Tage unserer Liebe


Disclaimer: Alle bekannten Personen und Orte gehören J.R.R. Tolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser Story, mit der ich auch kein Geld verdiene!!!

Rating: PG 13 – später eventuell mal zwischendurch R

Zeit: Drittes Zeitalter, während des Ringkrieges

Pairing: Elladan/Haldir

Warnung: AU!!!

Des weiteren könnte es späteren Kapiteln zu Slash (sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern) kommen! Wer so etwas nicht mag, sollte diese Story besser nicht lesen!


Zunächst möchte ich erst einmal wieder Euch allen für Eure vielen Reviews und Mails danken! Ich freu mich immer noch so sehr darüber, dass Euch die Story nach wie vor gefällt! Deshalb will ich auch nicht lange weiterreden, sondern wünsche Euch gleich ganz viel Spaß beim neuen Kapitel! Die Reviewerantworten findet Ihr wie immer unten!


Kapitel 17 – Erklärungen

Während Elladan draußen auf der obersten Zinne der Burg saß, hatte Elrohir es sich wieder in seinem provisorischen Bett bequem gemacht. Er war eingedöst und hing seinen Gedanken nach. Ab und an richtete er sich etwas auf, um über Orophin hinweg zu Haldir zu schauen. Der Galadhrim schlief jedoch unverändert. Seine Brust hob und senkte sich ganz leicht, was Elrohir beruhigte, wusste er doch so, dass der Geliebte seines Bruders am Leben war.

Dann und wann erlaubte er sich auch, seinen Blick für kurze Zeit an Orophin hängen zu lassen, der auch noch schlief. Allerdings mit offenen Augen, ein Zeichen, dass er zwar im Heilschlaf, dieser aber nicht so tief war. Ein tieferer Heilschlaf war also bei diesem Galadhrim schon nicht mehr nötig, um ihm Schmerzen zu nehmen und Vergessen zu bescheren. Irgendwie war das ein beruhigendes Gefühl. Trotz der schweren Verletzungen und Verluste, die Menschen und Elben in diesem Kampf hatten hinnehmen müssen, durchströmte Elrohir ein Gefühl der Freude. Er lebte, sein Bruder lebte, dessen Partner Haldir lebte und.... ja auch Orophin lebte. Er lächelte bei diesen Gedanken.

Nachdem er den Galadhrim eine Weile beobachtet hatte, legte er sich wieder bequem hin, beobachtete die Muster, die die Sonne durch die Fenster auf den Boden und die Wände malte und fragte sich was Elladan wohl gerade tat. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte ihn gesucht, aber dafür fühlte er sich doch noch nicht so recht in der Lage.

Nur wenig später bemerkte er die Regung neben sich. Orophin schien zu erwachen. Der jüngere Bruder Haldirs seufzte leise und Elrohir hob ein wenig den Kopf, um ihn besser beobachten zu können. Es war jedoch kein schmerzerfülltes Seufzen, sondern vielmehr ein wohliges gewesen, das Behagen ausdrückte. Elrohir atmete ein wenig auf, denn Orophin schien sich ganz offensichtlich besser zu fühlen.

Der Galadhrim räkelte sich einen Moment ehe er wahrnahm, wer auf der anderen Seite neben ihm lag. "Haldir... mein Bruder", kam es leise und fast zärtlich über seine Lippen, während er den Hauptmann betrachtete. "Den Valar sei Dank, Elladan hat dich gefunden und du lebst", stieß er leise und erleichtert hervor. Er sah zwar, dass Haldir zu tief schlief, um seine Worte zu vernehmen, doch er hatte einfach leise mit ihm sprechen müssen. Er wollte seine Freude darüber mitteilen. Er konnte nicht sagen, was ihn dazu bewegte, doch er wandte dann sofort den Kopf in Elrohirs Richtung, um diesem diese frohe Botschaft mitzuteilen.

Zu seiner Überraschung war Elrohir jedoch wach und schien ihn die ganze Zeit beobachtet zu haben. Dennoch konnte er nicht anders, als sofort zu sagen: "Elrohir... Haldir lebt! Er wird wieder gesund!" Die Reaktion Elrohirs auf diese Worte fiel jedoch nicht so aus, wie erwartet. Der Blick des Noldo wurde traurig und hätte Orophin es nicht besser gewusst, dann hätte er gemeint, dass Elrohirs Augen verdächtig feucht blinkten. Ganz leicht schüttelte der den Kopf und flüsterte: "Es tut mir so leid, Orophin!"

