Ich wünsche allen Prüflingen, daß ihre Prüfung heute ein gutes Ergebnis erbracht hat und bedanke mich auch bei den anderen Reviewern!

Alle Zwischensequenzen sind in der Gegenwart geschrieben, daher auch diese – etwas ungewöhnlich zu schreiben – muß aber hier halt so sein...


Hermine stürmt in die unterirdischen Bereiche des Schlosses, in denen sie Snapes privates Quartier vermutet. Erst auf dem Weg dorthin wird ihr klar, daß sie zwar ungefähr weiß, wo seine Wohnräume zu finden sind - aber nicht, wo genau. Allerdings gibt es an McGonagalls Tür zu ihren Räumen ein Schild, daß ihre Räume als die der Gryffindor-Hauslehrerin kennzeichnet. Vielleicht gibt es das gleiche Schild ja für den Hauslehrer der Slytherin.

Glücklicherweise behält sie Recht. Womit sie nicht gerechnet hat, ist, daß niemand ihr öffnet... sie klopft und klopft, probiert auch, ob die Türe vielleicht gar nicht verschlossen ist. Es hilft alles nichts - die Türe bleibt zu...

Ist er nicht zu Hause oder öffnet er nicht? Auch "Alohomora" wirkt nicht.

Wenn er nicht öffnet... tut er das dann weil er es nicht will, oder weil er es nicht kann? Hermine entscheidet, daß sie sich bereits so weit eingemischt hat, daß dieses eine Quentchen mehr jetzt auch nichts mehr ändert - Sie geht zurück in ihr Zimmer, holt dort den Minivorrat den sie an Flohpuder besitzt und geht dann zum großen Kamin im Aufenthaltsraum ihres Hausturmes. Betend, daß sein Kamin ans Netzwerk angeschlossen und nicht durch irgendwelche Fallen gesichert ist, steigt sie in den Kamin.

Ein "wusch" später befindet sie sich im recht dunklen Wohnzimmer von Professor Snape und macht einen Satz aus dem Kamin heraus, weil darin noch ein Rest Holz glüht.

Beinahe fällt sie über eine regelrechte Mauer aus teilweise hüfthoch aufgestapelten Büchern. Sie fängt sich jedoch und bleibt in dem Halbkreis stehen, in dem die Bücher um eine gemütliche Stelle auf dem Teppich vor dem Kamin angeordnet sind. Es liegen haufenweise Zettel, Federn und Pergamente in dem Halbkreis, die mit unzähligen Notizen vollgeschrieben sind. Hermine steht auf der freien Stelle innerhalb des Kreises, auf der er offensichtlich auf dem Boden sitzt, wenn er hier arbeitet - und vor ihr liegt aufgeklappt auf dem Boden - - - ihr Buch...

Es sind unzählbar viele Zettel und Lesezeichen hineingesteckt um bestimmte Stellen zu markieren und als sie sich restlos erstaunt vor ihr Buch hockt und ein paar Seiten zurückschlägt, stellt sie sehr schnell fest, daß er in der Tat genau das mit dem Buch tut, was er angekündigt hatte - und was sie für einen dummen Scherz gehalten hatte, der lediglich begründen sollte, warum er das Buch nicht herausrückt.

Hermine kann erkennen, daß er jeden einzelnen ihrer Einträge überprüft. Er scheint praktisch nichts durchgestrichen zu haben, aber an vielen, vielen Stellen hat er Informationen ergänzt, Tips hinzugeschrieben, Querverweise gemacht und Buchhinweise gegeben. Die Bücher die um die Arbeitsstelle herum aufgestapelt sind, scheint er zu genau diesem Zweck dorthingebracht zu haben.

Hermine wird schwindelig bei dem Gedanken daran, wieviel Arbeit das bis hierhin schon gewesen sein muß! Er muß Stunden über Stunden mit dem Buch hier verbracht haben, wenn er so viele der Einträge bereits überprüft und ergänzt hat!

Nur schwer kann Hermine sich von dem Halbkreis vor dem Kamin lösen und steigt über einen Bücherstabel herüber weiter in den Raum hinein. Die wenigen Kerzen und die Restglut im Kamin bringen nur sehr wenig Licht, also macht Hermine mit Hilfe ihres Zauberstabes und "lumos" Licht, um sich genauer umsehen zu können.

