Ich wurde jetzt schon mehrfach gebeten, mehr Absätze in die Briefe hineinzubringen... mach ich aber nicht, weil es Absicht ist, da ich der Meinung bin, daß keiner von uns in handgeschriebene Briefe "Absätze" hineinbringen würde... Wenn es schwierig wird, es zu lesen, rate ich euch, entweder das Fenster etwas zuzuschieben, damit die Zeilen kürzer werden, oder die Schrift zu vergrößern, oder es auszudrucken...
Das Lied "Halleluja" findet sich unter anderem auf dem Soundtrack zu "Shrek" (jap, richtig getippt+g+- vielleicht kann man bei Amazon mal reinhören?
Auch der hier gezeigte Liedertext ist vom großen Textmeister Reinhard Mey... der übrigens eine Homepage hat auf der man ALLE seine Texte findet...
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Hermine hat ihr Buch (natürlich) nicht geholt... Stattdessen geht sie nachmittags mit klopfendem Herzen und neutralem Gesichtsausdruck ins Labor, wo sie auf Snape trifft. Er benimmt sich ihr gegenüber kühl aber höflich. Hermine gelingt es (was sie selbst kaum zu hoffen gewagt hatte) ebenso kühl auf ihn zu reagieren. Sie merkt schnell, daß er zum einen offenbar nicht damit gerechnet hat, daß sie kommen würde und daß er zum anderen ganz augenscheinlich Schwierigkeiten damit hat, sich an seine selbstgestellten Regeln zu halten UND sich auf die Arbeit zu konzentrieren... Es dauert eine gute Stunde, bevor die Anspannung im Raum langsam weniger wird und die beiden wieder ziemlich normal miteinander arbeiten. Tatsächlich spricht er sie - wie vorher auch mit "Hermine" und "Sie" an und Hermine benutzt die gleiche Form. Sie scheinen den Spagat zwischen dem offiziellen Miteinander und den Briefen zu schaffen, aber an diesem Tag finden sie im Labor einfach kein Ende. Beide finden sie immer noch einen Artikel der diskutiert werden muß, beiden fällt ständig noch irgendetwas ein, was am Kessel ausprobiert werden muß. Es wird später und später... Kurz vor Mitternacht ergibt es sich, daß Hermine vor dem Kessel steht und darauf wartet, daß sich die Farbe des Inhaltes ändert, was beweisen würde, daß ihre letzte Idee funktioniert hat. Es ist klar, daß es noch eine Weile dauern wird, aber sie hat die Nähe zu Snape an seinem Schreibtisch nicht ertragen und ist regelrecht an den Kessel geflüchtet. Sie platzt innerlich beinahe von all dem, was sie sagen möchte. Aber sie schweigt, weil sie ahnt, daß er dann die Flucht ergreifen und das verletzliche Band zwischen ihnen kappen würde. Und das will sie auf keinen Fall riskieren. Doch plötzlich hört sie, wie er aufsteht und zu ihr kommt. Sie sieht sich nicht um, kann aber fühlen, wie er hinter sie tritt, dicht bei ihr stehenbleibt und den Anschein gibt, er sehe ebenfalls in den Kessel hinein. "Tut sich schon etwas?", fragt er ruhig und betont neutral. "Nein, noch nichts, aber das kann auch noch nicht." Sie hört seine gemurmelte Zustimmung und wartet, daß er wieder weggeht, aber er bleibt stehen, wo er ist. Er steht so nah bei ihr, daß sie langsam die Wärme seines Körpers spüren kann und sie weiß, daß sie sich nur wenige Millimeter zurücklehnen bräuchte, um ihn zu berühren. Ihre Kleidung berührt sich vermutlich längst. Hermine wird heiß in dem Bemühen, nicht auf seine Nähe zu reagieren und der Drang, sich an ihn zu schmiegen wird unerträglich! Sie kann nicht anders... sie lehnt sich mit angehaltenem Atem ein ganz klein wenig zurück und berührt ihn. Er bewegt sich keinen Millimeter. Kommt ihr nicht entgegen. Weicht aber auch nicht zurück. Hermine steht mit dem Rücken gegen ihn gelehnt und beide wagen es nicht, auch nur einen weiteren Ton zu sagen. Beide atmen sie kaum, als warteten sie darauf, daß irgendwo jemand in die Hände klatscht und sie "erwischt". Aber als nichts geschieht, läßt Hermine die Hand ihres herabhängenden linken Armes, ohne sich umzuwenden, die Augen weiterhin auf den Kessel gerichtet - ohne diesen allerdings noch wahrzunehmen -, langsam nach hinten wandern, bis sie dort, wie sie gehofft hatte, auf Severus' Hand trifft. Als sie mit ihrer Hand seine nimmt und hält, erwidert seine den unmerklichen Druck und ihre kühlen und seine warmen Finger verflechten sich in einer weichen Bewegung ineinander... Einige flache, vorsichtige Atemzüge lang bleiben sie unbewegt so stehen. Doch dann verändert der Trank mit einem leisen Rauschen seine Farbe und Snape läßt Hermine abrupt los...
