Tage unserer Liebe
Disclaimer: Alle bekannten Personen und Orte gehören J.R.R. Tolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser Story, mit der ich auch kein Geld verdiene!
Rating: PG 13 – später eventuell mal zwischendurch R
Zeit: Drittes Zeitalter, während des Ringkrieges
Pairing: Elladan/Haldir
Warnung: AU!
Des weiteren könnte es späteren Kapiteln zu Slash (sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern) kommen! Wer so etwas nicht mag, sollte diese Story besser nicht lesen!
So, leider musstet Ihr wieder ein wenig warten. Ich war nämlich verreist und bin gerade erst aus meinen Flitterwochen zurückgekehrt! Aber die waren sehr erholsam und somit auch inspirierend und daher gibt es heute endlich ein neues Kapitel für Euch!
Da möchte ich Euch auch nicht allzu lange mit Reviewantworten aufhalten:zwinker: Erst mal ein ganz dickes liebes Danke an alle die sich immer noch die Mühe machen mir ein kleines Feedback zu hinterlassen und so lieb und geduldig auf neue Kapitel warten! Ihr seid alle einfach wunderbar und wie viel mir das bedeutet könnt Ihr Euch vielleicht gar nicht vorstellen! Ein ganz dicker lieber Dankesknuddel daher:
Fireth, Ithiliell, SE, Lady-of-Gondor, Shelley, Little Lion, Kasha, Galu, Eryndis, Nichan, Sevie, Stern, Seniwallenstein, Layana, autaria! Ihr seid super und Eure Reviews sind nicht nur eine Bereicherung, sondern auch immer wieder seeehr inspirierend! Vielen vielen Dank dafür! Und nun ganz viel Spaß beim neuen Kapitel!
Kapitel 21 – Rückkehr nach Edoras
Der Treck mit dem Elladan und Haldir nach Edoras reisten, war nicht der erste, der in die Stadt zurückkehrte. Es waren bereits einige andere zurückgekommen und sie hatten ihre Häuser wieder bezogen und auch in der goldenen Halle war schon wieder Leben eingekehrt. Alles war in großer Hast verlassen worden und nun, wo alle wieder zurückkehrten, begannen alle mit den Aufräumarbeiten, um die Stadt und natürlich auch ihre eigenen Gehöfte, wieder einigermaßen ordentlich aussehen zu lassen.
Haldir war irgendwann unterwegs eingeschlafen. Manchmal hatte er nur gedöst, manchmal war er trotz seiner noch immer gegenwärtigen Schmerzen wirklich in tiefen Schlummer gefallen. Elladan war nicht einen Moment von seiner Seite gewichen. Auch jetzt lief er noch immer leichtfüßig neben dem Wagen her und schaute sich um.
Sie waren nur langsam voran gekommen und daher eine lange Zeit unterwegs gewesen. Trotz seiner guten Augen hatte er deshalb über weite Strecken nur Felsen, Geröll, flache oder höhere Grasflächen und Berge gesehen. Nun erschien es dem jungen Noldo wohltuend, in diese menschliche Stadt zu kommen. Aus einigen der Schlote stieg Rauch auf, viele Menschen gingen einem geschäftigen Treiben nach und überall sahen ihnen dankbare Augen entgegen. Die Menschen freuten sich, dass immer mehr Heimkehrer ankamen. Und noch mehr freuten sie sich darüber, dass auch Elben darunter waren.
Die Rohirrim waren ganz offensichtlich stolz darauf, das Volk der Erstgeborenen hier willkommen heißen zu dürfen, sie bewirten, und nun ihnen und vor allem ihren Verletzten helfen zu dürfen. Kinder liefen auf die Straße, um ihnen zuzuwinken und hielten dabei auch nach eigenen Verwandten Ausschau.
Nach und nach löste der Zug sich nun etwas auf. Menschen, die ihr Heimatgehöft erreicht hatten, gliederten sich aus, schlossen ihre Familien in die Arme. All das spielte sich vor Elladans Augen ab und doch sah er es nach den ersten Eindrücken nicht mehr. Dieses wunderbare Gefühl, welches ihn zunächst durchströmt hatte, als sie in Edoras angekommen waren, als er die rauchenden Schlote aus der Entfernung gesehen hatte, war wie weggeblasen.
