Keiner der Gedichttexte stammt (bisher) von mir – alles was bis hierhin verwendet wurde ist von Reinhard Mey.
Eure Reviews sind der Hammer... ich bin echt sprachlos...


Snape ist noch auf der Lichtung, auf der er die Dryade ihrem Baum wiedergegeben hat. Zwei Fachmagier die Dumbledore aufgetrieben hat, sind bei ihm. Außer Reichweite der in der Tat jetzt sehr agressiven Dryade sitzen sie um ein Lagerfeuer herum und die beiden anderen Männer versorgen sich gerade gegenseitig leichtere Wunden, während Snape ein paar magische Gegenstände verpackt, die sie für die Aktion gebraucht haben. Es ist bereits dunkel und die drei haben beschlossen, die Nacht im Wald zu verbringen, um sicher zu gehen, daß die Dryade in Ordnung ist.
In diese Szene fliegt Alexander mit Hermines Brief hinein.
Snape nimmt ihm den Brief mit einem sehr misstrauischen Blick ab und als er sieht, wer der Absender ist, legt er den Brief erst einmal ungeöffnet neben seine Sachen und packt in Ruhe zu ende. Immer wieder wandert allerdings sein Blick zu dem Umschlag und als das letzte Teil in seiner Tasche untergebracht ist, greift er sich den Brief, entschuldigt sich bei den beiden Männern und geht ein paar Schritte vom Lager weg, um ihn zu lesen.
Er weiß, daß er allein ist und trotzdem könnte man ihm seine Gefühle beim Lesen der Zeilen kaum ansehen. Lediglich die Tatsache, daß seine Augen immer schneller hin und her wandern und irgendwann der Briefbogen leicht vibriert, weil unmerklich Snapes Hände zu zittern anfangen, läßt vermuten, wie es in ihm aussieht.
Als er alles gelesen hat, läßt er den Brief sinken und schließt für einen Moment die Augen.


Als Hermine wach wird, liegt sie auf dem dicken Teppich in dem Halbkreis der Bücher vor Snapes Kamin. Das Feuer brennt immer noch... was nicht sein kann – demnach brennt es "wieder". Sie ist mit der gleichen Decke zugedeckt, mit der sie vor vielen Wochen im Labor zugedeckt worden war. Als sie sich aufrichtet, dröhnt ihr Kopf sehr schmerzhaft. Sie braucht einen Moment, bis ihr auffällt, daß das Buch vor ihr verschwunden ist... stattdessen liegt dort ein Briefumschlag und darauf steht ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Hermine nimmt das Glas, riecht an der Flüssigkeit, atmet erleichtert auf, trinkt den Inhalt in einem Zug und wenige Sekunden später sind ihre Kopfschmerzen verschwunden...
Sie setzt sich im Schneidersitz hin. Dann nimmt sie den Brief. Sie schaut ihn lange Zeit nur an und weiß nicht recht, ob sie ihn öffnen soll oder nicht und sie versucht krampfhaft, sich an alles zu erinnern, was sie Snape geschrieben hat. Als nach und nach die Erinnerung zurückkehrt, läßt sie mit einem "ohjehohjehojeh.."-Blick die Schultern hängen. Sie atmet noch einige Male tief durch, dann öffnet sie den Umschlag...