"Was? Was ist denn los?" fragte der Galadhrim nun aufgebracht. "Was tut dir leid?"

"Ja, du hast recht, Haldir lebt und er wird es auch überleben. Elladan hat alles für ihn getan", begann Elrohir zu berichten.

"Ja und? Das ist doch eine gute Nachricht! Das ist doch kein Grund beinahe zu weinen. Es wird sicher etwas Zeit brauchen, bis er völlig genesen ist, aber das ist doch nicht schlimm", antwortete Orophin verwirrt. Er zögerte. "Er wird doch wieder ganz gesund, oder?" kam die Frage dann ganz leise und heiser über seine Lippen.

"Ich glaube nicht", presste Elrohir die Antwort heraus. "So wie ich Elladan verstanden habe, wird dein Bruder nie mehr seine Beine gebrauchen können. Er... er wird einfach nicht mehr laufen können..."

Nun war es heraus. Die Nachricht, die Elrohir so lange in seinem Herzen bewegt hatte. Er hatte sich irgendwie gewünscht, dass er es wäre, der Orophin diese beibringt, aber gleichzeitig hatte er sich auch so sehr davor gefürchtet und nicht gewusst was er sagen sollte. Inzwischen hatte er sogar gehofft, dass Orophin so lange schlafen möge, bis Elladan wieder in greifbarer Nähe war, oder vielleicht wenigstens jene Heilerin, Anwyn, die Elladan geholfen hatte. Die beiden konnten solche Nachrichten gewiss viel besser überbringen, schließlich waren sie als Heiler geübter darin. Und sie konnten gewiss auch besser mit den Reaktionen darauf umgehen. Ängstlich blickte Elrohir nun zu Orophin. Wie würde er reagieren?

Der Galadhrim saß einfach nur still da. Ganz still, reglos, seine Schultern sackten zusammen, die Hände hatte er hilflos in den Schoß gelegt. Er ließ den Kopf hängen und Strähnen seines silberblonden Haares fielen ihm nach vorn, über die Schultern ins Gesicht. Tränen schienen sich in seinen Augen zu bilden. Er sah auf einmal so hilflos aus, beinahe zerbrechlich. Es war ein neues und vollkommen ungewohntes Bild für Elrohir, einen Krieger der Galadhrim so zu sehen.

"Aber... aber...das ist nicht möglich", brachte er schließlich schwach heraus. "Er ist doch ein Elb... unsere Wunden heilen immer..."

"Ich glaube, Haldir ist der erste, der so eine schwere Verletzung überhaupt überlebt hat."

"Dennoch, es muss doch einen Weg geben..."

"Ich bin sicher, dass Elladan schon nach einem gesucht hat und dass er noch immer sucht. Er hofft und bangt genauso wie du. Und er tut alles für ihn, alles was in seiner Macht steht."

"Weiß Haldir es schon?" Die Stimme Orophins war mittlerweile tränenerstickt.

"Nein", schüttelte Elrohir den Kopf.

"Und wie... sagen wir es ihm?"

"Ich denke, das wird... das sollte Elladan machen", schlug Elrohir vor. "Er kann das sicher am besten, denn er kann Haldir sicher auch gleich den Halt geben, den er brauchen wird."

Orophin nickte nur und Tränen tropften von seinen Augen in seinen Schoß. Tränen die einfach flossen, nicht abgewischt oder aufgehalten wurden. "Ich habe solche Angst, dass er wieder anfängt zu schwinden...", flüsterte er heiser.

Elrohir schaute erschrocken auf. Darüber hatte er noch gar nicht richtig nachgedacht. Doch er musste sich eingestehen, dass dies durchaus eine Möglichkeit wäre. Würde Elladan das nochmals aufhalten können? Einmal hatte er es ja bereits geschafft, aber ein zweites Mal? Noch dazu, war dies hier kein Liebeskummer, sondern ein ganz reales Problem, was sich nicht so leicht aus der Welt schaffen ließ. Wie sollte Elladan das bewältigen? Würde er es überhaupt können oder würde er vielleicht gar daran verzweifeln und ebenfalls anfangen zu schwinden?

Dem jungen Noldo war gar nicht bewusst, wie offen seine Gedanken auf seiner Stirn geschrieben standen. Orophin hatte aufgeblickt und brauchte ihn nur einmal kurz anzuschauen, da wusste er bereits, was in Elrohirs Kopf vor sich ging, welche Sorgen ihn quälten.

"Wir stehen das zusammen durch", flüsterte er. "Wir alle vier! Ich lasse Haldir nicht im Stich."