Das Bild das sich ihr bietet ist mehr als seltsam... drei Viertel des Raumes sehen aus, wie ein ganz normaler Raum in Hogwarts - aber ein Viertel sieht original aus, als habe jemand ein Stück Waldboden in den Raum gebracht.

Herbstfarbene Blätter liegen dick übereinandergeschichtet und an einer dicken Wurzel schimmert matt eine weiche Moosschicht. Ein paar Büsche umranden die Stelle.

Und in der Mitte dieses Blätterwerks liegt ein wenig zusammengerollt Snape, komplett bekleidet – allerdings nur in eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Hermine muß einen erschrockenen Laut unterdrücken, weil sie sofort angstvoll glaubt, er sei bewußtlos. Sie geht leise näher und stellt dann fest, daß er sehr ruhig atmet. Offenbar schläft er einfach nur unsagbar tief.

Aber wirklich fassungslos ist Hermine erst, als sie nah genug herangekommen ist, um zu erkennen, daß das schmale Bündel, das er an sich herangezogen hat, ein Wesen ist, das ebenfalls schläft.

Die beiden sehen völlig erledigt aus. Das Wesen in seinem Arm ist vom Wuchs her einem extrem zierlichen vielleicht acht- oder neunjährigen Menschenmädchen mit sehr heller Haut und silbrigweißenund grünbraunen, sehrlangenHaarennicht unähnlich, aber sie wirkt elfenhaft und durchscheinend und die Struktur der Blätter um die beiden herum spiegelt sich in ihrer ganzen Gestalt wieder. Hermine braucht nicht lange in ihrem Kopf zu kramen, um zu wissen, was sie da vor sich sieht - auch wenn sie so ein Wesen noch nie gesehen hat - und wohl auch nie wieder zu sehen bekommen würde, denn sie zeigen sich den Menschen eigentlich nicht -Snape hält in tiefstem Schlaf eine Dryade im Arm - eine Baumfee... und Hermine ahnt sofort, daß das Wesen, entgegen seinem jugendlichen Aussehen möglicherweise schon sehr, sehr alt ist...

Der Dryade geht es ganz offensichtlich sehr schlecht, was, wie Hermine sofort klar wird, auch kein Wunder ist, denn jede Dryade wird in einem Baum geschaffen und ist ihr komplettes Leben lang, an diesen speziellen Baum gebunden. Sie kann sich in einem gewissen Umfeld um den Baum herum bewegen, aber wenn sie von dem Baum fortgebracht wird, stirbt sie zwangsläufig früher oder später unter schrecklichen Qualen - ebenso wie ihr Baum...

Hermine ahnt, daß Snape der Dryade mit irgendeiner Form von Magie durch seine körperliche Nähe etwas von der Energie geben kann, die ihr langsam verloren geht, aber zum einen scheint das längst nicht auszureichen, um die Dryade zu retten und zum andern scheint es Snape jedes bißchen Kraft zu kosten, das er noch hat...

Hermine macht noch einen Schritt näher auf die beiden zu, als im Raum innerhalb eines Wimpernschlags ein Blitzgewitter loszubrechen scheint, das sich wie eine leuchtend schimmernde Wand zwischen Snape und die Dryade und sie zieht!

Gleichzeitig reißen Snape und die Baumfee die Augen auf. Die Dryade schreit in panischer Angst auf, Snape springt sofort auf und stellt sich vor die Fee und braucht einen kurzen Moment um zu begreifen, daß Hermine vor ihm steht.

Er läuft zornesrot an: "Was? Verschwinden Sie! Auf der Stelle! RAUS HIER! - - RAUS!"

Hermine baucht einen Atemzug um sich aus ihrer Erstarrung zu lösen und will sich gerade umdrehen und fluchtartig den Raum verlassen, als Snape vor ihr auf einmal schneeweiß wird... und dann ohnmächtig zur Seite fällt. Das plötzliche Aufspringen aus dem tiefen Schlaf, die restlose Erschöpfung, das Schreien - sein Kreislauf hat dies offenbar nicht mitgemacht.

