Aufbau-Update für Amruniel... ;O)
Ein Hinweis: in diesem Szenario ist Voldemort bereits Geschichte und die Todesser die noch auf seiner Seite gestanden hatten ebenfalls tot oder hinter Schloß und Riegel...
Severus erscheint am nächsten Tag nicht im Labor. Statt seiner selbst findet Hermine dort nur einen Brief vor. Die Schrift ist stellenweise irgendwie krakelig...
Sehr geehrte Hermine,
Ist es wirklich notwendig, daß Sie zu diesem Mittel greifen, um Ihre grenzenlose gryffindorsche Neugier doch noch zu befriedigen – bin ich nicht deutlich genug gewesen in meiner Abweisung Ihrer Fragen? Begreifen Sie eigentlich wirklich nicht, wann es einmal an der Zeit ist, jemanden in Ruhe zu lassen?
Nun gut, den Bereich um das Angebot für das Stipendium kann ich nachvollziehen, weil Sie sich entscheiden müssen und es Sie persönlich betrifft. Also: Selbstverständlich will ich, daß Sie gehen! Ihre Zeit in Hogwarts ist in absehbarer Zeit herum – soviel ist mir klar und soviel dürfte auch Ihnen klar sein. Das laufende Projekt ist Ihrer Karriere sicherlich noch förderlich, aber danach sollten Sie sich selbstverständlich weiter Ihrer Ausbildung widmen. Es sei denn, verquere, romantische Teenager-Anwandlungen erschweren es Ihnen, sich von Hogwarts zu lösen, was allerdings in höchstem Maße peinlich wäre... Dazu sollten Sie zu intelligent sein. Der nächste, logische Schritt für Sie ist der Besuch einer Universität. Da ich aus Ihren früheren Briefen weiß, daß es um ihre Finanzen nicht gut bestellt ist und da ich aus Ihrem Buch weiß, an welchen Universitäten Sie sich beworben haben und da ich zum einen der Meinung bin, daß Sie in an der UOML gut aufgehoben wären und ich zum anderen der Kommission angehöre, die über die Vergabe der Stipendiatenplätze bestimmt, habe ich es für eine gute Idee gehalten, "ein gutes Wort" für Sie einzulegen. Wissenschaftlich veröffentlicht zu haben ist eine der wenigen Möglichkeiten der Prüfung durch die Kommission zu umgehen. Der Artikel über Sie und Ihre Arbeit in "Potions Today" liegt der Universität vor. Sollten Sie sich ihn Ihrer Ehre als Einzelkämpferin oder gar in irgendwelchen emanzipatorischen Punkten gekränkt fühlen, weil ich Sie über mein Vorgehen nicht informiert habe, steht es Ihnen selbstverständlich frei, das Stipendium abzulehnen – obwohl es dann so ziemlich das Dümmste sein dürfte, was Sie jemals getan hätten. Das Stipendium umfasst nicht nur die Studiengebühren, sondern beinhaltet obendrein eine kleine aber gut ausgestattete Wohnung im Haus der Kommission in unmittelbarer Nähe des Campus sowie eine monatliche finanzielle Grundversorgung, die es Ihnen ermöglichen würde, das Studium zu absolvieren, ohne nebenbei arbeiten zu müssen. Einzige Bedingung sind Noten-Ergebnisse, die die wenigsten Studenten erbringen können. Sollten Sie sich allerdings nicht unerwarteterweise doch endlich in pubertäre Freizeitgestaltung stürzen, dürfte es Ihnen möglich sein, die Bedingungen zu erfüllen. Entscheiden Sie sich zügig – die Warteliste ist lang.