"Ich werde Elladan gewiss auch nicht im Stich lassen! Niemals, unter keinen Umständen!", schwor Elrohir ebenfalls sofort.

"Und ich werde auch für Elladan alles tun, was ich vermag", fügte Orophin heiser hinzu.

"Das gleiche werde ich auch für Haldir tun", flüsterte Elrohir mit nun genauso belegter Stimme.

"Wir lassen unsere Brüder nicht im Stich, ja?" sagte Orophin nochmals und es klang eindringlich, fast wie ein Schwur.

Elrohir nickte. Mochte kommen was wollte, sie würden nicht aufgeben, sie würden trotzen und standhalten, jedem Sturm standhalten, jeden Kampf ausfechten, auch wenn sie dazu vermutlich weder Schild noch Schwert brauchen würden. Ihre Kämpfe würden anders ausgetragen werden und dennoch wollten sie standhaft sein, wie des Nordens Stern.

Eines war unausgesprochen geblieben und doch war dies der wichtigste Punkt ihrer Übereinkunft sowohl für Elrohir als auch für Orophin. Sie würden nicht nur für ihren eigenen Bruder oder den des anderen da sein, nein, sie würden vor allem auch füreinander da sein. Sie waren noch schüchtern und scheu, wenn es darum ging, so etwas auszusprechen und doch wusste beide in ihren Herzen, dass sie alles tun würden, um dem anderen zu helfen. Jeder schwor für sich, dass er dem anderen helfen und ihn in auf jede nur erdenkliche Art unterstützen würde. Beide hoben den Kopf und ihre Blicke trafen sich und aus ihren Augen sprach dieser Schwur. Und obwohl kein Wort über ihre Lippen kam, so umarmten sie sich aus einem spontanen Impuls heraus innig. Die Berührung dauerte nicht lange an, doch für diesen kleinen Moment stand die Zeit um sie herum still. Die Geräusche des großen Saales in der Burg verblassten und es gab nur sie beide. Eine Berührung voll Liebe, Wärme, Zuneigung, Zärtlichkeit, Verständnis.

Der Moment ging vorüber und sie ließen wieder voneinander, schauten verlegen auf ihre Hände und dann um sich. Doch im hektischen Trubel, der nach wie vor herrschte, waren sie nicht weiter aufgefallen. Kaum einer schenkte momentan anderen Dingen Beachtung, als jenen die für ihn selbst wichtig waren. Beide legten sich langsam auf den Rücken, trauten sich nicht, sich sofort wieder anzuschauen, sondern ließen den Blick durch die Halle wandern und ihre Gedanken für einen Moment schweifen, um langsam zu begreifen, was hier, in einer der dunkelsten Stunden ihres Lebens vielleicht einen Anfang nahm.

Elladan war an Legolas' Seite in die Halle zurückgekehrt. Er ging ganz automatisch zielstrebig zu Haldirs Lager. Der Galadhrim schlief tief und fest mit geschlossenen Augen. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Elladan ließ sich neben ihm nieder, streichelte liebevoll die heiße Stirn und flüsterte leise zärtliche Worte. Es dauerte einen Moment ehe er sich gewahr wurde, dass er beobachtet wurde.

Orophin und Elrohir hatten sich ein wenig gedreht, so dass sie sehen konnten, was Elladan tat. Ein Blick in Orophins noch immer vom Schreck gezeichnetes Gesicht genügte dem jungen Noldo um zu wissen, dass Haldirs Bruder bereits Bescheid wusste.

Ein wenig hilflos lächelte er ihn an und sagte dann, mit für ihn selbst überraschend ruhiger und zuversichtlicher Stimme: "Es ist noch nicht aller Tage Abend. Noch besteht ein wenig Hoffnung."

Orophin blickte ihn an und in seinem Blick lag so etwas wie Dankbarkeit für diese Worte. Vielleicht war doch alles nicht ganz so aussichtslos. "Wirst... wirst du es ihm sagen?" fragte er dann leise.

Elladan nickte. "Ja, sei unbesorgt. Das ist allein meine Aufgabe und ich werde es tun. Vielleicht nicht sofort wenn er erwacht, sondern erst, wenn er etwas stabiler ist."

Orophin nickte.

"Bitte sagt ihm bis dahin beide nichts, gar nichts in diese Richtung. Deutet nichts an, sprecht gar nicht über das Thema. Wenn er sich wundert, warum er sich nicht richtig bewegen kann, dann habe ich ihm eben Arzneien gegeben, die dies verhindern, damit er ruhig liegt und schneller gesund wird", flüsterte Elladan seinen Plan.

