Tage unserer Liebe

Disclaimer & Warnungen: siehe Kapitel 1


Vorweg wieder ein ganz dickes liebes D

anke an Euch liebe Seelen, die Ihr alle so lieb reviewt oder mir gemailt habt! Ich freue mich wirklich über jedes kleine Wort riesig! Und ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich Euch schon wieder so lange warten ließ! Es war mal wieder einiges los im realen Leben (diesmal aber positiv, denn ich habe geheiratet) und da kam ich mal wieder kaum zum Schreiben!

Nun will ich Euch aber auch nicht lange vom Lesen abhalten! Die ausführlicheren Reviewantworten findet Ihr wieder am Ende des Kapitels! Alles Liebe, Ari


Kapitel 18 – Enttäuschungen

Haldir verstand die Welt nicht mehr. Hatte Elladan ihm nicht eben gerade erst geschworen, es sei alles in Ordnung? Dass er sich nicht bewegen konnte läge an den Arzneien? Und es würde alles wieder gut werden, so wie es früher war. Waren dies nicht seine Worte gewesen? Mit keiner Silbe war die Rede davon gewesen, dass nichts mehr so sein würde wie früher. Hatte Elladan ihn etwa angelogen?

Seine Gedanken kreisten um alle Ereignisse der vergangenen Stunden und Tage. Was war wirklich geschehen? Sich zu erinnern, auch an kleinere Details, strengte ihn unsäglich an, quälte ihn. Doch er wollte um jeden Preis versuchen dieses Rätsel von alleine zu lösen, koste es was es wolle. Und noch während er darüber nachgrübelte schlich sich, ohne dass er es zunächst bemerkte und verhindern konnte, Wut in seine Gefühle. Wut auf Elladan. Ausgerechnet auf jenen Elben, der ihm das Leben gerettet, der ihn gesucht und zurückgebracht hatte.

Er knurrte fast innerlich, denn der Gedanke, dass Elladan es nur gut gemeint und ihn schonen wollte, kam ihm überhaupt nicht. Jeder, der nun an dem Elbenhauptmann vorüberkam und seine verzerrten Züge sah, führte dies auf große Schmerzen zurück. Die plagten Haldir zwar auch, aber er hatte sich schon so in seine Wut hineingesteigert, dass er sie fast nur im Hintergrund wahrnahm. Und wenn sie sich mal mehr in sein Bewusstsein kämpften, so machten sie ihn nur noch rasender.

Weder Elrohir noch Orophin bekamen etwas von dieser Wandlung mit, denn sie schliefen beide eine ganze Weile, ehe sie erwachten und sich nun endlich bereits besser fühlten. Langsam räkelten sie sich und Orophin beugte sich über seinen Bruder. "Haldir?... Bist du schon wieder wach? Hat Elladans Arznei dir noch nicht geholfen?" fragte er besorgt.

Ein wütender Blick traf den jüngeren Galadhrim, etwas das Orophin überraschte. "Der war noch gar nicht wieder hier", entgegnete Haldir nur knapp. Orophin zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Er war noch gar nicht wieder hier?"

"Nein, wundert dich das etwa? Vermutlich will er mit einem verkrüppelten Elben nichts mehr zu tun haben", zischte Haldir zwischen vor Schmerz zusammengepressten Zähnen hervor.

Orophin hatte keine Ahnung, dass Haldir wusste wie es wirklich um ihn stand und antwortete daher nur beruhigend: "Ach was, so ein Unsinn. Er liebt dich doch. Er hat soviel auf sich genommen, nur für dich. Und du wirst doch wieder gesund." Es fiel ihm schwer seinen Bruder anzulügen und doch schaffte er es ohne eine Miene dabei zu verziehen. Und er hasste sich in dem Augenblick wie er es tat, für dieses falsche Spiel.

Haldirs Augen verengten sich zu Schlitzen, woran nicht nur der Schmerz Schuld war, und er sah seinen Bruder prüfend an. 'Was für ein Spiel spielt ihr hier? Weißt du auch mehr als du sagst? Oder hat Elladan dich auch einfach nur dumm gehalten?', jagten sich die Gedanken hinter der fiebernassen Stirn des Hauptmannes. Orophin wunderte sich ein wenig über den berechnenden Blick, doch er schob einfach alles auf Haldirs momentane Schwäche und die damit verbundene Anstrengung klare Gedanken zu fassen. Sanft strich er seinem Bruder über die Stirn und flüsterte weitere sanfte Worte.


