Cyberrat: Nee, sterben lass ich die hier nicht, zumindest so am Anfang…

cardie: Wäre auch lustig gewesen, er hätte ihn gleich rausgeschmissen und das ist ja sooo berechenbar (dazu neige ich leider gelegentlich auch in meinen Geschichten).

Schön, dass es euch gefällt.
Bei uns ist gerade Maimess, kennt ihr den ultimativen Fahrstuhl? Hochgeschossen und im freien Fall wieder runter. Herrlich.
So kommt mir unser Sev im Moment ein wenig vor, aber die Veränderungen passieren ja nicht zufällig. Vielleicht kennt ihr ja die Geschichte, von der ich mich habe inspirieren lassen.
Jetzt gibt es erstmal eine kurze Einführung einer dramaturgisch wichtigen Person.


Der dritte Mann

Remus begrüßte den Gast höflich. Die kühle Distanz des anderen Mannes schnitt wie Eis in sein Herz. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er für Außenstehende immer noch eine blutrünstige Bestie war. Die meisten seiner Schüler ließen ihn das mit ihrer Begeisterung für sein Fach und der Freundlichkeit zu seiner Person immer sehr schnell vergessen.
Ein kurzer Händedruck, ein misstrauischer Blick und der andere wandte sich wieder dem Direktor zu.
„Wo ist er?"
Die präzise Aussprache, die knappen Sätze und die Verschlossenheit kamen Remus bekannt vor.
‚Ein Slytherin' war ihm sofort klar gewesen und er wusste nicht, warum er so besorgt war, dass dieser Mann die psychologische Betreuung des jetzt so verletzlichen Severus Snape übernehmen sollte.
Auch Minerva McGonagall sah skeptisch zu dem Psychotherapeuten.
Sie schien ebenfalls Bedenken zu haben, wenn Remus auch nicht ihre Gründe kannte, hoffte er doch in ihr eine Verbündete zu haben.
Als der Mann in seinem Quartier untergebracht war, erwartete Remus eine Reaktion von McGonagall, sie aber vertraute Dumbledore und hatte beschlossen, dem Mann eine Chance zu geben. Enttäuscht versuchte Remus selbst Widerspruch einzulegen, aber der Direktor wies diesen ab mit der Begründung, dass Severus dringend Hilfe brauchte.

OoooOOOoooO

Siegmund Salbenreich hatte den Beruf seines Uhrahn, dem er seinen Nachnamen verdankte, angenommen. Er war Arzt geworden und kümmerte sich um Auroren, die mit einem traumatischen Erlebnis konfrontiert wurden.
Die gute Bezahlung waren nie Anlass zur Klage gewesen, die rüden Methoden des Ministeriums schon eher. Nun schickten sie ihn aus, seinen ehemaligen Lehrer zu ‚heilen'.
Er war in der sechsten Klasse gewesen, als der Lehrer nach Hogwarts kam. Nur wenig älter als seine ältesten Schüler, hatte er es schwer, sich durchzusetzen. Während die Slytherins ihn fast sofort akzeptierten, begannen vor allem die älteren Gryffindors eine Schlammschlacht anzuzetteln, so dass der junge Lehrer nur mit Gewalt seine Position hatte durchsetzen können.
‚Nach den Berichten zu urteilen, glaubt er das heute immer noch auf diese Art erreichen zu müssen' dachte Siegmund, als er sich auf den Weg in den Kerker machte.
Nun, die Berichte erzählten eine deutliche Geschichte, von einem Mann voll Zorn, der bereit war, über Leichen zu gehen und das bereits in der Vergangenheit getan hatte.
Einem Verräter, der niemandem freundlich gesinnt war, ohne Vertrauen, ohne Herzlichkeit…

„Hallo." Sagte Severus strahlend. Er hatte auf ein Klopfen hin die Tür aufgemacht und musterte jetzt seinen erstarrten Gast neugierig.
„Komm herein Siegmund." Er winkte fröhlich und der völlig verdutzte Mann trat nach ihm durch die Tür.
„Du weißt, wer ich bin?" brachte er nur heraus.
„Sicher", antwortete Severus strahlend, „ich erinnere mich an einen meiner Schüler, ist das ungewöhnlich?"
Siegmund nickte, dann nahm er auf dem Sessel Platz, auf den Severus deutete.
„Das ist es in der Tat." Sagte er und beobachtete genau den wie ein Wirbelwind fröhlich durch die Wohnung tänzelnden Mann.
So hatte er ihn sich nicht vorgestellt, nach allem was er gehört hatte und aus seinen Erinnerungen.
Schließlich setzte sich Severus seinem Gast gegenüber und schenkte Tee ein. Misstrauisch schnüffelte Siegmund daran, er roch gut und ungefährlich. Severus beobachtete amüsiert das Verhalten seines ehemaligen Schülers.
Eine Weile saßen beide da und musterten sich aufmerksam. Siegmund sah einen großen dünnen Mann mit schwarzen Haaren, einem offenen Gesichtsausdruck und einem unergründlichen Glitzern in den Augen, das amüsiert aber auch boshaft sein konnte. Die Hakennase war beeindruckend und gab dem schmalen Gesicht einen scharfen Ausdruck. Wegen der blassen Haut stachen die schwarzen Augen besonders eindrucksvoll hervor. In aufmerksamer aber entspannter Haltung machte Severus seine eigenen Beobachtungen.
Der Junge, an den er sich erinnerte war ziemlich dünn und zurückhaltend gewesen. Er hatte aufmerksam im Unterricht gelauscht und wusste immer eine Antwort, wenn man ihn fragte. Trotzdem hatte er sich nie gemeldet und immer leicht geschielt, wenn er aufgeregt gewesen war. Und das war er fast immer gewesen, wenn Severus ihn damals aufgerufen hatte. Viele seiner Tränke waren daneben gegangen, heute hätte er wohl Longbottom Konkurrenz gemacht. Dabei war er in den schriftlichen Tests so gut gewesen…
Gedankenversunken war Severus Blick über den Körper des anderen gewandert. Ein selbstbewusster attraktiver Mann saß vor ihm, braune Haare fielen modisch frisiert über die Schultern, ohne das listige Funkeln in den Augen hätte er an Lockhart erinnert. Doch so sah er gut aus, ohne künstlich zu wirken. Das war jemand, der genug Geld für Sonnenbank und Fitnessstudio hatte, der eigentlich zu gut bezahlt wurde, um sich um einen armen Lehrer zu kümmern.
Severus lächelte ‚Durchschaut'.
Siegmund gefiel das Lächeln, es zeigte ihm, dass sein Gegner wusste, wen er vor sich hatte. Entspannt lehnte er sich zurück und nippte an seinem Tee. „Ich bin hier, weil Dumbledore einen Seelenklempner für dich braucht."
„Ich weiß."
Sie lächelten sich verschwörerisch an.