Tage unserer Liebe

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Disclaimer: Alle bekannten Personen und Orte gehören J.R.R. Tolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser Story, mit der ich auch kein Geld verdiene!!!

Rating: PG 13 - später eventuell mal zwischendurch R

Zeit: Drittes Zeitalter, während des Ringkrieges

Pairing: Elladan/Haldir

Warnung: AU!!! Des weiteren könnte es späteren Kapiteln zu Slash (sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern) kommen! Wer so etwas nicht mag, sollte diese Story besser nicht lesen!

Summary: Elladan und Haldir lieben einander. Doch die Welt ist im Wandel und in allen Ländern ist Liebe nun verwoben mit Trauer. Ein Schatten fällt auf das junge Glück... Nachfolgegeschichte zu GEBROCHENES HERZ.

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Zuerst einmal ein ganz liebes Danke für all Eure Reviews und Mails! Ich war total überrascht und begeistert, dass sich so viele von Euch über die Fortsetzung gefreut haben und sich noch dafür interessieren! Das ist echt lieb! Ihr feuert mich richtig an! Dafür gibt's dann heute auch gleich ein neues Kapitel!

@Fireth: Ja, der Elladan leidet sehr unter den erzwungenen Trennungen. Schauen wir mal, wie er weiterhin damit klarkommt. Was Helms Klamm angeht, wird nix verraten! *fg* Hoffe, es gefällt Dir weiterhin! Hab mich riesig gefreut, dass Du mir auch reviewt hast!

@Sevie: Danke für Deine lieben Worte! Da will ich Dich auch nicht länger auf die Folter spannen!

@Winnowill: Ja, ich hab auch erst überlegt, ob ein höchstens zweimal im Jahr nicht sehr wenig ist, aber wie Du schon zutreffend sagst: es sind Elben! Sie sind unsterblich und haben daher alle Zeit der Welt und empfinden es daher vermutlich auch etwas anders!

@Dani: Hihi, ja wir halten Dich alle mit unseren Geschichten auf Trab! *smile* Welche Entscheidung? Na, die sollst Du bald erfahren! *knuddel*

@Heitzi: Also, wegen der Darstellung Aragorns als Waisenkind. Ich war am Hin- und Herüberlegen und dies war einer der Vorteile, dass die Geschichte AU ist. Ich wollte einen Prolog schreiben, der ganz kurz die vergangenen Jahre überfliegt um zum Zeitpunkt des Ringkrieges zu kommen. Daher wollte ich viele Dinge nicht ausführlich darstellen und habe mir einfach die künstlerische Freiheit herausgenommen, Aragorn in dieser Story auch mal als Waisenkind darzustellen! Ich hoffe, Du bzw. andere, nehmen mir das nicht allzu übel! Ich hoffe, dass Dir die Story aber weiterhin gefällt!

@Lady-of-Gondor: Schön, dass Du auch wieder hergefunden hast! *freu* Lass Dich einfach überraschen, wie es werden wird! *lächel*

@Amariee: Hi! Toll, dass Du auch hierher gefunden hast! *wink* Deine Neugier soll gestillt werden! Allerdings nicht ganz...fürchte ich! Aber wo bliebe sonst die Spannung? *zwinker*

@Andrea: Ich freu mich auch Dich hier wiederzusehen! Also, wie ich schon oben sagte, was Helms Klamm angeht, werde ich mich nicht zu äußern! *zwinker* Aber weiterhin ganz viel Spaß!

@Soobin: Ein neues Gesicht! Ich freu mich auch Dich 'kennenzulernen'! Und natürlich freue ich mich auch total, dass Dir 'Gebrochenes Herz' gefallen hat! Ach, Deinen kleinen Review-Rückstand kannst Du ja nun gern aufholen! Ich würde mich sehr freuen, wieder etwas von Dir zu hören!

An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal ganz herzlich Shelley danken, die wieder als Betaleserin an meiner Seite ist, und soviel Geduld mit mir hat! Danke, du machst das echt klasse! Und nun wünsche ich Euch allen wieder viel Spaß beim Lesen!

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Kapitel 1 - Sehnsucht

Der Winter hatte sich im Nebelgebirge gerade begonnen sich zurückzuziehen. Dennoch drang die Kühle der Luft noch fast bis an die Grenzen des Goldenen Waldes, der scheinbar reglos, immer jung und unveränderlich da lag. Die Luft war klar, ab und an war der leise Ruf eines Vogels zu vernehmen. Die Landschaft, die an das Elbenreich Lothlorien grenzte gab sich friedlich und still. Nichts regte sich in der Ebene und auch im Wald schien keine Seele zu verweilen. Doch dies täuschte.