Elladan ging derweil durch die Reihen der Behandlungstische. Viele Menschen und auch einige wenige Elben lagen noch immer oder schon wieder dort. Manche Wunde wollte sich nicht schließen lassen, manche Blutung war nicht zu stoppen. Es erfüllte den jungen Noldo mit Traurigkeit zusehen zu müssen, wie das Leben aus den zum Teil auch noch sehr jungen Körpern wich.

Und doch gab es Hoffnung für ihn, denn er hatte Haldir wenigstens hierher retten können. Wie immer es nun auch weitergehen würde. Doch die fernere Zukunft sorgte ihn im Augenblick nicht so sehr, wie die nahe. Haldir hatte Schmerzen und er musste dringend ein paar Kräuter für ein Schmerzmittel auftreiben. Er sah sich nochmals um und ging zu einem Tisch, der scheinbar gerade wieder etwas aufgeräumt wurde. Freundlich trug er seine Bitte dem menschlichen Heilkundigen dort vor. Doch zu seiner Überraschung lehnte der junge Mensch es ab, ihm auch nur irgendetwas zu geben. Er würde gleich wieder einige Verletzte zu behandeln haben und bräuchte die Kräuter dafür selber.

Beinahe hilflos nickte Elladan und ging weiter um sein Glück an einem anderen Tisch zu versuchen. Doch wieder erhielt er dieselbe Abfuhr. Unter anderen Umständen wäre er wütend geworden und hätte einfach gefordert. Doch unter dem Druck der auf ihm lastete, der mit jedem Misserfolg größer wurde, ließ dieser ihn ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit einfach nur verzweifeln.

Auf seinem Weg zu jenen Menschen, die die Vorräte an Essen und Kräutern verwahrten und austeilten, kam er am Lager einer Familie vorbei, die eine Menge an jenen Kräutern zu besitzen schien, die er gerade so dringend brauchte. Freundlich ging er auf sie zu. Die Frau und ein junges Mädchen, vermutlich eine Tochter, beugten sich über drei am Boden liegende Männer. Sie lagen auf schlichten Fellen, waren notdürftig zugedeckt. Die Decken und Kleider der Familie wirkten so, als seien sie sehr arm und hätten auch bisher ein schweres Leben geführt. Elladan blieb stehen und sah auf die drei verletzten Männer. Einer war älter, vermutlich der Vater, die anderen beiden wohl seine Söhne. Einer war so jung, dass er noch nicht einmal die Bezeichnung als Mann verdiente, vielmehr passte kleiner Junge zu ihm. Er zählte vielleicht gerade einmal acht oder neun Sommer. Sein Haar war blond, wie bei so vielen seines Volkes. Er war klein und schmächtig, sein hübsches Gesicht zerkratzt, sein ganzer Körper zerschunden.

Der Noldo musste sich zusammenreißen, ihm schien als könne er fühlen, wie der Tod hier lauerte, bereit, den kleinen Jungen in seine Arme zu schließen und in sein dunkles Reich zu entführen. Er fühlte, dass ihm Tränen in die Augen treten wollten. Dieses Gefühl intensivierte sich sofort, als die Mutter des Kleinen aufblickte und ihm direkt in die Augen sah. In ihren Augen stand so vieles, was sie aber wohl nicht aussprechen würde. Die Verzweiflung, dieser stumme Schrei nach Hilfe und gleichzeitig auch die Gewissheit. Sie schien ebenfalls zu spüren, dass sie gerade ihr Kind verlor. Er zwang sich zu einem Lächeln. Und für einen kurzen Moment lächelte auch die Frau zurück, wie aus Dankbarkeit.