Wahnsinnige Hermine,

Wie kannst du es wagen, mir solch einen Brief zu schreiben? Und mit "wagen" meine ich nicht, daß er eine Unverschämtheit wäre – sondern die Tatsache, daß ich noch nie einem so unvorsichtigen Menschen begegenet bin wie dir. Wie kannst du dein Herz so sehr auf der Zunge tragen, daß du mir all dies schreibst? Wie kannst du in einer solchen Sache das Risiko eingehen, abgewiesen zu werden? Laß es mich anders formulieren. Nenne es nicht "wie kannst du es wagen" sondern "wie schaffst du es, dies zu wagen?". Woher nimmst du den Mut dafür? Wie kannst du nur gleichzeitig so intelligent und so unendlich dumm sein...
Da liegst du nun, wenige Meter von mir entfernt und schläfst wie eine Katze, die zuviel Milch getrunken hat und ich habe endlich einmal die Zeit, dich in Ruhe zu betrachten. Der Wein hat dir sicher nicht gut getan. Es ist nicht einfach irgendein Wein. Als ich sagte, daß Albus ihn mir für "spezielle" Gelegenheiten gegeben hatte, meinte ich damit "sehr" spezielle Gelegenheiten. Der Schulleiter hat ihn mir damals mit einem Satz überreicht, den ich wohl mein ganzes Leben nicht vergessen werde, weil es aus seinem Munde so überaus seltsam klang. Er sagte, der Wein sei dazu gedacht, mir – sollte ich es einmal für notwendig erachten – einen Abend lang den "Verstand wegzuknallen"... ich weiß nicht, woher er diesen Ausdruck hatte, der ihm offenbar sehr gefiel, aber ich höre heute noch das Lachen des alten Herrn an jenem Abend. Ob er wohl noch lachen würde, wenn er deinen Brief gelesen hätte? Die Tatsache, daß ich vor einigen Briefen einmal unterdem Einfluß dieses Weines einen für meine Verhältnisse recht emotionalen Brief geschrieben hatte, hätte dich aufhorchen lassen müssen...
Ich würde das, was du geschrieben hast, gerne auf den Einfluß des Weines schieben, aber aus eigener Erfahrung weiß ich leider, daß er zwar gewisse Hemmschwellen überwinden hilft, aber sicher nicht bewirkt, daß man phantasiert.
Was tue ich nun damit? Was fange ich an mit dem, was du geschrieben hast? Wie soll ich darauf reagieren? Bei Merlin, ich frage schon genauso viel wie du...
Vielleicht hilft einmal die Wahrheit...
Du willst wissen, warum wir im Labor kein privates Wort wechseln? Du willst wissen, warum zwischen den Zeilen mehr steht als darin? Du willst wissen, warum ich mich so widersprüchlich verhalte?
Weil es nicht anders geht...
Die Vanille hat mich nie gestört...
Im Gegenteil...
Sie hat mich nur wahnsinnig gemacht...
Sie hat vor meinem inneren Auge Bilder entstehen lassen – Bilder von dir – die dort nicht hingehören...
Dann hast du meinen Wünschen entsprochen und ich stellte zu meinem Entsetzen fest, daß es nur noch schlimmer war, denn jetzt nehme ich nicht mehr die Vanille wahr, die sich so warm um dich verströmt hatte, sondern dich selbst...
Du bist zu einer berauschenden Frau geworden, es wäre Unfug, das leugenen zu wollen, und ich habe nun das Unglück, damit klarkommen zu müssen. Aber ich habe genug Selbstachtung und Disziplin um einer Dryade zu widerstehen, da wird es mir bei einer Gryffindor-Nymphe ebenfalls gelingen.
"In Liebe" schreibst du? Das ist keine Liebe, was du da empfindest, Hermine – es ist im besten Falle Faszination. Mein komplettes soziales Verhalten und meine Erscheinung widersprechen der Empfindung die du für die deine hältst. Dem wirst du nach sieben Jahren in meinem Klassenzimmer nur schwerlich widersprechen können. Was ich bin und was ich sein will, zielt bewußt darauf ab, exakt diese Reaktion unter gar keinen Umständen zu bewirken und es kann einfach nicht sein, daß ich in diesem Bemühen gescheitert bin. Ich habe lange genug den Tanz um die menschlichen Emotionen mitzutanzen versucht und letztendlich für mich entschieden, daß es einfacher und konstruktiver ist, sich aus diesem Spiel völlig herauszuhalten. Jeder von uns hat seine Talente – meine liegen definitiv nicht im zwischenmenschlichen Bereich.