Reglos verharrte der Krieger auf dem Ast des Baumes an der Grenze. Kein Laut war zu hören, als er sich ein wenig bewegte um bessere Sicht durch die Zweige zu haben. Seine Nasenflügel bebten, er konnte die Gefahr bereits riechen, denn der Wind stand günstig dafür. Und nun geriet sie auch in sein Blickfeld. Mit einer Geschwindigkeit, die für ein menschliches Auge nicht erkennbar war, hatte er bereits den ersten Pfeil auf die Sehne gelegt und ein leises Zirpen ausgestoßen.

Binnen Sekunden lief dieses Zirpen durch die Bäume der näheren Umgebung. Ein Warnlaut, der sofort alarmierte. Es gab keinen Krieger, der nicht wusste, was dieser Ruf bedeutet. Augenblicklich hatten sich sämtliche Krieger kampfbereit gemacht. Ein leichtes Rascheln, wie ein Windhauch lief durch die Bäume, als sich einige der Elben in günstigere Positionen brachten. Es geschah so schnell, das es wiederum nicht sichtbar war.

Nur Sekunden später war die Gruppe Orks in Schussreichweite und schon sirrten die ersten Pfeile durch die Luft. Keiner verfehlte sein Ziel, aber die Zahl der Gegner war groß. Und einige der Orks hatten Armbrüste dabei mit denen sie auf die Bäume zielten. 'Verdammt', fluchte Haldir in Gedanken, 'das wird ein hartes Stück Arbeit.'

Der Elbenhauptmann konnte schon nicht mehr zählen, wie viele Angriffe von Orks sie hatten abwehren müssen, seit die Ringgemeinschaft durch Lorien gekommen war. Die Orks blieben erstaunlich hartnäckig und wurden taktisch immer besser. Auch ihre Waffen wurden gefährlicher. Ein rascher Blick über seine Gruppe sagte Haldir schnell, dass er sie rasch umpostieren musste, damit es zum einen den Orks erschwert würde, einen Elben zufällig zu treffen und zum anderen durften sie nicht plötzlich eine Lücke lassen, die es dem Feind ermöglichte weiter ins Waldinnere vorzudringen.

Für die Orks war es nahezu unmöglich die Elben zu sehen. Die schlichte graue Kleidung der Elben machte sie fast unsichtbar und sie bewegten sich so schnell, leise und elegant von Ast zu Ast und Baum zu Baum, dass es keine Möglichkeit gab sie auszumachen. Durch leise Pfeif- und Zirptöne verständigten sie sich miteinander und Haldir befahl ihnen, dass sie nach ein bis zwei Schüssen sofort ihren Standort wechseln sollten, denn andernfalls würden die Orks einfach nur dorthin schießen müssen, wo Pfeile herkamen.

Diese Taktik funktionierte recht gut, verhinderte aber nicht, dass einer der Elbenkrieger dennoch von einem Orkpfeil getroffen wurde. Es war ein noch relativ junger Krieger. Der Pfeil durchbohrte seinen Arm und er verlor seinen Bogen. Sofort versuchten einige weitere Orks auf ihn anzulegen. Haldir fluchte in Gedanken noch mehr. Er konnte dem jungen Krieger schwerlich einen Vorwurf machen, dennoch war es ein großes Ungeschick. Sein Blick glitt über die Gruppe wer am nächsten bei dem Unglückselben stand, dabei fielen ihm zweierlei Dinge auf. Zum einen war er dem Unfallort am nächsten und zum anderen fehlte sein Bruder Rumil in der Gruppe der verteidigenden Elben. Hektisch blickte er sich um, doch von seinem Bruder fehlte jeder Spur.

Der Wald beschrieb hier einen ausladenden Bogen und Rumil patrouillierte mit einer kleinen Gruppe auf der anderen Seite des Bogens, die von hier aus nicht besonders gut einzusehen war. Dennoch hätte er den Ruf hören und schon längst hier sein müssen. Zu seiner Verwunderung erkannte Haldir nun einige der Elben aus Rumils Gruppe, die sich auf den Bäumen ihrem Standort näherten und bereits die Orks bedrängten.