Was die Buchliste betrifft höre ich auch hier eine emanzipatorische Alarmglocke läuten, die für Sie typisch ist. Anstatt sich damit zufrieden zu geben, daß die Bibliothekarin Sie in all den Jahren mit hervorragenden Büchern versorgt hat, auf die Sie eigentlich keinen Zugriff gehabt hätten, müssen Sie nun unbedingt nachhaken... warum...? Reicht es nicht, zu wissen, daß stets dann, wenn Sie sich auf besonderen Tiefpunkten befunden haben, z.B. wenn Sie sich einmal wieder gar zu sehr mit ihrem Zaubertranklehrer angelegt hatten, in der Bibliothek überaus verlässlich Ablenkung der bildenden Art auf Sie gewartet hat? Muß es für alles eine Erklärung geben? Hermine, Sie werden sich viele Märchen und Schönheiten dieser Welt zerstören, wenn Sie in Ihrer lückenlosen Gier nach Wissen alles stets hinterfragen, denn unter dem Strich gibt es in der Welt sehr viel weniger Magie als man vielleicht annehmen mag. Den meisten "zauberhaften" Dingen liegen völlig triviale Erklärungen zugrunde... soweit ich weiß, ist Sherlock Holmes als vergrämter Junggeselle gestorben. Agieren Sie nicht als seine Nachfolgerin und lassen Sie uns Normalsterblichen unsere kleinen Geheimnisse. Außerdem ist die Frageabfolge: Warum? Warum? Warum? Warum? Kleinkindern vorbehalten... Werden Sie erwachsen.
Kommen wir zu meiner momentanen Verfassung – da Sie ja in Ihrer Penetranz ohnehin keine Ruhe gebe, bevor Sie nicht wenigstens den Ansatz einer Antwort haben... ja, ich war in das Duell verwickelt und ich möchte nicht weiter darauf angesprochen werden. Sie werden auch mit niemandem sonst darüber sprechen und Sie werden schon gar nicht weitertratschen, daß ich Sie von meiner Beteiligung an dieser äußerst unglücklichen Angelegenheit habe wissen lassen. Ich schreibe Ihnen dies nur, um Sie wissen zu lassen, daß unsere Arbeitsgemeinschaft sich durch die Vorgänge der letzten Tage weder verschlechtert noch sonstwie geändert hat. Meine Müdigkeit wird sich, sofern nicht Unerwartetes dazwischenkommt im Laufe der kommenden Woche verbessern. Ich nehme mir heute einen Tag frei und erwarte von Ihnen, daß Sie nicht ebenfalls einen Tag frei nehmen, sondern die nächste Versuchsreihe starten. Wir haben nicht ewig Zeit für unser Projekt.
Und hören Sie auf, sich in ihrem Überbesorgtseinwie Albus Dumbledore aufzuführen. Sie selbst sind im Labor bereits eingeschlafen, von daher grenzt es an Unverschämtheit, mir selbiges zum Vorwurf zu machen!
Und hören Sie übrigens auf, sich mit meinen Vögeln gegen mich zu verbünden! Helena hält sich noch einigermaßen an die üblichen Spielregeln, aber Alexander wird, seit er Sie kennt, von Tag zu Tag aufsässiger! Ich weiß nicht, was Sie mit den Tieren angestellt haben – aber hören Sie auf damit! Ich habe Alexander heute dabei erwischt, wie er versucht hat, mir ein kleines Buch zu entwenden! Mein Gefühl sagt mir, daß Sie für diese Änderungen im Verhalten der Tiere verantwortlich sind. Auch die Tatsache, daß Sie zu Ihnen geflogen sind, als es zu dieser "Situation" gekommen ist, kann und werde ich nicht gutheißen! Ich verbiete Ihnen für einen unbestimmten Zeitraum den Umgang mit Helena und Alexander!
Severus
Hermine bringt den Labortag hinter sich und liest immer mal wieder den Brief. Sie weiß nicht, wie sie ihn einschätzen soll und sucht vergeblich zwischen den Zeilen nach irgendetwas anderem als dem was die Zeilen selbst aussagen. Immer wieder ist sie kurz davor, Snapes private Räume aufzusuchen. Sie war natürlich noch nie dort. Aber die generelle Scheu davor, ihn privat zu stören und der ablehnende Ton des Briefes lassen sie davon Abstand nehmen. Aber ihr Bauch ist mit dieser Entscheidung nicht einverstanden... sie fühlt sich höllisch unwohl...
Sie ist abends noch keine fünf Minuten in ihrem Zimmer, als Alexander klopft. Sie öffnet dem reichlich zerzaust aussehenden Raben, der ein kleines Buch in der Hand hält, das sich bei näherem Hinsehen als ein Gedichtband erweist, in dem zwei Lesezeichen liegen... Der Text auf diesen Seiten lautet:
All meine Wege...