"Aber meinst du, das ist gut? Das ist doch eine Lüge?" wandte Orophin scheu ein.

"Ich wei", antwortete Elladan niedergeschlagen. "Aber was besseres fällt mir momentan einfach nicht ein.... dir?"

Der Galadhrim zuckte auch nur hilflos die Achseln.

"Jedenfalls können wir ihm, wenn er denn aufwacht, keinesfalls als erstes an den Kopf werfen, dass er nach dem Stand der Dinge voraussichtlich nie mehr laufen können wird", stellte Elladan nochmals leise fest.

Elrohir und Orophin nickten nur. Was hätten sie auch sagen sollen? Eine bessere Lösung wussten sie momentan beide nicht. Und dass es für Haldirs Genesung vielleicht nicht förderlich war, ihm sofort die volle Wahrheit zu sagen, war auch ihre Meinung.

"Es soll ja nicht auf Dauer so bleiben. Ich werde ihm gewiss, so rasch als möglich die Wahrheit sagen. Sobald ich es verantworten kann. Vertrau mir, Orophin", sagte Elladan nochmals.

Wieder nickte Orophin. Er wusste wie viel Haldir und dieser Noldozwilling einander bedeuteten. Wie gut sie sich verstanden, ineinander hineinversetzen konnten. Elladan würde schon das richtige tun.

"Ich werde mich ein wenig ausruhen. Wenn etwas sein sollte, weckt mich bitte, ja?" vernahmen sie dann wieder die leise Stimme Elladans. Beide versprachen ihm, dass sie ihn sofort aufwecken würden, sollte es Haldir oder ihnen selbst schlechter gehen. Dann sahen sie zu, wie Elladan sich neben Haldir kuschelte, sich so eng an den Hauptmann schmiegte, wie es dessen Wunden zuließen, dessen bandagierte Hand ergriff und seinen Kopf neben den Haldirs auf das Kissen legte. Es dauerte nicht lange, nur einen Moment und seine Augen waren blicklos in die Ferne gerichtet.

Während sie sich nicht dagegen wehren konnten, dass bei diesem Anblick ein kleines Lächeln über ihre Gesichter huschte, fiel ihnen plötzlich etwas anderes auf. Haldirs Atmung war bisher scheinbar schwer gewesen, als ob sein Geist keine Ruhe fände. Nun aber, da Elladan an seiner Seite ruhte, die beiden Körper Kontakt hatten, da schien sie wie von selbst leichter und ruhiger zu werden. Als spürte der Galadhrim ganz genau, dass sein Geliebter in seiner Nähe war.

Zufrieden mit dieser Beobachtung dösten auch Elrohir und Orophin eine Weile vor sich hin. Da die Zeit für Elben ohnehin anders vergeht als für Menschen, vermochten sie nicht zu sagen, wie viel Zeit genau vergangen war, als Elladan sich wieder leicht zu regen begann. Einige Stunden waren es jedoch bestimmt gewesen.

Ein wenig verschlafen noch räkelte und reckte und streckte er sich. Ganz vorsichtig jedoch und immer sehr darauf bedacht, dass er Haldir nicht aus Versehen anstieß und ihn störte. Der schlief noch immer mit geschlossenen Lidern und schien die Nähe seines Liebsten zu genießen. Einen Moment lang blieb Elladan sitzen und blickte voll Sorge und Zärtlichkeit auf ihn hinab, streichelte sanft die blasse Wange, strich eine schweißnasse Haarsträhne aus der Stirn.

Schließlich rappelte er sich vorsichtig auf und bemühte sich, Haldir wieder sorgfältig zuzudecken. Er warf einen Blick zu seinem Bruder hinüber, der ihn beobachtete. Als er Elrohir in die Augen sah, da lächelte dieser leicht. Die Zwillinge waren so vertraut miteinander, dass sie in dem Gesicht des jeweils anderen lesen konnten, wie in einem offenen Buch. Und was Elrohir nun 'las' war neue Hoffnung. Es schien als habe der Schlaf seinem Bruder wirklich gut getan, als habe er neue Lebensgeister und neuen Mut geweckt.

"Wohin gehst du?" fragte er leise.

Elladan blickte sich ein wenig um. Durch die Fenster der hohen Halle fiel Sternen- und Mondlicht. Fackeln waren entzündet, demnach war es also spät in der Nacht.

"Ich werde mal sehen, ob ich ein wenig helfen kann. Eine kleine Runde, um bei all denen vorbeizuschauen, denen ich geholfen habe", antwortete er ebenso leise. "Haldir schläft ruhig, ruhiger als erwartet. Das werde ich nutzen. Sollte irgendwas sein, dann schicke ruhig jemanden nach mir."