Als sie sich der Stadt näherten, war sie eine Freude für seine Augen und ein Ansporn für seine schwer gewordenen Glieder gewesen, sie hatte ein Gefühl des Nachhausekommens, der Heimkehr in eine sichere Geborgenheit ausgestrahlt. Er hatte sich ganz entfernt an Bruchtal erinnert gefühlt. Genauso mutete ihm auch das heimatliche Tal oft an, wenn er mit seinem Bruder lange in der Wildnis unterwegs gewesen war und dann müde zurückkehrte.
Nun aber war alles anders. Schon nach wenigen Schritten auf der staubigen Straße aus festgetretenem Lehm, die in die Stadt führte, sah er die erleichterten und glücklichen Menschen nicht mehr, die einander umarmten und froh waren, mit dem Leben davon gekommen und wieder daheim zu sein. Er sah auch nicht manche Tränen, die in noch immer währender Trauer vergossen worden waren. ER kam nicht nach Hause. Dies hier war nicht sein Zuhause und auch nicht ein Ersatz.
In diesem Moment fragte er sich, ob er je wieder nach Hause kommen würde. Irgendwo auf dieser Welt, unter diesen Sternen. Auf einmal schien es ihm, als könne er noch so weit laufen, er würde nicht ankommen. Selbst Bruchtal schien ihm nicht nur unerreichbar fern, er glaubte, selbst wenn er es in nur wenigen Minuten erreichen würde, dann würde es nicht mehr dasselbe sein. Alles würde anders sein und ein Zuhause ohne Haldir würde es für ihn nicht mehr geben. Es würde kein richtiges Heim mehr sein.
'Reiß dich zusammen, kämpfe um dein Glück und deine Liebe. Du hast es selbst in der Hand', ermahnte er sich in Gedanken. Seine Vorsätze fielen ihm wieder ein, dass er Haldir alles erklären wollte und was er sich davon erhoffte. So ließ er sich von seinen Füßen forttragen, den Weg zur Halle Meduselds empor.
Der Tag neigte sich eine Weile später seinem Ende entgegen. In einem kleinen Zimmer des Herrscherhauses von Edoras lag Haldir nun in einem richtigen Bett. Eowyn, des Königs Nichte, hatte sogar eigenhändig geholfen, die kleine Kammer und das Bett krankengerecht herzurichten. Elladan war überaus erleichtert gewesen, dass er Haldir nun in weichen Kissen bequem untergebracht wusste. Und was ihm am wichtigsten gewesen war, er hatte Haldir endlich etwas Privatsphäre verschaffen können. Er wusste, dass sein geliebter Galadhrim die nun am meisten brauchte und sich schon sehnlichst gewünscht hatte.
Er hatte diesen Wunsch nie offen äußern müssen, Elladan kannte ihn so gut, dass er auch so ganz genau wusste, was den blonden Elben bewegte. Als sie den verletzten Hauptmann endlich in sein neues Lager umgebettet hatten, war er nur kurz erwacht und dann wieder vor Erschöpfung eingeschlafen.
Elladan seufzte, als er nun mit Haldir allein war und an dessen Bett saß. "Ich liebe dich... immer, egal was kommt... was immer auch sein wird, ich lasse dich nie im Stich", flüsterte er leise und mit ziemlich belegter Stimme. Er erwartete keine Reaktion des schlafenden Elben im Bett. Haldir schlief wieder mit geschlossenen Augen, er war zu schwer verletzt und die Reise hatte ihn vermutlich überanstrengt. Doch er hoffte insgeheim, Haldir würde seine Gegenwart vielleicht spüren, vielleicht würde er sie unterbewusst wahrnehmen und als tröstend empfinden.
Ein leises Klopfen ließ Elladan aufsehen. Leise trat er zur Tür und öffnete sie einen Spalt, so dass sein Bruder sichtbar wurde.
"Ich wollte nur schauen, wie es euch beiden geht, mein Bruder. Braucht ihr irgendetwas?" vernahm er dessen sanfte Stimme.
