Tage unserer Liebe
********************
Disclaimer: Alle bekannten Personen und Orte gehören J.R.R. Tolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser Story, mit der ich auch kein Geld verdiene!!!
Rating: PG 13 – später eventuell mal zwischendurch R
Zeit: Drittes Zeitalter, während des Ringkrieges
Pairing: Elladan/Haldir
Warnung: AU!!!
Des weiteren könnte es späteren Kapiteln zu Slash (sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern) kommen! Wer so etwas nicht mag, sollte diese Story besser nicht lesen!
************************
Wieder vorab ein dickes Danke für all die vielen Reviews über die ich mich immer wieder so sehr freue! Ich bin immer wieder begeistert zu sehen, dass ihr mir noch immer alle die Treue haltet! Vielen Lieben Dank dafür und auch für Eure Geduld, wenn ich für Updates momentan manchmal etwas Zeit brauche!
Die ausführlichen Antworten findet Ihr wieder ganz unten, denn nun wünsche ich Euch ganz viel Vergnügen beim neuen Kapitel und möchte Euch natürlich nicht länger aufhalten!
************************
Kapitel 11 – Rettung
Einer der Uruk-hai hatte Haldirs Beinkleider zerschnitten und war gerade dabei ihm die Überreste davon vom Körper zu zerren, so dass der Galadhrim nun völlig entblößt im Gras lag. Der andere packte ihn und versuchte ihn etwas zu drehen, damit sie ihm nun das Schrecklichste antun konnten. Haldir wollte es nicht erleben. Er wollte nicht auf diese Art und Weise sterben - geschändet. Selbst die unsäglichen Schmerzen in seinem Körper traten für einen Moment in den Hintergrund, als er wahrnahm, was mit ihm geschah und er einsehen musste, dass er keine Chance hatte sich dagegen zu wehren. Gequält stöhnte er auf, wimmerte leise: "Nein!..... Nicht!.... Lasst mich!.... Ich will weg.... Ich will weg!"
Noch niemals zuvor hatte ihn ein anderes männliches Wesen außer Elladan berührt, nie zuvor hatte er je bei einem anderen Mann gelegen als seinem geliebten und nun verstorbenen Noldorzwilling. Er schämte sich entsetzlich hier so nackt zu liegen und sich berühren lassen zu müssen. Er fühlte wie eine der Kreaturen seinen Po berührte und mit letzter Kraft rief er nach seinem Geliebten: "Elladan, ich will zu dir!..... Ihr Valar, lasst mich doch endlich sterben...." Seine Hände krallten sich in höchster Angst und größtem Schmerz ins Gras als er auf das Unvermeidliche wartete.
Doch es geschah nicht. Der Uruk-hai berührte ihn nicht. Haldir flehte weiterhin leise, dass er weg wolle. Fort von diesem Ort, weit fort zu seinem geliebten Elladan. Und er hoffte, dass er nun endlich bald in Mandos Hallen anlangen und dort von seinem Geliebten in die Arme geschlossen würde. Im selben Moment hörte er das leise Sirren von Pfeilen. Er verstand nicht was um ihn herum geschah, er spürte nur, dass der Uruk-hai ihn losgelassen hatte. Der Grund war ihm schleierhaft. Er weinte so sehr, dass er aus seinen tränenverschleierten Augen nichts mehr klar erkennen konnte.
Andernfalls hätte er gesehen, dass alle drei Uruk-hai bereits tot waren. Niedergestreckt von weißgefiederten Elbenpfeilen. Schon kamen die Elben aus ihrer Deckung und rannten zu dem Platz wo ihr zerschundener Hauptmann lag. Wie durch Watte hörte Haldir, dass sich ihm leichte schnelle Füße näherten. Elben? Konnte das wahr sein? Waren es tatsächlich Elben, die ihn gefunden hatten? Spielte das überhaupt noch eine Rolle? Die einzigen Worte die jedoch den Weg über seine Lippen fanden waren: "Elladan.... Ich will zu dir...... Bitte!"
Er blinzelte durch den Tränenschleier vor seinen Augen in die untergehende Sonne, die ihn blendete, und auf einmal sah er ihn vor sich: Elladan. Da war sein geliebter Noldorzwilling. Er trug noch die Rüstung, die er in der Schlacht getragen hatte und nun nahm er seinen Helm ab, ließ ihn achtlos fallen und sein langes schwarzes Haar fiel über seine Schultern. Der Kranz der Lichtstrahlen hinter seinem Kopf konnte nur eines bedeuten. Nun war es wirklich endgültig zuende. Auch wenn die anderen Elben gekommen waren, aber er würde nun mit Elladan gehen. Er war extra gekommen um ihn abzuholen und zu begleiten.