Wenngleich ich die emotionale Intelligenz so ziemlich jedes anderen Tieres bevorzugt hätte, trifft der Vergleich, wie ich zugeben muß, wohl recht gut. Ich gratuliere, Hermine – du hast sie gefunden, meine schwächste Stelle, schriftlich niedergelegt, und damit den Finger genau und hart auf die Wunde gelegt – auf die einzige, die ich in meinem ganzen bisherigen Leben nicht losgeworden bin, die niemals zu heilen scheint. Ich war nie, ich bin nicht und ich werde nie in der Lage sein, mit anderen Menschen so umzugehen, wie es dir gegeben ist.
Aber ich mache etwas perfekt oder gar nicht. Halbheiten sind mir zuwider und wenn ich von vornherein weiß, daß ich scheitern würde, wende ich mich der Sache gar nicht erst zu.
Ich lasse mich schon lange nicht mehr auf Menschen ein.
Und ich beabsichtige, dem Schwur treu zu bleiben, den ich mir selbst vor vielen, vielen Jahren gegeben habe – daß ich es auch nie wieder versuchen werde.
Die möglicherweise intelligentesten Zeilen zur Definition des Begriffs "Liebe" hat einmal ein Mann namens Rufus Wainwright geschrieben: "And all I ever learned from love, Was how to shoot at someone who outdrew you. It's not a cry you can hear at night. It's not somebody who's seen the light. It's a cold and it's a broken Hallelujah"
Das, was man im allgemeinen als "Liebe" bezeichnet bringt doch nur völlig unvermeidlich einen Schwall von ungewollten Bloßstellungen, peinlichsten Situationen und viel, viel Leid mit sich. Je lauter das "Hallejujah" des Befallenen - desto lauter das Gelächter um ihn herum...
Sieh dich doch einmal um. Ausnahmslos jeder macht sich zum Hampelmann in dem Versuch, den anderen Menschen zu gefallen. Sieh dir Ron an, sieh dir Harry an, schau einmal mit sehenden Augen auf Parvati... Opfer ihrer eigenen Hormone und der Lächerlichkeit preisgegeben. Betend, daß ihnen die Hände die sie ausstrecken nicht abgehackt werden und verzweifelt lächelnd, freiwillig am unsichtbaren Pranger dieser Gesellschaft stehend.
Ich habe vor langer Zeit beschlossen, diese so überaus schmerzhaft vergeudete Energie in produktive Bahnen zu lenken und lebe damit sehr viel ruhiger, ausgeglichener und vor allem friedlicher und – was das Wichtigste ist - mit sehr viel mehr Selbstrespekt.
Aber jetzt bist du plötzlich da und allein die Tatsache, daß ich nicht deine erstgenannte Möglichkeit nutze und dich einfach vor die Türe setze, zeigt deutlich, daß du mehr Macht über mich hast, als gut wäre. Du hast selbstverständlich recht, daß die dritte, nicht genannte Möglichkeit in der Tat nicht in Betracht kommt.
Bleibt die zweite... weiterarbeiten, als sei nichts geschehen, als habe es unsere Briefe nie gegeben, als wären all diese Zeilen ungeschrieben – deine und meine ebenso.
Ich schlage vor, daß wir genau das tun. Laß uns zu unserem Alltag im Labor zurückkehren. Laß uns vergessen, daß du von Liebe geschrieben hast. Laß uns vergessen, daß ich in diesen Zeilen widersprüchlicher schreibe als ich in der Realität je gehandelt habe und laß uns vergessen, daß ich... laß es uns einfach vergessen...
Unsere gemeinsame Zeit im Labor ist zu wertvoll, als daß wir sie durch solche Unwägbarkeiten riskieren sollten.
Solltest du diese Zeilen mir gegenüber zur Sprache bringen, werde ich unser Projekt sofort abbrechen. Schweigst du, wird unser Verhältnis zueinanderwährend der Arbeit das gleiche sein wie immer. Weder werde ich dir zu nahe kommen, noch werde ich dich so vertraulich ansprechen, wie ich es in diesen Zeilen tue und ich bitte auch dich, außerhalb dieser Zeilen nicht plötzlich das vertrauliche "du" zu benutzen. Ich weiß, daß es unangebracht war, es dir gegenüber einfach zu schreiben, aber angesichts des Inhaltes dieses Briefes, erschien mir jede andere Form der Anrede unangebracht...
Laß diese letzten Briefe, deinen und meinen, eine andere Welt sein, als die, in der wir tagtäglich leben. Laß dies die Welt sein, in der ich dir sagen kann, daß mir das, was du geschrieben hast, mehr Angst macht als jedes Duell das tun könnte. Laß dies die Welt sein, in der ich dir schreiben darf, daß ich Zeit brauche... sehr viel Zeit...

Severus

PS. Dein Buch ist im Labor in der obersten Schublade des Schreibtisches. Nimm es und geh, wenn du dies nun für sinnvoller halten solltest. Läßt du es dort, akzeptierst du damit die Regeln, die ich für unser Miteinander aufgestellt habe und auf denen ich bestehen muß...