Hat jetzt ein bisschen länger gedauert, da ich im Urlaub war und Dúath ein bisschen länger gebraucht hat...

Celebne Daaaaaaaanke für das Review!

Liest das sonst noch wer?

Derufin

Es ist Nacht.

Von den Mauern aus beschießen wir unsere Feinde. Trotz dem, dass Feuer, unzählige Brände, die Stadt erhellen, ist es zu dunkel um anständig zielen zu können. Doch das tut nichts. Denn dort unten stehen die Feinde, so dicht gedrängt, dass man mit so gut wie jedem Schuss etwas trifft. Orks, Südländer, Trolle, andere Wesen, unbeschreibliche Geschöpfe.

Ich halte inne und blicke zur Seite, schaue meinen Bruder Duilin an. Fest hält er seinen Langbogen in der linken Hand, umklammert ihn regelrecht, starrt konzentriert mit zusammengekniffenen Augen nach unten und schießt Pfeil um Pfeil ab. In dem Lärm und Gebrüll um uns herum kann man die Todesschreie der Getroffenen nicht hören.

Ich erinnere mich an andere Zeiten, als ich gemeinsam mit ihm trainierte, wie wir uns gegenseitig auf unsere Fehler in der Technik hinwiesen. Nun stoppt auch Duilin und sieht mich an. Ich sehe die Angst in seinen Augen, vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, weil ich weiß, dass sie da ist. Und ebenso kann er die Furcht in meinem Blick lesen.

Lange werden wir die Mauern nicht mehr halten können, ich weiß es, mein Gefühl sagt mir das Unausweichliche voraus. Es schien uns immer so unvorstellbar, dass diese Festung jemals fallen könnte, Minas Anor, umgeben von seinen sieben Ringen.

Doch die riesige Schar der dunklen Wesen, welche sich vor uns ausbreitet, lässt alle Hoffnung auf einen Sieg schwinden.

Wenn wir hinaus müssen auf das Schlachtfeld, dann weiß ich nicht wie gut wir uns werden behaupten können, denn als Bogenschützen sind wir im Nahkampf eher unerfahren.

Ich verdränge die Bilder die sich in meinen Gedanken gebildet haben, noch stehen wir auf der Mauer und nicht auf dem Schlachtfeld, noch.

Ich nicke meinem Bruder aufmunternd zu und schieße weiter.

Pfeil nehmen, auflegen, Bogen spannen, zielen, Sehne loslassen, Pfeil nehmen...

Es geht alles automatisch, ich fühle nicht, ob meine Hand schmerzt, oder mein Arm, ich fühle nichts mehr. Nicht einmal das Kreischen der Nazgûl kümmert mich noch, ein Kreischen das mir am Begin dieser Schlacht noch das Blut in den Adern gefrieren ließ. Doch jetzt fühle ich nichts mehr außer der dumpfen Angst in meinem inneren.

Ich bin in der Nähe des Tores. Etwas reißt mich aus meiner Teilnahmslosigkeit. Wesen, die ich bestenfalls aus Schauermärchen kannte, wenn überhaupt, bestürmen mit einem Rammbock das Tor. Der Lärm, den ich eine Zeit lang aus meinem Bewusstsein verdrängt hatte, ist unglaublich: brüllende Orks, schreiende Männer, und die Schläge unter denen das Tor erzittert. Noch hält es stand.

Doch können unsere Pfeile die Gegner nicht aufhalten.

Ich erstarre, ebenso mein Bruder neben mir.

Ein Schatten scheint sich plötzlich groß und drohend über uns zu werfen, die schwarz gekleidete Gestalt vor dem Tor versetzt uns in Angst und Schrecken – der Fürst der Nazgûl.

Ein, zwei, drei gewaltige dröhnende Schläge – und das Tor gibt nach. Die Schreie des schwarzen Reiters erreichen mich wieder, berühren meine Seele, lassen meine verborgensten Ängste zu Tage kommen, doch kann ich die Hände nicht heben, um mir die Ohren zuzuhalten.

Noch nie hat ein Feind unsere Verteidigungsringe durchbrochen, und doch, dieser durchschreitet das Stadttor, überschreitet die Grenze, der erste Ring ist so gut wie gefallen.

Und wir mit ihm, es ist hoffnungslos.

Doch, sieh da!

Eine strahlend weiße Gestalt tritt ihm entgegen.

Gandalf!

Und im selben Moment da ich ihn erblicke, keimt wieder Hoffnung in mir, fällt die Schwere der Glieder von mir ab, ich drehe mich um, fasse meinen Bruder an der Schulter um ihn aus seiner Starre zu lösen, und fange wieder an zu schießen.

Pfeil nehmen, auflegen, Bogen spannen, zielen, Sehne loslassen, Pfeil nehmen...

Aber nun geschieht es nicht mehr mit der vorher da gewesenen Resignation sondern mit Hoffnung, ja tatsächlich mit Hoffnung.

Ich achte nicht mehr auf das Geschehen, doch ich merke, dass es heller wird und da - Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken, zum ersten Mal seit Tagen ist die Nacht vorbei!

Ein Geräusch ist zu hören, es scheint mir lieblicher, als alles was ich bisher in meinem Leben hörte. Und noch während ich zum wiederholten Male meinen Bogen spanne, blicke ich zu Duilin und an der Freude in seinen Augen erkenne ich, dass ich mich nicht geirrt habe.

Die Hörner der Rohirrim!

Ich lasse den Pfeil fliegen und lache laut auf vor Erleichterung. Und ich höre wie viele Männer um mich herum das Selbe tun.

Beflügelt und mit neuem Mut nehme ich meine Tätigkeit wieder auf: Pfeil nehmen, auflegen, Bogen spannen, zielen, Sehne loslassen, Pfeil nehmen...

Wer könnte eine Ruhepause machen?

Alle werden gebraucht, jeder Bogen, jedes Schwert. Aber die unerwartete Hilfe hat uns neue Kraft gegeben.

Die Zeit verstreicht und ich wundere mich, dass wir noch Pfeile haben.

Das nächste was ich wahrnehme – sind es Sekunden oder Stunden, die vergangen sind seit die Rohirrim uns zu Hilfe eilten? – ist ein unmenschliches Kreischen, das nur langsam verklingt.

Nazgûl?

Doch dieser Schrei klang anders als die zuvor, ich sollte es als gutes Zeichen auffassen, denn ich höre keine weiteren dieser schrillen Rufe, und es entsteht Unruhe in den Reihen der Orks.

Egal, es ist alles egal. Allein das Verteidigen der Stadt zählt.

Pfeil nehmen, auflegen, Bogen spannen, zielen, Sehne loslassen, Pfeil nehmen...

Wieder durchdringt ein Geräusch die Mauer der Taubheit, die mich zu umgeben scheint: Doch diesmal weiß ich genau was es ist und ein neuerlicher Schreck durchzuckt mich: Haradrim.

Mit einem Blick auf das Schlachtfeld verschaffe ich mir Gewissheit: Die Südländer mit ihren riesigen Tieren sind gekommen.

Mûmakil.

Ich schaue wieder zu meinem Bruder hinüber, er erkennt die Frage in meinen Augen und nickt leicht. „Sammeln wir die Schützen um uns!"

Wir müssen hinaus in die Schlacht.