Er konnte nicht länger über Rumils Verbleib grübeln, sondern sprang behände zu dem jungen Krieger, der offenbar aber nicht aufgeben wollte, sondern todesmutig auf dem Weg nach unten war, und sein Schwert ziehen wollte. Haldir erreichte ihn gerade noch, um ihn zurückzuhalten. "Bist du lebensmüde?" zischte er und stieß den jungen Krieger auf die andere Seite des Baumstammes, um ihn aus der unmittelbaren Gefahrenzone zu bringen. Das geschah gerade noch rechtzeitig, denn zwei Orks hatten bereits Pfeile auf die Elben angelegt und abgeschossen. Einer verfehlte sein Ziel gänzlich, der andere streifte Haldirs Arm. Ein zischender Schmerzenslaut entwich dem Hauptmann der Galadhrim.

Er richtete sich jedoch wieder auf, befahl dem jungen Krieger sich nicht wegzubewegen und huschte selber auf den benachbarten Baum, wobei er es noch schaffte einen Pfeil auf den Ork abzuschießen, der ihn getroffen hatte. Der Pfeil fand sein Ziel genau zwischen den gelben Augen der dunklen Kreatur. Der andere Ork war zwar inzwischen auch schon getroffen worden, aber bei weitem nicht tödlich verwundet. Dafür versuchte er nun offenbar Haldir, den er zwar nicht sehen konnte, aber den er in dem Baum vermutete, zu treffen.

Der Hauptmann keuchte etwas und erkannte zu spät, was der Ork vorhatte. Doch es kam zu keinem Schuss des Geschöpfes mehr, denn ein weißgefiederter Pfeil ragte aus seiner Brust und Haldir sah, dass es Rumils Pfeil gewesen war, der nun doch nur noch wenige Bäume weiter und ein paar Äste über ihm stand. Ein wenig Erleichterung durchmischt mit etwas Ärger durchlief den Galadhrim. Er war froh, dass Rumil ihn gerettet hatte, fragte sich jedoch, warum er erst so spät hier eintraf.

Es dauerte nicht mehr lange und der Kampf war vorüber. Der Boden war übersät mit den Leichen der finsteren Wesen. Die Sonne, die gerade versank, tauchte den Schauplatz in ein unheimliches rotes Licht, das das Blut der toten Orks seltsam glänzen ließ. Ein Schauer lief dem einen oder anderen Elben bei diesem Anblick über den Rücken, als ein Teil von ihnen von den Bäumen kletterte.

Haldir kommandierte zunächst zwei Elben ab, die den verletzten Krieger versorgen und dann zum Lazaretttalan bringen sollten. Insgeheim tat Haldir der junge Krieger ein wenig leid. Seit der Schatten wuchs, waren die Grenzwachen derartig verstärkt worden, dass auch jüngere Krieger, die eigentlich noch im Inneren des Reiches, als Palast- oder andere Wächter ihren Dienst antreten sollten, nun an die Grenzen mussten. Sie waren zwar hochmotiviert, das Reich ihres Herrn zu verteidigen, doch leider auch fast immer genauso unerfahren. Haldir war den Valar zutiefst dankbar, dass er jedoch noch keinen seiner Elben, gleich ob jung oder alt, verloren hatte. Schließlich teilte er die Elben auf, die weiterhin die Grenzen nicht aus dem Auge lassen sollten, während andere die Leichen der Orks außerhalb des Waldes verbrennen sollten. Rumil wollte er später fragen, was er so lange getrieben hatte. So etwas regelte er meist nur mit dem betreffenden Soldaten. Es sei denn, ein Soldat beging häufiger Verfehlungen, dann fand die Maßregelung auch schon mal vor der gesamten Mannschaft statt. Doch Rumil hatte sich noch niemals etwas zuschulden kommen lassen, was ein solches Vorgehen begründet hätte. Außerdem fühlte Haldir sich müde und ausgelaugt.

Das Feuer, das die Orks vernichtete, brannte noch nicht lange, als die Ablösung, die die Nachtschicht übernahm, an die Grenze kam. Haldir hatte bisher ab und an ein Stück seiner am Ärmel zerrissenen Tunika auf die Wunde gedrückt. Er würde sie später, in seinem Talan versorgen. Pflichtgemäß erstattete er dem ablösenden kommandierenden Offizier Bericht und gab ihm noch einige Anweisungen mit auf den Weg.