Elrohir nickte und versprach es.

"Aber wirklich nur nach MIR schicken. Akzeptiere keinen anderen Heiler, außer vielleicht Anwyn. Jemand anders möchte ich nicht in seiner Nähe wissen. Sie könnten zuviel falsch machen, weil sie nicht richtig Bescheid wissen. Ich will nicht, dass es durch irgendeinen dummen Fehler, der ja nicht einmal mit Absicht geschehen muss, alles noch schlimmer wird", sagte er eindringlich.

Wieder nickte der Zwilling, denn auch er wollte keineswegs, dass es Haldir noch schlechter ging.

Elladan erhob sich und warf einen letzten Blick auf seinen Geliebten, ehe er sich abwandte und langsam den Mittelgang entlang schritt, Blicke nach links und rechts auf schlafende Elben oder Menschen werfend, die sich von ihren Verletzungen zu erholen versuchten. Elrohir blickte seinem Zwilling nach und schaute nochmals zu Haldir hinüber. Gerade noch rechtzeitig genug um zu sehen, wie der ein leises Stöhnen von sich gab und sich unruhig bewegte. 'Du spürst selbst im tiefsten Heilschlaf alles, nicht wahr?' dachte er, denn er hatte sofort erkannt, dass der Galadhrim im Schlaf gefühlt haben musste, dass sein Liebster nicht mehr neben ihm lag. Solange Haldir jedoch wenigstens einigermaßen ruhig weiterschlief, wollte Elrohir nichts unternehmen, denn solange bestand für ihn kein Grund zur Sorge.

Wo bin ich? Was ist los? Sind die Schmerzen noch da? Alles ist dunkel... Bin ich in Gefahr? Ich weiß es nicht... ich spüre nichts.... Elladan... bist du noch bei mir? Ich will zu dir! Hilf mir! Ich kann mich nicht wehren. Da sind so viele Uruk-hai... Alleine habe ich keine Chance gegen sie. Hilf mir bitte. Sie quälen mich... Angst, Tränen... Ich möchte weinen, aber ich kann nicht.

Die Schmerzen sind gar nicht mehr so schlimm. Sie sind noch da, aber mehr im Hintergrund, nicht mehr so glühend und vernichtend. Elladan, ich fühle deine Nähe. Du bist bei mir. Das habe ich mir so gewünscht, mehr als alles andere. Endlich deine Gegenwart spüren. So lässt sich alles leichter ertragen. Was ist nur geschehen? In meiner Erinnerung sind so viele schwarze Löcher. Uruk-hai sind das einzige woran ich mich erinnere.... ich versuche mehr herauszubekommen, doch da ist nichts... gar nichts... ist irgendwas geschehen? WAS ist geschehen? Ob du mir helfen kannst, dieses Rätsel zu lösen?

Ich weiß, dass du jetzt da bist... ganz nah bei mir. Das ist so schön, so warm, so geborgen. Wir können noch nicht miteinander sprechen... mir fehlt noch die Kraft... so wie damals. Aber ich weiß... ich fühle, dass du mich auch so verstehst. Es wird alles wieder gut, solange du nur da bist.

NEIN! NICHT! Geh nicht weg! Bitte nicht! Lass mich nicht alleine zurück. Ich brauche dich doch! Warum gehst du weg? Verlässt du mich? Glaubst du nicht mehr an mich? Ich muss aufwachen! Aber das tut sicher weh! Ich will in diesem angenehmen Dämmerzustand bleiben, das ist so erholsam... das tut mir gut... aber wenn du mich jetzt aufgibst... NEIN! Ich muss es schaffen wach zu werden... Wenn mein Körper mir nur gehorchen wollte. Ich fühle mich schwach... so entsetzlich schwach... Aber ich weiß, dass ich aufwachen muss. Für dich!

Eine ganze Weile später, der Morgen begann bereits zu dämmern und die Sonne schickte erste goldene Strahlen über den Horizont, vernahmen Elladan und Orophin leises schmerzerfülltes Stöhnen. Leise, unverständliche Worte gemurmelt kamen sie über Haldirs bleiche, aufgesprungene Lippen.

"Sssch, Haldir, mein Bruder... wirst du etwa wach? Du solltest noch schlafen?", versucht Orophin leise zu beruhigen.