Der junge Noldorzwilling kniete als erster neben seinem geliebten Galadhrim. Er hatte jedes der verzweifelten Worte gehört, die sein Geliebter in höchster Not gesprochen hatte. "Haldir, Liebling! Ich bin hier! Ich bei dir! Es wird alles wieder gut. Gib jetzt nur nicht auf, ja? Ich bin doch zu dir gekommen!" Seine Stimme zitterte leicht, als er mit seiner linken Hand behutsam über das bleiche Gesicht des schwerverletzten Elben strich.
Haldir blinzelte wieder in das Licht. Es umgab den Kopf des Elben noch immer. Er hörte noch die Stimmen der anderen Elben, fühlte die kalte Erde unter sich. Lebte er denn immer noch? Aber was bedeutete dann dieses Bild Elladans vor ihm? Er hörte die liebevollen Worte der geliebten, sanften Stimme und doch konnte er sie nicht glauben. Elladan war doch tot. Er bemerkte die Hand, welche ihn sachte streichelte, und diese zärtliche Berührung war so tröstlich. Und dann verstand er, welchem Irrtum er gerade unterlag, denn am Unterarm des Elben war kein Halstuch. Elrohir war also gekommen, um ihm zu helfen. Er tat einfach so, als ob er Elladan sei, damit Haldir sich nicht aufgab. Der Galadhrim schluchzte daraufhin sogleich unwillkürlich auf. "Elrohir..... lass mich bitte zu Elladan..... Lass mich zu deinem Bruder gehen..."
Elladan war so verdutzt über diese Worte, dass er erst gar nicht wusste, was er erwidern sollte. Dann wurde ihm klar, was gerade in Haldirs Kopf vorging, was der Elb glaubte zu wissen. Er lächelte wieder sanft und streichelte zärtlich weiter, während er beruhigend sagte: "Haldir, ich bin es. Ich BIN Elladan."
*****************
RückblendeDie Schlacht tobte. Dicht an dicht standen die Elben auf dem Klammwall und feuerten Pfeil um Pfeil auf das herannahende Uruk-hai Heer. Unlängst war der Soldat neben Elladan vom Wall gestürzt. Immer wieder geschah es nun, dass einer der Soldaten in der ersten Reihe auf dem Klammwall verletzt wurde oder gar ganz abgeschossen und tödlich getroffen dann zu Boden stürzte. Eine ganze Weile gelang es Elladan mit seinem Konzept, keine Gefühle zuzulassen, ausgezeichnet klarzukommen. Doch nach einer geraumen Zeit hörte er einen zischenden Aufschrei nur zwei Plätze weiter und was er sah, lähmte für eine Sekunde sein Herz.
Sein Zwillingsbruder hatte einen Streifschuss von einer Armbrust abbekommen. Der Schmerz in seinem Arm hatte ihn überrascht und er hatte seinen Bogen fallengelassen. Doch glücklicherweise war der nicht über den Wall nach unten gesegelt sondern vor ihn auf den Boden gefallen. Geistesgegenwärtig duckte Elrohir sich unter dem Pfeilhagel der dunklen Kreaturen und kauerte sich für einen Moment auf den Boden um seine Hand auf seinen linken Unterarm zu pressen.
Elladan sah, dass sein Bruder Probleme hatte und ehe er selbst wusste was er tat, tauchte er ab und robbte die kurze Distanz auf dem Boden zu seinem Zwilling, der ein wenig zitterte. "Sssch Elrohir, ist es schlimm?" erkundigte er sich sanft.
Der junge Noldorzwilling schüttelte den Kopf. "Tut nur verdammt weh. Aber der Schnitt ist, glaub ich, nicht sehr tief."
"Nimm bitte deine Hand weg", bat Elladan und zog vorsichtig mit seiner eigenen Hand die seines Zwillingsbruders von dessen Wunde. Erleichtert stellte er fest, dass die Wunde wirklich nicht sehr bedrohlich war.
Rasch entknotete er das Halstuch, was ihm Haldir geschenkt und als ein Zeichen der Verbundenheit an seinen Arm gebunden hatte. Es gab ihm einen Stich ins Herz. Elrohir schüttelte den Kopf. "Das kannst du mir nicht geben. Das ist deins! Dein Glücksbringer!"
"Elrohir.... Ich gebe es dir. Auf die Wunde muss etwas drauf. Nur dann hast du eine Chance weiterzukämpfen und zu überleben."