"Ich danke dir, Elrohir", erwiderte Elladan sanft. "Nein, ich denke im Moment brauchen wir nichts. Haldir schläft und ruht sich von den Anstrengungen aus."
"Soll Anwyn ihn noch mal anschauen? Sie fragte, ob du ihre Unterstützung wünschst", bot der Zwilling erneut an.
"Nein danke, ich denke im Moment ist das nicht nötig. Haldir braucht nur Ruhe. Jede Untersuchung würde ihn jetzt nur in seinem Schlaf stören und vielleicht sogar beunruhigen. Es ist das beste, wenn wir damit warten, bis er wieder wach ist", antwortete Elladan und nun klang seine Stimme müde.
"Du solltest dich auch ausruhen. Ich fühle, dass großes Leid auf dir liegt und dich rastlos werden lässt. Bitte verzehre dich nicht darin. Versuche Ruhe zu finden." Elrohirs Stimme war sanft und Sorge schwang in ihr mit.
Elladan öffnete die Tür etwas weiter und zog seinen Bruder in eine Umarmung. Elrohir erwiderte diese sofort und streichelte seinem Bruder über den Rücken. "Lass dir das Herz nicht schwer machen. Ihr zwei gehört zusammen. Wenn Haldir dich nicht hätte, dann würde er doch eingehen", versuchte Elrohir erneut zu trösten.
Elladan nickte jedoch nur und nachdem er sich eine Weile trostsuchend an seinen Bruder geschmiegt hatte, löste er sich wieder aus der Umarmung. "Danke... für alles."
"Wenn doch was sein sollte, dann ruf mich einfach, ja?" bat Elrohir und sein Bruder brachte ein Nicken noch zustande, ehe er die Tür wieder schloss und sich an Haldirs Lager niederließ.
'Warum seht ihr alle auf einmal nur ihn? Wieso meint ihr, nur ER könne nicht existieren, wenn er mich nicht hätte. Andersrum geht es doch auch nicht... ich kann doch auch nicht ohne ihn leben. Nie und nimmer könnte ich das und ich habe keine Ahnung, wie das weitergehen soll, wenn er mich wirklich und endgültig verstößt', dachte Elladan traurig und verzweifelt und Tränen rannen lautlos über seine Wangen.
Haldir bekam von all dem nichts mit. In seinem nun ungestörten Schlaf dämmerte er in sanften Träumen, die erst nach und nach wieder mit bösartigen Elementen durchsetzt wurden. Unruhig bewegte er sich unter den Decken und Elladan hielt seine Hand, streichelte ihn, flüsterte sanfte Worte und hoffte, ihn so beruhigen zu können. Der Tag ging zur Neige und die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Bergen. Die Dunkelheit kroch über den Horizont und eine lichtlose Nacht brach an, denn die Sterne waren verhüllt.
Elladan wäre gern ein wenig eingenickt, hätte sich nur einen Moment etwas ausgeruht, doch sein Körper fand keine Ruhe. Solange er nicht eine eindeutige Besserung von Haldirs Gesundheit zu erwarten hatte, wusste er, dass er nicht würde ruhen können. Von unten, aus der goldenen Halle drangen leise Geräusche der Siegesfeier zu ihm empor. Früher hatte er Gesellschaften und Feste geliebt, doch nun war es ihm egal. Er hatte kein Verlangen danach hinunter zu gehen zu all den fröhlichen Gästen die aßen, tranken, sangen und manche tanzten vielleicht sogar.
Er warf einen Blick zum Fenster hinaus in die sternlose Nacht. Sie erschien ihm undurchdringlich und trostlos und spiegelte damit genau seine Gefühlslage wieder. Erst als er eine leise Bewegung vom Bett her hörte, das Knautschen von Kissen, ein kurzes leichtes Rutschen auf der Matratze bemerkte er, dass Haldir wieder aufgewacht war. "Wie geht's dir?" fragte er sofort freundlich und besorgt.
"Da unten ist eine Feier im Gange", bemerkte Haldir eher beiläufig und mit etwas kühler Stimme.
"Ja, ich weiß... die Menschen zelebrieren so ihren Sieg auf der Hornburg", antwortete er sanft.
"Solltest du nicht dort sein?"
