu geben schien, schwand und wieder kehrte die Angst zurück. Die Angst, die sie jeden Moment spürte und ihr ganzes Leben anhielt. Auch sie versuchte diese Angst wieder unter ihrem makellosen Gesicht zu verbergen und schritt aus dem Schatten des Baumes hervor. Dann, mit leicht sicher werdendem Schritt kehrte sie um und verschwand wieder in der Dunkelheit der Strasse. Zurück blieben nur die Nebel, die weiter in der Strasse waberten.

Review-Antworten:

laser-jet: Wünsche ich dir auch. Und schöne Weinachten, ein schönes neues Jahr, einen bunten Geburtstag, fröhliche Pfingsten usw. Und... ich freu mich, dass du mir etwas schreibst.

Nell: Danke, liebe Nell. Ich habe deshalb es zum Anlass genommen, jetzt vor jedem Kapitel eine Zusammenfassung zu schreiben. So kann man die neuen Kapitel immer in einem „Rutsch" durchzulesen, ohne zurückblättern zu müssen.

Fluffy Bond: Hallo Fluffy, danke auch für dein Review. Du scheinst auf jeden Fall meine treuste Reviewerin zu werden. Mit Fudge... so wie es aussieht, kann man ihn wirklich für einen Esel halten. Aber nicht anders kennen wir ihn eigentlich. Und mit der SET, sie rückt im nächsten Kapitel ein wenig mehr in den Vordergrund. Diesmal sind so die anderen Dinge, wie die Quelle oder Armring wieder ein wenig mehr in den Vordergrund gerückt. Au... nicht zuviel verraten.

Banduan: Nun, ich hoffe immer, dass ich trotz vieler negativer Nachrichten meine Leser auch mit ein wenig Positven erfreuen kann. Und er Orden hat jetzt , wie du richtig erkannt hast, seine Schwierigkeiten. Aber genau darauf hat es ja Voldemort abgesehen!

Ps: Noch einige kleine Informationen, für alle die gern ein wenig nachforschen wollen.

1.) Der Fluch spectandus caeco. Bedeutet ja soviel wie „das sehenswerte verdunkeln" ( lat.). Jemand der also von ihm getroffen wird, ist also im reinsten Sinne eigentlich nicht geblendet, sondern ist praktisch zeitlich blind.

2.) Das Bild von Lucas Cranach dem Älteren gibt es wirklich.

3.) Auch die Legende des Bladud, den aussätzigen Prinzen, ist eine wahre englische Legende. Allerdings habe ich sie ein wenig anders erzählt ( künstlerische
Freiheit), als etwa Joy Chant, in ihrem Buch „ Könige der Nebelinsel", das mir als Vorlage diente.