Eine bekannte, vertraute Stimme.... Orophin... Er ist auch hier bei mir? In meiner Nähe? Das ist schön. Aber ich muss zu Elladan. Was sagt er? Ich soll noch schlafen? Nein, das kann ich nicht. Ich muss zu Elladan. Jetzt. Sofort. Egal, wie weh es tut. Ich kann nur ruhig sein und schlafen, wenn er bei mir ist.

Elrohir hat sich nun auch wieder aufgerichtet. "Schlaf Haldir. Schlaf nur, es ist alles in Ordnung", sagt auch er nun leise und sieht sich bereits nach irgendjemandem um, den er auf die Suche nach Elladan schicken könnte.

Elladans Stimme? Nein... irgendwie nicht. Vielleicht Elrohir? Er ist auch hier? Egal, ich will aber Elladans Stimme hören. Warum ist ausgerechnet ER nicht hier? Ich brauche ihn doch so. Ich zwinge meinen Mund dieses eine kleine Wort zu formen.

Leise, kaum hörbar und nur sehr schwer zu vernehmen, kam schließlich Elladans Name über die Lippen Haldirs. Sowohl Elrohir als auch Orophin wußten, dass sie nun nichts anderes tun konnten, als Elladan so schnell als möglich herzuholen. Elrohir winkte eine Menschenfrau heran, die den Heilern zur Hand ging, und bat sie seinen Bruder zu suchen. Sie nickte und eilte davon.

Orophin wandte sich wieder an seinen Bruder. "Ssssch, sei ganz ruhig. Elladan ist ganz in der Nähe. Er kommt gleich. Wir haben ihn gerufen. Es dauert nicht lange", tröstete er.

Elladan ist hier? Ganz in der Nähe? Das ist schön. Ich muss es nur schaffen aufzuwachen.

Nur wenig später hörten Elrohir und Orophin, wie sich Haldirs Kehle weitere schmerzerfüllte Laute entrangen. Seine Augenlider flatterten etwas und dann blickten die mallornblattgrünen Augen ängstlich, verwirrt und hilflos um sich. "Elladan...", kam es erneut sehr leise über seine Lippen.

Gerade als sich die beiden anderen Elben umblicken wollten, kniete sich an Haldirs Lager der andere Sohn Elronds nieder, beugte sich über Haldir, streichelte ihn und flüsterte sanft: "Haldir... ist ja gut. Ich bin bei dir. Es wird alles wieder gut. Du solltest noch schlafen... Hast du so unerträgliche Schmerzen? Brauchst du etwas?"

Haldir wirkte noch sehr benebelt, die Bewegung seiner Hand etwas fahrig. Behutsam ergriff Elladan sie. "Ich weiß nicht... ja, ich habe Schmerzen.... im Bauch und im Rücken. Aber ich weiß nicht mehr warum", stotterte er heiser flüsternd.

Elladan ergriff seine Hand, hielt sie fest, streichelte sie sanft und stutzte für einen Moment. Haldir konnte sich nicht erinnern, warum er verletzt worden war?

"Keine Sorge, ich gebe dir gleich was gegen die Schmerzen", versprach er beruhigend. "Aber du weißt gar nicht mehr, was geschehen ist?" fragte er vorsichtig nach.

"Nein... da waren Uruk-hai. Ich sehe sie noch immer dauernd vor mir", flüsterte er schwach. "Was war los? Bitte... sag es mir..."

"Wir sind in eine Schlacht gezogen. Wir haben zusammen mit Aragorn und den Menschen von Rohan ihre Festung Helms Klamm verteidigt", begann Elladan langsam zu berichten.

Haldir dachte eine Weile nach. Es schien ihm sichtlich schwer zu fallen, einen klaren Gedanken zu fassen. Vieles war nebulös und er war noch immer etwas desorientiert. Dann, plötzlich und unerwartet, huschte ein winziges Schmunzeln über sein blasses Gesicht. "Hatte ich dir nicht verboten mitzukommen?" fragt er.

"Ja, so ungefähr", lächelte nun auch Elladan. "Aber wie du siehst, war es wohl doch gut, dass du mich dabei hattest."

"Ja... es scheint so... mein Bauch tut wirklich höllisch weh... warum?" fragt Haldir leise.

"Ein Uruk-hai hat... er hat dir sein Schwert in den Bauch gestoßen...", antwortet Elladan, während er ihn streichelt.

"Schlimm?"

"Halb so wild. Es tut nur sicher sehr, sehr weh. Aber es wird heilen. Ganz und gar, da brauchst du keine Sorge haben."