Die Dryade hat sich, leise Angstgeräusche von sich gebend, in die hinterste Ecke gedrückt und starrt mit ihren übergroßen Augen auf Snape und Hermine. Gemeinsam mit Snape ist auch der Schutzwall gefallen, der offenbar als Alarmanlage gedient hat. (und in diesem Punkt sehr effektiv war, wie Hermine gestehen muß) Sie kniet sich zu Snape herab und versichert sich, daß er wirklich nur ohnmächtig ist und spricht dabei leise und so freundlich wie möglich auf die Baumfee ein, aber der Versuch, das Vertrauen der Fee zu erlangen ist augenscheinlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

"Wo ist dein Baum?", fragt Hermine leise. Die großen Augen der Dryade werden noch größer, als sie zu weinen beginnt. Hermine kann sehen, daß das Weinen die Baumfee weitere Kraft kostet und verflucht sich für ihr Tun. Sie überlegt, ob sie den Schulleiter holen soll.

Doch plötzlich hört sie von Snape ein leises Flüstern. Er ist offenbar wieder bei Bewußtsein. "Das Buch - da drüben... Binde-Zauber... Sie müssen sie an sich binden... sofort... sonst stirbt sie heute nacht...", mit letzter Kraft deutet er schwach auf ein Buch, bevor ihn die Ohmacht erneut übermannt.

Hermine springt auf und holt das Buch. Schnell hat sie die entsprechenden Stellen gefunden und erkennt, was Snape getan hat! Die Dryade wurde offenbar von ihrem Baum getrennt und damit regelrecht zum Tode verurteilt. Sie liest, daß Dryaden ein Vermögen wert sind, das einen Pharao vor Neid erblassen lassen würde, aber sie leben nach der Trennung höchstens einen Monat weiter, es sei denn, sie bekommen die Energie die ihnen sonst der Baum gibt, durch die Bindung an ein anderes Wesen – aber auch diese Energie reicht auf Dauer nicht aus, denn die Kraft eines Baumes ist ungeheuer groß und die Dryade erhält sehr viel davon. D.h. sie saugt das neue Wesen quasi leer und kann sich trotzdem nicht komplett regenerieren.

Ein Sterben auf Raten, das den, der sie an sich gebunden hat, auf Dauer auch umbringen kann. Der Prozess darf nicht zu lange dauern, bevor man die Dryade wieder zu ihrem Baum bringt.

Hermineliest, daß in Bewußtlosigkeit keine Kraft mehr übertragen werden kann. Snape wäreder Dryadealso keine Hilfe mehr. In dem Buch findet Hermine jedoch auch eine komplizierte aber machbare Anleitung, wie sie Snape von der Dryade lösen und sich selbst mit ihr verbinden kann. Die Baumfee ist zwar offenbar alles andere als begeistert und fällt fast in Panik, aber sie spürt wohl, daß man ihr helfen will und läßt es zu. Als Hermine den Spruch aktiviert und dann die Baumfee berührt, hat sie für einen Moment das Gefühl, jemand übergieße sie mit klirrend kaltem Wasser und als fließe mit dem Wasser jede Energie von ihr ab. Sie kommt sogar kurz ins Straucheln, bis sie sich an das Gefühl gewöhnt hat. Es ist schrecklich, aber der Dryade scheint es sofort ein wenig besser zu gehen.

Hermine hat das Gefühl, dieses Abgeben von eigener Energie keine fünf Minuten aushalten zu können - allein die Tatsache, daß ihr inzwischen klar ist, daß Snape das offensichtlich schon tagelang gemacht hat, läßt sie estrotzdemaushalten. Das kleine Wesen nun ihrerseits in den Arm nehmend, wo die Zierlichesich jetzt recht vertrauensvoll anschmiegt, macht Hermine es sich auf dem Blätterboden gemütlich und versucht, das kalte Gefühl daduch zu verdrängen, daß sie sich bemüht zu schlafen - was ihr sehr leicht fällt, da sie innerhalb kürzester Zeit nun ebenfalls so erledigt ist, daß sie die Augen nicht mehr aufhalten kann... Ihr letzter Gedanke gilt der Hoffnung, daß dieser Schlaf für den völlig erschöpften Snape nun ein erholsamer sein kann - und der Hoffnung, daß sie nicht dabei sein wird, wenn Snape wach wird - weil klar sein dürfte, was er dann mit ihr macht...

Als nach Hermine auch die Dryade wieder einschläft, kehrt in das Zimmer erneut Stille ein...