"Aber..." Elrohir verstummte, als er den Blick seines Bruders sah. Elladan hatte recht. Sie brauchten hier sowieso nicht einfach Glück, sondern ein Wunder um das zu überleben. Folgsam hielt er seinem Bruder seinen Arm hin und der umwickelte ihn geschickt mit dem roten Halstuch und verknotete es anschließend, so dass es nun als Verband gute Dienste leistete. Dann klopfte Elladan ihm brüderlich auf die Schulter. "Halt durch. Wir schaffen das beide."
Elrohir nickte und fügte hinzu: "Und Haldir schafft es auch!" Elladan nickte nur und kroch dann eilends zurück zu seinem Platz. Er wollte sich jetzt nicht mit Emotionen ablenken indem er darüber nachdachte, was sein würde, wenn dem nicht so wäre.
Nur kurze Zeit später erklommen die Uruk-hai den Klammwall und die heftigen Nahkämpfe entbrannten. Es dauerte nicht lange und die Zwillinge wurden getrennt. Sie konnten sich zwar noch hin und wieder aus den Augenwinkeln erkennen, doch sie waren nun auf weit auseinander liegenden Positionen. Elladan kämpfte wie ein wildgewordener Warg ohne Rücksicht auf Verluste. Jeder Ork oder Uruk-hai, der vor seine Schwertklinge kam, lebte selten noch länger als ein paar Sekunden.
Elladan hörte aus weiter Ferne seinen kleinen Ziehbruder, der Legolas irgendetwas zuschrie. Erst als er sich erlaubte ein wenig genauer zuzuhören, begriff er, dass Legolas einen ganz bestimmten Feind töten sollte. Der Grund dafür war ihm schleierhaft. Ebenso begriff er nicht gleich, was vor sich ging, als der Klammwall durch eine Explosion in der Mitte auseinandergerissen wurde. Er hatte Glück, denn als die Druckwelle ihn von den Füßen riss, fiel er auf die Leiche eines Uruk-hai, die den ansonsten sehr harten Aufprall abfederte. In seinem ersten Schrecken sah er sich nach seinem Bruder und Haldir um, konnte aber keinen der beiden ausmachen. Zittrig kroch er wieder auf die Beine und hob sein Schwert auf, das er fallengelassen hatte.
Schon erhoben sich auch wieder die ersten Uruk-hai und Orks und holten zu neuen Attacken aus. In dem Moment entdeckte er auch Elrohir wieder im Gewühl, der gerade einen weiteren Ork tötete. Ein klein wenig Erleichterung durchflutete ihn, denn so wusste er wenigstens seinen Zwilling munter und auf den Füßen. Verwundert nahm er dann Aragorns Stimme unterhalb des Klammwalls wahr, die die dort platzierten Elben zum Angriff aufforderte. (Warum verwundert?) Na ja, zu Beginn der Schlacht war Aragorn noch oben auf dem Wall. Ella hat nicht mitbekommen, wie er nach unten kam und wundert sich daher darüber dass sein Brüderchen nun unten ist. Soll ich das nochmal deutlicher schreiben?
Der Kampfeslärm von unten drang herauf. Doch Elladan war jenseits von Angst. Für ihn gab es nur einen Kampf, um sein Leben, um Haldirs Leben, um sein Glück. Auf einmal hörte er die Stimme Theodens, der Aragorn irgendetwas zuschrie. Elladan hatte nicht genau darauf geachtet, was der Inhalt gewesen war und der ihn angreifende Uruk-hai ließ ihm auch keine Zeit darüber nachzudenken. Da erklang von unten Aragorns Stimme: *HALDIR! ZURÜCK ZUR FESTUNG!!!*
Dieser Ruf schien Elladans langsam erlahmende Kräfte zu verdoppeln, bedeutete es doch, dass Haldir am Leben war, auch wenn er ihn selber nicht sehen konnte. Und nur Sekunden später hörte er aus weiter Ferne Haldirs Stimme, die den Rückzugsbefehl weitergab. Er blickte sich um. Die Treppen vom Klammwall zu den hinteren Eingängen der Höhlen lagen in greifbarer Nähe und er begann sich sofort dorthin durchzukämpfen.
Er war fast an einer der Treppen angelangt, als er sah, wie Elrohir einem Ork den Kopf vom Leib trennte. Und was noch viel schlimmer war, er sah, dass ein verirrter Pfeil auf Elrohir zusauste. Er konnte das Unglück nicht verhindern, dazu war er zu weit weg. Er musste tatenlos mit ansehen, wie der Pfeil seinen Bruder traf und dieser durch die Wucht des Aufschlags neben den eben getöteten Ork sank.
