Anmerkung: DSmV ist nicht vergessen – ich arbeite endlich wieder daran und schreibe mich mit dieser Briefaktion quasi gerade wieder "in Stimmung"... die ersten Sachen sind schon bei meiner Beta, aber mit Updates wird es noch etwas dauern – sorry...

Ich habe übrigens keine Ahnung, warum in dieser Story immer wieder Leerzeichen zwischen Wörtern verschwinden... sie waren da! Ganz ehrlich!

Tausend Dank für die Reviews! Ich hätte nie im Leben so schnell diese Briefe hintereinder geschrieben, wenn die Reviews nicht wären... die machen echt süchtig +lach+


Der folgende Brief erreicht Snape noch vor dem Frühstück...


Sehr geehrter Professor Snape,

vielleicht sollte ich mich wirklich für eine Laufbahn als Juristin interessieren? Dann könnte ich zum Beispiel Zauberern und Hexen, die sich vor Gericht wegen fragwürdiger Dinge verantworten sollen, helfen, stattdessen einen guten Arbeitsplatz in einem renomierten Institut wie z.B. Hogwarts zu bekommen... ach nein... das macht ja bereits unser Schulleiter. Dann bleibe ich doch lieber bei dem Berufsweg, den ich ursprünglich angestrebt habe. Auch wenn es Ihnen keineswegs gefallen wird (wahrscheinlich erzähle ich es Ihnen genau deswegen), plane ich einen Studiengang in den Fächern Zaubertrank- und Runenmagie.
Mein Brief übertrifft jede Dreistigkeit die Ihnen vorher zugekommen ist? Lesen Sie sich doch, bevor Sie sie abschicken gelegentlich noch einmal Ihre eigenen Zeilen durch... wenn Sie unfassbare Dreistigkeit und Beleidigungen suchen, werden Sie dort im Übermaß fündig werden! Ich könnte Ihnen wahlweise auch einfach die Erinnerung an eine beliebige Ihrer Unterrichtsstunden, in ein Denkarium gelegt, zur Verfügung stellen.
War eigentlich der Pathos Ihres letzten Briefes, oder die Tatsache daß man zwischen den Zeilen lesen konnte, daß ich eventuell einen Nerv hinter Ihrer undurchdringlichen Fassade getroffen habe, der Grund dafür, daß Sie es sich mit dem Versenden des Briefes in letzter Sekunde doch noch anders überlegen wollten? Wenn Sie der offenbar übermäßige Genuss von Wein in Ihrer Entscheidungskraft in Bezug auf so eine banale Entscheidung wie das Abschicken eines Briefes beeinflußt, sollten Sie demnächst vielleicht von dem Genuss alkoholischer Getränke absehen, wenn Sie eine Entscheidung treffen müssen, die relevanter ist als ein Gang ins Bad.
Der Rabe hätte die Eule, die nichts als ihren Job gemacht hat, beinahe umgebracht! Entweder Sie schreiben, oder Sie schreiben nicht – aber lassen Sie Ihre Unentschlossenheit nicht am Leben eines kleinen Tieres aus – auch wenn das vielleicht Ihrem Wesen entsprechen sollte!
Wenn ich morgen früh kaum die Augen im Unterricht aufhalten kann, dann können Sie das mit Freuden Ihrer Person zuschreiben, denn ich habe mich entschieden, noch eine Weile Wache über den kleinen Nachtvogel zu halten, bis ich sicher gehen kann, daß er die Attacke unbeschadet überstanden hat. Zu müde zum Lernen nutze ich die Zeit stattdessen, um Ihnen eine gepfefferte Antwort auf Ihre frisch übermittelte neue Kampfansage zu schreiben!
Sie sind neugierig, wie weit ich mich zu gehen wage? Professor Snape, ich habe bisher nicht einmal den ersten Schritt ganz getan und beabsichtige den Weg bis zum bitteren Ende zu gehen, sollte sich dies als notwendig herausstellen.
Es ist erstaunlich, wie gut es tut und wie befreiend es sein kann, Ihnen auf diesem Weg einmal relativ unverblümt die Meinung zu sagen! Das Angebot, mich "ungestraft" noch einige Schritte gehen zu lassen, beflügelt sehr.