"Ich? Nein, was sollte ich dort. Ich gehöre hierher... zu dir, an deine Seite", erwiderte Elladan sofort liebevoll.
"Aha." Das war alles was Haldir dazu zu sagen hatte, dann schwieg er wieder und drehte etwas mühsam den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen.
Elladans Herz brannte vor Schmerz, weil Haldir nicht einen Funken Freude zeigte, dass er bei ihm war. Gut, für Elladan war es selbstverständlich, dass er hier am Bett seines schwerverletzten Partners saß und natürlich nicht zu der Feier ging. Dennoch hatte er sich so sehnlichst eine kleine Reaktion gewünscht, einen winzigen Ausdruck der Freude in Haldirs Augen, doch da war gar nichts. Seine Augen blickten trübe und noch immer fieberblank in die sternlose Nacht hinaus. Der Noldo riss sich wieder einmal sehr zusammen, um sich nichts anmerken lassen. Auch wenn er nicht verhindern konnte, dass seine Augen ganz leicht feucht wurden und unendlich traurig dreinblickten.
"Hast du Schmerzen?" fragte er Haldir schließlich, um die Stille, die auf den beiden lastete, nicht zu drückend werden zu lassen.
"Ja... was denkst du denn? Dass sie auf einmal weg sind?" murmelte Haldir leise als Antwort.
"Nein, das habe ich natürlich nicht gedacht. Ich schaue mir die Wunde mal an und dann sehe ich, dass ich dir noch mal einen Tee bereite", antwortete Elladan bemüht sanft. Von dem blonden Elben kam jedoch keine Reaktion außer eines kurz angedeuteten Nickens.
Also zog Elladan vorsichtig die Decken zurück und begann den Verband zu öffnen. Als das geschehen war musste er sich zusammenreißen nicht scharf den Atem einzuziehen. Die Bauchverletzung sah einfach kein bisschen besser aus als in Helms Klamm. 'Was ist das bloß? Warum heilt das nicht? Die Wunde hätte sich längst schließen müssen... selbst bei Menschen müsste schon eine Besserung zu sehen sein?' fragte sich Elladan verängstigt in Gedanken.
"Sieht es genauso scheußlich aus, wie es wehtut?" fragte Haldir während er noch immer in die sternlose Nacht schaute.
"Es bessert sich schon etwas", antwortete Elladan schnell, um den Galadhrim nicht noch mehr zu beunruhigen.
"Tatsächlich? Fühlt sich aber gar nicht so an", erwiderte der blonde Elb nur.
"Also gut... um die Wahrheit zu sagen..."
"Ach? Das kannst du noch? Kaum zu glauben", kam es von Haldir. Die Worte sollten bissig sein, doch aus irgendeinem Grunde klangen sie nur müde und erschöpft.
"Das konnte ich immer. Ich habe dich nie anlügen wollen. Ich wollte es dir nur schonend beibringen", gab Elladan seinerseits müde und traurig zurück. "Warum willst du mich denn nicht verstehen, Liebster? Lass es dir doch bitte wenigstens erklären..." Der Noldo fühlte, dass ihm schon wieder die Tränen in den Augen standen und er sich kaum noch dagegen wehren konnte. "Mehr will ich doch gar nicht. Nur eine kleine Chance, dir alles zu erklären. Bitte gib sie mir... danach kannst du immer noch entscheiden, wie du von nun an über mich denken willst..."
"Na schön, dann erklär's mal", seufzte Haldir und es klang fast gelangweilt, teilnahmslos. Doch das war Elladan nun egal. Er hatte seine Chance und er wollte sie nicht vertun. Sorgsam wog er nochmals jedes Wort im Kopf ab, das er nun sagen wollte. Wie sehr hatte er sich auf diese Chance gefreut und sie im Kopf immer wieder durchgespielt. Sorgfältig hatte er sich Texte zurechtgelegt und so begann er zu erzählen und zu erklären.