Erschöpft wandte er sich dann schließlich um, um mit seiner Gruppe den Rückweg anzutreten. Die Elben waren sehr still. Es war eine bedrückende Stille, die auf ihnen lastete. So viele Orkangriffe hatten sie schon abwehren müssen, so viele Verletzungen hinnehmen müssen. Dass es diesmal sogar Haldir ein wenig erwischt hatte, beunruhigte sie zusätzlich. Haldir war so ein guter Kämpfer, ob mit dem Bogen oder dem Schwert, es war schwierig ihn zu treffen. Doch er hatte es in Kauf genommen, um einem der ihren, einem seiner Leute, das Leben zu retten und das war etwas was ihnen imponierte und was sie bewunderten. Haldir zögerte nie, hatte immer schnell den Überblick, selbst im Kampf, er wusste stets, was er sich zumuten konnte.

Vor den Talanen trennten sich die Soldaten, zogen sich entweder in ihre eigenen Talane zurück oder gingen ins Gemeinschaftsbad, um sich dort zu waschen und ein wenig zu entspannen. Haldir ging allein zu seinem Talan. Als Hauptmann hatte er das Privileg, einen Talan ganz für sich allein zu haben. Andere Soldaten teilten sich zu zweit oder zu viert eine solche Unterkunft. Er presste wieder eine Hand auf seinen Oberarm, die Wunde brannte höllisch. Vermutlich war der Pfeil vergiftet gewesen und auch wenn es nur ein Streifschuss gewesen war, der nicht in ihm steckengeblieben war, so hatte er wohl doch etwas von dem Gift mitbekommen. Haldir seufzte, schloss für einen Moment die Augen und lehnte sich an den Stamm, auf dem sein Talan lag. Die Strickleiter vor ihm, die hinaufführte, schaukelte ein wenig im Wind.

Haldir konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken für einen Moment davon wanderten. Er hatte nicht sofort hinaufsteigen wollen, weil die Wunde so brannte und so lehnte er dort und seine Seele machte einen kleinen Ausflug nach Bruchtal, wo er seinen geliebten Noldorelben wusste. 'Warum kannst du jetzt nicht hier sein, mein Liebster? Hier bei mir.... was gäbe ich darum, wenn ich dich wenigstens kurz sehen könnte.... dich nur mal in den Arm nehmen, mich an dich lehnen, deine Wärme spüren, dein Lächeln sehen..... es ist manchmal so schlimm hier.... seit der Schatten wächst, spürt man es auch hier an der Grenze so sehr.... Ich wünschte, ich könnte mal wieder eine Nacht in deinem Arm liegen, einfach mal vergessen was in dieser auf einmal so verrückten Welt geschieht... Wie soll es nur weitergehen? ......Und wir haben uns schon so lange.... viel zu lange nicht mehr gesehen...', dachte Haldir und fühlte wie der von Sehnsucht scharf geschliffene Splitter sich wieder in sein Herz zu schneiden begann und ihm beinahe Tränen in die Augen treten ließ. 'Du fehlst mir so..... so sehr, mein Liebster.... manchmal tut es schon beinahe weh...'

"Alles in Ordnung mit dir?" Haldir schreckte aus seinen Gedanken auf und blickte in Orophins besorgtes Gesicht. "Was? Ja... ja, mir geht's gut... danke", murmelte der Hauptmann entschuldigend und setzte sofort wieder sein undurchdringliches Hauptmannsgesicht auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm jemand folgen würde und er war bereits so in Gedanken versunken gewesen, dass er auch nicht gehört hatte, wie sein Bruder an ihn herangetreten war. "Nein, tut es nicht", stellte Orophin schlicht fest. Er sprach jetzt nicht als Soldat, sondern als Bruder, das hörte Haldir schon an dem sanften, besorgten Tonfall.

"Du siehst ein bisschen blass aus, der Pfeil war sicher vergiftet", setzte Orophin seine Feststellungen fort. "Die Wunde sollte versorgt werden. Ich kann dir gern dabei behilflich sein....", bot er an. Haldir blickte ihn an. Zweifelnd, fragend, schmerzlich, die Gesichtsausdrücke wechselten recht rasch, als er seine Hauptmannsmaske wieder fallen ließ. "Er fehlt dir im Moment sehr, nicht wahr?" kam es leise von seinem Bruder und Haldir spürte die mitfühlende Hand, die sich kurz auf seine Schulter legte. Die drei Brüder hatten noch niemals viel voreinander geheim halten können. Dazu kannten sie einander zu lange und das Band der Freundschaft zwischen ihnen war unermesslich. Sie hingen sehr aneinander und ertrugen es nicht, wenn einer von ihnen litt. So empfand es nun auch Orophin, der nicht verstehen konnte, dass Rumil nicht ebenfalls mit zu Haldir gekommen war, um nach ihm zu sehen. Er musste doch mitbekommen haben, dass sein älterer Bruder verletzt worden war.