Und wo ich jetzt gerade einmal in Fahrt bin: Wenn Ihnen klar ist, daß die wenigen unangemessenen Kommentare nichts weiter zu bedeuten haben, dann verkneifen Sie sich gefälligst auch Zitate aus dem Buch, die unterstellen, daß doch mehr gemeint sein könnte. Die Eleganz Ihrer Hände und die Art wie Sie sie benutzen ist ohnehin ein an Sie verschwendetes Geschenk der Natur. Und wenn ich daran denke, zu was alles Sie Ihre Stimme einsetzen könnten, anstatt damit Schüler an den Rande eines Nervenzusammenbruchs zu bringen... dann möchte ich sie packen und schütteln, bis Sie endlich einsehen, wie anders es sein könnte!
Himmel! Warum muß ein Verstand wie Ihrer in einer so ungenießbaren Verpackung daherkommen? Dabei habe ich manchmal das Gefühl, daß Sie den Widerling nur vorschieben, um Ihre Ruhe zu haben! Ich weiß ja, wie Ihnen offenbar aufgefallen ist, daß eine gewisse Nicht-Beachtung gewisser Personen von Vorteil sein kann, aber nicht jeder Schüler dieser Schule ist ein hormonell gesteuerter Ron Weasley der es auf Sie abgesehen hat! Und es geht Sie übrigens absolut überhaupt gar nichts an, ob ich ein Liebesleben habe und wie und mit wem ich dieses gestalten würde! Es ist schon außerordentlich dreist, wenn ausgerechnet jemand wie Sie mir mangelnde zwischenmenschliche Interaktion vorwirft. Es liegt übrigens auch nicht in meiner Absicht, die Welt mit meinen Genen zu "beschenken", indem ich im Alleingang eine Quidditch-Mannschaft gebäre.
Ich hatte wohl gehofft, daß wenigstens Sie begreifen, daß es mir bei meinem Lerneifer nicht um das Erreichen von Ruhm und Ehre, oder gar um die Unsterblichkeit in Form von Nachkommen geht, sondern einzig und allein um den tiefen Wunsch, mir selbst und meinen eigenen Ansprüchen genügen zu können. Ich weiß selbst, daß es dumm ist, auch den Ansprüchen der Menschen um einen herum genügen zu wollen (wobei ich sicher bin, daß Sie zumindest DIESE Anwandlung nicht aus eigener Erfahrung kennen und wohl eher befremdlich finden). Aber umso schrecklicher ist es, wenn man dann eindeutig den Ansprüchen eines Menschen, dessen Wohlwollen einem besonders wichtig wäre, nicht genügen kann – ganz gleich, was man tut...
Oh je... Sie werden Sich mit Begeisterung in meinen sentimentalen Anwandlungen aalen – soviel steht fest... aber was soll's...
Der kleinen Eule scheint es wieder besser zu gehen. Sie hatte sich wirklich erbärmlich bei dem Angriff des Raben erschrocken. Ich dachte kurz, sie fiele mir vor Angst einfach tot vom Fensterbrett... aber sie ist ein tapferes, kleines Ding.
Aber zurück zu Ihrem Brief. Professor Snape, ich war außerordentlich überrascht, als ich am Ende Ihres Briefes beinahe so etwas wie Betroffenheit zu erkennen glaubte...
Waren Sie lediglich in Ihrer Ehre gekränkt? Oder hat es Sie wirklich getroffen, daß ich von "hineinprügeln" gesprochen habe? Von Ihnen mit Worten angegriffen zu werden, wenn Sie wieder einmal regelrechten Missbrauch Ihrer Stimme betreiben indem Sie sie als brachiale Waffe benutzen, entspricht dem Gefühl, geprügelt zu werden. Es macht keinen Unterschied, ob Sie einen Schüler real schlagen, so daß er auf die Knie geht, oder ob Sie dies mit einem Blick aus Ihren Augen tun, die so grausam scheinen und die in ihrer dunklen Tiefe ganz sicher zu so viel anderen Dingen in der Lage wären. Auch scheint Ihnen nie wirklich bewußt geworden zu sein, daß Ihr Verhalten nicht nur Respekt sondern in der Tat Angst vor Ihnen verursacht. Versuchen Sie doch einmal, in der Körpersprache der Schüler zu lesen, die vor Ihnen sitzen... es sind nur wenige darunter, die Sie nicht fürchten...