Ohne zu überlegen rannte Elladan zurück zu seinem Zwilling, wich den flüchtenden Elben aus und kniete neben seinem Bruder nieder. Er wusste, dass das eine lebensgefährliche und unsinnige Aktion war. Doch zu seiner Erleichterung schien Elrohir nicht tödlich getroffen. Die Rüstung hatte einiges an Wucht abgefedert und der Pfeil steckte nicht tief zwischen Schulter und Brust. *Kannst du aufstehen? Du musst weg hier?* keuchte Elladan seinem Bruder zu. Der ältere Noldo zitterte am ganzen Körper, doch Elladan machte bereits erste Anstalten ihn auf die Beine zu ziehen. Er bekam nichts um sich herum mehr mit. Ein Galadhrim sah seine Bemühungen und eilte ihm zu Hilfe.
*Halt durch, wir bringen dich hier weg*, sagte er beruhigend und hob Elrohir mit hoch. Elladan schaffte es rasch sich umzusehen und fragte: *Wo ist Haldir?*
*Der deckt unseren Rückzug. Er kommt sicher gleich*, antwortete der Galadhrim und begann zu laufen.
Elladan, der seinen Bruder von der anderen Seite stützte, war so gezwungen mitzulaufen. *Aber ich sehe ihn nicht*, warf er ein, als er zurückblickte und da weit und breit keine Spur von einem Galadhrimhauptmann war. Der Galadhrim stutzte nur kurz und eilte dann weiter. *Er wird schon kommen. Und wenn nicht, so können wir es jetzt nicht mehr ändern.*
Sie hatten die Treppen erreicht und flüchteten nun aufwärts. Elrohir biss die Zähne zusammen, konnte aber nicht verhindern, dass er aufstöhnte und seine Knie weich wurden. Elladan blickte zurück und sah nur das mit Leichen übersäte Schlachtfeld. Es war ihm kaum möglich auszumachen, ob einer der toten Elben, die in sein Blickfeld gerieten, womöglich sein geliebter Haldir war. Er war drauf und dran Anstalten zu machen zurückzulaufen um ihn zu suchen oder zumindest zu warten, denn noch kamen einige Elben hinter ihnen hergehastet. *Bleib bitte bei mir*, flehte Elrohir leise, der die Gedanken seines Bruders durchaus erraten hatte und klammerte sich verzweifelt an ihm fest. Er wollte seinen Zwilling nicht zurücklaufen lassen.
Doch je mehr Elladan von Elrohir und dem anderen Galadhrim fortgeschleift wurde, desto mehr tobte ein Wirbelsturm in seinem Inneren auf, der ihn aufforderte zurückzugehen, seinen Geliebten zu suchen. Vielleicht war er nur verletzt? Lag irgendwo hilflos dort unten und brauchte Hilfe? In dem Moment war ihm, als riefe Haldir nach ihm und unwillkürlich blickte er noch einmal zurück. Er konnte doch nicht einfach weglaufen und ihn zurücklassen. Aber andererseits wollte er auch seinen Bruder nicht allein lassen.
Noch ein letzter Blick wurde ihm zuteil, dann waren so viele Elben hinter ihm, dass er das Schlachtfeld nicht mehr richtig sehen konnte. Sie drängten ihn vorwärts. Es war aussichtslos nun treppab laufen zu wollen. Und die Hoffnung, dass Haldir vielleicht als letzter am Ende der Treppe liefe, keimte ein wenig in ihm auf.
Die Elben drangen in die Höhle ein, verrammelten sofort die Türen und einige blieben zurück um sie zu bewachen. Die Frauen und Kinder waren alle nahezu zu Tode verängstigt. Elrohir war nicht der einzige verletzte Elb und Elladan war in diesem Moment froh, dass er sich in den letzten Jahren so angestrengt hatte, die Heilkünste seines Vaters zu erlernen. So konnte er sich hier nützlich machen, indem er die schlimmsten Verwundungen versorgte. Der Galadhrim, der ihm geholfen hatte Elrohir zu stützen, half ihm nun auch seinem Bruder ein bequemes Lager zu finden. Einige der Frauen war geistesgegenwärtig genug einige Decken auszubreiten, auf die die Verletzten gelegt werden konnten.
Unwillkürlich flatterten sowohl Elladans als auch die Augen des Galadhrim immer wieder über die nachkommenden Elben, doch als der letzte Elb eingetreten war, war es klar: Haldir fehlte. Elladan kniete wie gelähmt vor Schock über diese Erkenntnis neben Elrohir. Soeben hatte er begonnen vorsichtig den Pfeil aus der Schulter seines Bruders zu entfernen. Die Zeit schien stillzustehen. Wie in Zeitlupe nahm er wahr, dass ein weiterer Elb neben Elrohir gelegt wurde. Ein blonder Galadhrim, der ebenfalls verletzt war, sein Arm hatte einen unnatürlichen Winkel.