Noch bevor sie sich umdrehen kann, ist er wieder an seinem Schreibtisch, räumt dort die Unterlagen des Tages zusammen und macht sich, ohne Hermine anzusehen, mit den Worten "Ich mache für heute Schluß, Sie sollten das jetzt auch beenden. Mehr passiert mit dem Trank heute sowiso nicht mehr." auf zu gehen. Hermine läßt ihn nicht aus den Augen, holt einmal tief Luft um sich wieder zu beruhigen und stimmt ihm dann zu, bevor sie mit ihm das Labor endgültig zum Verlassen fertigmacht. Mit einem freundlichen "Gute Nacht" trennen sich vor dem Labor ihre Wege...
Noch vor dem Frühstück hat Snape Post...
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Schrecklicher, schweigender, liebster Severus,
Was du von mir verlangst ist im besten Falle grausam. Aber du hast die Spielregeln vorgegeben, ich habe eingewilligt und nun werde ich mich daran halten, solange es notwendig ist - solange ich es aushalte. Ein Gutes hat es allerdings, daß wir nicht über unsere Briefe und das was darin steht sprechen - denn ich würde dir die Hölle heiß machen, wenn du mir bei einem Gespräch Auge in Auge, absprechen würdest, daß ich meine eigenen Gefühle zu deuten weiß. Mag sein, daß ich nicht über die Lebenserfahrung verfüge, auf die du zurückblicken kannst, aber ich bin alt und reif genug, selbst zu definieren - und korrekt zu definieren! - was ich empfinde. Wenn ich mich zu einer Definition hinreißen lasse, dann deshalb, weil ich lange, ausführlich und in den unterschiedlichsten Situationen darüber nachgedacht habe, weil ich jedes Für und Wider beachtet und jede Irrtumsmöglichkeit bedacht habe.
Auch wenn dich das nun wieder in deinen mir absolut unerklärlichen Selbstzweifeln bestätigen sollte - ich habe mich gegen dieses Gefühl gewehrt! Ich wollte nicht für dich empfinden was ich nun fühle. Aber der Grund warum ich es verhindern wollte ist ein völlig anderer, als du nun garantiert erst einmal vermutest. Nein - ich wollte es nicht verhindern, weil du eigentlich jemand bist, für den man nicht so empfindet (es tut mir leid, aber du bist in deinem Versuch, dich nicht-liebenswert zu gestalten in der Tat gescheitert) - sondern ich wollte es verhindern, weil ich geahnt habe, daß du mit purem Entsetzen reagieren würdest. Aber vielleicht glaubst du mir, wenn ich dir verrate, daß es einen Grund gibt, warum das was ich empfinde, nicht Faszination sein kann: Fasziniert hast du mich von meinem ersten Tag in Hogwarts an. Das was ich jetzt empfinde ist etwas völlig anderes.
Wage es niemals wieder, mir meine Gefühle abzusprechen! Widersprich mir niemals wieder, wenn ich dir sage, daß ich dich liebe. Überschreite niemals wieder diese Grenze die dich glauben läßt, du wüßtest besser, wie meine Gefühle zu nennen sind als ich! ICH fühle diese Liebe. Und selbst wenn du sie niemals erwidern solltest, gibt dir das noch lange nicht das Recht, von oben herab und schulmeisterlich mit verständnisvoll milder Wortwahl zu behaupten, es sei keine Liebe.
Es ist Liebe...
Ich kann nicht sagen, seit wann genau sie da ist. Aber sie ist da, allgegenwärtig, schmerzhaft, grausam aber gleichzeitig so unglaublich so hirnverdrehend schön, daß ich keinen Atemzug mehr ohne sie tun möchte.