Haldir unterbrach den Noldo nicht ein einziges Mal. Er sah ihn allerdings auch nicht an, denn nebenbei versorgte Elladan ja immer noch die Bauchwunde und das bereitete Haldir dann und wann Schmerzen. Da die schon unangenehm genug waren, wollte er gar nicht wissen, wie schlimm sein Bauch aussah, da er fürchtete, dass das den Schmerz gleich verdoppeln würde. Er schaute nur zum Fenster hinaus und versuchte am Himmel wenigstens den Hauch eines Sternes zu erkennen. Er tat auch nicht so, als würde er Elladan nicht zuhören, dafür war sein Interesse an dem, was sein Geliebter zu sagen hatte, doch zu groß.
Der junge Noldo deutete Haldirs Verhalten ebenso und das war schon mehr als er zu hoffen gewagt hatte, ehe er mit dem Sprechen begonnen hatte. So gab er sich viel Mühe ihm alles ganz genau zu erzählen und auch seine Gefühle zu beschreiben, aufzuzeigen, wie er sich gefühlt hatte. Haldir sollte sehen, was in ihm vorgegangen war, was er noch immer fühlte und wie sehr er litt.
Als er schließlich alles berichtet hatte, was es aus seiner Sicht zu sagen gab, war er auch fertig mit dem Versorgen der Wunde, hatte die Verbände wieder verschlossen und deckte Haldir wieder sanft zu. Gespannt wartete er nun auf eine Reaktion. Doch es geschah zunächst nichts, einfach gar nichts. Diese Ungewissheit begann sofort an Elladans Nerven zu zerren. Würde Haldir ihm glauben? Oder doch nicht? Was ging im Augenblick hinter der blassen Stirn und den wunderschönen grünen Augen vor?
Der Noldo beschloss jedoch den Galadhrim nicht zu bedrängen. Doch nachdem er auch alles, was er zur Wundversorgung gebraucht hatte wieder aufgeräumt hatte, da hielt er es nicht mehr länger aus. "Nun ja... das war alles was ich dir sagen kann... ich habe meine Gedanken und Gefühle vor dir offenbar, Liebster. Was kann ich noch sagen? Was kann ich noch tun, damit du meinen Worten Glauben schenkst?" Er fühlte, dass Tränen in seinen Augen zu brennen begannen und er wusste nicht, wie er reagieren würde, sollte Haldir ihm nun sagen, dass er ihm nicht glaube, dass er nicht mehr liebte oder lieben könne.
"Gib mir Zeit", war schließlich alles, was leise über Haldirs Lippen kam.
Nun, das war immerhin besser als nichts, mehr als er zu hoffen gewagt hatte und doch weniger als er sich erträumt hatte.
"Natürlich, Geliebter... soviel wie du nur möchtest", antwortete er dann sofort mit belegter Stimme. Haldir nickte nur schwach daraufhin.
"Entschuldigst du mich einen Moment? Ich... muss nur kurz etwas holen... für deinen Tee", fügte Elladan dann noch hinzu. Wiederum nickte Haldir nur und sah weiterhin aus dem Fenster.
Der dunkelhaarige Elb eilte zur Tür, öffnete sie und schloss sie dann von der anderen Seite sanft. Er hatte tatsächlich Teewasser holen wollen, doch noch viel dringender musste er seinem Bedürfnis zu weinen nachgeben. Und er wollte nicht, dass Haldir seine Tränen sah. Warum wusste er selber nicht genau. Vielleicht weil er stark sein wollte vor dem Hauptmann der Galadhrim, der Haldir für ihn immer noch war. So ging er mit tränenverschleiertem Blick den Gang entlang zu einer Treppe, die nicht direkt zur großen Halle führte. Er wollte jetzt nicht sehen, wie die Menschen und vielleicht auch einige seines eigenen Volkes feierten.
Kaum, dass er um die Biegung jenes Ganges war, trat aus einer Nische in der Wand, auf der anderen Seite der Tür zu Haldirs Kammer Anwyn hervor. Sie war zufällig am Zimmer vorbeigekommen, hatte fragen wollen, ob sie etwas helfen könne und wie es Haldir ginge. Als sie jedoch bemerkt hatte, dass Elladan Haldir gerade sein Herz ausschüttete und ihm seine Beweggründe zu erklären versuchte hatte sie abgewartet. Dass Elladan nun weinend davon ging ließ sie erahnen, dass das Gespräch vielleicht doch nicht so gut gelaufen war.