*Elladan.... Wo ist er? ..... Ist er hier?* hörte der junge Noldo die schwache, heisere Stimme des Galadhrim. Er musste sich erst orientieren, um zu begreifen, dass es Orophin war, der neben seinem Bruder lag und ihn hilflos und ängstlich anblickte. Langsam schüttelte er den Kopf. *Nein.....*
Und Orophin tat das, was Elladan am liebsten ebenfalls getan hätte, aber selbst dazu nicht mehr in der Lage war: er weinte leise, stille Tränen. Elladan sah sich nicht einmal in der Lage irgendwas tröstliches zu sagen.
Er wurde erst von dem Galadhrim, der Elrohir noch immer am Boden hielt aus seiner Lethargie gerissen. *Elladan! Du bist doch Elladan, oder?* Der Angesprochene nickte nur. *Ich bin Unaldor. Ich war oft Haldirs Stellvertreter an den Grenzen und wir sind gute Freunde*, stellte er sich vor. *Elladan, du hast dich bisher so wacker geschlagen, lass dich jetzt nicht gehen. Es gibt noch keinen Beweis, dass Haldir etwas zugestoßen ist. Vielleicht ist er bei Aragorn.* Dieses Argument hauchte plötzlich wieder Leben in den jungen Noldo. Unaldor nahm das sehr erleichtert zur Kenntnis. *Du hast Fähigkeiten eines Heilers?* Wieder nickte Elladan nur. *Das ist gut. Es gibt hier viele verletzte Elben. Noch ist die Schlacht nicht verloren. Du musst nicht sofort wieder da raus. Hilf unseren Männern hier.*
*Ja, das werde ich*, nickte er langsam.
*Das ist ein Befehl*, fügte Unaldor noch hinzu und Elladan begriff, dass dieser Elb nun hier das Kommando übernahm bis Haldir wieder da war. Es war eine Übergangslösung redete sich der junge Noldo ein. Doch ihm war nicht ganz wohl dabei. Er wollte lieber draußen kämpfen und so vielleicht herausfinden wo Haldir war.
Elrohir und Orophin hingegen hatten stumme Blicke ausgetauscht und beide verstanden den Sinn hinter Unaldors Befehl. Der Galadhrim wollte verhindern, dass Elladan irgendetwas selbstmörderisches tat. Elladan nahm den Befehl stumm hin. Er erinnerte sich an sein Versprechen gegenüber Haldir und er wollte seinem Liebsten keine Schande machen, indem er sich vielleicht ungebührlich verhielt. Unaldor wollte sich schon erheben, als Elladan ihn kurz zurückhielt: *Wartet! Könnt Ihr nur noch kurz assistieren, bis ich den Pfeil aus seiner Schulter entfernt habe?*
Unaldor nickte, kniete sich neben den verletzten Noldo und hielt ihn fest. Elladan hatte sich bereits Verbandsmaterial bringen lassen und nahm ein kleines Stück Stoff in die Hand, faltete es mehrfach zusammen und bat seinen Bruder dann darauf zu beißen. *Ich weiß nicht ob und wo die hier Betäubungsmittel haben. Beiß ganz fest darauf, dann wirst du es besser ertragen können.* Elrohir nickte nur.
Dann ergriff er den Pfeil und entfernte ihn so rasch und sauber als möglich. Elrohir warf seinen Kopf in den Nacken und ein schmerzgepeinigtes Aufstöhnen entfloh ihm trotz allem. *Sssch, es ist vorbei*, versuchte Elladan seinen Bruder zu trösten. Er war dankbar, dass sie sich in einer Ecke aufhielten, in der kaum Frauen und keine Kinder waren. So behutsam als möglich legte er seinem Zwilling einen Druckverband an um die Blutung zu stoppen. Auch Unaldor sprach beruhigende Worte, um den jungen Noldo zu entspannen. Dann erhob er sich und sagte: *Ich schicke jemanden, der dir hilft, sich um all die Verletzten hier zu kümmern.* Elladan dankte ihm, nahm Elrohir das kleine Stoffstück ab, auf das er gebissen hatte, und streichelte die Tränen seines Bruders beiseite, der ihn trotz seiner Schmerzen dankbar ansah.
*Bleib nur ruhig liegen. Ich werde dich nicht verlassen*, flüsterte er ihm sanft zu und ließ seinen Blick dann über die anderen Verletzten schweifen. Einige der Rohirrimfrauen waren von Unaldor auch angehalten worden sich nützlich zu machen und den Elben zu helfen. Manche der Frauen waren recht geschickt dabei, kleinere Verletzungen zu verbinden oder brachten einfach mehr Decken, auf die die Elben sich legen oder sich damit zudecken konnten, denn in den Höhlen war es verhältnismäßig kühl und die Menschen meinten es gut mit ihren Verbündeten, die ihnen so unerwartet zu Hilfe gekommen waren.