Für einen Moment herrscht wieder Schweigen und Elladan wollte sich schon erheben, um eine Arznei gegen die Schmerzen zu holen, insgeheim froh darüber, dass Haldir wegen seiner Beine noch gar nicht gefragt hat. Doch diese Frage stellte er nun. "Elladan... ich glaube... ich weiß auch nicht... ich merke meine Beine gar nicht... und ich kann mich gar nicht richtig bewegen", flüstert er ängstlich.

Wieder beugte Elladan sich über ihn, küsste ihn diesmal sogar zärtlich und versicherte: "Das ist schon in Ordnung so. Vertrau mir. Ich habe dir eine Arznei gegeben, die dich sehr träge macht, damit du ganz ruhig liegst und deine Wunden schneller heilen können."

Haldir schluckt schwer. "Dann wird das wieder anders sein, wenn es mir besser geht?" fragt er hoffnungsvoll.

Es verlangte Elladan viel Selbstbeherrschung ab, nun in diese fiebrigen, ängstlichen, grünen Augen zu blicken und zu nicken. "Ja, das wird wieder in Ordnung kommen", sagte er und schluckte schwer. Er hatte das Gefühl er könnte hören, wie Elrohir und Orophin den Atem anhielten. Haldir jedoch vertraute ihm und nickte. "Dann ist gut...", seufzte er und schluckte ebenfalls schwer, weil ihn die Schmerzen plagten. Er schloss wieder die Augen. "Kommst du gleich wieder, wenn du meine Arznei hast?"

"Ja, Liebster. Ich werde sie dir so schnell als möglich bringen."

"Und du wirst mich nie verlassen, ja?"

"Nein, niemals würde ich das tun. Das weißt du doch", tröstete Elladan und tupfte ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Dann erhob er sich, um sich auf die Suche nach einigen Kräutern zu machen. "Schlaft ihr zwei auch noch etwas", sagte er zu seinem und Haldirs Bruder.

Die beiden nickten und dösten tatsächlich weg, jeder seinen Gedanken nachhängend wie lange dieses Spiel wohl gut gehen konnte. Haldir war so erschöpft, dass er gegen den Schlaf auch kaum ankämpfen konnte. Doch er war nun wieder beruhigt, wusste dass Elladan bei ihm war, dass er ihm half, dass er alles tat um ihm die schrecklichen Schmerzen zu nehmen. Er hatte ihm versichert, dass alles wieder gut werden würde, also gab es für Haldir auch keinen Grund an den Worten zu zweifeln. Alles würde wieder so in Ordnung kommen, wie Elladan gesagt hatte. Einzig, die Anspannung, die von ihm ausgegangen war, hatte Haldir etwas verunsichert. Er vermochte sie nicht ganz zu deuten. Aber da auch Elrohir und Orophin versucht hatten ihn zu beruhigen und ihm gesagt hatten, dass alles gut werden würde, nahmen sie an, dass dem wohl so sei. Er war sicher noch so verängstigt, noch wollten die Uruk-hai-Phantasien ihm keine Ruhe lassen, noch immer ergab alles keinen rechten Sinn für ihn.

Er schloss die Augen, um sich ein wenig zu entspannen und zu versuchen, die grausamen Schmerzen wieder unter Kontrolle zu bringen. Für eine Weile driftete er wieder in eine Art Dämmerzustand. Langsam kam die Erinnerung zurück. Er sah wieder das Gewitter heranziehen und mit ihm das Heer der Uruk-hai. Er erlebte, halb im Traum, noch einmal die Kämpfe, seine Gefangennahme und... mit einem Schreck hob er ruckartig den Kopf, blickte sich um. Zu seiner Erleichterung fühlte er sofort wieder die warmen Decken um sich, nahm den angenehmen Duft des Kissens wahr. 'Ganz ruhig... du hast nur geträumt... es war alles nur ein Traum...', versuchte er sich selber einzureden. Er hielt die Augen geschlossen, er wollte jetzt einfach nichts und niemanden sehen. Langsam beruhigte sich seine Atmung wieder.

Er hörte wie das Leben in der Burg allmählich erwachte und war dankbar, dass er soweit abseits lag. Seine Ecke war eine kleine Insel der Ruhe in diesem Meer von hektischen Menschen. Viele Verletzte erwachten nun ebenfalls mit Schmerzen, Heiler eilten umher. Elladan würde sicher bald wieder zu ihm zurückkommen und ihm die Arznei bringen, hoffte Haldir. Er konzentrierte sich darauf den Schritten derer zu lauschen, die in einiger Entfernung vorbeieilten. Er war sich sicher, er würde den Schritt Elladans erkennen.