Und woher ich den Mut nehme, dir das so offen zu schreiben? Nun, da war da dieser Wein... aber selbst ohne den Wein hätte es nicht mehr lange gedauert, bis es zu dem gleichen Ausbruch gekommen wäre. Wie du selber schreibst, bewirkt er nicht, daß man phantasiert, sondern nur, daß einige Hemmschwellen leichter zu überwinden sind. Vor allem war da aber diese riesengroße Angst, daß du es niemals erfahren, niemals begreifen würdest, wenn ich es dir nicht schwarz auf weiß zu lesen gebe. Du selbst hast einmal geschrieben, daß etwas, das ich lese, offenbar besser in meinen Kopf hineingeht und ich hatte gehofft, daß es bei dir ähnlich ist. Ich hatte unfassbare Angst, daß ich mit meinem "Geständnis" zu lange warten könnte und daß es dann zu spät wäre! Wie lange sollte ich denn warten? Bis ich wieder von Hogwarts weg bin? Wie lange? Sag es mir!
Dabei weiß ich, daß du genauso denkst! Daß man nicht zu lange warten darf, weil es sonst ZU spät ist!
Ich hatte in dem kleinen Buch gelesen, in dem du dir das eine oder andere Gedicht markiert hattest und eines davon hat mich völlig fertig gemacht. Ich bin sicher daß du den Text kennst, oft gelesen hast, denn der Buchrücken war so oft und so lange an dieser Stelle aufgebogen, daß das Büchlein an dieser Stelle beinahe von alleine aufgeht, wenn man es auf den Tisch legt... aber jetzt frage ich mich, ob dir seine Bedeutung wirklich bewußt geworden ist...
"Es ist immer zu spät, Ungläubig siehst du zu. - Es ist immer zu spät, Die Dinge sind schneller als du. Die Zeit ist immer zu knapp, Schreib' deinen Brief noch heut' und lauf, Gib ihn heute noch ab, Es wartet jemand darauf, Mit Bangen und Hoffen, Die Arme weit offen. Doch die Zeit kommt dir zuvor Und wieder stehst du vor verschlossenem Tor. Es ist immer zu spät.
Es ist immer zu spät, du hast es nicht gewagt, Dein "ich liebe dich" bleibt immer ungesagt. Den versproch'nen Besuch hast du nicht gemacht, Du hast nicht mehr an ihrem Bett gewacht, Du hast die Blume nicht ins Haus gebracht Vorm ersten Frost in der sternklaren Nacht. Es ist immer zu spät.
Es ist immer zu spät, Die Chance ist schon verpaßt. Es ist immer zu spät, Wenn du begriffen hast. Die Bitte zu Verzeih'n, Die du zögernd verdrängst, Sprich sie aus und lenk' ein, Du wolltest es längst. Du mußt sie jetzt sagen, Oder ewig 'rumtragen, Deine Worte: Verzeih! Hätt' ich doch! – Einerlei. Könnt' ich doch noch! – Vorbei."
Manches Mal in den letzten Wochen habe ich gedacht, daß du genau das willst. Daß du willst, daß es zu spät ist, damit du dich damit herausreden kannst, damit du endlich wieder völlig in dein schwarzes Schneckenhaus zurück kannst. Damit diese große Welt dich nicht mehr mit ihren wilden Gefühlen bedroht, damit man von dir nicht fordert, dich zu offenbaren. Du gibst dem, der dich bittet alles – absolut alles – außer dir selbst...
Dabei will ich genau das von dir – DICH!
Severus! Ich bin heute Nacht im Labor beinahe gestorben. Das Bemühen, mich nicht einfach zu dir umzuwenden, dich zu umarmen und zu tun, wonach ich mich so unendlich sehne, war härter als alles, was ich in meinem bisherigen Leben zu ertragen hatte. Es war Folter! Es war gewalttätig! Es hat so weh getan! Ich habe dich mit jeder Faser meines Seins gefühlt, gerochen, geschmeckt, gehört und in meinem Kopf waren Bilder von dir... ich muß aufhören, daran zu denken, weil ich sonst verrückt werde. Es ist so, als wäre ich mit dir in einem Raum, aber zwischen uns ist eine gläserne Wand, ich bin bei dir und darf dich doch nicht berühren, nicht fühlen! Ich weiß nicht, wie lange ich es aushalten werde, mit dir diese Farce zu spielen. So zu tun, als wärst du ein kompetenter Kollege – sonst nichts. Denn zwischen uns ist kein Glas – da ist keine Barriere außer der, die dein Verstand baut. Ich kann dich berühren. Die Wärme deiner Hand, deiner Haut hat es für wenige Sekunden geschafft, diese brutale Eiseskälte aus meinem Herz zu vertreiben! Ich bin verloren in dieser Schwärze die du um dich geschaffen hast und ich hoffe so sehr auf ein Zeichen von dir. Aber bis zu diesem Moment in dem du hinter mir gestanden und mich viel zu kurz gehalten hast, war da nur dieses unerträgliche Schweigen. Und ich möchte in diese Stille hineinschreien, bis ich keine Stimme mehr habe, damit du sehen und hören kannst, was in mir ist. Eigentlich schreie ich die ganze Zeit! Kannst du es nicht hören? Doch – ich bin sicher, daß du mich hörst, aber daß du dastehst, und dir in Panik beide Hände fest auf die Ohren preßt in der Hoffnung, daß ich aufhöre! Du bist da irgendwo in dir, in dieser Fassade versteckt, hörst alles, siehst alles und läßt niemanden an dich heran – aber ich finde dich in dir! Und wenn ich dafür den Rest meines Lebens benötige – ich finde dich – egal wo du bist!