Elladan wandte sich ab. Er brachte es nicht übers Herz diese Familie jetzt zu stören und sie zu fragen, ob sie ihm etwas abgeben würden. Mit hängenden Schultern ging er weiter zu jenen Menschen, die Kräuter und Lebensmittel verwahrten und verteilten. Freundlich blickten sie den Elben an. "Bitte, ich brauche einige Heilkräuter", begann er wieder seine kleine Rede und setzte schon zur Aufzählung an, als sie ihn bedauernd anschauten. "Es tut uns leid. Wir haben nichts mehr."

Elladan schluckte. Das durfte einfach nicht wahr sein. Hatten sie etwa tatsächlich alles verbraucht. Verwunderlich war es nicht, es hatte so viele Verletzte gegeben. "Aber... bitte, habt ihr nicht noch irgendetwas?" fragte er in beinahe flehendem Tonfall.

Die zwei Menschen schüttelten bedauernd den Kopf. Sie sahen den Elben mitleidig an. "Nein, wirklich nicht... es tut uns leid." Der Elb tat ihnen wirklich leid. Ohne ihn und all die anderen seines Volkes würden sie jetzt nicht hier sitzen können, vermutlich gäbe es diese Burg und keinen einzigen ihres Volkes mehr.

"Aber... was ist das dort hinten? Da sind doch noch kleine Reste in den Schalen?" warf Elladan nun ein.

"Ja, das ist richtig, aber das ist unsere letzte eiserne Reserve, die wir nicht anbrechen dürfen. Ihr selbst wart einer derjenigen, die das verfügt haben. Für den Fall, dass noch weitere Verletzte kommen und natürlich für den Rücktransport nach Edoras. Es wird ohnehin nicht für alle reichen", erklärt der eine etwas dunkelhaarige Mann.

"Bitte, es ist für Haldir... Hauptmann Haldir. Für jenen Elben, der uns alle in die Schlacht und zum Sieg führte", wandte Elladan ein, in der Hoffnung, dass er so sein eigenes Gebot, für das er sich nun am liebsten verfluchen würde, umgehen konnte.

"Ihr sagtet selbst, dass es egal ist für wen es ist", sagte nun der andere, blonde Mann und seine Stimme hatte etwas ernstes, bestimmtes.

"Aber....", kam es nur noch von Elladan.

"Warum sollen wir nun gerade für Euch, der dieses Gebot geschaffen hat, eine Ausnahme machen? Nur weil Ihr ein Elb seid? Ihr kamt doch freiwillig um uns zu retten?" fragte der Blonde nun beinahe schnippisch.

"Wir gaben unser Leben... er gab beinahe sein Leben... er wird nie wieder gehen können...", startete Elladan einen letzten Versuch. Doch der blonde Mensch blieb unerbittlich und hart und verbat sogar dem dunkelhaarigen den Mund. Hängenden Kopfes wandte Elladan sich wieder ab.

'Vielleicht finde ich ja doch noch bei einem der Behandlungstische was', redete er sich verzweifelt selber ein und machte sich wieder auf den Weg dorthin zurück. Einer der Tische wurde gerade aufgeräumt und es war ganz offensichtlich, dass dort nichts zurückgeblieben war, was er noch brauchen konnte. Seufzend ging er weiter und schaute sich um. Verstohlen wischte er sich eine Träne der Verzweiflung aus dem Augenwinkel. Dann entdeckte er einen Tisch an dem noch einige Heiler oder vielmehr wenigstens Heilkundige standen. Anwyn war nicht unter ihnen.

Er trat näher, vielleicht konnte er ja noch helfen und dann nebenbei ein paar der begehrten Kräuter einstecken. Er schämte sich fast, dass er soweit heruntergekommen war, dass er heimlich etwas nehmen wollte. Als er an den Tisch heran trat, sah er jedoch auf einen Blick, dass die Bemühungen der Menschen im Grunde von vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Der Verletzte war ab und an halb bei Bewusstsein, aber nur weil die Schmerzen unglaublich sein mussten, denn er hatte einen Unterschenkel verloren.

Ein heilkundiger Mensch ergriff gerade die Kräuter und mixte jene schmerzstillende Mischung, die Elladan so unbedingt für Haldir brauchte. "Könnt Ihr uns helfen?" fragt einer der Menschen hoffnungsvoll.