Elladan wandte sich als nächstes Orophin zu, dem immer wieder vereinzelt Tränen über das Gesicht liefen. Es waren nicht nur Trauer und Angst um Haldir, es war auch Schmerz, das verstand der Noldo sofort. Obwohl er schon oft seinem Vater geholfen hatte Verletzungen, auch schwerere, zu behandeln und die Patienten dabei zu beruhigen, so musste er jetzt darum kämpfen, ein paar sanfte, zuversichtliche Worte über seine Lippen zu bekommen, als er sich daran machte, das ausgekugelte Schultergelenk wieder einzurenken. Das Schlimmste für ihn dabei war, dass er in Augen blicken musste, die denen seines Geliebten so unglaublich ähnlich waren, dass er meinte, er sähe Haldir selber vor Schmerz weinen. Verzweifelt versuchte er nicht daran zu denken, dass irgendwo da draußen vielleicht wirklich sein Geliebter mit ebenso schmerzverzerrtem Gesicht lag. Für eine kleine Weile gelang es ihm, diese Gedanken soweit zu verdrängen, dass er Orophin so gut es unter diesen Umständen möglich war, helfen konnte.
Der Galadhrim hatte den Schmerz des Wiedereinrenkens tapfer ertragen und ließ das Abtasten seines Brustkorbes durch Elladan nun sehr geduldig über sich ergehen. Der junge Noldo war jedoch nicht sehr erfreut, als er dabei auch noch mindestens eine gebrochene Rippe ertastete. *Versuch so ruhig wie möglich liegen zu bleiben. Ich werde dir einen Verband anlegen. Jedoch will ich mich erst rasch umsehen, ob es hier noch schlimmere Verletzungen gibt. Kannst du einigermaßen atmen?* Orophin nickte daraufhin etwas schwach, aber überzeugend.
Elladan machte sie derweil auf den Weg um sich um die anderen verletzten Elben zu kümmern. Bald sah er schon, dass es weit schlimmer aussah als er auf den ersten Blick erwartet hatte. Tiefe Schnittwunden, Pfeilwunden, in denen noch Pfeile steckten oder auch andere Wunden, in denen noch Teile von Waffen steckten. Den hierher geschickten Rohirrimfrauen war deutlich ihre Sorge um ihre eigenen Männer anzusehen, die sie noch draußen im Kampf wussten. Doch sie stellten sich recht geschickt an, waren sehr eifrig dabei, Elladan zur Hand zu gehen. Vermutlich versuchten sie sich so abzulenken, indem sie etwas nützliches taten. Elladan war dankbar für die Hilfe. Er fand auch schnell heraus welche Frauen besonders gut zupacken konnten und welche sehr belastbar waren, so dass er sich mit ihnen an die schwereren Verletzungen 'herantrauen' konnte.
Nach einer schier unglaublich langen Zeit erhielten sie endlich die Nachricht, dass die Schlacht zuende sei und die Menschen gesiegt hatten. Freudestrahlend liefen viele nach draußen und suchten nach ihren Söhnen, Vätern und Männern. Viele Tränen der Freude und der Trauer wurden vergossen. Elladan wäre am liebsten auch augenblicklich nach draußen gelaufen, jedoch war er gerade mit einem beinahe gleichaltrigen Galadhrim beschäftigt, der einen Pfeil in der Brust hatte. Elladan hoffte einfach, dass Haldir bald hereingelaufen kommen würde, auf der Suche nach ihm.
Derweilen kamen jetzt immer mehr Menschen zurück und unter ihnen waren einige Heilkundige. Elladan dankte den Valar für diesen Glücksfall. So war er nun nicht mehr der einzige Heilkundige. Alleine hätte er es auch nicht mehr geschafft dem Ansturm an Verletzten Herr zu werden. Er konnte zwar immer wieder Elben oder Menschen anweisen, was sie tun sollten, doch das meiste war nur provisorisch und nun wurden immer mehr Verletzte hereingebracht. Elladan wollte nur noch eines: hinaus auf das Schlachtfeld und seinen Geliebten suchen und hoffentlich unversehrt finden. Ein bisschen Erleichterung keimte in ihm auf, als er Unaldor zurückkommen sah. Müde, kaputt, ausgelaugt und offenbar mit leichteren Blessuren, aber lebend. Dann musste Haldir es ja eigentlich auch geschafft haben, redete er sich ein, während er Unaldor auf sich zukommen sah.