Professor, man muß sich an dieser Schule und auch mit Ihnen als Lehrer Tränen ganz schnell abgewöhnen, weil sie einen noch verwundbarer machen, als man es in dieser Umgebung ohnehin schon ist. Aber manches Mal, wenn Sie mich gerade wieder irgendetwas gelehrt haben, das mich in seiner Komplexität begeistert, wenn es Ihnen gelungen ist, wie es nur Ihnen gelingt, mich so zu fordern, daß ich wieder einmal über mich hinauswachsen durfte und konnte, wenn ich am liebsten einfach zu Ihnen kommen würde, um Sie um ein Gespräch zu bitten, weil ich nicht aufhören will, wenn die Stunde herum ist, dann möchte ich mich in mein Zimmer verkriechen und weinen, wenn ich stattdessen Ihre hochgewachsene, unnabare, schwarze, abweisende Gestalt sehe und weiß – "niemals wird das geschehen"...
Verflucht noch mal! Ich will MEHR von Ihnen als nur ein paar Unterrichtseinheiten! Ich will von Ihnen nicht nur Buchtitel und Lernanweisungen! Ich will mit Ihnen diskutieren! Ihre persönliche Meinung zu allen möglichen Theorien hören! Ich will meine Möglichkeiten bis zur Neige austesten! Ich will meine Grenzen kennenlernen und weiß, daß nur Sie sie mir zeigen können! Ich lerne und lerne und lerne – und ernte Lob und Begeisterung unter den Lehrern, aber es ist so unfassbar stumpfsinnig nur nachzudenken, was andere vor mir längst gedacht haben. Ich möchte vor Wände aus komplexen Rätseln laufen, durch die ich mich mit meinem Geist hindurchkämpfen muß – aber alles was ich finde, sind weit offene, endlos lange Gänge, durch die ich hindurchrenne bis ich keine Luft mehr habe.
Ich will NEUE Gedanken denken. Und es macht mich rasend, Stunde um Stunde vor Ihnen zu sitzen, und zu wissen, daß Sie in Ihrem Kopf haben, was ich will! Sagen Sie mir, was ich tun muß, damit Sie mich ernst nehmen und mich teilhaben lassen an dem, was Ihnen so wichtig ist. Die Zaubertrankmagie muß Ihnen wichtig sein, sonst wären Sie nicht ein solcher Meister auf diesem Gebiet. Wie gelange ich da hin, wo Sie sind? Was muß ich tun? Wie erreiche ich das?
Wie sind Sie dorthin gekommen?
Ich weiß nicht, warum ich Ihnen dies schreibe, wenn doch so überaus klar ist, wie Sie darauf reagieren werden. Es ist wirklich zum heulen... und ich muß hier aufhören, weil ich sonst das Gefühl irgendetwas durch die Gegend werfen zu wollen nicht mehr unterdrücken kann. Eines muß ich Ihnen lassen, niemand füllt meinen Organismus so sehr mit Adrenalin wie Sie. Jetzt werde ich erst recht nicht mehr schlafen können, obwohl die Sonne bereits aufgeht.
Der Eule geht es wieder gut. Ich werde Sie mit diesem Brief zurückschicken, warne Sie aber noch einmal eindringlichst davor, das hübsche Tier noch einmal in solch eine Gefahr zu bringen.
Sollte ich auf diesen Brief tatsächlich noch eine Antwort erhalten, kann ich jetzt, in diesem Moment nicht einmal vermuten, wie sie aussehen wird... ich könnte mir nur vorstellen, daß sie diesen Brief, den Sie jetzt gerade in Händen halten, so nicht vermutet hätten.
Wie auch immer – wenn es sonst schon nichts gebracht hat, hätte ich Sie wenigstens einmal überrascht...

Mit freundlichen Grüßen
Hermine Granger

PS. Das Wappentier des Hauses Gryffindor ist übrigens absolut zu Recht ein Löwe und keine Katze. Denn die herausragendste Eigenschaft der Gryffindor ist neben ihrem fast legendären Mut auch die bei den Löwen bekanntermaßen von der Natur festgelegte Tatsache, daß die Löwinnen die komplette Arbeit zu erledigen haben, während die Löwen lediglich faul in der Sonne herumliegen und ab und zu den wilden Mann spielen.

PPS. Danke für die Warnung vor Professor Trelawney... ich werde mich darauf einstellen...