"Es tut mir leid", sagte Elladan, als er sah, dass der zu Behandelnde wieder kurz weggetreten war. "Es hat keinen Zweck mehr. Seine Seele verlässt bereits seinen Körper."

"Aber vielleicht kann man doch noch was aufhalten!" Der junge heilkundige Mensch war so voller Elan und Hoffnung, dass der Noldo ihn dafür grenzenlos bewunderte.

"Nein, Ihr seid richtig vorgegangen. Aber auch Heilern sind Grenzen gesetzt", begann er erneut. "Halt, wartet! Was tut Ihr denn da?" rief er dann, als sah, wie der andere Heiler dem Sterbenden das Kräuterelixier einzuflößen begann.

"Ich gebe ihm was gegen die Schmerzen. Was spricht denn dagegen?" fragte derjenige verwundert und bemühte sich seinen Patienten wach zu halten und zum Schlucken zu animieren.

"Hört auf damit! Seht Ihr denn nicht, dass das keinen Sinn hat? Wir haben kaum noch etwas von diesem Elixier! Spart es auf für jemanden der noch gerettet werden kann", zischte Elladan nun in beinahe aggressivem Tonfall, denn er wollte unbedingt seine Chance noch wahren.

"Was soll denn dieser Unfug? Wie vielen Leuten haben wir dieses Elixier gegeben und sie sind dennoch gestorben?" fragte nun der andere.

"Eben. Es hätte besser eingeteilt werden müssen! Wie viele Menschen, die überleben werden, liegen nun hier und müssen leiden, weil wir zu großzügig damit waren! Es ist einfach nicht klug, es jemandem zu geben, der schon auf dem Weg zu Mandos Hallen ist", ereiferte sich Elladan.

Der Heiler ließ sich davon nicht abbringen und Elladan musste zusehen, wie er dem sterbenden Menschen den Rest des Elixiers einflößte. Wie in Trance ging er langsam rückwärts vom Tisch weg. Er wollte nicht länger dabeistehen und sehen, wie auch diese Seele ihren Körper verließ.

Er war sich der Blicke nicht bewusst, die ihm folgten und ihn fixierten. Wie aus weiter Ferne hörte er dann die hektischen Geräusche, als die jungen Heiler wohl noch einmal alles versuchten, um den Patienten am Sterben zu hindern, obwohl sie es ihm so in Elladans Augen nur erschwerten. Dieser Mensch dort war bereits gestorben. Es war schon auf dem Schlachtfeld geschehen, wo er sein Bein verloren hatte und sein Leid war nur verlängert worden. Es dauerte auch nicht lange, da wusste Elladan allein anhand der Geräusche, dass der junge Mann nun endgültig verblutet war. Und was am schlimmsten war, er hatte die gesamte Menge dieses Elixiers in sich, das Haldir so dringend gebraucht hätte.

Elladan ging langsam davon, in einen weniger belebten Teil der Burg, fort von den Heilern, fort von Menschen und auch fort von Haldir. Er blieb an einer Säule stehen, umarmte sie und starrte zum Fenster hinaus. "Es tut mir leid.... es tut mir so leid... so unendlich leid...", flüsterte er leise, so als würde er mit Haldir sprechen. "Ich habe alles versucht... ich wollte dir so gerne helfen... wirklich.. ich will dir helfen, noch immer... ich will diese verdammten Kräuter für dich auftreiben... aber wie?" Tränen liefen nun ungehindert über die Wangen des jungen Noldo und er glitt einfach an der Säule entlang zu Boden und blieb dort wie ein Häufchen Elend zusammengesunken sitzen. "Warum will uns denn niemand helfen?" fragte er wieder leise in die Stille.

Elladan wusste nicht, wie lange er da gesessen hatte, als er eine tröstende Hand auf seiner Schulter spürte. Er blickte verschämt auf, nicht wissend oder ahnend, wen er sehen würde. Aragorn oder Legolas konnten es nicht sein. Sie waren bereits im Morgengrauen aufgebrochen um nach Isengart zu reiten. Nach und nach brachen nun auch immer mehr Menschen von hier auf, um nach Edoras zurückzukehren. Besonders die Leichtverletzten machten sich bereits mit ihren Familien auf den Rückweg.