*Hast du ihn gesehen? Wo ist er? Wie geht es ihm?* sprudelte es aus Elladan heraus, kaum dass Unaldor ihn erreicht hatte.
*Ehrlich gesagt, ich weiß nicht wie es ihm geht. Ich weiß nicht mal wo er ist. Ich hatte gehofft, er wäre inzwischen auch hierher gekommen*, gab der Galadhrim zu.
*Nein, er ist nicht hergekommen*, antwortete Elladan leise und spürte sofort wie ihm Tränen in die Augen steigen wollten.
*Hast du hier sonst alles im Griff?* erkundigte sich Unaldor ganz militärisch, ehe er sich weiter auf das andere Thema einließ.
Elladan riss sich mit größter Beherrschung, die er noch aufbringen konnte zusammen und nickte: *Ja, ich habe einen Großteil der Verletzungen von vorhin versorgt. Aber nun kommen sehr viele neue Verletzte herein. Einige der Frauen bauen nun behelfsweise Lager auf dem Boden in der großen Halle, damit alle untergebracht werden können. Außerdem habe ich einige relativ unverletzte menschliche Heiler gefunden. Wir waren dabei eine Ecke einzurichten, in der wir einige Esstische zu Behandlungstischen umgewandelt haben. Manche haben Pfeile oder anderes im Körper, was entfernt werden muss. Sie stellen gerade zusammen, was sie hier an Betäubungs- und Schmerzmitteln auftreiben können*, berichtete der junge Noldo.
*Du hast dich hier wirklich wacker geschlagen. Haldir kann stolz auf dich sein*, sagte Unaldor ernsthaft, wobei der Name seines Hauptmannes ein wenig zittrig über seine Lippen kam.
"Elladan, hast du einen Moment Zeit?" hörte der Noldo kurz darauf die Stimme seines menschlichen Ziehbruders von der Seite.
"Natürlich, was gibt es denn?" erkundigte er sich und umarmte den Menschen in seiner ersten Erleichterung, dass auch er die Schlacht überlebt hatte. Dann bemerkte er den Ernst in der Stimme des Menschen und dessen steife Erwiderung seiner Umarmung, als Aragorn ihn aufforderte ihm zu folgen. Unsicher sah er Unaldor an, ob er einfach mitgehen dürfe, doch der Galadhrim nickte ihm zu und schickte sich sogar nach einem vergewissernden Blickwechsel mit Aragorn an, ihnen ebenfalls zu folgen.
Der junge Noldo folgte seinem menschlichen Ziehbruder, der ihn wieder auf den Klammwall hinaufführte. Sie gingen bis zu einer Stelle, wo sie auf Legolas trafen, der sich nach irgendwas umzuschauen oder etwas zu suchen schien. Aragorn erklärte Elladan was geschehen war und noch ehe sich der Dunedain versah, wollte Elladan der Fährte der Uruk-hai schon nachstürmen.
Legolas hielt den aufgelösten Elben zurück, indem er ihn an den Handgelenken packte und festhielt. Das war zuviel für Elladan, der nun ganz gegen seinen Willen doch vor Verzweiflung zu weinen anfing. Legolas schloß seinen Freund in die Arme und flüsterte ihm einen Plan zu, den er sich bereits überlegt hatte und schaffte es so, dass Elladan sich rasch wieder beruhigte und die Hoffnung nicht verlor.
Unaldor war ebenfalls sofort bereit sich dem kleinen Suchtrupp anzuschließen. Gemeinsam kletterten sie von dem Klammwall herab und trafen auf Eomer, der ihnen zusammen mit einem anderen Rohirrim einige Pferde brachte, die er ihnen leihen wollte. Legolas hatte bereits mit ihm gesprochen und Eomer war sofort dafür gewesen alles für jenen Hauptmann zu tun, der ihnen so unverhofft mit seiner Streitmacht zur Hilfe gekommen war. Elladan schaffte es sogar ihm zu danken, als er noch einmal zurück zur Burg lief.
*Wohin gehst du, mein Freund?* rief Legolas ihm nach.
*Ich hole nur schnell einige Dinge, die ich mitnehmen will*, warf Elladan über seine Schulter zurück.
Es dauerte auch nicht lange, da kehrte der junge Elb im Dauerlauf zurück zu der kleinen Gruppe. Aragorn hielt das Pferd am Zügel, welches sein Ziehbruder sich ausgesucht hatte. Aus tieftraurigen dunklen Augen sah er ihn an. "Es tut mir so leid. Ich habe einen schweren Fehler gemacht," flüsterte er leise und senkte den Kopf.