Und es wird dir auch nicht gelingen, mich von dir wegzuschicken! Denn ich glaube dir nicht, wenn du davon sprichst, daß du dich aus dem "Spiel" herausgenommen hast. Du hast nur unendlich viel mehr Angst davor, als die meisten anderen!
Ja, ich habe mich auf diese verfluchten Bedingungen eingelassen, weil ich weiß, daß es keinen anderen Weg zu dir gibt, aber du darfst – nein, du SOLLST wissen, was du damit von mir forderst! Jetzt, wo ich es einmal gewagt habe, dir zu sagen, was ich empfinde, gibt es für mich keinen Weg mehr zurück. Jetzt, wo ich mich dir offenbart habe, wo ich mir selbst gegenüber gwagt habe, einzugestehen, was es ist, was ich für dich empfinde bleibt mir, um bei deinem höchst farbenfrohen Bild zu bleiben, nur, die Hände auszustrecken, in der Hoffnung, daß du sie mir nicht abschlägst.
Ja, Severus, du hast Recht, ich stelle mich freiwillig an diesen Pranger und niemand außer dir hat den Schlüssel um ihn wieder zu öffnen... Nur du siehst mich dort stehen – aber das macht es nicht weniger traumatisch.
Missversteh mich nicht. Ich erwarte von dir keine Wandlung innerhalb eines Tages – ganz sicher nicht. Und vermutlich entspringen viele dieser höchst dramatisch klingenden Zeilen meinem Gryffindor-Talent zur Übertreibung, das besonders zutage tritt, wenn ich viel zu müde bin, um klar zu denken und wenn ich friere, weil ich Hunger habe, weil ich den ganzen Tag nicht gewagt habe, von deiner Seite zu weichen, weil ich befürchtet habe, exakt den Moment zu treffen, in dem du mir etwas sagen möchtest (ein Fehler, den ich ab heute nicht wiederholen werde, weil ich sonst wohl verhungern muß...)
Ich habe Geduld, Severus, und ich gebe dir Zeit – so viel Zeit wie du brauchst – soviel Zeit, wie du haben willst – soviel Zeit wie notwendig ist. Ich weiß, daß ich warten muß, wenn ich nicht ohne dich sein will. Und ich schwöre dir hiermit feierlich, daß ich warten werde. Weiter oben habe ich geschrieben "so lange ich es aushalte" – aber das stimmt nicht. Ich werde so lange warten, wie es dauert.
Was MICH betrifft, gibt es für dich in deinem Leben kein "zu spät", denn ich werde da sein, wenn du es irgendwann wagen solltest, mir näher zu kommen. Wo sollte ich auch hin, wenn der Pranger an dem ich stehe, verschlossen ist, von der Kette die du um mein Herz gelegt hast?
Ich fühle mich im Moment so, als ertrüge ich das, was du von mir verlangst, keinen Tag länger und ich zittere gleichermaßen vor Verzweiflung aber auch vor Wut darüber, daß es nicht in meiner Hand liegt, die Situation zu verändern. Doch ich weiß, daß ich auch unendlich viel von dir verlange und deshalb kann, will und werde ich es aushalten, ohne mit der Wimper zu zucken.
Nur... bitte, bitte, bitte... gib mir ab und zu wenigstens ein winzigstes Zeichen, so wie du es heute Nacht getan hast, weil ich sonst verdorre, wie eine zu kleine Topfblume, die du ohne Wasser in die Sonne stellst. Du bist zwar mein Licht, Severus, aber du mußt mir auch Wasser sein.
Ich lege unser beider Schicksal in deine warmen Hände..
Ich liebe dich.
Deine Hermine