So blickte der dunkelhaarige Elb also auf und sah zu seinem Erstaunen in die warmen freundlichen Augen Anwyns. "Elladan, mellon-nin, was bedrückt deine Seele?" fragte sie sanft. Die in Sindarin gesprochenen Worte klangen etwas holprig, aber auch liebevoll und freundschaftlich. Sie entlockten dem Elben sogar ein kleines schmales Lächeln, obwohl Tränen noch über seine Mundwinkel hinabliefen. Anwyn lächelte ebenfalls, denn es war ihre Absicht gewesen, dem Elben ein kleines Lächeln zu entlocken. Sie hatte ihn schon eine kleine Weile beobachtet und sich dann gesorgt. Aber sie wollte ihn auch zu nichts drängen, also hatte sie es zunächst auf die einfühlsame Art versuchen wollen.

"Und nun erzähl mir mal, was dir Kummer bereitet", bat sie erneut. "Ist es Haldir? Geht es ihm so schlecht?"

Elladan konnte nur nicken und dabei nicht verhindern, dass neue Tränen über seine Wangen rannen.

Anwyn setzte sich zu ihm auf den Boden. Es fiel ihr etwas schwer, vermutlich wegen ihres doch schon recht fortgeschrittenen Alters. Doch dann saß sie vor ihm und ihre Augen waren nun ungefähr auf einer Höhe mit den seinen. Ihre freundlichen, weisen Augen, die ihn so tröstend und verständnisvoll anblickten. Wieder hatten sich einige Strähnen ihres schon mit grau durchzogenen blonden Haares gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Elladan dachte an manche Bücher aus den Reichen der Menschen, wo liebevolle, gütige Großmütter immer so beschrieben wurden. Er hatte sie Aragorn oft vorgelesen, als der noch ein kleiner Junge war. Und manchmal, ganz heimlich, damit es nur niemand merkte, hatte er sich auch mal so eine Großmutter gewünscht. Vielleicht war der Grund dafür der Anteil menschlichen Blutes in seinen Adern. Er hatte auch niemals mit jemandem darüber gesprochen, nur Aragorn getröstet, wenn der traurig wurde, weil er keine solche Großmutter hatte.

Und nun saß sie hier, wie ein lange vergessenes Bild aus vergangenen, glücklicheren Tagen. Sie wirkte so vertrauenswürdig und Elladan wollte ihr vertrauen. Das tat er zwar eigentlich sowieso, seit sie sich um Haldir so gut gekümmert hatte. Doch dies war etwas anderes. Er begann zu erzählen. Zuerst leise und fast verschämt, von seinen Ängsten um Haldir, vor der Zukunft, seiner Unsicherheit, Hilflosigkeit. Anwyn hörte ihm einfach zu. Sie unterbrach ihn nicht und stellte auch keine Fragen. Sie saß nur dort und blickte ihn verständnisvoll an. Elladan fühlte sich auch tatsächlich von ihr verstanden. Er musste ihr nicht erklären, was er meinte oder auszudrücken versuchte, sie wusste es einfach. Eine seltene Gabe für einen Menschen, der diese alte Frau fast ein wenig elbisch erscheinen ließ.

Schließlich kam er zu dem eigentlichen Problem, dass er Kräuter brauchte. "Und niemand will uns helfen... niemand...obwohl Haldir doch fast sein Leben für sie alle geopfert hat", endete er und wieder kullerten ein paar Tränen über seine Wangen.

"So sind Menschen leider manchmal", nickte Anwyn ein wenig betrübt und doch auch tröstend. Sie strich über seinen Arm. "Warte hier ein wenig und beruhige dich etwas", bat sie dann.

Elladan nickte nur und lehnte sich an die Säule. Anwyn erhob sich etwas umständlich und ging dann fort. Was immer sie tun würde, es war gut gemeint, das wusste der Noldo. Er war froh, dass es sie gab, dass sie ihm half. Auch dieses Gespräch war Hilfe für ihn gewesen, obwohl Anwyn fast nicht gesprochen hatte, doch einfach mit einem lieben Wesen zu sprechen hatte schon gereicht. Es hatte ihm das Gefühl gegeben nicht völlig von allen verlassen zu sein.