Elladan sah ihn an, während er sein Bündel hinter den Sattel schnürte. "Du hast versucht zu überleben. Du sahst keine Hoffnung mehr. Vielleicht lässt sich dein Fehler wieder gutmachen. Ich wünsche es von Herzen. Doch solltest gerade du nun nicht zurückblicken. Auf dich warten noch andere wichtige Aufgaben. Beschwere dein Herz jetzt nicht mit etwas, was vielleicht nicht mehr geändert werden kann", antwortete er und es war ihm anzusehen wie schwer ihm diese Worte fielen.
"Ich habe deine Freundschaft verwirkt", flüsterte Aragorn.
Elladan stutzte und schwieg einen Moment. Seine Gefühle tobten. Er wollte keinesfalls etwas sagen, was er vielleicht später bereuen würde. Doch der Blick in diese sturmgrauen, dunklen Augen ließ nur eine Antwort zu. "Nein, das hast du nicht. Du wirst immer mein kleiner Bruder bleiben", flüsterte er und schwang sich in den Sattel.
Legolas schien nur darauf gewartet zu haben, denn schon gab er das Zeichen zum Aufbruch und die kleine Gruppe galoppierte los. Gimli, der neben Aragorn zurückgeblieben war, legte diesem freundschaftlich eine Hand auf den Unterarm.
Rückblende Ende
************************
@Ithiliell: Genau Süße, ich liiiiiiebe Cliffies! Aber dafür war ich diesmal doch eigentlich recht gnädig mit Euch, oder? Und ich schätze, das dürfte nun Deinem Wunsch nach happy End eher entsprechen, oder?
@S.E.: Doch, doch, ich kann mir sehr gut vorstellen, was für Bilder sich in Deiner Phantasie ausgebreitet haben und ich hatte auch so schlimme! Aber nun bist Du gewiss etwas beruhigter, dass ich diese Bilder nicht habe Realität werden lassen, oder?
@Shiva: Ja, ich weiß, das war ein ganz fieser Cliffie! *ggg* Aber ein bisschen Spannung hat doch auch was, oder?
@Winnowill: Hey, Dein Antreiben mit der Peitsche scheint funktioniert zu haben! Und Deine Vermutung, dass Haldir vielleicht nicht mehr leben will, war gar nicht sooo falsch! Ich wünsche Dir einen tollen Urlaub, erhol Dich gut!
@Firethmundoiel: Bin ich nicht nett, Süße? Ich hab Euer Flehen erhört! *zwinker* Und im Moment braucht nicht mal einer der vier 'Liebelingselben' aus dem Reich der Toten zurückgeholt werden, mit Ausnahme des etwas lädierten Haldir, vielleicht. Ich hoffe, die Entwicklung gefällt Dir wieder!
@Heitzi: Ja, Du hattest Recht, was den Unistress betrifft, aber dafür ist dieses Kapitel wieder etwas länger! Und Deine Vermutung war gewiss, das was ich am Beginn des Kapitels angedeutet habe, gell?
@Andrea: Hihi, hab ich schon mal erwähnt, dass ich ein 'Cliffie-Junkie' bin, falls es so was gibt? *zwinker* Aber ich schätze, dieses Mal siehst Du das alles schon etwas entspannter, oder?
@Amlugwen: Ich glaube Deine Fragen haben sich im Kapitel von selbst beantwortet, oder? Was den Ork angeht, ich nehms ihm nicht übel, wenn er mir nicht übel nimmt, dass ich schon wieder ein paar seiner entfernten Verwandten abgemurkst hab! *zwinker*
@Sihan: Huhu! Nein, so fies würde ich doch nie zu Haldir sein! *zwinker*
@Dani: Wie ich Euch so lang auf die Folter spannen kann? Ganz einfach, das macht mir Spaß! *fg* Du hattest vielleicht nicht ganz unrecht, als Du sagtest, Du hast mich zu einer kleinen sadistischen Braut erzogen! Ich denke, Deine Fragen beantworteten sich auch so ziemlich in diesem Kapitel, oder?
@Shelley: Erst mal wieder ein dickes Danke, für Deine tolle Beta, Süße! *knuddel* Nun ja, es ist der Job der Orks fies zu Elben zu sein und bei mir ist es.... zu einem Hobby geworden! *smile*
@Amariee: Deine Phantasie, bzw. das was wohl in jener Akte stand waren nicht verkehrt, aber man soll die Hoffnung niemals aufgeben! Gut, dass Du es nicht getan hast, denn Du siehst ja, ich enttäusche Euch gewiss nicht! *zwinker*
************************
So, ich hoffe, Ihr seid nun alle ein wenig erleichtert! Seid Ihr doch, oder? Ich würde es gerne wissen, ob es nun wieder in die Richtung läuft, die Ihr Euch gewünscht habt! Bis bald!
Eure Ari