Sachte klopfte sie an und öffnete die Zimmertür. Haldir blickte sie nur kurz müde an und brachte kaum ein Wort des Grußes über die Lippen. "Mae govannen, Haldir" sagte die Menschenheilerin. "Wie fühlt Ihr Euch?"
"Mies. Sonst noch was?" gab Haldir recht rüde zurück und es war ihm egal, dass er die Frau vielleicht verletzte.
Anwyn schien sich daran jedoch nicht zu stören. "Mies weil Ihr Schmerzen und Eure Verletzung noch nicht verwunden habt oder weil Ihr gerade dem Wesen, das Euch von allen auf Arda am meisten liebt, weh tut?" fragte sie ruhig und listig.
"Ich wüsste nicht was Euch das angeht", murmelte Haldir noch immer patzig.
"Oh, Ihr habt recht, im Grunde geht mich das vielleicht nicht viel an. Aber ich bin Heilerin", fuhr sie ruhig fort und ließ sich auch nicht beirren, als Haldir protestieren wollte. "Und ich errate, dass Euch im Moment vieles zu schaffen macht. Und um etwas Dampf ablassen zu können, gebt ihr Euch Eurer Wut und Eurem Zorn über all die Ungerechtigkeiten hin und verletzt dabei gerade die Person, die Euch am nächsten steht. Das ist völlig normal. Das tun viele, ja eigentlich fast alle, die sich in solchen Situationen befinden."
"Eure Worte interessieren mich nicht! Behaltet sie für Euch!", bellte Haldir und es klang als würde er einen Untergebenen zurechtweisen.
"Ihr wisst aber, dass sie wahr sind", beharrte Anwyn ruhig.
"Das lügt Ihr Euch zusammen. Vielleicht hättet Ihr gern, dass es so wäre. Bei all den Menschen, die Ihr sonst heilt, mag das ja vielleicht hinkommen, doch wir Elben sind ein völlig anderes und Euch völlig fremdes Volk! Ihr habt KEINE Ahnung von uns", fauchte Haldir erneut und würdigte die Frau keines Blickes mehr.
'Und vielleicht sind wir in einigen Dingen doch gar nicht so verschieden, wie wir alle immer glauben', dachte Anwyn für sich. "Der Junge, der hier gerade rausgegangen ist, liebt Euch! Mehr als alles auf der Welt, ja mehr als sein Leben", fügte sie noch leise hinzu.
"RAUS HIER! Lasst mich allein!" Haldir schrie nun schon fast mit aller ihm noch verbliebenen Kraft.
"Gut, wenn Ihr keine weitere Hilfe wollt und so unvernünftig seid keinen Ratschlag anzunehmen... Wenn Ihr eben jenen, der Euch so liebt, zugrunde richten wollt", antwortete Anwyn bedauernd. "Doch denkt an meine Worte. Er LIEBT euch und tut alles für euch. Wollt Ihr ihn wirklich zugrunde richten oder verstoßen?" Mit diesen Worten verließ sie tatsächlich einfach das kleine Schlafgemach.
Haldir blieb allein zurück und entgegen seines Willens bewegte er noch immer die Worte dieser Menschenfrau in seinem Herzen. Er wollte doch wütend auf Elladan sein und ihm wehtun. Aber warum eigentlich? Hatte sie vielleicht doch Recht gehabt? Ohne dass er es verhindern konnte, kullerten nun doch Tränen über seine bleichen Wangen und er hoffte, dass Elladan nicht ausgerechnet jetzt wiederkommen würde. Aus irgendeinem Grunde wollte auch er nicht, dass der Noldo seine Tränen sah, er wollte stark wirken vor ihm, so wie er es früher immer gewesen war, als er noch Hauptmann war. Jetzt schien es ihm, als sei das ein anderes Leben gewesen.
So, ich hoffe, es hat Euch gefallen und entwickelt sich in die richtige Richtung? Lasst es mich wissen, ob es euch gefiel und ob ihr noch am Ball seid und mehr wollt! Ich freu mich wie eine Schneekönigin über jedes klitzekleine Review! Alles Liebe, Ari