Es dauerte nicht sehr lange, da kehrte Anwyn schon zurück und hielt ein kleines in dünnes Ledertuch gewickeltes Bündel in der Hand. "Hier sind deine Kräuter", sagte sie sanft. Erstaunt blickte der Elb auf. "Wo.... wo hast du die so schnell herbekommen?" stotterte er. Die alte Frau lächelte nur. "Nimm sie einfach und gib Haldir, was er braucht."

"Aber... wie, wie kann ich Euch das je danken?"

"Das ist schon in Ordnung so. Geh nur", antwortete sie.

Der dunkelhaarige Elb sprang auf die Füße und nahm das kleine Bündel, als sei es der kostbarste Schatz auf ganz Mittelerde. Wieder traten Tränen in seine Augen, doch diesmal aus Dankbarkeit. Auch in Anwnys Augen schien es daraufhin verdächtig zu blinken. Sie freute sich so sehr, dass sie dem Elben etwas Gutes tun konnte. "Geh nun und kümmere dich um Haldir. Er braucht dich", sagte sie nochmals sanft. Elladan nickte eifrig, verbarg das kleine Bündel in seinen Händen und machte sich eilig auf den Weg zu seinem geliebten Hauptmann.


Haldir stöhnte leise, als er versuchte sich ein wenig zu drehen. Er wusste selber nicht, warum er noch Ausschau nach Elladan halten wollte. Er schob es auf eine Art Gewohnheit. Wann immer es ihm schlecht gegangen war und Elladan in seiner Nähe gewesen war, so hatte dessen Gegenwart immer etwas tröstendes gehabt, etwas beruhigendes. Doch diesmal empfand er eigentlich gar nicht so. Oder besser ausgedrückt, er wollte eigentlich nicht so empfinden. Er wollte sich mit jeder Faser seines Körpers dagegen wehren, denn er war wütend. Unsagbar wütend auf den jüngeren Noldo, als dass er sich jetzt von dessen Nähe und Fürsorge trösten lassen wollte.

Wie war er froh gewesen, dass Orophin langsam aufgestanden war und mit Elrohir kurz einem Bedürfnis folgend davongegangen. Er hoffte nur, dass die zwei nicht allzu schnell zurückkommen würden. So hatte er ein wenig Ruhe und seine Wut auf Elladan staute sich rasch weiter auf. Er konnte sich auf der einen Seite selber nicht verstehen, denn bisher hatte Elladan ihm niemals Grund gegeben an ihm zu zweifeln. Und doch verzieh er ihm jetzt dieses kleine Verschweigen nicht. Vielmehr versuchte er sich selber alles mögliche einzureden, was Elladan in den letzten Tagen noch so falsch gemacht hatte, so dass er ihn aus tiefstem Herzen hassen konnte. Er wusste nicht, dass ein Großteil des Zornes gar nicht wirklich gegen Elladan gerichtet war, sondern eher gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt, dagegen, dass er so viele Krieger vermutlich verloren hatte, und vielleicht auch ein wenig gegen sich selber. Doch all dies wollte der stolze blonde Hauptmann gar nicht sehen.

Nach einer schier unendlich langen Zeit kam Elladan endlich zurück. Haldir hatte irgendwie schon nicht mehr daran geglaubt oder auch nicht daran glauben wollen. Behutsam setzte der dunkelhaarige Elb sich an das Lager seines verletzten Geliebten, in seinen Händen balancierte er den Becher warmen Tees, den er zubereitet hatte. Noch immer zeichneten Tränenspuren ein wenig sein Gesicht, obwohl er sich größte Mühe gegeben hatte, diese zu entfernen, damit Haldir sich nicht zusätzlich sorgen sollte. Zu seiner Überraschung schaut Haldir ihn nicht einmal richtig an, als er mit ihm sprach und ihm den Tee anbot.