Doch, sicher, ab und zu mach' ich mir schon Gedanken,
Manchmal sogar les' ich mir selber aus der Hand.
Um zu erfahr'n, was ich längst weiß, denn meine Schranken
Und meine Fehler, glaub' mir, sind mir gut bekannt.
Und ich weiß auch, daß ich genau dieselben Fehler
Wieder und wieder machen mußte, und ich seh'
All' meine Wege und alle Schritte mußten dahin führ'n, wo ich steh'.
Weißt Du, ich fand mich oft zu Unrecht angegriffen,
Heut' scheint es, daß mich nichts mehr trifft, kaum etwas streift.
Ich habe mich an meinesgleichen glattgeschliffen,
So, wie das Wasser einen Stein am andren schleift.
Doch unverwundbar bin ich dadurch nicht geworden,
Verschloss'ner nur, und ich geb' wen'ger von mir hin.
Alles Gesagte, alles Getane machten mich zu dem, der ich bin.
Ich habe oft mit Windmühlenflügeln gefochten,
Wohlwissend, daß dabei der Gegner Sieger bleibt.
Und gleich, wie reißend die Ströme der Zeit sein mochten,
Wehrte ich mich, das Stroh zu sein, das darauf treibt.
Ich habe stets geglaubt, das Ruder selbst zu halten,
Und fuhr doch nur auf vorbestimmten Bahnen hin,
Denn alle Hoffnung und alle Ängste mußten dahin führ'n, wo ich bin.
Ich will mich nicht nach Rechtfertigungen umsehen,
Ich stell' nur fest, und ich beschön'ge nichts daran.
Erst recht verlang' ich nicht von Dir mich zu verstehen,
Wenn ich mich manchmal selber nicht verstehen kann.
Eigentlich, weißt Du, wollt' ich immer nur das Beste.
Doch es ist ein schmaler, gewund'ner Pfad dahin.
Und mancher Zweifel, und manches Irrlicht führten mich dahin, wo ich bin.
Und:
Manchmal wünscht' ich...
Manchmal wünscht' ich, meine Gedanken wär'n ein Buch
Und du könntest darin lesen,
Was ich glaub', was ich denk', was ich zu tun versuch',
Was richtig und was falsch gewesen.
Du könntest darin blättern und dich seh'n,
Es erzählt' dir Zeile für Zeile,
Gedanken, die ich mit dir teile,
Ohne daß Worte deren Sinn verdreh'n.
Manchmal wünscht' ich, meine Gedanken wär'n ein Buch,
Aber nun hab' ich unterdessen,
Während ich noch die richt'gen Worte dafür such',
Meine Gedanken schon vergessen.
Manchmal wünschte ich, meine Zeit wäre wie Eis
Und würde nicht von selbst verfließen,
Nur wenn ich ein Stück davon bräuchte, gäb' ich's preis
Und ließ' es tauen und zerfließen.
Ich nähm' ein Stück und taute es zur Zeit,
Und vielleicht fänd' ich meine alten
Versprechen, die ich nicht gehalten,
Noch einzulösen die Gelegenheit.
Manchmal wünschte ich, meine Zeit wäre wie Eis,
Dann hätt' ich soviel Zeit gewonnen,
Doch während ich darüber nachdenk', ist ganz leis'
Ein Stück unserer Zeit zerronnen.
Manchmal wünschte ich, meine Liebe wär' ein Haus
Mit hellen Fenstern, hohen Türen,
Und du säh'st, Dach und Giebel ragen hoch hinaus,
Könntest sie sehen und berühren.
Dann hättest du den Schlüssel für das Tor,
Zu allen Zimmern, allen Schränken,
Und deine Freiheit einzuschränken
Legtest nur du die Riegel selber vor.
Manchmal wünschte ich, meine Liebe wär' ein Haus
Mit Giebeln, die zum Himmel ragen.
Mal' ich dir meine Liebe schon vergebens aus,
Will ich sie dir wenigstens sagen.
Hermine wischt sich, nachdem sie die letzten Zeilen gelesen hat die feuchten Augen trocken, versucht die Gänsehaut abzuschütteln und macht sich dann entschlossen auf zu Snapes Quartier...