Doch im Moment vernahm er nur die Schritte zweier Menschen, die in ein Gespräch vertieft waren.

"...ist der Hauptmann der Galadhrim.... wir verdanken ihm viel..."

"... oh ja... alle Achtung, wie er gekämpft hat..."

".....wer weiß ...... ohne ihn....... verloren.... Rohan wäre untergegangen..."

Ein wenig Stolz durchflutete Haldir bei diesen Worten. Er hatte mit seinen Elben den Menschen zum Sieg verholfen. Und er hatte wohl sehr eindrucksvoll gekämpft. Für Menschen kämpften Elben vermutlich immer beeindruckend, aber im Moment freute Haldir sich einfach nur darüber. Es baute ihn auf.

"....so ein tragisches Schicksal...."

"..... wir können das nie wieder gut machen..."

"...... ist es denn wirklich gewiss... ausgerechnet er... dem wir alles verdanken....."

Haldir lief es plötzlich eiskalt den Rücken runter. Sprachen sie etwa immer noch über ihn? Was für ein furchtbares Schicksal hatte ihn denn ereilt? Etwas wovon er nichts wusste? Aber hätte Elladan ihm das denn nicht gesagt?

".....keine Chance.... Hamas Vater geschah etwas ähnliches... er konnte seine Beine auch nie wieder bewegen....

"..... wie furchtbar..... und er wird es auch nicht können..."

".....nicht nachdem was ich gehört...... Anwyn ist die fähigste Heilerin die ich kenne..... ich glaube, sie hat ihn schon aufgegeben..."

Nun waren sie außer Hörweite Haldirs, vielmehr verloren sich ihre Stimmen im allgemeinen Stimmengewirr und Elladan war noch immer nicht zurückgekehrt.


Fireth: Huhu Süße! Hihi, ich finde das ja irgendwie niedlich, wie besorgt ihr alle um Mandos Hallen seid! Tja, Du lässt mir nicht viele Alternativen, was? Na, ich werde sehen, was sich machen lässt. Freut mich, dass Dir die Idee mit der Vision gefiel. Mal schauen, ob ich Deine Idee aufgreifen und Haldir auch eine 'verpassen' kann.

S.E.: Erst mal ganz vielen lieben Dank für Dein Vertrauen! Du glaubst wenigstens daran, dass ich eine alle genehme Lösung finden werde! Das freut mich! Na ja, ganz so schnell wie früher bin ich noch nicht wieder, aber wenigstens etwas schneller, kam dieses Update schon mal! Aber ich arbeite daran!

Shelley: Hi Süße! Nochmals lieben Dank für Deine tolle Beta! Hmmm... Rollstuhl erfinden! Das ist ja immer noch ein interessanter Gedanke. Wenn ich da an so manche Diskussion im Forum denke! lach

Lady-of-Gondor: Ich habe irgendwie ein Talent dazu, dir die Tränen in die Augen zu treiben, was? Aber ich freu mich natürlich sehr, dass es dir so gut gefällt. Tja, mal schauen, wie Haldir nun reagieren wird, was...

Little Lion: Vielen Dank für Dein Lob! Die Kraft der Liebe kann sicher viel bewirken. Allerdings ist die Situation nun wieder etwas verkompliziert.... Mal schauen, ob die Liebe da auch herauszuhelfen vermag.

Galu: Hab mich wirklich beeilt mit dem neuen Kapitel und ich hoffe sehr, dass es Dir gefallen hat. Immerhin ist es wenigstens etwas länger geworden. Ich freu mich, dass du meinen Stil einfühlsam findest und dich gut hineinversetzen kannst! Das ist wirklich ein tolles Kompliment! Vielen lieben Dank!

Sarah0683: Also, ein wenig hast du ja nun gesehen, wie es Haldir ging, aber wie es ihm jetzt geht? Ich weiß ich bin fies, aber den kleinen Cliffie konnte ich mir nicht entgehen lassen. Hey, ich schreibe echt die erste Story wo Dir Galadriel sympathisch ist? Da bin ich jetzt aber stolz!

Na ja, auch wenn es schon einige Diskussionen um den Zwerg gab, hier konnte ich deinen Wunsch voll erfüllen und ihn nicht reinplatzen lassen. Das hätte doch nicht gepasst, oder?

So, ich hoffe, Euch allen hat dieses Kapitel wieder gefallen! Ich weiß, da ist wieder ein kleiner Cliffie am Ende. Aber wenn Ihr wissen wollt, wie es weitergeht, dann reviewt mir doch einfach! Ich freu mich riesig über jedes Feedback!

Alles Liebe, Ari