Liebevoll stützte er Haldirs Kopf und hob ihn an, damit der leichter trinken konnte. Er sprach leise, freundliche Worte voller Liebe. Haldir verschloss absichtlich die Ohren davor. Elladan nahm einfach an, der Galadhrim war zu erschöpft, zu sehr im Schmerz gefangen, als dass er etwas richtig wahrnahm. Er streichelte ihn liebevoll, gab ihm alle Zeit der Welt zum Trinken. Als Haldir endlich ausgetrunken hatte, bettete er ihn wieder bequem in die Kissen, legte sich neben ihn, um ihm das Gefühl zu geben, er läge in seinem Arm. Da endlich schaute Haldir ihn an. Doch der Blick aus den grünen, fieberblanken Augen spiegelte nicht die Vertrautheit, Liebe und Dankbarkeit wieder, die Elladan erwartet hatte. Er war kalt, eisig, berechnend. Als der Noldo dies bemerkte musste er erst mal schwer schlucken und eine Sekunde später hatte Haldir den Kopf mühsam schon so gedreht, dass er Elladan nicht mehr anschauen musste.

Der jüngere dunkelhaarige Elb setzte sich ein wenig auf und ein Zittern lief über seinen Körper. Tonlos formten seine Lippen Haldirs Namen während eine einsame Träne aus Elladans Auge kullerte und über seine Wange floss.


Lady-of-Gondor: Ich schätze, das war jetzt nicht ganz das, was Du erwartet hast, oder? Ich hoffe, es gefällt Dir dennoch?

Shelley: Jau, hast vollkommen recht. Haldir sieht es gerade etwas anders, dass er nicht weglaufen kann! Ich glaube, seiner momentanen Stimmung merkt man das auch gerade an!

nichan: Vielen Dank für Dein Lob! Hab mich sehr gefreut. Nun ja, Menschen sind nun mal leider einfach nur blöd, wie es scheint!

Little Lion: Tja, ob Haldir ihn noch mal zur Rede stellt? Mal schauen... Jedenfalls ist das was er im Moment mit Elladan macht, finde ich noch viel fieser!

S.E.: Ich habe mir Deinen Wunsch gleich zu Herzen genommen! Von Schwinden kann bei Haldir gerade keine Rede sein! Zwinker! Dafür tut es mir im Übrigen mächtig leid, dass ich mal wieder so lange mit dem Posten gebraucht habe!

Galu: Du hast da tolle Ideen in deinem Review geliefert und mich schon sehr inspiriert! Ich danke Dir ganz lieb dafür. Und ich habe auch Deinen Wunsch nach einer weiteren Geschichte über Orophin und Elrohir nicht vergessen!!! Wird sicher auch berücksichtigt!

Sarah: Äh...ja, Elladans Plan war leider recht fix zum Scheitern verurteilt. Es freut mich, dass Dir die Entwicklung zwischen Elrohir und Orophin auch gefällt! Kam in diesem Kapitel ja etwas kurz. Dafür vielleicht im nächsten wieder mehr?

Fireth: Ich gebe ja zu, es war brutal Haldir die Wahrheit aus einem Gespräch erfahren zu lassen. Aber Du kennst mich doch. Ich kann auch wahnsinnig fies sein, ohne einen einzigen Ork oder Uruk'hai dafür hernehmen zu müssen! Zwinker! Und Mandos sollte sich endlich mal überlegen anzubauen! Kann doch nicht angehen, dass der nur so wenig Platz hat, der arme Kerl! Und vor allem die armen Elben, die dann alle auf dem Boden liegen müssen oder so!

Eryndis: Hallo! Freut mich Dich kennenzulernen! Noch jemanden den ich süchtig gemacht habe! Lach! Ich muss wohl bald aufpassen! Nein, ich freu mich total, dass Dir meine kleine Geschichte so gut gefällt! Ob Haldir wieder schwinden wird? Abwarten... Zwinker!

Ithiliell: Also, ICH will natürlich auch, dass Haldir wieder laufen kann. Aber Du weißt ja, auf das Schicksal hat man manchmal sooo wenig Einfluss! Seufz! Ich habe aber auch nicht vergessen, dass Du Happy Ends magst!

So, dann werde ich mich mal ranhalten, damit Ihr schnell was neues zu lesen bekommt! Ihr wollt doch alle wissen, wie es weitergeht, oder?