Haldir hingegen riss sich nun wieder zusammen und antwortete leise: "Ja,.... er fehlt mir.... sehr sogar..." Orophin sah seinen großen Bruder mitfühlend an. "Es wäre nett, wenn du mir helfen würdest, die Verletzung liegt an einer ungünstigen Stelle und ich möchte jetzt nicht unbedingt in den Lazaretttalan gehen", fuhr Haldir ebenso leise fort. Orophin nickte und sagte: "Ich hole nur ein paar Sachen um die Wunde zu versorgen und das Gift zu neutralisieren und bin gleich bei dir." Sie nickten einander nochmals zu und Orophin machte sich auf den Weg.

Haldir stieß sich nun vom Baum ab und machte sich daran nach oben zu klettern. Noch immer war Elladan in seinen Gedanken. Er spürte, dass sein Magen knurrte und seufzte als er daran dachte, dass er zwar Hunger aber eigentlich keinen Appetit hatte. Zumindest wusste er nicht worauf, denn er hatte nicht mehr viel in seinem Talan. Morgen wurde der Nahrungsmittelnachschub an der Grenze erwartet und bis dahin würde er schon nicht verhungern. Doch nur ein wenig Brot und etwas Obst entsprach jetzt einfach nicht seinen Wünschen. Träumerisch dachte er daran, dass er jetzt am liebsten ein gebratenes Kaninchen hätte. Und das würde er am allerliebsten auf Elladans Balkon verzehren, ein gemütliches Abendessen zu zweit im Kerzenschein. Er dachte so fest daran, dass er sich sogar einbildete, den Duft eines gebratenen Kaninchens zu riechen.

Er lächelte ein wenig in sich hinein, als ihm bewusst wurde, dass er meinte, das Essen tatsächlich riechen zu können. Vorsichtig, um seinen etwas lädierten Arm nicht zu überanstrengen, gelangte er nach oben auf seinen Talan. Dieser war so angelegt, dass er zuerst auf einer Art kleinem, überdachten Balkon ankam. Dort lagerte er einige leere Köcher und manchmal auch ein paar Nahrungsmittel. Durch eine kleine Tür kam man ins Innere des Talans, der um den Stamm herum gebaut war. Der erste Raum war ein kleines Büro, in dem er seine Rapporte verfasste und sonstige organisatorische Sachen erledigte. Hier lagerte auch der Großteil seiner Waffen. Durch einen Vorhang gelangte man in den letzte Raum des Talans, der nur wenig größer war als das Büro. Hier gab es eine kleine Kochnische mit einem offenen Feuer, einen Tisch und zwei Stühle, sowie ein sehr einfaches Schlaflager. In einer Truhe bewahrte Haldir seine Kleidung auf. Es gab nahezu keinen Schmuck an den Wänden oder sonst wo, alles war auf Praktikabilität ausgelegt. Nur am Kopfende von Haldirs Lager auf einem kleinen Kästchen stand hübsch gerahmt ein kleines Bild, das Bruchtal im Winter zeigte.

Haldir betrat seinen kleinen Balkon und wollte schon den Köcher und den Bogen ablegen, als er ein Geräusch gehört zu haben glaubte. Sofort waren seine Sinne geschärft. War jemand hier? Binnen Sekundenbruchteilen lag ein Pfeil auf seinem Bogen, als er die Tür mit dem Fuß aufstupste. Das Büro war leer. Er blickte sich um. Es war niemand hier und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Lagen auch wirklich alle Sachen an dem Platz wo sie hingehörten? Er wollte den Bogen schon wieder sinken lassen, als er erneut ein zischendes Geräusch hörte. Diesmal war es eindeutig und es kam aus seinem Wohnraum.

Er spannte den Bogen bis zum Äußersten, sein Arm protestierte schmerzend gegen die Muskelbeanspruchung im verletzten Bereich. Lautlos, wie es nur ein Elb konnte, bewegte er sich zu dem Vorhang, stets zum Schuss bereit und betrat ebenso lautlos seinen Wohnraum. Immer abwägend, wann er schießen müsste und wann nicht.